Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Montag. 18. November 1929.

Seite 2 Ne. 271

sucht das Stüdt. Nachrichtenamt die Nlttchverforgung G, m. b. H- in einer längeren Erklärung zu rechtfertigen. Die Mlchverforgung Stuttgart G. m. b. H. habe niemals Md in keinem Fall Säuglingsmilch in den Hange! ge­geben, die nicht den orkspolizeilichen Vorschriften vollauf entsprochen habe. Die polizeilichen Vorschriften verlangen den Aufdruck des Abfülltages. Das sei aber im Groß­betrieb nicht durchführbar. Dem trage auch das neue Reichsmilchgesetz Rechnung, indem es nicht mehr den Ab- füvtag, sondern den Tag der Ausgabe durch die Groß» Molkerei oorschreibe.

Versammlung der Studienassessoren

Am 9. November fand im Haus des Deutschtums in Stuttgart eine Versammlung des Vereins der württ. Stu­dienassessoren und Referendare statt. Es fanden sich über 250 Teilnehmer ein. Der 1. Vorsitzende, Studien-Asseisor Locher, gab einen Ueberblick über die Organisationsform des Vereins, sein Verhältnis zu dem Philologenverein und dem Reichsbund der höheren Beamten. Dann besprach er eingehend die Notwendigkeit der Umwandlung von alten Hilfslehrstellen in Studienrat st eilen. Eine starke Ueberalterung der Studienassessoren ist im Lauf der letzten Jahre eingetreten. Von den zur Zeit im württ. Schuldienst stehenden Assessoren (etwa 80 sind be­urlaubt, hauptsächlich für Auslandsdienst) sind 186 nun 30 bis 44 Jahre alt; 185 Assessoren stehen schon seit fünf bis zwölf Jahren ununterbrochen im Schuldienst. 232 As­sessoren sind auf Hilfslehrstellen verwendet, die zum größten Teil viel länger als fünf Jahre bestehen und deren dauerndes Bedürfnis nicht gezweifelt werden kann. Ein Rückgang der Schülerzahl der höheren Schulen ist kei­nesfalls anzunehmen, vielmehr ist aus verschiedenen Grün den eine weitere Steigerung der Schülerzahl zu erwarten. Abgesehen von den nachteiligen Folgen der Ueberalterung für die Assessoren haben auch die höhere Schule selbst, so­wie die Elternschaft ein Interesse daran, daß die Leh­rer nicht in unnötig großer Zahl und viele Jahre lang un­ständig sind. Der Vorsitzende berichtete noch über die Schritte, die der Verein in dieser Beziehung unternommen hat. Die Versammlung nahm nach kurzer Aussprache ein­stimmig folgende Entschließung an:

Die württ. Studienassessoren erwarten von Regie­rung und Landtag eine wesentliche Verbesserung ihrer Anstellungsverhältnisse. Die Ueberalterung des Stan­des hat einen außergewöhnlichen Grad erreicht. Eine große Zahl von Hilfslehrstellen, die seit vielen Jahren bestehen, könnte in St u d i e n r a t stellen umgewandelt werden, ohne daß dadurch dem Staat und damit der Oeffentlichkeit neue Lasten entstehen. Die Studienassessoren hoffen des­halb, Saß ihnen der Haushaltplan 1930 eine größere Zahl von Umwandlungen unständiger Stellen in Planstellen bringt."

Hierauf sprach der 1. Vorsitzende des Philologenvereins, Prof. Dr. Diehl, über einige schwebende Schulfragen. Regierungsrat Dr. Lotze machte interessante Ausführun­gen über einige Assessorenangelegenheiten. Studienassessor Dr. Schütz berichtete über die Assessorensitzung, die tm Frühjahr bei der Tagung des Deutschen Philologenver­bandes in Wien stattgefunden hatte.

Stuttgart. 17. Nov. Das endgültige Ergebnis -es Volksbegehrens .Freiheitsgesetz' be- trägt nach amtlicher Feststellung in Württemberg und Hohen- zollern zusammen 110 533 (vorläufige Zahl 110 551). Es haben sich nur wenige Anstände ergeben, die ohne wesent­lichen Einfluß auf das Gesamtergebenis waren, sin einigen Orten haben einige Leute unterzeichnet, die nicht ein- tragungsberechtigt waren- bei anderen fehlt der Vorname, einige hatten ungültigerweise den Namenstempel gedruckt, sin Onstmettingen machte ein ganz Vorsichtiger den Zusatz, daß seine Eintragung ungültig fein solle, falls er als Be­amter dadurch gesetzwidrig gehandelt hätte. Auf der an­deren Seite wurden für gültig erklärt Eintragungen, die nachträglich widerrufen worden waren (hauptsächlich von Beamten) oder solche, denen einfache Bemerkungen als Begründungen beigefügt waren, z. B. .Zum Protest gegen den Terror der Reichsminister' oder .Freiheit den Bür­gern und Beamten!' Ein poetisch Veranlagter hatte hinzu- gesetzt: .Däs Volk begehre, der Wahrheit die Ehre, wir

deutschen siungen und Alten wollen nicht Unmögliches für möglich halten!'

Bis jetzt sind im ganzen Reich rund 4 150 000- also etwa 23 000 Stimmen mehr als erforderlich war. gezählt, in Magdeburg 450, in Schleswig-Holstein 480 mehr, dagegen sind in Baden rund 800 Stimmen für ungültig er­klärt worden.

Beirat der Minifkerialabkeilung für die Fachschulen. Am 12. November trat der Beirat der Ministerialabteilung für die Fachschulen, der in diesem Jahr aus Bertretern von Ge­meinden, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen ge­werblicher und kaufmännischer Berufe, der beteiligten Leh­rerschaft,. sowie den Vorständen höherer Fachschulen und besonders herufenen Mitgliedern wieder neu gebildet wor­den ist, zu einer Sitzung unter dem Vorsitz des Vorstands der Ministerialabteilung, Präsident von siehle, zusam­men. Der Beirat bekundete im allgemeinen sein Einver- ständnis mit den im Entwurf des Landesschulgesehes vorge­sehenen Neuerungen für das Berufsschulwesen. Insbeson­dere fand die allgemeine Einführung der Berufsschul­pflicht und die allmähliche Ueberführung der allgemeinen Fortbildungsschule in die Berufsschule, sowie die Er­weiterung des Unterrichts seine Zustimmung, sim einzelnen hat sich der Beirat für die Herausnahme der Berufs- und Fachschulen aus dem Gesetzentwurf und für eine Sonder­regelung, sowie für die grundsätzliche Beibehaltung des Schulgelds und die bisherige Regelung der Beendigung der dreijährigen Berufsschulpflicht ausgesprochen.

Schule und Weltkriegsopfer. Eine Bekanntmachung des Kultministeriums besagt: Am Sonntag, den 24. November wird der Gedenktag für die Opfer des Weltkriegs feierlich begangen werden. Am 23. November ist in allen Schulen im Rahmen des Unterrichts in würdiger Weise auf die Be­deutung dieses Tags hinzuweisen.

Dienstprüfung für kath. Volksschullehrer. Auf Grund der im November abgehaltenen 2. Dienstprüfung für kath. Volksschullehrer sind zur Anstellung auf ständigen Lehrstellen für befähigt erklärt worden: 20 Lehrer und 16 Lehrerinnen.

Evangelische Lanbesjugendslelle. Durch Entschließung des Kirchenpräsidenten ist Stadtpfarrer v. Wüterich unter Enthebung von der Stelle des 1. Jugendgeistlichen in Stuttgart zum Leiter der neuerrichteten Evang. Landes­jugendstelle ernannt und ihm aus diesem Anlaß die Amts­bezeichnung eines Kirchenrats verliehen worden.

Der Fall Zoepprih. Das Oberlandesgericht Stuttgart hat die Haftbeschwerde von Dr. Zoeppritz-Mergelstetten ver­worfen. Die Anschuldigung geht dahin, er habe durch Vor­lage gefälschter Bilanzen sich weitere Kredite verschafft.

Der Schiedsspruch im Gaslwirksgewerbe wurde von den Arbeitgebern mit geringer Mehrheit angenommen, von den Arbeitnehmern abgelehnt.

Zweite Winkerausgabe 1929/30 des Reichskursbuchs Einige Tage vor dem 15. Dezember erscheint die 2. Winter­ausgabe des Reichskursbuchs mit den seit Oktober eingetrete­nen Fahrplanänderungen der deutschen Eisenbahnen und den neuesten Fahrplänen"der Eisenbahnen in den außer­deutschen Ländern Europas. Der Verkaufspreis beträgt wie bisher 6.50 RM. Bestellungen nehmen schon jetzt alle Postanstalten, die Bahnhöfe der Deutschen Reichsbahn sowie auch Buchhandlungen und Reisebüros entgegen.

Vom Bund für Vogelschutz. Im Haus der Kammerlicht­spiele in Stuttgart fand die 30. Hauptversammlung des Bunds für Vogelschutz statt. Zuerst kam eine reizende Auf­nahme des Buntsvechts aus einem Schutzgebiet zur Vorführung. Daran anschließend kamen hochinteressante Biberaufnahmen, für welche Tierart es ebenfalls in einem Schutzgebiet des Bunds nunmehr gelungen ist, durch künstliche Bauten angenehme Wohngelegenheit zu schaffen, die der Biber sogar gegenüber dem natürlichen Bau bevor­zugte. Nach den» von Frau Kommerzienrat Hähnle

vorgetragenen Jahresbericht betreibt der Bund heute über 125 Schutzgebiete und Pflanzungen in ganz Deutschland. Die Gemeinden sind eifrig daran, Schutzgebiete zu errich­ten. Neue Gebiete wurden gepachtet: Bei Unterböhringen OA. Geislingen etwa 130 Hektar, bei Auendorf OA. Göp­pingen etwa 50 Hektar, bei Unterkochen OA. Aalen etwa 600 Hektar, sv-wie einige kleinere in Süddeutschland; außer­dem im Anhaltischen zwei Gebiete in der Grütze von etwa

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(Fortsetzung 52)

Hunger und Fieber kämpften als Verbündete gegen mein Leben, und ich fühlte, wie meine Kräfte immer mehr nachließen. Von Zeit zu Zeit kam es wie Todesfurcht über mich. Gern hätte ich mich in meiner Mattigkeit irgendwo zur Ruhe niedergelegt, doch ich wollte so schnell als mög­lich zu meinen Landsleuten kommen, dann mußte sich alles wenden.

Einmal ordentlich essen, einmal auf einem guten La­ger ruhen, und ich war wieder gesund. Es war ja nicht das erstemal in meinem Leben, daß ich mich in einem sol­chen Zustand körperlicher und seelischer Zerrüttung befand.

Der Wald war zu Ende. Von einem Berg herab sah ich ein langgestrecktes friedliches Tal.

Dort unten wogten die Mais- und Zuckerrohrfelder deutscher Bauern, und unter jenen Dächern, die aus dunk­len Orangenhainen hervorlugten, wohnte das Glück und der Friede schaffensfroher Menschen.

Völlig erschöpft setzte ich mich auf einen umgestürzten Baumstamm. Vom Wind getragen, drang das ferne Läu­ten einer Glocke an mein Ohr.

Ich war schon an mehreren Gehöften vorbeigekommen, hatte aber noch nicht den Mut gefunden, in ein solches einzukehren. Dort, etwas abseits vom Weg, war wieder ems, groß und freundlich, aus Backsteinen gebaut und mit Glasfenstern, in deren Scheiben die Abendsonne brannte: ein echten Wohlstand atmender deutscher Bauernhof. Dort wollte ich mein Glück versuchen. Der Bauer mußte sicher ein Fest feiern, denn ich sah viele Reiter und Fußgänger den Weg entlang pilgern, der nach dem Gehöft führte. Um so bester, denn in Festesstimmung sind die Menschen, dop­pelt wohltätig gesinnt.

Nun stand ich vor dem Tor des Bauernhauses.

Meinen ganzen Mut zusammenraffend trat ich in das

Gehöft ein. Verächtliche Blicke trafen mich, als ich barfuß und zerlumpt auf die festlich gekleideten Menschen zuging. Ich grüßte sie auf deutsch, denn es waren ja Landsleute. Niemand erwiderte meinen Gruß. Der Hausherr stand in der Tür. Sein biederes Gesicht verlieh mir den Mut, ihm die Hand Hinzustrecken, denn ich fühlte mich trotz meines Vagabundentums noch als Mensch, der jedem anderen in die Augen sehen durfte. Noch hatte ich mich zu nichts Hin­reitzen lassen, was mich für immer durch eine Kluft von der menschlichen Gesellschaft trennen würde. Seit ich den Philosophen kennengelernt hatte, war mein Menschentum von neuem stark in mir geworden. Seine Lehre war mir wie eine Religion erschienen, die den, der an sie glaubte, glücklich machen mußte. Ein heißes Weh stieg deshalb in mir auf, als der Hausherr, anstatt meine zum Gruß hin­gestreckte Hand zu erfassen, dorthin zeigte, wo ich herkam.

Habt doch Mitleid," sagte ich zu ihm,ich bin todelend. Gebt mir ein Obdach und einen Bisten zu essen, stoßt mich nicht zurück, sonst muß ich sterben".

Da lachte er laut:Und dann glaubst du am Ende noch, daß die Welt etwas verliert, wenn du stirbst! Stirb, wo du willst und wo du Lust hast, nur nicht in meinen! ehrlichen Haus. Dort im Wald ist Platz genug dazu. Geh aber hübsch weit von der Straße ab, damit sie von deinem Leichnam nicht verpestet wird".

Die Umstehenden lachten wie über einen derben Witz. Ich ließ meinen Blick über die Menschen gleiten, doch es drehte sich alles vor meinen Augen. Wie verzerrte Fratzen entarteter Kreaturen der Schöpfung starrten mir aus blutrotem Nebel die Gesichter der Anwesenden entgegen.

Herzzerreißender Jammer mag aus meinen Zügen ge­sprochen und ein Herz gerührt haben. Einer trat auf den Hausherrn zu und sprach mit ihm, und wie aus weiter Ferne hörte ich eine Stimme sagen:Nun gut, Lehrer,

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besitz -es Bunds wurde erweitert durch Zukauf von Baum gebiet am Federsee, durch Erwerb einer Insel in der Enz bei MünsinA'n eines Wacholdergebiets im Oberaim

Brandstiftung mit Zeikzündung. Trotz aller Bemühun- gen und redlicher Absichten gelang es dem 47jährigen Säae- reibesitzer Christian Dietrich von Weil der Stadl nicht, sein Werk hochzubringen, so daß er zuletzt keine Freude mehr daran hatte. Er kam deshalb auf den unglückseligen Gedanken, sein Werk in Flammen aufgehen zu lassen um sich mit der Versicherungssumme eine neue Existenz zu grün­den. Er ordnete 4 Kerzen in seinem Werk derart an. daß erst nach Stunden das Feuer zum Ausbruch kommen mußte während er, um sich einen Aufenthaltsnachweis zu schaffen' in seinem Auto zusammen mit seiner Frau in den Schwarz­wald fuhr. Sein Sohn hatte den Brand entdeckt, der jedock nicht mehr gelöscht werden konnte. Außerdem fand er einen Teil der Kerzen und machte dem Landjäger davon Mitten lung, so daß es gelang, seinen Vater der Brandstiftung zu überführen. Dieser hatte sich jetzt vor dem Stuttgarter Schwurgericht zu verantworten, das ihn zu 2 Jahren Ge­fängnis verurteilte.

Eßlingen. 17. Nov. Zur Stadtvorstandswahl. Nachdem Regierungsrat Dr. Degerer-Stuttgart und Schult- heiß Rückert-Baltmannsweiler von ihrer Bewerbung um die Stadtschultheißenstelle zurückgetreten sind, kommen als ernsthafte Bewerber nur noch die beiden Kandidaten Ober­bürgermeister Dr. L a n g von Langen in Schwenningen und Landrat Röger in Maulbronn in Betracht. Der Wahlkampf ist sehr lebhaft.

Luwigsburg, 17. Nov. Beisetzung des Prinzen Schaumburg-Lippe. Heute vormittag 11.30 Uhr fand im Marmorsaal des Schlosses eine Trauerfeier für den in England durch Flugzeugabsturz verunglückten Prinz Eugen zu Schaumburg-Lippe statt. Der Sarg war von einem Berg von Kränzen und Blumen umgeben. An der Feier nahm eine beschränkte Zahl von Verwandten, darunter Königin Charlotte, und Freunden des Verstorbe­nen teti. Nach der Einsegnung begab sich der Trauerzug zum neuen Friedhof, wo die Leiche des Prinzen neben sei­nem dort ruhenden Vater beigesetzt wurde. Das zahlreiche Publikum ehrte den Toten mit stiller Teilnahme.

Holzelfingen OA. Reutlingen, 17. Nov. Mäuseplage. Infolge Ueberhandnehmens dex Maulwürfe und Wühl­mäuse wurde vom hiesigen Gemeinderat für jedes der ge­fährlichen Bodentiere der Preis von 40 Pfg. beschlossen und bezahlt. Es wurden täglich bis zu 40 Stück solcher Schätz- linge beim Gemeindevfleger von manchem gewandten Jä­ger obgsliefert.

Rottweil, 17. Nov. Versuchter Totschlag. Das Schwurgericht hat den 25 I. a. oerh. Gärtner Josef Brunner von Ludwigshafen a. Rh. wegen versuchten Totschlags zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Ange­klagte hatte am 24. Juni d. I. in Schwenningen seine Ehe­frau durch Messerstiche schwer verletzt. , ^

Geislingen a. Sk.- 17. Nov. Der ganze Fisch­bestand an Forellen vernichtet. In her oberen Stadt wurde Donnerstag mittag, angeblich aus Versehen, ätzende Lauge in die Rohrach gelassen, wodurch so ziemlich der ganze Fischbestand an Forellen, etwa 1200 Stück, von der Rätschenmühle bis zur Pumpstation, vernichtet wurde, ebenso die Brut. Der Fischereipächter hat dadurch einen großen Schaden erlitten, und der Gerbereibesiher wird eine ziemlich große Summe als Schadenersatz leisten müssen.

Alm, 17. Nov. Auch eine Statistik. Mit dem Titel20 Jahre Säuglingsschutz" gibt dieser Verein seinen 13. Geschäftsbericht heraus, der einen Blick tun läßt in die segensreiche Tätigkeit des Vereins. Von 1927/28 machten die Fürsorgeschwestern 76 681 Besuche bei 8226 Säuglingen. Der Gesundheitszustand der Säuglinge hat sich sehr gebes­sert. Die Säuglingssterblichkeit ist von 18 auf 6 Prozent zurückgegangen. In der Zeit von 1908 bis 1928 wurden mehr als 4 Millionen Flaschen trinkfertiger Nahrung zu­bereitet. Die Geburten betrugen in Ulm im Jahr 1900 1153, darunter 120 uneheliche, im Jahr 1928 betrugen die Geburten 885, darunter 180 uneheliche.

meinetwegen mag er bleiben, doch habe ich Scherereien durch ihn, dann sollt Ihr dafür büßen".

Dann wurde mir abseits eine zerfallene Hütte ange­wiesen, in der Stroh und Maiskolben aufgetürmt lagen, und die den Hunden als Unterkunft diente. Ich war zu schwach, zu elend, zu verzweifelt, sonst wäre ich geflohen. So ließ ich mich kraftlos auf einen Haufen Maisstroh fal­len. Die Hunde, die mich zuerst zornig anknurrten, schnup­perten bald freundschaftlich an mir herum.

Ich lag und starrte durch das zerfallene Hüttendach in den blauen Himmel. Graue, dämonische Fabelgestalten lösten sich aus dem All; Tiere mit Menschen- und Men­schen mit Tierköpfen. Bald tanzten sie einen wilden Rei­gen um mich und verschlangen sich zu einem unentwirrba­ren Chaos.

Auf einmal erschien eine Frau in dem Rahmen der niederen Tür. In den Händen trug sie einen Topf und ein Stück Brot.

Ihr habt sicher Hunger", sagte sie und sah mich aus guten, deutschen, blauen Augen mitleidig an.

Ich setzte mich auf meinem Lager auf und verschlang gierig den mir gereichten Bissen und stürzte den kalten Kaffee hinunter.

Schweigend sah mir die Frau zu. Mit einem Male sagte sie ganz unvermittelt:Mein Mann war früher nicht so. Doch seht, es vergeht kein Tag, an dem nicht Leute wie Ihr durch die Pikade kommen und stehlen und andere Schlechtigkeiten begehen".

Mir brannten die Augen, mehr aus Scham als im Fie­ber.Leute wie Ihr!", die Frau hatte recht, ich konnte ihr nicht zürnen.

Seht," fuhr sie fort,früher hat mein Mann jeden gut ausgenommen, der bei uns vorsprach, manchen hat er tagelang hier behalten, weil es ihm Freude machte, ein­mal einen Menschen um sich zu haben, der ihm etwas von Deutschland erzählen konnte, wo seine Großeltern herstam­men. Doch dreimal sind wir nun schon bestohlen worden. Und dort in dem Haus sie zeigte auf ein entferntes Gebäude, das mit dem Giebel aus einem Orangenhain hervorlugte haben Landstreicher vor noch nicht ganz einer Woche, als die Bewohner in der Roza waren, das ganze Geld, Kleider und alles, was sie mitschleppen konn­ten, gestohlen".

(Schluß folgt.)