Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter
Seite 2 — Nr. 291
Die Tariferhöhung der Reichsbahn
Berlin, 10. Dez. Zwischen einem Ausschuß des Reichs- Kabinetts und der Reichsbahn haben dieser Tage Verhandlungen über die Finanzlage der Reichsbahn stattgefunden. Unter anderem wurde der Vorschlag erörtert, die von der Reichsbahn zu entrichtende Beförderungssteuer zu ermäßigen. Die schlimme Finanzlage des Reichs dürfte aber eine Hilfsmaßnahme in dieser Richtung kaum gestatten. Die Frage der Tariferhöhung wurde vorläufig bis Ende Aanuar, jedenfalls bis nach dem Schluß der Haager Konferenz vertagt.
Satzungsänderung der Nokgemeinschafk der deutschen Wissenschaft
Berlin, 10. Dez. Auf Anregung des Reichsministeriums des Innern hat die Hauptversammlung der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft (Deutsche Forschungsgemeinschaft) eine Satzungsänderung dahin vorgenommen, daß ein Drittel der Mitglieder des Hauptausschusses durch den Reichsminister des Innern ernannt wird. Der Hauptausschuß wurde bereits nach dem neuen Statut umgebildet. Obwohl damit die Gefahr der Politisierung der Notgemeinschaft gegeben ist, fand der Antrag eine Mehrheit, da die Notgemeinschaft vom Reich finanziell unterstützt wird.
Eine Entschließung gegen den Abgeordneten v. Lindeiner- Dildau
Kassel. 10. Dez. Die Landesoertretung der Deutschnationalen Volkspartei, die für die Aufstellung der Parlamentskandidaten im Wahlkreis Hessen-Nassau-Wetzlar-Waldeck zuständige Parteiinstanz, nahm gestern in Anwesenheit des Herrn o. Lindeiner-Wildau mit 103 gegen 6 Stimmen bei einer Enthaltung die nachfolgende Entschließung an: „Die Landesvertetung bedauert und mißbilligt den Austritt des Reichstagsabgeordneten v. Lindeiner-Wildau aus der deutschnationalen Fraktion. Sie erwartet, daß Herr v. Lind- einer-Wildau die Fraktionsgemeinschaft wiederherstellt: andernfalls verlangt sie von ihm, daß er sein Mandat niederlegt."
Der Kieler Munilionsschmuggel vor Gericht
Kiel, 10. Dez. Vor dem erweiterten Schöffengericht begann heute vormittag der Prozeß gegen die deutschen Be- teiligten an einer im Zanuar 1928 geplanten Munitionsschiebung, die im letzten Augenblick durch die Aufmerksamkeit der deutschen Zollbeamten verhindert wurde. Wie erinnerlich, hatten diese, als sie im Kieler Freihafen die Verladung von 16 Eisenbahnwaggons Kisten, deren Inhalt als .Messingwaren' deklariert war, auf dem norwegischen Danrpfer .Aka' überwachte, bei einer Stichprobe feststellte, daß die Kisten Gewehrmunition, etwa 8 Millionen Schutz, enthielten. Die Sendung, die anscheinend über Oslo nach China gehen sollte, wurde daraufhin beschlagnahmt und eine Untersuchung eingeleitet, die nach über INjähriger Dauer nunmehr zur Anklageerhebung gegen die in Berlin wohnenden Kaufleute Schwarz, Tauf, Daugs, Veltjens und Liening, den Major a. D. Seemann und den Leutnant Protze von der Spionageabwehrstelle der Marine wegen versuchter unerlaubter Ausfuhr von Munition führte. Rach Wiedereröffnung der Sitzung verkündete der Vorsitzende den Beschluß, daß die Oeffentlichkeit und die Presse während der ganzen Dauer des Prozesses wegen Gefährdung der Staatssicherheit ausgeschlossen werde.
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Eisenbahnunglück in Namur — 17 Tote
Bei der Einfahrt in den Bahnhof von Namur (Belgien: entgleiste am Dienstag früh ein Zug, der um 5.42 Uhr von Brüssel abgegangen war.
Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Gemblaux versagten die Bremsen, so daß der Zug mit großer Geschwindigkeit die abfallende Strecke nach Namur hinunterfuhr, wo infolge der zahlreichen Weichen und Kurven die Lokomotive aridem Gleis sprang und umstürzte. Die drei ersten Wagen schoben sich ineinander und wurden zertrümmert. Nach den letzten Nachrichten sind 10 Tote und 75 Verletzte geborgen. Die Verletzten sind meist Arbeiter.
200 Wahabiten von Aufständischen getötet
London, 10. Dez. .Times' meldet aus Jerusalem, Mitte vorigen Monats sei Khalid 3bn Mohammed ein Neffe des Wahabitenkönigs 3bn Saud, mit über 200 Mann in einen Hinterhalt des aufständischen Hsrbstamms geraten und mit säst allen seinen Begleitern getötet worden.
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Württemberg
Die Betrügereien bei der Stuttgarter Milchzentrale
Stuttgart, 10. Dez. Bei der Stuttgarter Milchzentrale wurden vor einigen Monaten Betrügereien aufgedeckt, die jetzt für den kaufmännischen, sowie für den technischen Direktor und den Betriebsleiter der Stuttgarter Milchoersor- gungs-GmbH. sowie für die beiden Inhaber der Süddeutschen Degerma in Memmingen ein gerichtliches Nachspiel vor dem Amtsgericht in Stuttgart hatten. Die Stuttgarter Milchzentrale' bezog von Memmingen die in den Stahlflaschen bekannte Degerma-Milch, die aber teilweise nicht restlos abgesetzt wurde, worauf auf Veranlassung des technischen Direktors die Verschlußkapseln, die mit dem Ausgabetag versehen waren, entfernt und die Flaschen mit einer Verschlußkapfel des nächsten Tags versehen wurden. In den Tagen, an denen die Milch nicht ausreichte, wurden leere Stahlflaschen mit Stuttgarter pasteurisierter Milch aufgefüllt und als Allgäuer Degerma-Milch zu 40 ^ verkauft, obwohl die Stuttgarter Milch, die in Glasflaschen verkauft wird, nur 36 kostet. Die beiden Inhaber der Süddeutschen Degerma waren mit unter Anklage gestellt, da sie die Derfchlußkapseln geliefert hatten. Sie wurden zu je 100 Mark Geldstrafe verurteilt, während das Verfahren gegen den kaufmännischen Direktor der Stuttgarter Milchver- sorgungs-GmbH. eingestellt wurde. Bei dem technischen Direktor und dem Betriebsleiter wurde das Verfahren, da der Verdacht des Betrugs oorliegt. infolge der Unzuständigkeit des Einzelrichters av das Stuttgarter Schöffengericht überwiesen.
Enkschließuna der Deutschnakionalen Volkspartei. Im Anschluß an die Kundaebuna der deutschnationalen Führer hat sich der Landesvorstand der Deutschnationalen Volkspartei Württemberasin seiner Sitzuna vorn 7 d. M. nach eingehender Besprechung der Vorgänge in der Reichstagsfraktion einmütig für eine Zielbewusste Fortsetzung der von der Reichsparteileituna einaeschlaaenen Politik ausgesprochen. Der Landesvorstand hat dem Vorsitzenden der Partei. Dr. Hugenberg, sein volles Vertrauen ausgesprochen und wird dessen Politik tatkräftig unterstützen.
Großadmiral v. Tirvitz. der bekanntlich in Feldafing am Starnberger See lebt, hat in einem Briet den Vorsitzenden der Deutschnationalen Volksnartei in Bagern. Prof. Dr. Hilpert, aufgeforderk, die Einigkeit der Partei unter allen Umständen aufrechtzuerhalten. Die große Bewegung des Volksbegehrens gehe nicht nur um den Poungplan, sondern um die Erneuerung Deutschlands. Das scheinen die aus der Partei ausgetretenen Abgeordneten vergessen zu haben.
Die Notlage des ärztlichen Nachwuchses. Beim Stuttgarter Vertretertag der Reichsnotgemeinschaft deutscher Aerzte, der von allen Gauen Deutschlands beschickt war, fand am 8. Dezember eine Versammlung statt, die sich mit der Notlage des ärztlichen Nachwuchses und der damit verbundenen Gefahr für die Volksgesundheit beschäftigte. Der Vorsitzende der Bundesleitung der Reichsnotgemeinschaft, Professor L e j e u n e - Köln, gab einen Ueberblick über die Entwicklung des Arzttums vom Altertum bis zur heutigen Zeit. Die durch.ein unmoralisches Reichsgesetz bedingte Not innerhalb des ärztlichen Nachwuchses bedeute für den Aerztestand und für die Gesamtheit des Volkes schwerste Gefahr. Der wirtschaftliche Niedergang ziehe den moralischen nach sich. Im Nachwuchs liege die Kraft des gesamten Aerztestanves. Lasse man den Nachwuchs zugrunde gehen, dann sei das Schicksal des gesamten Aerztestandes und seine Aufgaben besiegelt. Ueber die württ. Verhältnisse sprach Dr. Heinrick Hoffmann - Stuttgart. Div Zulassungssperre zur Kassenpraxis sei niemals eine Lösung der Frage des ärztlichen Nachwuchses. In Württemberg habe man seit 1924 rund 200 Kassenarztstellen abgebaut! Dadurch untergrabe man die wirtschaftliche Existenz des gesamten ärztlichen Nachwuchses und richte ihn auch moralisch zugrunde, da rascheste Niederlassung ohne eigentliche Durchbildung als Assistenzarzt zur Ueberwindung der Sperrzeit wirtschaftliche Notwendigkeit sei. Damit werde jegliche längere Vorbildung unmöglich gemacht, die die Güte der ärztlichen Leistung bedinge. Die Volksgesundheit, die über den Parteien stehe, müsse darunter aufs schwerste leiden. Wenn der ärztliche Nachwuchs um seine Existenz ringe, so kämpfe er nicht hauptsächlich um die Zulassung zur Kassenpraxis, nicht um Geld und Geldeswert, sondern er führe einen hohen Kampf für das gesamte deutsche Volk.
Wo kommt die Technische Hochschule hin? Die Meldung, daß nunmehr die endgültige unabänderliche Entscheidung dahin getroffen sei, die Neubauten der Technischen Hochschule auf dem Weißenhofgelände zu errichten, scheint den Tatsachen vorauszueilen. Stadtverwaltung und Finanzministerium versichern, daß eine solche endgültige Entscheidung noch nicht getroffen sei.
Die Seilbahn zum Waldfriedhof arbeitet jetzt tadellos. Zu beklagen ist jetzt nur noch die schwache Benützung der Bahn an den Werktagen.
Die Sonntagsfahrkarten sind über Weihnachten gültig zur Hinfahrt am 23. Dezember von 12 Uhr mittags an, ferner am 24., 25. und 26. Dezember; zur Rückfahrt am 25. und 26. Dezember, am 27. Dezember bis spätestens 9 Uhr vormittags. Ueber N e u j a h r: zur H i n- fahrt am 31. Dezember von 12 Uhr mittags an, ferner am 1. Januar; zur R ü ck f a h r t am 1. Januar, am 2. Januar bis spätestens 9 Uhr vormittags.
Aus dem Lande
Ludwigsburg, 10. Dez. Auszeichnung. Die Firma E. F. Walcker u. Cie., Orgelbauanstalt, Ludwigsburg, welche im Festsaal des Nationalpalastes auf der Weltausstellung in Barcelona eine große 150-registrige Konzertorgel ausgestellt hat, ist die höchste Auszeichnung, der Große Preis (Grand Prix) zuerkannt worden.
Waiblingen, 10. Dez. Petri Heil. Ingenieur Lam - prechter hatte das seltene Glück, in der Rems einen Spiegelkarpfen von ungewöhnlicher Größe zu fangen. Der Fisch hatte eine Länge von 68 Cm., wog 12 Pfund und war mindestens 25 Jahre alt.
Buttenhausen. OA. Münfingen, 10. Dezember. Marmorvorkommen im Lautertal? Seit einigen Wochen hat der hohenlohifche Rutengänger Fr. Häfner aus Kirchberg/Jagst seine Forschungen nach einem Natureingang zu den Schachen- und Fladthofhöhlen wieder ausgenommen. Bei dem Versuch, am Hang bei Buttenhausen auf einen Gang zu stoßen, hat man, wie der „Reutlinger Generalanzeiger" berichtet, in der Tiefe von 8 Meter ein fleischfarbenes Marmorlager, das vermutlich 15 Meter tief gelagert ist, freigelegt. Die weiteren Forschungen sollen ergeben haben, daß der Schachen früher ein Vulkan war, der seine Laoaströme m das Lautertal ergossen hat, die in einer Länge, vom Fuß des Schachen aus berechnet, von etwa 1000 Meter und in Breiten bei 3 Strömen von 30, 50 und 80 Meter festgestellt wurden. Nun ist am Nordabhang des Schachen ein Natureingang, der unter den Felsen in den unter dem Schachen liegenden Hohlraum führt, entdeckt worden, von dem aus dann die Hohlräume auf dem Fladt- hof zu erreichen wären! Nach dem genannten Blatt wäre es nicht ausgeschlossen, den vom Schachen aus in nordwestlicher Richtung zu führenden Minerallauf im Lautertal bei Bu'lenhausen oder im Ermstal bei Urach als eine Thermalquelle zu erschließen.
Dettingen a. d. Erms, 10 Dez. Ein unehrlicher Finder. Vor einigen Tagen verlor ein hiesiger Einwohner auf dem Weg zum Bahnhof den Geldbeutel mit einem Geldbetrag von 140 Mark, einer Jagdkarte und verschiedenen Silbermünzen. Alle Nachforschungen blieben ohne Erfolg. Gestern fanden nun spielende Kinder in einem Garten an der Bahnhofstraße einen zerrissenen Geldbeutel und Teile von Geldscheinen. Da sich außerdem noch Teile einer Jagdkarte vorfanden, bestand kein Zweifel mehr, daß es sich um den genannten Verirrst handelte. Von den Geldscheinen können etwa 120 Mark wieder eingelöst werden. Die Beweggründe für dies« Handlungsweise sind nicht bekannt. Entweder handelt es sich um einen Racheakt oder aber um die sinnlose Tat eines vom schlechten Gewissen geplagten Finders.
Mittwoch, 11. Dezember 1329.
Die Postdirektion Stuttgart hat beim hiesigen Stadtschultheißenamt ein Genehmigungsgesuch für den Bau eines - ^ Zwischen Postgebäude und Cafe Moser
m 32 Meter Hohe errichtet werden soll, etngereicht. Dieser Plan wurde, wie der „Schorndorfer Anzeiger" berichtet, in überragenden Turmform (7 Stockwerke mit einer Grundfläche von 11,5 mal 7,00 Meter) das Städtebild Schorndorfs sehr wesentlich beeinflussen.
Hofs OA. Leutkirch, 10. Dez. Eine Riesenlinde. 3m benachbarten Bimmlings wurde dieser Tage eine Riesenlinde gefällt, deren Stamm auf dem Stock einen Durchmesser von 2,3 Meter hat. Da die Aeste der gewaltigen Baumkrone zum Test 70—80 Zentimeter Durchmesser haben, wird der gesamte Holzertrag auf über 20 Kubikmeter geschätzt. Das Alter der Linde übersteigt 200 Jahre. Voriges Jahr hat sie ein Blitzstrahl ins Herz getroffen. Seitdem kränkelte sie.
Aus Stadt und Land
Nagold» den 11. Dezember 1929.
Es ist ein großer Trost in Widerwärtigkeiten, wenn man sich immer einige Jahre älter denkt; wer die Welt kennt, weiß, was einige Jahre für Veränderungen machen. * Ew. v. Kleist.
Hohes Alter
Am Freitag dieser Woche feiert Frau Marie Henne Wwe., geb Eutekunst — gebürtig aus Schietingen — in körperlicher und geistiger Frische ihren 80. Geburtstag. Wir wünschen der Hochbetagten noch sonnige Tage in ihrem Lebensabend.
Württ. Volksbühne
Die Werbevorstellung der Württ. Volksbühne am Samstag, den 30. November hat gezeigt, welch starkes Bedürfnis in der hiesigen Bevölkerung nach guter dramatischer Kunst besteht. Wir freuen uns darüber und geben uns der Hoffnung hin, die württ. Volksbühne noch öfters, ja regelmäßig in angemessenen Zeitabständen hier wieder zu sehen. Eines ist aber dafür notwendig: die Württ. Volksbühne kann heute bei dem großen Risiko einer Wanderbühne nicht mehr ohne Garantie spielen. In allen von ihr besuchten Städten — es sind nahezu 40 — bestehen deswegen Theatergemeinden, die bereit sind, diese Garantie zu übernehmen. Wenn wir also wollen, daß die Württ. Volksbühne auch weiterhin ihre Gastspiele hier gibt, so ist dafür notwendig, ihr diese Garantie zu verschaffen. Und das können wir nur, indem wir uns alle ohne Unterschied des Standes, des Berufes oder der Partei Zusammenschlüßen. Wir bitten deshalb alle, die Freunde eines guten Theaters sind, sich in dieLi- sten e i n z u z e i chn e n, die in der Zeit bis z u m 6. I a- nuar 1930 in den Buchhandlungen Zaifer und Klumpp in Nagold und Lauk in Altensteig aufgelegt sind. Wir denken daran, von der Württ. Volksbühne in diesem Winter noch zwei Vorstellungen abzunehmen und zwar soll die erste Ende Januar und die andere anfangs April stattfinden. Die eingezeichneten Mitglieder erhalten dabei Vorzugspreise.
Erfolge der Nagolder Kaninchenzüchter
Bei der am Sonntag, den 8. ds Mts. in Liebenzell stattgefundenen Gauausstellung für Kaninchen konnten der Nagolder Verein mit 11 ausgestellten Tieren 1 Ehrenpreis, 2 erste, 1 zweiten und 4 dritte Preise erringen. Wir gratulieren!
Untertalheim, 10. Dez. Viehzählung am 2. Dez. 1929. Pferde 36 (1928: 38), Rindvieh, 396 (403), Schafe 160 (160), Schweine 333 (294), Ziegen 45 (65), Federvieh 1623 (1508) und Bienenvölker 93 (73).
Wiesenstetten, 10. Dez. Schultheiß Hank bittet um Pensionierung. Schultheiß Hank hat beim Oberamt um seine Pensionierung bis 1. Februar 1930 nachgesucht. Ein immer stärker auftretendes Augenleiden hat ihn gezwungen, in den wohlverdienten Ruhestand zu treten. Schultheiß Hank ist 72 Jahre alt und 31 Jahre im Amt. Er ist der älteste Ortsvorsteher des Bezirks und war noch ein lebenslänglich gewählter. Eine Neuwahl dürfte bis anfangs Februar erfolgen.
Freudenstadt, 10. Dez. Die Frage der Verbesserung der Staatsstraße Freudenftadt-Wildbad zwischen Schönegründ- Besenfeld (sogen. Erzsteige) hat u. a. den schon vor Jahrzehnten erörterten Plan des Baues einer Höhenstraße von Besenfeld nach Freudenstadt — etwa im Anschluß an eine Straße Calmbach-Simmersfeld-Fünfbronn-Besenfeld — wieder aufleben lassen. Die württ. Ministerialabteilung für den Straßen- und Wasserbau hat, einem Wunsche der Amtslörperfchaft entsprechend, im Laufe dieses Sommers einen allgemeinen Entwurf einer solchen Straße ausarbeiten lassen. Am 12. Dezember, nachm. 2 Uhr, findet, wie wir hören, im „Löwen" in Besenfeld eine Jnteressen- ten-Besprechung über diese Angelegenheit statt.
Aus aller Welt
Me Handelskammern in Deutschland. 3m Deutschen Reich gibt es gegenwärtig 128 deutsche und 87 ausländische Handelskammern: 26 deutsche Handelskammern ver- treten im Ausland die Interessen des deutschen Außenhandels. In den letzten Jahren hat sich bei den Handelskammern immer mehr die Neigung zu einer Abrundung der Kammerbezirke nach wirtschaftlichen und verwaltungspolitischen Gesichtspunkten durchgesetzt. So hat sich bei einer großen Zahl von Handelskammern der Gebietsumfang seit der Vorkriegszeit erheblich vergrößert. In sämtlichen deutschen Handelskammern wurden am 1- April 1929 rund 450 000 beitragspflichtige Betriebe gezählt. Davon entfallen mehr als die Hälfte auf die preußischen und rund ein Viertel auf die bayerischen und hamburgischen Handelskammern. Besonders hohe Zahlen beitragspflichtiger Betriebe weisen die Handelskammern Berlin, Hamburg, München und Frankfurt a. M. auf. Die deutschen Auslandshandelskammern sind, im Gegensatz zu den Inlands-Handelskammern, rein private Einrichtungen der deutschen Handels- welt zur Vertretung ihrer Interessen. Eine iinanzielle Unterstützung durch das Reich erhalten sie nicht.