Seite 4 — Nr. 118

Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"

Donnerstag, 23. Mai 192»

gleich eine Verhöhung sehr ernster Einrichtungen. — Der Vorgang Mussolinis verdient abgemein Nachahmung. Die .Schönheitswettbewerbe' sind schon lange zur ganz gewöhn­lichen Geschäftsmache geworden, wofür ein anständiges Mädchen zu gut sein sollte.

Letzte Nachrichten

Rücktritt Dr. Böglers?

Berlin, 22. Mai. In einem demokratischen Berliner Abendblatt ist heute angedeutet, daß man mit dem Rück­tritt Dr. Böglers als Mitglied der deutschen Sachverstän­digenabordnung wie mit erner festen Tatsache zu rechnen habe. Dr. Bögler habe bereits vor mehreren Tagen der Reichsregierung mitgeteilt, dag er eine Ausdehnung deut­scher Zahlungsverpflichtungen über 37 Jahre hinaus als untragbar für die deutsche Wirtschaft ansehe und eine Verpflichtung, wie sie durch die Uebernahme der interal­liierten Zahlungsverpflichtungen an Amerika seitens Deutschlands nach dem 37. Reparationsjahre entstehe, niemals unterschreiben könne und werde.

Die Unklarheiten in Paris.

Paris, 23. Mai. Zu der Frage der von den Alliierten vorgeschlagenen Beibehaltung des Dawesplanes erfährt der Pariser Vertreter der Telegraphenunion noch folgende Einzelheiten:

Nach den von den alliierten Gläubigermächten aufge­stellten Zahlungsplan sollen sich die deutschen Zahlungen für die eigentlichen Wiedergutmachungsforderungen für die Alliierten formell auf 37 Jahre erstrecken. Der neue, abgeänderte Youngplan würde formell somit am 1. Jan. 1930 in Kraft treten, während bis zum 31. Dezember 1929 die deutschen Zahlungen tatsächlich nach dem Da- wesplan weitergeleitet werden mühten. „Offiziell" würde man jedoch den Poungplan bereits für das Jahr 1929 laufen lassen und die nichtbezahlte Youngannuität für 1929 — die durch die Zahlungen des Dawesplanes ersetzt würde — auf die restlichen 36 Annuitätsjahre umlegen. Es ergäbe sich daraus für Deutschland, dah es im Jahre 1929 während der inoffiziellen Geltungsdauer des Young- planes für 9 Monate nach dem Dawesplan zahlte und für drei Monate nach dem neuen Plane.

Es fragt sich nun. ob die Mehrzahlungen nach dem Dawesplan für die ersten 9 Monate geleistet werden sol­len, oder ob sie mit 514 v. H. Zinsen zuzüglich der Til­gung für die Jahreszahlungen vom 2. bis 37. Jahre um­gelegt werden. Hierüber konnte die deutsche Abordnung sich bei der ersten Prüfung des von den Alliierten überge­benen neuen Zahlungsplanes noch nicht klar werden.

Handel und Verkehr

Berliner Dollarkurs. 22. Mal. 4.1045 G.. 4.2025 V.

Dt. Slbl.-Anl. 50.50.

Dt. Abl.-Anl. ohne Ausl. 9 50.

Berliner Geldmarkt. 22. Mai. Tagesgcld 8,75—11 o. H.. Monatsgeld 9,5—10.5 v. 6.

Privaldlskonl: 7.5 o. H. kurz und lang.

Diskonterhöhung in Amerika. Die Federal Reserve Bank hat beschlossen, dem Board die Erhöhung des Rediskonts aus 6 v. H. vorzuschlagen.

Zahlungseinstellungen im Textilgewerbe. Die seit über 50 Iah. ren bestehende Stoffhandschuh, und Trikotagensabrik Robert FrItzsche, Limbäch (Sachsen), hat mit etwa 200 00V RM. Passiven die Zahlungen eingestellt und erstrebt einen Vergleich von 30 v. H. — Die Mischefabrik R. Kretzschmer. Bielefeld. beantragt einen Vergleich bei 188 000 RM. Passiven und 253 OVO RM. Aktiven.

Konkurse: Max Wolfsheime r, Landesproduktenhöndler in Weikersheim OA. Mergentheim. — Julius Dieterle, Fabrikant in Lorch, Alleininhaber der eingetragenen Firma Dieterle u. Mar» gardt in Lorch. — Gustav Kahn, Viehhändler in Bopfingen OA. Neresheim.

Vergleichsverfahren: Franz Höfling, Inh. der Fa. Franz Höilina. elektrotechn. Geschäft und Musikhaus in Riedlingen.

Pforzheim, 22. Mai. Schlgchtoiehmarkt. Auftrieb: 7 Ochsen, 12 Kühe, 33 Rinder, 16 Farren, 6 Kälber, 433 Schweine. Preise: Ochsen a 55—57, b 49—53, Farren a 52. b und c 50—57 Kühe b und c 40—28, Rinder a 58—61, b 53—56, Schweine a 78—79, b und c 77, d 73—76. g 68—71 Mark. Marktverlaus: mäßig belebt.

Fruchtpreise. Ravensburg: Korn 12.35, Desen 8.50—8.75. Weizen 11.75-12.10, Roggen 11.10—11.25. Gerste 11.25—11.40. Hafer 9.80—11.15. — Saulgan: Gerste 10.80—11. Hafer 10.50 bis 11.10. — Reutlingen: Weizen 13.50-14. Dinkel 10-10.50, Gerste 12.50-12.80, Hafer 11.50-13. Kleesamen 70. — Ulm: Ker. nen 12.30. Weizen 11.30-11.80, Roggen 10.30—10.50, Gerste 9.80 bis 10.80, Hafer 9—II, Kartoffeln 2—3.80. — Aalen: Kernen 11.80, Weizen 12-12.30, Roggen 10.90—11.20. Gerste 1120. Hafer 10 bis 11. — Heidenhelm: Kernen 12.50, Weizen 11.70. Hafer 10 bis 11.30. — Balingen: Weizen 13.50. — Leutkirch: Gerste 11.50 bis 12, Hafer 12.30—12.50. — Riedlingen: Weizen 11.50, Brau- gerste 10.80-11.10, Hafer 11.40—11.80. — Mengen: Gerste 10.50 bis 11. — ' ' - ' ^ '

Die Stuttgarter Malmesse beginnt heute Mittwoch. 22. Mai. und endigt Freitag, 24. Mai. Die Korb-, Kübler» und Holzwaren sind aus dem Garnisonskirchenplatz, die Hafner-, Porzellan, und Glaswaren auf dem Charlottenplatz untergebracht.

Offenhausen OA. Münsingen, 22. Mai. Pferdever steige, rung desLandgestüts. Das Landgestüt brachte gestern drei dreijährige Stuten und elf dreijährige Wallache zur Versteigerung. Die erzielten Preise bewegten sich von 930 bis 1360 für die Siuten und 725 bis 1060 für die Wallache.

Eingesandt.

Die Redaktion übernimmt für Einsendungen unter dieser Rubrik nur die preßgesetzliche Verantwortung.

Zur Gefundheitsausftellung

Auf die „Eesundheitsausstellung in Nagold im Trau­bensaal vom 21. bis 27. Mai möchte ich als Prediger des Evangeliums besonders Hinweisen. Ich habe der Eröff­nung dieser Ausstellung beigewohnt, und meine Helle Freude gehabt, an den wahrheitsgetreuen, markanten Ausführungen, welche Herr Dr. med. Stähle als Füh­rer des ersten Abends bei der Abteilung: „Alkoholismus" gegeben hat. Dr. Stähles Ausführungen über die Wir­kung des Alkohols auf die edlen Organe, Nerven, Herz, Leber, Nieren usw. sind ,o wichtig, daß es mir als frühe­rem Lazarettgehilfen und Sanitätsunteroffizier heraus aus meinen Beobachtungen im Felde geradezu Bedürfnis ist, noch etliches hinzuzufügen, um den Besuch dieser Aus­stellung des Deutschen Hygienemuseums Dresden zu emp- pfehlen. Der Kampf gegen den Alkohol wird ja von ver­schiedenen Seiten aus verschiedenen Beweggründen ge­führt.

Der stärkste Beweggrund ist die Religion und, grundsätzlich betrachtet, kann es eine wirkliche Lösung der Alkoholfrage nur auf religiöser Grundlage, von Christus aus geben, denn die Befreiung von der Macht der Leiden­schaft durch die Wiedergeburt und die nun einsetzende Gebundenheit an Christus bringen in dem Erlösten zwei Faktoren zur Geltung, nämlich 1.. das Bewußtsein der Verantwortlichkeit gegen Gott, und 2. die Liebe zu dem verlorenen Bruder. Damit verbunden ist die Kraft des Stärkeren, um des Schwächeren willen auf Genüsse ver­zichten zu können. Jedenfalls gilt auch in dieser Verbin­dung für uns das Wort 1. Kor. 10, 31. „Ihr esset oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre!" Darum auf in die Ausstellung für Gesundheitspflege.

Prediger I. Schweißer.

Familiennachrichte«.

Gestorbene: Dorothea Knauß, geb. Böckle, 73 I., Von­dorf — Gottlob Seibold, Schultheiß a. D., 79 Jahre, Maisenbach — Josef Hipp, Hilfswärter a.. D., 74 Jahre alt, Altheim.

Die heutige Nummer umfaßt K Seiten, einschließlich der Beilage „Unsere Heimat".

Detter für Freitag und Samskagr

Infolge des Hochdrucks über Mitteleuropa ist für Freitag un8 Samstag vorwiegend heiteres und trockenes Wetter zu erwarten.

Amtsgericht Nagold.

3m Vergleichsverfahren

über das Vermögen der Firma Adolf Schnepf. Mö belsabrik in Nagold ist der Termm vom 27 Mar verleg, aus Montag, den 3. Juni 1829, vormil tags 9 Uhr. ^39

Seim Arbeitsamt Nagold/Freudenstadt sind an

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1 Mädchen zu Kindern, welches auch etwas nähen kann 6 Alleinmädchen 14 Küchenmädchen

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1 Mädchen für Caffee, Servieren kann

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1 Beiköchin

2 Hausdiener

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