Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Freitag. 11. Oktober 1928.

Seite 2 Nr. 239

wachungskommission sei zugleich ein geheimes Nachrichten­büro. Da Frankreich sich besonders auf einen chemischen Krieg vorbereitet, galt sein Hauptinteresse der deutschen chemischen Industrie. Die neueV e r g l e i ch s k o m m i s - s i o n", die nach dem Haager Abkommen nan eingesetzt wer­den solle, sei dazu bestimmt, das Werk der alten Kontroll­kommissionen fortzusetzen, bedeute, ausgerüstet mit statistischem, kartheographischem und organisatorischem Ma­terial, nichts anderes als eine riesige Spionage­zentrale.

Kanada und Rußland

Ottawa (Kanada), 10. Oktober. Während die gegen­wärtige englische Regierung im Begriff ist, die amtlichen Beziehungen zu Sorvjetrußland wisderherzustellen, erklärte der kanadische Ministerpräsident, Kackrnzie King, Kanada werde sich in seiner Haltung gegenüber Rußland durch das Vergehen Englands nicht beeinflussen lassen. Er sehe keine Möglichkeit, wieder einen diplomatischen Vertreter Sowjet­rußlands für Kanicha zuzulassen, wie das im Jahr 1924 der Fall gewesen sei, da Rußland das Vertrauen mißbraucht habe. Der Entwicklung der Handelsbeziehungen beider Länder stehe dagegen nichts im Wege.

Württemberg

Neubau des Cvang. Töchterinstituts in Stuttgart

Stuttgart. 10. Oktober. In den letzten Jahren hat das Evangelische Töchterinstitut, die bald 100 Jahre alte private Mädchenrealschule in der Paulinenstraße 30. einen solchen Zuwachs erhalten (720 Mädchen, während vor zwei Jahren die Zahl der Schülerinnen noch 605 betrug), daß sich die Leitung der Schule seit langem vor die Aufgabe gestellt sah, die Realschule zu vergrößeren. Dies war nur durch einen Neubau möglich, der nun in der Arminstraße 30 seiner Vollendung entgegengeht und am 15. Oktober eingeweiht wird. Das Gebäude ist 21 Meter hoch, 65 Bieter lang und besitzt 22 Lehrklassen und 2 Reserveklassen. Di« Klassen- zimmer liegen ausnahmslos nach dem Süden und sind für eine Kinderzahl von 30, 36, und ganz wenige für 42 Kin- der eingerichtet. Das Haus umfaßt ein Untergeschoß, Erd­geschoß, erstes und zweites Obergeschoß und ein Dachgeschoß, in welch letzterem sich der Zeichenraum befindet. Sämtliche Räume sind aus das modernste, einfachste und hygienischste eingerichtet und weisen eine Lichtfülle auf, die ein Viertel der Grundfläche ausmacht. Gediegen sind dis einzelnen Spezialsäle, wie Physik-, Chemie- und Handarbeitssäle ein­gerichtet, die aus der Nordfeite liegen. Ebenfalls auf der Nordseite liegt der 280 Quadratmeter große Festsaal, der U. a. eine prächtige Orgel aufweist. Auch das Rektorats­und die Lehrer- und Lehrerinnenzimmer sind zweckmäßig eingerichtet. Im Untergeschoß befindet sich die Turn» Halle, die, mit Brauferäumen versehen, gestattet, daß auch an den freien Abenden die Turnhalle für verwandte Ver­einigungen zur Verfügung steht. Gegenwärtig werden von dem Evang. Töchterinstitut 26 Lehrkräfte neben 3 Geistlichen beschäftigt. Die Baukosten betragen etwa 950 000 Mark und sie werden lediglich von privater Seite aufgebracht.

Die Ausstellung für Ernährung und Körperpflege in Stuttgarkchund die württembergische Landwirtschaft. Bei der bis 27. Oktober in den Ausstellungshallen auf dem Ge­werbehalleplatz in Stuttgart stattfindenden Ausstellung für Ernährung und Körperpflege beteiligt sich auch die mür t- tembergische Landwirtschaft. Die Landwirt- schaftskammer hat diese Veranstaltung d-azu benützt, auf den unsinnigen und für das deutsche Volksoermögen höchst nach­teiligen Verbrauch Deutschlands a-n ausländischen Lebens- krttteln auf sehr übersichtliche und sinnreiche Weise hin­zuweisen. Andererseits zeigt die Landwirtschaftskammer, daß Vflere rinheimischen la ndwirtschaftlicken

Erzeugnisse sehr wohl mit den ausländischen in Wett­bewerb treten können. Der Gemüse- und Obst stand zeigt in hervorragender Weise, wie erfolgreich auf diesem Gebiet im Land gearbeitet wird. Die verabreichten Kost­proben sind auch für den Verwöhnten ein Genuß, der von der Winzergenoffenschaft Heilbronn ausgeschenkte un ver­gorene Traubensaft hat als Neuheit ganz beson­deren Zuspruch. In der mustergültig eingerichteten Mol- kerei-Ko st Halle werden die verschiedenen Käseforten des Landes neben Butter, Frischmilch und Jogurt gereicht. Wer hier eine Probe vonschöne Heimat" oderDoppel­rahmkäse" genossen hat, kauft keinen italienischenBel- paese" oder französischenGervais" mehr. Viel Beachtung finden auch die Darstellungen über den Pflanzenbau; für die Vielen von heute, die nicht mehr wissen, wo und wie unser täglich Brot" entsteht, ist dieser Teil ganz besonders beachtenswert.

Aus dem Lande

Weil der Stadt OA Leonberg, 10. Okt. Rückkehraus der Fremdenlegion. Der feit beinahe drei Zähren in der französischen Fremdenlegion weilende und dort schwer verunglückte Sohn des Friseuermeisters Mols von hier, kehrte gestern in bedauernswertem Zustand in die Heimat zu^ck. Wolf muß aber später wieder nach Frankreich zu­rück, wo er bei der Post beschäftigt werden soll, um nicht seiner Rente verlustig zu gehen.

Plüderhausen OA. Welzheim, 10. Okt. Spielendes Kind auf dem Gleis. Am Wegübergang oberhalb des Bahnhofs Plüderhausen spielte ein 2^jähriges Kind der Bahnwärterfamilie K- auf dem Gleis, als der Eilgüterzug von der Station herkam. Die Großmutter winkte dem Loko­motivführer, zu halten. Dieser sah das Kind nicht, nur das Winken der Frau und brachte den Zug zum Stehen, aller- dings erst, nachdem bereits zehn Wagen über das Kind hinweggegangen waren. Wunderbarerweise blieb das Kind bis auf eine kleine Ohrverletzung heil.

Großgartach OA. Heilbronn, 10. Okt. Betriebsauf­nahme. Am Mittwoch ist die Niederlassung Großgartach der H. Frank S ö h n e-Ludwigsburg wieder in Betrieb genommen worden. Während die Akkordanten auf Zichorie park zurückgegangen sind, sind die umliegenden Ortschaften stärker vertreten. Für die Arbeitslosen und Landwirtssöhne wird der Betrieb auf einige Zeit lohnende Beschäftigung bringen.

Backnang, 10. Oktober. Die Murr-Korrektion. Auf Einladung des Stadtschultheißenamts fand auf dem Rathaus eine Versammlung der hiesigen Industriellen und der sonstigen Interessenten statt, um Kenntnis zu nehmen von den nunmehr fertiggestellten Bauplänen für die Errich­tung eines Sammelkanals und einer zentralen Kläran­lage zur Verhinderung der Murrverunremigung. Die Aussprache ergab grundsätzliche Uebereinstimmung darüber, daß das kostspielige Unternehmen (600 000 Mark) durch­geführt werden muß, und daß unter der Voraussetzung er­heblicher staatlicher Beihilfe seitens der Stadt und der Be­teiligten die Bereitwilligkeit besteht, an die Ausführung im Rohmen der finanziellen Leistungsfähigkeit heranzugehen.

Vom Dodensee, 10. Oktober. Bodensee-Pfahl­bauten. Bezüglich der Bodenseepfahlbauten bei Sipp­lingen wurde festgestellt, daß die Häuser keineswegs im See, sondern am Seeufer standen. Die Pfähle waren als Hochwasserschutz notwendig. Die Häuser waren Blockbauten mit schilfgedecktem Steildach, die Wände aus Weidengeflecht mit Lehmanstrich und Bemalungen in Rötel und Fenster­löchern. An Tierknochen wurden gefunden: Hirsch, Reh, Pferd, Torfrind, Hausschwein und Ziege. Der Ueber- linger See hatte damals einen um 5 Meter niedrigeren Wasserstand. Es handelt sich hier um eine Trockenperiode' (Steppenzeit) mit heißen Sommern und kalten Wintern, insgesamt dennoch mit niedrigerer Jahrestemperatur, als sie heute beobachtet wird.

Aus Stadt und Tand

Nagold, den 11. Oktober 1929.

Rechne mit Schwierigkeiten, aber fürchte sie nicht.

Was nächste Tage bieten werden

Auf besonderen Wunsch möchten wir nicht versäumen , auf einzelne Veranstaltungen der nächsten Tage hinzuwei­sen. Zunächst sei erwähnt, daß am Samstag und Sonntag in den Löwenlichtspielen die

. . Passionsspiele. .

das Leben und Leiden Christi, im Film laufen werden Es soll dies ein Filmwerk sein, das durch die Hingabe der Darsteller unsere Seele mahnt und erbaut und das durch die uns vorliegenden Unterlagen Schönes und Erhebendes verspricht. Wie aus dem Anzeigenteil weiter ersichtlich ist, veranstaltet der Schützenverein Nagold anläßlich des Gauwettkampfschießens des Schwarzwaldgaues um die Wanderpreise sowohl im Gruppen- wie im Einzelkampf ein

. . Herbstabschietzen . .

in Gestalt eines Preisschießens. Um nun mehr sportlichen Geist, mehr Streben nach dem Können und die Ehre als nach den Preisen in diese Veranstaltung hereinzutragen, hat sich der hiesige Verein entschlossen, weder Hackmaschi­nen, noch Zahnbürsten, Messer, Obstschalen oder irgendwel­chen Tand als Preise auszusetzen, vielmehr bronzene, sil­berne und goldene Schützentaler, zu dem jeder Sieger ein urkundliches Diplom erhält. Daß hierum ein ebenso leb­hafter Kampf einsetzt wie um andere Dinge, muß im Hin­blick auf die Bewertungen der Turn- und Sportvereine als selbstverständlich angesehen werden, denn Schießen ist keine Lotterie um Eebrauchsgegenstände, sondern ein jahrhun- derte alter Sport. Der Nagolder Verein hat, um diesen neubahnenden Weg für das Kleinkaliberschießen für Großkaliber gibt es schon lange nichts anderes mehr als Schützentaler zu gehen, keine Kosten gescheut, denn die Anschaffungswerte der Taler sowohl wie der künstlerischen Diplome sind unverhältnismäßig hoch. Außer dem Schies­sen um die Schützentaler wird ein Schießen des Gaues auf Ehrenscheiben stattfinden. Endlich wird in der nächsten Woche, am Donnerstag Abend, im Auftrag der NSDAP, der

M. d. R. Gregor Stratzer über den Poungpla»

sprechen. Die Partei bittet uns in Bezug hierauf um Auf­nahme folgender Zeilen unter dem besonderen Hinweis, daß der bekannte Redner nur in 4 württembergischen Städten spricht, und zwar in Stuttgart, Eutingen, Heil­bronn und Nagold:Der Poungplan ist das Endziel jü­disch-kapitalistischer Weltherrschaft. Der Redner, Gregor Straffer ist Präsidialmitglied des Reichsausschusses für das Volksbegehren gegen den Poungplan, Herausgeber der Berliner Arbeiterzeitung (VAZ.), der Kampfverlagszei­tungen und der nationalsozialistischen Briefe. Er ist der einzige Reichstagsabgeordnete bei dem der Reichstag seit 1871 wegen angeblicher politischer Beleidigungen die Im­munität aufgehoben hat mit einer Begründung, die im nachfolgenden Prozeß vom Richter als unwahr festgestellt wurde. Frontsoldaten! Hier spricht einer der unsrigen, der den ungeheuren Betrug am*Vlutopfer unserer Gefallenen enthüllt. Deutsche Männer! Es ist allerhöchste Zeit, daß Ihr Euch um die Politik kümmert; es geht um Leben und Existenz. Deutsche Frauen! Kommt und hört, was Euren Kindern und Kindeskindern aufgehalst werden soll. Geg­ner heraus! Statt Eurer verleumderischen Biertischpolitik stellt Euren Mann in offener Redeschlacht!"Die Partei wird, um ihre außergewöhnlichen Unkosten zu decken, einen Eintritt von 50 L für Nichtmitglieder, von 30 L für Mit­glieder, von 20 für Kriegsbeschädigte, Arbeitslose, So- zial- und Kleinrentner erheben.

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(Fortsetzung 24)

Wie das von einer gottbegnadeten Künstlerhand ge­schaffene Bild, das in Farbentönen Glück und Leid, Le­ben und Sterben verkündet, zieht dieses einsame Stück Erde an mir vorbei.

Und über mir spannt sich ein tiefblauer Himmel. Ne­ben mir im Busch und Hochwald zirpen Millionen und Milliarden Zikaden, und am Wegrain läßt eine riesige Schlange ihren schuppigen Leib von den lauen Strahlen der Abendsonne kosen.

Die menschlichen Wohnungen wurden immer spärli­cher^ Ich wanderte nun zwei Stunden, ohne aus eine solche zu stoßen. Es war Nacht geworden, aus den Sümpfen klang das wehmütige, die Luft erschütternde Wimmern und das dumpf klagende Hämmern der Frösche. Und hier und dort leuchtete grauenersüllend ein schwarzer Wasser- tllmpel im Licht des Mondes.

Wenn ich nicht bald zu einem Bewohner kam, so mußte ich ein Feuer anzünden und im Freien übernach­ten.

Gern tat ich das nicht, denn ich war bis auf ein lan­ges Dolchmesser und einen derben Hartholzstock waffenlos, und die Gegend durchstreiften sicher Jaguare und Pan­ther.

Doch es blieb mir keine andere Wahl; wo ich ein paar trockene Aeste fand, mußte ich mein Lager aufschlagen. .

Ehe ich aber noch dazu kam, sah ich ein Licht blinken. Dort mußte eine menschliche Wohnung sein.

Bald hatte ich mich auch durch das Strauchwerk hin­durch gearbeitet und stand vor einem ziemlich geräumigen Rancho.

Als ich in die Hände klatschte, überfiel mich eine ganze Meute bissiger Köter, so daß ich Mühe und Not hatte, mir diese mit meinem Stock vom Leib zu halten.

Endlich kam auf mein Rufen, das jetzt schon mehr wie ein Hilferufen klang, ein Mann, der die Hunde wegtrieb und mich nach meinem Begehren fragte. Als ich um eine Herberge bat, erklärte er, daß es unmöglich sei, mir eine solche zu gewähren, denn es sei ein Sterbender im Hause.

IliI SOO-LEKItt/i KI

dv Strecker L LckrScker

Nachdruck veröde...

Wer liegt im Sterben?"

Die Tochter des Hauses, ein dreizehnjähriges Mäd­chen."

Nun, mit dreizehn Jahren stirbt man nicht so leicht", wollte ich den Mann, den ich für den Vater des Kindes hielt, beruhigen.

Doch er meinte, daß hier wohl alle Hoffnung verge­bens sei, denn vom Arzt, den man eine Tagreise weit in höchster Not herbeigerufen habe, sei die Kranke bereits aufgegeben; sie hätte auch schon die heiligen Sakramente empfangen.

Als allerletzten Versuch habe der Vater des Mädchens einen alten Indianer geholt, aber auch dessen Künste wollten ganz und gar versagen.

Als ich den Mann fragte, was der Kleinen fehle, beschrieb er mir eine Krankheit, die nach meiner Ansicht nur eine Lungenentzündung sein konnte.

Habt ihr das Kind schon in nasse Tücher gepackt?"

In nasse Tücher?"

Ja, in nasse Tücher?"

Er wußte gar nicht, daß es eine solche Vehand- lungsweise gab, und wollte wissen, ob ich am Ende gar ein Arzt sei.

Arzt bin ich keiner, doch ich verstehe etwas von je­ner Krankheit, weil ich sie selbst schon mehrere Male durchmachte".

Oh! dann will ich gleich mit dem Vater sprechen!" rief er jetzt freudig.Oder kommen Sie lieber gleich selbst mit in den Rancho".

Als wir dort eintraten, redete er in der Jndianer- sprache mit dem Hausherrn, der mich halb mißtrauisch betrachtete. Schließlich meinte er aber, ich könne mir die Kranke ja einmal ansehen, obwohl er es für zwecklos halte, noch eine Mühe anzuwenden, die am Ende dem Mädchen doch nur Qual und keine Rettung schaffe.

Die Mutter des Mädchens hockte, den Rosenkranz betend, am Bett; sie erhob sich jetzt, und ein Hoffnungs­schimmer flog über ihr von Kummer durchfurchtes Ge­sicht.

Ach, wenn mir einer das Kind retten könnte, wie

wollte ich ihm danken", sagte sie.Doch es wird wohl nicht Gottes Wille sein, daß es am Leben bleibt, denn die Krankheit sitzt zu tief".

Und nun zeigte mir der Vater der Kranken Holz­stückchen, Nüsse und alle möglichen Sachen, die der in­dianische Wundermann bei dem Mädchen aus dem Wege des Saugens an der Brust, der Stirn und der Nase entfernt haben wollte.

Ich war sprachlos, in einem Kulturstaat denselben indianischen Hokuspokus wie bei den Wilden in Matto ! Grosso zu finden.

^Zeigt mir die Kranke", bat ich.

Man führte mich an ein Bett, auf dem eine Men­schenblüte unter dem Hauch des Todes vergehen wollte.

Ein anmutiges Kind lag da mit geschlossenen Au­gen, und das von einer Fülle tiefschwarzer Locken um­rahmte Gesichtchen brannte im Fieber.

! Ich faßte es an; seine Haut war ganz trocken, und ich schrak vor der Glut dieses Menschenkörpers zurück, j Dann fühlte ich den Puls der Kranken. Es war ein ! hochgradiger Fieberpuls, aber noch kein erloschenes Le- ! ben.

!Holt Wasser und Tücher!" befahl ich.

iWas wollen Sie machen?" fragte ängstlich die Mut-

j tcr.

IDie Kranke in nasse Tücher packen".

! Die Leute sahen mich an, als ob ich den Verstand ! verloren hätte, und es kostete mich Mühe, sie zu überre- ! den, daß ich die Kur anwenden durfte.

I Nun machte ich eben eine richtige Kneipp-Packung, i wie man sie bei mir angewandt hatte, als ich einst als Kind an einer Lungenentzündung darniederlag.

Dann legten wir alle Decken, die sich im Hause be­fanden, über die Kranke, und ich gab sogar die meine noch dazu her, die ich zu einer Rolle verschnürt bei mir

I Bald ließen auch die Fieberzuckungen im Gesichtchen j des Kindes nach. Sein Atem wurde reglmäßiger, und ! bald perlte ein leichter Schweiß auf seiner Stirn.

! Ich saß wie ein Arzt neben dem Bett und beobach- ! tete die Kranke; ihre Eltern ließen mich nicht aus den i Augen, und ich« sah, sie schöpften aus meinen zuversichtn- > chen Mienen neue Hoffnung für ihr Kind.

Nach ungefähr einer Stunde nahm ich die Kleine aus der Packung und rieb ihren von Schweiß dampfenden Körper mit nassen Tüchern ab; dann deckte ich sie wreder mit Decken zu und bat, mir mein Lager anzuweisen, denn es mußte längst nach Mitternacht sein, und ich war tod­müde.

(Fortsetzung folgt).