Leite 2 Nr. .',9

NagolLcr TagblattDer Gesellschafter

Montag, 11. März 1920

Das Aufenthaltsrecht Strafgervalt der Ortsvorsteher

In der Freüagssitzung des Landtags wurde der Aus- schußantrag zu Art. 222. wonach das Aufsichtsrecht in einem Geist uttd in einer Form gehandhabt werden soll, der jede Absicht einer Bevormundung ferne liegt, die vielmehr die grundsätzliche Achtung vor dem, Selbstbestimmungsrecht der Gemeinden und seiner staatspvlitijchen Bedeutung erkennen läßt, mit 38 gegen 33 Stimmen der Soz., Komm., Dem. bei 2 Enthaltungen (CBD.) abgelehm Zu Art. 225 wurde ein Antrag Dr. 5) ölscher (BP.), wonach die Genehmigung der Regierungsbehörde zu Gemeinderatsbeschlüssen auch er­forderlich sein soll bei Errichtung prioatwirtschaftlicher Be­triebe durch die Gemeinde, mit 49 gegen 22 Stimmen ab­gelehnt. Abgelehnt wurde ferner ein Antrag Schüler (S.), daß bei großen Städten die Genehmigungspflicht nur erforderlich sein soll, wenn die von einer Gemeinde aüfzu- nehmende Schuld 500 000 »tt übersteigt. Zu Art. 237 wurde von den Abg. Dr. Hölscher (BP ), Becker (Komm.) und Winker (S.) das Dienststrasrecht des Ortsvorstehers gegen 'Mitglieder des Gemeinderats beanstandet. Staatspräsident Dr. Bolz bezeichnet«: aber die Einbeziehung der Gemeinde­räte unter die Disziplinarbestimmungen als absolut notwen­dig. Die Entziehung der Taggelder genüge nicht. Man müsse ein Gemeinderatsmitglied zwingen können, an den Sitzun­gen teilzunehmen. Er bedaure, daß der Ausschuß die Be­fugnis oes Ortsvorstehers zur Verhängung von t^.dstrci' n gestrichen habe. Mit dem Verweis allein könne der Or«-- vorsteher nicht viel anfangen. Die Abg. Rath (D Vp.) und Schees (Dem.) stimmten dem Staatspräsidenten zu und ver­traten die Auffassung, daß die Autorität des Ortsvorstehers nicht erschüttert werden dürfe.

Zn der Samstagsitzung machte die Beratung erfreulich große Fortschritte. Zunächst erstreckten sich die Beratungen

auf die Strafbefugnis des Licsvorstehers (Art. 242). Dabei wurde ein komm. Antrag, wonach der Ortsvorsteher auch gegen Gemeinderäte keinen Verweis, geschweige denn eins Geldstrafe verhängen kann. Die Strafbefugnis des Ortsvor­stehers beschränkt sich deshalb aus Verweis und Geidstra's nur gegen Gemeindebeamte. Die Artikel wurden im übrigen in rascher Reihenfolge fast durchweg nach den Ausschuß anträgen erledigt. Besonders zu erwähnen ist Art. 321, wo­nach die lebenslängliche Amtsdauer für die vor August 1995 gewählten Ortsvorsteher unberührt bleibt, es sei denn, daz sie sich freiwillig einer Neuwahl unterziehen. Die sehr wich tigen Artikel 328 und 329 betr. die Aufhebung der Teü- gemeinden wurde auf die nächste Sitzung zurückgestellt.

Die Geschäftslage des Landtags Der Aeltestenausschuß hat in seiner gestrigen Sitzunz über die Geschäftslage des Landtags beraten und eine Ein: gung dahin erzielt, daß die Beratung in dieser Woche fort geht. Die nächste Dienstag, 12. März, ist sitzungsfrei, weil der Finanzausschuß an diesem Tag die Besichtigung üe>»füi den Neubau der Technischen Hochschule in Bs kracht kommenden Gelände vornehmen wird. Dann wird von Mittwoch, 13. März, bis Samstag, 16. März, die Be­ratung der Gemeindeordnung fortgesetzt. In der übernäch­sten Woche ist nur am Mittwoch, 20, Mürz, Sitzung mit Be Handlung der Großen Anfrage der Kommunisten betr. Ver­hältnisse bei den Arbeitsämtern. Am Donnerstag, 21. März, wird der Landtag Schwäbisch Hall, einer Einladung der dor tigen Stadtverwaltung folgend, besuchen. Dann will der Landtag am Dienstag, 9. April, wieder zusammentreten, um womöglich mit der Generaldebatte zum Etat zu beginnen und, wenn die Drucksachen bis dahin fertig sind, auch mit der dritten Lesung der Gemeindeordnung.

hat den Wuujch ausgelprochen, üatz Ser Junllenausicyuf; die von den Vereinigten Staaten geltend gemachten Wünsche berücksichtige und bei der tteberprüfung der Satzungen mit in Betracht ziehe.

Studentenstreik in Spanien

Paris, 9 März. Nach den hier aus Spanien vorliegen­den Meldungen sind die Fakultäten der M a d r i d e r Uni­versität und die der Provinzuniversitäten, mit Ausnahme von Bilbao, in den Streik getreten. In Madrid hat eine Gruppe von Studenten eine rote Fahne aus dem Dach der Universitär aufgezogen. Nur die energische Haltung des Rektors, der sofort die Tore schließen ließ, verhinderte, daß es zu einem Zusammenstoß zwischen der anrückenden Polizei und den Studenten kam. Ein Ministerrat hat nach dem Journal" beschlossen, die Studenten zur Wiederaufnahme ihrer Studien aufzusordern und die. die den Vorlesungen trotzdem fernbleiben, streng zu bestrafen.

Line Neuerung Hoooers

Washington, 9. März. Präsident Hoover hat den Vize­präsidenten der Vereinigten Staaten, Curtis, eingeladen, in Zukunft an allen Kabinettssitzungen teilzunehmen. Diese Einladung stellt eine Neuerung dar; bisher haben die Vize­präsidenten der Vereinigten Staaten, die kraft ihres Amtes auch den Vorsitz im Bundessenat führen, an den Käbinetls- sitzungen nicht teilgenommen.

Württemberg Zur Verlegung der Technischen Hochschule

Stuttgart, 10. März. In einer Pressebesprechung im Rathaus nahm gestern Oberbürgermeister Dr. Lauteu­ch läge r zur Frage der Verlegung der Technischen Hoch­schule Stellung. Er gehe immer noch davon auch daß die­ses Bildungsinstitut, das seit 100 Jahren in Stuttgart ist. Stuttgart nicht genommen werde. Uebcrall in der Welt sei es so. daß in den Landeshauptstädten die Universitäten und technischen Hochschulen sich befinden. Stuttgart habe sich bisher jeder Polemik enthalten. Wenn man sich aber wie Ludwigsbnrg in der Polemik dazu »ersteige, in die Welt zu posaunen, daß Stuttgart ungesunde Luft besitze, so werde Ludwigsburg das Gegenteil von dem be­zwecken, was es wolle Stuttgart lehne es ab, die L u d- wigsburgcr Zichorie nluft zu kritisieren.

Am Freitag fand eine Besprechung im Finanzministerium statt, die den Zweck harte, einmal Aufklärung zu bekommen. Mehrere Sitzungen werden notwendig sein, und es dürste kaum möglich sein, eine Entscheidung vor den Iubilämns- raoen (15. Mai) der Hochschule herbeizuführen. Die Herbei­führung einer Entscheidung steht bei Regierung und Landtag, nicht bei der Stadt Stuttgart.

Was das Weißenhofgelände betrifft, so soll, wenn dieser Platz in Frage känie. dort die Hochschule nach einem besonderen Höhenmaß errichtet werden. Ich bekenne, daß dieser Plan von Professor Bon atz, städtebaulich be­trachtet. etwas ungemein Reizvolles für sich hat. Llber darüber muß ma» sich klar sein, mit der umfassenden Aus­sicht und der Möglichkeit, sich dort oben in freier Luft zu ergehen, ist es dann ziemlich aus. Wer für die Freihaltung -er Fläche aus der Höhe ist. der muß sich sür die Er Hal­tung der Seuerbacher Heide in ihrer jetzigen Form einsetzen. Der Cannstalter Wasen ist von der Techn Hochschule abgelehnt worden, ebenso wurden die D-egerlocher Spielplätze als ungeeignet bezeichnet.

Man sei bei dem Gang der Verhandlungen versucht zu glauben, daß gewisse Stellen der Stadt Stuttgart die Ber- antwortung für die Verlegung der Technischen Hochschule aufdrängen wollen. Es sei aber festzusiellen. daß derStaat der Träger der Hochschule sei: der Staat habe die Verant­wortung, er habe die Aufgabe, zu entscheiden, wohin die Hochschule verlegt werde. Gefährlich wäre eS, wenn hinter­her sestgestellt würde, daß man sich doch verdank hak, und schließlich das hören müßte, was man heute in Tübingen zu hören bekommt, daß es ein Fehler (?) gewesen sei. vor 100 Jahren die llniversiiäk nicht nach Stuttgart zu verlegen. Es seien bei den Verhandlungen von seiten der Regierung ^Forderungen gestellt worden. Ein? k o st c n l o s e H e r g a b e von Platz käme wohl in Frage. Ein solches BildungS- inskitut aus dem Körper Stuttgarts ausbrechen zu wollen, das hieße diese Stadt in den Zustand einerProvinzstadt' iurück',»führen. Ein Experiment, das 28 Millionen Mack kostet, dürfte gefährlich sein, es dürfte ein Experiment sein, h<u dem es wabrschcinstck selbst de» Herren Professoren nickt weist !>'

Stuttgart. 10. Mürz.

70. Geburtstag. Am 10. März ooli.ndet Pfarrer a. D. Paul Dorsch das 70. Lebensjahr. Von 1895 bis 1909 war er Herausgeber des Ev. Sonntagsblatts, von 1919 bis 1925 Pfarrer in Plieningen. Den Ruhestand verbringt er in Buoch. Sehr bekannt geworden ist Pfarrer Dorsch auch als Herausgeber der beiden Bände Kriegserinnerungen von 1870 71:Württembergs Söhne in Frankreich 1870,71".

Die älteste Stuttgarterin. Im vierten Stock eines Hauses in der Lindenspürstraße wohnt in zwei kleinen Zimmerchen die älteste Einwohnerin Stuttgarts, Frau Rosine Stiefel. Am 26. Februar wurde sie 96 Jahre alt.

Die älteste Würltembergerin gestorben. Die älteste Würc- tembergerin, Frau Marie Canz, geb. Brenninger, die Witwe des vor langem gestorbenen Pfarrers Canz, ist im Alter von 105 Jahren in Kirchberg a. d. Jagst, wo sie ihren Lebensabend verbrachte, gestorben. Ihr Sohn ist der auch schon in hohen Jahren stehende Oberbaurat a. D. Dr. C a n z in Stuttgart. Frau Marie Canz war im Jahr 1824 in Kirchheim u. Teck als Tochter eines Apothekers geboren. Von den sechs Geschwistern der Familie konnten zwei die Goldene Hochzeit feiern.

Frühjahrslagung des Sirchenausschusses. Am 14. und 15. März d. I. tritt der Deutsche Evangelische Kircheuausschuß zu seiner Frühjahrstagung zusammen. Die zwei vorher­gehenden Tage sind für die Sitzungen der Unterausschüsse bestimmt.

Stuttgart will seine Güter verkaufen. Die Finanzrom- mission des Gemeinderats befaßte sich mit dem Haushalt­plan der landwirtschaftlichen Eigen bet riebe. Dabei kam zum Ausdruck, daß sich diese Betriebe infolge der ungünstigen Lage der Landwirtschaft schlecht rentieren und daß die Verzettelung der Hofgüter den Betrieb «.«-schwere. Nach längerer Aussprache wurde folgender Antrag an­genommen:Dem Verkauf der stadteigenen Hofgütcr <Nlle- wind, Lindenhos, wtorzeln), abgesehen vom Weißenhos, schrittweise und ernsthaft näherzütreten, sobald sich hierzu eine günstige Gelegenheit bietet und sich der Verkauf mit den finanziellen Verhältnissen der Stadt verträgt. Die Pacht­güter Sindelfingen und Breithülen sind mit dem Ablauf ihrer Pachtzeit nicht wieder in Pacht zu nehmen."'

Ein Skmkgarler in den Bergen löblich abgestürzt. Bei einer Skifahrt von der Zugspitze ins Reintal ist am Donnerstag der 19 Jahre alte Student der Wirtschafts­wissenschaften an der Techn. Hochschule in München, Wil­helm IunghanS, ein Sohn des Stuttgarter Gemeinderats Dr. Erhard IunghanS, tödlich verunglückt. Er stürzte etwa 100 Meter tief ab und konnte nur noch als Leiche geborgen werden.

Eßlingen, 10. März. Rücktritt des Oberbür­germeisters. Oberbürgermeister Dr. o. Mühlber­ger beabsichtigt auf 1 Oktober d. I. von seinein Amt zurtickzutretcn. Am Freitag ist Dr. v. Mühlberger nach Sevilla ^Spanien) abgereist, um an dem dortigen, vom Deutichen Städtetag veranlaßten Internationalen Städte tag teilzunehmen.

Mergentheim, 10. März. Ausbau der Versor- gungskuranstalt. Im neuen Reichshaushaltsplcn für 1929 ist beim Reichsarbeitsministerium für den Ausbau der Versorgungskuranstalt in Bad Mergentheim der Betrag von 187 000 RM. neu eingesetzt worden.

Reutlingen, 10. März. Abschied von Oberbürger, meister Hepp. Zur Verabschiedung des in den Ruhe­stand tretenden Oberbürgermeisters Hepp fand im Rathaus­saal eine Festsitzung statt, in der Gemeinderat Notar Kurr als Stellvertreter des Stadtvorstands die Verdienste wür­digte. die sich Oberbürgermeister Hepp in seiner mehr als 31jährigen, durch treueste Pflichterfüllung und erfolgreiche Arbeit gekennzeichnete Amtsführung erworben hat. Notar Kurr teilte mit, daß der Gemeinderat einstimmig beschlossen habe, dem scheidenden Oberbürgermeister in Anerkennung seiner großen Verdienste das Ehreubürgerrecht der Stadt Reutlingen zu verleihen. Gleichzeitig wurde das Ehren­bürgerrecht auch den langjährigen Mitarbeitern des Ober­bürgermeisters, den Herren Gustav Groß sen. und Johan­nes Eisenlohr verliehen.

Biberach, 10. Mürz. Explosion in der Schule. Am Freilag beschäftigte sich eine Klasse Ser hiesigen Ge­werbeschule mit chemischen Versuchen. ' Dabei erplodierten zwei Sauerstofflaschen. Acht Schüler, sowie der Lehrer, Ge­werbeschulrat Aexer, trugen Verletzungen davon und muß­ten sich in ärztliche Behandlung begeben. Der Luftdruck

war ziemlich stark, erfuhr aber durch die offenstehenden Fenster eine Abschwüchung.

ISny» 10. März. Erfroren aufgefunden wurde Freitag früh der Landwirt Josef Boneberg von Ackers, etwa 100 Meter von seinem Anwesen entfernt, im Schnee sitzend.

Lmi bei de» Hemm m SchwWUlt

eine Erzählung ausSchillers Heimatjahren" von Hermann Kurz

die auch in unsere engere und engste Heimat hineinspieü

WM i» de« «SGe» TM«.

Aus Stadt und Laub

Nagold, den 11. März 1929.

Mit der leidenschaftlichen Liebe ist es wie mit Gespenstern; alle reden davon, aber keiner hat sie ge­sehen. La Rochefoucauld.

Mürztage

Fort mit dir, Winter, der Lenzmonat ist da. Zu lauge haben wir schon dein hartes Herrschen ertragen müssen. Aber warte nur, nicht umsonst hat mau den März nach dem römischen Kriegsgott Mars genannt. Kampf sagt er dir an Kampf, bis du zerschmelzend vergehst und endlich die Erde freigibst. Mag es stürmen und toben in den Lüf ten, es ist ja nur der Kampfruf, den er dir cntgegenbrüllt und mit dem er dich zurücktreibt in deinen Eispalast Fühst du nicht, wie die Sonne dir in dein grimmiges Ge­sicht brennt? Magst es ruhig verzerren, wo dir die Nacht noch untertan ist und du in ihr deine frostigen Krallen in keimendes Leben grübst. Warte nur, er tritt dir schon noch auf dejne gierigen Klauen, daß du aufheulend davonjagst Du kannst nicht mehr siegen. Ich weiß es und wünsche dich ebenso fort, wie ich dich gerufen habe, als alles so schmutzig kahl um mich wurde. Nimm nur dein schneeiges Kleid chen vollständig mit fort, das mir vor Monaten so gut ge­fiel, der März bringt mir ein viel schöneres, denn es lebt und blüht und zeigt mir jeden Tag ein neues Wunder. Gewiß, dein Kleid war schön, aber so kalt, daß das Hof­fen allmählich in mir erfror. März, Lenzmonat! Meine Seele singt dir entgegen. Ich weiß, mein Sehnen ist nun nicht mehr vergebens. Ueberall werde ich suchen, bis ich deinen ersten Gruß finde und werde mit dem ersten Blümchen all die wärmende Sonne in mein Heim tragen, die wir alle so lange entbehrt haben. Mit den Vögeln werde ich den Frühlingssang üben und mich einsingen in den Frohgesang der Auferstehung. Die Hände werde ich in die Erde wühlen und dir dankend emporstreckcn: Sieh die Erde ist frei. Sie lebt wieder. Und dann, dann werde ich dem Frühling entgegenträumen, dem Mai und dem glul- und sonnenvollen Sommer.

Dies mögen die Gedanken sein, die lebende Menschen bewegen, besonders an Sonnentagen, wie sie uns in der letzten Woche, beschert waren. Kein Föhn wehte und keine Eießbäche stürzten vom Himmel, die Schnee und Eis in wenigen Stunden vernichtet hätten, um die gefrorene Erde zu überschwemmen, die Flüsse in hohen Wogen durch die Täler unheilstistend rauschen und die Eisschollen zerstö­rend au die Brückenpfeiler treiben zu lassen. Bei kleinem Wasserstand nimmt die wärmende Sonne nach und nach die Schneereste fort und ließ die Eisdecke der Flüsse brüchi­ger und dünner werden. Eine Witterung so günstig, wie wir sie uns garnicht besser wünschen könnten. Die Wald- und Feldwege sind zwar noch nicht gangbar, denn dort kommen ohne Unterlaß während der Mittagsstunden kleine Eießbäche zu Tal, die Gräben stehen voll Wasser und nur die Landstraßen sind einigermaßen trockenen Fußes zu benutzen. Das hat man gestern besonders gut festftellen können. Es waren die reinsten Völkerwanderungen, die aus den Stadtmauern in Richtung Calw, Altensteig und Herrenberg strömten. Alte und Junge, Einspänner und Zweispänner, ganze Familien mit und ohne Kinderwagen, Motorräder, Fahrräder und Autos, alles, alles wollte die Frühlingssonne genießen und die ganz Alten und Gebrech­lichen sogar hatten sich schon wieder an schützender Stelle ihren Stuhl vors Haus gestellt. An allen sehen und füh­len wirs, auch an der Müdigkeit; Es muß doch Frühling werden!

Im unterhaltenden Leben der Stadt herrschte neben Lein Bauerntheaterdie Generalversammlung". Radfah rerverein, Schwarzwald und Fremdenverkehrsverein die beide haben sich übrigens getrennt, Gewerbeverein. Konsumverein und Jünglingsverein hatten ihre Mitglie der zusammenberufen. Soweit uns Berichte von den Schriftführern zugehen, wird man in den nächsten Tagen noch Näheres über die Versammmlungen zu lesen bekom­men. Die Mitglieder des Reichsbundes der Kriegsbeschä digten etc. waren, so viel wir gehört haben, recht zahlreich zu einer Bezirksgeneralversammmlung nach Altensteig ge­eilt.

Postalisches

Um dem zu erwartenden größeren Personenverkehr Rechnung zu tragen, werden am nächsten Sonntag (Kon­firmation) Postkraftwagen nach Haiterbach und Walddorf (oder Vösingen) nach Bedarf im Anschluß an den Frühzug 7.20 Ilhr eingelegt. Bei genügender Besetzung könnte die Rückfahrt (Sonderfahrt) so eingerichtet werden, daß der Anschluß an die Züge 18.44 und 19.02 erreicht würde. Etwaige Wünsche Hiewegen werden von den Post- kraftwagenführern bei der Hinfahrt entgegengenom­men.