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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter-

Dienstag, 9. Juli 1929.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 9. Juli 1929.

Mein lieber Sohn, du tust mir leid, dir mangelt die Enthaltsamkeit.

Enthaltsamkeit ist das Vergnügen an Sachen, welche wir nicht kriegen.

Drum (ehe mäßig, denke klug,

wer nichts gebraucht, der hat genug. W. Busch.

Württ. Dolkslhealer

Heute Abend der heitere LustspielschlagerDer keusche Lebemann" von Arnold und Bach. Alle Lachlustigen sind freundlichst eingeladen, es soll ja so ge­sund sein sich ab und zu, halb krank zu lachen. Die Nach­frage nach Karten ist eine sehr rege, man sichere sich einen guten Platz im Vorverkauf in der Buchhandlung Zaiser in Nagold.

Billige Berwaltungsfonderziige S. Klaffe der Reichsbahn

Wir machen auf die Voranzeige im Anzeigenteil die­ser Nummer besonders aufmerksam. Die Sonderzüge bie­ten jedermann eine günstige Gelegenheit, um billiges Geld in kurzer Zeit die schönsten Punkte am Rhein und die Welthandelsstadt Hamburg sowie das Eiland Hel­goland zu besuchen. Die aufgestellten Programme ver­sprechen eine genußreiche Fahrt.

Aenderung in der Ausbildung der Baukechniker. In einer vom Abg. Scheef im Landtag eingebrachten Kleinen Anfrage wird an das Staatsministerium die Anfrage ge­richtet, ob tatsächlich eine Aenderung in den Ausbildungs­vorschriften für die mittleren Bautechniker (Baumeister) in dem Sinne beabsichtigt sei, daß künftig eine getrennte Lauf­bahn für Hochbau und Tiefbau bestehen solle. Eine solche Aenderung würde nach der Ansicht des Fragestellers nicht nur für die mittlere Bautechnikerschaft Württembergs, die sich bisher auf Grund ihrer Ausbildung sowohl im Hochbau als im Tiefbau betätigen konnten, eine Einengung «es Be­rufs und der Berufsaussichten mit sich bringen, sondern auch die Interessen der Gemeinden und sonstigen öffentlichen Körperschaften beeinträchtigen und außerdem dem Staat weiteren Aufwand verursachen.

ep. Erfreuliche Wirkung ländlicher Kochkurse. Die Koch­kurse, wie sie vom Evangelischen Volksbund und von anderer Seite in verschiedenen Landgemeinden das Jahr hindurch veranstaltet werden, entsprechen zweifellos einem Bedürfnis. Die Kochkunst, die sich die Mädchen und Frauen in den etwa zwei Monat dauclnden Kursen erwerben, ist dazu noch nickt ohne Bedeutung sür die Volksernährung. So konnte z. B. festgestellt werden, daß der Gärtner eine Landortes nach einem solchen Kurs unverhältnismäßig viel mehr Spinat und Salat verlausen konnte und daß dieses Frühjahr viele Tausende von Gemüsesetzlingen mehr verlangt wurden als früher. Da man im Kochkurs die Zubereitung der gesunden Gemüse gelernt hat, will man diese, für die Volksgesundheit so wichtigen Lebensmittel nicht länger entbehren.

Jubiläum des Kriegervereins Wart

Wart, 8. Juli 1929.

Am gestrigen Sonntag feierte der hiesige Kriegerver- cin sein 30jähriges Jubiläum. Schon tagelang vorher sah man besorgte Männer beisammen stehen, die über die so bedutungsvollen Wetteraussichten Rat hielten. Und in der Tat die Sorge wurde größer, als am letzten Sams­tag der Himmel endlos seine Schleusen geöffnet hielt. Aber den Mut hat der Verein nicht verloren und als am Fest­morgen die Böllerschüsse krachten, glaubte alles, ein schö­nes Festwetter vor sich zu haben. Um 8.39 Uhr trat der Verein mit den Festdamen an, um in den Festgottesdienst zu gehen. In einer zu Herzen gehenden Festpredigt ver­stand Pfarrer St übler den wahren Zweck eines solchen Festes festzulegen, nämlich sich als echte Christen mit gan­zer Seele zum Vaterland zu bekennen.

Anschließend an den Gottesdienst versammelte sich die Gemeinde um den Gedenkstein der Gefallenen. Nach dem von der Stadtkapelle Alten steig wirkungsvoll vorge­tragenen Lied:Wir treten zum Beten", hielt Hauptleh- rcr Reich eine dem Gedächtnis der Gefallenen geweihte Ansprache. Er führte die Anwesenden zurück in die Not­zeit des Krieges und rief im Geiste die Toten zurück aus den stillen, fernen Heldengräbern. Er wies auf das Vor­bild hin, das die Gefallenen uns in ihrer Pflichttreue ge­geben haben, und sprach den Wunsch aus, daß auch unsere Jugend einmal von dem Geist von dem dieser Stein zeuge, ergriffen werde. Nach dem Männerchor:Ich hatt' einen Kameraden" sprach Pfarrer St übler tief empfundene Worte des Gedenkens. Auf das Lied des gemischten Cho­res:Drunten in Flandern" gedachte der seit 16 Jahren von hier weggezogene allverehrte Stadtpfarrer Er­hard t-Trossingen seiner einstigen Gemeinde und ihrer Gefallenen, die teilweise seine Konfirmanden waren. Nach der Kranzniederlegung durch den Vorstand des Vereins und durch den Bezirksobmann veranstaltete der Verein für seine Jubilars und Gäste im Easthof zurLinde" ein Festessen.

Trotz des nicht sehr verlockenden, regnerischen Wetters hatten sich 32 Vereine mit wehenden Fahnen zum Fest­zug aufgestellt. Derselbe wurde von 4 Ulanen in schmucken, alten Friedensuniformen eröffnet. Leider war auch den folgenden Stunden auf dem schönen Festplatz kein günsti­ges Wetter beschieden. Der Vorstand des Vereins, Karl Bolz, hielt die Begrüßungsansprache, berichtete über die Gründung des Vereins und forderte die Kameraden auf, auch fernerhin dem Verein die Treue zu bewahren. In herzlichen Worten begrüßte Schultheiß Hartmann im Namen der Gemeinde die Erschienenen u. Herr Kiechle, Calw, überbrachte die Glückwünsche des Bundespräsidiums und übergab die Ehrenurkunden an die Jubilare. Bezirks­obmann Raaf sprach im Namen des Bozirksverbandes und Fräulein M. Bätzner heftete hierauf mit herzli­chem Jubiläumswunsch im Namen der Festdamen eine schöne Fahnenschleife an die Vereinsfahne. Der als Festgast und Ehrenbürger der hiesigen Gemeinde erschie­nene Stadtpfarrer Erhardt, dergute Onkel" aus Trossin­gen widmete seiner Wärter Festgemeinde zum Schluffe herzliche Worte.

Leioer währte leichter Regen über die ganze Zeit des offiziellen Festprogramms, so daß die Festteilnehmer nach und nach den Festplatz räumten, um sich ins Trockene zu begeben. In den vollbesetzten Gasthäusern entwickelte sich dann die gesellige Unterhaltung, worauf die Kameraden wieder ihrer Heimat zusteuerten.

Pfrondorf» 9. Juli. Durch eine explodierte Sprengkapsel verunglückt. Auf tragische Weise verunglückte letzte Woche der neunjährige Martin Fauser von hier. Der Knabe war in den letzten Tagen wiederholt Zeuge, wie ein Fuchs sich durch den Garten an den Hllhnerstall seiner Eltern heranschlich. Jedesmal konnte der Dieb noch verjagt wer­den. In dem Kleinen reifte der Entschluß, denschlim­men Fuchs" zuerstechen" oder zuerschießen". Eine Sprengkapsel, die er fand und mit welcher er seinen Ge­danken verwirklichen wollte entfiel ihm und explodierte. Mit zerrissener rechter Hand und Verletzungen am Kör­per mußte der bedauernswerte Knabe alsbald in die Kli­nik verbracht werden.

Mötzingen, 9. Juli. Erfolg beim Musikfest. Vergange­nen Sonntag beteiligte sich die hiesige Musikkapelle mit 14 Mann an dem Preisspiel des 3. Eaumusikfestes des Neckar-Schwarzwald-Eaues in Seebronn. Sie errang dabei einen Ila-Preis mit 77 Punkten auf der Unter­stufe, außer Gau, mit dem Preisstück: Ouvertüre zu der OperRegina" von Rossini, unter ihrem rührigen Diri­genten Max Theurer aus Nagold, dem hiefür beson­derer Dank gebührt. Wir gratulieren!

Calw, 9. Juli. Schultheißenwahlen. In den Gemeinden Schmieh und Einberg fanden gestern Ortsvorsteherwahlen statt. In Schmieh wurde mit 34 von 46: abgegebenen Stimmen der bisherige Ortsvorstand Schulth.'R sm t fich- l er wiedrgewählt. In E m b e r g nähmest fast ! 100 Prör- zent der Stimmberechtigten an der Wahl teil. Ulrich Not Hacker wurde mit 39 Stimmen zum Ortsvorsteher gewählt.

Calw, 9. Juli. Jugendtag. Heute fand hl^r tmter zahl­reicher Beteiligung der Jugendtag des deutschön Fuiß- ballbundes und der deutschen Sportbehörde,: Mle^ ck D-Ra- goldgau, statt. Der Sonntag zeigte ein trübes Gesicht, aber langsam hörte das Regnen auf und als die Jungen zum Stadtlauf in Calw antraten, entbot sogar die Sonne ihren Gruß. Der Stadtlauf wurde in der A-Klasse M einem harten Kampf zwischen Calw und Unterreichenbach, wobei Unterrreichenbach einen knappen Sieg errang. In der B-Klaffe konnte Nagold vor Calw durchs Ziel gehen. Ein schneidiges Trommler- und Pfeiferkorps führte die Jugend durch die Straßen von Calw. Um 1 Uhr began­nen die leichtathletischen Kämpfe auf dem ideal gelegenen Sportplatz des F. V. Calw. Die Konkurrenz war scharf. Man sah wirklich gute Leistungen.

Calw, 9. Juli. Todesfall. Im Alter von 68 Jahren ist Sägwerksbesitzer Ludwig Wag.ner in Ernstmühl ge­storben und am Samstag auf dem hiesigen Friedhof im Familiengrab der alteingesessenen Familie unter überaus zahlreicher Beteiligung von Stadt und Land beerdigt worden. Der Verstorbene übernahm nach dem Tode seines Vaters das väterliche Geschäft und brachte es zu hoher Blüte. Er zeichnete sich durch große Umsicht und Tatkraft aus und spielte im öffentlichen Leben eine große Rolle. Eine große Tätigkeit entwickelte er als gut deutscher Mann bei den Krieger- und Militärvereinen und zwar als Vorstand, Ehrenmitglied u. stellvertretender Bezirks­obmann. Jahrelang war er Vors, der Deutschen Demokr. Partei, der er bis zu seinem Tode treu blieb,' auch in der Auswertungssache war er sehr tätig. Er erfreute sich im ganzen Bezirk einer hohen Achtung. Dies zeigte sich deut­lich bei seinem Begräbnis.

Freudensiadt. 8. Juli. Landet, Versammlung des Vereins würlt. Körperschaftsbeamter. Am Samstag fand die Landesversammlung der Körperschaft- oeamken statt, die Oberbürgermeister Schwarz- Aalen als Vorsitzender eröffnet. 3m Mittelpunkt der Verhandlungen standen die Vorträge von Schultheiß Ralh-Lustnau über .Die Ecmeindeordnung". von Landrat N i ch t e r - Eßlingen über .Die Reform der^Vezirksordnung", von Skodkschnltheiß Dr. Blaicher - Freudsnsladt über .Freudenstadt einst und fetzt'. Nach der Wahl von drei AusschußnLtgliedern aul em Echwarzw^ldkreis (Wiederwahl der bisherigen Mit- glieder) wurde S ch w ä d. Hall als nächster Tagungsort bestimm'

Bei der Wahl von 4 Ausschußmitgliedern wurden gewählt:

Stadtschultheiß Carl-Metzingen, Schultheiß Schwei- z e r-Rohrdorf, OA. Horb, Schultheiß Eruhler, Aldin­gen, OA. Spaichingen und Stadtschultheiß Maier-Nagold. Als Ersatzmann wurde gewählt Herr Stadtschultheiß S ch i ck-Herrenberg.

Freudenstadt, 9. Juli. Unfall. Am Samstag vormit­tag 9.30 Uhr wurde ein Radfahrer, der von der Reichs­straße über die Bahnhofstraße fahren wollte, von einem Postomnibus überfahren. Der Verunglückte mußte in das Krankenhaus gebracht werden.

8 0. Geburtstag. Heute feierke Altschultheiß Bern­hard Schneider in Heselbach seinen 80. Geburtstag. Trotz seines hohen Alters ist er noch unermüdlich tätig, -Ästig und erfreut sich bester Gesundheit. Schneider war vom Jahr 1892 bis zum Jahr 1920 Ortsvorsteher der Ge­meinde Heselbach.

Neuenbürg, 9. Juli. Kirchenweihe. Die Weihe der neuen katholischen Kirche wurde am Sonntag von Bischof Dr. Sproll vorgenommen, der auch die Fest­predigt hielt. Die in eigenartigem Stil gehaltene Kirche ist eine Schöpfung des Stuttgarter Regierungsbaumeisters Hans Herkomme r. Nach der Feier in der Kirche nahm der Bischof die erste Trauung vor. Bei der sich anschließen­den Gemeindefeier sprach Stadtpfarrer Vogel herzliche Begrüßungsworte, wobei er mitteilte, daß der Voranschlag von 8090 000 beim Kirchenbau nicht überschritten

worden ist. 21 OOO^t hat die Gemeinde selbst aufgebracht. Der evangelische Stadtpfarrer Dr. Megelin überbrachte die Glückwünsche seiner Gemeinde und sprach von der Freundschaft zwischen den beiden Konfessionen.

Neuenbürg, 9. Juli. Ein dreifaches Jubiläum zu be­gehen war Musikdirektor Müller vergönnt. In trau­tem Familienkreise dürfte er auf 30 Jahre Eheleben zu- rückbncken, seit drei Dezenten steht er der von ihm begrün­deten Musikschule vor, und zehn Jahre sind verstrichen, seit er hier seine Tätigkeit als Leiter der Neuenbürger Musikschule begann.

Haiqerlocher Heimattag

Haigerloch, 9. Juli. Heimattag. Mit einem Empfang der Ehrengäste, Staats- und Kommunaldehörden und der Presse hatte die Stadt am Samstag in den Räumen der Brauerei Maier ihren Heimattag eingeleitet. Bürger­meister Bau sing er, der den Heimattag, um durch He­

bung des Fremdenverkehrs der Stadt Verdienstmöglichkei­ten zu schaffen, ins Leben rief, begrüßte die Erschienenen und dankte vor allem der Presse, die ihn in so weitem Maße unterstützte. Pfarrer W a l d e n s p u l-Eruol gab einen kurzen Ueberlick über die Geschichte von Haigerloch. Ein gemischter Chor unter der Leitung von Oberlehrer Müller verschönerte die Feier durch Liedervorträge, die infolge ihrer guten Aufführungen bei den Anwesenden großen Beifall fanden. Auch die Stadtkapelle zeugte von ihrem Können. Anschließend an den Empfang schloß sich eine Besichtigung der heimatgeschichtlichen und Kunst­ausstellung an,wo in geschickterAnordnung alte Doku­mente, Bücher, Eefässe, Gemälde, Uniformen aus alter Zeit usw. ausgestellt waren. Auch die neue Zeit war mit , prächtigen Gemälden von den Malern W o l f f - Filseck, Bausinger, Ruff, sowie mit schönen Federzeichnun­gen von Amtsgerichtsrat Dill u. a. vertreten. Ein Besuch der St. Annakirche diesemSchmuckkästchen aus der Rokokozeit" mit seinen vielen schwebenden amorettenarti­gen. Engeln setzte die Besucher in Erstaunen. Der geplante Gang durch die Stadt mußte infolge des schlechten Wet­ters aufgegeben werden. Für den Abend hatte die Stadt zu einem Imbiß ins Hotel Post eingeladen, dem sich eine Borführung des Heimatspiels von Dr. K. Wied­maier Mechthild von Hohenberg" anschloß, zu dem auch eine überaus große Besucherzahl aus der Um­gebung erschienen war. Den Glanzpunkt des Abends bil­dete die Stadt und Schloßbeleuchtung mit Feuerwerk. Zauberhaft war der Anblick der sich hier bot, der Römerturm im Lichtenmeer und die etwa 70 000 Taglämpchen in der Stadt. Unvergeßlich wird jedem Be­sucher dieser Anblick, sowie des brillanten Feuerwerks, das die Belagerung der Stadt darstellen sollte und die neue­sten Errungenschaften der Pyrotechnik bot, bleiben. Am Sonntag fand die Enthüllung der Ehrentafel für den verstorbenen Ehrenbürger der Stadt P. Desiderius Lenz, Begründer der Klosterschule in Beuron. der sehr vieles für die Stadt getan hat, statt. Am Nachmittag brachte Bahn. Auto und Omnibusse Zehntausende nach hier zum Besuch der Stadt, seiner Ausstellung und der Theateraufführungen. So hatte nun Haigerloch seinen ersten Heimattag, der würdig verlaufen ist, auf den es stolz sein kann.

Letzte Nachrichten

Zwei Knaben durch eine Explosion gelötet

Vom Spiel in de« Tod.

Ludwigsburg, 9. Juli 1929.

Kurz nach 5 Uhr gestern nachm, wurden die Anwohner des Ludwigsburger Marktplatzes durch einen donnerähn­lichen Krach erschreckt. War es ein Blitz. Der Himmel zeigte doch kein Gewitter. Oder war es ein Erdbeben? Je­doch nichts von alledem. Plötzlich schlugen Helle Flammen in einem Magazingebäude auf, das zur Hälfte zum Hause Grüner, zur anderen Hälfte zum Geschäft Hagen ge­hört. 2n diesem Teil lagerten allerlei Lebensmittel, auch Feuerwerk, Zündhölzer und Benzinfiisser. Schnell waren die Feuerwehren der Stadt und der Garnison dort. Es gelang, die Benzinfässer noch zu entfernen. Auch war es ein großes Glück, daß Windstille war. Das Feuersignal vom Rathaus heulte. Alle Kirchenglocken läuteten zusam­men. In wenigen Minuten war der große Marktplatz von Zuschauern besetzt. Den vereinten Kräften der wackeren Feuerwehr gelang es, etwa in einer halben Stunde das Feuer zu bändigen.

Als die Feuerwehr um 6.30 Uhr mit den Abräu­mungsarbeiten in dem ausgebrannten Magazin begann, zogen die Feuerwehrleute unter den Trümmern die ver­kohlten Leichen von zwei Knaben hervor. Die Kinder ha­ben in dem Raum, in dem Feuerwerkskörper lagerten, ge­spielt und bei der Explosion sofort den Tod gefunden. Es handelt sich um die 8- und 9-jährigen Knaben des Stadt­pfarrers Dr. Sting. Mit den schwergeprüften Eltern trauert die ganze Stadt.

Paris bleibt hartnäckig.

Paris, 8. Juli. Ueber den Inhalt der neuen französi­schen Antwortnote an London verlautet noch, daß sie die Rheinlandräumuna vor allem von der Mobilisierung der deutschen Schuld abhängig machen werde. In französischen Kreisen versichert man, daß wenn die Engländer Wies­baden räumen würden, die englischen Truppen durch franz. ersetzt werden dürften. Mit besonderem Nachdruck werde in der französischen Antwortnote darauf hingewie­sen werden, daß der einzusetzende Feststellungs- und Ver­söhnungsausschuß unter allen Umständen bis zum Jahr 1935 im Rheinland zu verbleiben hätte. Die Behandlung der Saarfrage auf der kommenden politischen Konferenz werde mit der Begründung abgelehnt, daß diese Frage nur Deutschland und Frankreich angehe.

Dampferexplosion auf der Nordsee.

London, 8. Juli. Auf Grund einer Meldung des däni­schen DampfersAnneberg" über die Explosion eines un­bekannten Schiffes in der Nordsee sind seit Montag früh vier Dampfer vergeblich auf der Suche nach den Ueberle- benden. Bisher wurden lediglich einige Schiffstrümmer gefunden. Angeblich handelt es sich um einen Handels­dampfer mit einer Holz- oder Teerladung.

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Deutsches Geschenk an die Niederlande. Dem Amster­damer .Algemeen Handelsblad' wird aus Berlin gemeldet, die deutsche Reichsregierung habe dem holländischen Stack das Stammschloß des Fürstenhauses Oranien-Nassau i« Diez an der Lahn zum Geschenk gemacht.

Weltfriedenskonferenz in Philadelphia. Der Bürger­meister von Philadelphia, Mac Kay, hat den Borschlag gemacht, zum nächsten amerikanischen Unabhängigkeitsfest am 4. Juli 1930 die Kulturvölker der Welt zu einer inter­nationalen Friedenskonferenz in Philadelphia einzuladen und zugleich eine Konferenz der großen Religionsgemein­schaften nach Chicago einzuberufen mit dem Ziel einer Aus­gleichung aller bestehenden Gegensätze.

Traurigrr Gedenktag. Am 2. Juli wurde in Neuyork eine Trauerfeier anläßlich des Tags des Untergangs des Dampfers .General Slocan' auf dem .East River' voi 25 Jahren abgehalten. Der große Ansflugdampfer war. mit 2000 Deutschamerikanern an Bord, auf dem Strom in Brand geraten und gesunken. Ueber 1200 Fahr­gäste kamen ums Leben. Das Feuer war dadurch entstan­den, daß kochendes Fett In Brand geriet.