Seile 2 Rr. 72
Kagotder Tagblatt „Der Gesellschafter
Dienstag. 28. Marz 1S2».
Aus Stadt und Laad
Nagold, den 28. März 1929.
Die Neider sterben wohl, doch niemals stirbt der Neid. Möllere
Schlafbrecher für Kinder
ep. lös ist eine bekannte Erfahrung der Lehrer, dag ein großer Teil ihrer Schüler in den ersten Stunden noch reichlich verschlafen ist, und daß deswegen die größten Anforderungen an die Schüler nicht in der ersten Morgenstunde gestellt werden können. Diese Erfahrung hat einen Lehrer einer Eroßstadtschule zu einer Umfrage veranlaßt, deren interessantes Ergebnis in der Zeitschrift „Elternhaus, Schule und Kirche" bekanntgcgeben wird. Hienach waren von 690 Schülern einer Eroßstadtschule 30 Proz. morgens beim Aufstehcn über normal verschlafen; durchschnittlich 2 bis 3 Schüler jeder Klasse vermochten vor Müdigkeit dem Unterricht nicht zu folgen. Als Hauptgrund ergab sich schlechtes Einschlafen bei einem großen Teil der Kinder. Warum? Aus den Antworten der Kinder waren verschiedene Ursachen zu entnehmen. Sehr häufig ist es der Nadiolautsprechcr, dem die Eltern oder Nachbarn noch bis in die tiefe Nacht hinein lauschen, und der den Schlaf von den Kindern fernhält. Oder es find sonst welche Geräusche in der Wohnung selber oder in der Umgebung: Zeitungsnotizen sich in ihrer Phantasie festgesetzt hatten, die Störer der Nachtruhe. Natürlich spielen bei gewissen Musizieren, Unterhaltung der Eltern, häufiger Besuch, Hundegebell u. a. Andern Kindern hingegen ist die Stille unheimlich: sie fürchten sich im Dunkeln. Besonders bei Knaben zwischen 8 und 9einhalb Jahren wurde die Räuber- oder Z i g e u n e r f u r ch t. Geister- oder Spukgeschichten, die aus irgend welchen Heimatsagcn oder Kindern auch Nervosität und allgemeine Körpcr- schwäche, die sich in beängstigenden Träumen äußert, eine große Rolle, ebenso sehr oft die Wohnungsverhält- nisse; daß Kinder, die mit Geschwistern häufig in einem Zimmer oder in einem Bett zusammenschlafen müssen, nicht zur Ruhe kommen.
Das eine geht jedenfalls aus den Untersuchungen hervor, daß die Eltern, sich um der geistigen und körperlichen Frische ihrer Kinder willen in besonderer Weise um deren gesunden und genügenden Schlaf kümmern mühen.
Bom Rathaus
Nächste öffentliche Gemeinderaltzntzung am Mittwoch, den 27. dZ. M18., nachm. 5 Uhr.
Lehrlings-Einstellung.
Die Handwerkskammer Reutlingen macht darauf aufmerksam, daß das Wirtschaftsministerium die Aufstellung neuer Lehrlingshöchstzahlbestimmungen, die für Handwerksbetriebe Gültigkeit haben, genehmigt hat. Die nunmehr gültigen Bestimmungen werden in der Zeitschrift „Das württ. Handwerk" veröffentlicht. Angesichts der Neueinstellung von Lehrlingen im Frühjahr wird den gesetzlichen Bertretern empfohlen, sich beim Lehrherrn rechtzeitig zu erkundigen, ob die neuen Höchstzahlbestimmungen Berücksichtigung gefunden haben, damit Unannehmlichkeiten, die bei der lleberschreitung der Lehrlings- Höchstzahlbestimmungen eintreten. von vornherein vermieden werden.
Walddorf, 25. Mär,> Kirchenkonzert. Eine feine Ein stiminung in die Passionswoche erlebten gestern die hiesige Gemeinde und die zahlreichen auswärtigen Gäste mit der Aufführung des Passionsoratoriums: Siehe, das ist Gottes Lamm! von Erwin Degen. In 9 Abschnitten zog die Leidensgeschichte am Geiste der Zuhörer vorüber. Orgelspiel. Chöre und Einzelgesängc wechselten miteinander ab und waren zu einem Ganzen verbunden. Sicherlich verdient das Oratorium den Titel „volkstümlich" und zwar im Sinne eines Lobes. Es war den Zuhörern leicht gemacht, der Musik zu folgen, schloß sich doch die ganze Handlung an die biblische Erzählung der Leidensgeschichte an. Es waren altbekannte, heilige Worte, die hier durch die Kunst verdolmetscht ein Echo in den Herzen suchten und fanden. Was der Aufführung ihr besonderes Gepräge gab und ihren eigentümlichen Wert verlieh, war, daß es im wesentlichen einheimische Kräfte waren, die hier in schöner Harmonie zusammenwirkten. Was für Mühe mag er gekostet haben, drei verschiedene Chöre zusammen- zuschweißen, was für ein Mut gehörte für die Einzelstimmen dazu, sich vor der Öffentlichkeit zu zeigen und sich ihrer Kritik auszufetzen! Sic haben es gewiß getan, weil sie damit den anderen dienen wollten. Allen spürte man es an, daß sie mit dem Herzen dabei waren. Der allgemeine Eindruck wird gewesen sein, daß man cs nicht gewagt hätte, von einer ländlichen Gemeinde auf musikalischem Gebiete solche Leistungen zu erwarten, wie sie hier geboten wurden, und daß die Aufführung dazu gedient hat, uns dem Leidenswege Jesu näher zu bringen. Daß auch Herren des Seminars Nagold mit ihrer Kunst dienten, darf als ein freundliches Entgegenkommen gerühmt werden. Der Leiter des ganzen, Herr Hauptlehrer Erün- Kauer, verdient besonderen Dank für seine große Mühe, mit der er die Aufführung angeregt, einstudiert und geleitet hat. So darf der Tag, der so viel Hingabe erforderte und der von den Zuhörern dankbar ausgenommen wurde, als ein innerer Gewinn für die Gemeinde gebucht werden. Da die Kirche eine große Schar von Zuhörern in sich ausgenommen hatte, so ist zu hoffen, daß auch der äußere Erfolg, der der elektrischen Beleuchtung der Kirche zu gute kommen soll, das Erwarten noch übersteigt. Str.
Miudersbach, 25. März. Bedeutsamer Beschluß der Gemeindevertretung. Neulich war Herr Kurz, Klockengief- ser von Stuttgart hier, um selbst — an Ort und Stelle — den zwischen dem eingestrichenen x und km liegenden, nicht leicht bestimmbaren Ton der hiesigen großen Kirchturmsglocke, die trotz ihres respektablen Alters von 109 Jahren noch gänzlich unverkehrt ist, festzustellen und sodann denjenigen der vom Gemeinderat und Kirchengemeindcrat einmütig gewünschten und beschlossenen neuen, die bisherige große - an Größe überragende Glocke zu bestimmen, der eine Mollterz tiefer sein wird als der unserer bisherigen großen Glocke. Erfeulich und erhebend war der gute Geist der Einmütigkeit der Gemeindevertretung auf dem Rathaus bezüglich der Bereitwilligkeit zur Tragung -er Kosten, welche nach Abzug des 50 Proz. betragenden Etaatsbeitrags 360 sich noch auf etwa 500 Mark belaufen dürften. — Sympathisch beeinflußt hat auch der ruhige, belehrende, überzeugende, Sachkenntnis nnd Entgegenkommen bekundende Bortrag des ltebens
würdigen Herrn Glockengießermeisters Kurz auf dem ! Rathaus. — Wohlbedacht, von Klugheit und Vorsicht zeugend, war auch der Beschluß des Gemeinderats, die nicht j unbeträchtlichen Kosten für Glocke, Aenderungen des > Elockenstuhls und Hebung der Glocke nicht durch Erhöhung der Kirchensteuer zu erheben, sondern dieselben auf die Eemeindekasse zu übernehmen. — Nun kann endlich auch die — in harter schwerer Zeit der Not, welche Krieg und Inflation heroorgerufen, erstandene Eußstahlglocke, deren unsatter, fader Klang — ohne Resonanz — niemals jemandes Wohlgefallen erregt hat. in den Abgang gekre- tiert werden.
Simmersfeld, 25. März. Wenn der Wald erwacht! Neues Leben pulst dann auf unsere Höhen. Junger Frühling klopft an der Eingangspforte zum „Hinteren Wald". Er läßt die Härte des kältesten Winters bereits wieder vergessen. Tritt man auch vereinzelt noch auf die Schleppe der Schneeriesen, stehen auch auf dem„Herdwasen" noch die Vahnschlitten mit ihren spitzen Winkeln und dürren Schenkeln „startbereit", so hofft man sehnlichft, sie nimmer mit Sechsgespannen fahren zu müssen. Die Arbeit im Walde ist wieder offen. Auch des Forstmannes erste Freuden winken nach langem Winter. Mit Bedauern hat er ja in den letzten Wochen so manchen Schützling und - Pflegling trotz sorgsamster und waidgerechtester Hege mit sibirischer Kälte ringen und — leider unterliegen sehen. Ihm wie dem Tier- und Naturfreund möchte das Herz bluten ob solcher Opfer. Sind sie auch nicht so zahlreich wie in manch andern höher und kälter gelegenen Distrikten, so sind diese Verluste des ohnehin rückgehcnden Wildbestandes doch schmerzlich. Die Hahnenbalz läßt des Waidmanns Herz nun wieder etwas höher schlagen. Ein ganzes Dutzend hat man im letzten Jahr in den Fichten-, Föhren- und Kiefernwäldern geschossen. Und auch Heuer trägt der Jäger die besten Hoffnungen. Die Jagdgründe des „Heuwalder Teichs" haben noch jedes Jahr ihr Versprechen eingelöst. Und auch in etlichen anderen Beständen. im Loh und Miß, im Hardt und Hag fitzt man den königlichen Vogel an, dem lockenden Liebestrunkenen. dem Sinnverwirrten, „spring ihn an" und — macht seiner Lust im ersten Frührot oft ein jähes End. Jagdgästen und Jägern sind diese Tage, die bereits begonnen, ein ganz willkommenes Fest, dessen Verlauf selbst das Dorf mit Anteil folgt. Wie es auch in dieser Woche wieder die ersten Kurgäste grüßt, die auf die Ostertage sich zahlreich in unsern landbekannten Gaststätten mit ihrer Ruhe und Behaglichkeit, ihrer vorzüglichen Küche und guten Kellern angemeldet haben. Glückliches Schwarzwalddorf, das du in deiner reinen Höhe und stillen Waldeinsamkeit das sehnliche Ziel so vieler aus weiten Fernen sein kannst und darfst! Am meisten aber in den Wochen, wenn der Wald erwacht.
Hochdorf, OA. Horb, 25. März. Pajjionsmusik. Wen der Weg am Palmsonntag nach Hochdorf führte, der durfte wohl kaum ahnen, welch hehre Musik ihm in dem von aussen so schmucklosen, und im inneren doch so anheimelnden alten Kirchlein geboten werden sollte. Herr Pfarrer Dr. Kurt Haering — als Meister der Orgel und als Künstler bekannt — hatte zugunsten einer Anschaffung für die Kirche zu einer Passionsmusik eingeladen. Und wirklich, man war — auch z. T. von auswärts — dem Rufe recht zahlreich gefolgt. Das Programm zeigte in seiner Aufstellung die charakteristisch Bach'fche Architektur in ihrem Zeitgesicht. Das bedeuten Namen wie Samuel Scheidt, der als erster den Choral kunstvoll und orgelmäßig bearbeitete, Len Bach in seiner unendlichen Fülle von Gestaltungskraft bis zu den kunstvollsten Gebilden der deutschen Volksmusik ausbaute. Praeludium und Fuge in e-moll für Orgel, führte in die Klangpracht der Vachmufik ein. Der Künstler, Dr. Haering, wußte die bedeutenden Motive durch das Herausstellen der einzelnen Sätze trotz des völlig ungeeigneten Instrumentes in ihrer hehren Klangpracht zu Gehör zu bringen. Angenehm auffallen mutzte die Sachlichkeit und Ruhe, mit der die Wiedergabe erfolgte ist man doch bei derartigen Veranstaltungen fast
gewöhnt, daß Vachmufik als Folge von Tönen in rasenden Tempis aufgefaßt wird. Es zeigte sich eben wiederum der Bachkcnner. In diesem Zusammenhang durfte Händel als zu seiner Zeit bahnbrechend nicht fehlen. Wir hörten von ihm als Sopransoli „Komm süßer Tod", „Er weidet sein« Herde" (aus dem Messias) und „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt". In den mittleren Lagen war die Stimme der Solistin. Fräulein Martha M c r k l e-Stuttgart, ansprechend und zeigte sich den hohen Anforderungen gewachsen auch bei den schwierigen Uebergängen von den hohen zu den tiefen Lagen im zweiten Solo. In den hohen Lagen selbst mangelt in etwas die Weiche. Immerhin kam bei dem Schlutzsolo „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt" das jubelnde .. . . Christ ist erstanden von dem Tode!" sehr gut zum Ausdruck. Auch Herr Besch-Nagold hat durch Ilebernahme von 2 Violinsolis (Bourree und Sarabande von Händel) sein gutes Können gezeigt, obwohl er überraschend und ohne vorherige ausgesprochene Probe ein- springen mutzte. Durch zielsicheres Weiterarbeiten wird noch mehr Ruhe und Sicherheit auch auf diesem Musikge- I biet in das Spiel kommen. Alles in allem stellte die ganze Veranstaltung ein einheitliches, der Passionszeit angepaßtes Tongemälde dar.
! Aichhaldcn, 24. März. Schulthcißenwahl. Am Samstag fand in Aichhaldcn nach Ablauf der 10-jährigen Amtszeit des bewährten Ortsvorstehers, Schultheiß Wurster, die , Neuwahl des Eemeindevorstands statt. Von 176 Wahlbe- > rechtigten gaben nur 67 Stimme ab. Mit 53 Stimmen wurde der seitherige Ortsvorsteher Schultheiß Wurster — > der rüstige in seinem Amt sehr tüchtige Manu steht heute im Alter von 71 Jahren — wiedergewählt. Auffallend war es, daß sich an der Wahl keine Frau beteiligte.
Kleine AatzrWeo nur aller well
Das Drama in Iannowitz
Am Samstag nachmittag ist unter ungeheurer Beteiligung aus der ganzen Umgebung Graf Eberhard zu Stolberg-Wernigerode auf dem Friedhof in Iannowitz beerdigt worden. Als der Sarg versenkt wurde, sank die Gattin des Dahingefchiedenen am Grab ohnmächtig zusammen-
Der verhaftete Sohn Graf Christian Friedrich erklärte dem Polizeirat Gevert von Liegiiitz. nach der Beerdigung seines Vaters werde er eine Darstellung über die Vorkommnisse im Schloß und in der Mordnacht geben. Der Polizeirat stellte fest, daß nach den Ermittlungen jener Motorradfahrer, von dem einige Berliner Blätter als einem „Verdächtigen" zu berichten wußten, mir der Mordsache nichts zu tun hatte.
Das Haus Stolberg wurde in den letzten Jahrzehnten von schweren Schicksalsschlägen betroffen. So wurde bei der Vermählung der Schwester des Vaters des Grasen Eberhard die junge Schwester der Braut das Opfer einer Verbrennung. Dem jungen Brautpaar wurde ein Fackelzug gebracht, wozu auch das Schloß illuminiert war. Um den Fackelzug besser sehen zu können, war die Schwester der Braut an einem Fenster hochgestiegen und kam dabei einer Kerze zu nahe. Das luftige Kleid fing Feuer. Brennend lief die junge Gräfin in den Saal zur Hochzeitsgesellschaft. Ihr Vater versuchte das Feuer zu ersticken und verbrannte sich dabei selbst schwer. Als man Decken und Teppiche um die Bedauernswerte schlug, war es zu spät. Die Brandwunden waren so schwer, daß die junge Gräfin nach wenigen qualvollen Stunden starh. Der alte Graf Wilhelm, der Großvater des Grafen Eberhard, konnte, nachdem man längere Zeit um sein Leben gebangt hatte, gerettet werden. Anfang der 70er Jahre verunglückte ein Bruder des Grafen, Karl Stolberg, ein Ulanenrittmeister, bei einem Rennen tödlich. Das Rennen war bereits beendet. Graf Karl ritt noch einmal langsam die Bahn ab. Plötzlich stolperte das Pferd, der Reiter stürzte und es wurde ihm die Brust ein- ' gedrückt. Wieder ein anderer Bruder wurde geisteskrank und starb in einer Anstalt. Ein Vetter wurde auf der Enten-
„Graf Zeppelin" auf der Orientfahrt
Marseille - Korsika — Rom — Besuv — Ionisches Meer — Korfu — Kephalliuia
Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist, wie bereits berichtet, in der Nacht zum Montag 12.54 Uhr in Friedrichshafen zur Orientfakrt aufgestiegen.
Das Luftschiff lag schon lange bereit in der Halle, und um 11.12 Uhr nachts sollte die Abfahrt erfolgen. Im Verlauf des Abends hatte sich der Ostwind zu einem starken Nordost verwandelt, und es erschien fraglich, ob bei dieser ungünstigen Windrichtung der Aufstieg erfolgen könne. Dr. Eckener entschloß sich aber doch zur Fahrt. Um 12 Uhr gingen die 28 Fahrgäste, darunter Staatspräsident Bolz und Reichsverkehrsminister a. D. v. Guerard, an Bord, nachdem die Besatzungsmannschaften ihre Plätze eingenommen und das Gepäck verstaut war. Die Sandsäcke wurden abgenommen, das Lustschiff ausgewogen, und, nachdem noch Wasser abgelassen worden war. wurde das Luftschiff aus der Halle gezogen. Die Motoren begannen zu arbeiten und „Graf Zeppelin" steuert, den Wind in der Seite, vorwärts, dem Rheintal zu.
Kurz vor der Abfahrt wurde am Tor der für das Publikum verschlossenen Halle — nur Angehörige der Fahrgäste und der Besatzung, Vertreter der Presse und einige besonders Geladene hatten Zutritt — ein junger Mann entdeckt, der sich als „blinder" Mitfahrer in das Luftschiff «inschmuggeln wollte. Es war ein 20jähriger Kellner namens Friedrich Herzog aus dem Salzburgischen, der eigens aus Hannover hergereist war. Er möchte Flugzeugführer werden und glaubte dies dadurch erreichen zu können, daß er, ähnlich wie der amerikanische Boy beim Rückflug des „Graf Zeppelin" von Lakehurst nach Europa, als blinder Luftreisender von sich reden mache Das Traumbild ist In nichts zerronnen: der junge Enthusiast wirb übrigens ebenfalls unbehelligt bleiben.
Französische Schwierigkeiten gegen „Gras Zeppelin"
Die Schwierigkeiten, die sich für die Reise des „Graf Zeppelin" für das Ueor.st-gen französischen Gebiets ergeben haben, sind behoben worden. Durch Besprechungen mit den maßgebenden Stellen wurde ein« Einigung dahin erzielt, daß das Luftschiff eine etwas nördlichere Linie einschlägt und dadurch in die Lage versetzt wird, den französischen Jura in einer etwas niedrigeren Höhe zu überfliegen. Ursprünglich sollte nur die Gegend südlich von Pont-Arliers sreiqeaeden werden, womit das
Luftschiff gezwungen gewesen wäre, auf 1600 bis 1700 Meter Höhe hinauf zu gehen, gegenüber etwa 400 Meter Meereshöhe in Friedrichshafen. Diese Höhendifferenz von etwa 1200 bis 1300 Meter hätte für den „Graf Zeppelin" einen unerträglichen Gasverlust bedeutet, der aus dieser Reise, wo auch mit erheblichen Temveraturschwankun- gen gerechnet werden muß, ganz besonders sorgfältig in Rechnung zu stellen ist. Man darf in diesem Manöver Frankreichs dieselbe Gesinnung suchen, wie in dem Verbot der englischen Regierung. Aegypten zu überfliegen: „Graf Zeppelin" soll nicht beliebt werden. :
Die Pariser Havasagentur will es nicht wahrhaben, daß , das Uebersliegen von Pont Arliers verboten worden sei, , nur das Abwerfen von Postsäcken sei untersagt worden.
Gute Reise
Die Fahrt ging flott vonstatten. Kurz nach dem Ausstieg war bereits Konstanz erreicht; um 1.45 Uhr wurde Waldshut und 2.10 Uhr früh Basel überflogen.
Um 7.45 Uhr morgens französische Zeit (8.45 deutsche Zeit) überflog das Luftschiff Marseille mit Richtung auf die Insel K o rs i k a. die um 12.30 Uhr erreicht wurdL
Zwischen 3 und 4 Uhr nachmittags dürfte das Luftschiff über Rom sein.
„Graf Zeppelin" ist am Montag nachmittags Z «hr über Rom angekommen und der Küste entlang gegen Rea-ei i geflogen, das um 5 Uhr erreicht wurde.
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Friedrichshasen. 25. März. Das Luftschiff „Gras Zeppelin" überflog um 17.45 Ühr den Besuv, erreichte um 21.30 das Jonische Meer und wurde um 22.00 über der Insel Korfu gesehen. „Graf Zeppelin" traf im bisherigen Verlaus seiner Fahrt durchweg günstiges Wetter an An Bord ist alles wohl.
„Graf Zeppelin" westlich der Insel Kephalliuia.
Friedrichshaseu, 26. März. Nach der neuesten Stand- ortmeldung von Bord des „Graf Zeppelin" befand sich das Luftschiff um 24.30 Uhr westlich Kap Serngamp** auf der Insel Kephallini«.