Seite 2 Nr. 281

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Freitag, 29. November 1929.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 29. November 1929.

. . . Die Zeiten vergeh'n es vernarben die Wunden, und arglos über die Stätten des Mord's, wandelt ein junges Geschlecht. Emanuel Geibel.

Die Sprache des Jägers

Ein jeder Beruf hat neben seinen Besonderheiten vor allem im Sprachgebrauch bestimmte Ausdrücke, die nur den Zunftgenossen recht verständlich sind. Jahrhundert- alte Tradition ist's, die das Weidwerk auch heute noch vor den Jagdgebräuchen anderer Völker auszeichnet. Durch die Ueberlieferung von Geschlecht zu Geschlecht hat sich auch die Jägersprache, nicht zu verwechseln mit Jäger­latein unverkümmert erhalten, obwohl sie mancher gern ausgerottet gesehen hätte.

Wie spricht nun der Jäger vom meist bekannten Wild? Wie hübsch, wenn man bei hinein Sommerspaziergang einen Hasen auf den Hinterbeinen sitzen sieht, der dann ein Männchen macht und mit den Ohren wackelt. Ja, da fängts gut an. Der Hase setzt sich nämlich auf die Hinter­läufe. er macht dann einen Kegel und spielt dazu mit den Löffeln. Der arme Hase besitzt auch keinen Schwanz, son­dern jenes zu Puderquasten mit Vorliebe benutzte Gebilde heißt dieBlume". Statt Augen hat er Seher.

Die nächste Wildart, die oft unser Entzücken erregt, ist das zierliche Rehwild. Da gibt es einen Bock und eine Ricke oder Eais, dazu im Frühjahr Bockkitz oder Rehkitz, die übers Jahr Bock und Schmalreh genannt werden. Der Back hat kein Geweih u. keine Hörner, sondern ein Gehörn, das erWinters abwirft u. es schon wenigeTage darauf neu zu bilden anfängt. Die Erunlage des Gehörns sind die Ro­senstöcke, darauf sitzen die Rosen, an die sich die Stangen mit Perlen und Enden anschließen. Auch die Rehe laufen nicht, sie ziehen, trollen oder gehen flüchtig ab, in letzterem Falle pflegen sie ihrem Mißmut Ausdruck zu geben und zu schimpfen. Dabei schimpft jedes für sich, der Bock schreckt, die Ricke schmält, das ganze klingt wie ein tiefesBööh" und ist geeignet, harmlose Wanderer mit Entsetzen zu er­füllen. Hoch- und Rehwild gehören zu den Zweihufern und werden Schalenwild genannt. Ihre Hufe heißen Schalen, auf den sie ziehen, trollen oder flüchtig abgehen.

Sind mehrere Sauen zusammen, so heißt man diese s Versammlung eine Rotte. Diese kann aus Bachen mit Frischlingen, einigen Ueberläufern (Frischlinge vom vor­hergehenden Frühjahr) bestehen.

Rebhuhn u. Fasanen, diese schmackhaften Vögel, haben keineVeine, sondern Ständer, derenWeg als Geläuf bezeichnet wird. Ihre Flügel werden Schwingen genannt, das hufeisenförmige Gebilde brauner Federn aus der Brust des Rebhahnes heißt Schild. Die langen bunten Schwanzfedern des Fasanen bilden ein Schwert, das ihm beim Streichen als Steuer dient. Fasanen streichen abends aus bestimmte Bäume und bäumen dort auf. um eine ge­ruhsame Nacht zu verbringen. Nach Ueberlieferung eini­ger. wenig glaubhafter Jäger soll Aufbaumen auch beim Hasen Vorkommen.

Wer hätte wohl geglaubt, daß der alte ehrliche deut­sche Rotfuchs, der den stolzen Nacken mancher Schö­nen ziert, einen Bau hat, in dem er aus- und einfährt, um schließlich darin zu stecken und von den frechen Dak- keln gesprengt oder von ihnen b'egraben zu werden. Die Zeit seiner Liebe ist die Rollzeit. Der Fuchs hat weder Augen, noch Ohren, keine Beine und keinen Schwanz. Da­für kann er aber grünschillernde Lichter, ein paar Lauscher, denen kein Geräusch entgeht, flinke Läufe und eine präch­tige Lunte aufweisen. Stirbt der Fuchs, so verendet er und dann gilt sein Balg. *

Dienftnachrichten

Durch die 2. Dienstprüfung ist zur ständigen Anstellung an evangelischen Volksschulen für befähigt erklärt worden: Will,. P r o ß-LudwigsburcZ-Nagold, z. Z. Plattenhardt.

Eine fahrbare Schulzahnklinik für die Bezirke Lalw-Nagold'Neuenbiirg

Die Zahnpflege bei Schulkindern liegt auf dem Lande vielfach noch sehr im argen und gerade in unserem Bezirk findet man bei den Kindern oft sehr schlechte Zähne. Die Zahnpflege scheitert zum Teil an den Auslagen, aber auch die weiten Entfernungen zur Klinik tragen schuld. Da nun eine richtige Zahnpflege für die Gesundheit des Körpers sehr wichtig ist, wird, wie das Calwer Tagblatt meldet, von einsichtiger Seite gefordert, es möchte eine amtliche Fürsorge für die Zahnbehandlung aller Schulkinder ein­geführt werden. So nimmt der Oberamtsarzt, Medizinal­rat Dr. Lang in seinem Bericht über die Gesundheits­verhältnisse in den Oberämtern Calw und Neuenbürg Stellung zu der Schulzahnpflege und führt dazu aus, daß die Gebisse der Kinder wohl infolge der Wasserbeschaffen­heit schon von Natur aus recht ungünstige seien. Das noch mangelnde Verständnis der Allgemeinheit füt Zahnpflege und besonders auch hinsichtlich des Wertes des Milchge­bisses erschwere die Einführung einer planmäßigen Schul­zahnpflege. Der Schularzt bemühe sich, in dieser Richtung aufklärend zu wirken und versuche, die Krankenkassen in deren eigenstem Interesse für die Einrichtung einer fahr­baren Schulzahnklinik für beide Oberämter gemeinsam zu gewinnen. Bei milder Beurteilung fänden sich bei etwa einem Drittel der Kinder behandlungsbedürftige Gebisse.

Kürzlich haben nun unverbindliche Besprechungen und Anregungen über die Einrichtung einer fahrbaren Schul­zahnklinik stattgefunden. In Betracht gezogen wurde die Einrichtung für die drei Oberämter Calw. Neuenbürg und Nagold. Notwendig wäre zur Durchführung des Pla­nes die Anschaffung eines Klinikwagens und die Anstel­lung eines Zahnarztes. Die Zahnbehandlung würde so­fort bei der Untersuchung der Zähne durch den Zahnarzt erfolgen. In die entstehenden Kosten sollen sich die drei Krankenkassen, die Amtskörperschaften und das Landes­versicherungsamt teilen. Bei der geplanten Einrichtung dürfte zunächst wohl die Geldfrage die entscheidende Rolle spielen.

Württ. Volksbühne

Wir verweisen nochmals auf die am 90. November in Nagold stattfindende Uraufführung des entzückenden, mo­dernen WeihnachtsmärchensKlein Jupp, der Weih­nachtsflieger" von Hans Herbst. Wir begehen eine kleine Indiskretion, wenn wir verraten, daß der Name ! des Verfassers ein Pseudonym ist und daß sich dahinter eine im Rahmen der Volksbühne sehr bekannte vnd ge- :

Verhandlungen in der Handelskammer Calw

Am 26. d. M. hielt die Handelskammer Calw eine Sit­zung ab, in der eine Reihe wichtiger und aktueller Fra­gen behandelt wurde. Wir berichten darüber:

1. Verkehrsfragen: Es wurden die Wünsche des Fahr­plans 193V/31 eingehend erörtert. Abgesehen von einzel­nen Sonderwünschen wird anerkannt, daß der Fahrplan in diesem Jahr im Verhältnis zu der Not der Zeit nicht schlecht ist. Gewünscht wird insbesondere Beibehaltung der Eilzüge der Nagoldbahn, insbesondere mit Beginn und Ende der Eilzüge in Mühlacker, um dort wichtige Fern­verbindungen aufzunehmen und damit unsere Nagold­bahn an den internationalen Verkehr anzuschließen. Der Ausbau der Enztalbahn, die die Strecke Freiburg- Haussach-Freudenstadt verbinden und damit den Weg von Freiburg nach Stuttgart erheblich abkürzen soll, wird warm befürwortet. Es ist nicht zu leugnen, daß diese Bahn den Verkehr auch für unfern Bezirk lebhaft zu befruchten vermöchte. Mit Rücksicht auf die Zunahme des Kraft­fahrverkehrs muß eine Zwangshaftpfl. für die Kraftfahrer eingeführt werden, freilich mit der Bedingung, daß diese Zwangsversicherung dem Versicherungsgewerbe überlassen und nicht staatlich wird. Desgleichen muß die Einführung einer stärkeren Haftpflicht der Reichspost für die von ihr unternommenen Kraftwagenfahrten verlangt werden; die Zustände, wie sie heute sind, gehen zurück auf das Gesetz von 1871 und entsprechen nicht mehr den Forderungen der heutigen Zeit.

2. Steuersachen: Der Vorsitzende, Herr Dir Sann- wald gab einen eingehenden Bericht über die zur Zeit schwebenden Fragen der Steuerreform. Die dringlichste Forderung müsse eine Ausgabensenkung sein; eine Um­gruppierung der Steuern dürfe nur dann eintreten, wenn gleichzeitig die Ermäßigung anderer Steuern bekanntge­geben wird. Die Erhöhung der Umsatzsteuer muß abge­lehnt werden; Erhöhung der Verbrauchssteuern jedenfalls insoweit, als sie von den Gemeinden erhoben werden sol­len. Eine längere Unterhaltung entspann sich über die Möglichkeiten einer Aenderung der Kraftfahrzeugsteuer, die in Deutschland überaus ungerecht erhoben wird. Ehe Beschlüsse gefaßt werden können, muß zunächst der Bericht der Studienkommission abgewartet werden, die die Ver­hältnisse in Amerika geprüft hat, wo der Betriebsstoff be­steuert wird.

3. Ueber Fragen des kaufmännischen Bildunaswesens berichtete Herr Lauk, Altensteig, insbesondere über die Beratungen beim Württ. Industrie- und Handelstag übe" das Wurtt. Landesschulgesetz. Einmütig war die Kammer auch in dem Entschluß, daß die deutsche Schrift als ein deutsches Kulturgut beibehalten werden müsse Beson­dereFachprllfungen" zum Abschluß bei den Gewerbe- und Handelsschulen in unserem Kammerbezirk hält die Kam mer nicht für erforderlich. Mit aller Schärfe wendet sich die Kammer gegen das Verufsausbildungsgesetz, das in der Zeit, wo alles nach dem Spardiktator ruft, neue Or­ganisationen schaffen will, die einen erheblichen Kosten­aufwand verursachen müßten und mindestens im gegen­wärtigen Augenblick völlig unnötig erscheinen. Es ist tie? bedauerlich, daß die Eesetzmacherei und Ueberorganisation auch heute noch nicht aufhören will.

4. Nach einem Bericht über den gegenwärtigen Stand der Arbeitslosenversicherung, die leider immer noch mH großen unerträglichen Zuschüssen des Reichs arbeitet, be­richtete der Geschäftsführer noch über den Gesetzentwurf betr. Stundung der Aufwertungshypotheken. Hiernach ist beabsichtigt, grundsätzlich den Zinsfuß der Aufwertungs­hypotheken ab 1. 1. 1932 zeitgemäß zu erhöhen, im Be­darfsfall aber der Aufwertungsstelle die Möglichkeit zu geben, diese Hypotheken bis 1938 weiter zu stunden. Die Kammer verkennt nicht die Bedenken, die einem solchen Moratorium entgegenstehen, und wünscht, daß die Möa- lichkeit der Stundung auf Einzelfälle beschränkt bleibt, rü­der Aufwertungsschuldner besonders hart getroffen würde Die Handelskammer hat früher schon die Anregung ge­geben, den Oberamtsbezirk Nagold, der zum Zollamt Freudenstadt gehört, wegen der besseren Verkehrsverhält­nisse dem Zollamt Calw zuzuschlagen. Das Landesfinan? amt wiknscht noch nähere Unterlagen und Begründungen, die beigebracht werden sollen. Endlich wurde noch Stel­lung genommen gegen den Gesetzentwurf betr. das Zünd­holzmonopol, insoweit dieses Gesetz eine bedeutende und durch nichts gerechtfertigte Bevorzugung der Konsumver­eine vorsieht.

Nach Erledigung interner Fragen schloß der Vorsitzende die anregend verlaufene Sitzung.

schätzte Persönlichkeit verbirgt. Die Spielleitung hat Ri­chard Callenbach. der auch die vorkommenden Tänze einstudiert hat. In die Rollen teilt sich das ganze künstle­rische Personal. Bühnenbilder: Erik H o m a n n-Webau. Die Kostüme sind soweit nicht neu angefertigt vom Landestheater Stuttgart. (Siehe Anzeige).

Konfirmation 1930 am 30. März. Der Ev. Oberkirchen­rat hat angeordnet, daß im Frühjahr 1930 die Konfirma­tion am 30. März, Sonntag Lätare, das Konfirmations­abendmahl am 6. April, Sonntag Judika, gefeiert wird. Wo die Konfirmation auf zwei Sonntage zu verteilen ist. wird am 23. März, Sonntag Okuli, begonnen.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund konnte am 22. November 1929 auf ein zehnjähriges Bestehen zurückblicken. Er zählt jetzt insgesamt 1,3 Millionen Mitglieder. Die Arbeitergruppe stellt davon in 18 Verbänden rund 673 000 Mitglieder, die Angestelltengruppe in 10 Verbänden 525 000 Mitglieder und die Staatsangestelltengruppe in 9 Verbänden 119 000 Mit­glieder. Dem Reichstag gehören 29 Abgeordnete aus den Reihen des Deutschen Gewerkschaftsbundes an, die sich auf Zentrum, Bayr. Volkspartei, Deutsche Volkspartei, Deutsch­nationale Volkspartei und Nationalsozialistische Deutsche Ar­beiterpartei verteilen. Dem preußischen Landtag gehören 27 Abgeordnete aus den Reihen des Zentrum, der Deutschen und der Deutschnationalen Volkspartei an. Auch in den säch­sischen, bayerischen, badischen und württembergischen Land­tagen ist der DGB. durch seine Mitglieder vertreten. In den Reichswirtschaftsrat hat er 19 Mitglieder entsenden können, auch in allen anderen öffentlichen und halböffentlichen Kör­perschaften hat er die seiner Bedeutung entsprechende Ver­tretung. Als jetzige oder frühere Minister sind zu nennen: Stegerwald, Giesberts, Koch und Hirtsiefer.

Aus aller Welt

Tschitscherin bleibk in Wiesbaden. Der sowjetrussifche Volkskommissar Tschitscherin, der sich schon lange aus Gesundheitsrücksichten in Wiesbaden aufhält, hat auf ein weiteres Jahr Urlaub erhalten. Er wlll in Wiesbaden bleiben.

Generell Nobile wird Professor. Prager Blätter wissen zu melden, General Nobile habe einen Lehrstuhl an der Universität Mailand erhalten und werde über Flugwesen vortragen. Die Stadt Maisand hat bekanntlich seinerzeit di« verunglückte Nordpolfahrt Nobiles ausgerüstet.

Der Maharadscha von Nepal (Nordindien) ist gestorben. Er hob 1924 die Sklaverei auf und gab in zwei Jahren 60 000 Sklaven die Freiheit.

Schulgeldeinzahlung durch Postscheck. In-Preußen ist künftig das Schulgeld an den vom Staat unterhaltenen höheren Schulen durch Ueberwsifung auf das Postscheckkonto der Schule einzuzahlen. Die bisher übliche bare Entrichtung m den Klassen wird aufgehoben.

Gegen die Häuserbeschädigung durch Lastkraftwagen. Der Wohnungsausschuß des preußischen Landtags hat einen Entschließungsantrag angenommen, wonach das Staats- minifterium ersucht wird, Bestimmungen zu treffen, durch di« Erschütterungen und Beschädigungen der Häuser durch Lastkraftwagen möglichst eingeschränkt werden.

Mord und Selbstmord. In Burgberg bei Sonthofen (Allgäu) hat der 25jährige Schlosser Bleher aus Kohl- st e t t e n, Oberamt Münsingen, die 26jährige Gutsbefitzers- tochter Gastlinger durch einen Kopfschuß getötet und sodann Selbmorü verübt. Bleher unterhielt mit dem Mädchen ein Liebesverhältnis: doch stellten sich der Heirat verschiedene Hindernisse entgegen.

Millionenbekrügereien eines Generaldirektors. Di« Ber- Berliner Staatsanwaltschaft.- ist einem weitverzweigten Be­trug auf die Spur gekommen, als dessen Führer der Ber­liner Generaldirektor Adolf Wüst gilt. Die Ermittlungen «rstrecken sich weiter auf einen Berliner Rechtsanwalt, sind aber noch nicht abgeschlossen. Wüst erwarb 1927 das

Bergwerk Schlesisch-Rieth zum Preis von 25 000 Mark. Ein Gutachten über den Wert des Bergwerks wurde derart ge­fälscht, daß aus den angewiesenen 30 000 Mark eine Mil­lionensumme gemacht wurde. Wüst erwarb dann den Aktienmantel der Uebersee-Ausfuhr AG. in Zürich. In Ber­lin wurde ein Büro der Gesellschaft gegründet, in das als Geschäftsführer der erwähnte Berliner Anwalt eingesetzt wurde. In die Gesellschaft, deren Kapital von 200 000 auf 800 000 Mark erhöht wurde, brachte Wüst das Ausbeutungs­recht auf das Bergwerk ein und legte dabei das gefälschte Gutachten vor. Als erstes großes Geldgeschäft der Uebersee- Ausfuhr-AG. wurde mit der Hamburger Einfuhrfirma CarlosWalther über die Lieferung von portugiesischen Oelsardinen getätigt. Da zur gleichen Zeit eine andere Ber­liner Firma ebenfalls auf unredlicher Grundlage d:e Einfuhr von portugiesischen Oelsardinen betrieb, setzte in ganz Deutschland ein Preissturz in Oeljar- dinen ein. Als Carlos Walther erfuhr, mit wem er es bei dem Oelsardinengeschäft zu tun hatte, war es ihm zu­nächst nicht einmal möglich, von dem Geschäft zurückzutreten, dalangfristigeWechselkredite vereinbart waren. Wüst und der Berliner Anwalt wurden in Zürich mitten aus einer Derwaltungsratssitzung heraus verhaftet. Die Schweizer Behörden, hoben jedoch den Haftbefehl auf und gaben die Akten nach Deutschland weiter.

Schiffzusammenstoß. Im Kaifer-Wilhelm-Kanal wurde der SchleppdampferJason" von dem Flensburger Damp­ferHelene" gerammt und sank. Die Schiffahrt ist nicht br- hindert.

Ein Tiroler Dorf abgebrannt. In der Nacht zum Mon­tag brach infolge Brandstiftung in Brunnen bei Landeck Feuer aus, das von den 13 Wohngebäuden 12 mit sämt­lichen Nebengebäuden einäscherte. 18 Familien mit 52 Köp­fen sind obdachlos geworden. Ein Kind wird vermißt. Biel Kleinvieh ist verbrannt

Selbstmord eines amerikanischen Börsenmaklers. Ein

Makler von St. Louis und Mitglied der Neuyorker Börse. John F. Betts, hat sich vergiftet. Er hat an der Börse 450 000 Dollar verloren.

Zur hauswirtschaftlichen Ausbildung der weiblichen Jugend

Die soeben erschienene Nummer des Kultministerialamts- blatts enthält zwei für das Mädchenbildungswesen wichtige Verordnungen, die sich beide auf die hauswirtschaftliche Aus­bildung beziehen. In Zukunft wird bei der Aufnahme in die staatlich anerkannten Kindergärtnerinnenseminare von den Bewerberinnen ein Nachweis genügenderVor- bildung in Hauswirtschaft und Handarbeit verlangt werden. Die nötigen Kenntnisse können im Eltern­haus, in einem fremden Haushalt oder in einer Haushal­tungsschule erworben werden. In den beiden ersten Fällen ist eine praktische Aufnahmeprüfung abzulegen, im Fach der Handarbeit nur, wenn die Schulzeugnisse nicht befriedigend sind.

Die zweite Verordnung stellt die Voraussetzungen fest, unter denen in Württemberg Haushaltungeschu- len staatlich anerkannt werden können. Im Gegen­satz zu früher, wo man meist nur das Erlernen des Her­stellens von Speisen nach bestimmten Kochvorschriften für nötig hielt, hat sich heute die Erkenntnis immer mehr Bahn gebrochen, daß das Kochen nur ein Teil dessen sei, was zu einer gründlichen Ausbildung in der Hauswirtschaft ge­hört. Abgesehen von der Einbeziehung der häuslichen Säug­lings-, Kinder- und Krankenpflege und der Besprechung er­ziehlicher und sozialer Fragen ist es notwendig, bei der weiblichen Jugend Verständnis dafür zu wecken, daß die praktische Ertüchtigung allein nicht genügt, daß mit der Haushaltführung vielmehr zugleich auch wirts chafkliche, gesundheitliche und sittliche Aufgaben zu lö­sen sind, die nicht nur für die Einzeifamilie, sondern für die Gesamtheit von Bedeutung sind. Haushaltungsschulen, die in diesem Sinn den Unterricht erteilen und die sonstigen Be­dingungen der Verordnung erfüllen, können beim Kultmim- sterium die staatliche Anerkennung beantragen. ^ ^