Seite 4 Nr. 15Z

Nagolder TagblattDer Gesellschafter

Mittwoch, 3. Juli 192g.

Klara Zetkin weigert sich, nach Moskau zu gehen. Klara Zetkin wandte sich, lautVorwärts', in einem Brief an den russischen Botschafter in Berlin, worin sie als Antwort auf eine Aufforderung, nach Moskau vor dem Gericht der 3. Internationale zu erscheinen, die Mitteilung macht, daß sie diese Aufforderung ablehnt.

Ein Hof abgebrannt. Der Kesselhanshof bei Oberkirnach ist einem Brand zum Opfer gefallen. Während die Be­wohner sich im Stall befanden, brach in der heubühne Feuer aus, das so rasch um sich griff, daß die Löschmannschaft nichts mehr retten konnte. Der Gebäudeschaden beträgt 9200 der Fahrnisschaden 2530 000 -K. Auch sind etwa 60 Zent­ner Getreide verbrannt. Das Großvieh konnte noch ins Freie gebracht werden.

Schadenfeuer. In den an die Wohnhäuser dicht an- gebaut?n Schuppen und Stallungen des Zimmermeisters Amend und des Maurermeisters Schenkel in Staufen­berg bei Gernsbach war Feuer ausgebrochen. Wohn- und Oekonomiegebäude wurden völlig eingeäschert, da Wasser­mangel herrschte. Die Fahrnisse konnten nur zum Teil ge­rettet werden.

Letzte Nachrichten

Frankreich als Schuldner Amerikas.

Paris, 3. Juli. Der Auswärtige Kammerausschuß hat am Dienstag einstimmig beschlossen, die vorbehaltlose Ra­tifizierung der Schuldenabkommen abzulehnen. Mit 15 ge­gen 8 Stimmen bei 3 Stimmenthaltungen wurde die Nichtratifizerung gleichfalls abgelchnt. Einstimmig wurde beschlossen, in den Text des Ratifikationsgesetzes eine Vor­behaltsklausel auszunehmen.

Das sächsische Kabinett gebildet.

Berlin, 3. Juli. Nach einer Meldung der D. A. Z. aus Dresden hat am Dienstag abend der sächsische Minister­präsident, der Bolksparteiler Dr. Bünger sein Kabinett gebildet, das er dem Landtag am Donnerstag vorstellen wird. Dr. Bünger hat sich in der Hauptsache für ein Kabi­nett von Fachleuten entschieden. Er selbst übernimmt aus­ser der Ministerpräsidentschaft das Volksbildungsministe­rium. Aus der alten Regierung werden in das Kabinett mit übernommen der deutschnationale Wirtschaftsminister Dr.Krug v. Nidda und der wirtschaftsparteiliche Finanz­minister Weber. Neu treten ein: als Justizminister der Oberlandesgerichtspräsident Dr. Mannsfeld, der keiner Partei angehört, ferner als Innenminister der Bautzener Kreishauptmann Dr. Richter, der ebenfalls ohne Partei­bindung ist und als einer der befähigsten Verwaltungs­fachleute Sachsens gilt. Das Arbeits- und das Wohlfahrts­ministerium bleiben auf weiteres unbesetzt.

Das Urteil im Totschlagprozeß Schultz.

Berlin, 3. Juli. Das Schwurgericht am Landgericht 3 behandelte am Dienstag den Mord, der am 22. Februar, abends in Pankow an dem Primaner und Mitglied des Jungstahlhelms Herbert Kleier von Kommunisten verübt wurde. Angeklagt waren der 25 Jahre alte Arbeiter Schultz und der 22jährige Bäckergeselle Gerhard Röber. Durch die Zeugenvernehmung wurde Schultz, der vorgab, sich an nichts zu erinnern, schwer belastet.Jn später Abend­stunde verurteilte das Gericht den Angeklagten Schultz

wegen Totschlags zu 5 Jahren Gefängnis. Der Mitange­klagte Röber wurde freigesprochen.

Wegen Mordes zum Tode verurteilt.

Elogau, 1. Juli. Das Schwurgericht in Elogau verur­teilte am heutigen Montag nach 8-stiindiger Verhandlung den Schmid Wilhelm Gürnth aus Kühnau, dem zur Last gelegt wird, am 25. April ds. I., seinen Schwager Emil Schulz mit einem Militärgewehr erschossen und seine Schwägerin Klara Schulz, mit denen er in Feindschaft lebte, zu ermorden versucht zu haben, wegen Mordes und Mordverdachtes zum Tode und 15 Jahren Zuchthaus.

35 Schwerverletzte bei einem Zugunfall in England.

Berlin, 2. Juli Ein Ausfliiglerzug, der im Vörsenbahn- hof von Liverpool den Prellbock überfuhr, wurde, wie die Vossische Zeitung aus London meldet, beschädigt. 35 Perso­nen erlitten schwere Verletzungen.

Mißglückter Bombenanschlag.

Kattowitz, 2. Juli. Im Vorgarten eines Hofes in Ja- now wurde eine Bombe mit etwa 100 Gramm Spreng­stoff gefunden, deren Zündschnur abgebrannt war. Glück­licherweise war die Bombe infolge eines Konstruktions­fehlers nicht explodiert. Ob der Anschlag aus politischen Motiven entsprungen war, konnte bisher nicht ermittelt werden.

Schweres Unwetter in Bosnien.

Agram, 3. Juli. Wie aus Serajewo gemeldet wird, richtete in der Gegend von Zanica ein heftiges Unwetter großen Schaden an. Ein großer Teil der Ernte wurde ver­nichtet. Die Bosna trat in wenigen Minuten aus den Ufern und riß 11 Personen fort, von denen 2 als Leichen geborgen wurden. Man befürchtet, daß auch die anderen umgekommen sind. In Podgorica wurden zwei Personen vom Blitz erschlagen, 9 wurden schwer verletzt.

Handel und Verkehr

Berliner Dollarkurs, 2. Juli. 4,194 G-, 4,202 B.

Dt. Abl.-Anl. 50.60.

Dt. Abl.-Anl. ohne Ausl. 10.

privatdiskonki 7,5 v. H. kurz und lang.

Neue eingetragene Genossenschaft. Im Eenossenschaftregi- ster ist neu eingetragen worden die Hirsau er Kloster­spie I g e no s s e n s ch aft, e. E. m. b. H. Statut vom 4. Juni 1929. Zweck der Genossenschaft ist: der gemeinsame Betrieb von Freilichtspielen und die Unterhaltung eines regel­mäßigen Kurtheaters auf gemeinsame Rechnung.

Zahlungseinstellung. Die Eideolwerke in Horb, die seit Jahren schon mit llnterbilanz arbeiteten, haben ihre Zahlungen eingestellt und Bezirksnotar Scheiderhan beauftragt, mit den Gläubigern ein Abkom­men zu treffen.

Der Reichsindex für die Lebenshaltungskosten im Juni. Die Neichsindexziffer für die Lebenshaltungskosten (Ernährung, Woh­nung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung undSonstiger Bedarf") ist nach den Feststellungen des Statistischen Reichsamts für den Durchschnitt des Monats Juni mit 153,4 gegenüber 153,5 im Vor­monat nahezu unverändert geblieben. Die Indexziffern für die einzelnen Gruppen betragen (1913/14 gl. 100): für Ernährung 154,0, für Wohnung 126,0, für Heizung und Beleuchtung 148,9, für Bekleidung 172,4, für denSonstigen Bedarf" einschließlich Verkehr 191,8.

140 Millionen Mk. Gold hat Deutschland innerhalb einer Woche in England gekauft. Die Bank von England gibt bekannt, daß am 1. Juli weitere 995 610 Pfd. Sterling in Barrengold für di« Verschiffung nach Deutschland aufgekauft worden sind. Die deut­schen Goldankäuse in London seit ihrer Wiederaufnahme erreichen damit die Summe von 7 237 344 Pfd. Sterling.

Opel will Autoreifen fabrizieren. Nach erfolglosen Derhand. lungen mit maßgeblichen deutschen Reifenfabriken zwecks Angliede­rung ist nunmehr, wie verlautet, zur Errichtung einer eigenen Reifenfabrik von Opel Gelände erworben worden.

Molorsähre. DieSchüssen", die neue Motorfähre, hat ihren Betrieb programmäßig ausgenommen. Das neue Fährschiff war Sonntag vormittag in Romanshorn und es wurde die Zu. und Abfahrt von Eisenbahnwagen ausprobiert. Nächsten Donnerstag findet eine Besichtigungsfahrt statt. Durch die Kurse dieses Schiffes ist die Verbindung FriedrichshafenRomanshorn auch für den Passagierverkehr die Fahrt wird als Schifssplatz zwei­ter Klasse berechnet bedeutend verbessert.

»

Stuttgarter Börse, 2. Juli. Nach den gestrigen Rückgängen konnte sich die heutige Börse leicht erholen, doch waren die Kurs­veränderungen nur unbedeutend. Das Geschäft war klein, die Haltung jedoch freundlich. Bankaktien teilweise etwas höher.

Württ. Vereinsbank. Filiale der Deutschen Bank.

Berliner Getreidepreise, 2. Juli. Weizen märk. 23,7023,80, Roggen 20.9021.20, Futter- und Industriegerste 17.8018,40, Hafer 18,5019,50, Weizenmehl 28-32, Roggenmehl 28,7531, Weizenkleie 12, Roggenkleie 12.

Bremen, 2. Juli. Baumw. Middl. Univ. Stand, loco 20.72.

Württ. Ldelmetallpreise vom 2. Juli. Feinsilber-Grundpreis: 72.90; dto. in Körnern: 71.90 G., 72.90 B.; Feingold: 2800 G., 2814 B.; Ausfuhr-Platin: 7.20 G.. 8.20 B.

Märkte

Stuttgarter Schlachkviehmarkt, 2. Juli. Dem heutigen Markt im Stuttgarter Vieh- und Schlachthof waren zugetrieben: 29 Ochsen, 41 Bullen, 300 Jungbullen, 335 Jungrinder, 104 Kühe. 979 Käl­ber, 1425 Schweine. Davon blieben unverkauft 7 Ochsen, 20 Jung­bullen, 29 Jungrinder. Verlauf des Marktes: Großvieh mäßig: Kälber belebt; Schweine lebhaft. -

Ochsen:

ausgemästet

vousleischig

tlrilchi«

Bullen:

ausgemästet

vollfleilchig,

fleischig

Iungrindcr:

auszemästet vollfleischig fleischig gering genährt

Kühe:

ausgemästet

volllieilchin

2 7.

27. 6.

Kühe:

2. 7.

58-62

fleischig

23-31

4755

gering genährt

18-21

Kälber:

feinste Mast- und

5456

5254

beste Saugkälber

82-85

49-52

4650

mittl. Mast- und

42-44

gut« Saugkälber

7479

geringe Kälber

6572

60-64

6063

Schweine:

55-58

52-57

über 300 Pfd

90-91

47-51

45-49

249-300 Pfd-

9192

200-240 Pfd.

92

160200 Pfd.

89-90

120I60Psd-

85-87

unter 120 Pfd.

85-87

42 - 49

!2 40

Sauen

69-76

27. 6.

80-83

71-78

69-68

84- 88

85- 8» 85

84-85

81-83

81-83

57-67

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Wetter für Donnerstag und Freitag:

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