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Württemberg
Stuttgart, 30. 3uli. UmdasPräsidiumdesLan- desfinanzamts. Dem Vernehmen nach beabsichtigt die Aeichsregierung, auf die Stelle des Präsidenten des Landesfinanzamts Stuttgart den Landesfinanzamtspräsidenten Pfeiffer in Kiel zu versehen. Es wäre, so schreibt der „Schwäb. Merkur', bedauerlich, wenn diese für die württembergischen Finanzen und Wirtschaft so wichtige Stelle einem Nichtwürktemberger zufallen würde. Es ist wohl an- unehmen, daß die württ. Regierung darauf bestehen wird, aß die Stelle mit einem württembergischen Steuerfachmann beseht wird.
ep. konsistorialpräsident a. D. von Zeller 80 Jahre alt. Am 1. August darf ein um die Evang. Landeskirche Württembergs hochverdienter und von vielen hochverehrter Mann, Konsistorialpräsident a. D. L>. Hermann von Zeller, frisch an Körper und Geist die Vollendung seines 80. Lebensjahres feiern. Der letzte württ. Konsistorialpräsident ist am 1. August 1849 im Pfarrhaus zu Döffingen geboren und war nach dem Wunsch der Eltern und des eigenen Herzens für den kirchlichen Dienst bestimmt gewesen. Im Jahr 1912 wurde er als 63-Jähriger zum Konsistorial- präsidenten berufen. Seiner gütigen und gerechten, ruhigen und weitschauenden Art ist es zu verdanken, daß noch kurz vor der Staatsumwälzung jenes Gesetz zustandekam, das für den Fall, da kein evang. Fürst an der Spitze unseres Landes mehr stünde, eine Evang. Kirchenregierung mit dem Konsistorialpräsidenten an der Spitze vorsah. Dieser Evang. Kirchenregierung wurde die Aufgabe zuteil, nach der Revolution zusammen mit der verfassunggebenden Kirchenoersammlung in eine neue Zeit hinüberzuleiten. Möge dem nun 80-Jährigen, der am 29. April d. I. mit feiner Gattin Luise Zeller geb. Römer das Fest der goldenen Hochzeit feiern durfte, nach einem in Amt und Haus, in Freud und Leid überaus gesegneten Leben noch manches Jahr in körperlicher und geistiger Frische geschenkt sein!
ep. -Internationale Pressekonferenz in Basel. An der von der christlichen Pressekommission auf 21. bis 23. August nach Basel einberufenen Regionalkonferenz christlicher Schriftleiter werden evangelische Journalisten aus 6 Ländern teilnehmen. Im Mittelpunkt einer öffentlichen Versammlung in der St. Martinskirche steht das Thema „Die Mission des gedruckten Worts." Von den Rednern seien u. a. genannt Redakteur G ü nzl e r-Stuttgart, Prof. l). Hinderer- Berlin, Pfarrer v. K ö ch l i n - Basel. An die allgemeine Konferenz schließt sich eine Sondertagung für Schriftleiter christlicher Juaendblätter.
Von der Technischen Hochschule. Rektor und Senat der Technischen Hochschule haben folgende Ehrungen verliehen: den Doktor-Ingenieur ehrenhalber dem Professor Gerhard S ch u lz e - P i l l o t an der Techn. Hochschule Danzig, den Ehrensenator dem Architekten Oskar Walz in Zürich.
Der Ehrenhain auf dem Waldfriedhof. Mit dem Gedenkstein der 26. Kav.-Brigade ist, wie Exz. Freiherr von Soden mitteilt, der Kreis der Ehrenmale des Waldfriedhofs nun bald geschlossen. Es fehlt nur noch ein Obelisk für die 204 Jnf.-Division, der voraussichtlich im November eingeweiht werden soll. Ob sich die Eisenbahntruppen, sowie die Munitionskolonnen und Trains noch entschließen werden, die Erinnerung auch an diese Waffen auf dem Waldfriedhof wachzuerhalten, steht noch nicht fest. Den Schlußstein des Ganzen soll ein bildhauerischrs Denkmal für das Rote Kreuz im Vorhof der Waldfriedhofkirche bilden, das den Gedanken des Opfers für das Vaterland, der Erlösung, der Versöhnung durch den Tod zum Ausdruck bringt.
Ueber eintausend Bausparverträge. Die Bausparkasse der Städt. Sparkasse Stuttgart, die am 1. April vorigen Jahrs ins Leben gerufen wunde, konnte bereits über 1000 Bausparverträge mit einer Gesamtvertragssumme von etwa 11 Millionen RM. abschließen. An Baugeldern hat die Bausparkasse der städtischen Sparkasse bis heute gegen 1 Million RM. zugeteilt.
Versetzung des Standbilds des Herzogs Christoph. Das bekannte Standbild des vierten württembergischen Herzogs Christoph (1515—1568) auf dem Schloßplatz soll versetzt werden. Der Sandsteinsockel ist schon lange einer Erneuerung bedürftig und diese Gelegenheit sollte zu einer
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Versetzung von dem, wie allseitig anerkannt ist, nicht ge- I rade recht passenden Platz benützt werden. Es war vorgeschlagen worden, das Standbild vor den Eingang des Alten Schlosses zu setzen — Herzog Christoph ist der Erbauer dieses Schlosses — man hat aber nun eingesehen, daß dieser Platz ganz ungeeignet wäre. Ein Sachverstän- digen-Beirat hat nun den Vorschlag gemacht, das Herzogs- Standbild an die Stelle des Denkmals des großen Stuttgarter Bildhauers Dannecker, das durch die seinerzeitige Beraubung der Geniusfigur ohnedies verstümmelt ist, zu setzen und mit einem neuen Sockel zu versehen, die gegossenen Reliefbilder im Hof des Alten Schlosses unterzubringen. Das Dannecker-Denkmal aber soll in der Wandelhalle des Kunstgebäudes aufgestellt werden.
Derhaflung von Kommunisten. Am Samstag abend wollten eine Anzahl Kommunisten in verschiedenen Lastautos zum «Roten Tag' im Saargebiek fahren. Beim Pragwirtshaus wurde die Gesellschaft jedoch von der Schutzpolizei angehalten und ein Teil feskgenommen. Einem anderen Teil gelang es, sich durch die Büsche zu schlagen.
Cannstatt, 30. Juli. Taucherarbeiten im Neckar. Am Sonntag nachmittag konnte man an der König-Karls- Brücke interessante Taucherarbeiten beobachten. An dem mitten im Neckar oberhalb der König-Karls-Brücke stehenden Betonpfeiler war es in der letzten Woche nicht.gelungen, die ihn umgebenden eisernen Spundwände mit Maschinenkraft herauszuziehen: sie sollten entfernt werden, da die Arbeiten an dem Pfeiler abgeschlossen sind. Die Spunddielen saßen aber fest im Boden eingerammt. Man entschloß sich daher, sie unter Wasser, an der Sohle des Neckarbetts, mit einem Schweißapparat abzuschneiden. Diese Arbeit wurde am Sonntag nachmittag von einem Taucher ausgeführt, der fachgemäß mit einem Taucherhelm samt Luftzu- und Ableitungsschläuchen ausgerüstet war und auf einer Leiter in die Tiefe stieg. Die Luft wurde ihm während seiner Arbeit von zwei Männern zugepumpt, die auf dem Pfeiler den Luftzuführungsapparat bedienten. Die Arbeiten wurden von einer großen Menschenmenge mit Interesse verfolgt.
Urach. 30. Juli. Von der Realschule. Die seit dem Jahre 1911 bestehende Latein- und Realschule mit an- geschlossener privater 6. Klasse wurde nun durch Verfügung des Kultministeriums in eine Realschule mit Latein- abteilung und Rektorat umgewandelt. Damit ist die zurmittleren Reife führende Klasse 6 verstaatlicht und die Realanstalt ausgebaut.
Großengstingen OA. Reutlingen. 30. Juli. Ein Pferd durch einen Bienenschwarm getötet. Eines der beiden Pferde des Landwirts Rudolfs, die von einem Bienenschwarm übel zugerichtet wurden, ist an den Bienenstichen verendet. Man hofft, das andere Pferd am Leben erhalten zu können. Der Bienenzüchter war versichert, so daß dem Landwirt der Schaden ersetzt wurde.
Tübingen, 30. Juli. 10 0. S t i f t u n g sf e st der Akademischen Liedertafel. 8um letztenmal hatten sich gestern die alten Liedertäfler zusammengefunden, um den 100. Geburtstag der von Silcher gegründeten Akademischen Liedertafel zu feiern und gleichzeitig die Auflösung zu vollziehen. Zuerst brachte man am Silcherdenkmal am oberen Ende der Platanenallee dem Altmeister des Lieds eine Huldigung dar, wobei Professor Dr. Nägele die Gedenkrede hielt. In geschlossenem Zug begab man sich dann zum Museum, wo im Silchersaal die allgemeine Zweier stattfand. Professor Fladt ergriff zu einer Silcherreds das Wort. Ministerialrat Dr. Beißwänger sprach namens des Kultministeriums, Professor Dr. Hennig für die Universität, Oberbürgermeister S ch e e f namens der Stadt, Prof. Reiniger-Cannstatt, ein Anverwandter der Sil- cherschen Familie, sprach in einem Gedicht den Dank der Familie für die Ehrung des Altmeisters aus. Eine weitere kurze Rede hielt Dr. Arnold Elben, der Sohn des Mitbegründers des Schwäbischen Sängerbunds. Professor Dr. Nägele verlas ein Schreiben des Sängerkranzes Tübingen, worin der Beschluß mitgeteilt wird, alljährlich eine Silcherfeier zu veranstalten. Unter den vielen Anwesenden sah man auch Enkel und Enkelinnen Friedrich Silchers.
Mittwoch, 31. Juli 1929.
Tübingen. 30. Juli. Duldsamkeit gegen stu- dentische,,Nachtruhe st örunge n". Im Gemeinde- rat kamen „Nachtruhestörungen" durch Studenten zur Sprache. Gemeinderat Professor Dr. Köhler, der frühere Innenminister, meinte, in einer kleineren Universitätsstadt müsse man ein Auge zudrücken. Jedenfalls sei der nachtruhestörende Lärm eines Motorrads oder Autos viel schlimmer, als wenn ein junger Student nächtlicherweile noch ein Lied singe. Dieser vernünftigen Meinung schloß sich dann auch das Kollegium an. _._
Waldsee, 30. Juli. Gedenktag. Am 4. August begeht die hiesige stattlich herangewachsene evangelische Kirchengemeinde in feierlicher Weise das 40jährige Bestehen ihres schönen Kirchleins.
Ravensburg. 30. Juli. Hagelschaden. Beim letzten Hagelwetter wurde auf dem Hofgut Aichach die Ernte von etwa 4000 Obstbäumen vernichtet.
Von der bayerischen Grenze, 30. Juli. Der Hagelschlag — Frecher Dieb. Nach den Schätzungen der Bezirksbauernkammer Neu-Ulm wurde im Stadtbezirk Neu-Ulm durch das Hagelwetter vom 4. Juli eins Gesamtfläche von 3940 Tagwerk betroffen und ein Schaden von rund 291 000 RM. angerichtet. — Aus der Frauenkirche in Ehingen wurden zwei romanische Altarleuchter vom Altar gestohlen.
Singen a. H., 30. Juli. Vom Jugendheim „Hohentwiel". Seit Jahresbeginn ist die hiesige Jugendherberge von insgesamt 4312 übernachtenden Personen ausgesucht worden. Der leichte Rückgang im Besuch gegenüber dem Vorjahr dürfte auf die längere Kälteperiode und schließlich auch darauf, daß manche Familien sich in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen befinden, zurückzuführen sein. Es stehen allerdings für dieses Jahr noch zahlreich« angekündigte Besuche aus, darunter auch solche verschiede-' ner Schulen aus Freiburg. ^
Aus Stadt und Land
Nagold, den 31. Juli 1929.
Das ist die wahre Natur des Heims: es ist ein Ort des Friedens, der Zuflucht nicht nur vor aller Verletzung, sondern vor allem Schrecken, allem Zweifel, aller Spaltung. Ruskin.
Und die Mutter?
Die Ferienzeit ist da und mit ihr nach einem Jahr unermüdlicher Arbeit die wohlverdiente Ausspannung vieler Mütter. Bis zuletzt haben sie gesorgt, gepackt, alles daheim verwahrt, haben nebenher die zappelnde Ungeduld ihrer ferienhungernden Jugend beschwichtigt. Und endlich sitzen sie zu ihrer eigenen großen Ueberraschung in der Bahn, um dem näher oder ferner gelegenen Ziel entgegenzufahren, das auch die Mutter aus dem alltäglich-mechanisch Gewohnten herausbringen und dem abgekämpften, müden Menschen „Erholung" geben soll.
Erholung! Wie nötig ist sie nicht nur für den „Berufsmenschen". sondern auch für diejenige, die von der ersten morgenlichen Verrichtung im Haushalt bis zum Lichtlöschen tagaus tagein körperlich und seelisch der Mittelpunkt des Familienkreises sein soll! Deren „Beruf" man nicht nach bestimmten Stunden zählen, die als Jmmerbereite, als Niemüde ihren vileseitigen Ausgaben nachzukommen hat: Körperlich als Vorsteherin des Hauses und Verwalterin wirtschaftlicher Güter: seelisch als Beruhigungsfaktor im Leben von Mann und Kindern, indem sie ihnen in „selbstverleugnender Einfühlungsfühigkeit" einen Ausgleich zu schaffen Zucht für die Hetze des außerberuflichen Lebens. Beides aber bedarf, soll es zum Segen der Familie erhalten bleiben, der Auffrischung, der Erholung. Wenn der Born heiliger Frauen- und Mutterkräfte nicht immer wieder gespeist wird aus Stunden äußerlicher Ruhe und stiller, innerlicher Sammlung, muß es versiegen. Und wo das Maß der Körperkräfte durch immer gleiche Inanspruchnahme überfordert wird, ist in erster Linie die Familie der notleidende Teil.
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(Nachdruck verboten).
(Fortsetzung 53)
„Es ist doch unser Bruder!" war Trudes entsetzte Erwiderung.
„Eben deshalb! Lieber tot als ein Krüppel!"
Die Schwestern verstanden sich nicht mehr. Verstimmt reiste die ältere ab.
Trudes Wangen wurden wieder so bleich und schmal wie ehedem. Wenn sie auch in den Nächten Ruhe hatte, die Tage waren dafür desto reicher an Aufregung. Und bei Tag war auch Rita nicht erreichbar. Sie verbrachte viele Stunden bei Erünfeld. Die Rechnungen häuften sich auf ihrem Schreibtisch, und wenn auch Gerda die gesamten Kosten für Max Pflege und was sonst noch anfiel, sich zu tragen erboten hatte, Sorrent und Capri verschlangen eine ganz respektable Summe.
Wochenlang änderte sich nichts in dem Zustande Max von Ebrachs, das auf eine Besserung gedeutet hätte. Es blieb immer dasselbe.
Dann kam endlich gegen Mitte März die erste Nacht ohne Fieberträume.
„Er ist über den Berg!" sagte der Sanitätsrat. „Den Leib hätten wir geflickt, wie aber ist es mit der Seele?"
Rita lächelte. „Ich hoffe, daß sie auch über dem Berge ist!"
„Wirklich! Es ist Ihnen gelungen, Gnädigste?"
„Es ist mir gelungen! Das heißt jemand anderem, der keine Ahnung davon hat".
Er küßte ihre Hand. Ob sie wohl für all ihre Güte und Uneigennützigkeit Dank ernten würde. „Wie gehts dem Herrn Gemahl?"
Ihr Gesicht blieb ganz in dem klaren, matten Weiß, ohne die Spur einer Färbung anzunehmen, als sie ihm erwiderte, daß er sich wohl befände. Er hatte sich also möglicherweise getäuscht. Es schienen doch damals keine Liebeshändel mit im Spiel gewesen zu sein. Wenigstens
war er es gewesen. Darüber bestand kein Zweifel. Sie war eine schöne Frau. Obendrein die Frau des Bruders. Da konnte man ab und zu dies und jenes riskieren. Einen Kuß, ein kleines Scharmützel und ähnliches, das ein bißchen schwägerlich ausfiel und doch nicht so harmlos war, als es hätte sein sollen.
So war er denn auch ungeheuer neugierig, wie die Dinge sich weiter entwickeln würden, wenn der Gatte der schönen Frau aus dem Süden zurückkam.
Er hatte seinerzeit auch die ganze Affäre der Schiesserei miterlebt und glaubte bis heute nicht, daß das bloß jo „per Zufall" losgegangen wäre.
Da hätte allerhand dahintergesteckt, und jetzt wars wieder so der Fall, daß der Herr Max von Ebrach hier gepflegt und gepäppelt wurde.
Er mußte zwar ziemlich lange warten in diesem Falle, aber er besaß Geduld und Ausdauer und kam getreulich, auch als es nicht mehr so unbedingt notwendig gewesen wäre, daß er seine tägliche Visite machte. „Ein Freundschaftsbesuch!" sagte er dann zu Rita und beugte sich über ihre weiße Hand.
Er setzte nur jeden dritten Tag auf die Rechnung, dann plauderte er nicht erst im Flur mit den Damen, sondern trat sofort in das Zimmer und untersuchte den Patienten.
Ostern fiel dieses Jahr um die Mitte des April. Am Auferstehungstage verließ Max von Ebrach zum ersten Male sein Schmerzenslager.
Taumelnd, wirr, mit einem entsetzlichen Gefühl in den Füßen, als seien sie gelähmt, hing er der Schwester am Arm. Der Sanitätsrat stützte ihn auf der anderen Seite. „Es geht, Herr von Ebrach! Nur immer festen Willen!"
„Ich habe ja keinen eigenen mehr!" sagte Max und sah zu Rita hinüber.
Der Sanitätsrat schickte einen Blick zu ihr, der ihr ein feines Rot in die Wangen trieb.
„Es gibt Dinge im Leben, die jedes Opfer wert sind!" sagte sie. Ihre Augen ruhten nicht auf dem Arzte, sondern in denen des Schwagers.
Max versuchte die Sohlen aufzusetzen. — Er biß die Zähne zujammen und schloß die Augen zu einem engen Spalt. Für mehr als fünf Schritte reichte sein Wollen trotzdem nicht.
Aber Rita war es zufrieden.
Nach Tagen schlürfte er auf zwei Stöcken durch die Wohnung. Trude hing vor Freude weinend an seinen Hals. „Du wirst mich um!" mahnte er und ließ sich küssen.
Er lächelte Rita an.
Sie erwog, was es ihm gekostet haben mochte, ihr dies zu schenken: jein erstes Lächeln! — Ohne Zögern trat sie hinter seinen Stuhl und drückte seinen Kopf gegen sich.
„Ich danke dir, du Euter!-" Dann küßte sie ihn.
„Verrate mich nicht, Trude!" bat sie, „wir sind beide schon einmal so bitter hart gestraft worden jür solch einen Kuß".
„Ich begreife Ernst nicht!" Trude bekam einen harten Zug um den Mund. Sie war auf Ritas Seite.
„Laß!" Max hatte einen gequälten Ausdruck in den Augen. „Er war im Recht!"
Da schwiegen sie und sprachen von anderem.
15.
„Rita, es liegt ein Telegramm für dich im Eßzimmer!" sagte Trude und half an Stelle des Mädchens der Schwägerin aus dem Mantel.
„Wann ist es gekommen?"
„Vor einer halben Stunde. Es schien mir nicht mehr der Mühe wert, dirs erst noch lange zu Erünfeld zu schik- ken. Ich denke, es wird von Gerda sein".
Rita ließ das Licht aufflammen und riß das blaue Siegel herab.
„Kommen morgen abend".
Vater — Ernst.
Einen Augenblick fühlte sie sich ganz in schwebende, oankende Wolken gehüllt. Sie hörte ihr Blut in den ren surren und hatte die Empfindung, als seien ihre ze lahm geworden.
Trude beobachtete sie ängstlich. „Eine schlimme Nächst. Rita?" ... . .
„Ich hoffe nicht!" Sie reichte ihr das Blatt über dre
Da lagen zwei Arme um ihren Hals. „Fürchtest du !?"
Keine Antwort.
„Rita! Du liebst ihn nicht mehr?"
„Ich weiß es nicht!"