Seite 2 — Nr. 2K7
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter*
Mittwoch, 13. November 1923
Verletzung zu zwei Wochen Gefängnis, Jens wegen Beleidigung zu 50 Reichsmark Geldstrafe. Bestmann und Hell wurden freigesprochen.
Judiläumslagnng des Oberschlesikchen Landbunds
Oppeln, 12. Nov. Der Oberschlesifche Landbund veranstaltete gestern aus Anlaß seines zehnjährigen Bestehens eine Jubiläumstagung. Der Präsident des Reichslandbunds, Reichsminister a. D. Dr. Schiele, führte u. a. aus, in einer Zeit, in der die Löhne der Industriearbeiter vorgeschrieben seien, könne und müsse verlangt werden, daß auch der Landwirt den gebührenden Lohn für seine Arbeit bekomme. Die von der Grünen Front beantragten Maßnahmen 'haben den erwarteten Erfolg nicht gezeitigt, weil die entsprechenden Gesetze nicht aus- und durchgeführt worden seien. Der Abschluß des deutsch-polnischen handelsvericags mit der Einräumung der Meistbegünstigung stehe in so krassem Widerspruch zu jeder nernünfkigen Agrarpolitik, daß die Landwirtschaft mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln dagegen ankämvfen müsse. Die Reichsregierung müsse im Reichstag Rechenschaft über ihre Verhandlungen mit Polen oblegen.
Fernsprechspionage in Wien
Wien, 12. Nov. Seit einiger Zeit konnte feflgestellt werden, daß amtliche geheime Ferngespräche des Bundeskanzleramts und anderer Bundesbehörden an die Sozialdemokratische Partei verraten wurden. Die Spionin wurde nun in der Person einer Fernsprechbeamtin ermittelt. Sie ist die Frau des Leiters des Republikanischen Schutzbunds und Hauptvertrauensmanns der Sozialdemokratischen Partei, Bernatschek.
Polen und Litauen
Warschau, 12. Nov. Aus Kowno melden die Blätter, unter dem Vorsitz des litauischen Staatspräsidenten Sme- tona habe ein Staatsrat staktgefunden, der beschlossen habe, Schritte zur Wiederherstellung der Handelsbeziehungen mit Polen zu unternehmen, ohne die litauischen Ansprüche auf Wilna anfzugeben. — Zn Warschau tut man so, als ob Polen an der Wiederaufnahme der wirtschaftlichen und diplomatischen Beziehungen zu Litauen kein allzugroßes Interesse hätte.
Das Räuberunwesen in China
Schanghai. 12. Nov. Etwa 6000 Räuber überfielen die 80 Kilometer von Schanghai entfernte Ortschaft Hwangschih- kang am Zangtsefluß und steckten sie in Brand, nachdem sie ausgeplündert war. Die Beamten und viele reiche Kaufleute wurden als Geiseln fortgeschlsppt. ^
Württemberg
Stuttgart, 12. Nov. Verleihung der Rettungsmedaille. Der Staatspräsident hat dem Mechaniker Ernst Idler in Dürrmenz-Mühlacker die Rettungsmedaille oer- uehen.
50 Jahre Marienkirche. Die katholische Marienkirche kann in diesem Jahr aus ihr 50jähriges Bestehen zurückblicken. Unter Baumeister Egle erstand in achtjähriger Bauzeit di« Kirche, deren Bauplatz von König Karl zur Verfügung gestellt worden war. Mit 58 Meter Länge, 35 Meter Breite und einer höchsten Höhe der Türme von 59 Meter bildete die Kirche eins der stattlichsten Baudenkmale Stuttgarts. Die Gesamtkosten des Rohbaus betrugen annähernd 750 000 Das Jubiläum wird im Juli 1930 gefeiert.
Die Beschwerde des Dr. Zoepprih gegen den Haftbefehl des Amtsgerichts Heidenheim ist von der Strafkammer des Landgerichts Ellwangen verworfen worden. Die Voruntersuchung wegen Betrugs und einfachen Bankerotts ist nunmehr eröffnet.
Die Döblinger Skarksiromleikung wird 20 Meter tiefer j gelegt. Zwischen der zuständigen Behörde und der Grvwag ist, wie der „Schwäbische Merkur" hört, eine Vereinbarung getroffen worden, nach der die 40 Meter hohen Masten vor dem Flugplatz Böblingen gekürzt und die Leitung um 20 Meter tiefer gelegt werden soll. Die Leitung bleibt dann 40 Meter unter der durch die Bestimmungen über Luftverkehr festgesetzten äußersten Anflughöhe. Damit ist natürlich die Gefahr, daß irgendwo ein Flieger in die Hochspannungsleitung gerät, nicht völlig beseitigt. Aber mit Gefahr wird immer zu rechnen sein, solange nicht ausschließlich unterirdische Kabel verwendet werden können.
Stuttgart, 12. Nov. Am Samstag und Sonntag, den 30. November bzw. 1. Dezember d. Z-, wird der Deutsche Republikanische Reichsbund in Stuttgart seine Haupttagung abhalten.
hohes Alker. Andreas Bader, Schwabstraße 6, Altveteran von 1866 und 1870/71, gebürtig aus Herrenzimmern, OA. Rottweil, wird am 16. d. M. 85 Jahre alt. Er befindet sich in geistiger und körperlicher Frische. Lader, der bei der 8. Kompagnie Gren.-Rsgt. 119 diente, erhielt für sein tapst.-res Verhalten bei der Schlacht bei Champigny- Villiers das Eiserne Kreuz.
Ein Selbstmord und vier Selbstmordversuche. In einem Haus der Hauptstätterstraße verübte ein 28 I. a. Mann Selbstmord durch Erhängen. — In einem Haus der Spreuergasse in Cannstatt wurde ein 73 I a. Mann bewußtlos aufgefunden. Es lag Selbstmordversuch durch Gasvergiftung vor. Der Lebensmüde wurde nach dem Krankenhaus Cannstatt übergeführt. — In selbstmörderischer Absicht brachte sich ein 47 I. a. Mann in einem Haus der Rotenwaldstraße eine Schnittwunde am Hals bei. Der Lebensmüde begab sich selbst nach dem Olgaspital. — Am Sonntag abend verübte in einem Haus der Schillerstraße in Cannstatt ein 26 Jahre alter Mann in der Küche seiner elterlichen Wohnung dadurch einen Selbstmordversuch, daß er sich mit einer Rasierklinge am linken Handgelenk die Pulsader öffnete und gleichzeitig Gas einatmete. Er wurde bewußtlos in das Krankenhaus Cannstatt eingeliefert.
Schwaikheim. OA. Waiblingen, 12. Nov. Verschiedenes. Der im Frühjahr angelegte Gemeindesaakgukacker in Weizen wurde von der Württ. Landwirtschaftskammer mit dem ersten Preis ausgezeichnet. — Das massenhafte Auftreten von Feldmäusen hat die Gemeindeverwaltung veranlaßt, eine allgemeine Bekämpfung dieser Nager anzuordnen.
Ludwigsburg, 12. Nov. Dekan Gauger 70 Jahre a l t. Am Mittwoch feiert Dekan Gauger seinen 70. Geburtstag. Bis 1894 war er Stadtpfarrer und Bezirksschul- inspekkor in Böblingen, bis 1905 dritter und später zweiter Stadtpfarrer an der Hospitalkirche in Stuttgart, früher ist er Dekan in Ludwigsburg. Seit vielen Jahren gehört Dekan Gauger auch der Landessynode, jetzt dem Landes- kirchentag an. Ferner ist er Vorsitzender des Mutterhauses Großheppach.
Heilbronn. 12. Nov. DerfalschePolizeibeamte. Um die mitternächtliche Stunde des Wochenends übte ein etwa 24 I. a. Bursche, der mit grüner Feuerwach-Uniform gekleidet war, in der Gegend des Hammelwasens Polizeigewalt aus, indem er die Bewohner dort aufgestellter Wagen unter der Angabe „Kriminalpolizei" zum Verlassen der Wagen aufforderte, und andere Personen auf den Straßen anhielt, ja selbst von seiner Waffe Gebrauch machte. Einer Polizeipatrouille ist es gelungen, den falschen Kollegen in der Person eines stellenlosen Buchdruckers aus einer Nachbargemeinde festzunehmen. Dieser wird sich wegen Amtsanmaßung und anderer Vergehen zu verantworten haben.
Salmendingen in Hoheng., 12. Nov. Die Mssnerin der Salmendinger Kapelle gestorben. Im Alter von 80 Jahren ist Frau Chriftina Oott gestorben. Sie hat etwa seit einem Jahrzehnt den Mesnerdienst auf dem Kornbühl ausgeübt als Nachfolgerin ihres Mannes und ihres Sohns. Bis kurz vor ihrem Tod läutete sie täglich aus dem Kornbühl zur Vesperzeit.
Maulbronn. 12 Nov. W a n d e rv o g el h o ch z ei t Eine eigenartige Hochzeit fand am Samstag mittag in der Klosterkirche stakt. Zm Wandervogelanzug kam ein Zug aus der Jugendherberge den Friedhofweg hervor und zoa unter Violinen- und Guitarrenklang durch das malerische Klosterkor. Das Brautpaar ging unter einer bändergeschmückten großen Kranzlaubkrone, getragen an einem starken Waldstück und links und rechts von bändertragenden Kameraden begleitet. Anschließend eine Zahl Wandergenossen beiderlei Geschlechts. Ein zugehöriger Geistlicher nahm die Trauung vor. Das Hochzeitsessen fand in der geräumigen Jugendherberge statt.
t v jl Hl o r o
im Wohlfahrtsamt vor den Augen der Braut. Ein zur Zeit bei seiner Braut in Rottenacker auf Besuch weilender Photograph aus Ludwigsbura war zwecks Regelung einiger Angelegenheiten zur Hochzeit vor das Wohlfahrtsamt geladen worden. Zm Verlauf der Ver Handlungen zog der junge Mensch einen Revolver aus der Tasche und schoß sich vor den Äugen seiner Braut und des amtierenden Beamten eine Kugel in den Kopf. Der Arck ordnete die Aeberführung des Verletzten in das städtisch» Krankenhaus an, wo die Kugel entfernt wgrbe. Lebens, gefahr besteht nicht.
Aus Stadt und Land
Nagold» den 13. November 1929.
Wenn du von außen ausgestattet bist,
So wird sich alles zu dir drängen;
Ein Kerl, der nicht ein wenig eitel ist,
Der mag sich auf der Stelle hängen. Goethe.
Besinnung
So ist es im Herbst: Es ziehen mehr als sonst Gedanken durch uns. . Anders und andere Gedanken, als der Frühling inwendig schenkt, der das Fließende hat und Zukünftig-Blühende. Während jeder es weiß, wie der Sommer war: groß und still, stehend und den Atem anhaltend, wie viel, viel Zeit . .
Der Herbst verwandelt, gestaltet und lenkt, so daß wir vor und zurück schauen müssen. — Wohl sahen wir die Früchte und genossen sie froh. Eines Tages aber schauen wir sie auch. Und das ist anders. Die Vollkommenheit der reifen Frucht empfinden heißt: einen Seelenweg beschreiten . .
Wir fragen nach unfern Früchten und nach unsrer Ernte, und bald ist das Jahr um, und was wurde es durch uns, sag: was bist Du geworden durch das Jahr? Gäbest, nahst Du zu gleichen Teilen? Erntest und schenkst Du nun in die entblößte Welt? Kannst Du opfern?
-Wie es kühl haucht! Wie es heftig treibt im Regen und Blättergewirr. Wie das Haus hervor tritt und der Garten zurück sinkt. Wie streng der Zaun wird, der noch kurz zuvor so froh überglühte . . Er trennt Dein Haus von der Straße, auf der täglich Dein Arbeitswea geht. Er öffnet sich auch des Abends und führt Dich zurück in Dein Haus, zvo Tisch und Stuhl und Bett warten. Und wo Dein anderer Mensch wartet, zu schauen Deines Tagwerks Seelenfrucht.
Die Sommersonne, sie wirft keinen Widerschein mehr auf die Wände Deines Zimmers. Die Deinen aber schauen auf Dein Angesicht und erhoffen Wärme, erbitten Licht und Kraft von Dir, durch Dich.
So trittst Du ins Haus. Bist Du gekommen, Herbstandacht zu feiern? Bereite Dich dem Winter in Erschütterung und Stille, damit Du dem Nächsten Brot gebest in der Wüste. Du hast ja geerntet: liebend sei Dein Blick, Trost Deine Hand, sicher Dein Schritt.
Der Borspielabend
findet diesmal Donnerstag 8.15 Uhr im Seminarsaal statt. Den Besuchern der Halmfeier im August wird die Nachricht willkommen sein, daß Konzertsänger Hermann
IKI
VonkRKbl? VONäT
(Fortsetzung 49)
Befolgst du diese Grundsätze, und es sieht trotzdem ein anderer von oben auf dich herab, weil er in Schuhen geht und du barfuß läufst, so denke, armer Wurm, du hast das Leben nicht begriffen, und mach dir nichts aus einem solchen Banausen, denn er ist schuldlos an seiner Lebensauffassung, die ein Erbteil beschränkter Eltern oder Erzieher ist".
In diesem Sinn belehrte mich der gute Philosoph, wenn wir am flackernden Lagerfeuer saßen und sich das urewige Wunder der Schöpfung, der flammende Sternenhimmel, über uns wölbte. Ich fühlte dann, daß wir Menschen doch winzige Geschöpfe in der Hand des Allmächtigen sind, trotz unserer Wichtigtuerei, und daß der Unterschied zwischen dem Größten und Kleinsten dem All gegenüber völlig verschwindet.
War unser Leben nicht ein buntes, verworrenes Traumbild, aus dem es irgendwo und irgendwie ein Erwachen geben mußte? Konnte unser Erdenleben für uns mehr bedeuten als einen winzigen Abschnitt in unserem Sein?
Die Auffassungen über unser Dasein mögen ja bei dem Philosophen oft zu weit gegangen sein. Ich aber schöpfte Leben aus der Rede dieses gebildeten Vagabunden, die mir verriet, daß in diesem in elende Lumpen gehüllten Menschen eine schöne Seele wohnte.
Wir waren an die Eisenbahnlinie gekommen, die nach Buenos Aires führt. Die an uns vorüberbrausenden Züge riefen große Sehnsucht nach dem Getriebe der Großstadt und auch nach ihrem Hasten in mir wach.
Der Philosoph wollte anfangs nichts davon wissen, als i ich ihm den Vorschlag machte, dorthin zu wandern.
Als ich ihm aber vorstellte, daß bild Getreideernte sei und wir durch die günstige Geschäftslage, die sie mit sich j brachte, leicht, wenn auch nur vorübergehend, gut bezahlte ^ Arbeit finden würden, gab er nach. ' I
„Wir können es ja einmal versuchen, viel Zweck wird es wohl nicht haben", meinte er. „Und dann kann ich es
dir eigentlich nicht verdenken, daß du einmal Eroßstadt- pflaster unter den Füßen spüren willst. Du bist deine ganze Jugendzeit über in der Wildnis herumgelaufen und möchtest nun auch einmal genießen. Doch ich weiß schon im voraus, daß du enttäuscht sein wirst. Bis jetzt hast du nur reines Leben geatmet; dort triffst du Sumpf, und der giftige Hauch der Sumpfblumen, die du findest, wird dich anekeln".
Der gute Kerl! Ich schämte mich fast vor ihm, weil er mich so durchschaute.
Er hatte recht. Ich sehnte mich mit rasender Eier nach dem Leben, dem leichten, verdorbenen Leben. Sollte es aus mir machen, was es wollte, ich mußte mich ein einziges Mal in seine Arme werfen.
Es war an einer kleinen Wildnisstation. Wir beobachteten von einer Bank aus die Ankunft des Zuges. Die Reisenden stürzten heraus, um sich an allerlei Genüssen, Kaffee, Kognak, Früchten und dergleichen, die es hier zu kaufen gab, zu erfrischen.
Was ich da an Damen, Weibern, Mädchen und wohl auch Dirnen sah! Und die Duftwolke, die sich über sie legte! Veilchen, Heliotrop und alle möglichen Gerüche berauschten mir schier die Sinne. Und diese zarten Gesichter und diese Elutaugen! Mir war ganz schwindlig geworden.
Von da ab litt ich an einer fixen Idee: Ich kam nach Buenos Aires, verdiente, oder wenn ich Glück hatte, fand ich vielleicht Geld, wenn auch nicht viel. In einer so großen Stadt kam das täglich viele Male vor. Weshalb konnte ich nicht solch ein Glücklicher sein? Mit dem Geld ging ich in eine Spielbank und gewann viel, viel Geld. Alles war schon dagewesen, auch an mir konnte es sich wiederholen. Eine Summe gab ich meinem Freund für seine alten Tage, denn er hatte mir verraten, daß das Leben etwas in sich barg, das ich bisher nicht kannte.
Und.dann kleidete ich mich wie ein Fürst und genoß ohne Maß und Ziel, ohne erobern zu müssen, ohne mein Gewissen zu belasten, denn ich erkaufte mir meinen Rausch mit meinem Geld.
War es dann bis auf den letzten Centavo verbraucht,
> dann ging ich in die Herberge, wo ich meine Lumpen vom ! Wirt hatte aufheben lassen, legte meine guten Kleider ab i und schenkte sie einem Landstreicher, und wunderte selbst ^ wieder als ein solcher hinaus in die Welt. Arm wie zuvor, ! aber von einer Erkenntnis erfüllt, denn ich wußte, das Le- i ben verbarg mir etwas, das ich auf alle Fälle kennenler- ^ nen wollte.
! Ich hatte mich so in diesen Vorsatz verbohrt, daß ich alle i Nächte träumte, wie ein Mann vor mir stand und mir grinsend eine Karte entgegenhielt, auf der eine „25" gedruckt war.
Ich wußte, die Traumgestalt war der Satan, und die 25 die Nummer, die ich spielen mußte.
Nun, wenn er mir geholfen hatte, dann wollte ich ihm schon auf irgendeine Weise entschlüpfen. War das nicht möglich, dann lag mir auch nicht viel daran, wenn ich? für meine süßen Sünden büßen mußte.
„Wenn wir nun doch einmal nach Buenos Aires wol- ! len, dann ist es besser wir jumpen", sagte der Philosoph, „denn zu Fuß brauchen wir einen Monat und noch länger, bis wir hinkommen. Die Wellen, die die Erntezeit auf den Arbeitsmarkt wirft, haben sich dann schon längst ^ wieder geglättet, und wir können höchstens noch als Erntearbeiter in den Provinzen Arbeit finden.
; Also mit dem Nachtzug blind nach Buenos Aires, oder doch ein großes Stück vorwärts, war unser Reiseplan.
An jedem Zug, der vorbeisauste, hing hinten ein sogenannter blinder Wagen, der die Post beförderte. Das hatten wir an den Stationen genau ausgekundschaftet. Dieser Wagen besaß wohl wie alle anderen vorn und hinten eine Tür, die Hintere Tür war jedoch verschlossen.
- Wir mußten daher eine ansteigende Strecke aufsuchen.
auf der sich die Fahrt des Zuges verlangsamte, auf das : Trittbrett des letzten Wagens springen und dann vom Geländer aus sein Dach ersteigen.
> Bevor es Tag wurde, entdeckte uns dort niemand, und
wurde es hell, dann hieß es abspringen, damit man uns nicht faßte. ^
Bald fanden wir eine passende Stelle. Da wir wegen der steilen Böschung nur von einer Seite den Sprung wagen durften, so stellten wir uns in einem Abstand von vielleicht zweihundert Metern auf.
Zuerst sollte der Philosoph aufspringen, und nachdem auch ich aufgesprungen war, wollten wir uns gegenseitig aufs Dach helfen.
(Fortsetzung folgt)