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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Dienstag, 9. Juli 1929.

wärts gekommen sind, zusammengetrelen. Wie verlautet, soll der bisherige Verhandlungsführer Reichsminister a. D. Hermes abberufen und durch Ministerialdirektor Ernst vom Reichsfinanzministerium erseht werden.

In der Presse wird teilweise der Befürchtung Ausdruck gegeben, daß wieder die landwirtschaftlichen Interessen, die von Hermes verteidigt worden seien, preisgegeben werden sollten. Dies wäre um so weniger nötig, als Polen durch sein« eigene wirtschaftliche Lage gezwungen wäre, bei den Handelsverkragsverhandlungen sein« übertriebenen Forde­rungen zu ermäßigen.

Das Ergebnis der Berliner Studentenwahlen

Berlin, 8. Juli. Bei den Wahlen zur Studentenvertre­tung an der Universität Berlin fielen Stimmen auf die Deutsche Finkenschaft 1101 (1927 1291), Nationaler Berliner Waffenring 3742 (227S), Nationalsozialistischer Studenten­bund 1377 (749), Deutsche Gruppe 761 (617), Fraktion der Studentinnen 471 (), Ring nationaler Studentinnen 232 l), Studentische Mittelgruppe 447 ().

Das Wahlergebnis bedeutet einen Protest der Berliner Studentenschaft gegen den preußischen Kultusminister Becker, der die akademischen Kundgebungen gegen die Kriegsschuldlüge am 28. Juni verboten hatte. Als die Stu­dentenschaft trotzdem einen Aufzug machte, war sie von der Schupo mit Gummiknüppeln auseinander getrieben worden.

Rektor und Senat der Universität Kiel haben in einem Schreiben an den Minister Becker Einspruch dagegen er­hoben, daß von dem Minister die von den deutschen Uni­versitäten geplanten Kundgebungen gegen die Kriegsschuldlüge, sowie von der preußischen Regie­rung Kundgebungen der Beamten verboten worden sind. Das Verbot sei eine Verletzung der verfassungsmäßigen Rechte der Staatsbürger.

Empfang beim Reichspräsidenten

Berlin, 8. IM. Der Herr Reichspräsident empfing heute den Präsidenten der Bereinigten lutherischen Kirche in Amerika, Reverend Dr. F. H. Knube l, der von dem hiesigen amerikanischen Botschafter begleitet war.

Ernste Lage in Lodj ^

Warschau, 8. Juli. Das BlattRozwoj" berichtet, die Lage in Lodz, der bedeutendsten Industriestadt Polens, sei verzweifelt. 75 v. H. der Arbeiter seien seit längerer Zeit nur 2 bis 4 Tage in der Woche beschäftigt und verdienen meist zusammen mit einer zahlreichen Familie 8 bis 20 Zloty (3.769.40 Mark) in der Woche. Die Zahl der völlig Arbeitslosen wachse von Tag zu Tag. Die größte Webwaren- ^brik in Lodz, Schreiber und Roman, arbeite kaum zwei Tage in der Woche, obwohl schon 3000 Arbeiter entlassen seien. Bei den verzweifelten Arbeitermassen finden die kom­munistischen Werbungen fruchtbaren Boden. ,

. Der spanische Verfassungsentwurf ^

Madrid, 8. Juli. Primo de Rivera hat der National­versammlung feinen Entwurf über die neue Verfassung, der auf die Zurück-rängung des Partei wese ns und auf Stärkung der aus führenden Gewalt abzielt, vorgelegt. Danach sollen die Frauen das aktive un- passive Wahlrecht erhalten. Statt des bisherigen Senats soll ein Thronrat geschaffen werden, der aus gewählten, ernannten und eigenrechtlichen Mitgliedern besteht. Der Landtag wird zur Hälfte gewählt (auf 100000 Ein­wohner ein Abgeordneter); 30 Abgeordnete sind vom König zu ernennen, die übrigen werden den Berufsftän-en ent­nommen. Der Landtag kann den Ministern weder eine Vertrauens- noch eine Mißtrauenserklärung erteilen. Die T h r o n e rb f o l ge wird genau geregelt und die katholische Religion zur Staatsreligion erklärt. Primo de Rivera erklärte, zur Durchführung der neuen Verfassung müsse die Diktatur noch anderthalb Jahre bestehen bleiben.

Württemberg

. Stuttgart. 8. Juli. ^

- Der neue Geistliche au der Gedächkniskirchs. Die er­ledigte Stodtpfarrstelle an der Gedächtniskirche in Stuttgart wurde dem zweiten Stadtpfarrer an der Nikolaikirche in Herlbronn, Erwin Jßler, geb. 1890 in Lausfen, über­tragen.

Jubiläumsfeier für Chefredakteur Reiß. Am Samstag, 6. Juli, fand im Speisesaal des Bahnhofturms eine Feier zu Ehren von Joseph Reiß, Chefredakteur an derIpf- und Iagstzeitung", statt, der am 1. Juli vor 25 Jahren in den Dienst des Blattes getreten war.

Die Eröffnung de«Deutschen Luftfahrtmuseums ln Stuttgart", das heute gegründet wurde, wird nach Abschluß der Vorbereitungen voraussichtlich im nächsten Frühjahr erfolgen können.

Serenaden-Abend. Der zweite Mozart-Serenadenaben- findet am Mittwoch, den 10. Juli, wieder im festlich beleuch­teten Hof des Alten Schlosses statt.

Untersagung der Tätigkeit eines Rechtsagenten. Dem Rechtsagenten Karl Zehner ist durch rechtskräftigen Be­scheid des Bezirksrats Stuttgart die gewerbsmäßige Besor­gung fremder Rechtsangelegenheiten, sowie das Geschäft eines gewerbsmäßigen Vermittlungsagenten für Jmmobi- lienverträge und Darlehen untersagt worden.

3 Selbstmorde. Am Samstag abend verübte ein 44 I. a. Architekt in der Nähe des Bahnwarthauses 7, im Gewand Falkert, dadurch Selbstmord, daß er sich von einer Leerloko­motive der GLubahn überfahren ließ. Heute morgen be­ging ein 61 I. a. Mann in seiner Wohnung in der Mühl- vergstraße ln Feuerbach Selbstmord durch Gasvergiftung. In einem Gartenhaus im Gewand Gaizen auf Markung Feuerbach wurde ein 52 I. a. Lagerist erhängt aufgefunden. Auch in diesem Fall liegt Selbstmord vor.

Stuttgart, 8. Juli. Lage des Arbeitsmarkts in Südwestdeutschland. In der Berichtszeit vom 27. Juni bis 3. Juli hat der Arbeitsmarkt, insbesondere in den würt- tembergischen Bezirken, ein« deutliche Neigung zur Ab­schwächung gezeigt. Die Entlastung, welche die Arbeitslosen­versicherung In den badi'schen Bezirken nochmals erfahren hat, ist zu einem erheblichen Teil auf die Aussteuerungen in­folge Erschöpfung des gesetzlichen Ilnterstützungsanipruchs zurückzuführen. Der Stand der Hauplunterstühungsempfän- ger am 3. Jul! war folgender: In der versicherungsmäßigen

Arbeitslosen-Unterstützung 33014 Personen (22 663 Männer, 10 351 Frauen), in der Krisenunter - stütz ung 9811 Personen (7573 Männer, 2238 Frauen). Die Gesamtzahl der Unterstützten fiel um 1931 oder 4,3 v. H. von 44 756 Personen (31366 Männer, 13 390 Frauen) aus 42 825 Personen (30 236 Männer, 12 589 Frauen). Davon kamen auf Württemberg 11324 gegen 11146 und auf Ba­den 31 501 gegen 33 610.

Im Gesamtbezirk des Landesarbeitsamts Südwestdeuttch- land kamen am 3. Juli 1929 auf 1000 Einwohner 8,5 Haupt- unterstühungsempfänger gegen 11,6 am, 15. Mai, 16,0 am 17. April und 31,9 am 6. März.

Die gute Beschäftigung des Baugewerbes, insbesondere des Tiefbaugewerbes, bot dem Arbeiksmarkt eine Stütze.

Fernbeben. In der Nacht zum Montag wurde von Hohenheim ein starkes Beben in 9300 Kilometer Entfernung (Japan oder Miktelamerika) verzeichnet.

Lannstatt, 8. Juli. Die Baugrube bei der König- Karls-Brücke ersoffen. Die Baugrube ober- und unterhalb der König-Karls-Brücke ist lautCannstatter Zei­tung" am Samstag wieder einmal ersoffen, un- zwar dies­mal so gründlich, daß der Wasserspiegel in ihr so hoch steht wie der des Neckars.

Hedelsingen, 8. Juli. Einbruch. In der Nacht auf Freitag wurde die Kantine des Sport- und Turnvereins Jahn Hedelsingen auf dem Spielplatz im Steinprügel von Einbrechern heimgesucht. Nachdem diese durch dos Dach in das Innere der Kantine gedrungen waren, haben die Ein­brecher sich an den vorhandenen Lebensmitteln gütlich getan. Gestohlen wurden größere Mengen Zigaretten, Schokolade. Wurst, Bier un- anderes.

Aus dem Lande

Eltingen. OA. Leonberg, 8. Juli. Brand. Gestern abend brannte der Schuppen des Paul Eppler, in dem eine Hüh­nerzucht betrieben wurde, ab. Wie das Feuer entstand, ist noch nicht ganz aufgeklärt. Der Eltinger Feuerwehr gelang es, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Eine größere Zahl junger Hühner ist verbrannt.

Benningen, OA. Ludwigsburg, 8. Juli. Ertrunken. Beim Baden im Neckar ist eine 36 Jahre alte Lehrerin von Gronau namens Messerschmidt ertrunken. Die Leiche wurde am Wehr des Kraftwerks in Beihingen geländet.

Lausten a. R.. 8. Juli. Schulbau. Dem Vernehmen nach betragen die Umbaukosten für das von der Stadt­gemeinde um 38000 Mark erworbene Muglersche Haus 26 000 Mark. In dem Gebäude soll eine Kinderschule, die Gewerbeschule, die Nebenstelle des Arbeitsamts Heilbronn und eine Wohnung untergebracht werden. ->

Allmersbach OA. Backnang, 8. Juli. Ortsvorsteher- w a h l. Bei der gestrigen Ortsvorsteherwahl wurde der seit­herige fachmännische Schultheiß Keller mit großer Mehr­heit wiedergewählt.

Ditzingen OA. Leonberg, 8. Juli. Schwerer Mo­torradunfall. Gestern nachmittag kam ein Motorrad­fahrer mit Beiwagen aus Münster, in dem seine Braut saß, von Weilimdorf her. An der Kurve bei der Brücke fuhr ihm ein entgegenkommender Motorradfahrer in die Seite. Der Fahrer aus Münster stürzte, das Rad mit dem Beiwagen überschlug sich. Während der Fahrer selbst mit leichteren Verletzungen davonkam, erlitt seine Braut einen schweren Schädelbruch und mußte bewußtlos ins Feuer­bacher Krankenhaus gebracht werden. Der andere Fahrer, der den Unfall herbeiführte, entkam unerkannt. :

Hönau, OA. Reutlingen. 8. Juli. Ein achtzig­jähriger Albvereinler. In Hor^iu konnte Joh. Ziegler zur Olgahöhle seinen 80jährigen Geburtstag feiern. Zur Ehrung dieses ältesten, verdienstvollen Mit- glieds des Alboereins veranstaltete der Lichtensteingau eine kleine gesellschaftliche Feier in der Wirtschaft zurOlga­höhle".

Reuensta-t, OA. Neckarsulm, 8. Juli. Folgenschwere Schlägerei. Gestern abend fanden in einer Wirtschaft im oberen Teil der Stadt Wirtshaushändel statt, die sich au', der Straße fortsetzten. Dabei erhielten 5 Beteiligte der­artige Messerstiche, daß zwei lebensgefährlich verletzt ins Neckarsulmer Krankenhaus eingelieferi werden mußten. Zwei Täter wurden ins Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. Sie stammen von Lampoldshausen. Den Grund zu den Händeln bildeten Bagatellsachen.

Weildersta-k. 8. Juli. Motorradunfall. Gestern früh kamen der 22jährige Metzger Erwin Saile und der 19jährige Schreiner Otto Saile aus Pforzheim zu Fall, als sie zwischen Renmngen un- Weildersta-t mit ihrem Motor­rad ein anderes, das nicht genügend auswich, überholen wollten. Die Verletzten wurden mit dom Krankenwagen nach dem Pforzheimer Krankenhaus gebracht.

Tübingen, 8. Juli. Bom Auto getötet. Gestern abend wurde ein 3035 Jahre alter Mann von einem Lastwagen angefahren und schwer verletzt. Der Verletzte wurde sofort in die Chirurgische Klinik verbracht, wo er starb.

Tübingen. 8. Juli. Neuverpachtung der Bahn­wirtschaft. Der Betrieb der Bahnwirtschaft in Tübingen Hbf. ist Herrn Oskar Roller, Direktor des HotelsSchloß am Meer" in Cranz (Ostpr.), einem geborenen Württem- berger, mit Wirkung vom 1. Oktober 1929 an übertragen worden.

Waldsee, 8. Juli. Verhaftet. Ein Schreinermeister tvch. vom nahen Reute hat Wechselfälschun^en in größerem Umfang begangen, weshalb er verhaftet wurde.

Ebingen. 8. Juli. 60 Jahre. Der bekannte Heimat- schriftsteller, Oberlehrer Gottlob Friedrich Hummel, feiert am 9. Juli den 60. Geburtstag. Von seinen zahlreichen Schriften sind besonders die warmherzig geschriebenen BücherWaldschulmeisters Freuden und Leiden",Der Wetterbauer", sowie dieKriegschronik der Stadtgemeinde Ebingen" un-Die Geschichte der Stadt Ebingsn" bekannt geworden.

Rottweil. 8. Juli. DieGöllsdorferZigeuner- schlachtvonGericht. Die sogen. Göllsdorfer Zigeuner- schlacht vom 23. April fand dieser Tage ihr gerichtliches Nachspiel. Beim Rottweiler Pferdemarkt war es in der Wirtschaft zur Krone in Göllsdorf zu einem Streit zwischen zwei Zigeunerparteien gekommen, in dessen Verlauf die An­geklagten und noch mindestens vier, bis jetzt flüchtige Zigeu- ner mit Spazierstöcken, Prügeln und Peitschenstecken bewaff­net über die Zigeuner Karl Winter und Hermann Nock

hersielen und diese von der Haustüre der Kronenwirtschast auf der Straße eine erhebliche Strecke weit verfolgten und schließlich niederschlugen. Dabei wurde Winter derartig ge- schlagen, daß er mehrfach zusammenbrach. Außerdem wurde ihm hinterrücks mit einem Rasiermesser in die Lendengegend eine 20 Cm. lange, tiefgehende Wunde beigebracht, die lebensgefährlich war. Das Gericht sah als Haupttäter den Georg und Heinrich Reinhardt an und verurteilte diese beiden zu einer Gefängnisstrafe von 7 Monaten, abzüglich 2 Monate verbüßter Untersuchungshaft, den Ludwig und Adolf Reinhardt an Stelle von je 21 Tagen zu einer Geldstrafe von 105 Mark.

Tuttlingen. 8. Juli. Zur Frage der Donau­versinkung. DerJnteressenverba.nd Donauversin­kung", dem Gemeinden und Wassertriebwerksbesitzer von Immendingen bis Ulm als Mitglieder angehören, tagte unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Scherer- Tutt­lingen in Sigmaringen. Der Verband nahm folgende Ent­schließung an:Da eine Einigung der beteiligten Staaten, Württemberg und Baden, über die in der Zwischenentschei- dung des Staatsgerichtshofs für das Deutsche Reich nicht geklärten Fragen nicht erreicht werden konnte, begrüßte es der Jnteressenverband, daß die Württ. Regierung eine end­gültige Entscheidung des Staatsgerichtshofs betreibt. Die in der Zwischenentscheidung festgestellten rechtswidrigen Zu- stände in der Immendinger Wehrwage und am Brühl soll­ten endlich beseitigt werden, da diese Mißstände seit mehr als 50 Jahren die Bewohner und Werke an der oberen Donau bis unterhalb Ulms schwer schädigen. Wir bedauern, daß die Badische Regierung entsprechen- ihrer bisherigen Haltung nichts dazu beigetragen hat, daß der in der Zwi- schenentscheidung nahegelegte Ausgleich der beiderseitigen Interessen möglich geworden ist. Der Württ. Regierung danken wir für ihr tatkräftiges Vorgehen in dieser strittigen Frage und richten an den Staatsgerichtshof die dringende Bitte, diese Frage so bald als möglich einer Lösung ent­gegenzuführen.

Ulm. 8. Juli. Von der Donau. Gestern stieg der Wafserstand innerhalb weniger Stunden von 150 aus 230 Zentimeter Pegelhöhe. Am Abend trat ein langsames Fallen des Wassers ein, das heute früh 220 Zentimeter Pegelstand aufwies.

Friedrichshofen. 8. Juli. 5 0. Geburtstag Dr. Maybachs. Der technische Geschäftsführer der Maybach- Motorenbau GmbH., Direktor Dr. Karl Maybach, feiert- geftern seinen 50. Geburtstag.

Forderungen des Naiurschutztags

Auf dem 3. Deutschen Naturschutztag in Dresden wurden folgende beachtenswerte Entschließungen angenommen:

Der 3. Deutsche Naturschutztag sieht mit Besorgnis die immer tieferen Eingriffe, die vornehmlich durch das Stein- bruchgewerbe im deutschen Landschaftsbild bewirkt werden. Er fordert eine planvolle Ausnutzung der über Tag an­stehenden Bodenschätze, bei der unter Teilnahme von Ver­tretern der Wissenschaft wie des Naturschutzes die Forde­rungen des Naturschutzes ebenso wie die Bedürfnisse der Wirtschaft berücksichtigt werden. Unbedingt zu erhalten sind die als erdaeschichtliche Naturdenkmäler und als Wahrzeichen der Landschaft bedeutungsvollen Berge. Insbesondere gilt dies für Gebiete wie z. B. die mittel­rheinische Vulkanlandschaft und den Hegau.

Die auf dem 3. Deutschen Naturschutztag Versammelten stellen mit Bedauern fest, daß die Reklame trotz be­stehender polizeilicher Vorschriften nach wie vor die Land­schaft verunstaltet und sich auch des Luftraums zu bemäch­tigen beginnt. Der Naturschutztag fordert daher gesetzliche Bestimmungen, nach denen die freie Landschaft und der Luftraum von jeder Reklame freizuhalten sind.

Der 3. Deutsche Naturschutztag verkennt keineswegs die Bedürfnisse des Verkehrs. Er muß aber fordern, den Ber- kehr so zu gestalten, daß durch ihn Erholungsgebiete nicht ihrer natürlichen Vorzüge beraubt werden. Dies gilt ganz besonders für den Kraftverkehr, der, solange es nicht gelungen ist, außer Staubfreiheit auch möglichste Geräusch­losigkeit zu erzielen, sich besondere Fahrbeschränkungen mindestens an Sonn- und Feiertagen gefallen lassen muß. Das wichtigste Mittel, den Zwiespalt zwischen Verkehr und Erholungsgebiet zu beseitigen, ist die Erziehung im Sinn der Naturschutzbewegung, die in ihrem Endziel zum Ver- antwortlichkeits- und Pflichtgefühl gegenüber den Mit­menschen führt.

Folgende von Prof. Schwenke! vom Landesamk für Denkmalpflege Stuttgart eingebrachte Entschließung wurde einstimmig angenommen.

1. Infolge der Uferbewegung und Uferabsperrung wird an den deutschen Seen -er natürliche Strand vernichtet und die Allgemeinheit von den Ufern ausgeschlossen. Der Deutsche Naturschutztag fordert daher eine planmäßige Festlegung der Uferstrecken, die unbebaut bleiben und offen gehalten werden müssen.

2. Ferner soll von Sachverständigen des Naturschutzes im Benehmen mit Sachverständigen der Technik und der Wirtschaft festgestellt werden, welche Naturdenkmäler und im wesentlichen unberührte Landschaften (Urland sch as­te n) am Wasser von der wirtschaftlichen Nutzung ganz oder teilweise ausgenommen und in ihrem natürlichen Zustand erhalten werden können und sollen.

3. Im Rahmen der Wasserwirtschaft selbst soll nicht bloß auf eine der Landschaft angepaßte anständige Ge­staltung gedrungen, sondern auch auf die natürliche Land­schaft, auf die Tier- und Pflanzenwelt Rücksicht genommen und tunlichst eine solche Bauausführung gewälzt werden, die es gestattet, zwischen Natur und Menschenwerk eine innige Verbindung herzustellen und die Natur weitgehend in das menschliche Werk hereinzuziehen. Die Ehrfurcht vor der Natur und der Glaube an ihre Lebensnotwendigkeik für unser Volk soll dem Wasierbautechniker die Hand führen.

Der 3. Deutsche Nakurschuhtag, beschickt aus allen Teilen Deutschlands und aus Oesterreich, nimmt mit tiefstem Be­dauern Kenntnis von dem Plan eines Tauernkraft­werks, der, falls er nicht geändert wird, den Alpen- Nakurschutzpark vernichtet.

Der Dritte Deutsche Nakurschuhtag bittet in Anbetracht der mit der Bevölkerungszunahme und der Industri­alisierung des Landes wachsenden Verunreinig­ung unserer Gewässer die zuständigen Behörden, dahin zu wirken, daß kein« Abwässer schädlicher Art ohne ausreichende vorherige Reinigung den Vorflutern überantwortet werden, daß die Reinigungsanlagen selbst einer regelmäßigen fachmännischen Kontrolle unterftellt und solche Kontrollen neben der Erstellung von Reinigungs­anlagen bei Verleihung neuer Rechte der Abwassereinleitung in die Verleihungsbedingungen ausgenommen werden.