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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Mittwoch, 13. November 1929

Schulz aus Korntal am 14. November hier einen Lie­derabend veranstaltet. Dabei kommen die Narrenlie­der von Halm, Lieder von Hugo Wolf und ein Psalm von K. Schmid zum Vortrag. Freiwillige Beiträge (nicht unter 50 Pfg) zur Deckung der Unkosten werden erbeten.

Egenhausen, 12. Nov. 50er Feier. Die im Jahre 1879 geborenen Egenhäuser hatten auf letzten Sonntag zur Feier ihres 50. Wiegenfestes Schulkameraden und Kame­radinnen in das Gasthaus zum Adler geladen. Der Ein­ladung folgten fast alle noch lebende 5Öer mit Ehehälften und Familie aus der engeren und weiteren Umgebung. Sogar aus Freiburg, Offenburg a. M., Schramberg, eilten sie herbei in die alte Heimat, um nach vielen Jahren mit den Altersfreunden und Freundinnen zu feiern. Von der näheren Umgebung kamen sie von Spielberg, Beihingen, Haiterbach, Jselshausen und Ebhausen. Zu Ehren des am 7. August 19l5 itz Nutzland gefallenen Friedrich Wohl­leber von hier legte Herr Schreinermeister Blau im Namen der 50er anschlietzend an den Vormittagsgottes­dienst einen Kranz am Kriegerdenkmal nieder und ge­dachte in warmen Worten des tapferen Helden. Im Ne­benzimmer des Adlers, das von Herrn und Frau Adler­wirt Hammer, die beide auch zu den Jubilaren zählen, zur Feier des Tages festlich geschmückt und gedeckt war. entwickelte sich nun im Laufe des Nachmittags eine recht frohe Stimmung, wobei manch heiteres Bild der schönen Jugendzeit aus der Erinnerung wachgerufen wurde. Nur zu schnell verflogen die traulichen Stunden. Um die Feier noch recht gemütlich und würdevoll zu gestalten, trat gegen Abend der Liedsrkranz ein und erfreute die noch Anwesen­den mit passenden von Herrn Kempf geleiteten Eesangs- vorträgen. Einige Couplet's und Vorträge in schwäbischer Mundart trugen ebenfalls zur Verschönerung des Abends bei. In vorgerückter Stunde nahm man Abschied vonein­ander mit dem Wunsch: Auf Wiedrsehen in 10 Jahren! Wohl allen werden die erhebenden Stunden, die man in der lieben Heimat erlebt hat, noch recht lange im Herzen nachklingen. Ja, in der Heimat ist es schön! Der Montag nachmittag vereinigte die hiesige Jubilars mit Familien nochmals zu einem gemütlichen Spaziergang, und ein Abendschoppen in engerem Kreise beschloß die harmonisch verlaufene Geburtstagsfeier der Fünfziger.

Eaugenwald, 12. Nov. In schweres Leid wurde hier in den letzten Tagen die Familie Erotzhans versetzt. Nachdem ihnen der Krieg schon schwere Wunden geschla­gen hatte, zwei Söhne im Altei,r von 20 und 23 Jahren blieben in Feindesland, der eine fiel, der andere wurde vermitzt. Ihnen folgte nach einigen Jahren eine Tochter als Lehrerin im Alter von 27 Jahren im Tode nach, und nun wurde letzten Sonntag auch der jüngste ihrer Söhne, mit 22 Jahren, zu Grabe getragen. In seinem landwirt­schaftlichen Beruf in Pflugfelden tätig, wurde derselbe von einer tückischen Krankheit überrascht, an der er nach wenigen Tagen im Bezirkskrankenhaus in Ludwigsburg unerwartet rasch gestorben ist.

Ein Herbstwind streifte hastig die Blätter ab. und nahm vom Frühling manch's mit in's Grab Da ertönte im Dörflein der Glocke Geläut,

einem Frühling, der so bald war dem Tode geweiht! Ein Jüngling, der in der Fremde war,

Den brachte man heim auf der Totenbahr.

Dem Vater, der Mutter, und allen wars schwer, denn es gab keine Zeit nun zum Abschied mehr.

Und drüber erwachte von vergangener Zeit, vom Krieg und von dem alten Leid, denn zwei blieben drinnen in Feindesland, von einem ward niemals sein Grab nur genannt,

Und bald warens drei und nun find es vier, vernarbende Wunden die brechen herfür Wie heimwehkrank schlägt da doch das Herz,

Gott tröste ein jedes in solchem Schmerz!

Horb, 12. Nov. Gauversammlung der Imker des oberen Neckargaues. Die vor 2 Jahren durch die Anregung des Bez.-Bienenzüchtervereins Rottweil ins Leben gerufene jährliche Eauversammlung der Imker des oberen Neckars mit Umgebung fand auf Einladung des hiesigen Vienen- züchtervereins am Sonntag nachmittag im Saale des Ho­tels zumLindenhof" hier statt und nahm für die Teil­nehmer, die sich aus den Bezirken Rottweil, Oberndorf, Sulz, Horb, Freudenstadt, Rottenburg, Herrenberg, Na­gold und Calw zusammengefunden hatten, einen recht an­regenden Verlauf. Nach der Begrützung der stattlichen Versammlung durch Oberreallehrer Vöhringer, hielt im Auftrag des Württ. Landesvereins für Bienenzucht, Oberlehrer H e r t e r-Heilbronn, einen anschaulichen, mit Humor gewürzten Vortrag über zeitgemäße Jmkerfragen, wobei er sich über die Vienenwohnungen mit Breit- und Hochwaben, Ober- und Hinterlader- und Vlätterstock, das Schwärmen und die Behandlung der Schwärme, die Bie­nenfütterung, die Zucht der Königinnen usw. aussprach. Der Landessachverständige für Bienenzucht, Oberlehrer R e n t s ch l e r-Stuttgart, llberbrachte die Grütze der Württ. Landwirtschaftskammer und berichtete sodann in

i einem eingehenden Vortrag über das am 7. August d. I. in Kraft getretene württ. Faulbrutgesetz. In klarer Weise legte der Redner, nachdem er den langwierigen Werde­gang des Gesetzes geschildert hatte, der Versammlung zu­nächst dar, welche Verpflichtungen den Imkern durch das Gesetz erwachsen (Anzeigepflicht an die Polizeibehörde, Gestattung des Zutritts der behandelnden Sachverständi­gen zu allen Räumen die mit dem Bienenzuchtbetrieb in Verbindung stehen, Verschluß unbesetzter Bienenwohnun­gen, Verbot der Aufbewahrung von Waben eingegange­ner Völker in Vienenkästen); hierauf machte er auf die nach Paragraph 8 des Gesetzes vom 19. Juni ds. Js. bei einem Seuchenaüsbruch oder Verdacht der bösartigen Faulbrut anzuordnenden Maßnahmen aufmerksam, durch welche der Imker vorübergehend bis nach erfolgter Ent­seuchung das Entschlietzungsrecht über seinen Bienenzucht­betrieb so ziemlich verliere. Im zweiten Teil seines Vor­trags befaßte er sich dann mit den Vorteilen, welche das Gesetz gegenüber der bisherigen Bekämpfungsweise durch den Württ. Landesverein und auch den in manchen Län­dern bestehenden Polizeiverordnungen bringe, indem es vor allem den Betroffenen eine angemessene Entschädi­gung bringe, wozu die Mittel zu 50 Prozent vom Staat geleistet werden, die andere Hälfte durch Umlage auf sämtliche Bienenvölker zu decken sei, während die Hono­rierung der Sachverständigen ganz vom Staate übernom­men werde. Die Umlage sei als eine alle 2 Jahre statt­findende Erhebung von fünf Pfennig pro Volk gedacht, aber in Anbetracht der bis jetzt ziemlich reichlich angefal­lenen Seuchenfälle sei es fraglich, ob dieser Betrag in den ersten Jahren zureiche. Nach der Ehrung einer größeren Anzahl von Jubilaren, die über 25 Jahre dem Bezirks- Bienenzüchterverein angehören, durch Ueberreichung einer Ehrenurkunde fand noch eine Aussprache über verschiedene in den beiden Vorträgen berührte Fragen statt.

Rottenburg, 12. Nov. Zusammenschluß der O r ts k r anken k a ssen. Die Ortskrankenkassen Haiger- loch, Sulz, Horb und Rottenburg haben den Gedanken der Gründung eines Zwecksverbands erwogen. Die Ver­handlungen dürsten bald zum Abschluß kommen.

Wildbad, OA. Neuenbürg, 12. Nov. 25jähriges Jubiläum. Am 10. November konnte Verwaltungs- oktuar und Steuerratschreiber August Schmid auf eine 25jährige Tätigkeit im Dienst der Stadt zurückblicken. Aus diesem Anlaß fand am Sonntag vormittag im Rathaussaal eine Feier statt. Als Dank der Stadtgemeinde überreichte Stadtschultheiß Baetzner dem Jubilar eine Ehrengabe und verlieh ihm den Titel eines städt. Nechnungsrats.

Aus aller Welt

Der Gottfried Keller-Preis 1929. Die Martin Vodmer- Stiftung hat ihren alle zwei Jahre fälligen Gottfried Keller- Preis für Werke der Dichtung und des Schrifttums von 6000 Franken dem Universitätsprofessor Dr. Josef Nad­le r in Königsberg i. Pr. für seine vierbäi.üigeLiteratur­geschichte der deutschen Stämme und Landschaften" zuer­kannt. Nadler ist Deutschböhme und steht im 46. Lebensjahr.

Pater Raymundus. Im Kampf um das Volksbegehren hat ein Pater Raymundus die Katholiken Deutschlands aufgefordert, für das VolksbegehrenFreiheitsgesetz" ein- zutretsn. Wie die Evang. Pressekorrespondenz mittcilt, ist Pater Raymundus ein katholischer Pfarrer aus der Diözese Paderborn namens Karl König. Er lebt schon einige Zeit in Honnef am Rhein und führt einen scharfen Kampf gegen die heutige Regierung, gegen Zentrum, Sozialismus und Judentum. Er darf übrigens seit längerer Zeit keinen Priesterdienst mehr tun.

Typhus in Pommern. In Nörenberg erkrankten 18 Personen an Typhus. Im Stargarder Krankenhaus ist bereits ein junger Mann gestorben. Die Krankheit soll durch Landarbeiter eingeschleppt worden sein.

Eine sechzehnjährige Mörderin. Eine erst sechzehnjäh­rige Mutter angeblich aus Stuttgart> die als Haüs- haltungsschülerin im Lager in Stetten a. k. M. unter­gebracht war, hat ihr neugeborenes Kind unmenschlich be­handelt. Nachdem sie merkte, daß das Kind, das sie in das Klosett geworfen hatte, eingezwängk war und nicht hinunterfiel, riß sie ihm Arme und Unterschenkel aus und wollte aut diese Weife das Verschwinden in der Kanalisa­tion ermöglichen. Es ist noch nicht bekannt, ob das Kind bei dieser schrecklichen Tat schon tot war.

Selbstmord Arons? Eine Berliner Korrespondenz will wissen, der aus Berlin geflüchtete Rechtsanwalt Aron habe in einem Brief an das deutsche Konsulat mitgeteilt, daß er sich in Galata vergiften werde. Aron hat bei seiner Flucht aus Berlin schon einen Brief hinterlassen, in dem er seinen Selbstmord ankündigte, er hat ihn aber nicht aus- gesührt. Die Meldung findet daher keinen Glauben, viel­mehr ist die Kriminalpolizei überzeugt, daß Aron durch solche Mittel nur die Polizeibehörden irreführen wolle.

Letzte Nachrichten

Volksentscheid am 22. Dezember?

Berlin, 13. Nov. Wie derBörsenkurier" zuverlässig erfährt, soll jetzt der 22. Dezember als endgültiger Ter­min für den Volksentscheid vorgesehen sein. Mit ausschlag- ! gebend für die Vertagung um eine Woche sei die An- l nähme gewesen, daß die maßgebenden Politiker und : Staatsmänner, deren Mitarbeit bei den Vorbereitungen zum Volksentscheid notwendig sei, nicht vor Mitte De­zember von der zweiten Haager Konferenz zurückerwartet werden könnten. Auch in Berlin würden während der Haager Tagung die zuständigen Ressorts zu sehr beschäf­tigt sein, um die erforderlichen Vorarbeiten für den Volks­entscheid zu leisten.

Weitere Steigerung der Arbeitslosigkeit.

Berlin, 13. Nov. Die alljährlich im Herbst einsetzende Belastung des Arbeitsmarktes hat in der zweiten Oktober­hälfte begonnen, sich deutlicher auszuprägen. Die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversiche­rung ist von 784 üüü auf 889 000, also um rund 105 089 oder 13,2 v. H. gestiegen. An der Zunahme sind dieses Mal auch die Frauen und zwar mit rund 12 000 betei­ligt, während die männlichen Unterstützten um rund 94 000 zugenommen haben. Die Gesamtzahl der Unter­stützten in der Arbeitslosenversicherung liegt zur Zeit um mehr als 200 000 Personen höher, als zur entsprechenden Zeit des Vorjahres.

Die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger in der Krisenunterstützung ist in der zweiten Oktoberhälfte von 165 000 auf 172 000, also um rund 7 000 oder 4 v. H. ge­stiegen.

Schiffsungliick in Südfinnland.

Helsingfors, 13. Nov. Bei Utö (Südfinnland) ist der DreimastschonerDraken" aus Nystad untergegangen. Die Lotsen von Utö sahen bereits am Montag abend ein Schiff, das etwa 500 Meter vom Ufer entfernt auf Grund stieß und zerschellte. 11 Mann der Besatzung konnten sich auf eine kleine Klippe retten, über die jedoch die Wellen hinwegspülten. Infolge des orkanartigen Sturmes war es den Lotsen nicht möglich, an die Schiffbrüchigen her­anzukommen, zumal die aus Brettern bestehende Schiffs­ladung des Rettungsboot bedrohte. Infolgedessen konnten die Rettungsversuche erst am Dienstag morgen wieder ausgenommen werden, führten aber auch dann zu keinem Erfolg, da der Sturm an Heftigkeit zugenommen hatte. Infolgedessen muß das Eintreffen eines größeren Ret­tungsschiffes abgewartet werden. Von den Schiffbrüchigen befinden sich noch 9 Personen auf der von Sturzwellen fortwährend überspülten Klippe. Zwei versuchten, schwimmend das Festland zu erreichen,' einer davon wurde von der Brandung gegen die Felsen geworfen und ertrank.

Moderne Kriegführung in China Eine große Schlacht in Honan.

Nach Meldungen aus Schanghai hat sich in der Pro­vinz Honan eine große Schlacht entwickelt, in der 250 000 Chinesen kämpfen und die modernsten Kampfmittel wie Tanks, Flugzeuge, Giftgase usw. Verwendung finden. Es verlautet, daß die Armee des General Feng auf die Lung- hai-Eisenbahn vorrückt. Die Verwendung von Giftgasen durch Fengtruppen soll eine große Ueberraschung für die Regierungstruppen bilden.

Handel und Verkehr ,

Die neue Veamlenbank

Infolge der Zahlungseinsleilungen der letzten Zelt in der Beamtengeldwirtschaft spll unter Mitwirkung der Dresdner Bank ein neues Beamtenbank-Institut gegründet werden, das voraus­sichtlichSpar- und Kreditbank für deutsche Beamte und An­gestellte A -G." genannt wird. Es soll mit einem Aktienkapital von l Million Mark, das zunächst voll von der Dresdner Bank übernommen wird, ausgestattet werden. Doch sollen Aktien auch an einzelne Beamte abgegeben werden können. Das neue Insti­tut wird zunächst ohne Uebernahme einer der bestehenden Be­amtenbanken ins Leben treten, jedoch soll dieOrganisation", d. h. wohl das Personal usw., der zahlungsunfähig gewordenen Bank für deutsche Beamte und Reichsbundbank ausgenommen werden. Das Institut soll in feinem Geschäft sich auf die Herein­nahme von Beamtengetdern, vor allem durch Gehaltsüberweisun­gen, und auf der anderen Seite auf Beamtendarlehen beschrän­ken. Die freundschaftliche Unterstützung der größten Beamten­bank-Genossenschaft, der Badischen Beamtenbank e. G. m. b. H., ist gesichert, ohne daß diese an der Gründung finanziell beteiligt ist.

Das Gericht hat den Antrag auf gerichtlichen Vergleich bei der Berliner Beamtenoereinigung mit 30 v. H. abge­lehnt und das Konkursverfahren verhängt.

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