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Nagolder Tagblatt »Der Gesellichakter

Dienstag, 28. Mai 192g

achten und allen Auswüchsen und Mißständen'nachdrucklich zu begegnen. Die regelmäßige Ueberwachung des Straßen­verkehrs wird von Zeit zu Zeit durch besondere Kraftfahr- Heugkontrollen im ganzen Land ergänzt. Vor einiger Zeit ist damit begonnen worden, die Beamten der staatlichen Polizeiämter, die Landjäger und Gemeindepolizeibeamten in besonderen Lehrgängen in der Ueber­wachung des Kraftfahroerkehrs auszubil­den. Das Polizeipräsidium Stuttgart und die Oberämter werden erneut angewiesen werden, der Bekämpfung von Miß ständen im Kraftfahrverkehr ihre besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden.

Der Staubplage suchen das Land, die Amtskörper­schaften und die Gemeinden als Ekraßenunkerhalter durch geeignete Maßnahmen zu begegnen, soweit es die zur Ver­fügung stehenden Mittel zulassem

Tödlicher Motorradunfall. Anläßlich des gestrigen Ren­nensDer fliegende Kilometer" verunglückte auf dem Weg zur Rennstrecke in der Rotenwaldstraße der von früheren Rennen her wohlbekannte Rennfahrer Reinhold Städler aus Stuttgart. Beim Training außerhalb der Rennstrecke wendete er und wurde dabei von einem anderen Fahrer, der ihn nicht bemerken konnte, angefahren. Stäbler erlitt einen doppelten Schädelbruch und starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Der andere Motorradfahrer erlitt einen Rippenbruch.

Lage des Arbeiksmarkles in Südwestdeutschland. Der Stand der Hauptunterstützungsempfänger am 22. Mai war fol­gender: In der versicherungsmäßigen Arbeitslosen­unterstützung 45 502 Personen, in der Krisenunter­stützung 9223 Personen. Die Gesamtzahl der Unterstützten fiel um 1932 oder 3,4 v. H.

Vom Tage. Heute vormittag wurde auf einem Bauplatz im Gewand Götzen ein 54 I. a. Mann erhängt aufgesunden: es liegt Selbstmord vor.

Cannstatt, 27. Mai. Zusammenkunft der Kö­nigsdragoner. Am Sonntag fanden sich die ehemali­gen Königsdragoner in der Dragoner-Kaserne ein, um ein Wiedersehen zu feiern. Mit der Zusammenkunft war ein Reit- und Springturnier der 2. Eskadron des 18. Reiter­regiments. die die Tradition der Königsdragoner pflegt, ver­bunden. Auch ehemalige Königsdragoner beteiligten sich an dem Reiten.

Ludwigsburg, 27 Mai. Dragoner-Tag. Die ehe­maligen Angehörigen des Dragoner-Regiments Königin Olga hakten hier am Sonntag eine Zusammenkunft. Am Samstag war ein Begrüßungsabend vorausgegangen und Sonntag vormittags wurde am Grab des Königs ein Kranz niedergelegt. Um 9 Uhr sammelte sich ein großer Festzug. Bor dem Regimentsdenkmal stellte er sich im Halbkreis auf, in der Mitte eine Ehrenwache und die Fahnen. Oberst a. D. Landbeck hielt eine Ansprache und legte einen Kranz nieder. Dann fand ein Feldgottesdienst in der Dragoner- Kaserne stakt mit Ansprachen von Dekan Müller und Divisionspfarrer Streckenbach. Die Festrede hielt General Baun. Die Grüße der Stadt überbrachte Ober­bürgermeister Dr. Schmid- Später gab es noch reiterliche Vorführungen.

Göppingen, 27. Mai. Heimatspiel. Auch Göppin­gen wird sein Freilichttheater und sein Heimatspiel haben. Der Dichter Max Schilling hat ein Drama verfaßt, das den durch Hermann Kurz allgemein bekannt gewordenen Friedrich Schwan, Sonnenwirtssohn von Ebersbach a. Fils, als Hauptfigur und Mittelpunkt des Bolksstücks behandelt und in das Heimatdorf stellt. Die Freilichthalle wird etwa 3000 Personen fassen und geht der Vollendung entgegen. Die Schauspieler sind Einheimische. Die Uraufführung ist auf Sonntag, den 9. Juni vorgesehen.

Geislingen. 27. Mai. Fingierter Einbruchdieb- tta hl. Aus einem Nachbarort wurde gestern ein Einbruch­diebstahl angezeigt, bei dem über 6000 Mark entwendet worden sein sollten. Durch energisches Nachforschen der hie­sigen Landjäger wurde festgestellt, daß der Diebstahl fin­giert worden war. Das ganze Geld hatte der Anzeige­erstatter selbst versteckt. Er hatte die Absicht, aus diese Weise verschiedenen Bauern gegenüber Zahlungsunfähigkeit vorzutäuschen.

Gmünd, 27. Mai. Milchzentrale. Der Gemeinde­cat beschloß die Errichtung einer Milchzentrale in der ehe­maligen Hahnenbrauerei mit einem Kostenvoranschlag von 60 000 Mark, woran sich die Milchhändlervereinigung mit 49 v. H. beteiligen will. Der seitherige Verbraucherpreis von 28 -Z bei etwa 3000 Liter Absatz täglich soll beibehalten werden.

Blamenfchau. Gestern mittag wurde in den vorderen Räumen der Stadtgartenfesthalle die Frühjahrsblumenschau eröffnet. Die Gmünder Gärtnereien und Blumenläden haben in kunstsinniger Weise eine Ausstellung blühenden Frühlings aufgebaut.

Hall. 26. Mai. Mißbrauch der Erwerbs- losenllnterstühung. Der 50 Jahre alte' verh. Taa- löhner Heinrich Metzger von Sulzdorf, OA. Hall, wurde wegen Fälschung einer öffentlichen Urkunde, in Tat­einheit mit vollendetem Betrug, zu der gesetzlichen Mindest­strafe von 3 Monaten Gefängnis und Tragung der Kosten verurteilt. Der Angeklagte hatte in der Zeit vom 2. Fe­bruar bis 25. März 1929 auf der ihm ausgestellten Melde­karte für Arbeitslose auf der Rückseite die Datumstempel jeweils selbst mit einem von ihm hiezu hergestellten Stem­pel aufgedruckt, anstatt die Karte von dem allein zur Ab­stempelung berechtigten Ortsvorsteher in Sulzdorf stempeln Hu lassen. Mit dieser so verfälschten Meldekarte hat der Angeklagte vom Arbeitsamt in Hall Arbeitslosenunter­stützung in Höhe von 112.75 Mark zu Unrecht bezogen.

Niederstetten OA. Gerabronn. 27. Mai. Seine Frau im Streit erschlagen. Am Samstag vormittag batten die Hirschwirtseheleute Metzger im nahen Wilder- sürbach einen Wortwechsel, in dessen Verlaus der Ehemann seiner Frau mit einem Schlüssel mehrmals auf den Kopf schlug. Frau Metzger arbeitete noch bis 11 Uhr und ging dann wegen heftigen Unwohlseins zu Bett. Sie stand noch­mals auf und war bis 10 Minuten vor ihrem um 3 Uhr nachmittags erfolgten Tod bei vollem Bewußtsein. Aeußer- lich läßt sich die Todesursache nicht feftstellen. Man ver­mutet Tod infolge innerer Verblutung.

Reutlingen. 27. Mai. Einweihung der neuen Jugendherberge- Am Sonntag wurde die neu« Reutlinger Jugendherberge eingeweiht. Ansprachen hielten Stadtpfarrer Daur, Oberbürgermeister Dr. Haller, Stadt- schulkheiß Broß, Stadtbaurat Kober und Professor Dr.- gele-Tübingen.

Heilbronn. 27. Mai. AusstellungKüche und Keller'. Die Reihe der großen Sommerverbandstagung in unserer Stadt begann am Samstag mit der Eröffnung der Hotel- und Gastwirteschau ..Küche und Keller" in den Gebäuden und im Garten der Harmonie. An der Aus­stellung sind über 200 Aussteller aus dem Gastwirtsgewerbe, aus Handel, Industrie und Handwerk beteiligt.

Die Ausstellung wurde am Sonntag von über 3000 Per­sonen besucht.

In den Nächten auf Freitag und Samstag gab es blu­tige Messerstechereien.

Backnang, 27. Mai Die Murrlaufoerbesse- rung. In der letzten Gemeinderatssitzung wurde der Entwurf über die Verbesserung der Murr von Oberbaurat Dr. Frank und Vaurat Großjohann aus Stuttgart er­läutert. Es sind zwei Bauabschnitte von je 1,5 Kilometer vorgesehen. Das Innenministerium will aber keinen Staatsbeitrag geben, ehe die Abwasserreinigung geregelt sei. Der Gemeinderak wandte sich einmütig gegen diese Austastung des Innenministeriums. Die umgekehrte Haltung wäre richtig, die Murrlaufverbesserung sei drin­gender. Beide Aufgaben zusammen könne die Stadt aus finanziellen Gründen nicht lösen. Der Gemeinderat wird in einer Eingabe um staatliche Unterstützung ersuchen.

Schwaigern, 27. Mai.»Abtweihe. Weihbischof Dr. Burger aus Freiburg wir dam Sonntag, 19. Juni, in der Jefuitenkirche in Heidelberg die feierliche Abtweihe des Benediktinerpaters Albert Graf von Neipperg vor­nehmen, der darnach seinen Einzug in der Abtei Neuburg halten wird.

Hermaringen, OA. Heidenheim, 27. Mai. Verdiente Strafe. Dieser Tage meldete sich beim hiesigen Schult­heißenamt ein Landstreicher obdachlos. Bei Durchsicht der Papiere geriet er mit dem Ortsvorsteher in Streit und griff ihn tätlich an. Hierauf wurde er in den Ortsarrest verbracht, den er kurze Zeit darauf in Brand steckte. Mit einer Tracht Prügel wurde er für seine Freveltat belohnt.

Orlsvorsteherwahlen. Zn Temmenhausen, Ober­amt Blaubeuren, wurde Gemeinderat Thierer mit 122 Stimmen gewählt. Sein Gegenkandidat, August Buck, er­hielt 75 Stimmen. In Rosenberg, OA. Ellwangen, erhielt Franz Haas, Berwaltungsprakkikant bei der Ver­waltung der technischen Betriebe der Stadtgemeinde Her­denheim a. Br., von 860 gültigen Stimmen 510. Auf den seitherigen Schultheiß Karl Denzer fielen 350 Stimmen. Haas ist somit gewäh!k. sin Berg, OA. Ravensburg, wurde der bisherige Schultheiß Gindele mit allen gül­tigen 427 Stimmen wiedergewählk-

Aus der ärztlichen Mission

ep. Die Jahressthung des Verwalkungsrats des Vereins für ärztliche Mission fand am 22 Mai 1929 in Stuttgart statt. Der stellv. Vorsitzende, Fabrikant Paul Lech ler­erwähnte das tragische Geschick- daß der Verein binnen Jah­resfrist nicht nur seinen hochverdienten Vorsitzenden, San.- Rat Dr. Aug. Römer, sondern auch seinen arbeitsfreu­digen, tüchtigen Geschäftsführer, Missionar Spaich, und die bis ins hohe Alter unermüdliche Leiterin der Frauen­abteilung, Frau Dr. Liebendörfer, zu Grabe geleiten mußt«. An Stelle des San.-Rat Dr. Römer wurde Prof. Dr- med. Adolf Würtz einstimmig zum Vorsitzenden ge­wählt. Die Jahresrechnung ergibt im Jahr 1928 an Ein­nahmen aus Jahresbeiträgen, außerordentlichen Gaben und Vermächtnissen Mk. 35 464.. Die Ausgaben in der Höhe von rund 3Z 000 Mk. verteilen sich in der Haupt­sache auf Druck- und Verfandkosten für Jahresberichte» Flugblätter, Porti, Reisespesen und Gehälter, Ausrüstung für Aerzte und Hebammen, Ablieferungen an die Basler Mission und Ueberweisungen an das Deutsche Institut für ärztliche Mission in Tübingen. lieber die Tätigkeit der Zweigvereine berichtete Dr. Max Lechler-Ulm, ferner Missionar E b e r t - Heilbronn und Missionar Lauk- Frankfurt a. M. Pfarrer Burckhardt, Präsident der Basler Missionsgesellschaft, gab einen Ueberblick über den Stand der ärztlichen Mission auf den Missionsfeldern in China- Borneo, Indien und aus der Goldküste. Professor Dr- O l p p - Tübingen machte Mitteilungen über die Arbeit des Deutschen Instituts für ärztliche Mission in Tübingen- aus denen erwähnt werden mag, daß vor dem Krieg 22 deutsche Misstonsärzte auf den Misstonsfeldern in der Ar­beit standen, gegenüber 30 Misstonsärzten von heute. Die Dr. Aua. Römer-Stiftung hak bis jetzt den Betrag von 17000 Mk. erreicht und bereits erste Stipendien von 500 Mark verwilligt. Das Tropengenesungsheim in Tübingen ist dringend erweikerungsbedürftig. In Anbetracht der ge­spannten Finanzlage soll nur das unbedingt Notwendige ausgesührk werden, doch entsteht immerhin ein Aufwand von etwa 130 000 Mk.

Die Wohnungszählung in Württemberg

Anläßlich der Reichswohnungszählung erfolgte eine solche auch in Württemberg. In den städtischen Ge­meinden, d. h. den Gemeinden mit 5000 und mehr Ein­wohnern, entfällt mehr als ein Drittel (36,7 Proz) der Wohngebäude auf die Einfamilienhäuser, ein Viertel (25,7 Proz.) auf Zweifamilienhäuser und ebenfalls ein Viertel (25,5 Proz) auf Gebäude mit S und 4 Wohnungen: die kleinen Häuser mit 1 bis 4 Wohnungen machen also zusammen nahezu neun Zehntel (87,9 Proz.) aller Wohngebäude aus, die Großhäuser (mit 5 bis 10 Wohnungen) etwas mehr als ein Neuntel (11,7 Proz.) und der kleine Rest mit nicht ganz 14 Prozent (0,4 Proz.) entfällt auf dieMietskasernen" mit 11 und mehr Wohnungen in einem Haus. Von sämt­lichen 394 Mietskasernen entfallen 313 gleich 79,5 Prozent auf Stuttgart. Von der Gesamtzahl der Wohnungen entfällt etwas mehr als ein Siebtel (14,5 Proz.) auf die Einfamilienhäuser, mehr als die Hälfte (53,7 Proz.) auf die Wohnhäuser mit 2 bis 4 Wohnungen, auf diese beiden Häuserarten zusammen also etwas mehr als zwei Drittel (68,2 Proz.), auf die Großhäuser nahezu ein Drittel (29,9 Proz.), auf die Miets­kasernen der Rest mit 1,9 Prozent. Die Zahl der Miet­kasernenwohnungen beträgt in Stuttgart 3599, das ist 77,7 Prozent der Gesamtzahl dieser Wohnungen. Mehr als drei Viertel (77,4 Proz.) der Wohnungen und ebenfalls mehr als drei Viertel (76,5 Proz.) aller Bewohner weisen keine Untermieter auf, wobei wiederum ein merklicher Unterschied zwischen Stuttgart und den übrigen Gemein­den besteht: dort sind 72,9 Prozent, hier dagegen 84,7 Pro­zent aller Wohnungen nicht mit Untermietern belegt.

Nahezu volle sechs Zehntel der Untermieterfamilien (59 g Prozent) wohnt bei Verwandten (in Stuttgart 50,6, in den übrigen Gemeinden 68,5 Proz.). Die Zahl der Haus- Haltungen und Familien ohne eigene Wohnung in den 55 Erhebungsgemeinden beträgt 16 876 und zeigt in den einzelnen Gemeinden große Verschiedenheiten lauf 100 Wohnungen in Stuttgart 94. in Ellwangen und Saulgau nur 19). Diese Zahl der Haushaltungen und Familien ohne eigene Wohnung kann als .objektiver Mohnunas- bedarf bezeichnet werden. Dersubjektive Wnhnunqs- bedarf" betrug in den 55 Erhebungsgemeinden 13117 in allen übrigen Gemeinden 2698, zusammen 15 815.

Nach ungefähren Errechnungen würde sich eine Gesamt­zahl von insgesamt 14 000 fehlenden Wohnungen ergeben In Württemberg sind in den Jahren 1919 bis 1927 an Wohnungen durch Neu- oder Umbau nach Abzug der durch Umbau oder Abbrüche abgegangenen Wohnungen 72 406 neu zugewachsen.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 28. Mai 1929.

Vor zwei Dingen hüte dich im Weltverkehr: nicht lächerlich und nicht beklagenswert zu erscheinen.

Friedr. Maxim v. Klinger.

Fronleichnam

Am Donnerstag, 30. Mai- nach dem Dreifalkigkeikssonn- tag, feiert die katholische Kirche ihr höchstes Kirchenfest, das Fronleichnamsfest, das als Erinnerungsfeier an die Ein­setzung des Allarsakraments begangen wird. Sein Ur­sprung reicht in das 13. Jahrhundert zurück und gründet sich auf eine Vision, die der Nonne Juliane von Lüttich zu­teil wurde, doch stellten sich der Einführung des von ihr an­geregten Festes zunächst noch mancherlei Schwierigkeiten entgegen. Erst im Jahr 1246 ge.ang es den Anhängern Julianes, das Fest in der Martinskirche zu Lüttich zu feiern, worauf es, 18 Jahre später, auch vom Papst Urban IV. an­erkannt wurde. Erweitert und in seine heutigen prunkvollen Formen gegossen wurde es ober noch später, wenngleich die mit dem Fronleichnamsfest verbundene Prozession schon fast gleichzeitig mit der allgemeinen Einführung des Festes ver­anstaltet wurde. Anfangs feierte man das Fronleichnams­fest noch am Gründonnerstag, allem noch im Lauf des 13- Jahrhunderts wurde es auf den jetzt üblichen Tag verlegt. Am darauffolgenden Sonntag oder am nächsten Donners­tag, der als der «kleine Fronleichnam" gilt, wird dann die Prozession in kleinerem Mahstab im Innern der Kirche wiederholt. Da die Altäre in der Zwischenzeit ständig reich mit Blumen, die Kirchen selbst mit Maienbäumen und Kränzen geziert sind, nennt man diese Zeit in Süddeutsch­land auch oft die .Kränzlzeit".

Dauer-Anrvetter

Bereits am Sonntag wartete man zeitweise mit miß­trauischem Sinn auf ein Gewitter und man freute sich schließlich, daß die Blüte ohne Unwetterschaden durchkom­men sollte. Nun ist es allerdings anders gekommen, denn die ersten, gestern abend gegen 6 Uhr heraufziehenden Gewitter brachten auch starken Hagelschlag, der nicht zart mit dem Vlütenwerk umgegangen sein mag. Schließlich wird der angerichtete Schaden nicht allzu groß sein, we­nigstens gingen uns bis jetzt keinerlei solcher Berichte zu. Der Gewitterregen wurde allseitig mit Freude begrüßt, lechzten doch Felder und Wälder nach Feuchtigkeit, hinge­gen stand die moralische Wirkung der garnicht enden­wollenden Gewitter auf einem anderen Blatt. Während des ganzen Abends, die ganze Nacht hindurch mit kurzen Unterbrechungen zuckten die gelben Blitze über den nächt­lichen Himmel, erzeugten Tageshelle, um gleich darauf die Welt in unheimliche Finsternis versinken zu lasten. Fürchterlich tosten die Dsnnerschläge durch das Tal und es schien, als wollte der Himmel mit seinem Grollen garnicht mehr enden. Einige Gewitter stießen sich direkt über der Stadt und entluden sich mit furchtbarer Gewalt. Glück­licherweise hat kein Blitzstrahl, wenigstens soviel uns be­kannt ist, Schaden an Häusern usw. angerichtet, dagegen muß der Blitz einigemale in den nahen Wald eingeschla­gen haben. Während der Nacht konnte man in vielen Häusern Licht beobachten, ein Zeichen, daß mancher unse­rer Mitbürger keine Ruhe fand und diese Nacht wachend zugebracht hat. Auch heute morgen noch kommt immer wieder einemal ein fernes, dumpfes Grollen. Seit vielen Jahren ist dies wohl das schwerste Gewitter gewesen (mit Ausnahme des Wolkenbruches am 5. Mai 1927), das die Bewohner des Nagoldtales erleben mußten.

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Falschgeld in Ilmlaus. Seit längerer Zeit kursieren in Berlin und im Reich verschiedene Fälschungen von 10- und 20-Mark-Reichsbanknoten mit dem Aus­gabedatum vom 1. 10. 24. Hersteller und Verbreiter dieser Fälschungen sind bisher noch nicht ermittelt. Die Fäl­schungen sind bei einiger Aufmerksamkeit durch Vergleichen mit den entsprechenden echten Werten zu erkennen. Die eine Sorte der umlaufenden falschen Zehnmarkscheine sind an der mangelhaften Wiedergabe des Männerkopfbildnisses auf der Vorderseite der Note leicht festzustellen. Die andere Art der umlaufenden Zehnmarkscheinfälschungen ist wesent­lich besser. Die Fälschungen der Zwanzigmarkscheine ist ohne weiteres an der mangelhaften, unsauberen und harten Wiedergabe erkennbar.

ep. Pastor Le Seur spricht im Rundfunk. Der durch seine Evangelisationsvorträge auch in Württemberg be­kannte Pastor Le Seur wird am Montag, 3. Juni, abends 6.15 bis 6.45 Uhr durch den Sübdeutschen Rund­funk sprechen über das Thema:Brücken vom Evangelium zur werktätigen Jugend; ein Tag auf dem Hainstein".

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Altensteig, 27. Mai. Das Bezirtsmissionsfest, das am gestrigen Dreieinigkeitsfest in der hiesigen Stadftirche ge­feiert wurde, nahm einen sehr anregenden und schönen Verlauf. Der Besuch war ein erfreulich guter. Es wechsel­ten Gebet, Mistionsworte, vorgetragen von Pfarrer K e p p l e r-Spielberg, und Gesänge der vereinigten Iungfrauenchöre, die von Hauptl. Düppel dirigiert wurden, sowie Ansprachen der Missionare.

Altensteig, 27. Mai. Zusammenstöße. Als der 3 Uhr- Zug gestern nach Nagold fuhr, wurde ein daneben fahren­der Radfahrer, der seine Aufmerksamkeit, um nicht in Ge­fahr zu kommen, dem Zug schenkte, von einem Auto von