Leite 2 Nr. 180

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter

den Pariser Tributplan und die Kriegsschuldlüge mit allen gesetzlichen Mitteln zu bekämpfen. In erster Linie soll die­ser Kampf im Weg eines Volksbegehrens und eines Volksentscheids geführt werden. Dem Reichsausschuß sind folgende Parteien beigetreten: Deutschnationale Volks­partei, der Reichslandbund, die Christi. Nationale Volks­partei und die Nationalsozialisten, ferner gehören zu dem Reichsausschuß: Der Stahlhelm, Alldeutscher Verband, die Vereinigten Vaterländischen Verbände Deutschlands, die rechtsstelienden Arbeiterverbände, die rechtsstehenden studen­tischen Organisationen und führende Kreise der Wirtschaft. In Württemberg hat sich nun im Anschluß an den Reichsausschuß in ähnlicher Weise einLandesaus- schuß für das deutsche Volksbegehren" gebil­det, dessen Geschäftsstelle in Stuttgart, Werastraße 88 ist. Die Bildung von Ortsausschüssen für das deutsche Volks­begehren ist im ganzen Land im Gang.

Lehrlingsannahme für die mittlere Verwalkungskauf- bahn. Bei der Lehrlingsannahme 1S29 für die mittlere Verwaltungslaufbahn sind rund 150 junge Leute dem Ver­waltungsstand zugeführt worden. Von wenigen Aus­nahmen abgesehen, wurden nur Lehrlinge zugelassen, die die Prüfung für die mittlere Reife mit der Rote 4,9 ab­gelegt haben. Es darf also von einem qualitativ hoch­stehenden Nachwuchs gesprochen werden. Unter den zu­gelassenen Lehrlingen sind auch eine kleine Zahl von Abi­turienten und eine Anzahl solcher, die die Primareife haben. Bemerkenswert ist sodann noch, daß auch zwei Lehrlinge weiblichen Geschlechts angenommen und zugelasfen worden sind.

Zur Förderung des Obstabsatzes veranstaltet die Württ. Landwirtschaftskammer in diesem Herbst wieder Vorträge und eintägige Kurse über Ernten, Auslegen, Verpacken und Aufbewahren des Obstes. Gemeinden und Vereine werden gebeten, diesbezügliche Anträge spätestens bis zum 1. Sep­tember dieses Jahres bei der Abteilung für Obst-, Gemüse- und Gartenbau der Landwirtschaftskammer einzureichen.

Tübingen, 2. August. Ehrendoktor. Die rechts­wissenschaftliche Abteilung der rechts- und wirtschaftswissen­schaftlichen Fakultät verlieh S. Exz. dem königl. Staats- Minister a. D. Th. o. Pistorius in dankbarer Anerken­nung seiner hiesigen Lehrtätigkeit ehrenhalber die Würde eines Doktors der Rechte. Der Gelehrt« hat, wie berichtet, seine Tätigkeit an der Universität aufgegeben; er wird künftig nur noch an der Technischen Hochschule in Stuttgart seine Lehrtätigkeit ausüben.

Von der Stiftskirche. Der 1. Frühprediger an der Stifts­kirche, Professor D. Schlatter, ist seinem Wunsch gemäß vom Ev. Oberkirchenrat mit Wirkung vom 1. August an von diesem Amt, das er seit 1907 bekleidet hat, enthoben worden. Geboren am 16. August 1852, vollendet der greise Gelehrte in diesem Monat sein 77. Lebensjahr in erstaun­licher geistiger Frische und Schaffensfreudigkeit.

Rottenburg, 2. Aug. Zigeuner-Ueberfall. Don­nerstag mittag wurde der mit einem Wagen Holz vom Wald heimkehrende, von hier gebürtige und in Wolfen- ausen verheiratete Metzger und Händler Eugen Dorner in er Neckarhalle von drei Zigeunern hinterrücks überfallen und von einem der braunen Gesellen mit einem Messer in den Kopf gestochen. Dorner griff darauf nach dem beim Wagen befindlichen Beil, worauf sie schleunigst in einer Chaise das Weite suchten. Sie konnten aber bald von der Landjägermannschaft gestellt und zur Vernehmung gebracht werden. Der Gestochene mußte ärztliche Hilfe in Anspruch nebmen. Der Anlaß ist ein Pferdehandel, der nicht zustande kam.

Vaihingen a. F., 2. August. 35jähriges Dien st- jubiläum und Zuruhesetzung von Schult­heiß Kachel. Nach 35jähriger treuer Dienstzeit ist Schult­heiß Kachel am 31. Juli 1929 aus seinem Amt geschieden. Aus diesem Anlaß fand eine Reihe von Ehrungen statt. Schultheiß Kachel wurde das Ehrenbürgerrecht verliehen.

Besigheim, 2. August. Trauriger Gedenktag. Am nächsten Sonntag sind 25 Jahre verflossen seit dem großen Brandunglück in Jlsfeld, dem über 150 Häuser zum Opfer fielen.

Böblingen, 2. August. Staatspräsident Bolz und die Gefährdung des Böblinger Flug­platzes. In der letzten Sitzung des Gemeinderats wurde Kennlnis genommen von einem Bericht des Vorsitzenden über eine Verhandlung zwischen Vertretern der Stadt­gemeinde und dem Staatspräsidenten und Wirtschafts- Ministerium. Staatspräsident Bolz hat erklärt, daß er per­sönlich auf dem Standpunkt stehe, daß die Starkstromleitung beim Flugplatz, so wie sie gebaut sei, nicht bestehen bleiben dürfe. Für das Staatsministerium sei diese Sache aber nicht einfach zu entscheiden. Die Interessen des Flugplatzes Böblingen seien unter allen Umständen zu wahren, und es sei die Leitung so auszuführen, daß der Flugbetrieb nicht gefährdet sei. Andererseits habe aber der Staat auch ein Interesse an der Großkraftleitung der Growag, da ein öffentliches Interesse an der Versorgung des Landes mit billigem Kraftstrom gegeben sei. Es sei ihm deshalb nicht möglich, diese Frage, wie nach der Ausführung in der Presse gewünscht, in ein oder zwei Tagen zu ent­scheiden. Er habe bei einem Besuch der Vertreter der Gro­wag diesen erklärt, sie sollen versuchen, mit der Deutschen Luft-Hansa in direkten Verhandlungen einen Ausgleich zu suchen, damit die drei vorliegenden Beschwerden zurück­gezogen werden können. Er habe diesen gegenüber keinen Zweifel gelassen, daß die Leitung, so wie sie gebaut sei, polizeilich nicht genehmigt werde. Er trete mit allem Nach­druck dafür ein, daß durch dieselbe der Flugplatz Böblingen nicht in seiner Benützung behindert werden dürfe. Bezüg­lich der von der Stadt eingelegten Beschwerde gab er zu, daß dieselbe frist- und formgerecht eingelegt worden sei und daß solche zu Recht bestehe. Auf den Hinweis, daß es nicht verstanden werden könne, daß von seiten der Ministerial- abteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung noch am 13. Juni d. I. trotz der vorliegenden Beschwerden das Aufziehen der Seile der Starkstromleitung als vorläufige Maßnahme habe gestattet werden können, erklärte er, daß es keinen Wert habe, in dieser Sache nach einem Schuldigen zu suchen. Das Wirtschaftsministerium hat erklärt, daß es sich mit allen Mitteln gegen das Bestehenlassen der Stark­stromleitung wehren werde und darauf bestehe, daß diese so verlegt werde, daß dadurch die Jnteresien des Flug­platzes Böblingen nicht verletzt und geschädigt werden. Die Beschwerde der Stadtgemeinde Böblingen sei so zeitig ein­gelegt worden, daß die Growag in der Lage gewesen wäre, mit geringen Kosten eine Aenderung der Leitungsführung vvrzunehmen. Diese hätte zum mindesten mit dem Ausbau der Leitung zuwarten müssen, bis über die vorliegenden Einsprachen entschieden worden sei.

Heilbronn, 2. August. Turnfest-Nachklänge. Die Sanitätskolonne des Roten Kreuzes war über die Turnfesttage sehr stark in Anspruch genommen, glücklicher­weise in durchweg leichten Fällen. Beim Festzug stellte sie 39 Posten mit je 2 Mann besetzt, die in 51 Fällen benötigt wurden. Außerdem wurden noch 15 feste Wachen ein­gerichtet. Auf dem Festplatz waren ständig 3 Wachen und einige Helferinnen tätig. Es wurden rund 500 Massagen ausgeführt und insgesamt die Kolonne 915mal in Anspruch genommen.

Nachmittags wurde ein 8jähriger Knabe von einem Radfahrer angefahren und erlitt einen Unterschenkelbruch. Der Radfahrer fuhr davon, ohne sich um den Verletzten zu kümmern.

Ebingen, 2. August. Schweres Autounglück 1 Toter, 2 Verletzte. Der Weinhändler Hermann Mey von Straßberg in Hohenzollern fuhr mit seinem Autoführer, seiner Frau und zwei Kindern auf der Land­straße StraßbergWinterlingen mit seinem Personen­wagen. An einer abschüssigen Stelle versagte angeblich die Steuerung, so daß der Wagen mit großer Stundengeschwin­digkeit gegen einen Baum fuhr. Mey, seine Frau und ein Kind wurden schwer verletzt, während der Autoführer und das zweite Kind mit dem Schrecken davonkamen. Mey starb auf dem Weg ins Ebinger Krankenhaus.

Rottweil» 2. August. 300IahreGymnasium. Das Gymnasium Rottweil begeht am Ende des Sommerhalb­jahres 1930 das Jubiläum seines 300jährigen Bestehens als Vollgymnasium. Es besteht Aussicht, daß mit dem Jubiläum die Feier der Grundsteinlegung zum Neubau des Gym­nasiums verbunden werden kann.

Saulgau, 2. Aug. Ein Doktor der Theologie. Ein Sohn unserer Stadt, Alfons Hufnagel, Repetent am Wilhelmsstift in Tübingen, hat bei der katholisch-theologi­schen Fakultät in Tübingen sich die Würde eines Doktors der Theologie magna cum laude erworben.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 3. August 1929.

Der Gelehrte kennt den Unwissenden, weil er auch unwissend gewesen ist; aber der Unwissende kennt den Gelehrten nicht, weil er nie gelehrt gewesen ist. R.S. »

Sonnige Jugend

Die Jugend soll man jung sein lassen, froh sein lassen, ihr diesen einzig schönen goldenen Morgen nicht mit Sorgen ver­gällen, wenigstens sie nicht mit Sorgen behelligen, an denen auch sie nichts ändern und bessern kann. Ja niemals aus Mutwillen, Neid und Bitterkeit solch schöne, glänzende Augen trüben wollen, nicht das frohe Lachen wehren, das im Alter noch in der Erinnerung Musik fein kann. Die Jugend still m der Sonne aufwachsen, man soll ihr Blüten streuen, reine, schöne, herrliche Blüten, die nie den Schmutz des All­tags berührten. Daraus werden Früchte reisen, die Wert haben für Zeit und Ewigkeit.

Damit ist aber kein süßes Nichtstun oder ein Auswachsen in Ueppigkeit gemeint. Nein, arbeiten soll die Jugend. Doch kann das Elternhaus dafür Sorge tragen, daß eine solche Arbeit zur Freude wird, es kann Sonnenstrahlen aus die Arbeit der Jugend fallen lassen und helfen, daß sie gerne getan wird. Und einfach soll die Jugend aufwach­sen. Kinder, denen man jeden Wunsch erfüllt, werden mei- . sterlos und unglücklich. Eine Jugend, die in Zucht gehalten wird, hat an kleinen Dingen große Freude und sieht jenseits des Iugendlands noch goldene Berge.

War so die Jugend sonnig und heiter, dann kann man nie alt werden, das Herz bleibt immer jung. Trotz schnee­weißen Haaren leuchten die Augen in jugendlichem Glanz, ein Zeichen der inneren Jugend und des inneren Friedens.

Leider ist vielen Kindern nicht solch eine sonnige Jugend vergönnt, die noch die dunklen Abendwolken des Lebens vc: oldet. Trübe Dugenderlebnisse haben manch einen schon bald zum Entgleisen gebracht, oder doch zum verschlossenen, freudlosen Menschen gestempelt. Wer eine sonnige Jugend gehabt hat, soll sie als große Gnade ansehen, soll den weni­ger begünstigten Mitmenschen ein freundliches Verständnis enlgegenbringen, und mithelfen, daß recht viel Sonnenlicht, Licht vom ewigen Licht» einströme in anderer Jugendland!

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Dienstnachrichten.

Das Finanzministerium hat die Verwaltungsassisten­ten Vairl bei dem Forstamt Herrenalb-Ost, Schwa­neberg bei dem Forstamt Steinwald in Freudenstadt, Knorr bei dem Forstamt Altensteig, Baumann bei dem Forstamt Wildbad. Gönner bei dem Forstamt Herrenberg, Körner bei dem Staatsrentamt Hirsau zu Verwaltungssekretären, endlich den Kanzleiassistenten Rathfelder bei dem Bezirksbauamt Calw zum Ver­waltungsassistenten an ihrem bisherigen Dienstsitz beför­dert.

Vom Nathans

Gemeinderatssitzung vom 31. Juli 1929.

Anwesend: Der Vorsitzende und 12 Eemeinderäte. Ab­wesend: Die Eemeinderäte Raas, Schraeder, Bern­hardt und J l g.

Zu Beginn der heutigen öffentlichen Sitzung wird mit­geteilt, daß Stadtpfleger Schuster fein Amt, übernom­men hat. Da er schon als Obersekretär für den Eemeinde- dienst beeidigt wurde, wird er bei Uebernahme der Stadt­pflege auf diesen Diensteid hingewiesen. Auch Obersekre- lär Karl Wagner hat sein Amt angetreten und wird heute vorschriftsmäßig beeidigt.

Mitteilungen: Der Herr Staatspräsident hat am 22. Juli ds. Js. dem Studienrat Nagel an der Realschule mit Lateinabteilung die Studiendirektorstelle an dieser Schule übertragen. Seine Eehaltsbezüge und das Besol­dungsdienstalter bleiben unverändert. Die bisherige Stu­dienratsstelle des Studiendirektors Nagel kommt in Weg­fall. Mit der damit erfolgten Errichtung des Rektorats an der Realschule mit Lateinabteilung hat die Anstalt die dauernde Berechtigung zur Erteilung der mittleren Reife erlangt und die langjährigen Bestrebungen in dieser Rich­tung sind in Erfüllung gegangen. Die Lateinschule besteht schon seit Jahrhunderten, die Realschule wurde 1890 er­richtet und seit 1907 waren beide Schulen vereinigt. Zur Verbesserung der Hochwasserabflußverhältnisse der Nagold- und Waldach hat das Innenministerium, Abtei­lung für den Straßen- und Wasserbau als restlichen

_Samstag, 3. August 1929

! Staatsüeitrag den Betrag von 87 500 -4l verwilligt und ! Zur Zahlung angewiesen. Die Eesamtabrechnung wird ! veröffentlicht, sobald die die Stadt betreffenden Erunder- ! Werbungen abgerechnet sind, was erst möglich ist, wenn ! die Meßurkunde vorliegt.

j Beratung des Voranschlags der Stadtwaldkasse: Ve-

: kanntlich unterliegt der Stadtwald infolge seines abnor- j men Zustandes für das Wirtschaftsjahrzehnt 1922,32 einer j besonders strengen Bewirtschaftungsweise und Beaufsich­tigung seitens der Forstdirektion. Die lausende Nutzung ist auf 4 000 Fstm. festgesetzt und für die außerordentli­chen Kulturarbeiten (Nachholung der Rückstände) und für Wegbauarbeiten und sonstige Grundstocksaufwendun­gen dürfen jährlich durchschnittlich weitere 1000 Festm. geschlagen werden. Es besteht begründete Hoffnung, daß der Wald bis zum Ablauf des Wirtschaftsjahrzehnts wie­der einigermaßen im Stande ist. Im laufenden Wirt- wovon allerdings 3 640 Festm. Durchforstungsholz sind, wovon allerdings 3 640 Fmtr. Durchforstungsholz sind,' die einen geringen Reinertrag ergaben. Für laufende Zwecke dürfen wie gesagt 4 000 Fstm. und der übrige An­fall für außerordentliche Zwecke verwendet werden. Die Geldbeträge hieraus sind folgende: Ertrag der Hauptnut­zungen 242 606 -4i der Nebennutzungen 3545 -4t und der Vergütungen an Steuern und Versicherungsbeiträgen 11849 Mark. Gesamteinnahmen 258 000 -K. Die Ausga­ben belaufen sich für die allgemeine Verwaltung auf 32 970 -4t. Die Betriebskosten auf 136 229 -4t, darunter Holzmacherlöhne 55 500 -4t. Kulturarbeiten 36 393 -4l. Verkehrseinrichtungen, Wegbauten 28 042 -4t. Steuern u. Abgaben 8 801 -4t. Gesamtausgaben 178 000 -4t ergibt einen Ueberschuß von 80 000 --Ü, wovon 60 000 -4t (im Vorjahr ?0 000 -4t) als Ueberschuß an die Stadtkasse ab­zuliefern sind und der Rest mit 20 000 -4t wirtschaftsplan­mäßig für Grundstockszwecke zu verwenden ist.

Die Ausgaben für den Hoch- und Tiefbau wurden auf das allernotwendigste beschränkt, weil die laufenden Ein­nahmen infolge des Rückgangs der Wald- und Steuerer­trägnisse zur Deckung der zwangsläufigen Ausgaben nicht einmal ganz ausreichen. Das Nähere hierüber ist aus dem Hauptetat für 1929 zu ersehen, der demnächst dem Ee- meinderat zugestellt wird. Es ist bedauerlich, daß gerade für das Hoch- und Tiefbauwesen, das einer ganz besonde­ren Fürsorge bedarf, die Ausgaben so stark gedrosselt werden müssen. Alle nicht notwendigen Ausgaben hat der Eemeinderat zurückgestellt. So ergeben sich für Jnventar- unterhaltung 2 860 -4t. Für die Unterhaltung sämtlicher städt. Gebäude 10 710 -4t, des Friedhofs 5 650 -4t, des städ­tischen Wasserwerks einschl. der Frostschäden vom letzten Winter mit ca. 2500 -4t, insgesamt 16 000 -4t und der Feuerlöscheinrichtungen 6 500 -4t. Für die Unterhaltung der Straßen, Wege und Kanäle samt Brücken und Do­len sind vorgesehen 62 800 -4t gegenüber 98 325 -4t im Vorjahr. Vorgesehen sind u.a. für die Oberflächenbehand­lung der Straßen- u. Gehwege 13 300-4t, für die Straßen­reinigung 4 000 -4t. für Brücken und Stege 1300 -4t. für Dolen 5 000 -4t, für Nachbarschaftsstr. 1500 -4t auf Feld­wege 2500 -4t, öffentliche Anlagen 500 -4t, auf Straßen­beleuchtung 1600 und für allgemeine Regiearbeiten 10 000 -4t.

In einer der nächsten Sitzungen steht der Hauptetat 1929 zur Beratung.

Dom Arbeitsamt

Die Inanspruchnahme des Arbeitsamts Nagold im Monat Juli.

Das Arbeitsamt Nagold konnte im Monate Juli 1929 auf eine Jahreszeit und dem jetzigen allgemein ungünsti­gen Stand der Arbeitsmarktlage entsprechend rege In­anspruchnahme und Vermittlungstätigkeit zurückblicken. An Arbeitsgesuchen gingen aus dem Arbeitsamtsbezirk Nagold im Monat Juli 1929 insgesamt 849, an offenen Stellen 664 ein. Von den 686 männlichen und 163 weib­lichen Arbeitsuchenden konnten 457 männliche und 74 weibliche Arbeitskräfte in Dauer- oder Aushilfestellen vermittelt werden. Von diesen Vermittlungen entfallen auf das Hauptamt in Nagold 143 männliche, 31 weibliche, auf die Nebenstellen Calw 48 männliche, 8 weibliche, Freudenstadt 180 männliche, 31 weibliche, Her­renberg 56 männliche, 4 weibliche und Horb 30 männliche. Die größte Aufnahmefähigkeit zeigte die Landwirt­schaft und das Baugewerbe. Etwa ein Drittel aller Vermittelten konnte diesen beiden Berufsgruppen zuge­führt werden; den übrigen Arbeitsuchenden konnte in der Holzindustrie, in der Maschinenindustrie, sowie im Beklei­dungsgewerbe und im Hotel- und Eastwirtsgewerbe Ar­beit zugewiesen werden. Die Arbeitslosenversicherung wird zur Zeit von insgesamt 189 Personen in Anspruch genommen. Davon entfallen auf Nagold 60, Calw 23, Freudenstadt 73, Herrenberg 13 und Horb 20 Personen.

Arbeitsamt oder Wanderarbeitsstätte? Es besteht Ver­anlassung, darauf hinzuweisen, daß bei den Wanderar­beitsstätten eine Arbeitsvermittlung von Wanderern nicht mehr stattfindet. Die Vermittlung der Wanderer, die jeweils von den Wanderarbeitsstätten dem zuständi­gen Arbeitsamt bezw. der Nebenstelle gemeldet werden, erfolgt nur durch diese Stellen. Im Interesse einer ra­schen Vermittlung empfiehlt es sich daher, Gesuche um Vermittlung von Arbeitskräften direkt an das Arbeits­amt bezw. die Nebenstelle mündlich oder schriftlich zu rich­ten.

Hohes Alter

Am 5. August feiert Professor Ernst Hegele, der in Cannstatt im Ruhestand lebt, seinen 80. Geburtstag. Er steht sicherlich bei einem großen Teil der Einwohnerschaft in Stadt und Bezirk noch in guter Erinnerung, war er doch der erste Musikoberlehrer am hiesigen Seminar, bis zu seinem Weggang Organist an der Stadtkirche und langjähriger Dirigent des Liederkranzes. Er wurde gebo­ren in Sulz am Neckar als Sohn des dortigen Volksschul­lehrers. 18641869 wurde er im Seminar Nürtingen zum Lehrerberuf vorbereitet, dem er dann kurze Zeit als Mu­siklehrer angehörte. Nach vorübergehender Tätigkeit als Vibliotheksekretär am Polytechnikum in Stuttgart, wo er auch als Organist an der Leonhardskirche wirkte, wurde er 1881 in Nagold Seminaroberlehrer, das er 1902 mit Nürtingen vertauschte, wo er bis zu seiner 1915 erfolgten Pensionierung tätig war. Ein Hauptanliegen war ihm dre Förderung der ev. Kirchenmusik in Württemberg, war er doch Mitbegründer des evang. Kirchengesangvereins für Württemberg, dessen langjähriger Organist und Dirigent. Auch an der Neubearbeitung des Württembergischen Cyo- ralbuchs hat er wesentlichen Anteil genommen. Von 18 »^ bis 1920 gehörte er als Ausschußmitglied dem Schwcun- schen Sängerbund an, und ebensolange währte seine Ta- i tigkeit als Orgelrevident. Im Jahr 1907 wurde ihm der j Professortitel verliehen. An Kompositionen hat er neven