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Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter-
Mittwoch, 3. Juli 1929.
nehmen, etwa 360 Landwirte, einen geschlossenen Zug, um Hamkens ins Gefängnis zu geleiten. Eine von Landjägerei- und Polizeibeamten gebildete Polizeikette in der Theodor Stormstraße wurde von der Spitze des Zuges überrannt und unter lauten Rufen bis zum Amtsgerichtsgefängnis zurückgedrängt. Die sich vergebens zur Wehr setzenden Beamten nahmen vor dem Portal des Amtsgerichtsgebäudes Aufstellung. Aus der Menge wurden Rufe laut: Schießen! Schießen! Nachdem Hamkens in das Gerichtsgebäude eingetreten war, sang die Menge das Deutschlandlied, worauf sie sich zerstreute. Nach Abzug der Landwirte traf ein Kommando der Schutzpolizei aus Schleswig im Auto zur Verstärkung ein, brauchte aber nicht mehr in Tätigkeit zu treten.
Polnisches Schandurteil
Die Disziplinarverfahren gegen deuische Lehrkräfte ln Ostoberschlesien
llattowlh. 2. Juli. Das Appellationsgericht verurteilte den Rektor Stephan von der Sönigshütter Minderheilsschule Rr. 11, dem zur Last gelegt wurde, vom Deutschen Lehrerverein Gelder bezogen zu haben, im Disziplinarverfahren zur Amtsenthebung ohne Pensionsanspruch. Rektor Stephan ist damit das 5. Opfer der aus dem gleichen Grunde gegen andere Lehrer angestrengten Disziplinarverfahren, denen noch weitere folgen sollen.
Unverbesserliche Optimisten Dreitscheid über Rhein- und Saarfrage
Paris, 2. Juli. „Populaire" veröffentlicht den Wortlaut der Rede, die Reichstagsabgeordneter Dr. Breitscheid vorgestern bei der Einwihung des sozialistischen Parteihauses in Paris gehalten hat. In dieser Rede äußerte sich Dr. Breitscheid über die Rhein- und Saarfrage wie folgt: „Wir sind vor allem davon überzeugt, daß die französischen, englischen und belgischen Sozialisten mit den Deutschen darüber wachen werden, daß die Staatsmänner zu einer Lösung gelangen, die einen bedeutenden Fortschritt auf dem Wege dar- ftellt, der zu einer endgültigen Beruhigung der Welt führen kann. (?) Gestützt auf unsere Erfahrungen (!) sind wir sicher, daß auch diesmal unsere politischen Glaubensgenossen mit uns die Räumung des Rheinlandes und ferner wenigstens die Vorbereitung der Räumung des Saargebietes fordern werden, ohne Deutschland eine neue Kontrolle aufzwingen zu wollen, woraus sich nur neuer Argwohn und neue Unzufriedenheit ergeben würde, eine Kontrolle, die letzten Endes nur der Agitation der deutschen Nationalisten dienen würde.
Die Regierungskonferenz erst im August
Wahrscheinlich doch in London London. 2. Juli. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" schreibt: Die italienische Regierung hat jetzt endgültig ihre Zustimmung zu dem britischen Vorschläge mitgeteilr, die Reparations- und Rheinlandskon- serenz in London abzuhalten. Nachdem nunmehr Italien, Belgien und Deutschland ihre Bereitwilligkeit zur Teilnahme an einer Londoner Konferenz bekundet haben, ist es nicht überraschend, daß Macdonald und seine Kollegen es ablehnen, sich durch die an den Haaren herbeigezogenen Pariser Argumente von ihrer ursprünglichen Absicht abbringen zu lassen. Britische Kreise geben zwar zu. daß die Umwandlung des Poung-Berichtes in einen Vertrag erhebliche Arbeit machen wird.
Sie teilen aber nicht die französische Ansicht, daß diese Aufgabe Monate beanspruchen muß. Auf der Daweskon- ferenz von 1924 haben die Staatsmänner und Sachverständigen gleichzeitig die politischen und finanziellen Fragen behandelt.
Diesem Vorbild sollte man folgen. Britische Kreise erwärmen sich nicht für den Gedanken, drei aufeinanderfolgende Konferenzen abzuhalten, nämlich eine der Staatsmänner, eine der Sachverständigen und dann wieder eine der Staatsmänner. Ein solches Verfahren würde geeignet sein, oie Rheinlandräumung über das laufende Jahr hinaus zu verzögern.
Macdonald und seine Kollegen sind keinesfalls bereit, eine solche Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. Die Minister sind nicht mit Unrecht übemeuat. dak sie bei einer entlcklos-
(Fortsetzung 31)
. „So meinte ichs ja! Bestellen Sie, bitte, meine ergebensten Grüße!"
„Danke!"
Der Hufschlag des Pferdes war längst hinter ihm ver- dröhnt, als Dorfbach noch immer gedankenverloren im Wagen saß. Er mußte das wißen, und zwar so rasch als möglich, ob sich da wirklich etwas freundschaftlich Intimes angebahnt hatte. „Fahren Sie rascher!" befahl er, sich nach vorne neigend. Dann ein grenzenloses Staunen; das war doch! — War das nicht? — „Halten Sie!"
Der Wagen stoppte.
„Konstantin!" rief er über den Acker hinüber, der links an den Fahrweg mündete.
Ein alter Eraukopf schnellte über den Schollen auf, machte ein paar Sprünge und reichte dann die schwielige Hand über den Schlag. „Guten Morgen auch, Herr Doktor! So früh schon am Tag?"
„Hast dich wohl in der Grenze geirrt, Alter?
Der Knecht lachte. „Wenn man fünfzig Jahre auf einem Hose ist, dann irrt man sich nimmer."
„Das ist doch Ebrachscher Boden!"
Der Knecht nickte. „Wohl, wohl, Herr! Alles!" Er zeigte in die Runde. „Den hats bis ins Herzblut getroffen! Die ganze Ernte. Kein Halm mehr, der ganz ist. Kein Weizen, kein Roggen, keine Kartoffel — nichts!"
„Was aber hast du hier zu schaffen? "
„Es schaffen unserer mehr!" Er wies nach den Feldern, die sich bis hinauf zum Walde dehnten.
' „Lauter Dienstleute von unserem Hofe?"
„Lauter solche und ein paar Fremde dabei, die auf der Wanderung sind und Arbeit brauchen". Er sah in das finstere Gesicht des Doktors. Das brauchte ihm niemand zu enträtseln. „Ist nichts als Christenpflicht", sagte er und warf einen Stein nach einer Krähe die den Samen aus der Erde pickte. „Was sollt er machen, wenn ihm keiner
senen Haltung in der Räumungsfrage die öffentliche M«-i- s nung ohne Unterschied der Partei hinter sich haben werden. Es sind zwar noch keine formellen Anweisungen an das britische Hauptquartier in Wiesbaden abgesandt worden, aber es ist bekannt, daß von Sachverständigen an Ort und Stelle Pläne ausgearbeitet worden sind, die sofort nach Eingang des Räumungsbefehls zur Anwendung gebrockt werden sollen. Die britische Regierung wünscht ernstlich, im Einvernehmen mit allen interessierten Parteien zu handeln, sie wird aber nicht zögern, von ihrem Recht Gebrauch zu machen, selbständig vorzugehen, wenn von irgend einer Seite eine Verschleppungstaktik geübt wird.
Spätsommerkagung des Reichstags
Berlin, 2. Juli. Da bis zum 1. September die Ratifizierung des Toungplanes durch die Parlamente erfolgen soll, wird jetzt die Einberufung der Konferenz zum 5. August erwartet, ihr Abschluß aber 14 Tage später, spätestens bis zum 20. August, um noch genügend Zeit für die parlamentarischen Vorbereitungen zu haben. Unter diesen Umständen wird nach der „B. Z." in parlamentarischen Kreisen mit dem Zusammentritt des Reichstags zum 26. August gerechnet.
Vereinfachte Besteuerung der Landwirkschafk. Am 23. Juni trat im Reichsfinanzministerium unter Vorsitz des Reichsfinanzministers Dr. Hilferding die Kommission zur Prüfung der Frage einer vereinfachten Besteuerung der Landwirtschaft zusammen. Der Reichsfinanzminister wies einleitend auf die hierzu im Reichstag gestellten Anträge und auf die Zusammenhänge mit dem Entwurf des Steuervereinheitlichungsgesetzes hin: die Hauptfrage sei, ob die Einkommensteuer, Vermögenssteuer und Grundsteuer für die Landwirtschaft in einer einheitlichen Steuer zusammengefaßt werden könnte. Die Kommission einigte sich über den Gang der Arbeiten und beauftragte mehrere Mitglieder mit Referaten, die in den nächsten Sitzungen erstattet werden sollten.
Vrirll. Landlag
Das Gespenst der Einheitssteuern
Beratung des Finanzeiaks im Landtag
Stuttgart, 2. Juli.
In der Dienstagssitzung des Landtags wurden die Ab- stimmungen zum Kultetat nachgeholt. Dabei wurden abgelehnt ein soz. Antrag betr. die Errichtung von Aufbauklassen und ein komm. Antrag, den 1. Mai zum Schulfeiertag zu erklären. Dagegen wurden angenommen der Ausschußantrag, den Städten Ulm und Heilbronn Theaterbeiträge von je 25000 -K zu geben, und ein soz. Antrag, die Beiträge an bedürftige Gemeinden von 300 000 «K auf 500 000 -K zu erhöhen.
Dann begann man mit der Beratung des Finanzetats, wobei mehrere Anträge gestellt wurden, so von dem Abg. Baus er (VN.), bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß eine etwaige weitergehende Entlastung an Reva- rationszahlungen in allererster Linie den durch die Jnfla- tionspolitik und Aufwertungsgesetzgebung Geschädigten zugute kommt. Der Abg. Winker (S.) beantragte die Bildung eines unabhängigen Rechnungshofs, ferner, zwecks Herbeiführung einer übersichtlichen Gestaltung der Finanzlage des Staates monatliche Berichterstattungen der staatlichen Verwaltungen an das Finanzministerium über ihre Einnahmen und Ausgaben. Der Abg. Dr. Häcker (BB.) stellte den Antrag, daß eine eventuelle Ermäßigung der Reparationslasten zur Herabsetzung der Rentenbankzinsen verwendet werden soll. An der Aussprache beteiligten sich ferner die Abgeordneten Joh. Fischer (Dem.), Dr. Burger (DV.). Andre (Z ). Bausch (CVD.), Rais (Soz.) und Hagel (VR.) Auf die verschiedenen Ausführungen und zu den gestellten Anträgen bemerkte Finanzminister Dr. Dehlingen, daß es verfrüht wäre, über die Verteilung der durch den Toungplan freiwerdenden Reparationszahlungen zu reden. Einmal wisse man noch gar nicht, ob der Plan vom Reick angenommen werde, und dann müsse vor allem der Reichsetat saniert werden.
Die schweren kriseniahre liegen nicht hinter uns, sondern
sangen erst an. Die Mrljchasiskonjunklur gehe überall zurück, der Landwirtschaft gehe es immer schlechter und die Industrie finde im Ausland hohe Zollmauern.
Große Gefahren drohen auch von der Reichspolitik durch die Einheits steuern. Ein pflichtgetreuer Finanzminister müsse bei der Aufstellung des Etats stets auch an die Möglichkeiten der Zukunft denken. Die Errichtung eines Rechnungshofes würde jährlich 100 000 Mark kosten, da prüfe die Oberrechnungskammer schon billiger. Der Finanzminister betonte, daß er mit der Darlegung der Finanzlage stets offen, klar und wahr gewesen sei. Zum Kap. 62 (Hochbaul wurde von soz. Seite beantragt, besonders die Beamtsn- Baugenossenschaften zu unterstützen, während der Abg. Dr. Bruckmann (Dem:) beantragt, die im Etat aufgeführten 250 000 Mark zur Beschaffung von weiteren Diensträumen für das Amtsgericht Heilbronn als erste Rate für einen Neubau zurückzustellen. Morgen vormittag wird die Beratung fortgesetzt.
Nach Schluß der Landtagssitzung folgten die Landtagsabgeordneten einer Einladung der Staatsregierung zu einem parlamentarischen Abend mit Abendessen in das Gebäude des Staatsministeriums in der Villa Reitzenstein. Zu dem Abend waren auch verschiedene höhere Beamte und die Vertreter der Presse geladen.
Württemberg
Die Lage des Arbeitsmarktes
Skuktgark, 2. Juli. Die Aufnahmefähigkeit für Arbeitskräfte hat in allen Gewerbe- und Industriezweigen in Württemberg erheblich nachgelassen, im badischen Teil des Landarbeiksbezirks dagegen Entlastung des Arbeiksmarkts noch auf der Höhe der Borwoche gehalten. Der Stand der Hauptunterstützungsempfänger am 26. Juni war folgender: In der versicherungsmäßigen Arbeitslosenunterstützung 34 985 Personen (23 872 Männer, 11113 Frauen), in der Krisenunterstützung 9771 Personen (7494 Männer, 2277 Frauen). Die Gesamtzahl der Unterstützten fiel um 1389 oder 3,2 v. H. von 46 145 Personen (32 302 Männer, 13 843 Frauen) auf 44 756 Personen (31366 Männer, 13 390 Frauen). Davon kamen auf Württemberg 11146 gegen 11503 und auf Baden 33610 gegen 32 642.
Aus der Arbeit der weiblichen Jugend
Der evangelische Verband für die weibliche Jugend Württembergs hielt vom 24. bis 27. Juni einen Leiterinnenlehrgang ab, an dem nahezu 50 Vereinsleiterinnen aus dem ganzen Land teilnahmen. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Verbands, Pfarrer W a l.z- Stuttgart. fanden Besprechungen über brennende Fragen aus dem Arbeitsgebiet sowie Turn-, Sing- und Spielübungen statt.
Zur Mitgliederversammlung am 28. und 29. Juni waren zahlreiche Vertreterinnen aus den Vereinen des ganzen Landes erschienen. Der Vorsitzende begrüßte die Versammlung, dankte für die eingegangenen Grüße und wies kurz auf die Bedeutung des Tages von Versailles hin.
Im Namen der Oberkirchenbehörde grüßte Oberkirchenrat Schaal. Darauf erstattete Pfarrer Schubert, der Geschäftsführer des Verbandes, den Jahresbericht. Eine Entschließung zum Reichsgesetzentwurf über die Hausangestellten, die eine Bestimmung fordert, die der Hausgehilfin den Besuch des sonntäglichen Hauptgottesdienstes in irgend einem Maße gewährleistet, wurde einstimmig angenommen. Einen klaren und tiefgründenden Vortrag hielt Stadtpfarrer Schmidt- Ostheim über das Thema „Der Christ und die Wett", der am Nachmittag eine rege Aussprache hervorrief. Bei der Fortsetzung der Mitgliederversammlung am Samstag vormittag sprach Pfarrer R e m p p i s,-Stuttgart über das Thema: „Unsere Mitarbeit in der Innern Mission" und Pfarrer Schubert über «Wie deuten wir unserer Jugend die Zeichen der Zeit?" Die anregenden und erhebenden Tage fanden mit einer Fahrt nach dem „Sonnenhaus" m Plat- tenbardt einen schönen Abschluß.
zu Hilfe käme? — Ist lediglich ein bißchen Dank an den Herrgott, daß er uns verschont hat."
Der Doktor erwiderte nichts. Nur seine Brauen waren noch immer finster zusammengezogen. Der Motor surrte, und der Eraukopf ging wieder nach dem Acker zurück.
Nach zehn Minuten tauchte das Dorfbacher Gut auf. Der alte Ebracher hatte recht gehabt. Als der Wagen von der breiten Straße abzweigte, wurde es bester. Allerdings, die Steine hätte man noch sorgfältiger aus dem Wege räumen können! Das wäre vordringlicher gewesen, als dem Herrn Vetter drüben seine Felder instand zu setzen.
Ein kleines weißes Haus stand am Rain. Gellendes Hundegekläff kam über den Zaun, und dann fuhr ein struppiger schwarz-weißer Köter an den Holzstäben hinauf und hinunter, als hätte er den Koller.
„Nimm das Vieh hinein", rief er dem Weibe zu, das über den lehmigen Weg vor dem Hause nach ihm hinsah.
Sie stutzte einen Moment — hatte ein böses Wort auf der Zunge und erkannte noch rechtzeitig, da^ es der junge Herr vom Gute war. Der war nett aufgelegt heute. Genau so bissig wie der Hund, den sie jetzt am Halsband ergriff, daß er kaum mehr Luft fand. Sie zog ihn gewaltsam ins Haus, zwängte ihn zwischen einen knappbreiten Spalt der ungestrichenen Türe und schlug sie hastig wieder ins Schloß. Man hörte das Gekläff nur noch wie aus weiter Ferne.
Hohes Cezäune streckte sich links und rechts. Tannengezweig lehnte sich über und streckte sich zwischen das Gitter. Schlankästig neigten sich Weiden über den Weg. Schillerndes Master blitzte zwischenhindurch. Mit einem raschen Blick konstatierte Dorfbach, daß die Fischweiher anfingen zu vermoosen. Das wäre auch vordringlicher gewesen als die Arbeit drüben bei den anderen.
Als das Surren des Motors durch die Stille drang, eilte aus dem Hause eine Greisin und öffnete das Tor.
„Mein Bub!" Das ganze runde Frauengesicht lachte'
Er sprang aus dem Wagen und ließ sich küssen. Dann steckte er den Arm durch den ihren und ging mit ihr nach dem Hause, das auf der großen weißen Rasenfläche stand, auf welcher sich zwei Nußbäume breitmachten. Vier Jagdhunde schossen auf ihn zu, als er den geräumigen Flur betrat.
„Kusch dich, Hektar! Zum Teufel auch, Waldine! Du begeiferst mir die Joppe, Sandor! Mutter, seit wann hat der Nicki-die Räude?"
Die alte Frau hörte aus dem Tone ihres Sohnes dessen ganze Mißstimmung. Was er sonst mit einem Lachen gesagt hatte, klang heute verärgert. Nun, sie würde es schon erfahren. Vielleicht hatte er in der Praxis Verdruß gehabt.
„Was soll ich dir nun vorsetzen, mein Bub?"
„Nichts, Mutter! — Ich bin nur gekommen, dich zu sehen! — Wo ist Vater?"
Eine leichte Verlegenheit zeigte sich in ihrem Gesichte. „Er wird gleich kommen — Hans — er ist nur ein bißchen auf den Feldern draußen".
„Wohl auf den Ebrachschen!"
„Du weißt, Hans?"
Er schob den Stuhl beiseite, den sie ihm an den Trsch gerückt hatte, und begann in dem großen Zimmer, in welchem die Sonnenfunken durch die Gitterstäbe der Fenster tanzten, auf und ab zu gehen. „Er ist zum Bettler geworden, der hochwürdige Herr Vetter drüben, und hat wohl dem Vater ein paar schöne Worte gegeben und ein bißchen mit Phrasen nachgeholfen! Das versteht er ja!"
„Junge! Mein Junge!" Sie legte beide Arme um seine Mitte, daß er im Gehen innehalten mußte, und sah , zu ihm auf. „Nun weiß ich doch, warum du so verärgert bist".
„Soll ich mich wohl auch noch freuen darüber!"
„Sie sind sehr nett die Ebrachs! — Ja!"
„Wirklich!" spottete er. „Das ist seit Jahren das erstemal, daß ich das höre. Ihr schätzt es euch gewiß sehr zur Ehre, Mutter" — er machte eine untertänigste Verneigung.
„Aber Bub!"
„Ach Mutter, mach nicht viel Geflunker! Mich ekelt!— Wenn sein zerschlagenes Getreide wieder blüht und seine verhagelten Kartoffeln wieder gedeihen, dann seid ihr ihm Luft. Genau so wie früher".
„Mein Bub!-" -
„Mutter, spar dir die Worte. Ich sag dir nur, ich hav sie satt, diese hochnäsige Gesellschaft! — Bis da herauf . „
„Die Lena war schon ein dutzendmal herüben bei uns.
„So — darf sie jetzt? — Seit ihr die Ernte verhagelt ist!"
Fortsetzung folgt.
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