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Mit den illustrierte« BeilagenFeierstunden* Unsere Heimat*,Die Mode vom Tage*.

Bezugspreise: Monatlich einschließlich Trägerlohn 1.60; Einzelnummer 10 Erscheint an

jedem Werktage. Verbreitetste Zeitung im O.-A.-Bezirk Nagold. Schriftleitung, Druck und Verlag v. E. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

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Mit der landwirtschaftlichen Wocheubeilage: Hans-, Garten- und Landwirtschaft*

Anzeigenpreise: Die 1-spaltige Vorgiszeile oder deren Raum 20 -Z Familien-Anzergen 15 -Z, Reklamezeile 60 L, Sammelanzeigen 50 Aufschl. Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an besonderen Plätzen, wie für telephonische Aufträge und Thiffre-Anzeigen wird keine Gewähr übernon

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Nr. 177

Gegründet 1827

Mittwoch, den 31. Juli ISS»

Fernsprecher Nr. 29

1V3. Jahrgang

Giftgasfund in Berlin

Die erste große Schwierigkeit Mae Donalds

Masken. War eine Maske nicht dicht, so konnte das an dem auftretenden Augentränen festgestellt werden. Gelegentlich wurde dieses Gas auch im Schützengrabenkampf verwendet, indem es bei günstiger Windrichtung in den feindlichen Schützengraben abgeblasen wurde. Von tödlicher oder ge­fährlicher Wirkung ist dieses Gast nicht. Die Fabrik dieses Reizgases stand früher in der Barstraße in Wilmersdorf. Nach dem Krieg wußte man nicht, was man mit den übrig­gebliebenen Gasflaschchen anfangen sollte und man vergrub ste. Der damalige Inhaber betreibt jetzt eine Fabrik von Feuerwerkskörpern in Sachsen. Es wird nun nachgeprüft, ob noch mehr Vergrabungen vorhanden sind, und es wird untersucht, auf welche Weise das Gas unschädlich vernichtet werden kann.

England aber hält fest an der unveränderten Kontrolle oer ägyptischen Außenpolitik. Es fordert die ägyptische An­erkennung der englischen Machtstellung im Sudan und den weiteren Verbleib der englischen Truppen in Kairo und Alexandrien. Der ägyptischen Regierung soll es verboten sein,, ohne englische Zustimmung mit andern Mächten poli­tische Verträge abzuschließen, überhaupt irgend etwas zu unternehmen, was im Gegensatz zu der Politik Englands stehen würde. Alle in der ägyptischen Armee tätigen frem­den Offiziere müssen englischer Nationalität sein und die Bewaffnung und Ausrüstung der ägyptischen Armee der­jenigen der englischen entsprechen. Auch will England nicht vor Ablauf von 5 Jahren seine Truppen vom Suezkanal zurückziehen und dann auch Garantien haben, daß die britische Verbindung mit Indien unter allen Umständen gesichert sei.

Was will nun Macdonald? Die neue Regierung hatte, zur Beruhigung der konservativen und liberalen Opposition, versprochen, daß in der auswärtigen Politik alles beim alten bleiben soll, nur in seinen innern Angelegenheiten soll Aegypten absolut unabhängig sein. Nun war demhohen" Kommissar Lord Lloyd schon die Chamberlainsche Politik der konservativen Re­gierung zu liberal. Wieviel mehr die jetzige des Außen- minisisrs Henderson! Deshalb sein Sturz.

Man darf gespannt sein, wie sich die ägyptische Frage weiter entwickeln wird. Macdonald hat hierin einen schwie­rigen Standpunkt. Die andern Schwierigkeiten nämlich die Forderungen der Bergarbeiter (siehe letzte Wochenschau) haben sich bereits angemeldet. Sie sind noch gefährlicher, denn sie kommen aus dem Schoße der eigenen Partei. Es heißt ein Sprüchlein:Gott behüte mich vor meinen Freunden. Vor meinen Feinden werde ich mich schon selbst zu wehren wissen."

Bei Erdarbeiten in der Barstraße in Berlin-Wilmersdorf strömte den Arbeitern ein Gas entgegen, Las bei ihnen Trä­nen erregte und vorübergehend das Sehvermögen störte. Di-- Erscheinung wurde zunächst wenig beachtet, dann aber brei­tete sich das Gas über die ganze Straße aus, und alles flüchtete. Polizei und Feuerwehr stellten fest, daß man bei de» Grabungen auf ein Lage^ von einigen hundert finger­dicken Fläschchen gestoßen war. die das bei Beginn des Gaskrieges 1915 verwendete sogenannte Tränengas enthielten. Davon war eine Anzahl Fläschchen zerschlagen worden, so daß das Gas ausströmen konnte. Das Gas diente eigentlich in den jedem Kriegsteilnehmer bekannten Prüfräumen zur Nachprüfung der Dichtigkeit der Gas-

Die Zurückberufung deshohen" ägyptischen Kommissars Lord Lloyd hat sowohl im Oberhaus wie im Unterhaus am letzten Freitag und Samstag den ersten ernsteren Sturm gegen die Arbeiterregierung entfacht. Namentlich war es Lord B i r k e n h e a d, der in dem sehr vornehmen Ober­hause eine Sprache führte, die man dort sonst niemals zu hören bekommt. Der Lord rief in größter Aufregung, daß er, wenn die Regierung in Abwesenheit des Parlaments irgendwelche kühne oder neue Experimente im Gebäude des Empirs (des britischen Weltreichs) auszuführen beabsichtige, seinen ganzen Einfluß aufbieten werde, um sie ausder Macht zu jagen.

Das war sehr deutlich! Wohl gehört Aegypten nicht mehr unmittelbar zum britischen Weltreich. Es ist keine Kronkolonie, es hat auch nicht die eigenartige Stellung Indiens, das halb Kolonie, halb Dominion ist, ist auch kein Dominion (wie Kanada, Australien, Südafrika, Neuseeland und Irland), also ein Staatswesen, das nur noch durch Personalunion mit der Krone Großbritanniens verbunden ist, ja Lloyd George hat 1922 das britische Protektorat über Aegypten aufgehoben. Und dennoch hat England m allen ägyptischen Angelegenheiten seine Hand im Spiel. Im Grund genommen ist der K ö n i g F u a d von Aegypten nichts anderes als englischer Vasall, eine Rolle, in der er sich übrigens ganz wohl fühlt. Die Jungägypter oder Nationalisten aber wollen im Gegensatz zu ihrem König und dessen gegenwärtige Regierung volle Souverä­nität und keine bloße Scheinsoüveränität, höchstens ein Militärbündnis mit England, und dies nur als eben­bürtiger Partner. Somit:Los von England!" Im einzelnen fordern die Nationalisten sofortige Zurücknahme der englischen Besatzungstruppen. Sie wollen Herr ihrer Außenpolitik sein, besonders aber das Recht haben, ihre militärischen Angelegenheiten nach eigenem Ermessen zu regeln und ihr jetzt nur kaum 10 WO Mann starkes Heer auf 80 WO Mann zu verstärken.

Neueste Nachrichten

Schlagwetter in einer schlesischen Grube

24 Take. 11 Verletzte

In einem Teil der Auflage wiederholt.

Waldenburg (Schlesien), 80. Juli. Auf der Friedens- Hoffnungs-Gruve in Nieder-Hermsdorf entstand am Mon­tag abend eine Explosion schlagender Wetter, durch die 23 Bergleute getötet, 7 schwer und 8 leicht verletzt wurden. Von den Schwerverletzten ist ein Mann im knappfchasts- lazarekt gestorben.

Die Schwesternschächte, die der Niederschlesischen Berg­bau A.-G. gehören, sind schon wiederholt von schweren Un- glücksfällen heimgesucht worden. So kamen am 31. De­zember 1895 31 Bergleute und am 10. Dezember 1891 14 Bergleute durch Schlagwetter ums Leben, und am 28. Mai 1920 fanden 5 Bergleute durch Brandgasvergiftung den Tod.

Von den 23 tödlich Verunglückten sind 14 Familienväter, die 28 Kinder hinterlassen. Das ganze niederschlesifche Stein­kohlenrevier steht im Zeichen der Trauer. Auf der Un­glücksgrube weht eine schwarze Fahne. Der Betrieb wurde vorläufig eingestellt, im übrigen ist der Betrieb nicht gestört.

Als Ursache des Unglücks nimmt man an, daß eine der Benzinsicherheitslampen, vielleicht aws Unvorsichtigkeit, ex­plodiert sei.

Beileid des Reichspräsidenten

Der Reichspräsident hat an das Oberbergamt Breslau folgendes Telegramm gerichtet:Tief erschüttert durch die Nachricht von dem schweren Schlagwetterunglück im Wal- denburger Revier bitte ich Sie, den Hinterbliebenen der ge­töteten Bergleute den Ausdruck meiner herzlichsten Anteilnahme zu übermitteln und den Verletzten meine besten Wünsche für ihre baldige Wiederher­stellung auszusprechen.

Das Befinden des Reichskanzlers

Heidelberg, 30. Juli. Das Befinden des Reichskanzler" Müller hat sich soweit gebessert, daß er Besuche emp­fangen kann.

Besuch des Königs Gustav. Der König von Schweden fährt am 2 August nach Deutschland und der Inse^ Mainau, um dort der schwedischen Königin einen Besuch abzustatten.

Angebliche Aeutzerrmgen Parker Gilberts über die AeichS- finanzfnhrung

Berlin, 30. Juli. In politischen Kreisen wird behaupte^ der Dawesaoent Parker Gilbert habe sich sehr abfäb- lig über die Befähigung des ReichSfinanzminifiers Dr. Hil­fe r d i n g geäußert. Der derzeitigen Führung der deutschen Finanzwirtschaft sei kein großes Vertrauen entgegenzubrin- gen. Warum meint dann aber Gilbert in seinen Berich­ten immer wieder, Deutschland könne bezahlen?

Beginn der Haager Konferenz am 8. August?

Berlin, 30. Juli. Es wird immer wahrscheinlicher, daß die Konferenz am 8. August beginnen wird. Wenn di« französische Kammersitzung so ausgeht, wie die französisch, Presse annimmt, könnte sie am Mittwoch abend beendet sein. Ueber die Zufammenberufuna und den Vorsitz der Kon­ferenz kann noch nichts gesagt werden. Die deutschen Minister treffen in dieser Woche fast vollzählig in Berlin ein.

Die Veflaggung der städtischen Gebäude in München

München, 30. Juli. Der Stadtrat hat einen sozialdemo­kratischen Antrag, am Verfassungstag di« städtischen Ge­bäude in den neuen Reichsfarben zu beflaggen, mit 21 ge- gen 17 Stimmen abgelehnt. Oberbürgermeister Schar­nagel erklärte, es bestehe kein Anlaß, von der bisherigen Gepflogenheit abzuweichen, den Rathausturm in den städti­schen (schwarz-gelb), bayerischen und in den allen un- neuen Reichssarben zu flaggen. Auch der nationalsozialistische An-

ragessinesel

Der Reichsminister für Ernährung und Landwirlschafk» Dieirich, verhandelte am Monkag in Glotterbad (Baden) in Anwesenheit eines Berlrekers des badischen Innenministe­riums mit Berlretern der badischen Landwirtschaft, der Städte und des Handels über eine Regelung der badischen Milchverhälknisse. In der Besprechung wurde ein weit­gehendes Einverständnis zwischen Land, Stadt und Handel erzielt, so daß nunmehr die sichere Hoffnung auf eine durch­greifende Regelung besteht. Der Reichsminister sagte eine weitgehende ilnkerstützung durch namhafte Zuschüsse und Darlehen aus dem Produttionsförderungsprogramm. sowie durch Gewährung von Zinsverbilligungszuschüssen zu.

Poincars soll am Donnerskag von Professor Marion operiert werden.

Die italienische Presse verhält sich zu dem Wechsel des Ecstpräfidenlen in Frankreich sehr kühl. Der halbamtliche Tevere" schreibt, in der Richtung werde sich durch die 12. Minisierpräsidentschaft Briands gar nichts ändern. Das einzige sei. daß der dickköpfige poincare durch den geschmei­digen Briand erseht werde.

trag, am Verfassungstag überhaupt nicht zu flaggen, würbe abgelehnt.

Der Polizeipräsident hat eine für den 1. August geplante kammumstisclu: Kundgebung gegen China und für Sowjet­rußland verboten.

Verminderung der französischen Schießübungen in der Pfalz

Koblenz, 30. Juli. Wie verlautet, wird die Zahl der von der französischen Militärbehörde für August und September angekündigten Schießübungen im Gelände von Herxheim- Weyher bei Landau, dis den Reichskommissar für die besetz­ten Gebiete veranlaßt hatten, bei der Rheinlandkommission Vorstellungen zu erheben, mit Rücksicht auf di« Erntezeit herabgesetzt.

Verurteilung angeblicher Spione

Paris, 30. Juli.Petit Puristen" meldet aus Straßburg, das dortige Strafgericht habe wegen angeblicher Spionage die Deutschen Neuhard und Lorentz, die versucht haben sollen, sich das Modell einer neuen Schnellfeuer­waffe zu beschaffen, zu je 2 Jahren Gefängnis, 500 Fran­ken Geldstrafe und 5 Jahren Auifenthaltsverbot verurteilt.

Der Grund der englischen Unzufriedenheit mit dem Poungplan

Reuyork, 30. Juli. DieWorld" schreibt, im englischen Unterhaus habe der Poungplan deshalb eine so ungünstig« Beurteilung gefunden, weil man hoffe, daß die Internatio­nale Bank nach London verlegt werde, als Entschädigung für die im Poungplan England zugemuteten Opfer.

Ein Uebergriff der Besatzung in Landau

Landau. 30. Juli. Einen schweren Uebergriff, wie er selbst in den schlimmsten Zeiten der Besetzung nur selten vorkam, hat sich die Besetzungsbehörde in Landau gegen­über der Stadtverwaltung und einem Hausbesitzer erlaubt. In den oberen Stockwerken des früheren Hotels Bayrischer Hof, dessen Erdgeschoß zurzeit zu Läden umgebaut und dessen Sandsteinfassade gleichzeitig gereinigt wird, wohnen außer zwei deutschen Familien auch drei französische Offi- ziersfamilien, darunter ein Hauptmann. Dieser behauptete, daß die Wohnungseinrichtungen der französischen Familien unter dem Umbau stark gelitten hätten, wobei er gleich­zeitig seiner Verwunderung Ausdruck gab, daß die Deutschen immer Geld für Bauten und andere Zwecke hätten, sich da­gegen von den Reparationszahlungen drücken wollten. Da der Hausbesitzer die unberechtigte Forderung des Hauptmanns nach Wiedergutmachung des angeblichen Schadens ablehnte, wandte sich dieser an die Besatzungs­behörde, die daraufhin an die Stadtverwaltung das An­sinnen stellte, den Hausbesitzer zu veranlassen, den drei französischen Wohnungsinhabern eine Entschädigung von insgesamt 10 WO Franken zu zahlen. Die Stadtverwaltung lehnte dieses Ansinnen selbstverständlich ab, zumal zur Regelung von Entschädigungsforderungen ein sogenannter Gemischter Bewertungsausschuß besteht. Dennoch behorrt» die Besetzungsbehörde darauf, daß die Stadtverwaltung unter Umgehung des Bewertungsausschusses den Haus­besitzer zur Zahlung der Entschädigung veranlassen solle, und drohte sogar mitSanktionen", das heißt mit dem Ver­bot weiterer Bauarbeiten an dem Haus. Die Stadtver­waltung hat daraufhin gegen das Vorgehen der örtlichen Besetzungsbehörde bei der Vorgesetzten Dienststelle Be­schwerde erhoben.

Es bedarf gar keiner näheren Begründung, daß das Verhalten der Landauer Besetzungsbehörde einen Will­kürakt darstellt, oenn die Entschädigungsforderung ent­behrt jeder rechtlichen Grundlage, was auch daraus hervor- geht, daß die Besetzungsbehörde Landau die Forderung unter Umgehung des Rechtswegs durchzusetzen versucht.