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Mit den illustrierten Beilagen „Feierstunden" „Unsere Heimat", „Die Mode vom Tage"
^ Bezugspreise: Monatlich einschließlich Trägerlohn ! .4t 1.60; Einzelnummer 10 -Z. — Erscheint an l jedem Werktage. Verbreitetste Zeitung im ^ O.-A.-Bezirk Nagold. — Schriftleitung, Druck und Verlag v. E. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold
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Mit der landwirtschaftlichen Wocheubrilvge „Haus-, Garten- und Landwirtschaft"
Anzeigenpreise: Die 1-spaltige Borgiszeile oder deren Raum IS Familien-Anzeigen 12 H, Reklamezeile 45 Sammelanzeigen 5Ü?L Aufscht. Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an besonderen Plätzen^ wie für telephonische Aufträge und Chiffre-Anzeigen wird keine Gewähr übernommen
Telegr.-Adresse: Gesellschafter Nagold. — Zn Fällen höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. — Postsch.-Kto. Stuttgart 511?
Nr. d8
Ergründet 1ÜL7
Dsnnerstaa. den 21. Mär; 1929
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Der Ratetat angenommen
Berlin. 20. März.
Auf der Tagesordnung steht die zweite Beratung des Rotetats, der bis zum 30. Juni Geltung haben soll. Der Ausschuß hat die von der Regierung erbetene Ermächtigung, bereits über ein Viertel der Etatsansätze verfügen zu dürfen, auf ein Fünftel gekürzt.
Abg. Freiherr von Richthofen (Dntl.) weist darauf hin. daß Not heute unsere gesamte Wirtschaft und unser Etaaksleben beherrsche. Sie sei in erster Linie dadurch entstanden, daß man die Landwirtschaft, die Grundlage unserer Volkswirtschaft, vernachlässigt habe. Die bitterste Wahrheit dürfe nicht verschwiegen werden, daß Deutschland auf die Dauer die Lebensmitteleinfuhr aus dem Ausland nicht bezahlen könne. Mit den guten Lehren und den Büchern deutscher Professoren sei der Landwirtschaft nicht gedient. Der Redner verlas zum Schluß eine Erklärung, in der es heißt, die verspätete Einbringung des Etats und der vorliegende Notetat seien ein neuer Beweis für die Handlungsunfähigkeit dieses Reichstags und seiner Regierung. Die Deutschnationalen können nicht die Verantwortung für das Weiterbestehen dieser Regierung übernehmen und würden den Notetat ablehnen.
Abg. Tor gier (Komm.) erklärt, der Notetat sei ratsächlich ein Ermächtigungsgesetz, dem man nur zustimmen könne, wenn man Vertrauen zur Regierung habe. Die Kommunisten würden den Notetat daher selbstverständlich ablehnen.
Abg. Stücklen (Soz.) gibt zu, daß es sich um ein Ermächtigungsgesetz handle.
Von den Kommunisten ist inzwischen ein Mißtrauensantrag gegen den R.'ichsfinonzminister Dr. Hilferding eingegangen über den erst am Donnerstag abgestimmt wird.
Der Notetat wurde dann in 2. und 3. Beratung, sowie in der Schlußabstimmung gegen die Stimmen der Kommunisten, der Deutschnationalen, der Nationalsozialisten »nd der Christlich-Nationalen Bauernpartei angenommen.
lleue Nachrichten
Nene Verordnung über das Tragen der Reichswehruniform
Berlin. 20. März. Eine vom Reichspräsidenten Unterzeichnete Verfügung bestimmt; 1. Die beim Ausscheiden aus der Reichswehr verliehen« Uniform darf nicht getragen werden s) in der Ausübung eines neuen Berufs einschließlich des Vorbereitungäüenstes dazu (gleichviel, ob Staatsdienst oder sonstiger Beruf); d) bei allen Veranstalt u n g e n, an denen die Reichswehr auf Grund der zum Paragraph 36 des Wehrgesetzes erlassenen Bestimmungen nicht teilnehmen darf. Auskunft darüber können auf Anfrage die Kommandanturen und Standorttzfommandos erteilen. Die grundsätzliche Befreiung der ausgeschiedenen Wehrmachtangehörigen von politischen Beschränkungen wird dadurch nicht berührt. 2. Im übrigen unterliegt die Ausübung des Rechtes zum Tragen einer Uniform keinen Beschränkungen, sofern nicht dasAnsehendesSoldatenstands dos Tragen von selbst verbietet.
Danach ist das Tragen der Uniform Len früheren Rcichs- wehrangehörigen bei politischen Veranstaltungen verboten.
Ausdehnung der deutschen Sozialversicherung auf die deutschen Arbeitnehmer der Besehungsbehörden
Koblenz 10. März. Nach einer Anweisung der Rheinlandkommission sind nunmehr deutsche Angestellte und Arbeiter, die vom Besatzungsheer oder der Oberkommistion beschäftigt werden oder im Privatdienst von Mitgliedern des Besatzungsheers oder der Oberkommission stehen, gegen Krankheit, Unfall, Invalidität, Berussunsähigkeit und Arbeitslosigkeit vom 23. März 1929 ab nach Maßgabe der einschlägigen deutschen Gesetze versichert.
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Jubiläum der Entente cordiale
Paris, 20. März. An Ostern wird Frankreich unter einem besonderen Zeichen stehen. Unter dem Protektorat Lriands und des englischen Herzogs von Connaught, mit Unterstützung des Lord Derby und der französisch-britischen Gesellschaft wird die Stadt Cannes am 31. März, am 1. und 2. April den 25. Jahrestag der Entente cordiale festlich begehen. Dabei wird im besonderen auch des Königs Eduard VII. gedacht werden, der mit Vorliebe in Cannes war, dort viel Geld ausgab, von dort aus nach französischem Urteil segensreich«, nach deutscher Ausfassung unheilvolle Politik trieb und am dortigen Strand ein Marmordenkmal hat. Die englischen Journalisten sind zusammen mit den amtlichen englischen Persönlichkeiten emgeladen. Die leitenden Redakteure der großen Londoner Zeitungen haben die Einladungen bereits angenommen. Ein stattliches Festprogramm ist ausgearbeitet mit Blumenschlacht, Fußballmatch, Venezianischem Fest auf dem Meere, mit Regatten, mit Besuchen und Empfängen auf den Kriegsschiffen.
Die Leitung des Festes liegt in den Händen des Bürgermeisters von Cannes, Capron, der mit Eduard VII. persönlich befreundet war.
Die Anruhen in Spanien
Madrid, 20. März. General Primo de Rivera schreibt in der Wochenschrift „Noticiero", die Unruhen in den Straßen von Madrid seien in den ausländischen Blättern maßlos übertrieben worden. Es liege ein gewisser Plan zu dieser Hetze gegen Spanien zugrunde. Er habe veranlaßt, daß vor den Gerichten deb betreffenden Länder Schadenersatzklagen anhängig gemacht werden. Das Land sei zu 99 v. H. auf seiner Seite. Dies werde zutage treten, wenn die Tausende von lügnerischen Hetzern entfernt sein werden
Primo de Rivera beklagt, daß bei den jüngsten Krawallen in Madrid weiblicheStudierende Ausreizer gewesen seien und sogar tätlich gegen die Polizei vorgegangen seien im Vertrauen darauf, daß die Polizei sie in Rücksicht auf ihr Geschlecht schonen werde. Es sei zu erwägen, ob den Frauen nun die öffentlichen Aemker nicht wieder verschlossen werden sollen. Der dem Land zugesügte Schaden beläuft sich aus Hunderte von Millionen Peseten.
Der italienische Wirtschastsminister fordert Drosselung der Linsuhr
Rom. 20. März. In einer Wahlrede in Florenz erklärte der Wirtschaftsminister, es sei schmerzlich, seststeven zu müssen, wie sehr die Einfuhr der fertigen Fabrikate nach Italien zugenommen, die Ausfuhr ccker abgenommen habe. Es sei daher notwendig, in* Land eine starke Werbung zu betreiben, um den Verbrauch ausländischer Fabrikate einzuschränken, damit die wirtschaftliche Bilanz nicht so sehr gestört und die Lebenshaltung nicht so verteuert werde. Große Sparsamkeit gegenüber ausländischer Ware sei am Platze. Durch bessere Handelsorganisation müsse die Ausfuhr gefördert werden. '
Reue Kämpfe iu China?
Paris, 20. März. Nach einer Havasmeldung wird aus Nanking und Hankau berichtet, daß trotz der friedfertigen Versicherungen der verschiedenen Parteien die Möglichkeit neuer Kämpfe in China zunehme. Beiderseits werden Truppen zusammengezogen. Das Gerücht sei verbreitet» daß Tschiangkaischek einen Gewaltstreich vorbereite, um die einflußreichsten seiner Gegner auszuschalten.
Dawes-Kolcmie!
Der britische Finanzmann Josiah Stamp — er war schon 1924 beim Dawes-Komitee mit dabei und sitzt auch heute mit am grünen Tisch der Pariser Tributkonferenz — hat vorausgesagt, daß Deutschland unter dem Reparationszwang unzweifelhaft den Weg zu einer amerikanischen Wirtschafts- Provinz gehen werde. Das normale Wachstum des deutschen Volksvermögens werde amerikanischen Händen zufallen. Der kluge Engländer hat recht behalten. Vier Jahre „Atempause" und sechs Monate vom „Normaljahr" haben uns glücklich dahin gebracht, daß die deutsche Bolkswirtschaft neben dem Kriegstribut eine weirsre Milliarde Mark auf Konto Schuldzinsen ans Ausland zahlen muß, überwiegend an Amerika. Allein im Jahr 1928 haben wir für 1466 Millionen Mark neue Ausländsanleihen ausgenommen, davon 1017 Millionen bei den Amerikanern. Langsam wird das Auslandskapital auch für uns teuer. Mußten wir im Jahr 1927 dem Ausland die langfristigen Anleihen durchschnittlich mit 6,06 Proz. verzinsen, so 1928 schon mit 6,23 Prozent.
Der Prozeß, der die besten Werte, die sichersten Ertragsquellen unserer Wirtschaft allmählich in die Tasche der Amerikaner wandern läßt, vollzieht sich im allgemeinen ohne viel Geräusch, aber todsicher in der Wirkung. Warum die Opel AG. in Rüsselsheim bei Frankfurt nach langem Hin und Her dem mächtigen „General Motors"-Präsidenten Herrn Sloan schließlich ihre Unterschrift gaben, mag von ihnen wirtschaftlich gewiß einleuchtend begründet werden. Aber über die wirtschaftliche Seite hinaus hat der Fall noch anderes gelehrt. Hat nicht gerade Opel uns am stärksten und eindringlichsten mit dem Schlagwort „Deutsche, kauft deutsche Waren. an unsere nationalwirtschaftliche Pflickt erinnert?
Die Opel-Ueberfremdung ist der größte Fall einer Überfremdung, und darum zu bedttrern. Warum hat Opel verkauft? Weil er in Deutschland nicht genug Geld finden konnte, um das Unternehmen so auszubLien, wie es zum aussichtsreichen Wettbewerb mit den amerikanischen Niesen- produzenten Ford und „Generäl Motors" notwendig gewesen wäre. Warum konnte Deutschland ihm das Geld nicht io
billig dielen, wie er es zur Rentabilität der Berriebserwei terung brauchte? Nun ja. wir haben zwar seit reichlich vier Jahren wieder stabile Währung, aber noch immer keine ausreichende eigene Neubildung von Kapital, die auch nur an nähernd im Verhältnis zu unserem Kapitalbedarf stände. Was in Deutschland heute über den nötigsten Verbrauch hinaus erarbeitet wird, das schluckt die Reparations lasse, an die wir eine Schuld abzahlen, deren Höhe noch nicht einmal feststeht.
Da nun aber neuer Zufluß un Kapital nötig ist. um i»e Produktion in Gang zu halten, so pumpen wir seit Jahren unentwegt im Ausland, vor allem in Amerika. Der rich- tige Amerikaner ist nun gewiß ein anständiger Gläubiger, ein nächten,er Geschäftsmann, der nicht quält und nörgelt Je größer indessen sein Guthaben bei uns wird, um so begreiflicher wird auch sein mit der Zeit wachsendes Interesse, sich etwas näher darum zu bekümmern, was wir mit seinem Geld denn eigentlich anstellen, also kurz und gut uns zu bevormunden. Wer Aktien hat. kann schon gelegentlich in ein Unternehmen mit hineinreden. Der Besitzer von Schuldverschreibungen dagegen kann das nicht. Opel hat an Sloan Aktien herausgeben müssen, nicht Schuldoerschrei- düngen.
Die Opel-Ueberfremdung wird vielleicht erst der Anfang sein. Wir können das Tempo sogar noch besch leunigen, wenn wir nur erst recht schön darin fortfahren, unseren Verwaltungsaufbau weiter aufzustocken und jeden, der vom Sparen redet, als Störenfried möglichst in die dunkelste Ecke abzu- schieben. Auch über den Kriegstribut soll ja nur ganz durch die Blume gZprochen werden. Wenn wir schon kein Geld sparen können, dafür üben ja die Amerikaner im reichsten Maß diese Tugend und borgen uns, soviel wir wollen. Und dann sehen sie uns m.al so ein bißchen auf die Finger, wo uns das Geld denn hinrollt, und eines Tages schicken sie uns ihre Verwalter sehr freundschaftlich, sehr liebenswürdig, nur zu unserer Unterstützung. Und eines. Morgens haben wir gar nichts mehr zu sagen, da gibt der Verwalter die Befehle aus, wie in Kuba, Nikaragua und ln Panama.
Ernste MkiulllMckWkdcnhkittli in der Re-«ra>liu;iivserenr
London, 20. März. Die Londoner Blätter melden übereinstimmend aus Paris, daß die Sachverständigen jetzt zur Erörterung der Reparationszahlen übergegangen seien. Der Pariser Berichterstatter der „Times" sagt: Es müsse anerkannt werden, daß die Möglichkeit einer svernstenMei- nungsoerschiedenheit, daß die ganze Arbeit des Ausschusses gefährdet werden würde, nicht ausgeschlossen erscheint. Die geplante Denkschrift biete Deutschland wertvolle Sicherungen, und es sei Deutschland auch während der Verhandlungen klar gemacht worden. Laß Großbritannien und die Vereinigten Staaten keine Vereinbarung dulden werden, die ein« ernste Gefahr eines Zusammenbruchs des deutschen Kredits mit sich bringe. Aber es seien Forderungen von anderer Seite möglich, deren Annahme für Deutschland sehr schwierig sein würde. Die bisher von den deutschen Vertretern genannten Zahlen haben geschwankt zwischen einer Gesamtsumme, die osjcnbar unannehmbar für die Verbündeten sei, und einer Summe, die sich mehr dem nähert, was zum mindesten di» britische Regierung für ein „vernünftiges Angebot" halten würde, aber in Erwartung des Beginns des entscheidenden Stadiums seien Anzeichen für ein« Versteifungder französischen Haltung bemerkbar. Man glaube, daß Moreau, der Präsident der Bank von Frankreich, in seiner Unterredung mit Owen Poung eine Mindestsumme genannt habe, unter die Frankreich nicht gehen wolle, die eine viel größere Zahlung seitens Deutschlands erfordern würde, als irgendeine Summe, die bisher die deutsche Vertretung ins Auge zu fasten geneigt schien. Frankreich ltblaa de.
würde durch einen Fekllci
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eine Rückkehr zum Dawesplan weniger zu verlieren habe» als irgendein anderes Land, wenn auch alle Berbüräleten sich leisten können, mit einem solchen Ergebnis sich abzufinden. Die Meinungsverschiedenheit zwischen dem französischen und dem deutschen Standpunkt scheine augenblicklich die heikelste Seite der Verhandlungen zu sein. Andererseits würde ein Fehlschlag nach so langen Arbeiten sicher derartig ernste Rückwirkungen nicht nur in Deutschland ausüben, daß Grund zu der Hoffnung besteht, daß die Nationen in ihrem eigenen Intereste ein« Regelung zustande bringen würden.
Dem Pariser Mitarbeiter der „Financial Times" zufolge nannte Moreau als Summe, die Frankreich von der .Hom- merziasisierung" der deutschen Schuld errckärte, 10 Milliarden Goldmark. Großbritannien soll 4 Milliarden und Belg'ev 3 Milliarden erwarten. Großbritannien hat einige Ueber- raschung dadurch hervorgerufen, daß es erklärt«, die Batjour- note beziehe sich nicht auf die Ansprüche der Dominions, un» Großbritannien erwarte Rückzalsiungen auf Rechnung der schon früher von ihm gezahlten Kriegsschulden. Die Gesamtsumme der Wiederaufbauansprüche würde eine deutsche Iahreszahlung von 1240 Millionen Mark bis 114 Milliarden Mark erfordern. Es bestehen Anzeichen, daß Deutschland es ablehnen wird, die Zahlung einer derartige» Summe in Erwägung zu ziehen.
Dem Pariser Korrespondenten der „Daily News" zusrlg» erklärte Moreau in seiner Unterredung mit Owen Penn-, weniger als 8 Milliarden Mark würden für Frankreich unannehmbar sein.