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Seite 3 — Nr. 271
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter-
Rück- und Ausblicke
Nagold, den 18. November 1929.
Es ist nichts erbärmlicher in der Welt, als ein unentschlossener Mensch, der zwischen zweien Empfindungen schwebt, gerne beide vereinigen möchte und nicht begreift, daß nichts sie vereinigen kann, als eben der Zweifel, > die Unruhe, die ihn peinigen. v. Goethe !
Me dich sük einen lallen Dinier
Der Winter steht vor der Tür. Meteorologische Beobachtungen sowie Rückschlüsse aus der Periodizität der Wettergeschichte scheinen für eine Reihe weiterer strenger Winter zu sprechen. Man wird daher gut daran tun, die Abwehr gegen Kältestörungen und -beschwerden vorzuvereiten.
Am häufigsten erscheinen wohl die Wasserleitungsschäden in den Rohrnetzen der Gemeinden und den Leitungen der Haushaltungen. Ihre Ursachen sind meist im Zusammentreffen zweier das Einfrieren begünstigender Umstände zu suchen. Während nämlich tagsüber in den Rohrleitungen ein starker Verbrauch und damit eine ziemlich hohe, das Einfrieren verzögernde Wassergefchwindigkeit herrscht, fallen beide gegen Abend erheblich ab; die mit der Nacht meist einsetzende stärkere Abkühlung tut dann das ihrige, und die Wasserleitung friert ein. Dem Einfrieren kann in Ermangelung anderer Schutzmaßnahmen durch ständigen Wasserabfluß an Hauptröhren entgegengewirkt werden. Der Verbrauch wird hiermit allerdings ansteigen; vielleicht ist dies aber wohl das kleinere Uebbl. Aber auch die an den kleineren in Gebäuden verlegten Rohren auftretenden Brüche sind nicht immer ungefährlich, namentlich, wenn z. B. beim Auftauen unsachgemäß oder ohne die erforderliche Sorgfalt gearbeitet wird. Wie stark die Wasserschäden während der diesjährigen Frostperiode in Erscheinung traten, zeigt besonders deutlich die Statistik der Stadt Berlin, wo am 9. März 1929 allein an die drei- hundert Wasserrohre platzten und etwa dreitausend Häuser während mehrerer Tage ihr Wasser aus entfernt liegenden Leitungen holen mußten. So empfindlich diese Schäden aber auch sein mögen, weit größeres Unheil ist noch durch das Einfrieren der Hydranten möglich, wenn die Entleerung versagt, die Zuleitungsrohre zugeforen sind oder auch die Schläuche vereisen. Hier bietet a"ch das Wasserlaufenlassen kein sicheres Abwehrmittel. Die Feuerwehren werden daher ständig die Hydranten zu prüfen und eisfrei zu halben haben. Auftaurn durch Viehsalz oder, wo es möglich ist. durch stark überhitzten Wasserdampf aus besonderen Dampferzeugern und endlich durch starke elektrische Ströme, können als Gegenmittel genannt werden.
Als Frostschäden sind zu einem guten Teil auch die Feuer- und Brandschäden zu verzeichnen. Mit der stärkeren Kälte sind auch diese Schäden in bezug auf Anzahl und Größe auffallend angewachsen. Sie entfallen zum größern Teil auf den durch die plötzlich auftretende starke Kälte erhöhten Wärmebedarf und dessen Deckung durch provisorische und mangelhafte Heizeinrichtungen und Anlagen. Fehler in den lange nicht benutzten Schornsteinen können zu Balken- und Dachftuhlbränden führen u. a. m. Noch ungünstiger erscheint das Verhältnis dort, wo als Brandursache Unvorsichtigkeit beim Auftauen eingefrorener Wasser- oder Gasleitungen auftritt.
Der Verlust des Volksvermögens durch Brandschäden wird für die Monate Januar und Februar des außerordentlich kalten Winters 1929 auf rund 55 Millionen Mark geschätzt, das ist etwa das Dreifache im Vergleich zu den beiden Vorjahren; die Höhe der andern Frostschäden läßt sich leider auch nicht annähernd erfassen, dürfte aber ebenfalls eine nicht zu verachtende Summe ausmachen.
Ob wir nun Heuer wieder einen solch strengen Winter bekommen, ist ja nun keineswegs bestimmt, aber die frühen Froste gemahnen, unser Augenmerk in dieser ganz bestimmten Richtung zu lenken. Tagsüber ist das
Wetter
meist noch herbstlich, hin und wieder durch ein kleines Schneetreiben winterlich angehaucht. Dafür aber schlägt das Thermometer des Nachts immer einen gehörigen Purzelbaum, verkriecht sich unter seinen Nullpunkt u. bewirkt, daß z. V. heute Nacht die Pfützen auf den Straßen sich in glitzernde Eisspiegel verwandelten, in denen der helleuchtende Vollmond vom wolkenlosen Himmel sich spiegeln konnte. Das Barometer ist die letzten Tage langsam aber konstant gestiegen, ein Zeichen, daß wir mit aller Wahrscheinlichkeit nun auf noch schöne Tage rechnen dürfen sollten.
Der Sonntag stand allenthalben im Zeichen, der Metzelsuppen, Reh- und Hasen essen, insbesondere aber regierte Terpsichore, die Muse der Tanzkunst. Nun kann sie sich ein Weilchen von ihren Strapazen ausruhen, nach dem Totensonntag in 8 Tagen kommt die Adventszeit, Wochen, in denen es wichtigere Dingen zu tun gibt, als zu tanzen, es müßte denn sein, daß anläßlich der Weihnachtsfeiern auch dieser Kunst gedient werden soll. In diesem Zusammenhang möchten wir eine beherzigende Mahnung des „Evangelischen Deutschlands ....
„Jetzt ist es Zeit!"
..wiedergeben: Weihnachten naht heran und mit
ihm die Menge der Vereinsfeiern aller Art, die diese Tage mit ihrem Lärm erfüllen und des Segens berauben. Es sollte deshalb jetzt in den Vereinssitzungen, wenn Beschlüsse über die Veranstaltungen des Winters gefaßt werden, zur ernsthaften Erwägung gegeben werden, ob man nicht zugunsten von Armen- und Krankenbescherungen auf die Vereinsfeier verzichten oder doch wenigstens sich mit anderen Vereinen zu gemeinsamer Feier zusammentun kann. Das wäre praktischer Dienst am Wohl des Volkes und eine rechte Weihnachtstat!
Aber schließlich soll ein jeder so entscheiden, wie er es für richtig erachtet und für seinen Verein notwendig hält.
Hin und wieder fühlen sich auch Berufsverbände bei Familienfeiern recht wohl und wer es nicht glauben will, der soll einmal diejenigen fragen, die gestern nachmittag und abend bei der ... .
Familienfeier der Freien Schreinerinnung Nagold
.... mithielten. Aus dem ganzen Bezirk war man ziemlich zahlreich erschienen, um zunächst mit Hilfe der von der Innung gestifteten 3 ein vorzügliches Mahl im Traubensaal einzunehmen. Herr Obermeister Gabel sprach recht herzliche Begrüßungsworte und gab dabei vor allem
einen lleberblick vom Werden und Gedeihen der Innung seit ihrer Gründung am 1. November vor 12 Jahren. Schließlich wurde von der Versammlung das Einverständnis zur Errichtung eines rechtmäßigen Verbandes der Schreinerinnungen von Württemberg und Hohen- zollern anstelle des freien Schreinermeisterverbandes von Württemberg und Hohenzollern erklärt. Die den Handwerkskammern zum Vorschlag kommenden Sätze für Kostgeldbeihilfen der Lehrlinge werden bekannt gegeben, ebenso Vorschläge für die zulässige Zahl der Lehrlinge. Daß die Schreiner noch mehr können als essen, trinken und berufs- und fachsimpeln, das bewies das folgende kleine aber recht lustige Theaterstück: „Der Schreiner und der Tapezier". Zärtlich war die Sprache ja allerdings nicht, aber es ist deswegen noch lange nicht gesagt, daß das, was rauh und hart herauskommt, nicht auch vom Herzen und gut gemeint ist. Da kann man letzten Endes ganz ruhig einmal Kosennahmen schlucken, als da sind: Kaffeebohnenver-
beißer, Tintenschlecker, Schubladenraßler, Heringsbändiger, dappichs Dier usw. usf. Fräulein Maria Luz war eine recht resolute Schreinersgattin, Herr Fr. Hezer ein nicht minder dickköpfiger Schreinermeister Hauderer. Das Töchterlein Klara wurde ganz nett von Fräulein Anna Hezer gespielt, der Kaufmann Paul Häfele resp. der bewußte Kaffeebohnenverbeißer repräsentierte sich vorzüglich in Herrn W. Hezer und gut besetzt waren auch die Rollen des Tapeziers Maier mit Herrn Schüler, des Schreinergesellen Domminger mit H. W. Stikel und des Stiftes Jaköble mit Hermann Blum. Später, in kleineren Tanzpausen, trugen Frau und Herr Bareis aus Rohrdorf einige recht lustige Schnurren vor, der für den gestrigen Abend gegründete „Vereinigte Schreiner-Lieder- und Sängerkranz" ließ einige Lieder hören und im übrigen war man recht fidel. Solche Veranstaltungen werden sicherlich dazu beitragen, das kollegiale Verhältnis innerhalb der Innung zu festigen und zu fördern und so wird man sicherlich auch in kommenden Jahren solch familiäre Zusammenkünfte begrüßen.
Am Nachmittag und Abend wurde in der Evang. Stadt- kirche der ....
Film der Inneren Mission „Pflege und Fürsorge in allerlei Not"
... vorgeführt. Wenn noch vor wenigen Jahren Bedenken laut wurden, einen Film in der Kirche laufen zu lassen und daß dadurch dieser Stätte Abtrag geschähe — so ist jetzt die Sorge unter dem Eindruck dessen, was wir gesehen, völlig geschwunden. Das „im Dienst der Liebe" betitelte Filmwerk besteht aus drei je einen Abend füllenden Teilen, dem „Vruderfilm", „Schwesterfilm" u. „Pflege n. Fürsorge in allerlei Not". Dieser letztere lief gestern in der evang. Stadtkirche,' er wendet sich nicht allein an un- sern Verstand und an unser Auge, sondern in ganz besonderem Maß an unser Herz. Wird doch schon von altersher eine umfangreiche Fürsorge getrieben an Hilfsbedürftigen aller Art durch die kirchliche Liebestätigkeit, welche in der evang. Kirche im letzten Jahrhundert eine mächtige Entfaltung erlebt hat. Freilich, dieser Dienst wurde und wird in aller Stille getan und ist daher weiten Kreisen wenig bekannt. Wer weiß z. B., daß wir in Württemberg 100 ev. Anstalten haben, die — wenn sie zusammengelegt wären — eine Wohlfahrtsstadt mit 1500 Einwohnern ergäbe? Man hatte Gelegenheit zu sehen, wie die Ausbildung der Kinderschwestern im Mutterhaus Großheppach sich vollzieht. Oder jenes Straßenbild „Das Kinderschüle kommt". Wenn diese Kleinen spazieren geführt werden, in langem Zuge sich paarweise halten — mit lachenden oder auch weinenden Aeuglein, mit plaudernden oder auch bruttelnden Mäulchen — o selig, o selig, ein Kind noch zu sein! Dann folgt das Feierabendheim Beutelsbach, wo ausgediente Schwestern (Veteraninnen) ihren Lebensabend verbringen. Wem war nichts Näheres bekannt von der Kinderrettungsanstalt Lichten st ern bei Weinsberg, in welcher viel Liebe ausgesät wird. „Es ist nicht der Wille Eures Vaters, daß eines dieser Kleinen verloren geht". Ein Blick in die Erziehungsanstalt Stammheim bei Calw zeigt uns, wie die Jungen zur Arbeit herangezogen werden und nach getaner Arbeit in der Landwirtschaft wieder heimkehrt mit — vielleicht gleichem Schritt und Appetit. Es folgen noch Bilder von den Lehrlingsheimen vom Bruderhaus in Reutlingen, ferner das Ausrücken zu einer Feuerwehrübung. Auch Festtage verzeichnet die Innere Mission, so die Paulinenpflege Kirchheim beim lOOjähr. Jubiläum und die Einweihung des neuen Wichernhauses in Cannstatt. Ergreifend ist der Blick in die Arbeit der Fürsorge-Erziehungsanstalten. Ist nicht das landesübliche Jammern und Klagen über die „Jugend von heute" in vielen Fällen eine Einseitigkeit? Auch die andere Seite der Betrachtung soll zu ihrem Recht kommen, daß jedermann in seinem Teil mehr als bisher mithelfen möchte, alles Böse unter der Jugend zu verhüten und entdeckt, gerügt und gebessert werde. Wieviel Schuld liegt vielleicht schon in der elterlichen Kinderstube, oder Vereins-, Trink- und anderen Stuben! — Erschütternd sind die Bilder aus den Schwachsinnigenheimen Stetten i. R. und Mariaberg. Dabei werden noch die Bildungsfähigen in den Schulen geschult, soweit ihre Begabung reicht. Wie sie sich freuen! erinnert uns beim Spiel daran: Er sieht mit Lust, wenn uns ein irdisch Glück erfreut und dankbar macht. Auch der Alten und Gebrechlichen (Haus der Barmherzigkeit Wild- berg und Staigacker) hat die Liebe gedacht und in 17 Altersheimen ihnen eine Ruhestätte für den Lebensabend geschaffen; oder man beobachtet den staunenswerten Willen der „Halben Kräfte" und Krüppel zum Leben und zwar zum nützlichen Leben. — Man darf wohl sagen, man bekam Aufschluß über das gewaltige Werk der Nächstenliebe, das die Innere Mission vollbringt. Der Eindruck war umso ergreifender, als der Film durchaus sachlich gemacht ist und die Bilder durch das gesprochene Wort (Vikar V ö h r i n g e r) begleitet wurden.
Es ist aber nicht nur in Nagold schön, auch wo anders läßt's sich gut sein. Mit dieser Kenntnis „behaftet" zog der . . .
Schwarzwaldverein
gestern mittag mit dem 12.30 llhr-Zug in „stattlicher" Anzahl aus zur Ausführung der ausgeschriebenen Tour. In- j folge der etwas unsicheren Witterung wurde unterwegs das Programm geändert und eine Fußtour Eündringen- Talheim-Horb ausgeführt, und diese war schön. In Horb , gabs ein frohes Vesper, und zur Freude aller Beteiligten ; konnte noch ein Nachzügler begrüßt werden, der mit der
Montag, 18. November 1S2S.
i Bahn nachgekommen war. Um es kurz zu sagen: alles war ! hochbefriedigt — d. h. alle 3 -j- 1.
!
j Herrenberg, 18. Nov. Bezirksratssitzung am 13. Novem-
> ber 1929. Die Beschwerde des Rob. Hartmann, Land- ! Wirts in Oberndorf und Genossen gegen den Beschluß des
Gemeinderats Oberndorf vom 8. Oktober 1929, wonach der Anfechtung der Eemeinderatswahl in Oberndorf vom 12. Mai 1929 wegen Fristversäumnis nicht stattgegeben wurde, wird vom Bezirksrat ebenfalls abgewiesen. — Einem Kraftfahrer wird wegen Unzuverlässigkeit der Führerschein bis aus weiteres entzogen. ! Bei einem weiteren Kraftfahrer ist das Verfahren wegen ! Entziehung des Führerscheins eingeleitet. — Das Gesuch i der Firma BenzLKoch in Nagold um Genehmigung zur Weiterführung der Kraftsahrlinie Nagold- Herrenberg auf weiter 4 Jahre wird befürwortet. — Der ! Gemeinde Oeschelbronn wird zur Vebesserung der Amts- ! körperschaftsstraße Unterjettingen-Oeschelbronn, ! welche zusammen mit einer Verbesserung der Ortsstraße » oorgenommen wird, ein einmaliger Beitrag gewährt, l — Hausmeister Preiß der Wanderarbeitsstätte hat um seine Zuruhesetzung nachgesucht. Der Bezirksrat hat gegen j die Zuruhesetzung nichts einzuwenden und befür- i wartet das Gesuch. — Der Gehweg an der Hildrizhäuser- ! straße in Herrenberg vom Hüterhäuschen bis ! zur Abzweigung der alten und neuen Steige ist durch - Walzarbeiten auf dieser Strecke beschädigt worden. An den ! Kosten der Wiederherstellung wird sich die Amtskörper- ! schaft mit 50 Proz., aber nicht mit mehr als 600 RM. be- j teiligen. — Die Durchführung verschiedener Verbesse- j rungen in dem Amtskörperschaftsgebäude auf'm Bild- käppele wird genehmigt. — Der Einspruch gegen die Abänderung der Vaulinie bei der L and w. Winterschule wird vorsorglich aufrecht erhalten. Ueber die Zweckmäßigkeit der Linienführung soll noch ein Sachverständiger gehört werden. — Genehmigt wird, daß die Herren Vermessungsrat Burkhardt und Oberlandmesser Weil, wie schon in früheren Jahren, den Unterricht in Geometrie und Feldmessen an der Landw. Winterschule übernehmen. — Das Bezirkswohlfahrtsamt erhält künftig die Bezeichnung „B e z i r k s f ü r so r g e b e h ö r d e". — Um den Bezirksangehörigen zur Ansammlung kleiner Sparbeträge vermehrte Gelegenheit zu geben, wird die Oberamtssparkasse künftig Aeimsparkassetten an die Einleger ausgeben. Diese Heimsparkassetten werden auf Wunsch jedem Sparer leihweise und kostenlos ausge- ! händigt. Die Anschaffung von 150 Stück solcher Heimspar- i kassetten wird genehmigt.
! Calw, 16. Nov. Einbruchsdiebstahl. Freitag abend ge-
> gen 7 Uhr entdeckte ein Calwer Wirt, daß in seinem Kel- i ler das elektrische Licht in verdächtiger Weise eingeschaltet i wurde. Als er in den Keller wollte, um nachzusehen, be- ! gegnete ihm ien unbekannter Mann, welcher eben den Kel- ^ ler verlassen wollte. Wie festgestellt wurde, handelt es sich ! um einen von auswärts zugezogenen, hier beschäf- ! tigten jungen Schlosser, welcher mittelst Nachschlüssels in ^ den Keller eingedrungen war. Er hatte sich zwei Flaschen ! Kaiserstühler angeeignet.
! Freudenstadt, 18. Nov. Der Flurname, ein letzter Zeuge, i Als im vergangenen Sommer die Gemeinde Wittlens- ^ weiter auf der Suche nach einer weiteren Wasserader j war, ließ sie u. a. auch Grabungen auf der „Elaswiese", einem lichten Waldteil tief im Eemeindewald, vornehmen.
In der Tiefe von 40—50 Zentimeter stieß man dabei auf überglaste Ziegel, jedenfalls vom einstigen Elasofen herrührend, einen halben Meter tiefer unten traf man in einem mit Holz verschalten Brunnenloch Gefäße, Tiegel und Formen. Es fanden sich auch Glasscherben, ja sogar ein kleines Gläschen konnte ziemlich wohlerhalten geborgen werden. Man war bald davon überzeugt, daß man es mit den Resten einer alten, längst aufgegebenen Glashütte zu tun hatte. Das Bestehen einer Glashütte auf unserer Markung konnte seither nur durch den Flurnamen „Elaswiese" vermutet werden, denn selbst die ältesten Leute wußten nichts davon zu erzählen. Glücklicherweise konnte der Fund auf Grund einer Aufzeichnung in einem Dornstetter Lagerbuch vom Jahre 1521 weiter aufgehellt werden; dort heißt es nämlich: „Valthizar Gläser ayt jars 1 Pfund 8 Schilling Heller uß der Glashütten zu Wittliß- wyler und wenn er die Glashütten uffgeyt, so ist er des Zynß ledig". 2m Lagerbuch von 1590 ist die Glashütte schon nicht mehr erwähnt.
Letzte Nachrichten
Zwei wichtige Stadtoorstandswahleu Laug von Laugen gewählt
Eßlingen, 17. Nov. Bei der gestern vorgenommenen Stadtoorstandswahl haben von 28 247 Wahlberechtigten 21 967 abgestimmt. Von den gültigen Stimmen — 88 waren ungültig — erhielten Lang von Langen 14565, Landrat Röger 6206 und der Kandidat der Kommunisten, Köhler, llOO Stimmen. Lang von Langen ist somit gewählt.
Baurat Schlund wieder Stadtoorstaud.
Geislingen a. St., 17. Nov. Bei der gestern in Geislingen a. St. stattgefundenen Wahl wurde Baurat Schiunk mit 637 Stimmen Mehrheit gewühlt. Wahlberechtigt waren !>473, abgegebene Stimmen 8089, gültige Stimmen 8071. Baurat Schlank erhielt 4354 Stimmen, Regierungsrat Maisch 3717 Stimmen. Die Wahlbeteiligung betrug 84v. H.
Kaas gegen Streit in der Regieruugskoalition
Weingarten, 17. Nov. Anläßlich einer Gedächtnisfeier für den verstorbenen Zentrumsführer Adolf Gröber erklärte der Zentrumsführer Prälat Dr. Kaas, daß er mit seinen Ausführungen in der letzten Zeit nicht die Absicht gehabt habe, .ine Kluft zwischen den Koalitiousparteieu zu schaffen. Zerklüftet könne man dem Ausland gegenüber nicht so auftre- ten, wie es notwendig sei. Nur, wenn alle an der Regierung Verantwortlichen die Aufgaben auch um den Preis von Opfern erfüllten, werde mit einer gesunden Entwicklung zu rechnen sein. Niemals habe die Regierung vor so gewaltigen Aufgaben gestanden, wie gerade heute. Nur ein Kabinett der Sachlichkeit werde diese großen Aufgaben lösen können. Es >ei verfehlt, gerade jetzt den Zankapfel der Ehescheidung in die Koalition zu werfen. Hier werde sich das Zentrun allerdings mit den anderen nicht einigen können. Gemäß ihrer bisherigen Einstellung werde die Zentrumspartei dafür eintreten, daß die Außenpolitik sich zu einer erträglichen Friedenspolitik gestaltet. Zu Briand könne man das Vertrauen haben (???), daß er seinen Verstindigungswillen auch in der neuen Regierung durchsetzen könne.