Mit Lea illustrierten BeiisgeuFeierstunden" Unsere Heiniai".Die MoSr vom Tage".

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Mit der landwirtschaftlichen Wochendeilage: Hau,-, Garten- und Landwirtschaft"

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Nr. 269 Gegründet 1827 Freitag, dev 6. September 1929

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Verschleppung der Arbeitslosenversicherung

Berlin, 5. Sept. Das Ergebnis der gestrigen Besprechung der Aenderung der Arbeitslosenversicherung zwischen den Führern der Koalitionsparteien und den in Berlin an­wesenden Reichsministern war gleich Null. Die Forderung der Deutschen Volkspartei, die Wartezeit zu ver- längern, stieß auf den Widerstand der Sozialdemokraten, die sich höchstens dazu verstehen wollten, die Unterstützung der Saisonarbeiter auf den Stand der Krisenunterstützung zu ermäßigen. Dadurch würde sich aber der in der Regie­rungsvorlage angenommene Fehlbetrag von 50 auf mindestens 75 Millionen Mark erhöhen. Während der volksparteiliche Vorschlag etwa 6 0 v. H. unter die Sätze der Krisen fürsorge ver­setzen würde. Die Beitragserhöhung lehnte die Deutsche Volkspartei entschieden ab.

Im Reichskabinett bestehen die gleichen scharfen Gegensätze, daher ist es fraglich, ob der Anregung, eine neue Regierungsvorlage auszuarbeiten, vorerst stattgegeben wird. In dieser Uneinigkeit der Regierung liegt aber, wie dieGermania" schreibt, die Wurzel des Uebels. Das

Blatt warnt, daß die Verschleppungsverjuche zu einer ern­sten Krise führen könnten, die angesichts der bevorstehenden großen Aufgaben schwere Folgen haben könnten.

DieDeutsche Allgem. Zeitung" schreibt, die Deutsche Volkspartei bleibe bei ihrer Absicht, die in der Regierungs­vorlage enthaltene Beitragserhöhung nicht mitzumachen. Im Hinblick auf die Dringlichkeit dieser wichtigen finanzpoliti­schen Aufgabe sei es sehr wohl möglich, Ende Septem­ber den Reichstag für einige Tage einzuberufen. Aber die ber den Reichstag für einige Tage einzuberufen. Aber zielbewußt und die Regierung lasse wieder jede Führung vermissen.

Am Donnerstag nachmittag tagte der Sozialpolitische Ausschuß. Da die für den Vormittag vorgesehene Bespre­chung der Parteiführer nicht zustande gekommen war, brachten sie ihre' Vorschläge in der Ausschußsitzung ein. Reichsarbeitsminister Wissell berichtete zunächst über die verschiedenen Streitpunkte.

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Gefährliche Phantastereien" des VölkerbundsEntschuldigen Sie bitte, wenn wir abrüsten" . Französisches Süßholz

Genf, 5. September. Die Rede Mac Donalds mit seiner Versicherung, die Fried^nsbestrebungen unterstützen zu wol­len, hat in der Völkerbundsversammlung nur einen Achtungserfolg davongetragen. Sie enthielt tatsächlich auch nichts Neues. Neu war nur, daß der jetzige britische Erst­minister bei aller höflichen Form zu erkennen gab, daß Eng­land in seiner Politik wieder selbständiger werden wolle. Wenn.er denAlleuropa"-Gedanken Briands lobte, so ge­schah dies doch mit dem deutlichen Hinweis, daß England dies nur auf das wirtschaftliche Gebiet bezogen und in seinen tieferen Interessen seine Freiheit gewahrt wissen wolle. Die Pariser Presse beurteilt denn auch Mac Donalds Rede überwiegend ungünstig; dasEcho de Paris" schreibt geradezu, die Rede sei ein Angriff großen Stils gegen die Grundzüge der französischen Politik. Seil zehn Jahren sei Frankreich bestrebt gewesen, die gefährliche Phantasterei des' Völkerbunds einzudämmen und ihn geradewegs zu einem Schutzbund zur Aufrechterhaltung des durch den Versailler Vertrag geschaffenen Zustände zu machen (diese Offen­herzigkeit wird man sich merken müssen. D. Schr.), und das Ziel schien mit dem Genfer Protokoll von 1924 er­reicht zu sein. Der Phantasterei des Völkerbunds, nämlich Deutschland und seinen Helfershelfern unter dem Vorwand eines Strichs unter die Vergangenheit zu ermöglichen, daß sie nun auch die verlorenen Kräfte wiedergewinnen und die gleiche Behandlung wie die anderen Staaten genießen dieser Phantasterei sei Max Donald durch seine Rede bei- gekreken und habe sie gestärkt. Es habe peinlich berührt, baß Mac Donald das Genfer Protokoll, das er doch seinerzeit mitgeschaffen habe, jetzt so wegwerfend behandelte. (Das Genfer Protokoll sollte bekanntlich im Grund die europäische Vorherrschaft Frankreichs in Europa ,/veronkern". D. Schr.)

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Der chinesische Gesandt« in Washington, Tschaotschu- w u, griff geschickt auf die Rede Mac Donalds zurück und erklärte, wenn nach Mac Donald die Staaten gleichberechtigt An sollten, so müssen auch die großen Staaten Asiens ihre Freiheit wieder erhalten und di« veralteten Vorrechtsver­träge für Ausländer in China aufgehoben werden. Es ist festzustellen, daß die Stellung Chinas in Genf weit stärker geworden ist, als sie noch vor wenigen Jahren gewesen ist.

Mit Kopsschütteln wurde die Rede des dänischen Mi­nisterpräsidenten Stauning (Soz.) ausgenommen. Er be­sprach die Abrüstung, die für das moralische Ansehen des Völkerbunds von größter Wichtigkeit sei. Die dänische Regierung habe weitgehend abgerüstet. Er fügte dann aber hinzu, er begreife vollkommen, daß andere und besonders die großen Staaten andere Verhältnisse haben, die sie Swingen, die Rüstungen aufrechtzuerhalten und fortzusetzen. Man faßte vielfach die Rede Staunings so auf, daß er ge­wissermaßen um Entschuldigung b'tten wollte, daß Däne­mark mit der Abrüstung Ernst gemacht habe.

Dandurand für die Minderheiten

In der gestriger' Sitzung keilte der kanadische Senator Dandurand mit, daß auch Kanada, wie Großbrilan- Men der Schiedsgerichtsklausel des Internationalen Haager Echiedsgerichtshofs beitrete.' Dann kam er auf die Be­schwerden -er Minderheiten zu sprechen. Die

Minderheiten, erklärte er, haben volles Recht, sich bitter dar­über zu beklagen, daß ihre Beschwerden vom Völkerbund mißachtet werden. Die geringfügigen Abänderungen, die auf der Madrider Tagung beschlossen worden seien, haben wenig Bedeutung. Er erwarte bestimmt, daß die Beschwer­den de: Minderheiten künftig auch wirklich geprüft und berücksichtigt werden.

Brr'and spricht

Mit dem ihm bei solchen Gelegenheiten eigenartigen feier­lichen Schwung sprach heute Donnerstag mittag 12 Uhr Briand in der Versammlung. Die 10 Jahre Völkerbund seien nicht verloren gewesen. Heute habe er das Vertrauen aller Völker. Alles was in den letzten Jahren im Interests des Friedens geschaffen wurde, auch der kelloggpakk, und Locarno, sei nur mit dem Völkerbund möglich gewesen. Der. Krieg sei nun als .Verbrechen' gestempelt, aber der Völker­bund müsse nun alles vorbereiten, um den Krieg zu ver­meiden^ Ein solches Friedenswerk sei im Haag zustande gekommen, nicht ohne Hemmungen, aber der Gedanke des Friedens habe den Staatsmännern geholfen. Wäre das Werk im Haag nicht vollendet worden, so würde dem Feie­densgeist der Todesstoß versetzt worden sein. Morgen wer­den die letzten Schwierigkeiten zwischen Deutschland und Frankreich beseitigt werden. Aber auch das wäre ohne den Völkerbund nicht möglich geworden.

Me Rüstungsbeschränkung sei eine «heilige Pflicht" der Unterzeichner des Versailler Vertrags- Allerdings gebe es Schwierigkeiten, wie die Aufgabe der «Sicherheit", die sehr schwer festzustellen sei. Er glaube, daß der Vorberei­tende Ausschuß diese Aufgabe «schon sehr gefördert" habe. Wenn das Seeabkommen zustande komme, so werde -er Vorbereitende Ausschuß die Konferenz zusammenberufen können, die den Artikel 8 der Dölkerbundssatzung, den Äd- rüstungsartikel verwirkliche. Auf dem Gebiet der wirt­schaftlichen Abrüstung müsse der Völkerbund einen energischen Schritt vorwärts tun.

Der Gedanke der .Vereinigten Staaten von Europa", den man unvorsichtig genannt habe, sei großzügig und habe nach und nach an Boden gewonnen. Wichtig sei ein allgemein obligatorischer Schiedsvertrag. Es sei in der Tat nicht möglich, Maßnahmen gegen den Krieg zu ergreifen, wenn nicht ein solcher allgemeiner Schiedsverlrag besiehe. Es sei für Frankreich keine Demütigung gewesen, - es im Haag einen Prozeß verloren habe. Brian- schloß sich der Auffassung Mac Donalds an, daß -er , iede eine Frage der Moral sei. (Stürmischer Beifall.)

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Stresemann spricht erst am Freitag.

So war's nicht gemeint

London, 5. Sept. Der englische Finanzsachverständige Stamp, der Mitglied der Pariser Konferenz war, erklär! in einigen Londoner Blättern: Snowden hatte es sich in den Kopf gesetzt, im Haag etwas von den Tributbeträgen Frank­reichs, Belgiens und Italiens zu streichen. Davon hat er a^c so gut wie nichts bekommen, und das Gesicht wurde bewahrt, indem man diese Mehrlasten Deutschland auferlegte. Das ist aber gerade das Gegenteil von dem, was aus wirtschaftlichen Gründen die englischen Sach­verständigen auf der Pariser Konferenz wollten.

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Neueste Nachrichten

Trauerfeier für die Schwester des Reichsprasideten

Berlin, 5. Sept. Die Trauerfeier für die verstorben» Schwester des Reichspräsidenten hat gestern im engsten Fa­milien- und Freundeskreis in aller Stille stattgefunden. Die Trauerrede hielt Pfarrer Krummache r. Die Reichs­regierung hatte einen Kranz niederlegen lassen.

Kundgebung der internationalen Kirchenkonferenz

Eisenach, 3. Sept. Die Internationale Klrchenkonferenz trat Mittwoch abend unter Beteiligung führender Industrie^, und Gswerkschaftsverbände in einer Kundgebung mir dem Thema .Christentum und Wirtschaft" vor die breite Oeffenk- lichkeit. Der Vorsitzende, der Berliner IlniversiMsprofes- sor Dr. Titius, begrüßte die stark besuchte Veranstaltung namens der Kommission für das sozialwissenschaftliche For­schungsinstitut der christlichen Kirche in Genf. Der so­ziale Funktionär des amerikanischen Kirchenbunds führte aus, die protestantische Kirche in Nordamerika arbeik« für eine Hebung -es Arbeiterstands und vernünftige Zusammen­arbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Der Generaldirektor der Christian Ingustrial Fellowship, Rev. Kirk-London, betonte, es sei an der Zeit, in geeignetst Form die sozialen Forderungen der christlichen Religion herauszuarbeiken und dadurch einer .christlichen Soziologie"

den Weg zu bereiten. Der Professor der Rechts- m»E Staatswissenschaften Dr. Andre Philip faßte seine Aus­führungen dahin zusammen, wenn es der evangelischen Kirche gelinge, sich von jedem Kompromiß mit dem Kapitalis­mus freizuhalten, so würde und müsse das Volk auf sie hören. Vom Standpunkt des Unternehmers aus sprach Dr. Holkhefer vom Bergbaulichen Verein Hessen. Er betonte, eine starke christliche Betätigungsmöglichkeit lieg» in der Schaffung einer Atmosphäre gegenseitigen Ver­trauens zwischen Arbeitgebern und Ärbeiknehmer durch christliche Familie in allen Lagern.

Militärbündnisse im,Osten

Genf. 5. September. DasJournal de Genöve" ver­öffentlicht Enthüllungen von geheimen, unter französi­scher Mitwirkung abgeschlossenen Militärbünd­nissen zwischen der Tschechoslowakei und Südslavien, der Tschechoslowakei und Rumänien und zwischen Rumänien und Südslavien. In den Bündnisverträgen wird u. a. ge­nau festgestellt, welche Truppenmengen jeder der genannten Staaten in einem Krieg zu stellen hat und wie sie zu ver­teilen sind. Die Verträge sind namentlich gegen Ungarn, Bulgarien und Sowjetrußland gerichtet.

Die englisch-amerikanischen Verhandlungen ins Stocken geraten

Washington, 5. September. Nach amtlicher Mitteilung wurden von einem Rat von Regierungsmitgliedern und Flottensachverständigen unter dem Vorsitz des Präsidenten Hoover die Einigungsvorschläge Mac Donalds über die Beschränkung im Flottenbau für unannehmbar erklärt. England will nicht unter 350 000 Tonnen für Kriegskreuzer heruntergehen. Da aber die Vereinigten Staaten auf der Gleichheit beider Kreuzerstärken bestehen, so bleibe nichts anderes übrig, als die bereits bewilligten 15 neuen Kreuzer nun doch zu bauen und dazu einen weiteren Flot­tenbauplan aufzustellen.

Die LondonerDaily News" bestätigen, daß die Flotten­verhandlungen ins Stocken geraten seien. Mac Donald sei weiter gegangen als Washington haben wollte. Die Ad­miräle scheinen die Sache in die Hand bekommen zu haben.

Die Aburteilung der Ausschreitungen in Palästina

Jerusalem, 5. Sept. Der englische Oberkommissar gibt bekannt, daß in Anbetracht der Taffache, daß die verschie­denen Vergehen von Arabern wie von Juden begangen worden sind, alle Urheber ohne Unterschied der Rasse und der Religion durch die aus englischen Richtern zusammen­gesetzten Gerichte abg^urteilt werden sollen.

Württemberg

Stuttgart, 5. September.

75 Geburtstag. Der frühere Rektor am Olgastist, Stu- diendirektor a. D. Dr. Paul vonKapff feiert am 6. Sep­tember seinen 75. Geburtstag.

ep. Südwestdeuksche Konferenz für Innere Mission. Vom 5. bis 8. Oktober d. I. findet in Tübingen die Sommer­tagung der Süd west deutschen Konferenz für InnereMission und des Landesverbands der Inneren Mission in Württemberg mit dem Gesamtthema:Der Dienstgedanke und die Innere Mission" statt. Am Sams­tag, 5. Oktober, wird beim Begrüßungsabend im Eoang. Vereinshaus Regierungsrat Loebich, Stuttgart, sprechen. Der Gottesdienst am Sonntag ist ausgefüllt von der Fest­predigt von Unio.-Drof. Dr. Feuer. Tübinaen. und einer