Mit de« illustrierten Beilage«Arieestusde«" .Unsere Heimat". .Die Mode »om Tage".

Bezugspreise: Monatlich einschließlich Trägerlohn! ,tt 1.60; Einzelnummer 10 Erscheint ««

jedem Werktage. Verbreitetste Zeitung im O.-A.-Bezirk Nagold. Echriftleitung, Druck und Verlag v. G. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

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Mit der landwirtschastlicheu Wocheubeilage: .Haus-, «arten- «ud Laudwirtschlist"

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Ur. 248

Begründer 1827

Dienstay, den 22. Oktober 1929

Fernsprecher Nr. 20

103. Jahrgang

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Offizielle Stockholmer Mitteilung

Lagesspteget

Poincare hak sich am Montag der zweiken Operation unterzogen, sie ist gut verlaufen.

Mac Donald wird am 25. Oktober in Oucbeck (Kanada) die Rückreise nach London antreten.

Der Senat in Washington hat mit 42 gegen 34 Stimmen ^ zum dritten Mal den Antrag des Senators Morris ange­nommen. daß den amerikanischen Landwirten eine staatliche Prämie für Ausfuhrgelreide gewährt werden soll.

Der Kampf um das Volksbegehren

Hugsnberg gegen eine Irreführung des Reichspräsidenten

Karlsruhe, 21. Oktober. In einer Versammlung in der Festhalle sprach Relchstagsabgeordneier Dr. Hugenberg über Boungplan und Volksbegehren. Es sei geradezu eine Ungeheuerlichkeit, unseren Ki.no ern und Kindeskindern zuzu­muten, daß auch sie noch Milliarden um Milliarden an den ehemaligen Feindbund bezahlen sollen. Das sei eine Feig­heit der Gegenwart, die nicht den Mut zu einem ehrlich e n Nein ausoringe und lieber das feige falsche Ja des -Friedens- und des Locarnovertrags ausspreche. Der Kampf der Reichsregierung und des Marxismus gegen das Volks­begehren, mit dem sich das Volk gegen die dauernde Ver­sklavung wehren wolle, werde mit allen Mitteln eines schlechten Gewissens geführt. Millionenweise wexden Steuergelder verschwenoet, um ein Parteiregiment vor dem Ansturm eines enttäuschten Volkes zu schützen.

Mil Schmerz haben diejenigen, die einst den Generalfeld­marschall von Hindenburg zum Staatsoberhaupt wählten und die jetzt gegen den Boungplan ankämpfen, vernommen, - offenbar seine anders gerichtete Umgebung ihn durch ihre Darstellung der rechtlichen und politischen Lage zu einem Urteil gegen eine Einzelbestimmung des Volksbegehrens (8 4) bestimmt hat. das mit den Tatsachen nicht in Einklang zu bringen ist. Dadurch sei jetzt tatsächlich der Reichspräsi­dent in den Streit hereingezogen worden, wogegen er selbst eben noch Verwahrung eingelegt hatte. Die Anhänger des Volksbegehrens führen keinen unsachlichen und persönlichen politischen Kampf, es handle sich vielmehr um die Erfüllung der vaterländischen Pflicht, das deutsche Volk vor den Ge­fahren des untragbaren unerfüllbaren und deshalb unan­nehmbaren Boungplan-es zu schützen. Den Ratgebern des Reichspräsidenten müsse man eine falsche Auslegung des 8 4 zur Last legen, er beziehe sich nicht auf die Vergangenheit, sondern auf die Zukunft und er soll vor allem verhüten, daß Bevollmächtigte des Reichs künftig durch Paraphierung von Verträgen der Entscheidung des Reichstags und Reichs­präsidenten vorgreifen, wie das in Locarno trotz des tele­graphischen Einspruchs des Reichskabinetts geschehen ist.

Der Reichsausschuß habe nach Kenntnis des Briefs des Reichspräsidenten vom 16. Oktober 192d sofort einen Film für das Volksbegehren zurückgezogen, zu dem der Reichspräsident durch sein bekanntes Tannenbergwort gegen die Kriegsschuldlüge in Beziehung gebracht worden war. Da­gegen lassen dieGegnerdes Volksbegehrens einen Werbe­film laufen, in dem das Bild des Reichspräsidenten erscheint. Er (Redner) werfe der Reichsregierung eine Irreführung des Reichspräsidenten vor. Es dürfe nicht geduldet werden, daß der Reichspräsident von seinen wirklichen Gegnern dazu mißbraucht werde, daß er sich zu einem Vergehen gegen die ihn eigentlich tragende Volksbewegung bestimmen lasse.

Der Reichskanzler für das kleinere Uebel

Nürnberg. 21. Oktober. Aus dem Gautag der Sozial­demokratischen Partei für Franken hielt Reichskanzler Müller eine Rede. Zum Volksbegehren führt er aus, daß der Poungplan ohne Zweifel eine außerordentlich starke Belastung des deutschen Volks auf viele Jahre hinaus bedeute, aber sei gegenüber dem Dawesplan das kleinere Uebel. Die letzte Entscheidung könne erst recht getroffen werden, wenn das Ergebnis der s^Sur Zeit arbeitenden Ausschüsse vorliege. Eine Daweskrise- würde allenfalls einige Großkapitalisten gesund machen (!), daher ihr NameGesundheitskrise"- Die Schuldenlast sei eine Folge des verlorenen Kriegs, nicht des Kriegsschuld- Paragraphen des Friedensvertrags. DerZuchthauspara­graph" 4 des Volksbegehrens sei 'eine Lächerlichkeit. Das Volksbegehren können' nie zum Ziel führen; es solle der Anfang eines Angriffs auf die Republik sein. Der Staat sei aber heute gefestigt und bereit, jedem Terror ru be­gegnen.

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Der Reichskanzler hat in seiner Rede übersehen, daß die Kriegsschäden von englischer Seite insgesamt auf etwa 10 Milliarden Goldmark geschätzt wurden, daß aber der Boungplan ohne Rücksicht auf die im Dawesplan be­reits bezahlten 5 Milliarden und alle früheren Milliardeu­leistungen noch weitere 113.95 Milliarden Gold-mark ver­langt und daß mit allen Leistungen, Schiffsauslieferungen, Verlust großen Reichsgebiets, Kabel, Kolonien eineRepa­ration" von 170 Milliarden Goldmark ergibt. Solche Re­parationen kann man doch unmöglich mehr alsEnlschädi-

Stopholm, 21. Okt. Die Direktion des schwedischen Zündholztrustes gibt folgende offizielle Mitteilung her­aus:Ein endgültiger Vertrag ist am Samstag abge­schlossen worden zwischen der deutschen Reichsregierung ! und der schwedischen ZiindhÄzgesellschaft, sowie der Firma s N. V. Finanzielle Maatschappi Ereuger L Toll, wodurch ! das Monopolrecht für Deutschland für Verkauf, Ausfuhr i ! und Einfuhr von Streichhölzern der deutschen Zündholz- j Verkaufs AE. überlassen wird, die voraussichtlich später ! infolge der Transaktion ihren Namen ändern wird. Die Zeit für die lleberlassung des Monopols ist festgestellt worden auf wenigstens 32 Jahre und höchstens 50 Jahre, abhängig von dem Zeitpunkt für die Rückbezahlung des in Verbindung mit der Transaktion der deutschen Regie­rung gewährten Darlehens. Während der Vertragszeit dürfen keine neuen Zllndholzfabriken in Deutschland ange­legt werden. Die Hälfte der Aktien in der Monopolgesell­schaft sollen direkt oder indirekt von der schwedischen Zünd- holzgesellschast und der International Malsch Corporation und die andere Hälfte der Aktien von den deutschen Fa­briken und der Reichs-Kredit-AE. übernommen werden. Die Erzeugungsquoten für die. Zündholzfabriken sind so festgesetzt worden, daß die zu der schwedischen Zündholzge- sellschast gehörigen Fabriken wie früher ungefähr 65 Pro­zent und die deutscherr^Fubriken ungefähr 35 Proz. der Zündholzerzeugung erhalten. Hinsichtlich der Preisfestsetz­ung für Zündhölzer soll der Einzelverkaufspreis von 25 auf 30 Pfennig je Paket von 10 Schachteln erhöht wer­den. Besonders ausführliche Bestimmungen für die Preis­feststellung sind in den Vertrag ausgenommen. Den Ak­tienbesitzern der Monopolgesellschast wird zugesichert eine feste Dividende auf ihre Aktien in Höhe von 9 Proz. Die Regierung soll 13 Mark je Kiste von 10 000 Schachteln er­halten und der möglicherweise darüber hinausgehende Ge­winn soll zu gleichen Teilen zwischen dem deutschen Staat und den schwedischen Interessenten verteilt werden. In Verbindung mit dem jetzt abgeschlossenen Vertrag soll die NV. Finanzielle Maatschappi Kreuger L Toll dem deut­schen Staat ein Darlehen von 125 Millionen Dollar auf eine Zeit von 50 Jahren geben zu einem Zinsfuß von 6 v. H. und zu 93 v. H. Ausgabekurs, sowie mit einem

gung infolge des verlorenen Kriegs" bezeichnen. Außerdem hat bekanntlich Poincare wiederholt öffentlich erklärt, daß die deutschen Reparationen sich ausschließlich auf das deutsche Schuldbekenntnis im Iriedensverlrag stützen.

DieVerhandlungvordemStaatsgerichts- hof über die Beschwerde der deutschnationalen Landtags­traktion gegen die preußische Regierung wegen des Verbots der Beteiligung von Beamten am Volksbegehren ist vom Staatsgerichtshof auf Dienstag, den 22. Oktober, vor- mittags 10.30 Uhr, anberaumt worden.

In Berlin haben sich bis letzten Sonntag 93 829 Per­sonen in die Listen des Volksbegehrens eingetragen.

Neueste Nachrichten

Dom Reichstag

Berlin, 21. Oktober. Da es fraglich geworden ist. ab die zweite Haager Konferenz über den Boungplan vor Anfang Dezember stattfinden kann, ist man im Zweifel, ob die auf den Boungplan bezüglichen Gesetze noch «vor Weih­nachten erledigt werden können. Nach Weihnachten wird vor allem der Reichshaushaltplan beschäftigen. Wie ver­lautet, soll es sich zunächst wieder um Nachtragsfor­derungen handeln, da der Gesamtplan wahrscheinlich bis 1. April noch nicht fertiggestellt sein werde. Unter den For­derungen befindet sich, wie verlautet, ein Posten von 250 Millionen für Arbeitslosenversicherung.

DerVorwärts" erklärt, die Gerüchte von dem Rücktritt des Reichsfinanzministers Hilferding seien durchaus un­begründet.

Entschließung einer bayerischen Bauerntagung

Bamberg, 21. Oktober. In einer stark besuchten Bauern­versammlung sprachen gestern hier Reichstagabgeordneter Horlacher, Reichtstagsabgeordnqjer Leicht und Land-

Konventierungsrecht für den deutschen Staat zu pari nach 10 Jahren. Das Darlehen soll in 2 Teile geteilt werden, der eine zu 50 Millionen Dollar 7 Monate nach dem In­krafttreten des Vertrages und der Rest von 75 Millionen Dollar nach weiteren 9 Monaten. Der Vertrag soll vom Reichstag ratifiziert werden und ist abhängig von der An­nahme des Poungplanes.

Berliner Preffestimmen

Berlin, 22. Okt. Zu dem vorläufigen Abschluß des Zündholzvertrages zwischen der Reichsregierung und dem Schwedentrust schreibt dieDAZ", das Geschäft, so be­trüblich es für das Prestige 'des Reiches sei, wäre hinzu­nehmen, wenn gleichzeitig eine grundlegende Reform der Ausgabenwirtschaft vorgelegt würde. Aber davon sei nichts zu merken. DieGermania" sagt, dem Zündholz­anleiheplan könne man bei allen sonstigen Bedenken nur dann die Zustimmung gewähren, wenn er einen ersten und von ihm ' untrennbaren Schritt zu einer geschlossenen Reichsfinanzreform bedeute.« Es muffe streng darauf ge­achtet werden, daß die Erträgnisse der Anleihe zu nichts anderem als zu der notwendigen Beseitigung der nun einmal vorhandenen anormalen Kaffen- und Finanzlage benutzt würden. DieBörsenzeitung" meint, es bestehe die Gefahr, daß bei der gegenwärtigen Finanzwirtschaft jede Erleichterung nur zur Verschleierung der tatsächli­chen Lage beitrage und somit zur Fortführung der Miß­wirtschaft gerakidzu verlocke. DerBörsenkurier" sagt, diese Monopolanleihe sei ein Zeichen der düsteren finan­ziellen Lage Deutschlands, die nicht zuletzt die Folge der langen Passivität und der unzulänglichen Maßnahmen der Finanzverwaltung sei DerTag" sieht in dem Vertrag den Beginn des Ausverkaufs deutscher Monopole, dessen Bedeutung nicht zu unterschätzen sei. DasBerliner Tage­blatt" bezeichnet den Vertrag als einen wichtigen Schritt zur Konsolidierung der Reichsfinanzen. DerVor­wärts" sagt, im Falle der Schwedenanleihe erfolge zwar keine neue Ileberfremdung, denn an den Herrschaftsver- hältniffen des schwedischen Kapitals in Deutschland ändere sich im Ganzen nichts. Es könne aber und darin liegt zweifellos eine schwere volkswirtschaftliche Gefahr die Verknüpfung von Monopolbedingungen mit öffentlichen Anleihevermittlungen zum System werden mit dem Er­gebnis, daß ganze Wirtschaftszweige, und nicht zuletzt Teile der öffentlichen Wirtschaft, unter ausländische Kon­trolle gebracht würden. Die sozialdemokratische Reichs- tagsfraktion werde vor eine ernste Verantwortung ge­stellt sein.

tagsabgeordneter Dörfler. In allen Reden wurden be­tont, daß eine Handel. Landwirtschaft und Industrie um­fassende Notgemeinschast gegründet werden müsse, daß die Einführung von Auslandsprodukten aus das Mindestmaß beschränkt und die Handelsverträge abgeändert werden müssen. Einstimmig wurde folgende Entschließung gefaßt: Der von vielen Hunderten von Bauern und Mittel­ständlern besuchte Bauerntag zu Bamberg weist nachdrücklich die Oeffentlichkeit und die Regierungen auf die Schicksals- gemeinschast zwischen Landwirtschaft und Gesamtwirtschast hin. Bauernnot ist und bleibt Volksnot. Der fränkisch« Bauerntag verlangt daher seitens des Reichstags die schnellste Durchführung des Gesamkprogramms der deutschen Grünen Front", das die Rentabilität der deutschen Land­wirtschaft zum Ziel hat. An den Reichsminister ftiyEr» nährung und Landwirtschaft ergeht das dringende Ver­langen, mit starker Initiative beschleunigt alle weiteren Maßnahmen zur Stützung des Getreidemarkts in die Wege zu leiten.

Die italienisch belgische Verlobung

Brüssel, 21. Oktober. Der Prinz von Piemont, der Sohn des Königs von Italien, wird am Mittwoch in Brüssel «in- treffen. Die Verlobung mit der belgischen Prinzessin soll in dieser Woche bekanntgegeben werden.

Wiederaufleben der Kämpfe im Rifgebiet

Paris, 21. Okt. Aus Marrakesch wird gemeldet, daß die französischen Vorposten im Rrfgebiek (Nord-Marokko) von Ernöehorenen angegriffen worden sind. Bombenflug- zeuge haben die Aufständischen zu bekämpfen versucht.

Der Streit um den afghanischen Thron Englische Politik in Vorderasien

London, 21. Okt. Englische Meldungen wissen von er­heblichen Schwierigkeiten der neuen Regierung Nadir Khans, die den Engländern ebensowenig angenehm ist.