Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Montag, 1. Juli 1929.

1. Juli 1929.

Seite 3 Nr. 151

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Die Bewerber um die Pfarrei Eärtringen, De­kanat Herrenberg, die Stadtpfarrei Rosenfeld und die Pfarrei H o p f a u, Dekanat Sulz, haben sich binnen 3 Wochen beim Ev. Oberkirchenrat zu melden.

Nagolder Eochenende

Nach Regentagen, windigem und unfreundlichem Wet­ter strahlt am Samstag schöner, wärmender Sonnenschein. Straßen und Gassen der Stadt liegen schattenlos in der Glut der Sommersonne. Brunnen plätschern träge. Die Menschen freuen sich des schönen Wetters. Ausflügler und Wanderer sieht man in den Straßen. Die schattigen, tannenduftigen Wälder und Wege locken hinaus ins Freie. Die Turmruine des Schloßbergs mit der kecken Wet­terfahne darauf ragt über das bunte Grün in den tief­blauen Himmel hinein. Ein kühlender Wind treibt gegen Abend graue und weiße Wolken darüber. Doch ohne Wit­terungsänderung dämmert der Sommertag zu Ende. Im Abendschein ruhen die Giebel der Häuser. Allmählich fal­len die dunklen Schatten der Nacht in die Zwielichtstim­mung. Laternen flammen auf, leuchtend in der Dunkel­heit. Ruhig fließt die Nagold dahin. Einige Menschen spazieren am Ufer entlang. Ein paar Boote treiben auf dem Wasser Ruder tauchen zischend in die Fluten aus Hellen Mädchenstimmen ertönt ein Lied ... in der Ferne bellt ein Hund. Sonst ist alles still.

Da gibt es merkwürdige Gesichter, wenn am Sonn­tag in der Frühe verschlafene Gestalten zum Fenster hin­ausschauen: Es regnet in vollen Strömen. So war das plätschernde Geräusch also nicht ein halbwacher Traum oder Einbildung, sondern wirklich der Regen. Der Nebel hängt tief über der Stadt und den sie umgebenden Wäl­dern und Höhen. Und klatsch klatsch, pitschpatsch fallen die Regentropfen auf das Pflaster. Das Strömen läßt nach gleichmäßiger, vereinzelter fallen die Tropfen leichter Sprühregen setzt ein. Um die Mittagszeit heitert sich der Himmel auf.Auf Regen folgt Sonnenschein" heißt es. Und richtig gucken bald ein paar Sonnenstrah­len durch die grauen Wolken. Aber:man soll den Tag nicht vor dem Abend loben". Schon ist der blaue Him­mel wieder verflogen und es schüttet wie mit Kübeln. Hef­tig entladen sich einige starke Gewitter. Erst gegen Abend huschen versöhnend ein paar Sonnenstrahlen über die Stadt.

Es ist leicht verständlich, daß dieser Regensonntag das Leben und Treiben in unserer Stadt weitgehend be­einflußte. Der Durchgangsverkehr war lange nicht so leb­haft wie bei schönem Wetter. Wanderer und Ausflügler kamen wenige durch die Sadt. Auch der Autoverkehr war nicht so lebhaft wie sonst. Trotz dem zweifelhaften Wetter sind die Nagolder Sportvereinler zum Jugendtag des Nek- kar-Nagold-Eaues des süddeutschen Fußball- und Leicht­athletikverbandes nach Calw ausgerückt. Die Jnnungs- versammlung der Freien Schreinerinnung Nagold, vom Wetter nicht abhängig, war bei Sonnenschein gut besucht; ein für die Fachleute interessanter Filmvortrag über Möbelkunst schloß sich an. Der geplante Ausflug des Schwarzwaldvereins am Sonntag mußte unter­bleiben. Er ist buchstäblich ins Wasser gefallen. Dagegen fand die Kriegsbeschädigtenfahrt des ADAC, unter zahlreicher Beteiligung statt.

Zur Stadtpflegerwahl

die am 26. Juni ds. Js. stattfand wird uns von interes­sierter Seite folgendes Stimmenverhältnis mitgeteilt. Es haben erhalten: Stadtsch. Obersekretär Erich Schuster hier, 7 Stimmen, Stadtpfl. Buchhalter Heinrich Kapp in Freudenstadt (gebürtiger Nagolder) 6 Stimmen, bei 2 Stimmenenthaltungen.

Nagold im Durchgangsverkehr

Nach dem bis 5. Oktober gültigen Sommerfahrplan kann man von Nagold aus nach folgenden größeren Städten außerhalb Württembergs gelangen, ohne unterwegs umsteigen zu müssen, wobei alle Züge die 2. und 3. Klage führen: 1. in Schnellzügen: (vom 1. Juli bis 15. September), nach und von Frankfurt, Darmstadt, Heidelberg und Karlsruhe, Nagold ab 12.39, Nagold an 16.41. 2. im Eilzug: nach Schiltach, Nagold ab 8.39.

Gastspielzdes Württ. Dolkstheaters

Wie wir mit Bestimmtheit erfahren, wird in dieser Woche das Württembergische Volkstheater, Direktion I. Mangold, hier eintreffen, um ein kurzes Gastspiel zu geben. Das Unternehmen besteht seit 1903, besitzt ei­gene, sehr schöne Bühne mit 21 Verwandlungen, großem Kostümfundus, sowie reichhaltiger Bibliothek in Schau- und Lustspiel, Volksstück, Posse und leichter Operette. In Aussicht genommene Stücke sind:Der keusche Lebemann", Schwank von Maliern,Im weißen Rößl",Als ich wie­derkam",Der Herr Senator" von Blumenthal und Ka- delburg,Altheidelberg" von Meyer-Förster.Die Ra­bensteinerin" von Wildenbruch,Das 4. Gebot" von An­zengruber, Wiener Blut",Ehre" v. Sudermann,Förster Christi" von Jarno,Der fidele Bauer" von Fall usw. Das Ensemble hat in den 27 Jahren seines Bestehens in fast sämtlichen größeren Städten Württembergs monate­lang gastiert mit künstlerischem und pekuniärem Erfolg. Das aus 12 Kräften bestehende Personal weist Mitglie­der verschiedener Stadttheater auf, so daß gut abgerundete Vorstellungen garantiert sind. Alles Nähere durch Annon­cen und Plakate. Eröffnung: Freitag, den 5. Juli.

Frauen-Bortrag

Am morgigen Dienstag hält Frau Anita Krol l-Ber- lin im Gasthaus zurTraube" einen Lichtbildervortrag für Frauen und Mädchen über das Thema:Hygiene der Eh e". Der Rednerin geht der beste Ruf voraus. In Oberndorf und Calw war der Vortrag sehr stark besucht. Näheres im Anzeigenteil.

Wieder ein Zusammenstoß anf unserem berühmten Altensteiger Strötzle

Kurz vor 8 Uhr heute morgen stieß gerade in dem Au­genblick, da der Zug vorbeifuhr, bei der Knoll und Pregi- zerschen Fabrik ein Motorradfahrer aus Untertalheim As. einem Radfahrer (Schüler aus Ebhausen) zusammen. Glücklicherweise nahmen beide keinen persönlichen Scha­den, lediglich das Vorderrad des Schülers wurde zertrüm­mert. Die Schuld dürfte in der Hauptsache den Motorrad­ler, der in Richtung Altstensteig auf der falschen linken Seite fuhr, treffen. Unglücklicherweise werden an der

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betr. Stelle gerade Bahnausbesserungsarbeiten ausge­führt, sodaß durch den aufgeworfenen Schutt die Fahr­bahn noch schmäler als sonst ist, wodurch der Motorrad­fahrer vielleicht verwirrt wurde. Wann endlich werden die Zustände auf dieser Strecke geändert werden?

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Unsere Leser machen wir darauf aufmerksam, daß wir heute eine Ergänzung des Sommerfahrplans vom 15. Mai für die K r a f t w a g e n l i n i e EärtringenDecken- pfronnEültlingenWildberg bringen. Dieser neue Fahrplan ist seit 24. Juni gültig.

Herrenberg, 29. Juni. Nur noch kurze Tage liegen zwi­schen heute und der 7V0-Jahrfeier. Die ganze Bevölke­rung findet sich in gemeinsamer Arbeit, die Stadt zu schmücken, die Vorbereitungen zu treffen zum guten Ge­lingen. Das schöne Fe st Plakat wirbt in Stadt und Land, in der Rähe und in der Ferne. Die geschmackvollen Festabzeichen sind im Vorverkauf überall zu haben. Wozu berechtigt der Besitz dieses Festabzeichens? Zu den Ver­anstaltungen am Samstag: zum Konzert auf dem Marktplatz und zum Bürgerabend im Festzelt; am Sonntag zum Festakt auf dem Marktplatz, zum hi­storischen Fe st zu g, zur Stadtbeleuchtung und zur ital. Nacht auf dem städt. Turnplatz; am Montag zum Kinderfe st.Nur für das FestspielDer arme Kon- r a d" auf dem Marktplatz, für die kunsthistorische Ausstellung und für die Besichtigung des Hochaltars in der Stiftskirche wird ein besonderes Eintrittsgeld er­hoben. Es wird den Festbesuchern dringend geraten, die Festabzeichen schon im Vorverkauft zu erwerben um die Kassen am Festtag zu entlasten.

Aus aller Welt

Winkerwetter auf der Schneekoppe. Am Samstagmorgen wurden von der Schneekoppe 2 Grad Kälte und ein Zentimeter Schnee gemeldet. Auch in den vergangenen Tagen hatte es im Riesengebirge verschiedentlich geschneit.

Fleischvergiftungen im Ostseebad Horst. Unter Vergif­tungserscheinungen erkrankten im Ostseebad Horst dieser Tage etwa 50 Personen, darunter auch Badegäste. Man ver­mutet, daß eine Fleischvergiftung vorliegt.

Abstürzendes Auto seht einen Bauernhof in Brand. Auf der höhe des Gaisberges, unweit Schweighausen, hat sich ein schweres Automobilunglück ereignet. Der Mitinhavsr einer Lahrer Eisengroßhandlung, Eugen Kaufmann, wollte mit seinem geschlossenen Kraftwagen nach Herbolzheim fah­ren. Bei dem letzten Hofe von Schweighausen kam der Kraftwagen ins Schleudern und stürzte über ein 50 Meter steil abfallendes Weidegelände gegen die Eckmauer des Kaspar-Bauernhofes, Besitzer Adolf Wangler. Das Auto hatte sich mehrmals überschlagen, der Benzinbehälter explo­dierte und die Flammen setzten den aus Holz gebauten Hof in Flammen. Sämtliche Gebäude wurden in Schutt und Asche gelegt. Nur der Viehbestand konnte gerettet wer­den. Der Schaden wird auf etwa 45 000 -4t beziffert. Der Besitzer des Autos war aus dem Wagen herausgeschleudert worden und hatte so schwere Verletzungen erlitten, daß er bald starb. Das Auto ist ebenfalls verbrannt. Der Verun­glückte war nahezu 40 Jahre alt; er bekleidete auch den Posten eines argentinischen Vizekonsuls.

Die Tochter erschlagen und Selbstmord verübt. Der Bäckermeister Bafchbach in Waldhausen hat seine 27jährige Tochter im Verfolgungswahnsinn mit dem Beil erschlagen und sich durch einen Revolverschuß getötet.

Eisenbahnunfall bei Bielefeld. Von dem Zug um 13.57 Uhr ab Bielefeld entgleisten auf dem Bahnhof Ost drei Wagen und legten sich auf die Seite. Dem Umstand, daß der Zug sehr langsam fuhr, ist es zu verdanken, daß nur drei Personen leicht verletzt wurden.

Raubmord in Weihensee. In der Schönstraße zu Wei­st e ns ee wurde die frühere Buchhalterin und Korrespon­dentin, jetzige Obsthändlerin Johanna Senger, er­mordet und beraubt aufgesunden.

Rekordflug NeuyorkLos Angeles. Hauptmann Drank hawks flog von Neuyork nach Los Angeles in 19 Stunden 10 Minuten 18 Sekunden, wobei er den bis­herigen Rekord um mehr als 5 Stunden drückte.

Kostspielige Sportleidenschaft. Lord Eastworlh reiste von London nach Liverpool. Als der D-Zug an einem Sport­platz vorüberraste, wo sich ein aufregender Fußballkampf seinem Ende näherte, ließ sich ein Fahrgast von seiner Sport- leidenschaft hinreihen und zog die Notbremse, um das Er­gebnis miterleben zu können. Ohne mit der Wimper zu zucken, bezahlte er sodann die Strafe für die unbefugte Be­nutzung in Höhe von hundert Schilling. Er reichte das Geld dem Zugführer, ohne sein Auge vom Spielplatz zu wenden. Der Zug setzte sich wieder in Bewegung und das auf­regende Spiel war immer noch nicht beendet. Kurz ent­schlossen zog der Lord zum zweiten Male die Notbremse und bezahlte lächelnd die doppelte Strafe, sin diesem Augen­blick ertönte der Schlußpfiff, und ein Lautsprecher verkün- bete das Resultat. Lord Eastworlh atmete erleichtert auf: er ersparte die dreifache Strafe.

Der letzte Zeppelinreiler s. Der letzte Zeppellnrcilcr. Postagent Karl Zilly, ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Bei Ausbruch des Krieges 1870 hatte er gerade seine Dienst­zeit bei den bad. Leibdragonern beendet. Bei dem bekann­ten Erkundigungsritt des Grafen Zeppelin (Schirlenhos) wurde er verwundet und geriet in französische Gefangen­schaft. In Niederbronn, wo er im Lazarett lag. wurde er einige Tage darauf von den deutschen Truppen wieder be­freit. Der Tod Zillys ruft die Erinnerung wach an den be­rühmten Erkundigungsritt, den Graf Zeppelin mit einigen badischen Offizieren und Mannschaften zu Beginn des 70er Krieges tief in das Feindesland hinein unternommen hatte. Nach einem kurzen Gefecht im Schirlenhos bei Reichshofen (Elsaß) mußte sich die kleine tapfere Reiterschar einer ge­waltigen Uevermacht ergeben, nur Graf Zeppelin schlug sich durch, während Leutnant von Winsloe als erster im Kriege 187071 den Heldentod fand.

Spiel und Sport

Handball.

T. V. Nagold «.-Jugend T. B. Ebhausen 2 3:9.

Unsere A-Jugend hatte auf den gestrigen Sonntag die zweite Mannschaft des T. V. Ebhausen zum Freund-

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schaftsrückspiel verpflichtet. Durch längere Uebung und Spielerfahrung konnten die Einheimischen ein überlege­nes Spiel vorführen und gegen ihren ziemlich starken Gegner verdient gewinnen.

T. V. Nagold Schüler T. V. Ebhausen B.«Jugend 1:V.

Die T. V. Schüler fuhren nach Ebhausen, um sich mit der dortigen B-Jugend zu messen. Beide Mannschaften waren ziemlich gleichwertig. Ein Strafwurf brachte den Nagoldern das entscheidende Tor.