Seite 2 Nr. 14V

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Dienstag, 18. Juni 1828.

Württemberg

Auch die Demokraten klagen?

Stuttgart, 17. Juni. Die Klage der Sozialdemokratie vor dem Leipziger Staatsgerichkshof wird nun nach dem .Beobachter' auch die demokratische Partei ver­anlassen, vor dem Staatsgerichkshof für das Deutsche Reich zu Klagen. Das Blatt schreibt: Der Landtag hat durch den Eintritt von zwei neuen Parteien ein« grundsätzliche recht­liche Beränderung erhalten. Der Landtag hat erneut einen Staatspräsidenten zu wählen. Tritt die Regierung nicht zu­rück und verweigert der Landtag eine Neuwahl des Staats­präsidenten, so mutz die Deutsche demokratische Partei in dieser Richtung heute schon klar aussprechen, dah sie nun ihrerseits auf Klarstellung dieser rechtlich und tatsächlich ganz einfach liegenden Derfassungsfrage dringen wird. Es wird dann eine weitere Klage gegen die gegenwärtige Regierung einzureichen und durch einen Antrag auf Er­lassung einer einstweiligen Verfügung beim Staatsgerichks­hof dafür zu sorgen sein, daß der erneut verfassungs­widrig bestehenden Regierung die Bornahme von weiteren Regierungsverhandlungen durch eine vorläufige Prozetz- anordnung des Staatsgerichtshofs untersagt wird und damit der Gesetzlosigkeit in Württemberg endlich ein Ziel gesetzt wird.

Dritter Nachtrag zum Staatshaushaltsplan 1828. Mit Schreiben des Staatsministeriums vom 14. d. M. ist dem Präsidium des Landtags der Entwurf eines Dritten Nach­tragsplans zum Staatshaushalksgesetz für 1928 zugegangen. In dem Plannachtrag werden bei der Innenverwaltüng ein Teilbetrag für die Kosten der Einrichtung einer selbst­tätigen Fernsprechvermiktlungsanlage im Alten Schloß in Stuttgart (Schlotzzentra-le) und bei der Mirtschaftsverwaltung Mittel zur Förderung des Weinbaus sowie zur Unter­suchung der Weinberge und zur Vernichtung der Reblaus­herde angeforderk. Durch Ersparnisse in den Planjahren 1926 und 1927 können insgesamt mehr als 8 Millionen AM. zur Deckung des Abmangels für das Rechnungsjahr 1928 herangezogen werden, so daß der ordentliche Dienst für 1928 nunmehr mit einem geringfügigen Abmangel ab- schließt.

Besuch der Würkk. Hochschulen tm Sommerhalbjahr 1929. Die Zahl der Studierenden im ganzen beträgt im Sommerhalbjahr 1929 an der Universität Tübingen 3905, an der Techn. Hochschule 1767. an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim 151. Davon sind weiblich 469 bzw. 54 und 4. Württembergs sind 2014 bzw. 1091 und 53. Zum Besuch von Vorlesungen und als Gasthörer sind zugelassen 115 bzw. 292 und 116. u »

Der württ. Fremdenverkehr. Als Ergebnis der Statistik für 1928 kann heroorgehoben werden, daß der Fremden- verkehr sowohl in Stuttgart als auch in Württemberg stän­dig größeren Umfang annimmt. Rückgänge bei einzelnen Gemeinden werden in Zunahmen bei anderen mehr als ausgeglichen.

Denkmalsweihe für die würtk. Nachrichtenkruppen. Als ein weiteres wichtiges Mahnzeichen an die große Zeit 1914 bis 1918 wurde Sonntag vormittag auf dem Waldfriedhof, dem Ehrenfriedhof des württ. Armeekorps, der Gedenkstein für die württ. Nachrichtentruppen feierlich eingeweiht. Der Vorsitzende des Offizierbunds der Nachrichtentruppen, Gruppe Württemberg und Baden, Major a. D. König hielt die Weiherede. Als evangelischer Geistlicher sprach Divisionspfarrer Kirchenrat M a u ch - Ludwigsburg, als katholischer Geistlicher Divisionspfarrer Stump- Stuttgart. Gemeinderat Oberpostinspektor Ahn er übernahm das Ehrenmal in den Schutz und Schirm der' schwäbischen Landeshauptstadt. '

Svjähriges Jubiläum des Würtk. Buchhändlervereins. Der Württ. Buchhändlerverein beging heute vormittag im Fest­saal der Handelskammer die Feier seines 50jährigen Be­stehens. Der 1. Vorsitzende Dr. Schuman n-Skutkgarl gab einen Rückblick auf die Entwicklung des Württ. Buchhändler­vereins, der am 16. Juni 1897 aus der Not der Zeit heraus gegründet wurde. Der Verein schloß sich sofort dem Verband der Kreis- und Ortsvereine im deutschen Buchhandel an und hat sich unter der Führung hervorragender Männer des württ. Buchhandels, vor allem Adolf Krönerund Wilhelm Spemann, außerordentlich rasch entwickelt. Das freund­willige Zusammenarbeiten zwischen Verlag und Sortiment ist eine grundsätzliche Voraussetzung für das Gedeihen des Buch­handels. Der 1. Vorsitzende des Württ. Buchhändlervereins Dr. Schumann wurde zum Ehrenvorsitzenden, Kommer­zienrat A. Enke, Stuttgart und Buchhändler Hermann Aigner, Ludwigsburg wurden zu Ehrenmitgliedern er­nannt.

Kundgebung der Post- und Telegraphenbeamken. Der Landesverband Württemberg des Reichsverbands Deutscher Post- und Telegraphenbeamten veranstaltete im Festsaal des St. Binzenzhauses eine Kundgebung. Es wurde eine Ent­schließung angenommen, in der es u. a heißt: Das Weiker- bestehen des deutschen Berufsbeamtentums ist nicht nur bei den Hoheits-, sondern auch bei den Betriebsverwaltungen und auf öffentlich-rechtlicher Grundlage mit Unkündbarkeit und Ruhegehaltsberechnung notwendig. Die andauernd fortschrei­tende Umwandlung von Beamtendienstposten in Arbeiter­und Angestelltendienstposten erhöht die Streikgefahr und überträgt den Kampf zwischen Unternehmertum und Ar­beiterschaft, zwischen Arbeitskraft und Kapital auch in die Betriebe von Reich, Staat und Gemeinden. Dienst» und Amtsgeheimnis, namentlich auch das so wichtige, in der Neichsverfassung verankerte Brief- und Telegraphen-, sowie Fernsprechgeheimnis verlangen ein inniges und dauerndes Verhältnis zu Reich, Staat und Gemeinde, das nur im Be­amtenverhältnis auf öffentlich-rechtlicher Grundlage gesehen werden kann.

Hohenheim, 17. Juni Weltbeben. In der Nacht zum Montag verzeichnten die Instrumente der hiesigen Erdbebenwarte ein starkes Fernbeben, von dessen Herd eine Wellenbewegung ausging, die mehrmals um den Erdkörper herum sich fortpflanzte und von den Instrumenten über drei Stunden lang ausgezeichnet wurde. Die berechnete Herdentfernung beträgt 12 000 bis 13 000 Kilometer. So­weit es sich nach der Aufzeichnung einer einzigen Station beurteilen läßt, befindet sich der Herd in der Gegend der Sundainseln oder im südlichen Teil von Südamerika. Die Erschütterungswellen trafen in Hohenheim um 24 Uhr 7 Min. 47 Sek. ein. In Ravensburg wurde das Beben von den dortigen Instrumenten in derselben Stärke aus­gezeichnet.

Waiblingen. 17. Juni. DieSladtschultheißen- wahlfürgültigerklärt. Das Ministerium des In- nern hat im Gegensatz zur Ministerialabteilung für Bezirks­und Körperschaftsverwaltung die Wahl von Rechnungsrat Wendel- Heilbronn zum Stadtschultheißen für gültig er­klärt. Der Gegenkandidat Stadtschultheih Hayer-Besigheim kann dagegen Rechtsbeschwerde an den Verwaltungsgerichls- hof einlegen. Da er von diesem Recht wohl Gebrauch machen dürfte, ist die letzte Entscheidung in dieser Streitsache noch ab­zuwarten.

Geislingen a. St-, 17. Juni. Zur Ungültigkeits­erklärung der Stadlvorstandswahl. Baurat Schlunck hat beim Innenministerium gegen die Entschei­dung der Ministerialabteilung für Bezirks- und Körper­schaftsverwaltung bekr. Ungültigkeitserklärung der Skadt- vorstandswahl Beschwerde erhoben. Sollte auch das Innen­ministerium die Wahl für ungültig erklären, so will er sich für eine neue Wahl zur Verfügung stellen. Die in Geis­lingen in Umlauf gesetzten Gerüchte, daß er beabsichtige. In Eßlingen zu kandidieren, sind unwahr.

Ehingen a. D 17. Juni. Der Tod am Altar. Als am Sonntag vor acht Tagen im benachbarten Frankenhofen Pfarrer Salesius Schott, der seit 30 Jahren in Franken­hofen als Seelenhirt weilte, nach einer Prozession an den Altar zurückkehrte und die Monstranz auf den Hochaltar

niederstellte, befiel ihn ein Unwohlsein, und, vom Herzschlag getroffen, sank er tot auf die Stufen des Altars nieder. Der Verstorbene stammte aus Horb a. N. und erreichte ein Alter von 59 Jahren.

Heidenheim, 17. Juni. DieEröffnungdesNatur- theaters fand mit der ErstaufführungDas Käthchen von Heilbronn" von Kleist statt. Die Vorstellung war ausverkauft und hatte einen vollen Erfolg.

Jahresversammlung des Bundes für Heimatschuß. Der

Bund für Heimatschutz, der jetzt auf ein 20jähriges Bestehen zurückblicken kann, hielt hier unter Borsitz des Grafen v. Degenfeld seine Jahresversammlung ab.

Pflaumloch OA. Neresheim, 17. Juni. Tod durch Mücken. Dem 19 I. a. Mechaniker Hartmann, der bei Meck'-'üker Jos. Schmitt in Nördlingen in Stellung stand, fli bei einer Fahrt mit dem Motorrad Mücken ins Gesich.. Er verlor die Herrschaft über sein Rad und fuhr beim Bahnübergang nach Nähermemmingen auf einen Baum auf und wurde sofort getötet.

Aerztelagung ' -

Tübingen, 17. Juni. Am Samstag tagte hier der Württ. Aerztetag unter Vorsitz von Dr. Langbein-Pfullingen. Der Vorsitzende verbreitete sich über die Frage der Neichsver- sicherungsordnung. Der Redner wandte sich weiterhin gegen den in Preußen gemachten und mißlungenen Versuch, die Ge­werbesteuer auch auf die freien Berufe auszudehnen. Außer­dem sprach er über die drohende Ueberfüllung des Aerztestan- des. Am Sonntag tagte hier außerdem die Landesversamm­lung der Württ. Aerztekammer unter Vorsitz von Dr. B o k, der in seinem Geschäftsbericht mitteilte, daß beabsichtigt sei. einen Ausschuß zur B e k ä m p s un g d e s K r e b s e s in Württemberg zu bilden. Notwendig fei vor allem die Be­schaffung von Radium, lieber die Wasserversorgungspläne Stuttgarts wurde mitgeteilt, daß Generalarzt Prof. Dr. Jä­ger von der Schwarzwaldwasserversorgung nicht nur eineSchädigung derThermalquellen, son­dern auch eine weitere Verbreitung des Kropfes in Württemberg befürchtet. Professor Dr. Dietri ch-Tübingen zeigte in einer Filmvorführung Krebs- zellen, Pros. Dr. Otfried Müller hielt einen Vortrag über Asthma und seine Behandlung. Die nächstjährige Tagung findet in Freuden st adt statt.

Schwerer Motorradzusammenstoß

1 Toter, 1 Schwer- und 2 Leichtverletzte

Tübingen, 17. Juni. Bei der Weggabelung Gomaringen Tübingen und TuttlingenTübingen fuhren gestern abend zwei Motorradfahrer mit Beisitzern schwer ineinander, so dah beide stürzten und neben anderen Verletzungen schwere Schädelbrüche erlitten, an deren Folgen der eine der beiden Fahrer heute früh in der Klinik starb: der andere schwebt noch in Lebensgefahr. Die beiden Beifahrer wurden unge­fährlich verletzt.

Luftschiffbau Zeppelin zum Rücktritt Colsmans

Luftschiffbau Zeppelin erklärt, daß Generaldirektor Dr. h. c. Colsman, wie seinerzeit gemeldet wurde, im freundschaft­lichen Einvernehmen mit den Tochtergesellschaften, deren Ge­schäftsführung er inne hatte, von seinem Posten zurücktritt. Im übrigen steht das Ausscheiden Colsmans seit geraumer Zeit fest.

Die Zeppelin-Wettfahrt beginnt am 15. Juli

Wie wir hören, sind die Untersuchungen der Motoren nunmehr abgeschlossen. Wie verlautet, sind für di« Störungen die Spiralfederkupplungen verantwortlich zu machen, die ab­geändert und dann eingehend ausgeprobt werden. Da aller Voraussicht nach erst die Welffahrt, di« am 15. Juli angetre­ten werden soll, unternommen werden wird, wurde die Ame­rikafahrt vorerst abgesagt. Die nächste Amerikafahrt soll 1930 stattfinden.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 18. Juni 1929.

Gegen den Strom der Zeit kann zwar der Einzelne nicht schwimmen; aber wer Kraft hat, hält sich und läßt sich von demselben nicht mit fortreitzen.

Ioh. Eottfr. Seume.

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Vom Rathaus

Nächste öffentliche Eemeinderatssitzung am Mittwoch, den 19. ds., nachm. 5 Uhr.

Sommerausflüge der Latein» und Realschule Nagold

Längst warteten Heuer die Schüler ungeduldig auf bes­seres Wetter für den Sommerausflug. Letzten Dienstag und Mittwoch hatte der Wettergott endlich Erbarmen und schenkte trockene, warme, ideal schöne Ausflugstage. Vier Klassen wählten als Ziel die im frischen Frühlingsgrün

prangende Alb. Ihre in der Ferne verblauenden Berge winken ja gar zu oft und einladend zu uns herüber. Die Klassen 1, 2 und 5 brachten die beliebten Reisewagen der Firma B e n z L K o ch in die Honauer Bergwelt. Der un­terirdische Märchenzauber der Nebelhöhlen, das einzig schöne Lichtensteinschlößchen. königlich thronend inmitten felsgekrönter Höhen, die Echatzquelle im geheimnisvoll­idyllischen, kühlen Waldesgrund werden immer auch schon junge Wanderer entzücken. Klasse 5 hatte zuvor den präch­tigen Ausblick vom Turm des beherrschenden Rotzbergs ge­nossen. Klasse 7 machte eine 1)4 tägige Tour in den Balin- ger Bergen mit Nachtquartier in der Jugendherberge auf dem Dreifaltigkeitsberg. Die drei übrigen Klassen hatten sich für unseren Schwarzwald entschieden. Klasse 3 wun­derte von Freudenstadt nach der berühmten Klosterstadt Alpirsbach. Klasse 4 fuhr mit Auto nach Wildbad. Die Bergbahn, immer ein erstklassiger Anziehungspunkt für die Jugend, führte rasch auf den Sommerberg. Der fast endlos scheinende dunkle Wald, und das Wildseemoor mit seinem gefährlich schwankenden, weichenden Boden mehr als eines versank tatsächlich bis an die Hüften bringen für Kinder stets ebenso neue wie unvergeßliche Eindrücke Auf dem Hohlohturm war die Aussicht leider wenig guü Umso mehr entschädigte die prächtige Rückwanderung nach Enzklösterle. Für Klasse 6 bot die erste Ueberraschung das Nachtquartier in der Jugendherberge auf dem Kniebis mit einem allerdings an sich verbotenen Nachtbummel im Mondenschein. Der Glanzpunkt des folgenden Wandertags war der Elaswaldsee, einer jener vielen Seen, in denen der Schwarzwald seine intimsten Reize und geheimnisvoll­sten Zauber entfaltet, zumal bei Sonnenschein, wenn die Färb- und Lichtkontraste wirken. Bad Rippoldsau und Freudenstadt bildeten schöne Schlußpunkte.

Vorbei sind die Freuden des Schulausflugs. Schön ists gewesen, so schön, datz Gedanken und Herz der Jungen schon wieder dem nächsten Schulausflug gehören.

Frauenarbeilssrhule Ragold

Um auch weiteren Kreisen das Können und die Lei­stungen der Schule und Schülerinnen zeigen zu können, ha­ben sich die Leiterinnen entschlossen, eine Auswahl aus der Fülle ihrer Arbeiten im Schaufenster der hiesigen Ober- amtssparkasse auszustellen. Es sind viele Arbeitsgattungen vertreten, wie feine Tüllarbeiten, schöne Wäsche mit Hohl­säumen und Ktöppelspitzen, Durchbrucharbeiten in Wäsche- und Ziergegenständen, Wollstickereien in gediegener Art und prachtvoller Verwendung und sogar handgewobene Kragen und noch mancherlei Feinarbeiten und Zierlichkei­ten, die das Kennerauge nach Ausführung und Mühe zu schätzen weitz und doch daran erfreut. Möge durch dieses bisher nicht geübte Hervortreten der Zweck neues Interesse und ein weiterer Zustrom von Lerneifrigen Besucherinnen zukommen.

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25jähr. Jubiläum und Fahnenweihe des Gesangvereins Frohsinn

Jselshausen, 16. Juni. Schon einige Tage in der letzten Woche war in unserem Ort ein reges Leben und Treiben. Wer sich von Nagold her unserem Dorfe näherte, sah ein emsiges Arbeiten. Der Festplatz wurde gerichtet, der am Sonntag und Montag zum großen Feste dienen sollte. Man sah wohl auch besorgte Männer beisammen stehen, die über die mehr oder weniger günstigen Wetteraussichten Rat hielten. Und in der Tat, die Sorge war groß, nach den wenig günstigen Tagen der letzten Zeit. Und als wir gar am Samstag Abend bei den letzten Vorbereitungen auf dem Festplatz von einem heftigen Regen überfallen wur­den, da bekamen manche schweres Herzklopfen. Aber den Mut haben wir nicht verloren und sind dafür reichlich be­lohnt worden.

Das Fest begann am Samstag Abend 8.30 Uhr mit einem

Festbankett

im Gasthaus zum Eck. Der Verein und alle seine Gönner marschierten geschlossen mit Musik vom Schulhaus ins Fest- lokat, das bis auf den letzten Platz besetzt war. Dort wech­selten Vorträge des Gesangvereins und solche der Musikka­pelle miteinander ab. Die Festrede hatte Herr Hauptlehrer Wolf übernommen. In spannender und von Witz ge­würzter Rede sprach er über deutsches Vereinswesen und besonders über deutsches Eesangvereinswesen. Uebergehend auf die Geschichte des Frohsinns Jselshausen feierte er 9 Eesangsjubilare, die seit 25 Jahren aktiv im Verein tätig sind. Es sind dies die Herren Ioh. Baumann. Martin Sting, Friedr. Helber, Ioh. Büxen st ein, Ehr. Raus er, Gustav Raaf, H. Schatz, Ehr. Braun und Jakob Binder. Zuletzt sprach er von der neuen Fahne, die nun der Verein erhält, als einem Zeichen der Eintracht und der Zusammengehörigkeit. Seine Rede klang aus in einem Hoch auf die Sängerjubilare. Als wir uns dann gegen Mitternacht auf den Heimweg begaben, leuch­tete uns der Mond und die Sternlein und unsre HerKn wurden leichter und froher. Die Aussichten waren also gut.

Am Sonntagmorgen um 5 Uhr erdröhnten mächtige Böllerschüsse und zeigten den Beginn des Ehren- und Ju­beltages an. Unsere eifrige Musikkapelle spielte die Tag­wacht und bald wurde es lebendig in unserem Dörflein. Da und dort wurde noch die letzte Hand angeregt und alles vollends in Ordnung gebracht. Um 9 Uhr trat der Verein wieder an mit den Festdamen und der verhüllten Fahne, um in den

Festgottesdienst

zu gehen. Dort sprach Herr Stadtpfarrverweser Le uze über den Text:Das ist ein köstlich Ding deck Herrn dan­ken und lobsingen Deinem Namen Du Höchster". Nur aus einem dankerfüllten Herzen könne ein rechtes Singen kom­men und solche dankerfüllten Herzen dürfe ein Verein wohl haben, wenn er die Feier seines 25jähr. Bestehens feiere. Nach dem Festgottesoienst war Frühschoppen mit Konzert im Gasthaus zur Linde. Und dann war es auch bald Zeit, die angemeldeten Vereine zu empfangen. Einer kam nach dem andern, mit Wagen, Auto oder aus Schusters Rappen und bald hörte man aus allen Wirt­schaften ein lebhaftes Singen. Auch eine große Zahl von Festbummlern stellte sich nach und nach ein und bald füll­ten sich die engen Straßen unsres Ortes mit Menschen. Nach 1 Uhr begaben sich die Vereine nacheinander zur Hor- ber Straße zur Aufstellung des Festzugs.

Und bald ging es mit schneidiger Musik durch unser lang­gestrecktes Dorf. Voran ritten 4 Festreiter, in 2 btumenge- schmückten Autos die Ehrengäste und in einer Kutsche dre drei ältesten ehemaligen Sänger des Vreins, die Herren Eotthold Hetzer, Friedrich Holder (Ehrenvorstand) u. Friedrich Lamparter, sowie der Ehrendirigent Herr