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Ragolder TagblattDer Grjrüjchaiter"

Donnerstag, 21. März 1S28.

Württemberg

Stuttgart, 26 März.

Kommandontenwechscl. Der Kommandant von Stutt­gart, Oberst o. Kardorff, scheidet, wie dieSüdd. Zei­tung" erfährt, mit dem 31. März d. I. aus dem Heeresdienst aus. Oberst v. Kardorff, der aus dem 3. Garde-Ulcmen- regiment hervorgegangen ist. war, ehe er Kommandant von Stuttgart wurde, Kommandeur des Reiterregiments 18 in Cannstatt. Er wird nun als Kommandant von Stuttgart durch den bisherigen Kommandeur des Ausbildungsbatail­lons des Jnf.-Regts. 14 in Donaueschingen. Major Sieg- 1 i n. ersetzt werden. Major Sieglin ist ein Sohn des Pro­fessors Sieglin-Hohenheim. Er ging aus dem Ulmer Grena­dierregiment hervor. Im Krieg war er Regiments-, Bri­gade- und Divisionsadjudant. Der Kommandeur des Aus- vildungsbataillons des Jnf.-Regts. 13 in Gmünd, Oberst­leutnant v. Lei st ner. ist zum Kommandanten von Münster ernannt worden.

Stuttgart, 20. März. Eine Falschmeldung. Bon zuständiger Seite wird mitgekeilt: In der Presse sind Nach­richten verbreitet worden, der württ. Gesandte in Berlin. Staatsrat Dr. Bosler, werde demnächst in den Ruhe­stand treten. Als sein Nachfolger sei der Kultminister Dr. Bazille vorgesehen, um den Eintritt der Deutschen Bolkspartei in die Regierung zu erleichtern. Kultminister Dr. Bazille weigere sich aber, das Amt zu übernehme». Ä n diesen Meldungen ist kein wahres Wort.

Feriensonderzüge 1929. Es ist in Aussicht genommen, cm laufenden Jahr wieder Ferien-Sonderzüge im Umfang des abgelaufenen Jahrs zu Beginn der großen Schulferien auszusühren, und zwar am 27. Juli nach Berlin und Bre­men, am 28. Juli nach München und Hamburg und am 29. Juli nach Köln und Berlin (letzterer über Hof-Leipzig). Die Ferien-Sonderzüge werden für das ganze Reichsbahn- gebiet Anfangs Mai festgelegt, so daß eine Veröffentlichung in der 2. Maiwoche möglich sein wird. Die Fahrpreise für diese Züge bleiben, abgesehen von gelegentlichen gering­fügigen Abweichungen, gegen das Vorjahr unverändert, weil zugleich mit der Herabsetzung der eingerechneten Fahr­preisermäßigung auch eine Senkung der Grundpreise statt­gefunden hat.

Gefährliche Einbrecher. Der 25j. Schneider August Dilger von Stuttgart, der die erste seiner zahlreichen Gericktsstrafen schon im Alter von 13 Jahren erhalten hat, hat in Siur.gart teils allein, teils in Gemeinschaft mit dem 24jährigen Maler Karl Jung von Altlußheim eine große Zahl von Einbruchs­diebstählen verübt, wobei ihnen im ganzen sehr bedeutende Beträge in die Hände fielen Bei einem Einbruch in der Hasenbergstraße erbeutete der Schneider z. B. 806 Mark, die er allerdings mit Spießgesellen poch am gleichen Tag fast restlos verjubelte. Dabei bezogen der Schneider sowohl wie Jung nebenher die Arbeitslosenunterstützung. Der Gerichtsvorsitzende stellte fest, daß der Schneider zur Zeit als der schwierigste Einbrecher gelte. Das Schöffen­gericht verurteilte ihn zu 5 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust. Jung kam mit 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis davon

Wegen linterschlagnng von 1300 Mark Amtsgeldern »urde der vierzigjährige Postagent Ernst Dutt in Merk­ingen, OA. Leonberg, zu sieben Monaten Gefängnis ver- orreilt. Die Summe ist von der getrennt lebenden Ehefrau des Dutt wieder ersetzt worden.

Der Postaushelfer Georg Hermann ln Kirchheim u. T. erhielt wegen Veruntreuung von 600 Mark im Amt fünf Monate Gefängnis.

Aus dem Lande

Böblingen, 20. März. Den Verletzungen er­legen. Der bei einem Probeflug abgestürzte Flugschüler Knappe ist im hiesigen Bezirkskrankenhaus infolge der erlittenen schweren Verletzungen gestorben.

Schwenningen. 20. März. Bürgschaftsüber­nahme. Die von unberufener Seite erfolgte Nachricht, wo­nach Geh. Komm.-Rat I. Kienzle anläßlich seines 70 Ge­burtstags dem Liederkranz Schwenningen einen namhaften Geldbetrag gestiftet hat, eilt den Tatsachen voraus. Der 76. Geburtstag von Geheimrat Kienzle hat noch nicht statt- gesunden. Richtig ist nur, daß Geh.-Rat Kienzle anläßlich des Neubaus eines Sängerheims in größerem Umfang Bürgschaften für den Liederkranz Schwenningen übernom­men hat, die nunmehr eine Regelung erforderlich machen.

! Hajlsingen OA. Rottenburg, 20. März. Motorrad­unfall. Sonntag nacht wurde am Ortsausgang nach See- - bronn ein Motorradfahrer aus Wurmlingen von heim- , kehrenden Radfahrern bewußtlos aufgefunden. Ein schwe- s res eisernes Schachtstück zum Wasserleitnngsbau lastete auf > dem Verletzten. Ob es sich um ein Unglück oder um einen Ueberfall handelt, muß die Untersuchung ergeben. Ein Auto brachte den Unglücklichen in die Klinik nach Tübingen.

Heilbronn, 20. März. Der Goldbetrug beider Zahnklinik. Das Schöffengericht hat den früheren Leiter der Zahnklinik der Ortskrankenkasse. Dr. Ger­hard, wegen Unterschlagung und Untreue zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Dr. Gerhard hatte vom Februar 1927 bis September 1928, so'ange er Leiter der Zahnklinik war, größere Mengen Goldes unterschlagen und für sich ver­wertet.

Ulm» 20. März. Prinz August Wilhelm in Ulm. Am Freitag und Samstag weilte Prinz August Mit' Helm von Preußen, der vierte Sohn des ehemaligen Kaisers, Oberst im ehemaligen 1. Garde-Regiment zu Fuß, zum Be- such seiner Stahlhelmkameraden in Ulm. Am Abend fand im Hotel Fezer ein einfaches Essen zu Ehren des Gastes statk

Aus Stadt und Land

Nagold, den 21. März 1929.

Zn der Welt fährst du am Besten, sprichst du stolz mit stolzen Gästen, mit Bescheidenen bescheiden, aber wahr und klar mit beiden. Anastasius Grün,

Auch etwas zum Frühlingsanfang

Die Tage werden zusehends- länger. Der Kamps des Lichtes gegen die Finsternis hat begonnen, Ostern naht heran. Doch die Hausfrau sieht die Vorfrühlingssonne mit der Jugend eigenen Mitleidlosigkeit gewisse Schäden enthüllen, die das Dunkel des Winters bisher gnädig verhüllte: Von Kohlenstaub geschwärzte Decken, vernach­lässigte Wände, Eebrauchsspuren an den Möbeln, Gar­dinen und Teppichen.Wenn nur der große Hausputz erst vorbei wäre!" seufzt sie. Denn geputzt muß werden. Man würde ebenso ungern den ersehnten Frühling in einer unaufgefrischten Wohnung erwarten, wie man sich etwa in ein ungemachtes Bett zur Ruhe legte oder des Sonn­tags in einer schmutzigen Küchenschürze umherliefe. Wenn nur Geld genug da wäre, daß man alles Herrichten las­sen könnte! Wie gerne würde man beispielsweise das Eß­zimmer umändern; der letzte Besuch hat neulich so die Mundwinkel herabgezogen, als er sich im Zimmer umsah. Und ist es nicht ganz abgesehen von dem unbedingt

Notwendigen wohltuend, einmal wieder andere Far­ben um sich zu sehen, als die altgewohnten? Wir denke» uns das Heim gerne als denruhenden Pol in der Er­scheinungen Flucht". Aber es ist heute in stärkerem Maße dem Wechsel unterworfen als früher. Der Wandel der Mode macht sich auch hier häufiger bemerkbar. Zwar find trotz der gesteigerten Ansprüche weniger Menschen in der Lage, sich mehrmals im Leben neue Möbel anzuschaffen, so sehr sie auch oft den Anblick der altey, wohl gar einer überwundenen Geschmacksperiode entstammenden, satt haben; doch bieten die umschließenden Wände, bieten Be­züge und Vorhänge Gelegenheit, die Räume weitgehend zu modernisieren, frische Farben in das Grau des Alltags zu mischen. Oft gibt schon ein einziges neues Kissen dem ganzen Raum ein anderes Gesicht, noch mehr eine der feingestimmten modernen Tapeten, die am besten paffend zu Vorhängen und Bezügen gewählt werden. Ein Raum, in dem diese drei Dinge und die Teppiche zusammen pas­sen, wird auch mit einfachem Mobilar gut wirken. Ein Umstellen der Möbel und Umhängen der Bilder die heute sparsamer, wenigstens aber geschickter verwandt werden als früher kann bei solchen Erneuerungen gleichfalls vorgenommen werden. Aber nicht nur Wvhn- und Schlafräume sollten sich der Aufmerksamkeit der Hausfrau erfreuen dürfen. Auch der Korridor ist ein dankbares Objekt; ihn sieht der East zuerst und zuletzt, er trägt also wesentlich zu dem von der besuchten Wohnung gewonnenen Eindruck bei. Besonders in den neuesten Kleinwohnungen ist der Gang meist knapp bemessen und dadurch um so stärkerer. Abnutzung durch Anstreifen aus- gesetzt; er sollte deshalb immer tapeziert sein, am besten mit einer abwaschbaren Tapete. Gelbe und gelbliche Töne sind hier zur Aufhellung am ehesten geeignet. Keinen un nötigen Ballast sich ansammeln zu lasten und doch Kahl heit und Oede fernzuhalten, ist eine weitere wichtige Aufgabe der Hausfrau. Das natürliche Gefühl in Ee- schmacksdingen, das der Frau eigen ist, kommt ihr dabei sehr zu statten und befähigt sie, auch ihren Kindern Füh­rerin in diesen Dingen zu sein und ihnen dadurch ein wertvolles Talent mit ins Leben zu geben. So wird das Heim heimisch! Im strengen Winter war es willkommene Zuflucht vor ungewohnter Kälte. Nun der Frühling naht, soll es sich dem neuen Werden in der Natur, anpaffen: An sonnigen Tagen mögen durch offene Fenster Früh­lingsluft und Sonnenwärme dringen; abends ange­paßt dem gewonnenen schönen Eindruck sollen die Zimmer gleichfalls licht, erneuert und freundlich sein. Denn eine schöne Umgebung wirkt wohltuend auf ihre Bewohner und ein trautes Heim bereitet allseitige Freude. Schon M. Engel sagte treffend: Häuslichkeit! in deines Glückes Frieden liegt allein der Menschheit großes Los.

Das Programm der deutschen Landwirtschaft

Berlin, 20. März. Die Führer der verschiedenen land­wirtschaftlichen Epitzenorganisationen, Brandes, Lchiele, Hermes, Fehr, haben das in ihrer Kundgebung am 20. Febr. 1929 angekündigke gemeinsame Programm der deutschen Landwirtschaft heute der Reichsregierung und dem Reichs­präsidenten überreicht.

In dem Programm heißt es u. a-, Deutschland müsse sich baldigst aus der gegenwärtigen gefahrdrohenden Ab­hängigkeit seiner Rahrungsmittelversorgung vom Ausland befreien, die es schon finanziell auf die Dauer nicht zu er­tragen vermöge. Durchgreifende staatiche Maßnahmen müssen die Grundlage schaffen, auf der die Selbsthilfe der deutschen Landwirte weiter bauen kann. Eine nach­drückliche Verstärkung des Zollschutzes im ganzen bilde die entscheidende Voraussetzung für den Erfolg jeder Selbst­hilfe und für die lleberwindung der gegenwärtigen Agrar­krise.

Ferner wird gefordert, daß die ausländische Einfuhr von Agrarprodukten nach Deutschland nur zur Ergänzung der deutschen landwirtschaftttchen Produktion dienen dürfe, soweit diese den Bedarf des deutschen Volks nicht decke. Zur zentralen Regelung der Einfuhr der landwirtschaftlichen Hauptprodukte sei demgemäß der Erlaß reichsgesetzlicher Grundlagen notwendig.

Sicherstellung einer stabilen Preisbildung für das inländische Getreide, die dem allgemeinen Lebenshal­tungsindex entspricht und die auf der Landwirtschaft liegen­den besonderen Lasten berücksichtigt. Für das der Regelung

§ unterliegende AusiandsgelrerLe wird ein Preis fesrgssetzi.

> der dem Qualitätsunterschied zwischen Inlands- und Aus- ! landsgetreide entspricht (Grundpreis). Die Festsetzung des ! Grundpreises erfolgt durch einen im Reichsgesetz vorzu- ! sehenden) Reichsgetreiderat. Die Regelung erfolg:

^ unabhängig von der Zollfestigkeit bei möglichster Erhöhung ! der Getreide- und Mehlzölle.

Ferner verlangt das Programm u. a. vollkommenen und s einheitlichen Seuchenschutz. Erhöhung der Fleischzölle ! und Anpassung aller Lebendviehzölle an die erhöhten Fleischzölle, Aufhebung der Vorzugszölle für Speck und Schmalz, Erhöhung der Zölle auf milchwirtschaftliche Pro­dukte, Vorlage eines Reichsmilchgesetzes, Förderung milch­wirtschaftlicher Organisationen, Rationalisierung und Stan­dardisierung der milchwirtschaftlichen Produkte, Regelung der Einfuhr aller Milcherzeugnisse und des Absatzes der Jnlandsproduktion, verstärkten Zollschutz des inländischen Kartofelbaues, Aenderung der Zuckerzollaesetzes. verstärk­ten Zollschutz des inländischen Gemüse-, Obst-, Wein- und Tabakbaus. Weiter wird eine Senkung der Steuern, ins besondere der Realsteuern und der sonstigen öffentlichen La­sten verlangt.

Am Schluß des Programms wird auf die gefahr­volle, verzweifelte Stimmung unter den deutschen Bauern hingewiesen und gesagt: Der Rück­gang der landwirtschaftlichen Erzeugung und damit die Ge­fährdung der Versorgung des deutschen Volks mit Nah­rungsmitteln sind sonst nicht aufzuhalten.

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Laura der de« Zigeuner« km Schwarzwald

Am »Schillers Heimatjahreu" von Hermann Kur,

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Srbebere echk schvtz Deelag der Deutschen «Klacke UI» a. D.

III.

-Was dieser Geist immerwährend wundersame Blasen «fwirft!" sagte er, der zierlichen Gestalt nachsehend, wie sie durch die Reihen dahinschlüpfte. Er konnte sich's nicht »erjagen, ihr von weitem zu folgen; noch einen Blick, viel­leicht noch ein Wort, dann hatte er ja seinen Wunsch er­reicht und konnte gehen. Was sie nur gemeint haben mochte? Doch er war ja ihre phantastischen Reden ge­mahnt.

Da sah er sie aus einmal mit einem Zigeuner im Ge­spräch und glaubte dieselbe Maske zu erkennen, die ihm i« Korridor begegnet war. Das Gespräch schien lebhaft geführt zu werden, der Zigeuner hatte eine Stellung an­genommen. als ob er Befehle empfinge. Heinrich konnte die Augen nicht abwenden, unwillkürlich näherte er sich ihnen und «in eifersüchtiges Gefühl hatte ihn beschlichen. , In diesem Augenblick wurde er hart am Arm gefaßt, und »ie er sich umwandte, vermochte er kaum «inen Ausruf der Bestürzung zu unterdrücken, denn er sah niemand ge­ringeres als den leibhaftigen Satanas. Der höllische Fürst «ar so vollständig kostümiert, wie ihn nur der alte Köhler­glaube erdacht und dargestellt hat, und seine Larve so ausdrucksvoll gemalt, daß gleich der erste Anblick den Ver­dacht erwecken mußte, diese Erscheinung sei nicht aus den Kreisen des Hofes, sondern möge wohl eher eine Ausgeburt der hohen Karlsschule oder ihrer kaum flügge gewordenen Kinder sein.

Satan schwang seinen Schürhaken wie ein Zepter über die Versammlung und sagte mit einer tiefen, gequetschten Stimme:Willkommen, ehrwürdiger Pater, in meinem Territorial Dn bait mir allein noch aeieblt nun ist meine

Freude vollkommen. Komm, wollen eine Runde macken und unsere Leutchen mustern. Das Hofgelichter ist meine traktabelste Ware, da treib' ich nun so zu meinem Privat­vergnügen einen Trödelkram mit abgetragenen Kleidern, in die man alles hineinstecken kann, nur nichts Kapitales."

Er faßte ihn traulich unter dem Arm und schleppte ihn mitten durch das Maskengewühl. Das Gemurmel über die auffallende Erscheinung wich dem allgemeinen Gelächter, als man sah, wie der beleibte Kapuziner sich aus Leibes­kräften sträubte, seine Brüderschaft mit dem verschrienen Gesellen öffentlich zu zeigen.

Laß dich's nicht anfechten. Ehrwürdigster!" sagte Sa­tan zu ihm. .Laß dich's nicht verdrießen, daß sie dich so unanständig verlachen. Im Gegenteil, nur recht viel Hohn, nur recht viel Märtyrertum! Das Verspottete, Abge­schmackte übt eine geheime Anziehungskraft"

Er wollte weiterreden, als die Menge sich teilte und der venezianische Nobile mit einemmal vor ihnen stand. Erschrocken riß sich der Kapuziner los, sein schwarzer Ge­fährte aber, von einem diabolischen Gedanken durchzuckt, ging frech auf den Venezianer zu, indem er sich anstellte, als ob er ihn mit dem Schürhaken fassen wollte. Ein Schrei des Zornes entfuhr der Maske, und Satan, den Schürhaken dahinten lassend, begab sich eiligst aus die Flucht. Ein all­gemeiner Aufruhr entstand im Saal.Greift ihn!" riefen viele Stimmen, und von allen Seiten begann die Ver­folgung gegen den wunderlichen Sohn des Chaos. Hein­rich sah es noch, wie er den Ausgang gewann und wie ihm von der zuschlagenden Tür der Schweif abgekippt wurde, aus welchem eine Menge Sand auf den Boden rollte. Er sah, wie die beiden Reliquien des bösen Geistes von dienst­fertigen Masken aufgehoben und herbeigetragen wurden, und vernahm ganz in seiner Nähe den lauten Borschlag, die Türen zu schließen und sämtliche Anwesende sich de­maskieren zu lassen. Da schien es ihm nicht mehr geheuer zu sein, zumal er selbst eine Rolle in diesem Drama mit­gespielt hatte. An dem Pförtchen wagte er es noch einmal, seine Blicke durch den Saal schweifen zu lassen; er sah den Zigcunerknaben nicht mehr, und mit einer bitteren Ver-

wuitzckung gegen seil dumnien Leusel, der ihn um diese« Abend gebracht, schlüpfte er fort.

Lauras Fenster waren noch nicht erleuchtet; sie mntzte noch auf der Redoute sein. Er kämpfte mit sich, ob er nicht noch einmal als Zitherspieler hinschleichen sollte; aber er wollte die Gefahr nicht allzu verwegen herausfordern «nd ging endlich zögernd nach Hause, um den schattenhafte» Traum wachend und schlafend fortzusetzen. Der Schlaf wollte jedoch nicht lang bei ihm verweilen; seine Gedanke» quälten ihn unablässig, und er erhob sich früh am Morgen, die holde Sonne begrüßend, die ihn wieder wie einst mit ! Hoffnung und Lebenslust erfüllte. Sein Herz trieb ihn > hinaus in die schöne Morgengegend; ein Feiertag war angebrochen, und er beschloß, ihn nicht auf seinem Zimmer j zu verseufzen.-

Im Ochsen, dem beliebten Gasthaus in der Hauptstätter straße, wo Heinrich am Abend nach einem Spaziergang ei« gekehrt war, fand er Schiller mit seinen Freunden in der gewohnten Ecks beisammen.

Er setzte sich zu ihnen hatte aber kaum an der mnn teren Unterhaltung teilgenommen, als er sich am Arm ergriffen fühlte. Er sah sich noch lachend um und erblickte einen herzoglichen Trabanten, der über seine Anwesenheit die lebhafteste Freude bezeigte.Gott Lob und Dank." riss er,daß ich den gescheiten Einfall hatte! Kommen Sie geschwind. Sie sollen zum Herrn, und zwar wie Sie sind, ohne allen Verzug, man hat Sie den ganzen Tag vergebens gesucht."

Heinrich war über diese unerwartete Vorladung de treten. Sein Gewissen sagte ihm nichts Gutes. Sollte etwas von seinem Besuch der gestrigen Redoute verlautet haben? Er fragte den Hofbediensteten, was es denn so Dringendes gebe; der wußte jedoch nichts oder wollte nichts wissen. .

Mit schwerem Herzen sagte er dem fröhlichen Kr«ft Gute Nacht, und sein Gang wurde ihm saurer als einst der Weg ins Schulzimmer, wenn er irgend eine Ursache hattt, welche ihm die Augen gegen den strengen Präzeptor nick« tr«i auszuschlagen erlaubte Fortsetzung folgt.