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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Montag» 19. August 1929.

schieden« Verwalkungssonderzüge, zu deren Benützung die Fahrkarten des öffentlichen Verkehrs berechtigen.

Nächtliche Prügelei. Zwischen etlichen Angehörigen jener wenig beliebten Schicht, die in gewissen Vierteln Stuttgarts einen auffallenden Bestandteil des Stuttgarter Nachtlebens bildet, kam es beim Friedrichsbau heute früh nach 2 Uhr zu einer kräftigen Prügelei. Es gab unter den Streitern männlichen und weiblichen Geschlechts einigeAngeschla­gene". Zwei Polizisten, die auf dem Schlachtfeld erschienen, konnten sich gegen die zwanzig oder dreißig teils tätig, teils rednerisch Beteiligten nicht durchsetzen und erst, als in einem Privatauto polizeiliche Verstärkung herangebracht worden war, konnte der Haufe aufgelöst und die Hauptbeteiligten abgeführt werden.

Soldat" Wundt. Zum Tod des Generalleutnants a. D. Wundt in Stuttgart lesen wir in derHeilbronner Abend­zeitung" folgende nette Anekdote: Eigenes Erlebnis: Meine Gruppe hatte den Posten vor General Wundts Quartier in Miraumont zu stellen. Eines Sonntagmorgens kommt der Posten zurück und meldet, wie üblich,Nichts Neues", fährt aber dann fort, bloß der General hat a mol im Nacht­hemd zum Fenster rausguckt, no Hab i natürlich Front g'macht, worauf General Wundt herüberrief: .O Kerle» laß mer mei Ruh. siehst denn net, daß i em Hemedle be."

Stuttgart, 18. August. Zugsunfall. Die Aeichsbahn- direktion Stuttgarr teilt mit: Auf dem Bahnhof Kloster­reichenbach sind am Samstag nachmittag 4.30 Uhr zwei Wagen eines Güterzuges infolge vorzeitiger'Weichenumskel- luna entgleist. Hierdurch wurden die Einfahrgleise aus der Richtung Freudenstadt gesperrt; an der Unfallstelle mußte umgestiegen werden. Verletzt wurde niemand. Der Zug 1298 FreudenstadtKarlsruhe hatte 86 Minuten Verspä­tung. Kurz nach 6 Uhr waren die Gleise wieder befahrbar.

Regimenkslag der Alk-Württemberger. Am Sonntag, den 1. September, findet in Dürrmenz-Mühlacker die Zusammen- Kunst des ehemal. Infanterie-Regiments Alt-Württemberg Nr 121 statt. Das über 200 Jahre alte Regiment hat im Weltkrieg bei der schwäbischen .Eisernen" Division unver- welkliche Lorbeeren erworben. Dabei haben sich die Ange­hörigen seines einstigen Aushebungsorks Dürrmenz-Mühl­acker in Tapferkeit und Opfermut reichlich hervorgetan. Die Zusammenkunft des Ludwigsburger Stammregiments und die Gefallenen-Gedenkfeier auf der Burg Löffelstelz begeg­nen in dem eng mit dem Regiment verbundenen Festork warmem Interesse und einem Wetteifer in Ausschmückung.

Schweinezählung. Am 2. September findet im Reich wieder eine Zwischenzählung der Schweine statt.

Bauernhauseinbrecher. Zwei in der Nacht zum 12. August Mn Nachteil des Metzgers Böhler und der .Witwe Müller in Nordheim begangene Einbrüche sind aufgeklärt. Der Täter, dessen Personalien noch nicht fest­stehen, ist festgenommen worden. Höchst wahrscheinlich sind von ihm weitere Einbruchsdiebstähle in der Gegend von Lauffen a. N. und in der Gegend von Mosbach, Neckar­zimmern und Haßmersheim verübt worden. Der Täter ist rm Besitz eines Fahrrads, einer Lederjacke, einer Akken- .mappe, einer ledernen Handtasche und einer Hängematte, deren Herkunft noch nicht aufgeklärt ist.

Vom Kochertal, 17. Aug. Die Ernte. Das Getreide konnte in guter Qualität hereingebracht werden. Das zu schnelle Reifen der Ernte in der Hitze letzter Zeit konnte beim Dreschen ebenfalls beobachtet werden in nicht ganz befrie­digenden Ergebnissen. Der Körnerertrag kommt einer mitt­leren Ernte gleich; der Strohertrag ist recht ausgiebig. Mit dem Oehmden der Wiesenerträgnisse, die oft vorzüglich sind, dürfte begonnen werden. Der Gurkenanbau hat wohl zu großen Umfang angenommen, in den meisten Gegenden ist er mindestens verdoppelt; darum schwankt der Absatz und der Preis allmählich zu sehr. Der Ertrag der Gurkenfrldcr selbst ist überaus befriedigend. Schön stehen die Kartoffeln und ebenso die Weinberge, die üppiges Wachstum auf­weisen ohne viel Schädlinge. Da und dort entfärben sich die Sorten. Es melden sich aber auch viele gierige Vögel.

Diekenbronn, OA. Laupheim, 18. August. Minister­besuch. Staatsminister Bazille ist mit drei Söhnen hier angekommen und hat im Bad als Kurgast zu längerem Aufenthalt Wohnung genommen.

Friedrichshafen, 18. August. Besuch. Königin Char­lotte ist am Mittwoch hier eingetroffen und weilt derzeit zum Besuch im herzoglichen Schloß.

Vom Bayrischen Allgäu, 18. Aug. Brand Unfall Einbrecher. In der Nacht ist das Oekonomiegebäude der Gastwirtschaft zur Sonne in Opfenbach mit den Futter­vorräten niedergebrannt. Das Feuer griff auch auf das Wohngebäude über, das ebenfalls in Asche gelegt wurde. Man vermutet Brandstiftung. Der 5jährige Knabe des Landwirts Müller in Lauchdorf setzte sich auf die Wagen­deichsel eines beladenen Erntewagens. Er kam während der Fahrt zu Fall und geriet unter die Räder, wobei ihm beide Füße abgedrückt wurden. In letzter Zeit wurden im All­gäu wiederholt freche Einbruchsdiebstähle verübt. Nun wurde der Täter in der Person des ledigen Landwirts Chri­stian Hailer von Obereinharz festgenommen.

Bisingen in Hohenz., 18. Aug. Blutiger Streit. Nachts geriet ein Kriegsinvalide in einer Wirtschaft mit einem jungen Mann in Streit, der sich vor der Wirtschaft fortsetzte. Dabei schlug der Invalide mit einem Paket nach seinem Gegner, wohl nicht bedenkend, daß ein neugekauftes Beil darin war. Er traf den Schädel seines Gegners und durchschlug den Schädelknochen. Der Verletzte wurde nach Tübingen verbracht.

Konstanz a. B.. 18. Aug. Schweizerische Un­freundlichkeiten gegen Dornier. Die Dornier- werke waren zu einer geringen Einschränkung ihrer Beleg­schaften gezwungen und mußten 49 Mann kündigen. In der schweizerischen Presse haben diese Entlassungen, von denen naturgemäß auch schweizerische Arbeiter betroffen wurden, da das Werk etwa 80 Prozent schweizerische Arbeiter be­schäftigt, viel Staub aufgewirbelt, indem man dort den Dornierwerken den Borwurf machte, sie hätten schweizerische Arbeiter entlassen, um deutsche Arbeiter einstellen zu können. Die Dornierwerke haben sich gegen diese Stimmungsmache verwahrt. Bestimmte Berufsarbeiter waren in der ganzen Schweiz nicht zu bekommen. Erst als auch die schweizeri­schen Arbeitsämter diese dringend notwendigen hochquali­fizierten Arbeiter nicht beschaffen konnten, hat man solche aus Deutschland herangezogen und dafür ohne weiteres die Genehmigung der Schweizer Behörden erhalten. Von den Arbeiterentlassungen selbst wurden Deutschs in viel stär- kerem Maß betroffen als Schweizer,

Aus Stadt und Land

Nagold, den 19. August 1929.

Das stille, häusliche Glück ist darum das edelste, weil wir es ununterbrochen genießen können, geräuschvolles Vergnügen ist nur ein fremder East, der uns mit Höflich­keit überschüttet, aber kein bleibender Hausfreund.

Jean Paul.

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Der Sommer in Abfchiedsstimmung

Mit großem Gepäck ist er ins Land gekommen. Die ganze Welt hat er vollgestellt mit seinem Hausrat, um all die Tausend Gäste, die zu ihm kommen, nach Rang und Würde zu bewirten und zu beschenken. Niemand ist mit leeren Händen von ihm gegangen, wenn er nicht zu be­quem war, sich selbst etwas auszuwählen. Nun rüstet er wieder zum Abschied und packt langsam ein. Zuerst das Große. .Von den Feldern rollte und rollt Wagen um Wa­gen. Es fängt an öde zu werden, wie in einer Wohnung, aus der man die größten Möbel herausgestellt hat. Man weiß genau, wo alles gestanden hat und kann sich trotz­dem nicht mehr recht vorstellen, wie der eng, umgrenzte Raum soviel heimische Vertrautheit hat fassen können. Wir sehen noch die Stoppeln, auf denen die Aehren auf hohem Halm im Winde schwankten, aber das Korn ist fort und wir wissen nicht mehr recht, wie es war. Hier sollen Aehrenwellen gewogt sein? Auf dieser engen, nüch­ternen Leere? Ueberall merkt man den Aufbruch. Der Saft, der so üppig in Gras und Laub emporgequollen ist, tropft langsam zurück in die Erde. Man glaubt es förm­lich zu sehen, wie aus den seinen grünen Aederchen das Pflanzenblut verschwindet und das saftleere Gehäuse ver­holzt. Wie dürr und hart das Gras am Wegrand gewor­den ist und wie unansehnlich durch den Staub, den der Aufbruch aufgewirbelt hat. Selbst den Blumen fehlt das freudeerfüllte Leuchten in den Farben, das uns so mitfroh zu sein half. Sie blühen und schmücken sich weiter, aber die Abschiedsstimmung läßt keine zeitvergessende Fröh­lichkeit mehr in ihnen aufkommen. Nur die Sonne brennt noch unentwegt wie im Anfang. Welcher Gastgeber wird aber auch das Licht auslöschen, ehe er sich von allen Gä­sten verabschiedet hat! Und wenn wir wieder heimkehren müssen in die Winterschlupfwinkel, wird uns lange noch das Sonnenlicht aus den Fenstern unseres wunderschönen Sommerhauses nachblitzen, bis uns am anderen Ende des Winters ein Lichtschein Wegweiser wird zu einem neuen Sommerhaus voll ebenso viel Sonne und Schönheit und .Schatten.

Ja, der Schatten bleibt uns nun einmal nicht erspart. Das haben wir in der letzten Woche am Donnerstag zu fühlen bekommen. Immer wieder laufen neue Unwetter­berichte anderer Gemeinden ein. Nachstehend sind sie un­ter eine besonderen Rubrik zusammengestellt. Aber auch der Sonnenschein fehlte uns nicht, der die verschonten Früchte in ihrer schönsten Farbe leuchten läßt. Der Sams­tag Nachmittag und auch der Sonntag waren regenfrei und erst jeweils mit eintretender Dunkelheit öffnete der Himmel seine Schleusen. Darob waren die veranstaltenden Vereine recht froh. Der Schwarzwaldverein konnte so mit einer kleinen aber umso fröhlicheren Schar von 11 Men­schen seine Wanderung ins Köllbachtal und nach Sim­mersfeld durchführen, der Sportverein den ersten Gautag des Neckar-Nagold-Eaues abhalten und der C. V. I. M. in seinem schönen am Waldrand gelegenen Vereinsgarten sein Gartenfest programmätzig abwickeln. Die Schießabter- lung des Militär- u. Veteranenvereins versammelte seine Spörtsleute in der Waldlust an den Schießscharten zu löb­lichem Tun und Treiben. Der Abend entsandte Sportler und deren Freunde in einen fröhlichen Kreis gleichgesinn­ter Menschen. Andere Nagolder zogen nach auswärts. Mit zwei Omnibussen kam eine Fahrt zum Trachtenfest nach Wolfach zu Stande und wir glauben sicher, daß dort viel Schönes und das Heimatgefühl wieder Stärkendes gesehen und ausgenommen wurde. Im Vereinshaus wurde von Herrn Oberlehrer Kapp-Ulm, ein Vortrag überDas Leben Dr. Zellers" gehalten. Trotz des überaus starken Auto- und Fahrzeugverkehrs scheint sich alles ohne erheb­lichen Unfall abgewickelt zu haben, liegen uns doch bis zur Stunde keine gegenteiligen Meldungen vor.

Gartenfeier

des Christlichen Vereins Junger Männer

Wenn in einer Familie Zusammengehörigkeit vorhan­den und Gemeinschaftsgefühl gepflegt und ihre Früchte ausgelauscht werden, erhöhen sich Behaglichkeit und die Freude am Daheimsein, die Beziehungen der Familien- Angehörigen werden reger und vertiefen sich. Zieht man die Grenzen weiter, so läßt sich das Gleiche von einem Ver­ein behaupten, der ja eine erweiterte Familie darstellen soll. In diesem Sinn konnte man solchen Austausch ver­wirklicht sehen bei der gestrigen Gartenseier, zu der der C. V. I. M. eingeladen hatte. Aber trotz der Beschei­denheit dieser Veranstaltung konnte dieser Nachmittag den überaus zahlreichen Gästen recht viel geben, wenn man das Gebotene recht zu nehmen verstandman freute sich an den edelsten Gaben, die göttliche Allmacht den Men­schen verleiht". Was dies heißt, haben besonders die An­sprachen von H. Oberlehrer Kap p-Ulm, der trotz seines Alters noch über viel jugendliche Frische verfügt und die des Herrn Notar H e y d-Nellingen (früher in Nagold), gezeigt. Das Thema des letzteren barg unter einem ern­sten, überzeugenden Gewand so viele eindrückliche, feine Lehren und überraschende Bemerkungen, daß man solche Treffsicherheit nicht bloß bewunderte, sondern sehr dank­bar empfand im Interesse der Eltern und der Jugend. Und der täuschte sich recht, der etwa gemeint hätte, es werde bei dieser Feier,leichte Ware" angeboten. Die Veranstaltung wurde verschönt durch Beiträge des Män- nerchors und durch Eedichtvorträge und der Mitwirkung des Posaunenchors vom evang. Jungmännerverein Mötzingen, sowie durch weitere Ansprachen. Dann kam derLebendige Rasen" dran> d. h. allerlei gymnastische und turnerische Spiele erfreuten Teilnehmer und Zu- schauer.Was soll man noch sagen, von Spielen und Singen, je mehr man betrachtet das fröhliche Bild?" Denn bald lauschte melodischen Klängen das Ohr, bald führte manspielend" das Leben vor. Brachte doch die AufführungDas Jahressest" in die Reihe der Darbietungen eine schöne Abwechslung. Es war ein schö­ner Tag, auf den der Verein mit Dank zurückblicken darf, zumal sich erst gegen Schluß der Feier die Himmelsköni­gin (die Sonne) hinter die Bergwand des Schloßbergs zu­rückzog und erst kräftiger Regen einsetzte, als alles zu Hause war.

Gausporttag des Neckar-Nagold-Gaues und Dereinswetikämpfe des Sportvereins von 1911 e. D. Nagold

Die Sportbegeisterung, die besonders nach dem Kriege bei uns sich immer weiter verbreitete, dringl kür unser Volk großen Segen mir sich, zumal wenn neben der körperlichen Ertüchligung auch das geistige Momenl Beachtung findet. Vor allem ist es hierbei die Disziplin, die der Sport in einem Volk fördern kann und gerade diese Eigenschaft tut uns heute besonders not. Der Trainierende muß an allererster S eile sich in der Selbst­erziehung üben. Mit dieser Disziplin hängt sodann die Beherr­schung der Konzentration zusammen. Der ungeschulte Mensch nimmt seine geistigen Anlagen nickt genügend zusammen; er läßt sich gehen. Der Sportler aber muß imstande sein, im entscheidenden Augenblick mi> jeder Faser seines Wesens sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, wie dies z. B. beim Start der Fall ist, bei dem die mangelnde Aufmerksamkeit eines Einzigen die ganze Gruppe hemmt. Der wahre Sport fordert auch Intelligenz, freilich nicht im Sinne theoretischer Haarspaltereien, sondern praktische Lebensintelligenz, die im unmittelbaren Verstehen des Notwendigen, in der raschen Auffassung der Lage beruht. Die Geistesgegen­wart ist der eigentliche Triumph des Sportgemes. Was auf dem Sportplatz geübt und erworben wird, das flutet dann als Sportgeist ins Leben über. Der Sportler wird auch in seinem Beruf auf seine Leistungssteigerung hinarbeiten, er wird in ihm die Spannung wiederfinden, die beim Sport zum Erfolg not­wendig ist, er wird sich keiner Disziplinlosigkeit schuld machen und zäh aus sein Ziel losarbeiten. Der Sport verleiht auch ganz allgemein eine erhöhte Arbeitsfreude, indem erden Menschen mit dem Optimismus erfüllt, der uns heute mehr als anderes dringend nottul. So gäbe es noch vieles aufzusühren, von Gemeinschaftsgefühl und Sinn für Gerechtigkeit u. a., das kund­tut, daß Sporterziebung zur Kulturveredlung wird, wenn der Sport in richtiger Weise geübt wird. Uno daß der Sport in diesem Sinne, wie Fritz Giese in einem Buch .Geist im Sport' beherzigenswert ausgeführt hat, eine Pflegeställe in dem Nagolder Sportverein l 911 e. V. unter seiner zielbewußten Führung von Herrn Georg Köbele und seinem treuen Mit- arbeiterstab gefunden hat, des sind wir gewiß und das winde uns am gestrigen Sonntag wieder von neuem vor Augen geführt.

Von dem ganzen Oberamt Nagold und auch den be­nachbarten Oberämtern waren Sportler und ihre Freunde nach Nagold gekommen, um zum ersten Male einen Eausporttag im Neckar-Nagold-Eau durchzuführen. Schon der Stafettenlauf rund durch Nagold am Vormittag hatte viele Neugierige angezogen und brachte einen glänzenden Sieg der Nagolder Stafette. Die Zeiten waren folgende: Nagold 1,21 Minuten, Horb 1,27 Minuten, Rotfel den 1,34 Minuten, Haiterbach 1,34 drei fünftel Minuten und Alt bürg 1.36 Minuten. Gleich anschließend wurden die Kämpfe aus dem Sport­platz durchgeführt. Auch hier sah man seitens der Bevöl­kerung ein sehr reges Interesse. Wie sehr sich die Leistun­gen gesteigert haben und in welchem Maße sich die jahre­lange Arbeit des Sportvereins an der Heranwachsenden Jugend auswirkt, beweisen die am Schlüsse aufgeführ­ten Ergebnisse. Durch die vorzügliche Organisation der Wettkämpfe war es möglich, schon in den frühen Nachmit­tagsstunden die Kämpfe als durchgeführt anzusehen. So konnten auch schon gegen 7 Uhr an die Sportler aus dem Gau die Diplome verteilt werden und wohl zufrieden zo­gen die einzelnen Gruppen, nachdem sie im Löwen noch ein Tänzchen gewagt hatten, der Heimat zu. Der Fami­lienabend des Vereins fand keinen geringeren Zuspruch denn seine sportlichen Kämpfe und es mußten sogar im Löwensaal noch Tische angebaut werden, um alle Gäste unterbringen zu können. Vor der Preisverteilung sprach der Vorsitzende, Herr Köbele, beherzigende und begei­sternde Worte an die Sportwelt und wünscht, daß alle recht frohe Stunden im Kreise einer Familie verbringen möchten. 7 Jahre Leichtathletik, 7 Jahre Arbeit, Hoff­nungen und Enttäuschungen hätten Erfolge gezeitigt, die den S. V. N. an die 1. Stelle des Gaues in der Leicht­athletik gesetzt hätten. Die Ergebnisse hätten auch gezeigt, daß nicht nur Kanonen gezüchtet würden, sondern daß dis Arbeit sich vor allem auch in die Breite ausgewirkt hätte. Insbesondere geht er auf das hohe Ziel der sportlichen Er­ziehung für die Jugend ein, die dazu dienen solle, unser deutsches Volk aus Zerrissenheit und Niedergang wieder der Sonne entgegen zu führen. Auch der Presse widmet der Vorsitzende begrüßende Worte und hebt die vorbild­liche Einstellung der Heimatzeitung dem Sporte gegenüber hervor und dankt ihr hierfür im Namen des Gaues und des Vereins. Bei der Preisverteilung wäre insbesondere hervorzuheben, daß Schittenhelm als dreimaligerEr- streiter des Wanderpokals der endgültige Besitzer wurde. In kameradschaftlicher Weise ist der mit gleicher Punkt­zahl aus den Wettkämpfen hervorgegangene Killin- ger als gleichberechtigter Kämpe für den Pokal zurück­getreten. Der anwesende Eauvorst. Herr Entemann aus Calw, übermittelte die Grüße und Wünsche des Gaues und betonte, daß Nagold gezeigt habe, wie solche Sporttage durchgeführt werden müßten. Dje Nagolder Veranstaltung werde ihm ein leuchtendes Vorbild bleiben. Der Dank hierfür gebühre vor allem Herrn Köbele, und man habe ihn auf der letzten Eautagung wieder zum Eausportwart gewählt, weil man wisse, daß, was er an­fasse, unbedingt durchgeführt werde, und daß er der rück­haltlosen Unterstützung seines Vereines sicher sei. Lo­bend erwähnt er den Eifer, das Können und den Geist der Nagolder Sportjungend. Ein Verein, der solche Jugend besitze, brauche für die Zukunft keine Angst und Sorge zu haben. Mit einem Hipp-Hipp-Hurra auf Jugend, Volk und Vaterland schloß er seine trefflichen, von hohen Idea­len getragenen Ausführungen. Wie sehr man sich im Kreise des Sportvereines wohlsühlte, hörte man aus aller Mund und wurde bewiesen durch die bis zum letzten Au­genblick herrschende Hochstimmung. Wenn man nun die Bilanz dieses Tages und des vergangenen Sonntages zieht und den Wert des Sportes und des Turnens mit erwägenden Augen betrachtet, so möchten wir aus unse­rem praktischen Sinne heraus rufen:

Der Staat spart, wenn er Turnen und Sport fördert.

Wir sollen uns klar darüber sein, daß die für Leibes­übungen bewilligten MittelAusgaben sind, die sich bezahlt machen werden; Sparmaßnahmen im besten Sinne des Wortes. Ist nicht die Stählung der Volkskraft die beste Volksversicherung gegen Krankheit und Erwerbsmffahig- keit, der beste Damm gegen das unheimliche Anschweuen der Fürsorgelasten für Verwahrloste, Trinker, Geistes-uno Geschlechtskranke, 15 Proz. der Krankheitsfälle der Orts- krankenkasse Berlin waren Erkältungskrankheiten. Von