Nagolder Tagblatt »Der He,eÜjchafter-
Seite 2 — Nr. 197_ _
gerin, Frau Emma Kitzel, erfreut sich mit 99 Wahrer, nach außerordentlicher geistiger Frische.
Höhere Bezirksschule. Am 14. September soll nunmehr nach dem Beschluß des Bezirksrats die Höhere Bezirksschule eingeweiht werden. Die Arbeiten schreiten rasch vorwärts. Ein Hausverwalter aus der großen Zahl von Bewerbern wurde hiefür bestellt.
Ludwigsburg. 22. August. Ein guter Fang. Am Dienstag nachmitag wurde von der hiesigen Kriminalpolizei eine schon längst gesuchte Diebin namens Helene Kirste festgenommen. Die Kirste ist im Jahr 1927 in Schweinfurt zu 2A Jahren Zuchthaus verurteilt worden und entwich in Merane in Sachsen, wo sie eine weitere Verurteilung zu erwarten hatte, aus dem Gefängnis. Sie trat seitdem wiederholt in zahlreichen norddeutschen Städten auf. Die Geldbeträge. die ihr bei ihren Diebereien in die Hände fielen, werden insgesamt auf 10 060 Mark beziffert. In Württemberg hat sie ihre Tätigkeit in Stuttgart eröffnet, woselbst sie der Insassin eines dortigen Altersheims 80 Mark stahl. In Ludwigsburg bedachte sie das Frauenheim mit einem Besuch. Sie brach aber plötzlich ihren Besuch ab und suchte das Weite. Die Kriminalpolizei konnte sie unterwegs festneh- men. Die Diebin hatte ein Kind im Alter von zwei bis drei Jahren bei sich.
Aldingen OA. Spaichinigen, 22. August. Ein Feuerwehrauto verunglückt. Auf einer Probefahrt ist ein mit acht Feuerwehrleuten besetztes Rottweiler Feuerwehrauto, das von einem Feuerwehrmann geführt nar, zwischen hier und Trossingen beim Ausweichen auf den leicht erhöhten Straßenrand gefahren. Da die Vorderräder sich eingruben, hatte der Führer keine Gewalt mehr über das große Fahrzeug, das immer mehr die Böschung abwärts geriet. Es durchbrach das Geländer, dessen Stange sich in den Kühler einbohrte und so im Verein mit einem angefahrenen Baum den Sturz des Wagens die steile Böschung hinunter verhinderte. Wie durch ein Wunder wurden die Beteiligten vor ernsteren Verletzungen bewahrt.
Alm, 22. August. Ambau des Bahnhofs. Der Bahnhof Ulm wird umgebaut. Allerdings steht der Termin des Baubeginns noch nicht fest. Bon der Reichsbahn sind fünf Millionen Mark vorgesehen und die Arbeit ist als dringlich bezeichnet. — Milchwirtschaft. Nach Zeiiungs- berichten hat die Stadt Ulm den größten Milchverbrauch aller Städte auf den Kopf der Bevölkerung in ganz Deutschland. Um diesen Milchoerbrauch immer noch zu steigern, wurde kürzlich eine Milchstube errichtet, die sich allgemeiner Beliebtheit erfreut. Dort sind Milch und Milchprodukte aller Art zu haben. In Bälde wird Ulm auch einen Milchschankwagen erhalten, wie solche in Großstädten an verschiedenen Plätzen zu finden sind.
Aalen, 22. August. TödlicherSkurz. Zn der Nachk auf Montag fiel der bei Schafhalter Weiß als Taglöhner beschäftigte 58 Zähre alte Karl Entenmann vom Heuboden, wo er immer nächtigte, obwohl ihm bei seinem Arbeitgeher «in Bett zur Verfügung stand. Morgens wurde er mit einer schweren Gehirnerschütterung und einem Mirbelsäulen- vruch in der Scheuer aufgefunden. Zm städtischen Krankew- jhaus, wohin der Verunglückte verbracht wurde, ist er gestern «bend an seinen schweren Verletzungen verschieden.
Mänsingen. 22. August. Notlandung eines Vsr- 1 e h rsflugzeuges. Ein Dornier-Verkehrsflugzeug, das in Friedrichshafen mit drei Fahrgästen, zwei Damen und einem Herrn, aufgestiegen war, mit Flugziel Stuttgart, war Durch den starken Nebel vom Kurs abgekommen. Nachdem «s über zwei Stunden di« verlorene Richtung gesucht hatte, trat Betriebsstoffmangel ein, so daß sich der Führer zur Kotlandung entschloß. Zwischen 11 und 12 Uhr überflog das Flugzeug in geringer Höhe die Stadt. Die Landungsobsicht war unzweifelhaft erkennbar. Nachdem es den Truppenübungsplatz in Sicht bekam, vollzog es bei der Ludwigshöhe eine glatte Notlandung. Führer und Flugzeug sind wohlbehalten und sobald der nötige Betriebsstoff vorhanden ist, wird der „Dorftier" wieder seinen Kurs aufnehmen.
Vom bayrischen Allgäu» 22. August. Das Geschlecht Dornier. Rund 00 Jahre sind in diesen Tagen verflossen, seitdem das Geschlecht Dornier in Beziehungen zürn Allgäu trat. Der Pater des Erfinders der Dornier-Flug- zeuge, Dauphin Dornier, kam aeaen 1869 als Lehrer der
französischen Sprache an das" damalige Handelsinstitut Jacob! nach Kempten. Nachdem er den Krieg 1870/71 als französischer Hauptmann mitgemacht hatte, zog er wieder nach Kempten, wo er die Tochter eines angesehenen Bürgers. Fräulein Buck, heiratete. Er kaufte dann das Jod- rad Sulzbrunu und errichtete nach dem Verkauf dieser Ivd- quelle in Kempten ein Weingeschäft. Cr starb in Reutlingen nach einer Operation. Von seinen beiden Söhnen hat der Erfinder das Gymnasium, der jüngere, der Dichter, die Realschule in Kempten absolviert.
Aus Stadt und Land
Nagold, den 23. August 1929.
Wenn du dich eines Tages bei der Mehrheit befindest, so werde mißtrauisch gegen dich selbst; gehe zurück bis zum letzten Wegekreuz. * Boesch.
Dienstnachrichten
Durch Entschließung des Herrn Kirchenpräsidenten ist die Pfarrei , Freudental, Dek. Besigheim, dem Pfarrer Stotz in Unterjettingen, Dekanat Herrenberg übertragen worden.
Freundschaft uud Glaube
Die wenigsten sind sich darüber klar, was es heißt, Freund zu sein, wenn sie einem Menschen das Freundschaftsversprechen geben. Kein geschriebenes Gesetz zwingt sie zur Erfüllung freiwillig übernommener Pflichten, es vermag aber auch niemand fest zu umgrenzen, was Freundschaftspflicht ist. Jeder mutz das von sich heraus entscheiden, ob er der Bitte eines Freundes Nachkommen kann oder nicht. In dieser freien Selbstbeurteilung liegt wohl der Hauptgrund, daß so viele mit ewigen Treuschwüren besiegelten Freundschaftsbündnisse in die Brüche gehen, wenn sie ihren Wert beweisen sollten, denn die meisten Freundschaften werden doch geschlossen, weil man einen guten Weggenossen für geschäftliche oder außergeschäftliche Ziele gefunden zu haben glaubt. Wenn dann eine Etappe erreicht ist und man braucht den Begleiter nicht mehr, hat gewöhnlich auch die Freundschaft ein Ende. Man sollte daher lieber etwas vorsichtiger mit dem Freundschaftsschließen sein, denn der andere weiß im Notfälle sich wohl an die Pflichten seines Freundes zu erinnern, mehr als an seine eigenen und verwandelt sich schnell in einen Feind, wenn er enttäuscht wird. Wirklich ideale Freundschaften, wie sie uns Schiller in der Bürgschaft geschildert hat, dürften wohl sehr selten sein. Um die Eigenliebe, die Leichtverletzlichkeit und alle anderen menschlichen Schwächen so zu unterdrücken, daß sie die Freundschaft nicht trüben können, gehört ein ganz starker, geläuterter Charakter, der, wie uns Felix Dahn gesagt hat, seine Freundschaftsliebe „bis an die Unmöglichkeit hinan" aufrecht erhalten kann. Es stellen sich zwischen zwei Menschen soviel Unstimmigkeiten, soviel Mißverständnisse, soviel im Augenblick Unbegreifliches, daß etwas mehr dazu gehört, als durch gelegentlich entdeckte Wesensverwandschaft oder Zielgleichheit begründete Freundschaft. Es gäbe weniger in die Brüche gegangene ideale Freundschaften, wenn man sich vor ihrem Abschluß gewissenhaft geprüft hätte, ob man wirklich das halten kann, was man versprach und vor allen Dingen der Glaube aneinander so stark ist, daß er durch nichts erschüttert werden kann. Glauben muß man können, damit man auch durch die Schatten hindurch, die die Wechselfälle des Lebens auf jeden Menschen werfen, das reine, klare Bild der Freundesseele zu erkennen vermag. Wer dazu nicht imstande ist, soll sich kein Freundschaftsideal suchen, denn es könnte ihm ebenso leicht passieren, daß an ihm etwas bemängelt wäre. Für so über-
klur HIsApon nekmsn!
Dieses milcis Kopkivss^ipuiver ist bestimmt ckss düostixste kür Ikr User, ^s vsrscböiisrt vruocksi-bsr uock bst mekr Vorteile sls stm- licbe Mttsl. krsu Dobtor 8. sckrieb: Vsrscbieckeos lissr- rvSsciimittel propisrt, »der immer reumiitijs rem tisIIpON rurücic! , kreis 30 kkx. ckss ksicst, sotbslt 2 ocker 3 sbzeteilte Portionen, j
_Freitag, 23. August 1929.
ragend dürfte sich wohl niemand halten, daß er fehlerfrei sei und der Schmerz über ein zerstörtes Ideal ist gewiß nicht geringer als eine beeinflußte Zurückweisung aufrichtigen Freundschatfswillens.
Löwenlichtfpiele
Man bittet uns um Aufnahme folgender Zeilen: Besondere Beachtung verdient der in den Löwenlichtspielen im Rahmen einer Sondervorstellung gezeigte Film „Menschwerdung — Hygiene der Ehe", der von einem sexualwissenschaftlichem Vortrag begleitet ist. Jedem Ehegatten und allen denen, die es werden wollen, ist es moralische Pflicht, diesen hochinteressanten, wichtigen Film zu sehen, eingedenk der hohen Aufgabe des Menschengeschlechtes „die Fortpflanzung". Der Film ist von der Bildstelle des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht Berlin, als Lehrfilm anerkannt worden.
*
Die Aster. Als letztes Blütcnkind des vergehenden Sommers beginnt sich jetzt die Aster zu erschließen. Zwar geht ihr nicht der betäubende Duft aus, mit dem ihre vornehmere Schwester, die Rose, in den Sommertagen Sinn und Herz der Menschen berauscht, aber mit ihrer zarten Frische und Farbenpracht wirkt auch sie gleichfalls als eine Schönheit unter den Blumen. Nahezu alle Farben, vom reinsten Weiß! bis zum tiefdunkelsten Lila sind vertreten. Einzelne Arten der Aster, wie z. P. die sogenannte Straußfederaster, wir» ken in ihren gefaserten Blütenblättern hervorragend schönt Bei der Anspruchslosigkeit der Aster in bezug auf KultnH die die denkbar einfachste ist, hat sick diese Blume auch zahl»! reiche Freunde unter den Gartenbesitzern erworben, und t» manchen Vorgärtlein leuchtet sie zur Freude der Vorübergehenden. Als Schmuckblume hält sich die Aster recht langH, wenn täglich das Wasser gewechselt, eine Briese Salz in das Wasser getan und vor jedem Neueinstellen der Stiel etwas beschnitten wird.
Mindersbach, 22. Aug. Unheimliche Gesellen. Gestern abend gegen 8 Uhr ist hier ein vom Bohnenbrechen heimkehrendes 11)4 jähriges Mädchen ernster Gefahr, von einem unbekannten Auto mitgenommen zu werden, noch glücklich entronnen. Das Mädchen sah das von Ebhausen steuernde Auto kommen und verlangsamte seinen Weg. Der Kraftwagen fuhr an ihr ebenfalls langsam vorüber und hielt dann. Ihm entstiegen zwei Mannsleute, von denen der eine am Wagen stehen blieb, während der andere sich des Mädchens zu bemächtigen suchte. Diese hatte bemerkt, daß noch Leute auf dem Feld beschäftigt waren, die dann auch auf ihre Hilferufe, so schnell sie konnten, herbeieilten. Die sofort aufgenommene Verfolgung war erfolglos, auch konnte wegen Abblendung und mangelhafter Rückbeleuchtung die Nummer nicht festgestellt werden.
Unterjettingen, 22. Aug. Eine Seltenheit. Die Kuh des Georg Niethammer brachte letzter Tage bei 35- wöchiger Trächtigkeit 4 ausgewachsene Kälber (3 weibl. und 1 männl.) tot zur Welt. Die Kuh ist bis jetzt wohlauf. Dem Besitzer wäre jedoch mit einem lebenden Kalb besser gedient gewesen.
Wildbad, 22. Aug. Einweihung des Jagdmuseums in Klumpps Quellenhof. Der bekannte Eroßwildjäger Herr Hermann Cron aus Newyork, Teilhaber des Hotels Klumpp und Quellenhof hier, hat im Laufe des letzten Winters im Hotel Quellenhof ein Jagdmuseum mit seinen afrikanischen Jagdtrophäen einrichten lassen. Das Hauptstück der Sammlung bildet der Kopf eines afrikanischen Elefanten von riesigen Dimensionenf die beiden Stotzzähne wiegen allein über zwei Zentner), der in seiner Lebenswahrheit dem Präparator des Kopfes alle Ehre macht. Daneben blicken von den Wänden des fürstlich ausgestatteten Raumes trotzige Köpfe afrikanischer Löwen, Panther und Büffel, verschiedene Köpfe reizender Antilopen und Gazellen. Der Boden ist belegt mit den Fellen dieser Jagdtiere. Letzten Samstag gab nun Herr Cron zur Einweihung des Jagdmuseums ein Essen, zu dem der Stadtschultheiß und Vadkommissar von Wildbad neben verschiedenen Jagdfreunden des Herrn Cron eingeladen waren. Stadtschultheiß Baetzner gab der Freude Aus- > druck, daß Herr Cron von seiner afrikanischen Jagdexkur- ! sion wieder gesund und munter zurückgekehrt sei und
8 SClEIVllÜ-ssOllKSIi.
(Nachdruck verboten).
(Fortsetzung 71)
„Eine Dame"!-Er sann nach. Es gab allerdings
eine Menge Damen, die ihm Blumen ins Haus sandten. „Aber gerchde heute! — Wer hatte das nur wieder in Erfahrung gebracht? — Das konnte nett werden den ganzen Tag über, bis es Abend wurde. — Er gab den Strauß zurück mit dem Befehl, ihn in irgendeiner Vase unterzu- bringen. Er wußte ab und zu wirklich nicht mehr, wohin mit all dem Zeug. — Ein verschlossenes Kuvert kleinsten Formats siel unvermutet auf den Boden. Den Stock unter den Arm geklemmt, öffnete er es ohne Eile. Es enthielt nur zwei Worte-„Lore-Lies . ."
Stock und Karte fielen Ebrach aus den Händen. Er sprang die Treppe hinauf, dem Verwalter nach. Der taumelte eine Stufe nach rückwärts, als er sich plötzlich so heftig am Arm gehalten fühlte.
„Wann? — Wann?" Max zeigte auf die Rosen.
„Vor einer halben Stunde — gnädiger Herr!"
„Geben Sie! —" Er riß ihm die Blumen förmlich aus den Händen. „Wie hat die Dame ausgesehen? War noch jemand bei ihr?"
„Niemand! — Sie war ganz allein". Dann mit einem Lächeln: „Sie war sehr hübsch, nur schlank, arg schlank". Und dann mit beiden Händen eine vielsagende Bewegung: Sie hat nach Ihnen gefragt".
„Und Sie sagten mir nichts!" fuhr Max auf.
„Sie schliefen noch. Herr von Ebrach!"
„Aber diese Dame-"
„Sie haben noch niemals vor elf Uhr empfangen, Herr von Ebrach!" kam es lakonisch. „Ich wußte nicht, daß Sie diesmal eine Ausnahme machen würden".
Das stimmte. Der Mann trug keine Schuld. Nicht die geringste. Wenn er eine halbe Stunde früher in die Halle gekommen wäre, hätte er sie getroffen. Er schob den alten Mann zur Seite und ging mit raschen Schritten den brei
ten teppichbelegten Gang hinunter. Ohne anzuklopfen betrat er das Schlafzimmer des Vater. Der General hatte eben das ganze Gesicht voll Seifenschaum und steckte hastig den Kopf in das Marmorbecken der Wand. „Einen Augenblick, mein Junge. — Ich kann dir noch nicht gratulieren! — Aber gleich!"
„Vater!" Der General schielte zur Seite, als Max ihm das kleine Billet unter die Augen hielt.
Irgend etwas klirrte. — „Macht nichts!" sagte der junge Ebrach. „Scherben bringen Glück. — Laß die Flasche sein, Vater! Das Mädchen räumt sie hernach schon weg. Mach dich, bitte, so rasch wie möglich fertig. Ich muß sie finden. Ich vermute, daß sie irgendwo in der Nähe ist, sonst könnte sie doch nicht schon so früh am Tage diese Blumen für mich abgegeben haben".
„Persönlich?"-
„Persönlich! — Du zitterst ja, Vater! Erreg dich nicht so sehr, bitte, es könnte dir schaden".
„Junge!"
„Zehn Jahre ließ sie mich warten. — Nun hat sie wohl vergeben, hat eingesehen, daß zwei Menschen allein, jedes für sich, doch nie mehr etwas Richtiges beginnen können. — Wenn wir ein Kind gehabt hätten, wäre sie längst zu mir zurückgekehrt".
„Max!"-
"Ja, Vater! Es geht dir wohl wie mir? Ich kann mich nicht mehr beruhigen. — Ich lasse ankurbeln".
„Ich will es ihr auf den Knien danken!"
„Wofür. Vater?" Max hatte einen eigenen Ausdruck um den Mund.
„Daß sie mir noch vor dem Sterben die Last abnimmt."
„Welche Last?—Ach so!" sagte er, die Verlegenheit des alten Herrn bemerkend, „du meinst, ich könnte noch einmal solche Wege gehen, wie ich sie schon gegangen bin. Aber du brauchst keine Sorge zu haben. Ich bin schon längst gefeit dagegen. Und wenn ich sie gefunden habe, geht meine erste Reise zu Rita. Wie du es Lore-Lies tust, so will ich Einsts Frau auf den Knien danken, daß sie mich damals aus dem Schlamm riß, in dem ich schon bis über den Mund versunken war".
„Es ist viel Leid durch Rita über dich gekommen, Max!"
„Aber auch das größte Glück meines Lebens kam mir von ihr. — Wenn du fertig bist, können wir uns auf den Weg machen".
Im Frühstückszimmer standen die Gedecke am Mittag noch unberührt. Der Diener verwunderte sich. Es war das erstemal, daß dies vorkam. Dafür würden die beiden Herren wohl mittags einen Bärenhunger mitbringen.
Als sie gegen ein Uhr zurückkamen, sah der Verwalter die Eknttäuschung und den Aerger in dem Gesicht des Komponisten. Der hatte wohl umsonst nach der Nosen- spenderin gefahndet.
Aber so waren die Frauen. Erst reizten sie die Neugierde, dann zogen sie sich zum Schein zurück, um das Verlangen nach ihnen nur um so heißer zu entfachen.
Der General war nach Tisch zu sehr ermüdet, um sich der Suche seines Sohnes gleich wieder anzuschließen. Sie vereinbarten als Treffpunkt die Bank in der Anlage, wo sich damals die Szene mit dem Jungen abgespielt hatte. Der alte Ebrach versprach, punkt vier Uhr dort zu sein.
„Fahren Sie ganz langsam!" gebot Max von Ebrach dem Chauffeur. „Machen Sie einen Zickzack durch alle Straßen — rings um die Stadt — und kreuz und quer, wie sie wollen. Nur sorgen Sie, daß wir das ganze Gelände abfahren".
Der junge Mann nickte. Den Gefallen konnte er dem Künstler erweisen, wenn ihm das nicht zu langwerug wurde. Für ihn selbst war es völlig belanglos, ob er den Wagen da oder dorthin steuerte.
Dann stoppte er urplötzlich. Eine Schraube am Vorderrad hatte sich gelockert und mußte angezogen werden.
Der Komponist stieg aus dem Wagen, um sich ein bisschen Bewegung zu verschaffen, bis der Schaden behoben
war.
Da tat sich über der Straße eine Gartentür auf. Ein Knabenkopf lugte durch den Spalt und kam dann ganz zum Vorschein. Die kleine Eittertür flog zurück. „Eulen Tag, Herr von Ebrach!" ^ „ ,,
„Ei, ei, mein Künstbeflissener vom letzten Konzerr. Nun hast du dir also doch ein Billet verschafft, und von mir wolltest du keins haben". . .
Die Farbe auf den Knabenwangen vertiefte sich. - ter hat ein paar Ueberstunden gemacht — so gmgs .
„Warum kamst du nicht, dir oie Karten zu holen. -v weißt doch, wo ich wohne". .
„Das schon! — Aber Mutter hat gesagt, ich dürft nicht. — Sie wären uns ganz fremd und es M«/ 1-7 nicht, daß ich, daß wir betteln". (Fortsetzung folgt)