Nr. 140

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

g, 18. Juni 1829.

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Dienstag, 18. Juni 1929.

cblauenden Berge ans herüber. Die n Reisewagen der Sergwelt. Der un- len, das einzig >ronend inmitten m geheimnisvoll- immer auch schon : zuvor den präch- lden Rotzbergs ge- our in den Balin- irgendherberge auf en Klassen hatten r. Klasse 3 wan- imten Klosterstadt ich Wildbad. Die ehungspunkt für rerberg. Der fast Wildseemoor mit rn Boden mehr yüften bringen getzliche Eindrücke, leider wenig gut. Ickwanderung nach Ueberraschung das s dem Kniebis mit Nachtbummel im ;nden Wandertags n Seen, in denen ind geheimnisvoll- mschein, wenn die Rippoldsau und e.

rsflugs. Schön ists Herz der Jungen gehören.

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men und die Lei­zen zu können, ha- Auswahl aus der >er hiesigen Ober- Arbeitsgattungen Wäsche mit Hohl- cbeiten in Wäsche- n gediegener Art ir handgewobene m und Zierlichkei- rng und Mühe zu Nöge durch dieses eck neues Interesse gen Besucherinnen

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rohsinn

lmge in der letzten eben und Treiben, r näherte, sah ein gerichtet, der am dienen sollte. Man en stehen, die über teraussichten Rat rr grotz, nach den Und als wir gar orbereitungen auf n überfallen wur- lopfen. Aber den dafür reichlich be-

nd 8.30 Uhr mit

alle seine Gönner chulhaus ins Fest- t war. Dort wech- olche der Musikka- Herr Hauptlehrei nd von Witz ge- Lereinswesen und esen. Uebergehend rufen feierte er 8 o im Verein tätig nmann. Martin xenstein, Ehr. ;, Ehr. Braun er von der neuen einem Zeichen der Seine Rede klang e. Als wir uns eg begaben, leuch- und unsre HerKn m waren also gut. Höhnten mächtige ; Ehren- und Ju- : spielte die Tag- rrem Dörflein. Da geregt und alles r trat der Verein verhüllten Fahne,

werweser Leuze ; dein Herrn dan- »öchster". Nur aus chtes Singen kom- mrfe ein Verein 25jähr. Bestehens Frühschoppen lnd dann war es ne zu empfangen- n, Auto oder auf aus allen Wirt-

> große Za :in und bck mit M« einander zr

durch unser lang- r, in 2 blumenge- einer Kutsche die ceins, die Herren Lhrenvorstand) u. rendirigent Herr

Oberlehrer a. D. Wolf, der 20 Jahre Dirigent des Ver­eins war. Hieraus kamen die Festdamen, die die verhüllte > Fahne trugen und daran anschließend der Gesangverein. Eine überaus stattliche Zahl von Sängern marschierte im Festzug mit. der sich damit zu einer mächtigen Kundgebung für die deutsche Eesangssache gestaltete. Zu beiden Seiten der Straße vetrachrete eine große Menge den Zug. Der estplatz füllte sich bald völlig und der Blick von der Tri- üne auf die wogende Menge bot ein überwältigendes Bild. Mit 2500 Festbesuchern kann die Zahl eher zu nieder als zu hoch gegriffen sein, eine Masse, die wohl nicht mehr so bald auf einmal hier zu sehen sein dürfte.

Festakt.

Der Festverein begrüßte die Gäste mit seinem Fahnen­spruch:Grüß Gott, mit Hellem Klang, Heil deutschem Wort und Sang" und einem Willkommenslied. Der Vor­stand, Herr Friedr. H e l b e r, richtete dann Worte herzli­cher Begrüßung an die grotze Festversammlung. Besonders begrüßte er die Herren vom Eauvorstand des Nagoldgau- Sangerbundes, die Herren Präzeptor Wieland. Na­gold, Schultheiß Mutz, Ebhausen und Herman n, Wild­berg, ferner den Herrn Stadtpfarrer Presse! aus Tü­bingen. Herzliche Worte des Dankes richtete er an all die vielen Spender und Gönner des Vereins, besonders an Herrn E. Sannwald von den Vereinigten Deckenfabri- ten und an die Gemeinde Jselshausen. Hierauf ergriff der Eauvorsitzende, Herr Präzeptor Wieland das Wort und überbrachte die Grüße des Nagoldgaues. Er über­reichte den 9 Sängerjubilaren Ehrenurkunden für ihren 25 jährigen Dienst am deutschen Lied. Dabei richtete er beher­zigenswerte Worte an die alten und die jungen Sänger des Vereins. Die Alten mögen sich der Jungen annehmen und sie heranziehen zum Verein. Die Jungen aber sollten bedenken, daß sie auch einmal alt werden und sich an der Vereinstreue der Alten ein Beispiel nehmen.

Die eigentliche

Fest- und Weiherede

hielt nun Herr Stadtpfarrer Presse l-Tübingen. Aus­gehend von der Geschichte des Vereins erzählte er, daß der Verein anläßlich des 25-jährigen Amtsjubiläums des ver­storbenen Schultheißen Klotz am 20. Juni 1903 gegrün­det wurde. Der erste Vorstand war Herr Friedr. Holder, untere Mühle, der erste Chorl. Herr Schullehrer S ch m i L. Jin Jahr 1906 übernahm Herr Oberlehrer Wolf den Verein und dirigierte ihn bis zum Jahr 1926. Während des Kriegs waren eine grotze Anzahl Sänger im Felde, nicht alle sind wieder zurückgekehrt. Nach dem Kriege habe der Verein mit neuer Kraft angesangen und sich in den letzten Jahren unter der Stabführung von Herrn Haupt­lehrer Wolf zu beachtlichen Leistungen emporgeschwun- gen. Er sprach dann weiter von der herrlichen Gottes­gabe des Gesangs und von der Macht des deutschen Liedes. Man möge nie vergessen, auch dem zu singen, der uns die Stimme gegeben hat.Dir, Dir Jehova, will ich singen". Und wenn nun der Frohsinn seine Fahne enthüllte, so möge sie ihm der Mittelpunkt sein, um den sich alles schare. Möge diese Fahne einst über einem freien, deutschen Volk wieder wehen. Seine Festrede klang aus in einem begei­stert aufgenommenen Hoch auf den Gesangverein Froh­sinn. Nach einem kurzen Prolog, gesprochen von Frl. Klara Baumann wurde die Fahne enthüllt und zog in ihrer Schönheit alle Augen auf sich. Die Vorderseite zeigt ein naturgetreues Bild von Jselshausen auf maisfarbigem Grunde, sowie den Namen des Vereins. Aus der Rückseite, die in königsblau gehalten ist, befindet sich eine goldge­stickte Lyra und der Spruch:Grüß Gott mit Hellem Klang, Heil deutschem Wort und Sang".Die Fahne stammt von der Firma Junker L Co. in Stuttgart, welche auch noch ein Fahnenband dazu gestiftet hat. das von Fräulein Klara Vaumann angeheftet wurde. Der Fahnenträger, Herr Jakob Binder übernahm mit einem kurzen Spruch die Fahne in seine Obhut. Der Frohsinn sang ein Fahnen­lied und anschließend sang der Der. Lieder und Sänger­kranz Nagold als Patenverein als WeiheliedDas deutsche Lied" von Kalliwoda. Damit war der eigentliche Festakt beendet. Es entwickelte sich ein buntbewegtes Leben und Treiben auf dem Platze, wo für Unterhaltung und Ab­wechslung reichlich gesorgt war, sodaß wohl alle auf ihre Rechnung kamen. Von der Tribüne erschallten Lieder, denn jeder der Eastvereine gab etwas zum Vestenen. Es wurde geschossen, geschaukelt, gegessen und getrunken. Eine große Zahl Unentwegter konnte sich gar nicht von dem schönen Festplatz trennen und noch in dunkler Nacht schallten die Klänge der Musik von der hochgelegenen Tribüne herab. Dann aber zog die Musik doch zum Festball ins Gasthaus zum Lamm, wo die Jugend noch ausgiebig dem Tanze hul­digte. Gegen 2 Uhr morgens hatten auch die Eifrigsten ge­nug und das in allen Teilen ausgezeichnet verlaufene Fest, »ahm ein Ende. Der Frohsinn darf stolz auf seine Fahne sein, stolz auch auf ein stolzes Fest. Mögen alte Sänger des Frohsinns das von ihnen im Fahnenlied gesungene Ge­löbnis beherzigen:Würdig wird sich stets bewähren dieser Fahne unser Bund".

Unfälle

Jselshausen, 18. Juni. Gestern ereignete sich an der Schiffschaukel ein kleiner Unglücksfall, der unseres Wissens, entgegen den kursierenden Gerüchten keine lebensgefährli­chen Verletzungen im Gefolge hatte. Die Verunglückte, Frl. Knorr, wurde ins Krankenhaus verbracht, wo ihre Kopf­verletzungen behandelt werden.

Horb, 17. Juni. Bei der Ausfahrt des ADAC, nach Hei­denheim a. d. Br. ereigneten sich zwei schwere Unfälle. Auf dem Heimweg stürzte der 28jähr. Motorradfahrer Ieckel aus Rottenburg bei Metzingen so unglücklich infolge eines Zusammenstoßes mit einem Auto, daß er einen Schä­delbruch erlitt und auf der Stelle tot war. Später stürztg ein zweiter Fahrer bei Rottenburg. Er wurde dabei schwer verletzt und in das Rottenburger Krankenhaus ver­bracht, wo er in hoffnungslosem Zustand darnieder liegt. Gegen 7.30 Uhr kam der Mechaniker A. B u g mit sei­nem Motorrad denRauhen Stich" herunter und stürzte. Er wurde noch 6 Meter geschleift und erlitt schwere Ver­letzungen, so eine tiefe klaffende Wunde an der linken Schädelseite, schwere Schürfungen an der Achsel, die Hand wurde vollständig zerfleischt. Es besteht die Gefahr, daß die Hand fürderhin verkrüppelt sein wird. Vom Fahrrad gestürzt ist weiter der Rangiermeister Zimmermann und erlitt dabei einen doppelten Beinbruch.

Baiersbronn, 17. Juni. Am Samstag nachmittag gegen 6 Uhr fuhr ein Motorradfahrer aus Mannheim in der Klosterreichenbacherstratze in den Graben und zog sich da­bei erhebliche Verletzungen zu. Der Verunglückte mutzte in das Bezirkskrankenhaus nach Freudenstadt überführt wer­den.

Calw, 17. Juni. Am Sonntag Abend fuhr ein Fräu­lein mit dem Fahrrad in übermäßig raschem Tempo die

Stuttgarterstraße abwärts und rannte, da sie nicht mehr in die Bahnhvsstraße abbiegen tonnte, gegen eine Garten­mauer. Sie erlitt dadurch erhebliche, jedoch nicht lebensge­fährliche Kopfverletzungen.

Großfeuer in Bollmarinqen

Vollmaringen, 17. Juni. Um die dritte Mittagsstunde brach in der Scheune des Felix Teufel, (höchstwahr­scheinlich durch Kurzschluß) Feuer aus. Obwohl es so­fort bemerkt und auch schnellstens die Feuerwehren von Vollmaringen, Baisingen, Eöttelfingen und die Weckerli­nie von Nagold alarmiert wurden, griff das Feuer mit ra­sender Geschwindigkeit um sich und legte in ganz kurzer Zeit die zum Teil angebauten und dicht angrenzenden Scheunen von Georg Teufel, Max Müßigmann und Karl Teufel» sowie das Wohnhaus mit Scheune von Jakob Teufel in Asche, sodaß dem gierigen Ele­ment im ganzen K Scheunen und 1 Wohnhaus zum Opfer fielen. Die Versicherungen sind z. T. nur ungenügend, be­sonders bei denen, die erst vor kurzem neue Maschinen an­geschafft hatten. Auch das Wohnhaus des Jakob Teufel soll dem Wert entsprechend recht niedrig in der Versicherung eingeschrieben sein. Die Wehren waren bis in die Nacht­stunden tätig und nur ihrem eifrigen Bemühen ist cs zu verdanken, daß nicht noch mehr dem rasenden Element, das glücklicherweise nicht durch Wind begünstigt wurde, zum Opfer siel. Während der ganzen Nacht lösten sich Brand­wachen ab. Das Oberamt Horb war ebenfalls sofort zur Stelle. Außerdem fehlte nicht viel und so wäre Schult­heiß Schach schwer verunglückt. Als er an einer Scheune vorbei ging, fiel ein großer Ziegel herunter und ihm auf den Kopf. Nur dem Umstand, daß er eine Kopfbedeckung trug, ist es zu verdanken, daß er mit leichteren Verletzun­gen davon kam.

Freudenstadt, 17. Juni. Hoher Besuch. S. Kgl. Hoheit Prinz Purachatra, Bruder des Königs von Siam, mit Gatten und Tochter, statteten gestern in Begleitung des flämischen Konsuls in Stuttgart, Herrn Schweyer, unse­rem Kurort einen Besuch ab. Nach Einnahme des Mit­tagessens im Hotel Waldeck fuhren die Herrschaften, wie sie sich aussprachen, mit den besten Eindrücken von Freuden­stadt und seiner Umgebung nach Baden-Baden zurück.

Herrenberg, 17. Juni. Die freiw. Sanitätskolonne hat gestern ihre Aufnahmeprüfung für den Anschluß an den Landesverband der württ. freiw. Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz mit gutem Erfolg bestanden. Die Prüfung wurde abgenommen vom Verbandsvorsitzenden Exellenz Generalleutnant v. Ströbel und vom ärztlichen Sach­verständigen Eeneraloberarzt Dr. Schloßberger.

Calw, 17. Juni Prüfung der Verkehrsstärke. Um die Stärke des Abendverkehrs an den Sonntagen festzustellen, wurden am Sonntag abend die Fahrzeuge, welche die Straßenkreuzung StuttgartPforzheimWildbadNa­goldFreudenstadt beim Hotel Adler passierten, in der Zeit von 58 Uhr gezählt. In dieser Zeit (also innerhalb 3 Stunden) fuhren 822 Kraftfahrzeuge über diese Straßen­kreuzung. Es kommen somit auf die Minute umgerechnet 4,5 Kraftfahrzeuge.

Wildbad, 17. Juni. Jahresversammlung des Reichsverbands der deutschen Presse, Lan­desverband Württemberg. Der Landesverband Württemberg im Aelchsverband der deutschen Presse, der die offizielle Berufsorganisation der Redakteure der Tages­zeitungen darskellt, hielt am Samstag und Sonntag seine Jahresversammlung in Wildbad ab, die eine so große Bete!- ligung aus allen Teilen des Landes aufwies, wie sie bisher noch auf keiner Jahrestagung zu verzeichnen gewesen war. Zum 1. Vorsitzenden wurde Redakteur Dr. Dröse-Stutt- gart und zum 2. Vorsitzenden Redakteur Bauer-Heil­bronn einstimmig wiedergewählt.

Aus aller Welt

Die Sachverständigen im Prozeß Richter

In der Samstagsitzung des Richter-Prozesses kamen die Sachverständigen zum Wort. Der 1. Sachverständige, Pro- fessor Grünberg, der Leiter der Bonner Ohrenklinik, hat in dienstlicher Beziehung Dr. Richter in jeder Beziehung einwandfrei befunden. Als Arzt könne er ihm nur das beste Zeugnis ausstellen. Eines Abends habe er einen Brief von dem Ehemann Mertens erhalten, in dem Dr. Rich- ter des Ehebruchs beschuldigt wurde. Er habe Dr. Richter, der damals Volontär in seiner Klinik war, Vorhaltungen ge- macht, aber von Dr. Richter das Versprechen bekommen, daß er die Beziehungen zu Frau Mertens abbrechen werde. Zur Sachverständigenfrage, ob Strophantin in der Ohrenklinik verwandt wurde, erklärte Prof. Grünberg, daß er es in seiner 23jährigen Praxis noch nichtverwandl habe. Es sei ihm auch nicht bekannt, daß Strophantin zur Reizung der Nasenschleimhäute gebraucht worden sei. Es sei bisher nur für das Herz verwandt worden. Auch hat der Zeuge nie in der Fachpresse darüber gelesen: er kann auch nicht sagen, ob Strophantin zur Reizung der Nasen- schlcimhäute gebraucht worden sei. Er habe die gesamie Literatur der letzten 10 Jahre nachprüfen lassen. Der Sach­verständige gibt zu, daß andere, stärker wirkende Mittel für Nasenschleimhäute Anwendung fänden, z. B. Strychnin. Es sei nichts Neues, daß Gifte auf die Nasenschleimhäute angewandt würden.

Der 2. Sachverständige, Oberapotheker Schüller» hat die chemische Untersuchung der gefundenen Sachen an der Tatstelle und der Leichenteile vorgenommen, hat aber dabei keine Spuren von Strophantin gefunden. Er hatte am Samstag morgen ein Experiment mit Strophantin ge­macht und hatte dazu etwas mehr als die Maximaldosis, und zwar 0,6 Milligramm, mit 2 Tropfen Wasser verbunden. Trotzdem hatte sich aber bis zu seiner Vernehmung, also 3)4 Stunden später, eine Lösung des Strophantin noch nicht bemerkbar gemacht.

Der Vorsitzende fragt den Angeklagten, was er zu die­sem aufsehenerregenden Experiment zu sagen habe. Er habe doch das Strophantin benutzen wollen, um am 3. Dezember 1928 morgens eine Patientin zu behandeln. Er habe dann doch nicht so lange auf die Lösung des Strophantin warlen können. Dr. Richter gibt an, er habe die Schale, in der er die Lösung vornahm, vorher mit Alkohol ausgeputzt. Ein anderer Sachverständiger, Prof, und Pharmakologe Flury aus Würzburg, hat sich schon seit Jahren mit Stro­phantin beschäftigt. Er bestätigt, daß Strophantin in Ver­bindung mit Alkohol, wie es der Angeklagte angebe, bedeu­tend schneller gelöst werde. Dieser Sachverständige hält den Versuch, den Dr. Richter an Patienten mit Strophantin ge­

macht hat, zwar für gefährlich, aber jeder Arzt Halle ja schließlich das Recht, ein neues Mittel auf eigene Gefahr au--- zuprobieren. Er hält es auch nicht für unzulässig daß sicy ?in Arzt dieser Versuche bedient. Er weist darauf hin, daß mch Digitalis zuerst von einem englischen Landarzt ver­wandt worden sei.

Todesstrafe für Dr. Richter beantragt

Bonn, 17. Juni. Zu Beginn der heutigen Nachmittags­sitzung stellte der Oberstaatsanwalt nach kurzem Plädoyer den Antrag, den Angeklagten Dr. Richter wegen Mordes mit Vorsatz und Ueberlegung zum Tode und wegen Meineides zu 2 Jahren Gefängnis zu verurteilen. Er bat, bei dem Urteil sich nicht nach dem persönlichen Ge­fühl zu ricyien, auch nicht nach der inneren Einstellung eines jeden, sondern nur nach dem Gesetz zu entscheiden.

Dr. Richter zum Tode verurteilt.

Bonn» 17. Juni. Unter atemloser Spannung wurde gegen 11 Uhr das Urteil in dem Mordprozeß Dr. Richter gefällt, und zwar wurde der Angeklagte wegen Meineids zu 8 Monaten Zuchthaus, die umgewandelt sind in 1 Jahr Gefängnis, verurteilt. Fünf Monate der verbüßten Unter­suchungshaft sind auf das Urteil angerechnet. Wegen des Mordes an Frau Mertens wurde Dr. Richter zum Tode verurteilt, und die bürgerlichen Rechte wurden ihm auf Lebenszeit aberkannt.

Lrannlweiiischmuggel im Benzintank

Lindau. 16. Juni. Im Sommer 1925 betrieben zwei Oesterreicher, Vater und Sohn, einen umfangreichen Schmug­gel mit Branntwein aus der Schweiz. Sie führten das ver­botene Getränk in einem in ein Auto eingebauten Benzin­tank über die Grenze. Sie setzten den Branntwein an den Händler Mayer in Riedhirsch im Allgäu ab, der dann schließlich dazu überging, das Geschäft auf eigene Rechnung zu betreiben, indem er ebenfalls einen Geheimtank in sein Auto einbaute. Sowohl Mayer wie der Gastwirt Prinz in Hörbranz und der Händler Hellmänn in Oberreitnau, sowie der Weinhändler Görl in Kempten hatten sich nun vor dem Gericht zu verantworten. Das Urteil lautete für Mayer auf 54 000 Mark Geldstrafe einschließlich des Wert- ersahes und 4 Monate Gefängnis, für Prinz auf 2261 MK. Geldstrafe und 4 Monate Gefängnis. Außerdem wurde sämtlichen Angeklagten die Tragung der Kosten auferlegt. Die beiden Oesterreicher waren schon früher in Oesterreich abg"'!-keilt worden.

hindenburg in Ostpreußen. Reichspräsident von Hinden- burg ist heute vormittag in Rosenberq eingetroffen. Er wurde am Bahnhof von Bürgermeister Dr. Leu und Land­rat Klein begrüßt und begab sich alsdann mit Herrn von Oldenburg nach I a n u s ch a u.

Der 80. Geburtstag Geheimrak Kohls. Geheimrat Kahl ist anläßlich seines 80. Geburtstages heute der Gegenstand so großer Ehrungen, wie sie nur wenigen Menschen zuteil werden. Bereits um 1410 Uhr vormittags erschienen als offizielle Gratulanten für den Reichspräsidenten und die Reichsregierung Reichsjustizminister Severing in der Woh­nung Kahls. Sie überreichten dem berühmten Rechts­gelehrten den Adlerschitd des Reiches mit der Inschrift: Dem Hüter und Gestalter des Rechts" Gleichzeitig über­brachten sie ein Bild des Reichspräsidenten mit Widmung und ein Handschreiben, in dem Reichpräsident von Hinden­burg seine Glückwünsche zum Ausdruck bringt.

Schweres Autounglück bei Ansbach. Beim Nehmen einer Straßen kurve in der Nähe der Stadt Ansbach kam An Nürnberger Kraftwagen infolge Platzens eines Reifens ins Schleudern und stieß gegen einen Baum. Von den 5 Insassen wurden 3 schwer und 2 leicht verletzt.

Der Todessprung mit dem Fallschirm. Die bekannte Fallschirmpilotin Emmy Tußmar aus München ist in Chur bei einem Absprung aus einem Flugzeug mit dem Fallschirm abgestürzt.

7 Personen beim Ballen in der Donau ertrunken. Gestern ertranken in Wien 7 Personen beim BadeninderDo- n a u. 2 Personen stürzten bei einer Kletterpartie imWle­ne r W a l d ab.

Bier Höfe niedergebrannl. In dem Dorfe Suckow bei Sch werin brannten in der letzten Nacht vier mit Stroh­dächern versehene Büdnereien mit den dazu gehörigen Wirt­schaftsgebäuden und Stallungen nieder. Die Bewohner konnten nur das nackte Leben retten. Mit vernichtet sind sämtliche Maschinen der Büdnereien, die Futtervorräte, drei Kühe und eine größere Anzahl Schweine.

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Anekdote von Schubarl. Der Dichter Schubart war ein- mal zum Mittagessen bei Dr. Mollwitz in Stuttgart eingela­den. Unter den Gästen befand sich auch eine junge Dame, eine große Verehrerin des Dichters. Als über Tisch Trink- spräche ausgebracht wurden und die Reihe an sie kam, er- hob sie sich ganz zimpferlich, nahm ihr Gläslein in die Hand und sprach mit zarter Stimme:Schubart, Schubart. Dir zu Ehren will ich dieses Gläschen leeren." Schubart ergriff alsbald das seine und erwiderte in tiefem Baß: ..Ach das freut mich königlich, daß die Jungfer saust wie ich.">

Letzte Nachrichten

Zum Verzicht der Reichsregierung auf das Sofort­programm.

Berlin, 18. Juni. Verschiedene Berliner Blätter nehmen zu dem Beschluß der Reichsregierung Stellung, in dem auf die Vorlage des Sofortprogramms verzichtet wird. Die Germania" sagt, die nun eintretende Verzögerung der Reformarbeit sei bei der ernsten finanziellen Lage der Reichsanstalt, die noch kürzlich mit größtem Nachdruck so­fortige Maßnahmen verlangte, außerordentlich bedauerlich DeiDaz" weist darauf hin, daß noch Ende September (30. 9.) die geltende Regelung der Saisonarbeiterfürsorge abläuft. Vis zu dem Zeitpunkt müßten Regierung und Parlament Klarheit über die Behandlung der Saisonar­beitslosigkeit vom 1. Oktober all geschaffen haben. Man könne die Dinge also betrachten wie man wolle: soviel sei sicher, daß dieses Mal die traurigen Verschleppungskünste der Sozialdemokratie keinen Erfolg haben werden, denn