Seite 3 — Nr. 281
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Freitag, 2S. November 1929.
Letzte Nachrichten Eine Zeitung
Zur Sitzung der deutschnationalen Reichstagsfraktion.
Berlin, 29. Nov. Wie die „Berliner Börsenzeitung" wissen will, beschäftigte man sich in der Sitzung der deutschnationalen Reichstagsfraktion mit dem „Fall Treviranus" sowie mit der Stellungnahme der Fraktion zum tz 4 des „Freiheitsgesetzes". Die Verhandlungen namentlich über den „Fall Treviranus" hätten sich sehr lebhaft gestaltet. Von einer Milderung der Gegensätze könne man wohl auf keinen Fall sprechen. Zu Beschlüssen sei es jedoch auch am Donnerstag nicht gekommen. Die Fraktion werde am Freitag mittag vor der Plenarsitzung nochmals zusam- mentreten. Was den 8 4 betreffe, so nehme man an, daß von denjenigen Fraktionsmitgliedern, die diesem Paragraphen grundsätzlich ablehnend gegenüberständen, ein Teil der Abstimmung überhaupt fernbleibe, ein kleiner Teil gegen den Paragraphen stimmen werde. Der Parteiführer hat sich auch am Donnerstag nicht früher erklärt, ob und welche Konsequenzen er möglicherweise aus einem solchen Verhalten der Fraktion ziehen würde.
Vor der Beratung des Freiheitsgesetzes im Reichstag.
Berlin, 29. Nov. Wie verlautet, ist die Frage, ob die Regierungsparteien bei der Beratung des Freiheitsgesetzes am Freitag eine gemeinsame Erklärung abgeben werden, noch nicht entschieden. Der Entwurf einer solchen Erklärung liegt bereits vor. In einer interfraktionellen Besprechung am Freitag vormittag soll endgültig geklärt werden, ob alle Regierungsparteien auf dem Boden dieser Erklärung treten. Sollte dies nicht der Fall sein, dann werden die einzelnen Regierungsparteien eigene Erklärungen, Zentrum und Bayrische Volkspartei eine gemeinsame Erklärung abgeben.
Mit der Beratung des „Freiheitsgesetzes" sind zwei Anträge verbunden:' ein nationalistischer verlangt, daß der Volksentscheid nicht vor dem 12. Januar stattfindet, ein deutschnationaler Antrag will die Reichsstimmordnung dahin ergänzen, daß als Wahl- und Abstimmtage solche Sonntage nicht angesetzt werden sollen, auf die ein hoher kirchlicher Feiertag (Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Allerheiligen, Reformationsfest) oder Gedenktag (Totenfest) fällt, desgleichen nicht der 3. und 4. Adventssonntag, Palmsonntag und Weiher Sonntag.
Fusion Dresdener Bank — Ostbank.
Berlin, 29. Nov. Die Reichsbank teilt mit: „Auf Wunsch ostdeutscher Wirtschaftskreise sind zwischen der Verwaltung der Ostbank für Handel und Gewerbe und der Dresdener Bank Verhandlungen gepflogen worden mit dem Ergebnis, dah die Ostbank für Handel und Gewerbe im Weg der Fusion unter Ausschluß der Liquidation von der Dresdener Bank übernommen wird. Zu diesem Zweck soll den Aktionären der Ostbank in einer alsbald einzuberufenden Generalversammlung das Angebot gemacht werden, ihre Aktien im Verhältnis von 4:1 gegen Dresdener Bankaktien umzutauschen. Die Aktionärgruppe, die über die Dreiviertelmehrheit der Ostbank verfügt, hat dieser Abmachung zugestimmt, sodah die Durchführung der Transaktion gesichert ist. Der bisherige Aufsichtsrat stellt sein Amt zur Verfügung. Mit Rücksicht auf die Bedeutsamkeit der Transaktion für die ostdeutsche Wirtschaft hat sich die preußische Staatsbank an ihrer Durchführung beteiligt.
Zusammenstöhe bei einer Erwerbslosenkundgebung in Saarbrücken.
Saarbrücken, 29. Nov. Am Donnerstag vormittag kam es bei einer Erwerbslosenkundgebung im Ludwigspark verschiedentlich zu Zusammenstöhen. Unter kommunistischer Führung hatten sich etwa 350 Erwerbslose nach Abstempelung ihrer Erwerbslosenkarten im Ludwigspark versammelt, wo zwei kommunistische Stadtverordnete und der Führer des Rotfrontkämpferbundes Ansprachen hielten. Die Erwerbslosen wollten dann vor das Rathaus ziehen. Berittene Polizei und Landjäger hatten jedoch die Zu- gangsstrahen zur Innenstadt abgesperrt. Trotzdem wurde versucht, die Absperrungskette zu durchbrechen, wobei es Zusammenstöße gab. Die Polizei hielt sich im allgemeinen sehr zurück und zersprengte die Ansammlungen.
Amerikas Vermittlungsversuch im russisch-chinesischen Konflikt.
Berlin, 29. Nov. Nach einer Meldung Berliner Blätter aus Washington ist die amerikanische Regierung an die deutsche, britische, französche, italienische und japanische Regierung herangetreten, um eine Verständigung über die Schritte herbeizuführen, die zur Vermeidung einer Verschärfung der Lage in der Mandschurei ergriffen wer- den können.
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Stuttgart, 88. Nov. Vorbereitungen zum Deut- scheu Turnfest. In einer Sitzung von Vertretern der Tur- nerschaft und der Stadt wurden die ersten Vorbereitungen zum Deutschen Turnfest im Jahr 1933 besprochen. Ein Vertreter der Stadt Stuttgart tritt in den Hauptausschuß ein. Der Sichcr- heitsgrundstock erfordert 500 000 Mark. Die ersten 200 000 Mk, müssen durch die Turnerschaft ausgebracht werden, 200 000 Mk. von denen, die Nutzen vom Fest haben. Stuttgart übernimmt die Zeichnung von weiteren 200 000 Mk. Die Herrichtung des Platzes soll im kommenden Winter durch Erdaufschüttungen als Notstandsarbeiten begonnen werden.
Handel und Verkehr
Erleichterungen im telephonischen Fernverkehr
Die Einnahmen der Reichspost sind in den ersten 7 Monaten des Rechnungsjahrs 1929 hinter den Erwartungen zurückgeblieben, möglicherweise kann aber in den verkehrsstarken Wintermonaten der Rückstand aufgeholt werden. Bei dringenden Ferngesprächen kann der Anmelder künftig eine bestimmte feste Zeit für die Herstellung der Verbindung vorschreiben. Die Höchstdauer der Ferngespräche wird von 6 auf 12 Minuten erweitert. Für Tagungen, für die Uebertragung von Reden usw. können Fernverbindungen auf eine Stunde und länger bereitgestellt werden. Eine Reihe von Erleichterungen ist für das Zustandekommen von Gesprächen vorgesehen, für die eine Person zu einer Sprechstelle herbeigerufen wird. Schließlich soll es künftig auch in Bayern und Württemberg zulässig sein, daß die Teilnehmer ihre Nebenstellenanlagen durch die Pri- vatindustrie Herstellen lassen. Die Aenderungen treten am 1. Februar n. I. in Kruft.
Deutiche Berlags-Anstall in Stuttgart. Die HV. genehmigte unter Vorsitz von Komm.-Rat Dr. G. von Doertenbach einstimmig den Abschluß für 1928 29, wonach wieder 12,5 Prozent Dividende aus dem Reingewinn von 708546 (716658) Mk. zur Verteilung gelangen. Für das durch Tod ausgeschiedene A.-R.-Mitglied Senator Dr. Gustav Fuchs-Danzig wurde Generaldirektor Esser in den A.-R. gewühlt.
Bankkrach in England. Die englisch-italienische Bank Ro» docanachi Söhne u. Eo. in Lovdon ist zusammengebrochen. Der Verlust des Londoner Platzes soll 5 Mill. Mk. betragen.
In London erregt es großes Aufsehen, daß der Direktor verschiedener bedeutender Aktiengesellschaften, Henry Spencer Harne, den Konkurs gegen sich beantragt hat. Der Britischen Zementprodukten- und Finanzgesellschaft teilte er mit, daß er bei seinen Geschäftsanteilen außerordentlich hohe Verluste erlitten habe.
Zahlungseinstellung. Die seit 1909 bestehende angesehene Nordische Bankkommandite Sick u. Co. in Hamburg ist m Zahlungsschwierigkeiten geraten.
Das Bankhaus G. E. Heydemann in Bautzen hat die Zahlungen eingestellt.
Die älteste Kolonialwarengroßhandlung in Essen, C. H. Wis. kott, strebt einen Vergleich von 40 v. H. an.
Die Leipziger Firma Hoffman n, Heffter u. Co. bietet ihren Gläubigern 30 v. H. an.
Die seit 1896 bestehende Pelzwarenfabrik Josef Gottlieb u. Sohn in Berlin hat mit 350000 Mark Schulden die Zahlungen eingestellt. Das Pelzhaus A. Wolfs in Berlin ist zahlungsunfähig geworden. Die Schulden belaufen sich auf 150 000 Mark.
Bei der Bank für Handel und Gewerbe A.-G. in Lübeck betragen die Verluste der Einleger über 2 Millionen. Der flüchtige Direktor Hirschfeld hat umfangreiche Falsch, buchungen verübt und bedeutende Summen unterschlagen.
Die Schuhfabrik Hoffmann u. Frank in Köln will einen Vergleich. Die Forderungen betragen 675 000 Mk.
Das Bankhaus Willms u. Co. G. m. b. H. in Aachen ist in Zahlungsschwierigkeiten, ebenso die Gummibandfabriken Krackow u. Eiffert in Elberfeld und Hütz u. Steingaß in Barmen-Wichl.
Zwölf kleinere Staatsbanken im amerikanischen Staat Okla- boma haben am 27. November ihre Schalter geschlossen. Der Grund liegt in dem plötzlichen Tode des Präsidenten dieser Ban- ken, H. A. M. Cauly, der auch die maßgebende finanzielle Beteiligung innehatte. Die Gesamtdepositen der Banken werden mit 2 521000 Dollar angegeben.
Skuttgarler Börse. 27. Nov. Auf die gestern am Schluß der auswärtigen Börsen und an der Frankfurter Abendbörse ein- getretene kleine Beruhigung hin eröffnete die heutige Börse am Terminmarkt zu leicht erholten Kursen, während am Kassamarkt überwiegend weitere Kursabbröckelungen zu beobachten find.
Deutsche Bank u. Disconto-Gesellfchaft Filiale Stuttgart.
Märkte
Stulkgarker Schlachlviehmarkt vom 28. Nov. Dem heutigen Markt im Stuttgarter Vieh- und Schlachthos waren zugetrieben: 5 Ochsen, 1 Bullen, 20 Jungbullen, 21 Jungrinder, 21 Kühe, 200 Kälber, 536 Schweine, davon blieben unverkauft: 5 Jungrinder und 16 Schweine. Verlauf des Marktes: ruhig.
Ochsen:
wusgemSstet vollfleifchig fleischig
Süllen:
ousgsmSstet vollfleifchig fleischig
Zungrinder:
auszemästet vollfleischig
fleischig gering genährt
Kühe:
ausgemästet vollsleischig
28. 11.
26. 11.
Kühe;
28. 11.
_
53-56
fleischig
_
—
42-50
gering genährt
—
Kälber:
feinste Mast« und
49-52
49—52
besteSwu-gkälde:
72-77
46—48
46—48
mittt. Mast, und
—
43-44
gute Saugkälber
62-70
gering« Kälber
52-60
52-57
53—57
Schweine:
46—50
46-51
über 300 Pfd
79-80
42-45
240-300 Pfd.
79—81
200—240 Pfr».
78-80
160-200 Pfd.
75-77
120—160 Pf».
—
40-45
unter 120 Pfd.
—
—
30-37
Sauen
M - 68
23-28
18—22
73-78
63-71
50-60
84-85
84-85
83-84
82-83
80-81
80-81
62-70
Pforzheim, 28. Nov. Schlachtviehmarkt. Auftrieb: Acht Stück Großvieh, 29 Kälber, 8 Schafe, 55 Schweine. Preise: Großvieh und Schweine wie letzter Markt, Kälber 2. 76—82, 4. 70 bis 75 Mark.
viehpreise. Metzingen: Kühe 450—600, Jungvieh 650—800, Stiere 450—600, Kalbinnen 500—700. — Rottweil: junge Ar- beitspferde 700—1100, schwere Zugochsen 1500—1750, Ansetzlinge 850—1000 Mk. pro Paar, trächtige Kühe 420—650, Wurstkühe 180 bis 260, trächtige Kalbinnen 500—720, Jungrinder 230—460. — Wiesensteig: Ochsen 1195—1300 das Paar. Kühe 289—410, Kal- binnen 433—671, Jungvieh 195—317, Rinder 325—460, Stiers 315—430. — Biberach: Farren 300—470, Ochsen 540—680, Kühe 230—240, Kalbeln 500—685, Jungvieh 170—335. — Plieningen a. d. Ochsen SSO—700, Kühe und Kalbeln 380-660, Rinder und Jungrinder 200—400 Mark.
Schweinepreise. Buchau a. A.: Milchschweine 42—52. — Lud- wigsburg: Milchschweme 42—52. — Metzingen: Milchschweine 40 bis 50, Läufer 80—100. — Rottweil: Milchschweine 32—48. — Tettnang: Ferkel 35—45. — Waldsee: Milchschweine 42—55. — Wiesensteig: Milchschweine 42—50. — Biberach: Läufer 75—115, Milchschweine 35—58. — Bühlerlann: Milchschweine: 35—47. — Großengstingen: Milchschweine 35—57. — Oberstenscld: Milchschweine 35—52. — Plieningen a. §.: Läufer 50—120, Milch- fchweine 30—45. — Sielmingen a. F.: Läufer 55—90, Milchschweine 35—45. — Schömberg: Milchschweine 34—42. — Spät- chingen: Milchschweine 35—45. — Wangen i. A.: Ferkel 33—48. — weilderskadt: Milchschweine 30—41
Frachtpreise. Aulendors: Gerste 8.80—9.50, Hafer 7.80. — Biberach: Gerste 8.20—9. Weizen 11—11.70, Haber 7—8. — Waldsee: Besen 9.20. — Wangen i. A.: Haber 8—10, Gerste 9.50 bis 10.50. Weizen 12—13,50
Stuttaarker Moskobstmarkt (Wilhelmsplatz), 28. Nov. Zufuhr 50 Ztr., Preis 5.70 Mk. für 1 Ztr.
Ulm, 28. Nov. Wollauktion. Die Preisgrundlage auf der diesjährigen dritten Auktion war annähernd dieselbe, wie bei der Auktion am 2. Oktober d. I. Rückenwäschen mittlerer und gröberer Qualität lagen durchschnittlich einige Mark billiger pro Zentner. Nach Schweißwollen war die Nachfrage stärker, dieselben erzielten gleiche, zum Teil höhere Preise wie in der Oktober-Auktion. Im allgemeinen hat sich die Preisbasis für Jnlands- wollen analog der Preise für Ueberseewollen in London entwickelt. Käufer war überwiegend der Großhandel. Auch in dieser Auktion wurden über 60 Proz. der Wollen, für die vielfach höhere Limite Vorlagen, zurückgezogen.
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Die Stuttgarter weihnachksmesse beginnt Heuer am Montag, den 16. Dezember, und endet am Dienstag, den 24. Dezember.
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Da die Depressionstätigkeit im Nordwesten fortbesteht, ist für Samstag und Sonntag mehrfach bedecktes, auch zu Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.
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