ArnW'MidArrzrLsLblattküv

Mit den illustrierte« BeilagenFeierstunden" Unsere Heimat",Die Mode vom Tage".

Bezugspreise: Monatlich einschließlich Trägerlohn -K 1.6«; Einzelnummer 10 Erscheint an

jedem Werktage. Verbreitetste Zeitung im O.-A.-Bezirk Nagold. Schriftleitung, Druck und Verlag o. E. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

Q

dcnGbLL<crnrlsve)LrkLaoou>

Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilage: Haus-, Karte«- und Landwirtschaft"

Anzeigenpreise: Die 1-spaltige Vorgiszeile oder deren Raum 20 -Z, Familien-Anzeigen 15 Reklamezeile 60 ^, Sammelanzeigen 5074 Aufschl. Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an besonderen Plätzen, wie für telephonische Aufträge und Thiffre-Änzeigen wird keine Gewähr übernommen. : :

Telegr.-Adresse: Gesellschafter Nagold. In Fällen höherer Gewalt besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. Postsch.-Kto. Stuttgart 5118

Nr. 180

Gegründet 1827

Samstag, den 3. August 1S2S

Fernsprecher Nr. 29

103. Jahrgang

Abbruch der englisch-russischen Verhandlungen

Macdouald will Sicherheiten

Die englisch-russischen Verhandlungen in London über die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen sind vorläufig unterbrochen worden. Eine amtliche Verlautbarung der Räteregierung gibt kurz und bündig Auskunft über den Verlaus dieser Gespräche, wo die grund­sätzlichen Gegensätze in den beiderseitigen Auffassungen hart aufeinanderprallten.

Der russische Unterhändler Dowgalewski, Bot­schafter in Paris, war gehalten, in London nur über die Form der Wiederaufnahme der Beziehungen zu ver­handeln und schlug die sofortige Ernennung von Botschaftern vor. Die bestimmte Antwort Hender - sons besagte, daß die unmittelbare Herstellung diploma­tischer Beziehungen unmöglich sei; er schlage vor, nicht später als am 14. August eine Räteabordnung nach London zu entsenden, die Verhandlungen über die Bedingun­gen der Wiederaufnahme pflegen solle. Moskau lehnte dies ab und ließ durch Dowgalewski eine Note übergeben, die das englische Verlangen als eine Unmöglichkeit und als Ausdruck eines bösen Willens bezeichnet. England wolle offenbar die diplomatischen Beziehungen überhaupt nicht erneuern, denn sonst hätte die englische Regierumg sie nicht von der Lösung so verwickelter Fragen abhängig gemacht, wie es die beiderseitigen Forderungen und Gegen­forderungen seien. Dieser neue Umstand, der in der Note der englischen Negierung vom 17. Juli, in der sie sich zu Verhandlungen bereit erklärte, nicht enthalten gewesen sei, erfordere neue Beratungen, weshalb das Moskauer Volkskommissariat sich erst um neue Weisungen an das Präsidium des Hauptvollzugsausschusses wenden werde, auf dessen nächster Tagung der englische Vorschlag beraten werde.

Das Präsidium des Hauptvollzugsausschusses tritt in etwa acht Tagen zusammen. Es ist indessen im rätediplo­

matischen Verkehr ungewöhnlich, einen Zeitgewinn durch Berufung auf rätedemokratische Einrichtungen zu erstreben. Die englische wie die sowjetrussische Regierung haben sich vor ihrer eigenen Öffentlichkeit auf Formeln festgelegt, die zur Ueberwindung der schwierigen Lage nicht biegsam genug sind. Mac Donald ist gebunden an jene Gregory- Note von 1924, unmittelbar vor dem Sturz seines Kabinetts, wodurch sein Wagnis größer ist als, im Fall weiteren Entgegenkommens, für die Moskauer Regierung, die keine parlamentarischen Rücksichten zu nehmen braucht. Dis augenblickliche Regsamkeit der Komintern (Kommunistischen Internationale), die sich mit der Feier des 1. August wieder weithin in der Welt bemerkbar gemacht hat, erschwert die Stellung Mac Donalds und des englischen Kabinetts der Arbeiterpartei gegenüber den andern politischen Parteien in England in der russischen Frage erheblich, denn der Eng­länder ist gegen die kommunistische Werbung außerordent­lich empfindlich. Die Forderung des englischen Außen­ministers Henderson über die Bedingungen der Verständigung ist übrigens nicht so neu gewesen, wie Dowgalewski und die Sowjetregierung behaupten; sie ist tatsächlich schon -genau bekannt gewesen und auch in seiner Note vom 17. Juli bereits angedeutet. Wozu Moskau Zeit braucht, um zu antworten, ist daher nicht recht ersichtlich.

Die Forderungen der englischen Regierung bestanden darin, haß Sowjetrußland sich jeder kommunisti­schen Werbung innerhalb des britischen Weltreichs zuenthalten habe und daß vor der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen alle zwi­schen den beiden Ländern schwebenden Streitfragen, beson­ders die Regelung der russischen Schulden an England und des beschlagnahmten oder vernichteten britischen Privateigentums geordnet werden.

Neueste Nachrichten

Der Reichstag hxrrt -

Berlin, 2. Aug. Infolge Kürzung der Mittel für den Haushalt des Reichstags im Haushaltplan hat Reichstags­präsident Löbe den Reichstagsabgeordneten mitgeteilt, daß ihnen neben den amtlichen Drucksachen des Reichstags in Zukunft nur noch das Reichsgesetzblatt zugestellt werden könne. Der Reichsanzeiger, das Rejchsarbeitsblatt und die Veröffentlichungen des Statistischen Amts müssen in Fort­fall kommen. Weiterhin wird für die Zukunft den Frak­tionen auch kein Schreibmaterial mehr gestellt werden.

Die Gewerkschaften? gegen die Reformvorschläge zur Arbeiks- losenversichcrun«,

Berlin, 2. Aug. Der Allgemeine Deutsche Gewerkschafts­bund (soz.) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (die Spitzen­organisationen der Christlichen Gewerkschaften) erklären die Vorschläge des Sachverständigenausschusses zur Aenderung der Arbeitslosenversicherung in der vorliegenden Form als nicht annehmbar. Der Vorstand des Deutschen Gewerk­schaftsbunds fügt aber hinzu, die Abstellung einer Reihe von Mißständen in der bisherigen Praxis sei dringend notwendig. Beiträge und Leistungen sollen in ein angemessenes Verhältnis gebracht werden, eine einseitige Bevorzugung der berufsüblichen Arbeitslosigkeit (Saisonarbeit) sei abzülehnen.

Die Volkspariei gegen die Verschwendung der Slaaksgelder

Hamburg, 2. August. Auf einer Vertrauensmänner- versammlrmg der Deutschen Volkspartei in Moorwerder stellte Reichstagsabgeordneter Hintzmann bedeutsame programmatische Forderungen auf. Er erklärte, daß die Volkspartei nur in der Regierung bleiben würde, wenn das Sparprogramm durchgeführt und eine Aende­rung der Verfassung in Richtung auf eine Beschränkung des finanziellen Einflusses der Parlamente erfolgen würde. L>b nach Erledigung der Reparationsfrage auf der Haager Konferenz ein Weg zum innerpolitischen Aufbau von Staat und Wirtschaft sich finden lasse, hänge von der Einstellung der Sozialdemokratie ab. Sollte diese nicht bereit sein, den zur Gesundung der Wirtschaft erforderlichen Weg zu gehen, so würde die Deutsche Volkspartei aus der Regierung ans­scheiden und unter der ParoleFür sparsame Wirtschaft!" gegen die bisherige Verschwendung der Staatsmittel die Auslösung des Reichstags anstreben.

Eine holsteinische Bauernkundgebnng

Reumünster. 2. August. Gestern sollte der Landbund- suhrer Wilhelm Hamkens, der wegen angeblicher Auf­forderung zur Steuerverweigerung verurteilt worden war, aus dem Gefängnis in Flensburg entlassen werden. Um ihn M empfangen, hatten sich über 3000 holsteinische Dauern in Neumünster eingefun-den, die nachmittags S Uhr geschlossen zu der großen Auktionshalle des Verbands der Rotbunt- Züchter, wo eine Kundgebung stattfinden sollte, marschiertem Die Schutzpolizei stellte sich den Bauern entgegen und hieb mit Gummiknüppeln und blanken Säbeln

aus die Bauern ein, von denen viele verwundet wurden und beschlagnahmten eine Fahne. Die Versammlung in der Auktionshalle fand dennoch statt. Um 5 Uhr kam in Last­kraftwagen eine Hundertschaft Schutzpolizei zur Verstärkung an, die die Halle umstellte und die Versammlung auflöste. Dabei wurden mehrere Bauern verhaftet, Handstöcke be­schlagnahmt. Die vor der Halle angesammelte vieltausend­köpfige Volksmenge wurde mit Gummiknüppeln zurück­getrieben. Auf dem Hauptbahnhof kam es zu einer neuen Kundgebung. Eine Stahlhelmkapelle spielte vaterländische Lieder, die von der Menge mitgesungen wurden. Es wur­den stürmische Hochrufe auf Hamtens und die Bauern- reoolution ausgebracht. Die Erbitterung der Dauern ist durch das Vorgehen der Schutzpolizei aufs höchste ge­stiegen.

Amerika

Die Nachrichten über die Fahrt des Luftschiffes laufen sehr spärlich ein, weil verschiedene Zeitungsvertreter an Bord ein Funk-Monopol oder Vorrecht haben. Nach Funkmeldungen der Station Norddeich war anfänglich das Wetter ziemlich böig. Am Donnerstag morgen, 8,30 Uhr, konnte Besancon mit nur 60 Kilometer Geschwindigkeit überflogen werden. Von 9.30 Uhr an nahm die Geschwin­digkeit mehr und mehr zu. Um 2 Uhr, nachmittags, während man noch an der Mittagstafel saß, (es gab Kraft­brühe, Salm, Rehrücken, Früchte, dazu eine Bowle), gings bei Saints Maries aufs Mittelmeer hinaus. Der Himmel war fast wolkenlos, drunten das fast spiegelglatte Meer, die Luft böenlos und angenehm kühl. Die Fahrgäste waren entzückt. Um 3.30 Uhr tauchte nach zwölfstündiger Fahrt das Kap San Sebastian in etwa 40 Kilometer Entfernung verschwommen auf. Nach dem Bordbuch fuhr das Luftschiff mit einer Geschwindigkeit von über 120 Kilometer. Das Versäumnis vom Morgen zwischen Basel und Besancon wird eingeholt. Der erste Dampfer kommt in Sicht.

Um 11 Uhr nachts wurde Kap Gato bei Almeria (Spanien) erreicht, am Freitag früh 5.30 Uhr Cadiz. Dann nahm das Luftschiff.Richtung auf die Azoreninseln. Den ganzen Vormittag stand es mit Dampfern in Funkverbin­dung, um sich die Wetterberichte übermitteln zu lassen und Privattelegramme der Fahrgäste abzusenden.

Derb l i n d e R e i s en d e" wird nach einer Erklärung Dr. Eckeners mit dem nächsten Dampfer nach Deutschland zurückbefördert, wo er eine strenge Strafe zu ge­wärtigen hat.

In Lakehur st wurde auf dem Flugfeld ein Tonver- stärker aufgestellt, der die Fahrgäste während der Lan- dungsmanöver unterhalten und den Offizieren desGraf Zeppelin" die Landungsorientierung übermitteln soll.

Die ersten Neugierigen sind bereits in Lakehurst ein­getroffen. Insgesamt werden 50 000 Besucher erwartet. Es werden umfassende polizeiliche Vorbereitungen getroffen, um ähnliche Vorkommnisse, wie sie im letzten Herbst vor­kamen, zu verhüten. Die Neuyorker Hafenbehörde gab I Anweisungen, um den nach New Jersey flutenden Auto- I verkehr zu verteilen.

Tagesspiegel

Im Skaakenhaus der Ausstellungsgebäude in Köln wurde am Freitag die Ausstellung des internationalen Instituts für geistige Zusammenarbeit beim Völkerbund. ! Die Schau enthält zahlreiche Nachbildungen von Bildhauer- i und Schnitzarbeiten aus den Sammlungen verschiedener ^ Länder.

! Auf der Haager Konferenz, die am 6. August eröffnet ! oird, werden die Vereinigten Staaten nicht amtlich ver- i treten sein. Präsident Hoover entsendet lediglich einen sa- ! genannten Beobachter.

Der griechische Ministerpräsident Venizelos ist nach einem kurzen Besuch bei Mussolini und Briand am Freitag in London eingekroffen. Seine Rundreise bezweckt, bei der ! Haager Konferenz ein höhere Reparation für Griechenland herauszuschlageo.

j Württemberg

^ , Stuttgart, den 2. August.

! ep. Fortbildungskurs für Organisten. Nach einer Be- ! kanntmachung im Amtsblatt nimmt der Evang. Oberkirchen- j rat in Aussicht, in der Zeit vom 23. Sept. bis 12. Oktober § am Lehrerseminar in Künzelsau unter der Leitung des j Studienrats Roos einen Lehrgang für Organisten abzu- > halten. Der Lehrgang soll dem Zweck der praktischen und ! theoretischen Fortbildung in Orgelspiel und Kirchenmusik ! dienen. Die Zahl der Teilnehmer soll höchstens zehn be- ; tragen. In erster Linie kommen für den Kurs Lehrer 1 in Betracht, die ein Organistenamt bekleiden. Die Teil- i nehmer erhalten Ersatz der Reisekosten 3. Klasse und ein Taggeld von 5 Mark.

ep. Evang. Kirche und Verfassungsfeier in Württemberg. Der Evang. Oberkirchenrat der württembergischen Landes­kirche empfiehlt in einem Erlaß vom 25. Juli den Geist­lichen, am Verfassungstag, Sonntag, den 11. August, unter selbstverständlicher Vermeidung aller parteipolitischen Aus­führungen im Gottesdienst des 10jährigen Bestehens der Verfassung zu gedenken und im Sinn der vaterländischen Kundgebung des Königsberger Kirchentags ein kurzes Wort über die Stellung des evang. Christen zu Volk, Vaterland und Staat zu sagen. Durch die Reichsverfassung sei der Wiederaufbau eines geordneten staatlichen Lebens im Reich ermöglicht und auch der evangelischen Kirche in neuen Formen Lebensrecht und Wirkungsmöglichkeit gewährleistet worden. In der Verfassung finde der Wille zur Einheit des deutschen Volkes seinen Ausdruck. Eine besondere Für­bitte für das Wohl von Volk und Vaterland soll dem Schlußgebet eingefügt werden.

Landesausschuß Württemberg für das Deuksche Volks­begehren. In Berlin hat sich ein Reichsausschuß für das deutsche Volksbegehren gebildet, der sich zum Ziel gesetzt hat.

entgegen

Friedrichshafen, 2. Aug. Nach einer Funkmeldung aus Casablanca (Marokko) befand sichGraf Zeppelin" um 12.30 Uhr 600 Seemeilen (1080) Kilometer) westlich von Gibraltar. Alles stehe gut.

Seit das Luftschiff Freitag um 3 Uhr früh (Greenwicher Zeit) Gibraltar passiert hat, ist in Friedrichshafen noch kein direkter Funkspruch eingegangen. Wahrscheinlich war di« Funkstation an Bord mit der Aufnahme von Wetternach­richten stark belastet.

Die Azoren vonGraf Zeppelin' erreicht New-Nork, 3. Aug. International News Seroico meldet aus Horta, daß das LuftschiffGraf Zeppelin* 17 50 Horta-Zeit (18.30 U. MEZ ) südlich von den Azoren oorbeifuhr. Darnach hat das Luftschiff in der von Dr. Eckener oorgesehemn Zeit die Inselgruppe passiert.

Ein Funkspruch desGraf Zeppelin" New-Dork, 3. Aug Nach einem Funkspruch des Graf Zeppelin' an die Martnestation Arlington befand sich das Luftschiff um 1.08 Uhr (MEZ) 90 Meilen süd- lich der Azoreninsel Pico. Bei leichten Winden fährt das Luftschiff mit einer Stundengeschwindigkeit von 70 Kilo­metern.

Widersprechende Meldungen vonGraf Zeppelin*.

Berlin. 3. August. Wie aus Newyork gemeldet wird, war der Standort desGraf Zeppelin" laut Funkspruch an United Preß um 14.20 Uhr Newyorker Zeit (20.20 Uhr MEZ.) 21 Grad West und 26 Grad Nord. Falls diese Meldung zutreffen sollte, und keine Verwechslung von MEZ. und Newyorker Zeit oder auch zwischen Newyor­ker Zeit und. Vordzeit vorliegt, müßte das Luftschiff ent­gegen allen bisherigen Erwartungen ganz erheblich im Tempo nachgelassen haben. Sollte obige Newyorker Meldung zutresfen, dann hätte sich das Luftschiff in der gleichen Zeit noch wenigstens 300 Kilometer östlich der östlichsten Azoreninsel befunden. Das würde, wenig ge­rechnet, seit Gibraltar eine Stundengeschwindigkeit von 70 bis 80 Kilometer bedeuten.