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Mit drri illustrierten Beilagen .Feierstunden" .Unsere Heimat", .Die Mode vom Tage".

Bezugspreise: Monatlich einschließlich Trägerlohn ^<t 1.60; Einzelnummer 10 »Z. Erscheint an jedem Werktage. Verbreiterste Zeitung im O.-A.-Bezirk Nagold. Schriftleitung, Druck und Verlag v. E. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

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ctiakter

Mit der landwirtschaftlicheu Wocheubeilage: .Haus-, Karten- und Landwirtschaft"

Anzeigenpreise: Die 1-spaltige Borgiszeile oder deren Raum 20 Familien-Anzergen 15 Reklamezeile 60 Sammelanzeigen 50 A Aufschl. Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an besonderen Plätzen, wie für telephonische Aufträge und Chiffre-Anzeigen wird keine Gewähr übernommen. : : :

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Gegründet 1827

Freitag, den 23. August 1929

Fernsprecher Nr. 29

193. Jahrgang

* Der Nekchsstädkebund hat am 22. August seine Tagung in Kiel eröffnet.

Der österreichische TMnisterrak unter dem Borsitz des Bundeskanzlers Skreruwitz hak die Ereignisse in Sk. Lorenzen und Vöfendorf einer eingehenden Bespre­chung unterzogen. Einstimmig wurden Maßnahmen beschlos­sen, weitere Störungen der öffentlichen Ordnung zu ver­hindern. Zu irgendwelchen Besorgnissen wegen weiterer Ruhestörungen liege kein Anlaß vor.

Am 20. Oktober wird ein Drittel des französischen Senats neu gewählt.

Die Arbeitslosenfürsorge im Sozialistischen Ausschuß

Berlin. 22. August. Gestern fand eine ausgedehnte Be« r>atung «des Entwurfs zur Aenderung des Gesetzes über di« ArbeitslosenunterPützun'g im Sozialpolitischen Ausschuß de^ Reichstags statt. Abg. Rädel (Komm.) hielt dafür, daß der Entwurf alle bisherigen Gesetze an sogialre-aktionärer Wirkung übertvesfe. Abg. Dr. Pfeffer (Deutsche Voiksp.) erklärte, die Deutsche Volkspartei sei mit der Vorlage nicht einverstanden. Es fehle das Hauptstück, und es sei etwas Neues in der Parlamentsgeschichte, daß das Kabinett eine unfertige Vorlage vor den Reichstag bringe. Ent­gegen den Wünschen der D. Vp. solle die Beitrags­erhöhung nicht für ein oder eineinhalb Jahre, sondern tatsächlich auf zweieinhalb Jahre festgelegt werden. Nach Auffassung seiner Fraktion müsse klar und deutlich unter­schieden werden zwischen den Versicherungsleistungen, die man dem langfristig Beschäftigten gebe und den kurzfristig Beschäftigten, die auf Grund ihrer Beiträge nicht auf oersicherungsmähige Leistungen, sondern nur auf Leistungen, die der Fürsorge ähnlich feien, Anspruch hätten. Nach diesem Grundsatz würde mit einigen anderen Ersparnissen so viel gespart werden können, daß eine Bei­tragserhöhung überhaupt überflüssig wäre. Abg. Haßlacher (Dnat.) erklärte die Zustimmung seiner Fraktion zum größten Teil der Vorschläge, wie sie in der Regierungsvorlage enthalten sind. Er bemängelte aber, daß in dem Kernpunkt der Frage das HauPtstück herausgelassen sei. Die deutschnationalen Anträge haben zum Grundgedanken gehabt die Verstärkung des Versicherungs­gedankens im Arbeitslosenversicherungsgesetz, indem sie eine Bestimmung der Unterstützungsleistung nach der Höhe der gezahlten Beiträge, d. h. der Anwari­sch asts zeit zur Durchführung bringen wollten. Die Deutschnationalen seien der Ueberzeugung, daß den harten Notwendigkeiten der Lage im verarmten Deutschland nicht anders Rechnung getragen werden könne, als durch einen Abbau der Versicherungsleistungen, da eine Erhöhung der Beiträge für Arbeitnehmer wie für Ar­beitgeber völlig außer Frage stehe. Lege man zugrunde, daß die Durchführung der Anträge Rieserer- Pfeffer eine Ersparnis von 130 Millionen bringen könne, so sei die für das Normaljahr von der Reichsregierung er­rechnet« Fehchumme von 187 Millionen durch die erwähnten Ersparnismöglichkeiten sehr wohl gedeckt, und darüber hin­aus jetzt durch Beitragserhöhung weitere Summen zu be­schaffen, nicht nötig.

Hieraus vertagte sich der Ausschuß auf Donnerstag.

Neueste Nachrichten

Die produktive Erwerbslosenfürsorge '

Berlin, 22. August. Gestern fand im Reichstag eine Be­sprechung zwischen Mitgliedern des sozialpolitischen Aus­schusses und Vertretern des Reichsarbeitsministeriums statt, ob Mittel für die produktive Erwerbslosensürsorge im Weg einer Nachtragsforderung vom Reichstag verlangt werden sollen. Man nahm schließlich davon Abstand, doch wurde angeregt, gesetzlich festzulegen, daß gewisse öffentliche Bauten M Winter auszuführen seien, und daß die Unterwer­fung der Länder und Gemeinden unter die Vor- Attften über das öffentliche Berdingungswesen von Reichs wegen neu zu ordnen.

Die Friedensbedingungen für Neumünster

. Kiel, 22. August. In Neumünster war bekanntlich bei einer Tagung des Holsteinischen Landvolks von der Polizei und einem Teil der städtischen Bevölkerung der Aufmarsch br Bauern mit Gewalt gestört und der Fahnenträger nieder- Michlagen und die Fahne geraubt worden. Die holsteinische -Bauernschaft verhängte darauf den Boykott über Neu- pianster, durch den die Stadt schwer geschädigt wird. Be- st werden beim Regierungspräsidenten waren nutzlos. Die sb-schäfkskreise schlugen nun Verhandlungen vor, die gestern ni Kiel stattfanden, aber ergebnislos blieben. Das Blatt .Landvolk" keilt die Bedingungen mit, die die Bauern für küe Aufhebung des Boykotts stellten: Neumünster gebe die

Kein Grund zum Optimismus

Tie Haager Konferenz

Wieder Vertagungen

Haag, 22. August. Heute morgen um 10^ Uhr begann eine Sitzung der sechs einladenden Mächte. Sie dauerte etwa eine Stunde und endete mit einer Vertagung auf Freitag nachmittag 4.30 Uhr. Inzwischen soll in Besprechun­gen der Vertreter untereinander der Versuch gemacht wer­den, eine Lösung in den finanziellen Fragen herbeizuführen. Der Vorsitzende staspar. soll gesagt haben, der Brief der deutschen Abordnung habe allen Beteiligten die Notwendig­keit vor Augen geführt, so lange zusammenzubleiben, bis eine glückliche Lösung gefunden worden sei.

Die' Sitzung der vier «Rheinlandmächte" ist mit Rücksicht auf die im Gang befindlichen Arbeiten von heute nachmittag auf morgen früh 11.30 Uhr vertagt worden.

Heute nachmittag traten die Vertreter von Frankreich, Belgien, Italien und Japan zu einer Besprechung mit der deutschen Abordnung zusammen.

Neue Ausschüsse

Die Herren beschäftigten sich zunächst mit dem Brief Stresemanns, und es soll dabei zum Ausdruck ge­kommen sein, man müsse den englischen Forderungen (auf Kosten Deutschlands?) so weit entgegenkommen, daß es seinen Widerstand gegen die Weiterführung der Kon­ferenz aufgebe. (Die Verschleppung macht nicht Snowden, sondern Briand.) In der deutschen Abordnung hat man die Hoffnung, daß England sich mit einer Fortführung der Konferenz auf unbestimmte Zeit einver­standen erklären werde, wozu unter Umständen der Ta­gungsort mehrfach gewechselt (Genf!) werden könnte,je nach den Bedürfnissen der Politik ihrer wich­tigsten Teilnehmer". Dann müßten noch weitere Aus­schüsse gebildet werden: ein Uebergangsausschuß, ein Ausschuß für dieLiquidation der Vergangenheit", Aus­schüsse für die Regelung der Besetzungskosten, die Sach- lieferungen und für die Internationale Bank. Sollten die Pläne scheitern, so wird Dr. Stresemann eine öffent­liche Vollsitzung der Konferenz verlangen, wo er de« deutschen Standpunkt zur Gesamtausgabe der Konferenz wie zur Frage der Zwischenaufgaben darlegen will. Die englische Abordnung scheine dem Plan nicht adgenstgt za fein.

Die englische Presse hat keine Hoffnung

London. 22. August. Die Movgenbläkter hasten die sr>

folglose Beendigung der Haager 'Konferenz Ende dieser Woche für nahezu sicher. Ein wertloses italienisches An­gebot mache eine Einigung unmöglich. In der geheimen Sitzung am Mittwoch nachmittag habe Stresemann mit Nachdruck die Einführung der Poungzahlungen ab 1. Sep­tember und den Beginn der Nheinlandräumung gefordert. Briand habe beides für unmöglich erklärt. Auch Snowden habe die Einführung des Boungplanes ab 1. September und den Beginn der Nheinlandräumung als gänzlich unmöglich bezeichnet. Skreiemnan habe mit Bitterkeit geantwortet und die Sitzung sei in einer sehr gespannten Atmosphäre auf Donnerstag vertagt worden.

Mac Donald erklärte einem Vertreter desDaily Herold" auf Befragen, die britische Abordnung im Haag besitze das volle Vertrauen des Kabinetts.

Ein Ausländer über die lleberwachung

Ein Mitglied einer ausländischen Abordnung soll in einem Privatgcspräch über die Tragweite der vom Un­terausschuß der Juristen in Aussicht genommenen Lösung der Ueberwachungsfrage geäußert haben: Es sei

unerklärlich, warum die deutsche Abordnung sich darauf beschränkt habe, die Dinge an sich herankommen zu laffe» und in der Verteidigung zu bleiben.

Deutscherseits hätte sofort vorgebracht werden müssen, daß eine wirkliche lleberwachung nur dann möglich sei, wenn die Verhältnisse auf beiden Seiten der deutsch-fran- ösischen und belgischen Grenze politisch und juristisch die- elben seien, das heißt, daß auch auf französischem und belgischemGebiet ein Grenzbezirk in dem­selben Ausmaß wie auf deutscher Seite ent­militarisiert werde. In einer der letzten Nummern desLabour Magazin", einem Henderson nahestehenden Blatt, sei der Gedanke der Schaffung einer entmilitarisierten Zone auf belgischem und französischem Gebiet erneut zur Aussprache gestellt worden. Es wurde versichert, daß man auf englischer Seite auf eine derartige Wendung der Verhandlungen gewartet habe und daß Henderson nicht ver­fehlt haben würde, den Gedanken der Entmilitarisierung des französischen Grenzgebiets auszugreifen und sich für ihn mit ' EntschiedenheU zu erklären. , -

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Räumung vov Königstein

Königstein (Taunus), 22. August. Deut Magistrat ist I durch den englischen Bestchungsvertreber mtkgeteilt worden, daß Königstein am 20. September geräumt werden soll.

widerrechtlich beschlagnahmte Fahne des Landvolks zurück- Die llebergabe habe in ehrender und offizieller Form zu er­folgen. Durch das unerhörte Vorgehen der Polizei seier- dem Landvolk erhebliche Schäden und Unkosten entstanden. Die Bürgerschaft der Stadt Neumünster verpflichte sich, durch eine einmalige Zahlung von 10 000 Mark ihren guten Willen auszudrücken und zur Wiedergutmachung bsizu- Iragen. Rechtliche Forderungen werden durch diese Zahlung nicht beeinflußt. Außerdem sei dem zum Krüppel geschlage­nen Fahnenträger eine angemessene lebenslängliche Pension zuzufichern.

MeMMk Wer SowlerGand

Außenpolitisch nicht reif

Berlin, 22. August. Vor einiger Zeit war eine Abord­nung von 42 Amerikanern, Vertretern der Industrie, des Handels und anderer Berufsarten, nach Sowjetrußland ge­reist, um die dortigen Verhältnisse im Hinblick auf den russi- schen Wunsch, von den Vereinigten Staaten politisch aner­kannt zu werden, kennenzulernen. Die Abordnung befindet sich wieder auf dem Heimweg, und sie äußerte sich über ihre Eindrücke in Sowjetrußland folgendermaßen: Es sei an sich zu empfehlen, daß zwischen den Vereinigten Staaten und Sowjetrußland engere wirtschaftliche Beziehungen ausgenommen werden. Mehrere Mitglieder der Abordnung haben denn auch in Moskau Verträge über Lieferung von Maschinen und Werkzeuge und über die Errichtung von Fa­briken in Gesamthöhe von etwa 25 Millionen Dollar ab­geschlossen. Jedoch wurden die Wünsche auf langjährige Anlage amerikanischer Kapitalien in Ruß­land abgelehnt. Die politische Anerkennung der Sowjetregierung durch die Vereinigten Staaten könne jedoch nicht in Betracht kom­men. Es werde mindestens noch ein Jahrzehnt dauern, bis Sowjetrußland für ehrliche amtliche Beziehun­gen außenpoltisch reif genug sei. Die meisten Mit­glieder der Abordnung seien überzeugt, daß die maßgeben­den Russen nicht aufrichtig waren; sie wollten der Ab­ordnung etwas oormachen und sie politisch einwickeln.

Württemberg

> Stuttgart, 22. August.

Mitteilung von Gerichtsbeschlüssen in Strafsachen an den Verteidiger. Eine Verordnung des Justizministeriums be­stimmt: In Strafsachen ist es von dem Verteidiger schon als mißlich empfunden worden, daß die Gerichtsbeschlüsse nur seiner Partei, nicht aber ihm selbst bekannt gegeben und dadurch die etwa gebotenen Maßnahmen versäumt wurden, weil die Partei die Tragweite des Beschlusses nicht erkannt oder angenommen hat, der Verteidiger werde Len Beschluß gleichfalls erhalten haben. Zur Bermeidun^zolcher Unzu- traglichkeiken ist dem Verteidiger in allen Fällen, in denen ihm nicht schon auf Grund seiner Vollmacht selbst zugestellt wird, eine Abschrift des Beschlusses formlos mit­zuteilen.

Stuttgart. 22. August. Durch Starkstrom ge­tötet. Gestern nachmittag kam an der Baustelle des Ne- *arkanals ein 23 Jahre alter Hilfsarbeiter mit der Stark­stromleitung in Berührung und wurde sofort getötet. .

Im Tiergarten Doggenburg in Stuttgart, erreichbar mit Linie 7 Endstation, ist eine ganze Anzahl neuer Tiere angekommen, so z. V. ein Elefant, Löwen-Babis, Kamel, Bären, Afrikanische Strauße etc. Mit den vorhandenen 300 Tierarten aus allen Weltteilen ist seit dem 22jähr. Bestehen des Tiergartens ein Stand erreicht, der private Tiergärten anderer Städte bedeutend übertrijft. Dem In­haber des Tiergartens, Herrn Bücheler, der die Kriegs­und Inflationszeit wacker durchgehalten hat, ist es zu gön­nen, daß sein in jeder Beziehung lehrreiche und unterhal­tendes Unternehmen weitgehendste Unterstützung findet. Ein Besuch ist sicher lohnend.

Böblingen, 22. August. Treue Beamte. Oberamks- pfleger König steht in diesem Jahre 25, Oberamtsbau­meister Baumann 30 Jahre im Dienst der Amtskörper­schaft. Dankbar gedachte Landrat Rüdiger in der Amtsver­sammlung dieser Beamten und ihrer bisherigen Leistungen für den Bezirk.

Hohes Alter. In diesen Tagen starb im Alter von 96 Jahren die zweitälteste Frau unserer Stadt, die Witwe des früheren Oberamtsdieners Oe hier. Die älteste Bür-