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Nagol-er TagblattDer Gesellschafter-

gewerbe hielt der ungünstige Geschäftsgang im Herren­schneiderhandwerk an; erst in den letzten Tagen des Berichts­monats war eine Belebung festzustellen. Von den holz­verarbeitenden Gewerbezweigen sind di» Möbelschrei­nereien zum großen Teil ohne Aufträge: die Bau- Fchreinereien sind noch saisonmäßig beschäftigt. Von den leder- und papierverarbeitenden Gewerbezweigen war die Geschäftslage im Buchbinderhandwerk ebenso ungünstig wie im Vormonat. Von den metallverarbeitenden IGewerbezweigen ist im S ch m i e d e h a n d w e r k in den Städten keine Besserung der Geschäftslage eingetreten und «uch nicht zu erwarten. Das Flaschner- und Installateur- Handwerk ist nicht voll beschäftigt. Der Geschäftsgang im lElektro-Jnstallationsgewerbe ist angesichts der beginnenden Lichtsaison als schlecht zu bezeichnen. Im M e ch a n i k e r g e w e r b e ist der Beschäftigungsgrad wei­ter zurückgegangen. Von dem Nahrungsmittelgewerbe war diese eine andere außenpolitische Lage, nämlich die un­bedingte Abhängigkeit Englands von Frankreich, zur Grund­lage hatte. Wir werden uns auch darüber klar werden müssen, daß die alleuropäischen Pläne Briands schon ein Gegenstoß auf die sich nahendeangelsächsische Ge­fahr" waren. Man hatte im Haag doch deutlich gesehen, daß die Vertreter Englands wieder festen Boden unter den Füßen fühlten und nun eine andere Sprache mit Frankreich führten. Auch die enge Zusammenarbeit zwischen Frank­reich, Italien und Japan auf dieser Konferenz hat vermutlich schon neben der finanziellen Interessengemeinschaft ihre poli­tischen Hintergründe gehabt. Bei dieser Lage ist es eine Selbstverständlichkeit, daß die französische Politik entscheiden­den Wert darauf legen muß, Deutschland bei der Stange zu halten. Vielleicht ist das überraschende Einlenken Briands in der Frage des Endtermins für die Räumung auch auf solche Erwägungen zurückzuführen. Es leuchtet ja ohne weiteres ein, daß ein alleuropäischer Block, den man wirtschaftlich und politisch den Angelsachsen ent­gegenstellen möchte, ohne Einbeziehung Deutschlands brüchig und wertlos btiebe.

Diese Erwägungen zeigen, daß wir nicht deutschen In­teressen dienen würden, wenn wir den alleuropäischen Lock­rufen Frankreichs folgen und uns jetzt schon einseitig fest­legen würden. Es kann nicht bestritten werden, daß die Pläne Briands eine Spitze gegen England und Amerika tragen. Auf der anderen Seite soll das französische All- europa die Verewigung der jetzigen Gewalt­grenzen einschließen. Es sind die alten Kontinentalblock- und Rheinbundideen Napoleons, die hier in moderner Form ihre Wiedererstehung feiern. Unglaublicherweise mutet man dabei D e u t s ch l a n d zu, s e l b st das Bestehende, das nur zu Frankreichs Nutzen geschossen wurde, mit zu garan­tieren und sich in eine Front einzufügen, die gegen jene Kräfte gerichtet ist, denen ein von Frankreich dauernd be­herrschtes Kontinentaleuropa äußerst unerwünscht sein muß. Deutschlands bisherige Stellung zu den paneuropäischen Plänen beruhte noch auf einer Weltlage, die heute nicht mehr besteht. Jede neue Lage aber erfordert auch neue Entschlüsse.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 12. Oktober 1929.

Andere Menschen zu beobachten, ist oft leicht und bil­lig. Weit schwieriger ist es, sich selbst ohne Rücksicht auf einen angenehmen Eindruck zu beobachten. Aber gute Folgerungen aus seinen eigenen Beobachtungen zu zie­hen ist am schwierigsten und verlangt viel Einsicht.

Bereitschaft

Wie oft werden wir im Leben vor eine unerwartete Wendung unseres Schicksals, vor eine sähe Veränderung der Lage gestellt! Dann handelt es sich darum, ob wir inner­lich in Bereitschaft sind, um schnell und sicher die Lage be­urteilen und meiste^ zu können. Bereitschaft ist das un­bedingte Ja zum Leven, zu Leid und Freud, zu Hellen und dunkeln Tagen. Sie ist eine große Kraft, die uns vieles leichter tragen läßt, weil sie uns innerlich für jede Lage vorbereitet. Zu frohen Tagen sagt wohl jeder gern ja, aber wahre Bereitschaft bejaht auch das Leid.

Zur Bereitschaft gehört aber immer auch die Wachsam­keit. Manch einer ist bereit, aber nicht wach und versäumt so den Ruf der Stunde zur Tat. Man soll nich! nur bereit fein zur Stunde, sondern horchen und lauschen, gespannt fein wie eine Saite, die bei der leichtesten Berührung schwingt. Schon auf den leisesten Ruf des Schicksals muß man achten, dann wird man feiner am besten Herr, der Ruf muß mit einem Ja empfangen werden, dann wandelt sich das Schicksal aus einem Feind zu einem Freund, der böse Zauber ist gebrochen. Wachsamkeit und Bereitschaft kann man als geistige Grundhaltung durch fein ganzes Leben be­wahren. Am schwersten aber ist die Bereitschaft zum Leid und nicht umsonst heißt es:Wach zur Tat, bereit zum L.eid sein, ist alles". L. K.

Evangelischer Gemeindeabend

Die evang. Kirchengemeinde veranstaltet am Sonn­tag, den 27. Oktober ds. Is. (Erntedankfest) den ersten Emeindeabend dieses Winters; wie die früheren wird er im Saal des Gasthauses z. Traube stattfinden. In seinem ersten Teil wird er dem 400jährigen Jubiläum von Luthers Katechismus gewidmet sein, worüber De­kan Otto eine geschichtliche Darstellung geben wird. Im zweiten Teil wird Stadtpfarrer Brecht einen Vortrag halten über "Reiseerinnerungen aus dem Bunde Gustav Adolf s". Die Mitwirkung des K i r- chenchors wird den Abend bereichern. Die Eemeinde- glieder werden heute schon auf diese Veranstaltung auf­merksam gemacht und gebten, sich diesen Sonntag abend dafür frei zu halten.

Dom A. D. A. E.

In der gestrigen Hauptversammlung des Motorsport­klubs Nagoldtal (ADAC.) wurde beschlossen, den Namen zu ändern in: Kraftfahrklub Nagoldtal (ADAC), um das Mißverständnis zu vermeiden, als befasse sich der Klub nur mit sportlichen Dingen, während er allgemein die In­teressen der Kraftfahrer vertritt. Der Klub soll ins Ver­einsregister eingetragen werden. Die Neuwahlen brachten die alte Zusammensetzung des Vorstands: Vorsitzender: Rechtsanwalt Renz; Stellv. Vors. Fr. Schaible-Al- tensteig; Sportleiter: Walter Koch-Nagold, Stellv.Sport- leiter: Paul H a r r-Altensteig; Schriftführer u. Kafsier: O. Martens, Emmingen.

Samstag, 12. Oktober 1329.

j UnsereFeierstunden"

j bringen mit dem Titelblatt die Befreiungshalle bei Kehlheim, sodann einen neuartigen Rettungsanzug, sensationelle Grün­dung der größten deutschen Bank, den lebenden Hydranten, neuzeitlichen Kirchenbau, Mannheims Fest- und Trachtenzug und einen Elektro-Eierkocher. Der textliche Teil enthält die erste Fortsetzung des RomanesVerhängnisvolles Spiel", wei­terhin eine BetrachtungDer Hund" und die Humor- und Rät­selecke.

Untertalheim, 11. Okt. Autounfall. Am Mitwoch Abend kurz vor 7 Uhr stieß auf der Straße Untertalheim-Schie- tingen das Verkehrsauto Untertalheim-Nagold mit dem Auto des Schlossers Schüler von Haiterbach zusammen. Beide Fahrzeuge streiften sich so stark, das das Verkehrs­auto infolge vorderer Achsenbiegung nur mit Mühe in langsamer Fahrt unfern Ort erreichen konnte. Das Auto des Schüler, welches an einem Baumstamm aufprallte, mußte abgeschleppt werden. Glücklicherweise sind keine PeHonenverletzungen zu verzeichnen. Nach Aussage der Zeugen trifft den Wagenführer von dem Verkehrsauto keine Schuld.

um für alle Fälle gutes Wetter zu haben. Gelegentlich soll auch noch eine Fahrt in die Schweiz mit einer Landung auf dem Züricher Flugplatz Dübendorf unternommen wer­den. Sehr unwahrscheinlich ist dagegen, daß man dem Wunsch der Stadt Berlin, doch noch in diesem Herbst in Staaken zu landen, Folge leisten kann.

Trotz« bittet um Wiederaufnahme in die Partei?

Berlin, 12. Okt. Wie das Berliner Tageblatt von gut unterrichteter Seite erfahren haben will, hat Trotz« zu­sammen mit dem früheren russischen Botschafter in Paris, Rakowski, Ende. September von Konstantinopel aus an die Leitung der russischen kommunistischen Partei ein Ge­such um Wiederaufnahme gerichtet. Trotz« fordert seine Anhänger auf, sich seinem Schritt anzuschließen, da sich die heutige Politik Stalins gemäß den Losungen der Opposi­tion nach links entwickelt habe und die grundsätzlichen Dif­ferenzen kaum noch beständen. Nur müßten die gegen die Opposition ausgesprochenen Verbannungen und Verhaf­tungen aufgehoben werden. Das von der offiziellen kom­munistischen Presse bisher nicht veröffentlichte Gesuch sei bis heute unbeantwortet geblieben.

Letzte Nachrichten

Politisches Ausnahmerecht gegen die Anhänger des Volksbegehrens durch den Rundfunk

Berlin, 11. Okt. Der Reichsausschuß für das deutsche Volksbegehren teilt mit, daß er sich an sämtliche deutsche Sender mit der Forderung gewandt hatte, Rednern für das Volksbegehren das gleiche Recht wie den Gegnern des­selben einzuräumen und ihnen Gelegenheit zu geben, das Volksbegehren vor den Rundfunkhörern zu begründen. Dieses Verlangen ist

von sämtlichen Rundfunksendern zum Teil unter fa­denscheinigen Gründen abgelehnt worden, so daß die Anhänger des Volksbegehrens politisch unter Aus­nahmerecht gestellt sind.

Obgleich die politischen Zwiegespräche, die die Deutsche Welle veranstaltet, wegen ihrer beschränkten Wirkungs­möglichkeit kein Ersatz für einen grundlegenden Vortrag sind, hatte der Reichsausschuß für ein Zwiegespräch mit Herrn Georg Bernhard, Herrn Dr. Bang angeboten, der aber von der Leitung der deutschen Welle abgelehnt wurde. Dann wurde Dr. Quaatz zur Verfügung gestellt, der auch zu einer Vorbesprechung der Deutschen Welle ge­laden wurde. Dr. Quaatz folgte dieser Einladung zur ver­abredeten Zeit, jedoch war der Einladende nicht anwesend. Nach diesen Winkelzügen und nach der ablehnenden Haltung des Rundfunks gegenüber dem verlangten grundsätzlichen Vortrag kann dem Reichsausschuß nicht zugemutet werden, zu der Frage der Zwiegespräche weiterhin Stellung zu nehmen, ehe nicht seine For­derung erfüllt ist.

Der Reichsausschuß fordert mindestens einen Vortrag am Mikrophon, der genau so, wie die Serienrcden der Mini­ster, auf alle Sender zu übertragen ist. Wird dieser Auf­forderung Genüge geleistet, dann wird der Reichsausschuß der Frage der Zwiegespräche wieder nähertreten, dabei aber selbst bestimmen, wen er als Redner zu den Zwiege­sprächen zu delegieren gedenkt. Daß hierbei die Bedeutung der Redner nicht in einem zu argen Mißverhältnis stehen darf, versteht sich von selbst.

Am Montag oder Dienstag Balkanfahrt des Graf Zeppelin".

Friedrichshafen, 12. Okt. Wenn es möglich ist, am Samstag abend die Hollandfahrt anzutreten, womit man mit großer Wahrscheinlichkeit rechnen kann, wird das Luftschiff schon am Montag abend oder bei ungünstiger Witterung 12 Tage später die Balkanfahrt antreten. Am 20. Nov. wird dann der Besuch in Böblingen erfol­gen. Zur Durchführung der Schlesiensahrt will der Luft- > schiffbau eine Stabilisierung der Wetterlage abwarten, ^

Ein der Sowjetregierung entgangener Millionenbetrag.

Kowno, 11. Okt. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat die Sowjetregierung den sowjetrussischen Botschafter in Tokio, Trojanowski, ermächtigt, sofort bei der japanischen Regierung Schritte wegen eines Betrags von 1 400 000 Pen zu unternehmen, die sich in der japanischen Bank Tschosen befanden und noch der kaiserlich-russischen Regie­rung gehörten. Die japanische Regierung hat der Bitte der Sowjetbotschaft entsprochen und der Bank vorgeschrieben, der Sowjetregierung den Betrag auszuzahlen. Am Frei­tag morgen hat der Vertreter der Sowjetbotschaft sich nach der Tschosen-Bank begeben, um den Betrag abzuholen. Zu seiner Verwunderung wurde ihm mitgeteilt, daß der ganze Betrag dem ehemaligen kaiserlichen Militärattache in To­kio, Oberst Podtjagin, am Tage zuvor ausgezahlt worden sei. Wie dazu weiter gemeldet wird, hat Poldjagin diesen Betrag dem russischen Kosakenfllhrer Ataman Semjonoff zur Finanzierung der weißrussischen Bewegung gegen die Sowietunion ausgehändigt. Die Sowjetregierung wird in Tokio weitere Schritte unternehmen und verlangen, daß Japan der Sowjetregierung den Schaden ersetze.

Spiel und Sport

Sportvorschau

Punktwertungstabelle der A-Klasse des Reckar-Nagold-

Gaus.

Sp.

gew.

»ne. ve l.

Tore

V,

Dornstetten

5

4

1

14:6

8

Nagold

4

3

1

17:4

6

Horb

4

3

1

13:8

6

Ünterreichenbach

4

3

1

12:9

6

Baiersbronn

3

1

2

10:8

2

Altensteig

2

1

1

1:2

2

Altburg

4

4

5:23

Effringen

4

4

4:16

Die morgigen Spiele: Ilntereichenbach-Horb, Altensteig- Baiersbronn und Nagold-Effringen werden nach ihrer Er­ledigung schon eine Umgruppierung in der obigen Tabelle bringen, denn sicher ist anzunehmen, daß die Nagolder Elf, welche die 1. Mannschaft des VfB. Effringen empfängt, beide Punkte erzielt. In diesem Falle wird dann der SVN. die Tabelle anführen, da Dornstetten morgen spiel­frei ist und keinen Punktzugang hat. Immerhin sind noch 4 weitere Vereine punktgleich mit Nagold, sodaß die näch­sten Spiele für jeden Beteiligten von größter Bedeutung sind; harte Kämpfe werden bis zur Feststellung des Mei­sters stattfinden. Wie oben erwähnt, stehen sich auf dem Platze an der Calwerstraße VfB. Effringen 1 SV. Na­gold 1 gegenüber, Spielbeginn 2.30 Uhr. Vorher tritt Un­tertalheim 1 gegen SVN. III und um 4 Uhr die Effringer

Weitere Enthüllungen zur im Sklarek-Skandal

Enge Beziehungen zur Roten HilfeGraf

Die Versammlung der Berliner Stadtverordneten hat beschlossen, den Oberbürgermeister Böß sofort von seiner Studienreise in Amerika zurückzuberufen. Ein Antrag der Fraktion der Wirtfchaftspartei wurde angenommen, alle städtischen Lagerbestände und Bücher sowie das ganze Ge­schäfts- und Kreditgebaren der Stadtbank und anderer Aemter genau nachgeprüft und untersucht werden, ob Dar- lehen-unü Vorschüsse auch noch andere Firmen ge- gebeOworden sind.

Oberbürgermeister Böß, der jetzt in Los Angeles (Kali­fornien) eingetroffen ist, erklärte einem Zeitungsbericht­erstatter, er werde seine Reisenichtunterbrechen, sondern erst am 24. Oktober, wie vorgesehen war, von Neu- york abreisen. Stadtrat Gäbe! hat seine Aemter nun doch niedergelegt.

Der Magistrat ist dem Beschluß der Stadtverordneten, daß Böß sofort zurückzurufen sei, nicht beigetreten und hat den Oberbürgermeister davon telegraphisch verständigt. Er wird also seine Reise nicht unterbrechen.

Nach amtlicher Mitteilung hat der Oberpräsident der Provinz Brandenburg und von Berlin das förmliche Dienst­strafverfahren gegen die Stadtbankdirektoren S ch m id t und Hof^mann, sowie den Abteilungsleiter Schröder mit dem Ziel auf Amtsenthebung eröffnet. Gleichzeitig hat er deren vorläufige Amtsenthebung ausgesprochen.

In der Berliner Stadtverwaltung herrscht, w>e die Blätter schreiben, offenbar eine weitgehendeVersicherung auf Gegenseitigkeit" und eine verfilzte Jnteressengemein- jchaft, in die auch verwegenste Spekulanten wie die Sklareks und wer weiß wieviel andere eingeschlvfsen sind, die dazu führt, daß über dem materiellen persönlichen Urteil das öffentliche Interesse vergessen wird. Die Köln. Ztg. meint, -s handle sich gar nicht um eine besondere Berliner An­gelegenheit, sondern um bedenkliche Erscheinungen in der neudeutschen Verwaltung überhaupt, der man die größte Aufmerksamkeit widmen müsse. Es könne dem neuen Staat nichts Schlimmeres begegnen, als wenn er Anlaß zu der Behauptung gebe, daß unsaubere Dinge geschehen und von einer interessierten Sippschaft vertuscht oder gar nie­dergeschlagen werden. Die Warenlieferungen der Sklareks an die betreffenden Persönlichkeiten zeigten einen jo ungeheuren Unterschied zwischen Lieferpreis und wirk­lichem Wert, daß manche der Beschenkten (so z. B. der Ober-

Zeppelin" verzichtet auf einen Berliner Besuch

j ourgsrmeisler Lötz) noch etwas zulegten, um ihr Gewissen ^ wenigstens äußerlich etwas zu beschwichtigen.

! Gegen die Rlonopolwirkschafi

Zum Fall Sklarek hat die Industrie- und Handels­kammer zu Berlin an den Magistrat der Stadt Berlin folgende Eingabe gerichtet, deren grundsätzlichen Teilen sich auch die Handwerkskammer zu Berlin in allen Punkten j angeschlossen hat:Wie verlautet, besteht die Möglichkeit, daß in dem Konkursverfahren der Firma Gebrüder Sklarek ^ der zwischen der Stadt und dieser Firma bestehende Liefe- s rungsvertrag durch Ueberlassung an eine andere

> Firma verwertet wird. Wir halten es demgegenüber für i unsere Pflicht, vorsorglich für jeden Fall die dringende For- ! derung zu erheben, daß die Schaffung eines neuen Liefe­rungsmonopols unter allen Umständen vermieden wird,

j Die Sklareks und die Rote Hilfe

! DieRote Fahne" versichert, daß die Behauptung des i Stadtverordneten Flatau, die kommunistische Rote Hilfe habe von den Sklareks finanzielle Unterstützungen bezogen, eine schamlose Unterstellung sei. DasBerliner Tageblatt" erfährt hierzu absolut zuverlässig, daß die tatsächlichen

> Beziehungen zwischen den Sklareks und der i Roten Hilfe noch viel weiter gegangen sind-

Die Sklareks haben, wie einer der drei Sklareks heute bei I der Vernehmung angegeben hat, der Roten Hilfe mehrere ! Jahre hindurch am Abschluß jeder Saison die gesamten ! Restbe stände ihres Lagers, soweit sie nicht mehr j modern waren und der letzten Mode entsprachen, ohne jeg- ! liche Gegenleistung Übermacht. Diese an die Rote Hilfe ge- s schenkten Restbestände des Lagers stellten in jedem Jahr ^ einen Wert dar, der weit über 10 000 -st gelegen hat.

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i Eine Berliner Korrespondenz erfährt, der Besuchtes 'Graf Zeppelin" in Berlin werde in diesem Iah i ganz unterbleiben, da die Stadt unter dem Dru des Sklarek-Skandals an die vorgesehene Ehrung des D - fuchs nicht denken könne und die Reichsregierung oe i Empfang nicht durchführen wolle. Das Luftschiff wer ! noch einige Fahrten ausführen und dann sich für die Nor ' i polfahrt rüsten.