Seite 2 Nr. 178

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Donnerstag, 1. August 1929.

biete des Finanz- und Steuerwesens kennt. Die Frage der Repräsentation scheint bei der Entscheidung eine ungebühr­lich große Rolle zu spielen. Wenn das Auswärtige Amt seine Vertreter in fremden Ländern mit unter dem Gesichts­punkt der Repräsentationsfähigkeit auswählt, so ist damit noch nicht gesagt, daß man in Berlin auch die Präsidenten der Landesfinanzämter nach ähnlichen Kriterien bestimmen! muß. Denn wir liegen auch innerhalb des Reiches! Unser Verhältnis zum Reich ist durch sachliche Erwägung stark genug begründet, so daß wir einen etwaigen Versuch der Stärkung unseres Reichsbewußtseins auf diesem Wege für sehr überflüssig ansehen. Höher als alle Repräsentations- sähigkeit, die bis zu einem gewissen Grade auch ihr Recht hat. schätzen wir an dem künftigen Landesfinanzamtspräsi­denten seine Kenntnis der württembergischen Verhältnisse. Hoffentlich spielt dieser Gesichtspunkt bei der Entscheidung die ausschaggebende Rolle.

Verlegung der Erdbebenwarte? Es besteht der Plan, die Erdbebenwarte in Hohenheim in die Villa Reitzenstein (Staatsministerium) nach Stuttgart zu verlegen, weil die landwirtschaftlichen Maschinen in Hohenheim für die Warte störend wirken, wobei aber doch nicht zu übersehen ist, daß der Höllenlärm und die Erderschütterung durch Straßen­bahn, Auto, Lastwagen usw. in den Straßen Stuttgarts Tag und Nacht wohl noch bedeutender ist. Andererseits wird angeführt, daß die Verlegung in die Villa Reitzen­stein einen Aufwand von 2000 Mark verursacht, während ein Neubau in Hohenheim 30 000 Mark kosten würde.

Anerkennung von Prüfungszeugnissen. Die mit den bayerischen Staatsministerien für Landwirtschaft und für Unterricht und Kultus vereinbarte Anerkennung der Prü- sungszeugnisse für ländliche Haushaltspslegerinnen ist auf die Lehranstalten des Evangelischen Maria-Martha-Stistes in Lindau ausgedehnt worden. Mit dem preußischen Mini­sterium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung wurde vereinbart, daß die Schiußzeugnisse der mit württembergi­schen Mädchenrealschulen verbundenen einjährigen Frauen- ischulen als gleichberechtigt mit den einjährigen Frauen- schulen in Preußen anzusehen sind. Entsprechend gelten die Schlußzeugnisse der preußischen einjährigen Frauenschulen in Württemberg als gleichberechtigt. Das preußische Mini­sterium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten hat das Frauenlehrjahr, das an der Wirtschaftlichen Frauenschule Groß-Sachsenheim abgeleistet wird, als Frauenlehrjahr im Sinn seiner Ausbildungsbestimmungen anerkannt.

Mitwirkung der Schule bei der Berufsberatung. Ein Erlaß des Kultministeriums besagt: Unter Bezugnahme auf die Dienstanweisungen für die Schulvorstände und Lehrer über die Mitwirkung der Schule bei der Berufsberatung werden die Schulen darauf hingewiesen, daß es nicht zu­lässig ist, Merkblätter, die von Angestellten-Verbänden zur Werbung für ihre Zwecke übergeben werden, an die Schüler zu verteilen oder diesen Verbänden eine Liste derjenigen Schüler und Schülerinnen zu übersenden, die einen be­stimmten Beruf ergreifen wollen.

ep. Einspruch gegen die Einführung von Glücksspiel- betrieben. Von der Konferenz Deutscher Evangelischer Ar­beitsorganisationen, der 45 große Verbände angehören, wurde folgende Erklärung erlassen:Zeitungsnachrichten zufolge besteht in gewissen Kreisen der Plan, die Wirtschaft- siche Lage.der im besetzten Gebiet liegenden Bäder dadurch zu heben, daß dort die Einführung von Glücks­spielbetrieben in irgend einer Form zugelassen wird. Als Orte, die irgendwie in Betracht kommen könnten, wer­den z. B. Wiesbaden, Homburg v. d. H., Aachen, ja außer­halb des besetzten Gebiets auch Baden-Baden genannt. Die Konferenz und die ihr angeschlossenen Organisationen erheben gegen die Einführung von Glücksspielen in deut­schen Orten Einspruch und erwarten von den zuständigen Stellen, daß solchen volksverderblichen und dem Ansehen des deutschen Volks im Auslande abträglichen Plänen die Genehmigung versagt wird."

Eia Bauschnelligkeits-Rekord. Von Daurat P. I. Manz wurde in Stuttgart, Kronenstraße 24, der Rohbau eines siebenstöckigen Geschäfts- und Bürohauses in Eisen- urck» Eisenbetonkonstruktion in 3 IS Wochen errichtet. Die Bau- firMa führte durchschnittlich in einer Woche je zwei Stock­werke durch. Der Bau soll weiter so gefördert werden, daß die Räume schon im Dezember bezogen werden können.

. . . .

Stuttgart, 31. Juli. Die Aufwertungsforde­rung für das alte Bahnhofsgelände. Wegen der Henckel von Donnersmarckschen Aufwertungforderung für das alte Bahnhofgelände war vor einigen Tagen Ter­min, wobei die jetzigen Geländebesitzer eine Reihe von An­trägen einbrachten, zu denen erst die Vertreter Henckel von Donnersmarcks Stellung nehmen müssen. Vor Mitte Sep­tember ist also, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, mit. einer Entscheidung in dieser Sache nicht zu rechnen. Im übrigen ist man nach wie vor bei der Stadt der Ansicht, daß diese Forderung nicht berechtigt sei. Im Herbst wird noch mit den Abbrucharbeiten der Königstraße 6 begonnen. Auf diesem Platz soll wie auf dem Areal Königstraße 4 em Geschäftshaus errichtet werden, das zugleich die Eingangs­halle für das dahinter liegende Groß-Lichtspieltheater, das Capitol" aufnehmen soll.

Krankherksstatistik. 3n der 29. stahreswoche vom 14. bis 20. 3uli wurden in Württemberg folgende Fälle von ge­meingefährlichen und sonstigen übertragbaren Krankheiten amtlich gemeldet: Diphtherie 25 (tödlich), Kindbetkfieber (2), Tuberkulose der Lunge und des Kehlkopfs sowie an­derer Organe 14 (40), Ruhr 1 (), Scharlach 43 (), Para­typhus 1 (), Fleischvergiftung 26 ().

Raubüberfall. Auf offener Straße überfiel heute vor­mittag 11 Uhr bei der Vogelsangstraße ein 28jähriger Bur­sche eine 60jährige Frau und entriß ihr die Handtasche mit 100 Mark Inhalt. Er wurde von Passanten durch mehrere Straßen verfolgt und gestellt. Die Polizei verhaftete den Räuber.

ELnbruchsdiebslahl. 3n der vergangenen Nacht wurde in der Marienstraße der Schaukasten eines Uhrmachermeisters erbrochen und von den darin aufbewahrten Gegenständen eine große Anzahl goldener Herren- und Damenringe, Da- men-Blusennadeln, Kolliers und Perlketken im Wert von etwa 4700 AM. gestohlen.

Haussuchungen. Am Montag wurden von der Krimi­nalpolizei Haussuchungen im Büro und in der Buchhand­lung der Kommunistischen Partei vorgenommen.

Ein Todesopfer des Vorfahrens. Auf der Rennstrecke beim Schatten-Wirtshaus kam abends ein 28 Jahre alter Motorradfahrer beim Ueberholen eines in gleicher Richtung' fahrenden Personenkraftwagens zu Fall. Bei dem Sturz er­litt er einen schweren Schädelbruch, an dessen Folgen er. im Marienhospital starb. Die auf dem Soziussitz mitfahrende 27 Jahre alte Ehefrau des Motorradfahrers trug eine Gehirnerschütterung davon.

Aus dem Lande

Neckargartach OA. Heilbronn, 31. Juli. Esperanto­unterricht in einer Volksschule. In einer seiner letzten Sitzungen beschloß der Gemeinderat die Einführung des Unterrichts in der .Esperanto-Weltsprache' in der Schule.

Erbach OA. Ehingen, 31. Juli. Prozeß Dehner. Die Gerichtsverhandlung gegen Schultheiß Dehner und die vier leitenden Angestellten der zu samm engebroche ne n Ge­nossenschaft dürfte im Oktober stattfinden. Die Anklage gegen Dehner lautet auf Urkundenfälschung in gewinn­süchtiger Absicht zugunsten der Genossenschaft. Bei den vier andern, die übrigens aus der Haft entlassen sind, handelt es sich um Unterschlagung oder betrügerischen Bankrott. Die Gemeinde Erbach sucht mit der Vertretung der früheren Mühl- und Absatzgenossenschaft, die vielfache Forderungen gegen die Gemeinde geltend macht, einen Vergleich zu schließen, um danach ihre endgültigen Verpflichtungen jest-

slellen zu können. Soviel aber steht jetzt schon fest, daß di« Gemeinde niemals aus eigener Kraft in der Lage sei» wird, ihren Verpflichtungen nachzukommen, denn, auch wenn sie ihren kleinen Waldbefitz und ihre entbehrlicher, Grundstücke verkauft, wird der Staat mit einem großer Darlehen zu günstigen Bedingungen eintreten müssen.

Besuch des Kirchenpräsidenten auf dem Mamhardter Wald

ep. Wüstenrok. 31. Juli. Der vergangene Sonntag brachte uns den Besuch des neuen Kirchenpräsidenten, der am Dienstag zuvor sein Amt angetreten hatte. Von nav und fern hatten sich zahlreiche Vertreter der Kirchengemein­den eingefunden. Die mit gemeinsamem Gelärm und Ge-

bet eroffnete Feier, die im Freien stattfand, war eine Kund- gebung des Willens zur Kirche. Nach Worten herzlicher Begrüßung sprach der Ortspfarrer von Neuhütten. H. Nieder ergreifend über .Du und deine Hei- m a t".

Kirchenpräsidient Wurm sprach überDu und deine Kirche". Als Prälat habe er den Plan gefaßt, bei der Kirchenvisitation im Weinsberger Bezirk den Waldgemeinden einen Besuch zu machen: Bei sol- chen Zusammenkünften erfahren wir, daß es die Kirche ist, die uns mit der H e i m a t, der irdischen und der ewigen und mit allen, die diese Heimat suchen, verbindet. Ohne Leidenschaft und Vorurteil sollte man zur Kirche stehen, denn sie gibt das göttliche Work, Brot des Lebens und Kraft aus lebendigem Quell. Sie ist eine Rechts- gemeinschaft und als solche in bestimmten Formen versaht, aber sie ist auch eine Leibesgemeinschaft und hat nicht nur eine hörende und betende, sondern auch eine tätige, dienende und kämpfende Gemeinde geschaffen. Man denke nur an die vielen Werke christlicher Arbeit in unserm Land! Dafür gebühre der Kirche dankbare Treue und tätige Mitarbeit. Jeder soll wissen und danach leben: Meine Kirche trägt mich und ich will helfen, meine Kirche zu tragen.

Der Bezirksabgeordnete zum Lan^eskirkb-ntag. Land- wirk Acker von Willsbach, legte in volkstümlicher und lau­niger Weise dar, was unser Nächster in Ehe, Familie, Be­ruf und im täglichen Umgang von uns verlangt. Dekan Zeller-Weinsberg sprach über ..Du und dein, Seele' und von dem brennenden Verlangen der Men­schenseele nack Gott. Die Vorträge waren umrahmt von Gesängen. Der Kirchenchor von Neuhütten unter Haupt­lehrer Zitzmann und der Gemisckte Chor von Maien­fels sangen, die Posaunencköre von Weinsbera und Schep- vach erfreuten mit ihren Stücken. Von den Weinsberger Jugendvereinen wurde Hirckenlangs Sviel ..Der wandernde Kranz" aufgefübrt. Das Opfer wurde für die Kirchen­erneuerung in Weiler bestimmt.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 1. August 1929.

Wissenschaft macht selten den Mann liebenswürdig die Frau niemals. Beauchere.

Jagd und Fischerei im August

Der Rothirsch trägt sein fertiges, meist auch schon ge­fegtes Geweih, steht in der Feiste und ist nun in allen deut­schen Ländern, in Mecklenburg-Strelitz und Thüringen erst vom 16. ab, schußbar. Die Erlegung von Kolbenhirschen ist jedoch unweidmännisch. Zur gleichen Zeit beginnt auch, außer Mecklenburg-Strelitz, wo er noch geschont ist, und in Thüringen vom 16. ab, die Schuhzeit des Damhirschs, in Bayern auch die Gams. Die Rehbrunst erreicht, wie der Deutsche Jäger" München schreibt, im Lauf des Monats ihren Höhepunkt, flaut ab und erlischt in der zweiten Hälfte. Die Jagd auf Rebhühner, deren Aufgang in den nord­deutschen Staaten in der Regel dem Ermessen der Ver­waltungsbehörden anheimgegeben ist, hat im heurigen Jahr mit Rücksicht auf die im verflossenen Winter aufgetretenen Verluste eine nicht unerhebliche Verlegung erfahren und beginnt nur in Hohenzollern am 24. Wildenten sind in Anhalt, Braunschweig, Danzig, Lippe, den beiden Mecklen­burg, Preußen, Sachsen und Thüringen erst von diesem Monat an, Auer- und Birkhähne in Hohenzollern vom 15. ab, Haselhähne und Hennen in Bayern vom 1., in Hohen­zollern gleichzeitig mit den Fasanenhennen und Hahnen vom 24. ab frei. Junge Wildenten liefern jetzt gute Beute und es lohnt sich zuweilen der Ansitz auf Tränken und unter den Einfallbäumen. Der Herbstoogelzug beginnt und tritt auch beim Sumpf- und Wassergeflügel bereits in Erschei­nung. Junges Haarraubwald wird selbständig. Junge Krähen und Elstern lohnen den gelegentlichen Besuch der Aufhütte, Revierbummler und dergl. sind auch in diesem Monat scharf zu überwachen und von seinem Ende ab die Vorbereitungen für die Winterfütterung einzuleiten. Aesche, Foreie, Regenbogenforelle, Bachsaibling, Eitel, Aale, Barbe, Barsch, Blei, Karpfen und Schied gewähren jetzt guten Fang, auch der Hecht geht lebhaft an die Angel. Krebse sind in diesem Monat am schmackhaftesten.

»MOi

amellMemtiov

^ k.-kdßksil.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung 54)

Rita!" Trude, die kleine Frau mit dem Eoldhaar und dem Madonnengesichtchen, umfaßte das schöne Weib ihres ältesten Bruders mit beiden Armen.Hab' Erbarmen mit ihm!"

Glaubst du, daß er es auch mit mir hat?"

Ja! Ja! Wenn ich auch nicht weiß, weshalb er Erbarmen mit dir haben soll. Was hast du denn ge­tan? Aber er hat es gewiß! Du weißt doch, wie gut er ist!"

Max betrat das Zimmer, und die beiden Frauen schwie­gen instinktgemäß, als dürfe man von der Wiederkehr der beiden erst sprechen, wenn alles andere geklärt war.

So oft Rita sich zu ihm hinllberbeugte, dachte sie: Heute ist es das letztemal". Sie hatte ihn liebgewonnen. Er war trotz allem ein Mensch, der es wert war, daß man ihm die Hände gereicht und aus dem Sumpfe herausgeris­sen und wieder zur Höhe geführt hatte.

Er würde seinen Weg weitergehen. Sie wußte, was ihn hielt. Lore-Lies allein war es nicht. Es war das Kind, das seinen Namen trug.

Um dieses Kindes willen würde ihm das Dasein wie­der lebenswert erscheinen. Für jedes Kind würde er schaf­fen, und der Gedanke an dasselbe würde ihn für alle Zu­kunft vor der Wiederholung dessen bewahren, was nun wie ein schwerer Traum hinter ihm lag.

Sie gebot dem Mädchen, eine Flasche Sekt zu holen.

Ist heute irgend etwas Besonderes?" sagte Max und suchte die Antwort in ihren Augen zu lesen.

Sie verneinte. Sie freue sich nur. daß sein Genesen solche Fortschritte mache. Mit ängstlich forschendem Blick achtete sie darauf, wie er trank. Er nippte nur. Sie hatte Sorge gehabt, er könnte das Glas in einem Zuge Hinunterstür­zen. Er vermochte sich also zu beherrschen. Er würde wie­der hochkommen. Der TeufelBranntwein", der ihn schon

einmal in den Klauen gehabt hatte, fand seinen Gegner in ihm.

Als sie ihm der? Kelch ein zweites Mal füllen wollte, lehnte er ab, erhob sich und ging in sein Zimmer hinüber.

Ratlos sah Trude zu ihr auf.Verstehst du ihn, Rita?"

Ich verstehe ihn!"

Hast du bereits auch einen Ausweg für morgen gefun­den.?"

Rita nickte.Ich packe heute noch!"

Dann lächelte sie. Trudes Blick war gar zu voll offenen Entsetzens gewesen.Ich packe seine Sachen und bringe ihn irgendwohin aufs Land oder in ein hübsches Häuschen in der Vorstadt. Es gibt so viele Leute jetzt, die gerne ein nettes, freundliches Zimmer vermieten an jemand, der gut bezahlt. Ich will ihn aber nicht weit weg wissen. Ab und zu muß ich zu ihm kommen können. Ich habe auch seinen Flügel zurückgekauft. Er hat ihn um ein Lächerliches an den ersten Buchhalter von Erünfeld abgegeben. Ich konnte cs zufällig erfahren. Den bekommt er in seine Stube ge­stellt, damit er keine Langeweile verspürt; das wäre näm­lich gefährlich. Und wenn er dann einmal wieder zu musi­zieren anfängt, habe' ich keine Bange mehr um ihn. Dann findet er von selbst den Weg weiter, den ich ihn bisher ge­führt habe".-

Trude lag schlaflos, während Rita so geräuschlos als möglich einen Koffer packte. Er hatte so herzlich wenig be­sessen, als man ihr die Sachen aus seiner Dachstube brachte. Nun hatte sie nach und nach für Ergänzung seiner Wäsche und Kleider gesorgt.

Sie war wirklich ordentlich nervös geworden, denn als Trude in ihrem weißen Nachthemd plötzlich unter der Türe vor ihr auftauchte, tat sie einen Schrei und streckte abweh­rend die Hände aus. Die junge Frau lächelte.Verzeih mir! Aber mir ist eine glänzende Idee gekommen. Rita! Wir bringen ihn zu Hans nach Ensdorf. Bester kann er nirgends aufgehoben sein". *

Wenn er will!" sagte Rita. Sie kannte ihn bester als Trude.

Warum soll er nicht wollen?"

Dein Doktor wird sich nichts bezahlen lasten. Es nimmt aber nicht jeder gern ein Almosen. Begreifst du?"

Trude wurde ganz kleinmütig und zog sich wieder in ihr Zimmer zurück.-

In der Tat erwies sich Ritas Berechnung als richtig. Er weigerte sich andern Tags, als man ihm Mitteilung von allem machte, ganz entschieden, Doktor Dorfbachs East zu sein.

Du bist aber doch auch hier East gewesen!"

Er sah Trude verständnislos an.Hier aber hatte ich so gar nicht das Gefühl, ein Fremder zu sein".

Rita streckte ihm beide Hände über den Tisch entgegen. Ich danke dir, Max! Du weißt nicht, was du mir mit die­sen Worten gegeben hast".

Wenn Gerda noch soviel Geduld hat, mich eine Weile ncch über Wasser zu halten", sagte er nachdenklich,lange wird es ja hoffentlich nicht mehr sein, dann suche ich mir inzwischen irgend etwas Passendes. Sagtest du nicht einmal von irgendeinem Kino, Rita ich weiß nicht mehr in welchem würde die Stelle eines ersten Geigers frei. Die ist nun aber wohl längst vergeben?"

Es muß ja nicht gerade dies eine Kino sein", sagte Rita liebevoll.

Trude starrte ihn ganz entgeistert an.In ein Kino'' Aber Max!"

Rita winkte ihr mit den Augen.Warum nicht? Diese Stellen sind meistens gut bezahlt. Wenn Max dann wie­der eine Wohnung hat, nimmt er wiederum Schüler und gibt Konzerte. Ich werde einmal mit Erünfeld darü­ber sprechen, wenns dir recht ist. Er hat so viele Verbin­dungen".

Ja. bitte!"

Damit war aber die Angelegenheit, wo man ihn unter­bringen konnte noch immer nicht erledigt. Max schlug vor, in einem Spital ein Zimmer zu mieten, was Rita entschie­den verneinte.Da passest du nicht hinein", warnte sie Sie wollte den Vormittag über auf die Suche gehen, ob sich nicht irgend etwas für ihn fände.

Kein Mansardenzimmer!"Ich kann so hoch nicht steigen. Die Lunge läßt mich zeitweilig arg im Stich". .

Parterrewohnungen sind aber häufig feucht," warf Trude ein. Sie hatte einmal in einer solchen gewohnt. Dann schoß ihr eine Idee durch den Kopf.Möchtest du zu den Eltern nach Dorfbach?"

Wohin?"

Nach Dorfbach!" .

Das kenn ich nicht!" (Fortsetzung folgt)