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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Samstag, 18. Januar 1828.

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6tt Jahre Äürttemliergischer Evangelischer Jung manneroerband

Lnl 20. Januar sind 60 Jahre vergangen, seitdem der Dürtt. Eoang. Jungmännerverein sich zum Süddeutschen Ev. Jünglingsbund, seit 1924 Württ. Ev. Jungmännerbund

genannt, "zusammengeschlossen hat. Der Bund war von An­fang an mit der evang. Landeskirche

....v. ... und den landeskirch-

lichen Gemeinschaften verbunden und hat diese Verbindung bis heute dankbar aufrecht erhalten. Nach schweren Jahren des Grundbaus von 18691883 folgten von 1884 an und dann ganz besonders von 1981 an Jahre des Aufbaus, -er vor allem dem Bundesagenten Bruno Mehmke zu danken ist. - ^ ,

Mit der Jahrhundertwende rückt die Jugend überhaupt mehr ins Licht der Oeffentlichkeit; so ist es kein Wunder, daß trotz Mancher neuentstehender Verbände der Bund sich wei­ter ausbauen konnte. Namentlich unter der Leitung von Bundesdirektor Pfarrer Köhler, der von 19071922 den Bund führte. In dieser Zeit wurde die Soldatenarbeit das Lieblingskind des Bundes. Der Krieg brachte einen Rückschlag. Nicht weniger als 1684 Mitglieder blieben auf dem Schlachtfeld. Aber den Stürmen des Krieges und der Revolution folgte ein neuer Aufschwung. Der Bund bekam - eine Zentrale im Bundeshaus Stuttgart (Danneckerstr. 19 B). Durch Bibelkurse, Freizeiten und planmäßige Bibelarbeit wurde das Werk zu vertiefen gesucht. Daneben wurde, der neuen Zeit entsprechend, auch das jugendgemäße Programm fortgeführt und erweitert. Aus den einst 20 Vereinen mit 600 Mitgliedern sind heute über 400 Vereine mit 15 000 Mit­gliedern geworden. Seit 1921 spielte die Verbindung mit dem Reichsoerband der Ev. Jungmannerbünde Deutscklands unter Vorsitz von Reichswart D. Stange eine bedeutsame Rolle. So ist es auch ein schönes Zusammentreffen, daß das 60. Jubiläum des Bundes an Pfingsten mit dem Reichs- jugendtag in Stuttgart gefeiert wird.

Pfarrer Keppler - Stuttgart.

Aus Stadt und Land

Ragold, den 19. Januar 1928.

Manche Wahrheit ist wie ein Vexierbild; man mutz sie erst rund herum drehen und auf den Kopf stel­len. um sie plötzlich zu erkennen.

Man hat gehört!

Die Bemühungen um besseres Wagenmale- rial auf der Nagoldbahn für die Reisenden der Polsterklasse sind erfreulicherweise rasch von Erfolg beglei- . tet worden. Die Verkehrsveteranen aus Bayern sind größtenteils verschwunden und an ihre Stelle sind neuere Fahrzeuge getreten, teilweise sogar schöne vierachfige Eil- zugswagen. Es ist nur bedauerlich, daß es erst eines Schrittes in die Oeffentlichkeit bedurfte, bis die Reisen­den auf der Nagoldbahn für den höheren Fahrpreis auch entsprechende Sitzgelegenheit und Beleuchtung erhielten.

Wahrer'Sport

ep. Die Notwendigkeit des Sports in einer Zeit der

einseitigen, vielfach sehr geringen Beanspruchung der Äörperkr ' ' ---

Körperkraft im Berufsleben gegenwärtiger Spezialisten­arbeit ist allgemein anerkannt. Wenn aber die Sportkul­tur die Verbundenheit mit der Cesamtkultur und eine klare Zielsetzung verliert, dann entstehen Schäden, die heute schon da und dort recht deutlich ans Licht treten.

In voller Erkenntnis der Lage hat Dr. K. Diem, der Generalsekretär des Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen in einem vor kurzem gehaltenen Vor­trag denWeg zum wahren Sport" gewiesen. Von hoher Warte aus zeigt dieser Fachmann den Abweg auf, der damit beschritien wird, daß durch das an sich begrüßens werte Werben bei der Masse Veranstaltung auf Voran staltung sich jagt und dadurch der Kreis der Spitzenkön­ner außerordentlich stark beansprucht, aber auch anspruchs voll gemacht wird.Es entsteht ein Streben nach Reise luxus, nach Gewinnsucht und die gleiche gewinnsüchtige Einstellung überträgt sich auch auf den Sport selbst" Nicht mehr die Auszeichnungen nach ihrem künstlerischen Wert, sondern der materielle Gewinn, den sie abwerfen, wird geschätzt. Die öffentliche Meinung wird vom Wesentlichen in Richtung auf das Sensationelle umgekehrt, ganz abge­sehen davon, daß die Hetzjagd von Start zu Start einem Raubbau an Körper und Beruf gleichkommt.

Demgegenüber stellt Dr. Diem vier klare Forderungen: Abbau des Uebersports, Einschränkung der Starts und Veranstaltungen. Er fordert eine Bestimmung, nach der jeder deutsche Sportsmann nur an jedem zweiten Sonn­tag in einem öffentlichen Wettkampf auftreten darf. Schlichtheit im Sport, wie er sich ausdrückt:Holzklassc fahren im Sport"; Umstellung der öffentlichen Meinung, weg vom Sensationellen, weg von einer verkehrten Art Interesse, das sich um die Privatperson des Sportsmanns

dreht und ihn zu Ueberheblichkeiten reizt, bis sein Stern " ad

gesunken ist und er der Vergessenheit anheim fällt; end­lich durchgeist. Körperkultur, die den Menschen nicht nur solange er jung u. wettkampffähig ist trägt, sondern auch dem gealterten, durchgebildeten Körper seinen Adel ver­leiht.

Solche Besinnung eines mitten in der Sportsbewegung stehenden Führers ist geeignet, dem Sport im Kulturle­ben die Stelle zu erobern, die ihm gebührt

UnsereFeierstunden"

Reklame" ist und bleibt der Feldruj aller Unter- nebmunaen. ob Geschäftshaus oder Kino. Nur wie? ist die nächste Frage. Das Ufatheater benutzt dazu u. a. den längsten Mann Deutschlands, der bei ihm den Portier spielen muß. Die übrigen Bilder find: Der Salzfelsen mit Lots Weib", Hund gegenüber einem Leoparden, Das Denkmal Vater Rhein, Eine Wasserkanone, Das moderne Afrika. Der elektromagnetische Eisensucher, Nordschleuse Bremenhaven. Skijöring hinter dem Rennauto. Taschen- arammophon. Das Dorado der Skiläufer, Verbrecher­schlacht in Berlin u. a. m. Der Textteil bringt neben Er­zählungen und dem Roman auch erzieherische, interessante Abhandlungen.

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IMe küsse gesunck u.twcken.

Untertalheim, 17. Jan. Die hiesige Schafweide wurde heute für die Zeit vom 1. April bis 31. Dezember 1929 von Schafhalter Gottlieb Pfeffer hier um 860 Mark gepachtet.

Fren-enstadh 18. Jan. Abermaliger Schnee- sturm. In der Nacht zum Donnerstag ist abermals ein Weiterumschlag eingetreten. Auf den Höhen des Schwarz­waldes stellte sich wiederum ein Schneesturm ein, der in wilden Wirbeln große Mengen Neuschnee brachte. Die Post verkehrt streckenweise mit Postschlitten. Auch die Murgtalbahn weist bedeutende Verwehungen, nament'ich zwischen Schönmünzach und Klosterreichenbach auf. Hornis­grinde hat 100120 Cm., Nutzestem 8090 Cm-, Kniebis 70 Cm Allerheiligen 5055 Cm. Schneehöhe. Die Poß- höhen sind total verschneit. An den Rändern der Berg- Kämme liegen riesige, angewehte Schneemassen.

Wildbad, 17. Jan. Bau von Kleinwohnungen. In­folge zahlreicher Räumungsurteile gegen säumige Mieter und auch infolge offenkundiger Nichtzahlung der Miet­zinse ist die Stadtgemeinde gezwungen, eine Anzahl neuer Kleinwohnungen zu beschaffen. Nach einem Plan

des Architekten Rudolf Schanz sollen zunächst 6 Klein­wohnungen in einem einstöckigen Vau mit einem Auf­wand von 18 000 Mark erstellt werden. Mit 12 gegen 3 Stimmen wurde vom Eemeinderat beschlossen, die sechs Kleinwohnungen zur Ausführung zu bringen. Die württ.

von

Wohnurmskreditanstalt wird um ein Baudarlehen 18 000 Mark gebeten.

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Eautag des Unteren Schwarzwald-Ragoldgaues.

Am nächsten Sonntag findet in Neuenbürg der Eau­tag des Unteren Schwarzwald-Nogoldgaus statt, zu wel­chem Vertreter von 40 Vereinen eintreffen werden. Ne­ben den Berichten der Fachwarte kommt die Aufstellung des vom Ausschuß vorbereiteten Arbeitsplanes zur Bera­tung, u. a. Wahl des Orts für den Jugendturntag und der Läufe. Ebenso werden noch verschiedene Anträge tur­nerischer und verwaltungstechnischer Art behandelt wer­den. Heute, Samstag abend geht dieser Tagung eineGau- ausschußsitzung voraus.

Berichte aus dem kulturellen und wirtschaftlichen Leben im Oberamt Nagold aus der Zeit des Herzogs Karl Eugen .

i Nachdruck auch im Auszug verboten.)

Schluß.

4. Berichte über die einzelne» Ortschaften.

Unter den 400 Bürgern, die zur Zeit die Ober- amtsstadt zählt, gehören etwa 40 den wohlhabenden Kreisen an, 100 sind weniger »ermöglich, leben aber in güten Verhältnissen, 160 sind zwar unbemittelt, kommen aber noch ohne öffentliche Unterstützung aus, der Rest zählt zu den armen, die in Krankheits- und andern Notfällen auf fremde Hilfe angewiesen sind.

In der Stadt ist, obwohl sie eine beträchtliche Anzahl von Feldgrundstücken besitzt, kein einziger Bauer. Die Einwohner sind Handwerker oder Taglöhner, von denen die meisten auch Güter besitzen, die sie neben ihrem Be­ruf bebauen. Die meisten Handwerker sind Tuchmacher. Ueber 100 Meister schaffen Brot für ihre Gesellen, sowie für die Spinner, Färber, Tuchscherer und Walker am Platz. Seit einigen Jahren ist dieses Gewerbe, wegen der hohen Wollpreise der Zentner Wolle stieg von 30 Gul­den auf 50 stark zurückgegangen. Auch haben den Na­golder Tuchmachern in- und ausländische Meister auf den Märkten scharfe Konkurrenz gemacht. Zu der ärmsten Klasse der Einwohner gehören die Zeugmacher, die Strumpfweber und Strumpfstricker. Sie arbeiten nicht auf eigene Rechnung und haben, da sie ihre Aufträge von der Calwer Zeugkompagnie entgegennehmen, nur einen, kärg­lichen Verdienst. Das übrige Handwerk ist nicht zu sehr übersetzt und kommt daher meistens sehr gut fort.

Die Einwohner des Städtleins Haiterbach setzen sich aus Bauern, Handwerkern und Taglöhnern zusam­men. Der Ackerbau ist wegen der Berge, an und auf denen die Aecker liegen, und wegen des steinigen Bodens sehr beschwerlich und nicht besonders ergiebig, die darauf er­zeugte Frucht dafür aber umso kern- und mehlreicher.

Die 45 Zeugmacher-Meister haben hier ihre ei­gene Lade (Innung), die zu den ältesten des Landesge- hört. Sie stehen alle, wie die in der Amtsstadt, in Ab­hängigkeit von der Calwer Zeug-Kompagnie, die ihnen nur einen, kärglichen Verdienst zukommen läßt, so daß diese Leute meist in ärmlichen Verhältnissen leben.

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Das Dorf Obersch w a ndorf besteht aus 94 Fo

nd nur

lien, worunter 45 zu der Klasse der armen Leute un 10 zu den Reichen zählen. Die Aecker sind teuer und schwer zu bearbeiten. Das Gewerbe ist unbedeutend. Die 30 Zeugmacher arbeiten für die Calwer Zeug-Kompagnie und sind daher arm.

Emmingen zählt 92 Familie«, die aus Bauern, Handwerkern und Taglöhnern sich zusammenfetzen. So be­schwerlich hier der Ackerbau wegen des steinigen Bodens und der gebirgigen Lage auch ist und so wenig Erwerbs­quellen sich auch den Handwerkern, die meist Zeugmachsr sind, bieten, so wissen sie sich doch ihrem Unterhalt und ein ordentliches Auskommen zu verschaffen. Sowohl beim Anbau der Felder, wie bei der Verrichtung von Taglohn- arbeitcn zeichnen sich die Emminger durch außerordentli­chen Fleiß aus. Wegen ihrer Emsigkeit werden sie zu Taglohnarbeiten in Dörfern, die oft 23 Stunden ent­fernt liegen, herangezogen. Nimmt man noch hinzu, daß sie sehr sparsam leben, so versteht man, daß das Dorf nur wenig arme Leute zählt.

In dem Dorf Bösingen leben 56 Familien» Der Ackerbau liefert keinen großen Ertrag ab, weil der Bo­den allzuleicht und sandig und das Klima schon ziemlich rauh ist. Die Bauern treiben auch Handel mit Schnittholz, sie auf einer der Gemeinde gehörigen Sägmühle

das

schneiden lassen und dann in das Gäu und in andere Gegenden führen.

Das Dorf Wart hat 53 Familien, Bauern, Tagloh- ner und Handwerksleute. Der Ackerbau ist nicht sehr er­giebig. Einige Einwohner suchen sich durch Fruchthandel zu ernähren. Sie ziehen alsSchllufler" mit ihrer Ware fort, verkaufen sie, und kaufen mit dem Erlös die Er­zeugnisse fremder Gegenden, die sie dann in der Heimat wieder absetzen. Sie werden aber bei diesem Handel sel­ten reich.

Schietingcn hat 42 aus Bauern, Taglöhnern und einigen Handwerksleuten bestehende Familien Ihre Nahrungsquelle ist Ackerbau und Viehzucht. Die Aecker sind ziemlich ergiebig, aber ihr Anbau wegen der gebirgi­gen Lage sehr beschwerlich.

. Ebers Hardt zählt 36 Bauern- und Taglöhners- familien. Der Ackerbau ist wegen des zum Teil nassen und kalten, zum Teil leichten und sandigen Bodens nicht be deutend.

In Iselshausen ist den 40 Familien durch Acker­bau und Viehzucht ihr Auskommen gesichert, dagegen ha­ben dre Bewohner von Beihingen mit seinem schif­ten Ackerboden, obwohl von den 32 Familien noch manche neben der Landwirtschaft auch Handel mit Schnittwaren betreiben, nur ein kärgliches Auskommen.

Auf dem herrschaftlichen Lehen und dem Erbdestand- hof Alt-Nuifra befinden sich sieben Bauern, alle in guten Vermögensverhältnissen.

Von den 300 Bürgern in W i l d b e r g find die Hälfte

Zeugmacher, die nach alten verbrieften Rechten ihre Waren an die Calwer Handelskompagnie abliefern müssen. Sie sind dieser Gesellschaft, wie alle Zeugmacher im ganzen Amt, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ihr kümmer­liches Einkommen aus dem Handwerk vermehren dieWild- berger durch den Anbau von Feldgrundstücken, aus denen jedoch wegen ihrer bergigen Lage nicht viel herauszuholen ist. Der Ertrag ihrer Felder reicht gerade hin, daß sie bei einer äußerst sparsamen Lebensweise ihr Leben fristen können. Bei der wirtschaftlichen Not des Städtchens wäre es wünschenswert, wenn durch größere gewerbliche Be­triebe Arbeits- und Verdienstmöglichkeit geschaffen würde. Aber die Rücksicht auf die Handelskompagnie steht der Erfüllung dieses Wunsches hindernd im Wege.

Gültlingen besitzt eine ausgedehnte Markung mit vielen guten Aeckern und Wiesen und schönen Wal­dungen. Unter den Bewohnern sind trotzoem manche in tiefe Schuldenlast geraten. Wenn die herzogliche Regie­rung erlauben würde, daß die weniger ertragreichen Fel­der, namentlich diejenigen Aecker, auf denen der Getreide­bau sich nicht lohnt, mit Erundbirnen, Esper und Klee angepflanzt und statt des Zehnten hiefür ein gewisser Geldbetrag eingezogen würde, so konnten die Landwirte einen größeren Nutzen aus diesen Feldern ziehen, auch wäre der Nahrungsstand der weniger bemittelten Bauern ein gesicherterer.

Die Einwohner von Sulz sind ruhige und außeror­dentliche arbeitsame Leute, die sich, von. einigen wenigen Handwerkern abgesehen, ausschließlich dem Ackerbau wid­men. Durch unverdrossene Arbeit bei sparsamer und be­scheidener Lebensweise sind sie vermögliche Bauern gewor den. Im Gegensatz zu manchen andern Gemeinden des Amtes sind die Sulzer sehr verträgliche Menschen, denen es ein Bedürfnis ist, dem andern mit Nat und Tat beizu­stehen.

In Ebhausen wohnen. 153 Bürger, meist arme Zeugmacher. Ilm der großen Armut zu steuern, hat man einen Teil der Allmandstücke unter die Bewohner aufge­teilt. Wenn man den ärmsten der Bürger helfen will, muß man ihnen noch weitere Allmandstücke zuteilen.

In Effringen ernähren sich die Einwohner von Ackerbau, vom Handwerk und vom Taglohn. Wenn hier auch ckein Wohlstand zu verzeichnen ist, so sind daran die Lehensgüter schuld, die der Lehensinhaber meist nicht ge­nügend ausnützen kann, weil sie zu groß sind. Die andern Bauern würden ihm gerne einige Aecker abkaufen, wenn die herzogliche Regierung eine Zerstückelung der Lehen zuließe. Erst wenn dieses Verbot aufgehoben wird, kann den Efsringern geholfen werden. Von Schön bronn ist das gleiche zu melden wie von Effringen.

In Alten steig setzt sich die Bürgerschaft aus lau ter Handwerksleuten zusammen. Es sind aber der Hand­werker zuviel, so daß keiner glänzende Geschäfte macht Der größte Teil der Bürger wünscht, daß von den Äll- mandenworunter ein gar schlechter Eichwald, das Helle genannt", jedem ein Morgen zugeteilt wird. Der Magi­strat und einige Schafhalter stehen der Erfüllung dieses Wunsches, da sie mehr ihr eigenes als das Wohl der ar­men Bürgerschaft im Auge haben, hindernd im Wege. Die Rot- und die Weißgerber machen ungefähr den 4. Teil der Bürgerschaft aus. Diejenigen unter ihnen, die borgen kön­nen, haben großen Warenabsatz, die anderen, das Zu­sehen. Daher kommt es, daß viele Rotgerber ein ärmliches Dasein führen. Das gleiche bittere Los teilen mit ihnen die Wirte, Bäcker, Metzger, Schuhmacher. Manche von ihnen entsagen daher dem Handwerk und versuchen ihr Glück als sogenannte Schaufler.

In den Dörfern, die einst dem Amt Altensteig an» gehörten, sind die wirtschaftlichen Verhältnisse ganz ähn­lich, wie in den schon erwähnten Waldorten. Ueberall be­schwerlicher Eüterbau, der einen bescheidenen Ertrag ab­wirft, daneben Viehzucht und Handel mit Holz. Ein Drit tel der Bewohner des Amts fristet ein kümmerliches Da­sein; kümmerlich und bescheiden waren nicht nur Nahrung und Kleidung, auch die Wohnung ließ viel zu wünschen übrig. Wie eng müssen die Bewohner von Spielberg damals (1774) zusammengepfercht gewesen sein, wenn 251 Menschen in 21 Häusern untergebracht waren! Wenn auch in den andern Gemeinden die Wohnungsnot nicht so kraß zutage trat und durchschnittlich nur 78 Bewohner auf ein Haus kamen, so war es bei der Engräumigkeit der Wohnungen immer noch ein ärmliches Wohnen, das einen Vergleich mit der Gegenwart, trotz Wohnungsnot, nicht zuläßt.

Auch die Einwohnerzahlen verglichen mit den heutigen reden eine deutliche Sprache von Wohlstand und Fort­schritt gegenüber der Zeit vor 150 Jahren. Im Jahr 1774 ernährte Altensteig 1077, heute 2600 Einwohner, Spiel­berg 251, heute nahezu 600, Rotfelden rund 400, heute über 600, Mindersbach 137, heute über 300. In allen Dör fern hatte sich, wie es einst der Oberamtmann Erüb in Altensteig vorausgesagt hatte, die Einwohnerzahl gegen­über früher bedeutend vermehrt. Auch die Lebenshaltung ist eine bessere geworden. Niemand wird sich darum mehr nach derguten alten Zeit", wie wir sie nach Berichten von Zeitgenossen geschildert haben, zurücksehnen.

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