Seite 2 Nr. 227

Nagolder TagblattDer Gesellschafter

die Fraktion jetzt von einer Landtagsaussprache über die Neuregelung der Arbeitslosenversicherung keinen Nutzen ver­sprechen. Sie könne daher dem Komm. Antrag auf Eim berufung des Landtags nicht zustimmen.

Eröffnung des Lannskatler Volksfestes. Heute vormit­tag 11 Uhr wurde auf dem Cannstatter Wasen das Cann- statter Volksfest, dessen Dauer vom Gemeinderat wieder auf fünf Tage festgesetzt wurde, eröffnet. Der Wasen lag im Sonnenglanz des Spätsommers, als sich die Volksfest­kommission mit den Vertretern der Stadtverwaltung, des Gemeinderats und der Presse im Wirtschaftszelt des Fest­wirts Paul Widmayer zusammenfand, wo Bürgermeister Dr. Ludwig das Volksfest mit einer Ansprache eröffnete, in der er das über 100 Jahre bestehende Cannstatter Volks­fest als eineQuelle neuer Kraft, der Auffrischung und der Einigung für die Bevölkerung des Schwabenlands" feierte. Auf dem Wasen ist wieder eine große Buden- und Zelt­stadt aufgebaut.

Der Spielplan der Württ. Landeskheaker vom 26. bis 29. September trägt dem auf diese Taqe fallenden Cann­statter Volksfest weitgehend Rechnung. Cs sind während dieser Zeit in Oper und Schauspiel vorwiegend heitere und vor allem solche Werke angesetzt worden, die auch für auswärtige Besucher besondere Anziehungs­kraft besitzen dürften. Am Freitag, 27. September geht im Großen Haus Ofsenbachs OperetteOrpheus in der Unterwelt", im Kleinen Haus Shakespeares LustspielWas Ihr wollt", am Samstag, 28. September im Großen Haus Die Fledermaus", im Kleinen Haus AnzengrubersDie Kreuzelschreiber in Szene. Am Volksfest-Sonntag, 29. Sep­tember bringt die Operette WagnersTristian und Isolde", -as Schauspiel nachmittags 3)4 Uhr SchillersWilhelm Teil", abends 7)4 Uhr Zuckmayers SeiltänzerstückKatha­rina Knie".

Kommunale Woche vom 21.26. Oktober. Die Württ. Derwaltungsakademie Stuttgart veranstaltet unter der Lei­tung von Ministerialdirektor a. D. Präsident Neuffer im Zusammenwirken mit den beteiligten Behörden und Ver­bänden in der Zeit vom 21.26. Oktober ds. Js. an der Technischen Hochschule in Stuttgart eineKommunale Woche", die in erster Linie der Weiterbildung der leitenden Kommunalbeamten sowie der staatlichen Verwaltungsbeam­ten in Württemberg dienen soll.

Winkerbeschaffungsbeihilfe für Schwerkriegsbeschädigte und Kriegerhinterbliebene. Kriegsbeschädigte und Krieger­hinterbliebene, die keine Zusatzrente empfangen, erhalt m auf Antrag bei Bedürftigkeit eine Winterbeschaffungsbeihüfe (Empfänger von Zusatzrenten wird die Beihilfe ohne be­sonderen Antrag gewährt). Leichtbeschädigte werden nur bei Erwerbslosigkeit nach der für Erwerbslose getroffenen Regelung berücksichtigt.

Tarifverhandlungen in den Staatsforsten. Die Tarifver- hondlungen, die für die Staatsholzhauer zwischen der Württ. Forstdirektion und den beiden Arbertnehmerver- bänden am 25. dieses Monats stattfanden, sind ergebnis­los verlaufen. Die beantragten Aenderungen wurden von der Forstdirektion in den wichtigsten Punkten abgelehnt, da infolge der geringen Absatzmöglichkeiten der Nutzhölzer auch eine gering« finanzielle Belastung nicht zu tragen sei. Die Verhandlungen sollen nach Anhörung des Forstkolle- giums festgesetzt werden.

Die Stadt legt weitere Sportplätze an. Auf der Wan- gener Höhe werden zurzeit durch die Stadtgemeinde neben den dort bereits befindlichen drei Sportplätzen zwei weitere Sportanlagen geschaffen. Eine etwa zwei Hektar große Wald fläche wurde zu diesem Zweck bereits ab ge­holzt. Die beiden neuen Plätze sind in erster Linie für Äereine bestimmt, die ihre Plätze am Neckar durch die Kanalisation verloren haben. Der Aufwand für die Pla­nierung der neuen Anlagen beläuft sich auf rund 23 000 <R.

Politische Schlägereien. Vom Polizeipräsidium wird mit­geteilt: Gestern abend kam es bei einer Versammlung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei im Wulle- saal zu einer großen Schlägerei. Zu dieser Versammlung waren außer den Anhängern der Nationalsozialisten auch Kommunisten in großer Anzahl erschienen. Als der Kom­munist Schlaffer in der Aussprache die National­sozialisten in aufreizender Form angriff, wollte ihm der Versammlungsleiter das Wort entziehen. Der Versamm­lungsleiter suchte Schlaffer vom Podium wegzuziehen, als dieser die Aufforderung, das Rednerpult zu verlassen, nicht beachtete. Jm gleichen Augenblick flog aus dem Saal ein Stuhl gegen das Podium. Nun begann eine allgemeine Schlägerei. Das Publikum verließ den Saal fluchtartig. Die unmittelbar darauf erscheinende Polizei räumte den Saal. Bei der Schlägerei gab es etwa acht Verletzte, dar­unter ein Schwerverletzter. Ein Teil der Nationalsozialisten begab sich nach einiger Zeit in geschlossenem Zug nach dem Parteilokal in der Friedrichstraße. Die Polizei hielt währen­des Marsches die Ordnung aufrecht. In der Friedrichstraße kam es jedoch wieder zu großen Menschenansammlungen, die von der Polizei wiederholt zerstreut werden mußten. Dabei war sie gezwungen, vom Gummiknüppel Gebrauch zu machen, später wurde in der Tübingerstraße noch ein uniformiertes Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei von etwa zehn Kommunisten überfallen und schwerverletzt. Die Namen der Täter konnten zum Teil festgestellt werden.

Beschlagnahme der Süddeutschen Arbeiterzeitung. Die Süddeutsche Arbeiterzeitung vom 26. September wurde durch das Amtsgericht Stuttgart wegen eines Vergehens gegen § 130 des Strafgesetzbuchs aus Grund eines Artikels beschlagnahmt, in dem zu Gewalttätigkeiten gegen poli­tische Gegner aufgefordert wird.

Eßlingen a. N 26. Sept. Stadtvorstandswahl am 17. November. Laut Beschluß des Gemeinderats findet die Wahl des Stadtvorstands am Sonntag, 17. Novem­ber, statt. Gemeinderat Mayer ist bis dahin mit der Amtsverwesung betraut.

Gmünd, 26. Sept. Besuch von General Heye. Heute weilt der Chef der Heeresleitung, General Heye» in Begleitung seines Adjutanten Fumetti hier zur Besich­tigung der hiesigen Reichswehrtruppen. Auch Divisions­kommandeur General Seutter von Lötzen und Oberst Schmidt, der Regimentskommandant, nehmen an der Besichtigung teil.

Abtsgmünd OA. Aalen, 26. Sept. Todesfall. Am Dienstag ist hier nach schwerem Leiden Oberstleutnant a. D. Alfred Ritter verschieden. Er war 1870 in Schöntas OA. KLnzelsau geboren.

Alm, 26. Sept. Bestechung. Der Bauassistent ""Om j städt. Wohnungsamt in Ulm wurde am 15. Februar wegen : eines Verbrechens der erschwerten Bestechung zu zwei Monaten Gefängnis und Tragung der Kosten verurteilt. Der A. hatte beim Wohnungsamt Ulm die Zuweisung der Wohnungen und hat in dieser Eigenschaft einem auswär- ! tigen Wohnungssuchenden, der sagte, ihm komme es --,f 150 -K nicht an, eine Wohnung außerhalb dem Rahmen der Vorgemerkten zugewiesen. Die 150 bekam nicht er, son­dern seine Frau. Gegen das Urteil legte Stütz Berufung ein, die aber kostenfällig verworfen wurde. Dann ging die Sache ans Reichsgericht mit dem Erfolg, daß sie an die Vorinstanz nochmals zur Verhandlung zurückgegeben wurde. Die gestrige Verhandlung verwarf die Revision und beließ es bei den 2 Monaten.

Friedrichshafen, 26. September. Vermißte Falt­bootfahrer. Nach Schweizer Blättermeldungen sollen seit Mitte August im Bodenseegebiet zwei junge Dort­munder Faltbootfahrer, der Student Peter Paul NHein­dorf und der Oberprimaner Kurt Philipp Diel spurlos verschwunden sein. Sie haben letztmals aus Konstanz am 20. August Nachricht nach Hause gelangen lassen und mit­geteilt, daß sie in die Schweiz wollten.

Lindau, 26. September. Erneuerung des alten Lindauer Rathauses. Das alte Lindauer Rathaus, in dem im Januar ein Brand ausgebrochen war, wird nicht nur innen, sondern auch äußerlich wiederhergestellt. Das bayerische Ministerium für Unterricht und Kultus be­absichtigt, einen engeren Wettbewerb zur Erhaltung von Entwürfen für die Erneuerung der Fassadengemälde und hat auch sonst weitgehendes Entgegenkommen in Aussicht gestellt. Die Stadt selbst hat beschlossenn, im alten Rathaus die Warmwasserheizung einzubauen und hiefür die Summe von 17 000 Mark genehmigt. An die Heizung wirb auch der jetzige Museumssaal angeschlossen, der nach dem Umzug des Museums anderweitigen Zwecken dienen soll.

Aus Stadt und Tand

Nagold, den 27. September 1929.

Mancher Umweg ist keiner.

BvW Rathaus

Die Kreuzertalbachkorrektion wird durchgeführt

37V00 Mk. Baukosten bewilligt

Gemeinderatssitzung vom 25. September 1929

Anwesend: Der Vorsitzende und 12 Mitglieder.

Abwesend: Die Eemeinderüte Schraeder, Hezer, Bauer und Bai sch.

Mitteilungen: Die Erweiterungen der elektrischen Hoch­spannungsaulagen auf Markung Nagold durch die Firma C. Klinglers Erben, Elektr. Werk hier, sind vom Innen­ministerium genehmigt worden. Für den auf 31. Okto­ber austretenden Gehilfen Wieland beim Stadtschult­heißenamt wird der Verw.-Cand. Alfred Dietsch bei der Stadtpflege Altensteig angestellt.

Kreuzertalbachverbesserung: Dem Eemeinderatsbe-

schluß vom 14. Februar 1929 entsprechend hat das Innen­ministerium, Abteilung für den Straßen- und Wasser­bau, nunmehr Plan und Kostenvoranschlag für die Ver­besserung des Kreuzertalbachs aufgestellt und die Verge­bungsunterlagen für die Bauarbeiten übergeben. Hienach wird der Kreuzertalbach unterhalb des Bahndurchlasses an der Herrenbergerstraße in einem Einlaufbauwerk ge­faßt und mittels Rohrkanal entlang der Herrenberger­straße über den Vorstadtplatz nach der Waldach geführt. Der Rohrkanal ist als kreisförmiges Vetonrohrprofil evtl, mit Eiseneinlagen, mit einem lichten Durchmesser von 1,5 bis 1,8 Meter bei einem Eefäll von 0,85 bis 5 Proz. vorgesehen, das bei einer Gesamtlänge von ca. 360 Meter unter dem Mühlkanal des Triebwerks 63 hindurch zu der bereits ausgeführten Endstrecke des Kreuzertalbachkanals bei der Waldach führt. Zugleich soll an Stelle der bishe­rigen Straßenbrücke über den Waldachkanal im Zug der Jnselstraße eine neue Eisenbetonbrücke von 3,25 Meter Stützweite erstellt und der Kanal im Anschluß an die Brücke rechtsseitig mit einer llfermauer versehen werden. Die Rohrleitung kreuzt den Kanal unter dieser Brücke.

Die Kosten diese Bauarbeiten belaufen sich nach dem Kostenvoranschlag auf 78 000 R^t, zu welchem nach dem Erlaß des Innenministeriums vom 24. Sept. 1927 der Staatsbeitrag im Anschluß an die Nagold- und Waldach­verbesserung in Aussicht gestellt worden ist. Die Kosten für die Brücke über den Mühlkanal mit 6 000 R-4l gehen ganz zu Lasten der Stadtgemeinde, welcher hienach allein 37000 Mark verbleiben. Jm laufenden Rechnungsjahr stehen zur Gewährung des Staatsbeitrags keine Mittel mehr zur Verfügung. Der Eemeinderat ist aber trotzdem und trotz der finanziellen Schwierigkeiten im Stadthaushalt im Blick auf die große Zahl von Arbeitslosen bereit, wenig­stens einen Teil des Unternehmens noch in diesem Rech­nungsjahr auszuführen, wenn das Landesarbeitsamt die Arbeit als Notstandsarbeit mit verstärkter Förderung an­erkennt. Um das anfallende Aushubmaterial zweckmäßig zu verwenden, muß die Frage noch geklärt werden, ob die verlängerte Leonhard- oder die verlängerte Hohestraße durchgeführt wird. Jm Beisein des Herrn Baurat Groß­johann wird schließlich nach eingehender Beratung be- > schlossen !

1. die Mittel zur Durchführung der Kreuzertalbachver- !

besserung und der Mühlkanalbrücke zu verwilligen ! und die Ministerialabteilung für Bezirks- und Kör­perschaftsverwaltung um Genehmigung der Schuld- > aufnahme bis zu 84 000 - lt zu bitten. !

2. Die Schuld durch den Staatsbeitrag und im übrigen j innerhalb 30 Jahren mit der Nagold- und Waldach­schuld zu tilgen.

3. Die Wirksamkeit dieses Beschlusses weiter davon ab­hängig zu machen, daß mit den Beteiligten angemes- ! sene Vereinbarungen Zustandekommen und die Ar- ! beiten als Notständsarbeiten vom Landesarbeits- amt anerkannt werden.

4. Das Unternehmen zur Vergebung auszuschreiben, j

unter Umständen aber nur den unteren Teil des Be- ! tonkanals mit Straßenbrücke auszuführen. >

Freitag, 27. Sepiemöo: 1329.

Angestellte in der Arbeitslosenversicherung

Außer den krankenversicherungspflichtigen Angestellten mit einem Einkommen bis zu 300 RM. monatlich unter­liegen auch die Angestellten mit einem monatlichen Ein­kommen über 300 bis 700 RM. der Arbeitslosenversiche­rung, wenn sie angestelltenversicherungspslichtig und nur deshalb nicht krankenversicherungspflichtig sind, weil sie die Verdienstgrenze in der Krankenversicherung (zurzeit 300 RM. monatlich) überschritten haben:

Ausgenommen sind also nur solche Angestellten mfi einem Einkommen über 3007KV RM. monatlich, die auc- dann nicht krankenversicherungspslichtig wären, wenn ihr Einkommen weniger als 300 RM. monatlich betragen würde. Der Kreis dieser Personen ist beschränkt. Ln Be­tracht kommen nur Angestellte in leitender, mit selbstän­diger Verantwortlichkeit ausgestatteter Stellung, soweit sie nicht Handlungsgehilfen im Sinne des L 59 des HGB sind.

OOHrend für die krankenversicherungspflichtigen An­gestellten besondere Meldungen an die Krankenkassen nicht erforderlich sind, da die Meldung für die Krankenversiche­rung gleichzeitig für die Arbeitslosenversicherung gilt, sind die nicht krankenversicherungspflichtigen, aber arbeitslo­senversicherungspflichtigen Angestellten durch den Arbeit­geber unverzüglich der zuständigen Krankenkasse zu mel­den. Zuständig ist, soweit die Angestellten freiwillig für den Fall der Krankheit bei einer Orts-, Land-, Betriebs- Jnnungs- oder Erfatzkrankenkasse versichert sind, dieses wenn die Angestellten nicht bei einer der vorgenannten Kassen für den Fall der Krankheit versichert sind, diejenige Orts-, Land-, Betriebs oder Innungkrankenkasse, bei der die Angestellten zu versichern wären, wenn sie krankenver­sicherungspflichtig wären (für knappfchaftlich Versicherte ist die Reichsknappschaft zuständig).

Der an die zuständige Krankenkasse zu zahlende Bei­trag beträgt für die Angestellten mit einem Einkommen von 300700 RM. monatlich zurzeit 3 Proz. von 300 R-R 9 RM. monatlich (und zwar Arbeitgeber und An­gestellte je 4.50 RM). Ist der Angestellte bei einer Er­satzkasse versichert, so hat der Arbeitgeber seinen Beitrags­anteil dem Angestellten zur Abführung an die Ersatzkasse auszuhändigen.

Soweit Arbeitgeber bisher eine Meldung unterlassen haben, wird ihnen dringend empfohlen, sie unverzüglich nachzuholen, da sie sonst Gefahr laufen, neben einer Ord- , nungsstrafe in Geld noch das 15fache der rückständigen Beiträge entrichten zu müssen.

Dienstnachrichten.

Das Finanzministerium hat die Stelle eines Kanzlei­assistenten bei dem Staatsrentamt Hirsau dem Hilfskanz­leiassistenten Binder daselbst übertragen.

Herbstblüteudtedaktionsblüten"

Die liebe strahlende Sonne macht nicht nur uns Men­schen fröhlich, sie macht auch die Pflanzenwelt rebellisch und führt sie an der Nase herum. So wurde uns gestern der Zweig eines auf der Insel stehenden Apfelbaumes, der einige zart-rosane Blüten trug, auf die Redaktion da­herRedaktionsblllten" gebracht. Eine große Freude in der Zeit der vollendeten Reife! Der Baum hatte im Frühjahr geblüht und auch später Früchte getragen.

Gaugenwald, 26. Sept. Diebstahl. Aus einem Wasch- und Backhaus wurden hier in der Nacht von Montag auf Dienstag etwa 20 Pfund Rauchfleisch gestohlen. Als Tä­ter vermutet man hausierendes Gesindel, das sich in die­sen Tagen in der Gegend Herumgetrieben hat. Jedoch feh­len bis heute noch genauere Anhaltspunkte und die Spu­ren von der Täterschaft.

Vom Gäu, 26. Sept. Aus der Erinnerung. Der im Ge­sellschafter berichtete Unglücksfall aus Vollmaringen, wo­nach ein Schäfer unter einer Tanne vom Blitz erschlagen wurde, läßt ein ähnlich tragisches Geschick eines jungen Schäfers in der Erinnerung aufsteigen. Rund 3 Jahr­zehnte liegt es schon zurück. Es war im Sommer 1898, als der ledige Schäfer Heinrich Seeg er aus Rotfelden hier im Gäu in Diensten stand. Hirschwirt Neuffer in Kuppingen hatte eine große Schäferei und gewährte meh­reren Schäfern auskömmlichen Verdienst das ganze Jahr hindurch. Am 9. Juni hütete H. Seeger auf den Werde­gängen eigener und benachbarter Markungen. DerStein­graben", ein alter Römerweg, zieht sich durch den Herren­berger, Affstätter- und Kuppinger Zehnten hin. Er ist heute noch Schafweide und war damals durch Pachtver­trag im Besitz obigen Schafhalters. 150 Muttertiere und Lämmer hatte Heinrich Seeger an jenem Donnerstag aus- geführt. Schwül brütete die Hitze über den fruchtbaren Zeigen der Gemarkungen und heiß brannte die Mittag­sonne vom wolkenlosen blauen Himmel. Die Herde streckte matt den Kopf zur Erde. Alles lechzte. Ein langsam her­annahendes Gewitter sollte Kühlung und Frische bringen. Hinter dem Spittelwald (Spitalwald) zuckten schon die er­neu Blitze und beleuchten das schwarze Frrmament. Schä­fer Seeger sucht Schutz unter einer jahrhunderte alten Linde amMühlweg" und sammelt als treuer Hirte seine blöckende Herde. Da ein zuckender Strahl! ein jun­ger Schäser, ein wachsamer Hund und 42 Schafe waren das Opfer wütenden Elementes.Gott donnert mit sei­nem Donner greulich". Das war die herzerschütternde stumme Sprache eines unvergeßlichen Bildes. Dre Schüferlinde", ein aus Lettenkohlensandstein gehauenes Mal und dis Erzählung von Augenzeugen halten jenen ernsten schweren Tag im Gäu noch lebendig.

Freudenstadt, 26. Sept. Der Neubau der Obcr- realschule hat bei dem ungestörten Arbeitsverlaus ganz bedeutende Fortschritte gemacht. Der südliche Flügel und der Mittelbau mit dem imposanten Haupteingang sind im Rohbau vollendet. Auch die Sternwarte auf dem Dache ist fertiggestellt. Weiter find die Schwimmhalle rm Untergeschoß und die Turnhalle, durch zwei Stockwerke gehend, im Rohbau fertig geworden. Das neue Kur­haus St. Elisabeth der Heiligenbronner Franziskanerm- nen soll bis Ende Oktober im Rohbau fertig werden. Die­ses vierstöckige massive Gebäude wird 45 Fremdenzimmer erhalten. _

Familien»Nachrichte«

estorbene: Katharine Wochele, geb. Weiß, 70 Jahre "lt, Althenstett Michael Roller, Bäcker­meister. 61 Jahre, Holzbronn rine Wurster, aeb. Rothfuß, U n t e r r e - chenbach Joh. Michael Hähnle, o, Oeschelbronn.

lermählte: Leonhard Hufnagel Frida Dieterle, R e ­ch e ns ch w a nd-A l t e n ,t e i g - O. Votsch Lina Binder, Herrenberg.