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Nr 281 Gegründet 1827 Freitag, den 29. November 1829
Fernsprecher Nr. 29
193. Jahrgang
In der Pfalz wurde mit dem Abbruch von 13 großen Verladerampen begonnen.
Der österreichische Bundeskanzler Schober erklärte im haushalksausschuß des Nationalrats, ans dem Ausland kommende Versuche, sich in die österreichische Verfassnngs- resorm einzumischen, weise er zurück.
Der Finanzausschuß der französischen Kammer hak beschlossen. daß in jedem Jahr eine Milliarde Franken, im ganzen fünf, für Rüstungszwecke bewilligt werden sollen.
Zwischen China und Rußland scheinen sich wieder Verhandlungen zur Beilegung des Streits um die chinesiische Ostbahn entwickeln zu wollen. China schlägt vor. den früheren Zustand wiederherzustellen. Auf eine Anfrage im englischen Ankerhaus wegen einer Vermittlung de» Völkerbunds ankworkeke Außenminister Henderson ausweichend.
Vor dem preußischen Sklarek-Untersuchungsausschuß werden Anfang Dezember die drei Sklareks und Oberbürgermeister Büß öffentlich vernommen werden.
Deutscher lleichskag
Berlin. 28. November.
Tagesordnung: zweite Beratung des Gesetzentwurfs über die Herkunftsbezeichnung des Hopfens. Abg. Dingler (Dntl.) begrüßte die Vorlage, mit der sowohl die Produzenten wie die Händler einverstanden seien.
Der Gesetzentwurf wurde darauf in zweiter und dritter Beratung verabschiedet, ebenso das Opiumgesetz, das eins Anpassung an die internationalen Vereinbarungen bringt. Das Gesetz soll am 1. Januar 1930 in Kraft treten.
Anträge der Sozialdemokraten und Deutschnationalen für den Heiligabend, den 5-Uhr-Ladenschluß einzuführen, gehen an den sozialpolitischen Ausschuß.
Abg. Dr. Neubauer (Komm.) führte Beschwerde über die großen Zigarettensteuerrückstände. Bei einer einzigen Zigarettenfabrik seien 14 Millionen Mark Steuern glatt verloren gegangen. *
Das Freiheitsgesetz kommt am Samstag auf die Tagesordnung.
Neueste Nachrichten
Ratstagung in London?
Berlin. 28. Nov. Zu dem vom Pariser „Matin" verbreiteten Gerücht, daß die Januartagung des Völkerbundsrats gleichzeitig mit der F l o t t e n k o n f e r e n z in London abgehalten werden solle, wird in amtlichen Kreisen erklärt, daß davon in Berlin noch nichts bekannt sei.
Neue Erhöhung der Reichsbahnkarife?
Berlin, 28. Nov. In der Sitzung des Berwaltungsrats der Reichsbahn wurde festgestellt, daß die, Jahreseinnahmen bis Ende Oktober die Ausgaben nur decken, nachdem d:e Ausgaben bis zu einem auf die Dauer nicht haltbaren Maß eingeschränkt worden sind. Neues Kapital aufzunehmen sei nicht möglich, und so wird die dringend nötige Verbesserung der Betriebsanlagen verhindert. Eine durchgreifende Besserung der Finanzlage der Reichsbahn sei es durch Minderung der auf ihr liegenden Lasten (Betriebssteuer. Reparationsbeitrag usw.) oder durch Tariferhöhung bleibe nach wie vor erforderlich. Daher sei es unmöglich, einen Voranschlag für das ganze kommende Jahr vor- -ulegen, der ohne Fehlbetrag abschließt. Die Beratungen mußten sich deshalb auf ein vorläufiges Finanzprogramm für die nächsten Monate beschränken.
Niederschlagung der Mnzeckredite
Berlin. 28. Nov. Der Volkswirtschaftliche Ausschuß des Reichstags nahm gegen die Stimmen der Sozioldemolrmen und Demokraten einen Antrag der beiden Bausrnpart. m auf eine Entschließung an, die Reichsregierung möge die
erforderlichen Maßnahmen einleiten, daß die einstweilen noch gestundeten Reichswinzerkredite aus dem Jahre 1925 niedergeschlagen werden.
Die Unterbringung der deutschen Rußlandbauern
Berlin, 28. Nov. Der deutsche Vertreter in Montreal (Kanada) hat, wie verlautet, die Pressemeldungen, wonach der kanadische Einwanderungsminister die Zulassung der deutschstämmigen Bauern in Kanada während der Wintermonate verweigert haben soll, als unzutreffend bezeichnet. Die Aussichten, daß die Flüchtlinge noch während des Winters in Kanada untergebracht werden können, sind jedoch nicht günstig.
Heute ist ein erster Transport von 1V00 Auswanderern aus Moskau nach Riga abgegangen.
Stockung in den Saarverhandlungen
Berlin, 28. Nov. Die deutsch-französischen Saarverhandlungen, die am 21. November begannen, sind für einige Tage unterbrochen worden. Da die kurzen amtlichen- und halbamtlichen Mitteilungen über den Stand der Verhandlungen keine Kenntnis gegeben haben, ist die Oefsent- lichkeit stark beunruhigt, und man verlangt von der Reichsregierung, day sie endlich aus ihrer Zurückhaltung . heraustrete und dem Volk die volle Wahrheit sage. Um so mehr, als in Pariser Blättern angedeutet wird, daß die Saarbergwerke den französischen Interessen nicht entzogen werden sollen.
Jnkernationalifieruug der Saargruben?
Berlin. 28. Nov. Die Regierungsparteien des preu
ßischen Landtags haben an die Regierung eine Große Anfrage eingebracht. Die Oeffentlichkeit sei beunruhigt durch die Ungewißheit über das Schicksal derSaar - gruben. Es verlaute, daß fremdes Kapital an den Saargruben beteiligt werden solle. Auch sollen von privatkapitalistischer deutscher Seite Versuche gemachten werden, die Staatsgruben in deutsch-französischen Privatbesitz zu bringen und sie dem Staat nicht zurückzugeben. Ist dies dem preußischen Staatsministerium bekannt und ist es bereit, für die bedingungslose Rückgabe dieser Gruben einzutreten und bei der Reichsregierung diesen Standpunkt zu vertreten?
Der preußische Ministerpräsident wird die Anfrage am Freitag beantworten.
Verlegung des Volksentscheids gefordert
Berlin, 28. Nov. Der Reichsausschuß für das Volksbegehren veröffentlicht eine Erklärung, in der er gegen die Verlegung des Volksentscheids auf den 22. Dezember Einspruch erhebt. Es sei bisher immer Brauch gewesen, die den deutschen Christen heilige Advent s-undWeih- nachtszeit von Wahlen und politischen Kämpfen freizuhalten. Dem in der Regierung vorherrschenden Marxismus scheine die Verletzung der Gefühle Andersdenkender gleichgültig zu sein. Auch die Geschäftswelt und die Angestellten werden durch die Schikane empfindlich geschädigt. Es gehe nicht an, für die innerpolitischen Beweggründen entspringende Haltung der Reichsregierung außenpolitische Gründe vorzufchützen, denn die Verschleppung der Haager Verhandlungen durch die Vertragsgegner mache die Beratung des Doungplans im Reichstag vor Ende Januar unmöglich. Der Reichsausschuß verlange daher, daß der Volksentscheid auf einen Sonntag nach dem 15. Januar festgesetzt werde.
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Die Reichsregierung beharrt nach einer neueren Meldung a»f dem 22. Dezember.
Der erste Fall einer Maßregelung wegen des Volksbegehrens vor Gericht
Berlin. 28. Nov. Vor dem Arbeitsgericht kam gestern die Klage einer Stenotypistin gegen den Berliner Polizeipräsidenten Zörgiebel zur Verhandlung, der die Klägerin fristlos entlassen hat, weil sie sich zum Volksbegehren eingetragen hatte. Es wurde eine schriftliche Erklärung des Polizeipräsidenten verlesen, in der er die Abweisung der Klage beantragt, da ihm „nicht zugemutet werden könne, mit einer Angestellten weiter xu arbeiten.
die sich in dieser Weise gegen das heutige System erklärt* habe. Der Vertreter der Klägerin verwies darauf, daß di« Entlassung gegen die Reichsverfassung u«l» gegen das Betriebsrätegesetz verstoße. Der Vorsitzende regte eine Einigung an, da noch in keiner Weis« entschieden sei, ob eine Entlassung auf Grund der Eintrag gung zum Volksbegehren gerechtfertigt sei. Schließlich gelang es dem Vorsitzenden, die Parteien zu einem neue» Gütetermin zu bewegen, in dem versucht werden soll, eine Einigung auf der Grundlage zu finden, daß die Klägerin, die früher bereits 11 Jahre beim Polizeipräsidium m Oppeln beschäftigt war. bei einer anderen Behörde Anstellung findet.
Die Entweihung de» Totensonntags
Berlin, 28. Nov. Die deutsch-nationale Fraktion hat im preußischen Landtag eine Anfrage einge-bracht, ob ttn Hinblick auf den Erlaß des Berliner Polizeipräsidenten Zör - giebel, der Tanzvergnügungen ufw. am Totensonntag erlaubte, das Staatsminifterium bereit sei, dem Empfinde» der christlichen Bevölkerung, die die wett überwiegend« Mehrheit des deutschen Volks bilde, durch entsprechend« Anweisung an Zörgiebel Rechnung zu tragen, für «kr« grundsätzliche Regelung der Heilighaltung der christlichen Feiertage zu sorgen und auf den zu unüberlegten Jmpul» sitäten neigenden Polizeipräsidenten Aörgiebckl im Sin» einer Erziehung zu größerer Vorsicht und Zurückhaltung einzuwirken. — Der Polizeipräsident hatte seinen korrigierten Erlaß nachträglich noch einmal korrigiert, so daß m« letzten Totensonntag tatsächlich Tanzbelustiyungen und sonstige Vergnügungen abgehalten wurden.
Das «Sparprogramm*
Darmstadk, 28. Nov. Vor 214 Jahren machte der Reichs- sparkommissar Vorschläge für Staakseinsparungen in Hessen. Man hat davon nichts mehr gehört, und jedenfalls find die Vorschläge nicht ausgeführt worden. Vor einigen Monaten kündigte nun der Staatspräsident ein neues Sparprogramm für den Herbst an. Da inzwischen die finanzielle Lage Hessens sich weiter verschlechtert hat, wurde im Landtag eine Anfrage eingebracht. Die Regierung antwortete, die Arbeiten an dem Sparprogramm seien noch nicht abgeschlossen, das Programm könne frühestens im Januar dem Landtag vorgelegt werden.
Die Glückwünsche des Reichspräsidenten und der Reichsregierung zum goldenen Priesterjubiläum des Papstes
Rom, 28. Nov. Heute mittag um 12.15 Uhr überreichte der deutsche Botschafter von Bergen dem Papst ein Schreiben des Reichspräsidenten mit den persönlichen Wünschen des Reichspräsidenten und denen der Reichsregierung zu dem Goldenen Priesterjubiläum des Papstes. Anschließend erfolgt die Uebergabe des Geschenkes der Reichsregierung an den Papst. Das Geschenk ist eine Nachbildung des sogenannten Prunktafelservices Friedrich des Großen, das seit gestern in dem von der Gattin des Botschafters, Frau von Bergen, besonders geschmückten Paramenten-Saal des Vatikans ausgestellt war.
Noch kein Besuch Mussolinis beim Papst
Rom, 28. Nov. Bor etwa vierzehn Tagen verbreitete die italienische Presse die Nachricht von einem bevorstehenden Besuch Mussolinis beim Papst. Jetzt wird diese Meldung widerrufen. So wird am 5. Dezember nur die Aussöhnung zwischen Papst und König erfolgen, während die Beziehungen zwischen dem Papst und dem Diktator weiter gespannt bleiben.
Plötzliche Abberufung des Warschauer Sowjelgesandlen
Warschau, 28. Nov. Der hiesige Cowjetgesandte Hago- moloff ist plötzlich, wie „Expreß Poranny" meldet, nach
soll die allmächtige kommunistische Internationale in Mos- kau mit dem Fortschreiten der kommunistischen Bewegung Schuld ^ "Zufrieden sein und sie gebe Bogomoloff di-
^ Nov. Wegen der Ermordung einer jüdisch Familie m r-afe wahrend der letzten Unruhen wurden ne
nis°verurtettt^°^ Araber zu 15 Jahre« Gefän
,,^,l.vrnmgpoir vencyttt aus Treu es scheine sicher, daß die gemeldeten Regierungssieae in nan und Hupeh ins Reich der Fabel gehören, daß hi der Buhne eine Vereinbarung erzielt wurde, der zuf ^N'?" 9 k°ischek demnächst zurücktreten we und daß Verhandlungen im Gange sind, um eine Konfe: Herbeizufuhren, auf der die verschiedenen Gruppen versu, werden» eine Koalitionsregierung einzusetzen sei aber unwahrscheinlich, daß die Militaristen in Nordck und die Nationalisten übereinstimmen werden. Die Ä sichten für eine vereinigte Regierung seien daher gering
Der Kampf gegen Kanton
London, 28. Nov. „Times" berichtet aus Hongkong: D'e Lage in Südchina ist jetzt klarer. Kanton isternstlich bedroht. Man nimmt an. daß die Truppen Tschang- satkwais einen Flankenangriff im Zusammenhang mit einer Kwangsi-Offensive machen werden. Die Kantontruppen sind in der Minderheit und erwarten versprochene Verstärkungen aus Nanking. Das Kwangsi-Heer, das den Westfluß abwärts vormarschiert, wird auf 60 000 Mann geschätzt Es erreichte vorgestern Schiuhing, etwa 50 Metten westlich Kanton, und tauscht« Schüsse mit einem Kanonenboot aus Kanton aus. Fünf aus Frankreich bestellte Flugzeuge wer- den in einigen Tagen in Wutschau erwartet, um gegen die Kantontruppen verwandt zu werden.