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oer ,panischen Wersch,ung von 1876 überhaupt zweckmäßig sei.
Primo de Rivera ist viel angefeindet worden, aber die weitaus größte Mehrheit des spanischen Volks dankt chm, i»aß er das Land aus der Parteiwirtschcht herausgerissen und wieder Ordnung in Verwaltung und Finanzen gebracht hat.
Der Strafantrag im Siegelsdorfer Eisenbahnprozeß
Fürth i. B., 9. Dez. Am 21. Verhandlungstag des Prozesses wegen des Siegelsdorfer Eisenbahnunglücks beantragte Erster Staatsanwalt Heuwieser nach fünfstündigem Plai- doyer gegen den Oberbahnmeister Stuhlfauth 3 Jahre Gefängnis, gegen den Rottenführer Volland 1 Jahr Gefängnis und gegen den Streckengeher Greller 1 Monat Gefängnis. Der Staatsanwalt erklärte, die Annahme der Reichsbahndirektion Nürnberg, daß ein Anschlag vorliege oder daß der Unglückszug übermäßig schnell gefahren sei, habe sich als falsch herausgestellt In dem Gutachten des von der Verteidigung geladenen Reichsbahnoberrats Woehrl seien Grundsätze zum Ausdruck gebracht, daß man sich nicht zu wundern brauche, daß BayerndenRekordanEisen» dahnunglücken halte. In diesem Prozesse müsse ein a b- f ch r e ck e n d e s B e i s piel gegeben werden, um derartige, auf der Nachlässigkeit von Eisenbahnbeamten beruhenden Eikenbahnunglücke für alle Zukunft zu verhindern.
Württemberg
Stuttgart, 9. Dez. Lage des Arbeitsmarkts. Am 4. Dezember 1929 waren in der versicherungsmäßigen Arbeitslosenunterstützung 58926 Personen, in der Krisenunterstützung 9124 Personen. Die Gesamtzahl der Unterstützten stieg um 5266 oder 8,3 v. H. von 63 084 Personen aus 68 350 Personen; davon kamen auf Württemberg 25 728 gegen 23 173 und auf Baden 42 622 gegen 39 911 am 27. November 1929. Im Gesamtbezirk des Landesarbeitsamts kamen am 4. Dezember auf 1000 Einwohner 13,5 Hauptunterstützungsempfänger gegen 12,5 am 27. November und 11,2 zur gleichen Zeit des Vorjahrs.
Ernennungen. Der Staatspräsident hat den Landrat Haug, Oberamtsvorstand von Künzelsau, Berichterstatter im Innenministerium, zum Oberregierungsrat der Besoldungsgruppe 2 daselbst und den Regierungsrat Vothner, Oberaiptsverweser in Künzelsau, planmäßig bei der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim, zum Landrat in Künzelsau ernannt.
Gedenksteineinweihung für die 264. Infanterie-Division. Als letzte der zehn württ. Felddivisionen hat am Sonntag vormittag die 204. Jnf.-Division für ihre Toten auf dem Waldfriedhof eine Ehrensäule geweiht und damit den Schlußstein gesetzt in dem Ehrenhain der württ. Armee zur Ehre der im Weltkrieg gefallenen 82 000 Württemberger. Die 17 Gedenksteine und 6 Gedenktafeln, die in der weihevollen Waldkirche vereinigt sind, bilden ein eindrucksvolles Denkmal, wie es keine Stadt und kein Land sonst besitzt. Generalmajor a. D. Stühmke hielt die Gedächtnisrede. Anschließend sprachen noch die Feldgeistlichen, Dekan Kappus und Stadtpfarrer Notz.
Wohltätigkeitsball des Württ. Offiziers-Bundes. Der Offiziersverein Stuttgart (Ortsgruppe des Württ. Offiziers- Bundes) hat am Samstag abend in den Räumen der Liederhalle einen Wohltätigkeitsball für den „Fritz v. Gem- mingen-Fonds" zugunsten der notleidenden Kameraden und der bedürftigen Hinterbliebenen veranstaltet, der von den Angehörigen des Vereins und zahlreichen Gästen sehr gut besucht war. Der Ball nahm einen sehr guten Verlaus.
Die Technische Hochschule kommt auf den Weißenhos. Wie die „Südd. Ztg." hört, ist nun die endgültige Entscheidung getroffen, daß die Technische Hochschule auf den Weißen- bo f kommt. Für den Hochschulneubau wurden von Professor B ona tz neue Pläne ausgearbeitet. Der Staat wird seinen Anteil am Wasen in der Größe von 15 Hektar an die Stadt abtreten und der Staat erhält das Weißenhofgelände. Die Frage mußte deshalb nun endlich entschieden werden, weil in Bälde mit dem Bau des Luftfahrtinstituts für Professor Madelung-Berlin begonnen werden muß. Nach dem neuen Bonatzschen Plan wird dem Wunsch des Oberbürgermeisters, daß die Aussicht auf dem Meißenhof erhalten bleiben möge, vollkommen Rechnung getragen. Auf die Höhe werden nur der Hauptbau, die naturwissenschaftlichen Institute, Chemie und Physik zu stehen kommen, während alle technischen Institute, unmittelbar hinter der Kunstgewerbeschule beginnend, zusmnmengezogen werden. Durch diese Verschiebung der einzelnen Bauten wird natürlich auch kein solch wertvolles Gelände benötigt, wies dies nach dem ersten Plan der Fall gewesen wäre.
Die Bauabteilung des Genre inderats hat beschlossen, den vom städtischen Hochbauamt angefertigten Plan für die neue städtische Siedlung mit 400 Wohnungen auf dem Gebiet zwischen Ulmer-, Mühl- und Ackerftraße in Wangen auszuführen.
Zur Eingemeindung Rotenbergs — Protest gegen Eßlingen. Nachträglich wird bekannt, daß in einer Sitzung des Rotenberger Gemeinderats im vergangenen Monat ein Protest gegen einen Beschluß des Bezirksamts Eßlingen in Sachen der Eingemeindung Rotenbergs nach Stuttgart gefaßt wurde. Dieser Stellung des Bezirksrats gegenüber wird vom Gemeinderat entgegengehalten, daß die wirtschaftlich schwache Gemeinde Rotenberg einen Schuldenstand von 116 000 Mark habe und sie außerstande sei, diese Schuld zu verzinsen und zu tilgen, zumal nennenswerte Steuerquellen fehlen.
Leonberg. 9. Dez. Schwerer Autounfall bei einer Schwarzfahrt. Samstag nacht kam ein Auto, dessen Führer und Insassen anscheinend nicht mehr nüchtern waren, die Rutesheimerstraße her. Bei der großen S-Kurve fuhr der Führer gerade aus. Das Auto kam in den Straßengraben, stieß mit voller Wucht auf einen Markungsstein auf und wurde 11 Meter durch die Luft geschleudert. Der Führer erlitt einen Rippenbruch, ein Fräulein sehr schwere Verletzungen, während zwei weitere Herren mit leichteren Verletzungen davonkamen. Ein von Bot- nang kommendes Lastauto nahm die Verunglückten auf und brachte sie ins hiesige Bezirkskrankenhaus. Die verunglückte Autofahrt war eine Schwarzfahrt. Das Auto ist schwer zugerichtet.
Zuffenhausen, 9. Dez. Selbstmord. Ein kaum 17- jähriger Lehrling, in der Altstadt wohnhaft, war seit einiger Zeit magenkrank. Er glaubte anscheinend nicht an Wiederherstellung und machte in einem Anfall von Schwermut seinem Leben durch Erschießen ein Ende.
Nagoldcr Tagblatt „Der Gesellschafter"
Backnang, 9. Dez. Weihe des erneuerten gotischen Chors der Stiftskirche. Zu einem erhebenden Festtag für die hiesige evang. Kirchengemeinde gestaltete sich die gestern vollzogene Weihe des erneuerten gotischen Chors unserer Stiftskirche. Dieser Chor ist um 1500 an die aus dem 11. Jahrhundert stammende, sonst romanische Kirche angsbaut worden und wurde nun erneuert. In der Hauptsache wurden die Orgel und dis Orgelempore entfernt, fünf neue Fenster in Glasmalerei eingesetzt und ein neues umklappbares Gestühl eingebaut. Entfernt wurde außerdem der alte Hochaltar. An seine Stelle traten ein an der Ostwand auf- gestellter kleiner Altar und ein Taufstein. Auch Wände, Rückengewölbe und Decke wurden neu gemalt. Ebenfalls wurde ein neuer Hauptaltar zwischen Chor und Schiff aufgestellt. Eine Ueberraschung war bei diesen Aenderungen dis Entdeckung einer unterirdischen Krypta, die einstmals als Raum für Totenmessen und zur Aufbewahrunq von Reliquien gedient haben mag. Man fand in dieser Krypta einen wohl 1000 Jahre alten steinernen Altar, der mit Ausnahme der Deckenplatte noch gut erhalten ist, ebenso einen Beckenstein zur Reinigung der Meßgeräte. Die zweite Ueberraschung brachte die Auffindung mehrerer Grabstätten badischer Markgrafen, die mit schweren Steinplatten zugsdeckt waren, unter denen sich dann steinerne Särge mit den Gebeinen vorfanden. Die Krypta ist einfach und würdig wiederhergestellt worden. Pietätvoll fanden die Särge in ihr Aufstellung, und das Ganze ist setzt der Besichtigung zugänglich gemacht worden. Die Stiftskirche ist durch ihre Sehenswürdigkeiten weithin be- könnt.
Estrvangen, 9. Dez. Drei Frauen tot aufgefunden. Gestern nacht wurden drei alleinstehende Frauen, die beiden über 50 I. alten Schwestern Theresia und Emilie E s- s e r und die 70 I. alte Elisabeth Wiest, in ihrer gemeinsamen Wohnung tot aufgefunden. Die Todesursache erscheint nach den ersten Untersuchungen rätselhaft und man muß daher das Ergebnis der Sektion abwarten. Auffallend ist, daß in demselben Haus vor etwa zwei Jahren Frl. Baur tot aufgefunden wurde: in diesem Fall lag Gasvergiftung vor.
Wie festgestellt wurde, ist der Tod der 3 Personen bereits in der Nacht zum Sonntag eingetreten. Anzeichen eines gewaltsamen Todes waren nicht vorhanden. Man vermutet, daß die eine Frl. Esser zuerst starb und daß ihre Schwester und Frl. Wiest an einem durch Schrecken her- oorgerufenen Herzschlag gestorben sind. Die Leichen wurden von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt.
Reutlingen, 9. Dezember. Tödlich überfahren. Am Samstag nachmittag überfuhr in der Albstraße beim
neuerstellten Schwimmbad ein Psullinger Auto eine etwa 40 Jahre alte Frau namens Lehmberger aus Eningen. Die Frau war sofort tot. Der Schuldige konnte noch nicht sestgestellt werden.
Tübingen, 9. Dez. A m ts v e r s am m lu n g. In der Amtsversammlung im großen Festsaal des Rathauses wurde der Betrag für Förderung des Wohnungsbaus durch Gewährung von Zwischenkrediten für das Jahr 1930 auf 250 000 Reichsmark erhöht. Der von der Oberamtspflege vorgelsgte Voranschlag für 1929 mit Nebenvoranschlägen sieht an Einnahmen 245 000 NM-, an Ausgaben 681 000 RM. vor und ergibt eine Unzulänglichkeit von 435 000 RM., die in voller Höhe durch eine Umlage aufgebracht werden soll. Gegenüber dem Vorjahr ist eine Erhöhung von 25 000 RM. aufzuweisen, die durch das Hereinnehmen des Jugendamts in die Amis- körperschaft teilweise begründet ist.
Empfang des Freiherrn von König-Warthausen in seiner Heimatstadt
Biberach, 9. Dez. Die alte Reichsstadt Biberach bereitete dem Jungslieger Baron Freiherr von König-Wartha ufen einen würdigen schlichten Heimatempfang unter stärkster Anteilnahme der ganzen Bevölkerung, sowie prominenter Vertreter der württ. Industrie und Wirtschaft, des Lustfahrtverbands und des oberschwäbischen Adels. Als Vertreter der Stadt begrüßte Herr Stadtschultheiß Ham - mer den Sohn der Heimat herzlichst. Landrat Risch überbrachte die Grüße und Wünsche des Bezirks und im Namen der technischen Heimatverbände beleuchtete Herr Direktor Pirrung die Leistung des jungen Schwaben unter Ueberreichung einer von Kunstbildhauer Reitz- b a ch, Stuttgart, sehr gut ausgeführten Bronze-Plakette. Darin kam der Dank der Heimat sichtbar zum Ausdruck. Die fachmännische Erklärung des Wagemuts und der großen Fahrt gab in beredten Worten als Vertreter des Luftfahrtsverbands Major Palmer. Der Süddeutsche Rundfunk übertrug die Veranstaltung, bei der die Stadtkapelle und der Liederkranz die musikalische Umrahmung übernommen hatten. Die eigene Schilderung des Jungfliegers über seinen Flug war sehr interessant und wurde beifällig ausgenommen. Anschließend gab die Stadt ein Essen im engsten Kreis im Hotel Rab, in dessen Verlauf der Jungflieger von vielen Rednern, darunter Frau Gräfin Brande n st e i n - Z e p p e l i n gefeiert und geehrt wurde. Die Heimat hat alles aufgeboten, um dem Weltumsegler ihre Anerkennung zu zollen.
Aus Stadt und Land
Nagold, den 10. Dezember 1929.
„Schuster bleib bei deinem Leisten". Der Racheschrei aller Schuster gegen Hans Sachs.
Advent und wir Mütter
Adventszeit heißt Wartezeit. Ein stilles, heimliches Freuen mitten in grauer, farbloser Winterstarre. Ein Freuen auf etwas, das noch leuchtender, goldener und haltbarer kommen muß, als es unsere aufjauchzende Herbstpracht dies Jahr gewesen ist.
Jahraus, jahrein wird uns diese Wartezeit geschenkt, uns allen, ob wir sie freudig begrüßen oder sie gleichgültig hinnehmen, ob wir durchs Leben pendeln und es ohne innere Wahrhaftigkeit zu gestalten suchen, oder ob wir mit ehrlichem Wollen den Ernst der Zeit auf uns wirken lassen und uns bemühen, dem Zickzackkurs eines wankenden, schwankenden Heute in die Zügel zu fallen. Sie kommt und fordert Selbstbesinnung.
Schon in dem Wort „Adventus" liegt, was sie will, ein „Dazukommen", ein Neues. Ernst und unerbittlich tritt sie, zumal an uns Mütter heran, an uns, die wir berufen sind, aus unserem natürlichen, feinen, weiblichen Instinkt heraus den heutigen Begriffsverwirrungen entgegenzutreten. „Laßt endlich, endlich ein Neues werden, ehe es zu spät ist", ruft sie uns zu. „Laßt es Wurzel fas-
Dienstag, 10. Dezember 1823.
sen, wachsen, und für eurer und eurer Kinder Leben bestimmend werden, damit das schamlose Verdunkeln der Eewissensklarheit, wie es unseren Kindern überall entgegentritt, machtlos an ihrem inneren Halt zerschelle".
Ob diese Wartezeit zur Vorbereitungszeit werden kann? Liegt nicht auch das an uns Müttern, die wir in winterlich stillen Abendstunden die Familie zu sammeln haben? Ob Kräfte gestählt werden in diesen heimeligen aufs Freudemachen eingestellten Vorweihnachtswochen, ist das nicht Muttersache? Wann mehr als jetzt Hütten wir- die Möglichkeit, unserer Jugend selbstlose Liebe, Hingabe und Opferbereitschast zu zeigen? Sie im eigenen Kreis und am Schicksal unseres Volkes sehen zu lernen, daß nur dann ein Neues kommen kann, wenn wir uns redlich mühen, das Ganze über das liebe eigene Ich zu stellen?
Nie noch wie gegenwärtig, muß uns Müttern in diesem Sinne Advent werden zum Advent. Denn nie noch ist unser mütterliches Versagen so folgenschwer in Erscheinung getreten wie heute. Wir haben eine ungeheuer schwere Schuld wieder gut zumachen! Weibliche Eigensucht, verbunden mit einem Mangel an Erziehungsfähig- keit und Erzieherwillen hat eine Jugend heranwachsen lassen, deren Tun uns vielfach den Atem raubt. Nicht der Krieg war's, hinter den man sich im Anblick der Jungen so gerne feig verschanzte. Wir waren's, die wir in den schweren Notzeiten des Vaterlandes unserer Jugend nicht die rechte Mutterführung zuteil werden ließen. Notzeiten können gerade der Jugend doppelt zu Segenszeiten werden, wenn sie sehen gelehrt wird, was uns diese Not sagen soll, was sie aus uns zu machen die Aufgabe hat. Daran aber hat es gefehlt. Wir Mütter haben uns die Jnstinkt- sicherheit nehmen lassen, die wurzelt in tiefinnerster Eott- verbundenheit und aus ihr seine ewigen Wahrheiten schöpfte. Wir haben in der Erziehung die Sittengesetze beiseite geschoben, die doch in ihrer durch nichts anderes zu ersetzenden Einfachheit und Klarheit schon Jahrtausende vor den Juden-Völkern sittlichen Halt und damt Aufstieg, Wohlstand und Einfluß gegeben haben. Daß die Frauenseele sich als innere Fiihrerin, als Hüterin der Sitte, als Bewahrerin des köstlichen Volksgutes, seiner Kinder, wieder finde, das ist's, was wir brauchen und wozu uns die Adventszeit helfen möchte. Frau H. K.
Zur Aufnahme in die Lehrerseminare
Das Seminarrektorat Nagold bittet uns um Aufnahme der nachstehenden Mitteilungen:
Da erfahrungsgemäß die amtliche Bekanntmachung im Staatsanzeiger häufig übersehen wird und immer wieder Anmeldungen verspätet erfolgen, werden die Eltern und Lehrer auch auf diesem Wege nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß auch im Frühjahr 1930 wieder Schüler und Schülerinnen in allen Württ. Lehrer- und Lehrerin-Bildungsanstalten ausgenommen werden. Nach der amtlichen Bekanntmachung im Staatsanzeiger vom 26. November Nr. 278 müssen die Gesuche durch die Bezirksschulämter, bei Schüler höherer Lehranstalten durch das betr. Rektorat oder Vorsteheramt bis spätestens 20. Dez. dem Evang., bezw. Katholischen Oberschulrat vorgelegt werden. Die anzumeldenden Schüler sollen am 1. Mai 1930 das 13. Lebensjahr vollendet und das 16. nicht überschritten haben. Üeber die den Gesuchen beizu- legenden Papiere gibt die amtliche Bekanntmachung genauen Aufschluß. Die Aussichten auf sofortige Anstellung nach Erstehung der ersten Dienstprüfung sind als durchaus günstig zu bezeichnen, da noch für längere Zeit mit einem gewissen Lehrermangel zu rechnen sein dürfte. Ueber die Ausbildungskosten usw. erteilt das Eeminar- rektorat Nagold jederzeit gerne mündliche oder schriftliche Auskunft.
Kriegerwaisenhaushaltungsschuleaufdem Heuberg
Der nächste Jahreskurs beginnt am 1. Mai 1930 und endet März 1931. Anmeldungen sind bis spätestens 1. Januar 1930 bei der Bezirksfürsorgebehörde Nagold einzureichen, unter Vorlage eines ärztlichen und eines ausführlichen Schulzeugnisses, sowie eines selbstgeschriebenen Lebenslaufs.
Das Ziel der Haushaltungsschule ist 1. aus der Volksschule entlassene Kriegerwaisen in alle Gebiete der Hauswirtschaft 'einzuführen und praktisch und theoretisch auszubilden; 2. sie körperlich zu kräftigen und zu stählen, daß sie den Anforderungen eines Berufs gewachsen sind. 3. sie in ihrer geistig-sittlichen Entwicklung zu fördern, zur Selbständigkeit zu erziehen und ihre natürlichen Anlagen zum Fraulichen, Mütterlichen und Hausfraulichen zu entwickeln. ^
Rohrdorf, 9. Dez. Die neue Kanzel unserer Pfarrkirche wurde gestern — sie war deshalb geschmückt worden — erstmals benützt. Seit Anbringen des Kriegerdenkmals an dem gebrochenen Eck in der Kirche machten sich zwei Uebelstände unlieb bemerkbar. Die Echall- decke der Kanzel und der Baldachin des Kriegerdenkmals gaben, weil zu eng nebeneinander, dem Kircheninnern ein ungutes, nicht harmonisches Bild. Sodann wurde der Prediger auf der Emporenseite über dem Haupteingang nicht gut verstanden. Man war deshalb genötigt, die Kanzel etwas vorzurücken. Der Verein für christliche Kunst ist hierzu mit seinem Gutachten bereitwillig beigestanden. Die Fa. Glatte L Weigele in Degerloch-Stuttgart hat den Plan entworfen und überwachte auch die von den hiesigen Handwerksmeistern übernommene Ausführung. Die neue Kanzel macht einen etwas kühlen, fast klassischen Eindruck. Aber nur für den Augenblick. Aus ihr spricht der neue Kirchenbauschritt heraus, der in einfachen, stabilen, massigen Linien sich neue Wege sucht. Gewiß, das Auge muß sich erst daran gewöhnen. Man wird aber mit der Zeit sich auch mit dieser Stilart befreunden, die den göttlichen Elaubens- wahrheiten das Kircheninnerei- und äußere anzupassen bemüht ist. ^
Viehzählungen
Altensteig. 9. Dez. Pferde 33 (36). Rinder 167 (180), Schafe 142 (0). Schweine 104 (119), Ziegen 89 (99). Federvieh 2904 (2394), hiebei sind es Gänse 234 (241),- Enten 213 (235). Hühner 2457 (1918). Ferner wurden 117 (94) Bienenstöcke gezählt. Die Zahl der Vieh besitzenden Haushaltungen betrug 1928 238, 1929 229. Es ist also eine Abnahme der Pferde und des Rindviehs, der Schweine und der Ziegen, dagegen eine Zunahme der Hühner (durch die beiden Farmen) zu verzeichnen.
Freudenstadt, 9. Dezember. Im Stadtbezirk Freudenstadt einschließlich Kniebis und Zwieselberg wurden gezählt: Tierhalter 510 (522), Pferde 116 (123). Milchkühe 355 (389), Gesamtzahl des Rindviehs 433 (482), Schafe 12 (15), Gesamtzahl der Schweine 212 (212), Gesamtzahl der Ziegen 203 (227), Gesamtzahl des