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Ra-older Tagblatt »Der Gesellschafter"

Samstag, 29. Dezember 1928

Reaeste Nachrichten

Zur Sachverstän-igenkonferenz

Berlin. 28. Dez. Wie aus Paris gemeldet wird, ver­langen die rumänische und die südslawische Regierung, daß ste ebenfalls Sachverständige zur Reparakionskonferenz ent­senden dürfen. Soviel bekannt ist, wird die Aeichsregierung jede Erweiterung der Konferenz über den Rahmen der sechs Staaten und Amerikas hinaus ablehnen.

Der Reichsbahnprozeh geht weiter

Dresden. 28. Dez. Die sächsische Regierung wird ge­meinsam mit den süddeutschen Staaten in den nächsten Tagen beim Staatsgerichtshof die schleunigste Ansetzung des Verhandlungstermins in dem Prozeß um die Ver­waltungsratsstellen der Reichsbahn beantragen.

Der Treuhänder (Vertreter der Verbandsstaaten in der Oberaufsicht über die Reichsbahn) in Paris hat die von ihm zu ernennenden Mitglieder des Verwaltungsrats der Reichs­bahn erst am 26. Dezember gewählt, und Mar wiederum Margot und Mance, und an Stelle des ausscheidenden Habich den Kommerzienrat Dr. Silverberg.

Warum die Reichsregierung es mit ihren Ernennungen am 15. Dezember so eilig gehabt hat, ist nun erst recht nicht erfindlich.

Landraub in Südtirol

Innsbruck. 28. Dez. Wie den .Lnnsbrucker Nachrichten" aus Bozen gemeldet wird, werden durch eine Entscheidung des italienischen Ministerrates unter dem Titel vonMelio­rationen" 1200 Hektar der sogenannten Etsch-Aue, die sich von Siegmundskron bei Bozen bis in die Nähe von Meran hinzieht, den gegenwärtigen Besitzern, ungefähr 2000, fast durchweg deutsche Kleinbauern, abgenommen und Mitgliedern des faszistischen Kriegsteilnehmer-Bundes zu Siedlungszwecken zugeteilt. Die Abfindungssummen für die bisherigen Besitzer sollen nicht einmal 50 v. H. des Grundverkehrspreises betragen. Sollte der für Melioratio­nen enteignete Grund zur Sicherheit der wirtschaftlichen Existenz der neuen Siedler nicht ausreichen, so kann nach dem bezüglichen Dekret guter Kulturgrund benachbar­ter Güter im Enteignungswege herangezogen werden.

Ein syrischer König von Frankreichs Gnaden

London. 28. Dez.Daily Expreß" meldet aus Paris, vorbehältlich der Zustimmung der Mandatskommission des

Völkerbunds werde die syrische Verfassung vielleicht ge­ändert und das französische Mandatsgebiet Syrien in eine Monarchie umgewandelt werden. Die Wahl für den syrischen Thron werde wahrscheinlich auf Prinz Adel Ben Aya- fallen, dessen Kandidatur jetzt in einflußreichen Kreisen in Paris erörtert werde. Adel Ben Ayad soll ein Nachkomme der Omaijadenkalifen sein. Seine Frau ist eine Nichte des Königs Fuad von Aegypten. Er selbst ist fran­zösischer Bürger, lebt in Passy und steht im Alter von 45 Jahren.

Wahabiten-Einfall in Transjordanien

London, 28. Dez. Aus Jerusalem wird gemeldet, eine große Schar gutbewaffneter Wahabiten habe einen Teil des Beduinenstamms Ataih, der sein Lager auf den Weide­gründen Wadi Sirchan ausgeschlagen hatte, überfallen, das ganze Lager niedergemetzelt und die Herden geraubt. Der Oberscheich der Ätaih habe die Räuber verfolgt, sei aber ebenfalls mit allen seinen Leuten getötet worden. Darauf sei das englische Fliegerkorps in Transjordanien und Palästina in Alarmzustand gesetzt worden. Die Nachricht macht den Eindruck, als ab den Engländern eine Gelegen­heit willkommen wäre, wieder einmal einige Wahabiten- lager und -Dörfer durch Fliegerbomben zu vernichten.

Die Lage in Afghanistan

London, 28- Dez. .Daily Mail" berichtet aus Lahors: Die aufständischen Afghanen sind jetzt von den Regierungs­truppen in die Kabul umgebenden Berge vertrieben worden. Ihre Berfoigung ist im Gang. Die Hauptstadt ist jetzt ruhig. Di« königliche Familie hat sich nach Kandahar begeben, um Stämme um sich zu scharen, mit denen sie Blutverwandt- schaft besitzt. Es wird angedeutet, daß Aman Ullah vielleicht zugunsten seines Sohns zurücktreken werde. Ein englisches Militärflugzeug aus England ist in Kabul cingetroffen und ein weiteres folgt zur Beschleunigung der Abtransporte. Augenblicklich herrscht in Kabul Schneefall, Her den Abflug der Maschine verhindert. Biele Personen warten noch auf ihre Abbeförderung und die Borräte gehen zu Ende. Bei der Landung des Flugzeugs aus Bagdad soll eine deutsche Frau von dem Propeller getroffen und getötet worden sein. Die britische Gesandtschaft hat unter schwerem Feuer gestanden und ihre Zimmer sind verbarrikadiert.

Nach Meldungen aus afghanischer Quelle sollen die Auf­ständischen den Fluß Solang, der das elektrische Kraftwerk der Stadt Kabul treibt, umgeleitet haben, was in der Stadt große Schwierigkeiten verursacht- Heftige Kämpfe haben sich am 25. und am 26. Dezember in der Umgebung Kabuls abgespielt, wobei die der britischen Gesandtschaft vor­gelagerten Hügel von den königstreuen Truppen eingenom­men wurden. Mehrere auf dem Gebiet der Gesandtschaft stehende Gebäude sind durch Granaten beschädigt worden.

Von britischen Flugzeugen sind, wie Reuter meldet, wei­tere Deutsche aus Kabul auf indisches Gebiet gebracht wor­den, und zwar die Frau Holet Asaf, die deutsche Frau eines türkischen Lehrers an einer Militärschule, und ihr: beiden Kinder, sowie ihr Kinderfräulein und Frau Chisterne, die deutsche Frau eines Angestellten im afghanischen Kriegs- ininisterium, und ihr Kind.

Times" berichtet aus Konstantinopel: Afghanische Offi­ziere. die zur Ausbildung dem türkischen Heer beigegsben sind, sind nach Afghanistan zurückberufen worden. Ferner sind die türkischen Offiziere unter Kiazim Pascha, die sich auf dem Weg nach Afghanistan befanden, um als Lehrer für das afghanische Heer zu dienen, angewiesen worden, in Bombay zu bleiben.

Verschärfung des Streitfalls zwischen Bolivien und Paraguay

Washington. 28. Dez. Der allamerikanische Kongreß hat einen Entwurf für ein Bermittlungsversahren im südameri­kanischen Streit ausgearbeitet. Inzwischen sollen aber, wie die Gesandtschaft von Paraguay mitteilt, die Bolivianer das Fort Banguardia im umstrittenen Gebiet wieder besetzt haben und 20 Kilometer vorgerückt sein. -

Viirllemberg

Stuttgart. 28. Dezember.

Abschiedsgesuch. Präsident v. Schleehauf vom Lan­desfinanzamt Stuttgart hat aus Gesundheitsrücksichten in Berlin sein Abschiedsgesuch eingereichk.

Todesfall. Im Alter von 80 Jahren starb in Cannstatt Professor a. D. Karl Brauhäuser. Er war über 20 Jahre lang am Katharinenstift tätig und Teilnehmer am Krieg 1870/71.

Ein Ehrenmal für die 27. Inf.-Division. Auf dem Wald­friedhof wird das Ehrenmal der 27. Znf.-Division am 21. April eingcweiht werden. Für die Errichtung des Ehrenmals wurde ein Ausschuß gebildet. Beiträge werden an Regierungsinspektor Baßmann, Stuttgart, Liststr. 49 (Postscheckkonto Nr. 26 483) erbeten.

Die Ausstellung Württ. Lunsthcmdwerk, die mit Unter­stützung des Landesgewerbeamts mit der letzten Weihnachts­ausstellung eröffnet wurde, wird das ganze Jahr weitec- geführt. Sonderausstellungen werden die nötige Abwechslung und Lebendigkeit geben. Es ist zu hoffen, daß hier dem hei­mischen Kunsthandwerk eine dauernde und steigende Möglich­keit des Absatzes und des sonstigen Erfolgs geboten wild.

Eine Schwabensiedlung in Pommern, Im Sommer 1929 werden voraussichtlich 25 Bauernfamilien aus dem Neckartal und dem Hohcnloheschen durch Vermittlung der Süddeutschen Siedlungsgenossenschast in Stuttgart in Vor­pommern eine Schwabenfledlung gründen, die A u st o w genannt wird. Das dort befindliche alte Stammgut ist in zwanzig Vollbauernstellen, 8 Halbbauern- und 2 Handwer­ker, sowie 10 Gärtner-, eine Gastwirts- und 24 Arbeits­stellen aufgeteilt worden.

Das Staatsrenkamt betrogen. Zum Stuttgarter Siaats- rentamt kam, wie bereits kurz berichtet, in der Zeit, da der große Staatsgeschäftsbau in der Kömgstraße, der ^Mittnachtbau'', im Erstehen begriffen war, ein junger Mann und legte der Kasse eine Zahlungsanweisung auf 10 000 Mark vor. Er teilte dem Kassenbeamten dabei mit. daß ihm die Sache sehr merkwürdig vorkomme. Es habe ihn nämlich ein Unbekannter auf der Straße gebeten, diese Anweisung für ihn vorzuweisen und sich dafür einen Bar­scheck geben zu lassen. Die Kassenbeamten fanden diese Regelung des Geldeinzugs natürlich auch merkwürdig, es wurde aber versäumt, den Unbekannten festzunehmen. Einige Tage später glückte es aber der Polizei, ihn aus­findig zu machen Dabei kam ein ganz raffiniert angelegter Schwindel zutage. Der 42 Jahre atte Kaufmann Oskar Müller von Stuttgart, der ichwer verschuldet war, hatte auch mit Lieferungen für den Mitt­nachtbau zu tun und lernte dabei den zwischen Baubüro und Staatsrentamt üblichen Zahlungsweg kennen: das Baubüro stellt auf den zu bezahlenden Lieferanten eine Zahlungsanweisung aus. wofür beim Staatsrenta.nt ein Barscheck auf die Notenbank ausgestellt wird. Darauf baute nun Müller seinen Betrugsplan. Er wußte sich - wie das möglich war, ist nicht ganz klar eine Anzahl solcher Zahlungsanweisungen zu verschaffen und süllie sie auf Namen von Geschäftsleuten aus. die Lieferungen für den Vau batten. Er wählte dabei Betrüge von 3000 und 13 000 Mark aus und versah die Anweisungen mit der Unterschrift des Beamten des Baubüros. Um sicher zu gehen, gab er sich an der Kasse des Staatsrentamrs tele­phonisch als Beamter des Baubüros aus und kündigte regelmäßig die Anweisungen an. Am 12. November legte er eine Anweisung auf 11 000 Mark vor, die anstandslos ausbezahlt wurde. Rasch löste er den Scheck auf der Noten­bank ein und stand zwei Stunden später mit einer neuen Anweisung vor der Rentamtskasse, abermals auf annähernd 10 000 Mark. Um nicht sofort aufzufallen, hatte er ttch ein Auge schwarz zugebunden. Er erhielt das Geld und holte sich andern Tags abermals 25 000 Mark. Schließlich kam er auf den Gedanken, sich aus der Straße irgendwelche junge Leute aufzulesen, die er mit seinen Anweisungen an die Kasse sandte. Abermals glückte ihm der Schwindel, s o daß er nun schon 65 000 Mark im ganzen ab­gehoben hatte! Der nächste Fall war sein Verderben, er war dem jungen Burschen verdächtig geworden, dem er sich alsKassenbote" ausgegeben hatte. Die Polizei fand dann noch 49 000 Mark in seinem Besitz, den Rest hatte er zur Schuldendeckung bereits ausgegeben. Das Gericht verurteilte ihn zu zwei Jahren Gefängnis. Wahrend der Inflation hatte er einmal eine Sammlung für einen Hilfsfonds zugunsten tuberkulöser Kinder ins Leben ge­rufen und die reichlich einlaufenden Gaben für seine eigenen Zwecke verwendet.

Aus dem Lande

Scharnhausen a. F-, 28. Dez. Auch kleine Wun­den beachten. Die 40 I. a. Ehefrau des Karl Kaiser. Schäfer hier, Mutter von fünf Kindern, verletzte sich vor etwa 10 Tagen am Fuß dadurch, daß sie in einen eisernen Eggenzahn siel. Die Frau achtete nicht auf die Wunde und mußte ins Katharinenhospitäl nach Stuttgart verbracht wer­den. Dort starb sie bald darauf an Wundstarrkrampf.

Bietigheim, 28. Dez. Hohes Alter. Vorgestern be­ging der älteste Bürger, Schneidermeister Pfeiffer, seinen 95. Geburtstag.

rNünfinge«, 28. Dez. Ein seltener Vogel. Vor einigen Tagen fing ein Landwirt aus der näheren Um­gebung eine bisher auf der Alb kaum bekannte Enke, den Sperlingskauz, der in einem Taubenschlag 5 Tauben zerrissen hatte. Er bekam die Freiheit wieder. Die Sperlingseule, auch Zwergkautz, Wald-, Tag- und Tannenkauzchen ge­nannt, etwa halb so groß als eine Haustaube, ist der aller­kleinste unter den Käuzen.

Backnang. 28. Dez. 25jähri ge s Jubiläum. In der Buchdruckerei desMurrtal-Boten" blickt Gotthilf Set­ter, Buchdrucker und Maschinensetzer, auf eine 2Sjäh-rige Tätigkeit zurück. Dem treuen Mitarbeiter wurde durch den Deutschen Buchdrucker-Verein in Berlin das tragbare Ehren­zeichen für die seit dem Jahre 1903 geleistete Tätigkeit bei der Firma Fr. Stroh verliehen und in diesen Tagen mit den besten Wünschen überreicht.

Imm«,sta-k, 28. Dez. Unfall beim Schifahren. Buchdrucker David Mögle aus Stuttgart stürzte beim Schi- fahren auf der Almhöhe des »Naturfreundehauses' bei Sonthofen und zog sich eine nicht unbedeutende Kniever­setzung zu. Er wurde von der Sanikätskolonne Immenstadt m das Bezirkskraakenhous nach Immenstadt gebracht.

Oefchingen, OA. Rottenburg, 28 Dez. Das leidige Neujahrsschieben. Am Christfest machte der 19sähr- Weber Adolf Walter fürs Neujahrschießen Schießneriuche mit einer alten Flinte, wobei diese in Stücks gerissen und Walter an der linken Hand so schwer verletzt wurde, daß er nach Tübingen in die Chirurgische Klinik übergeführt und einer sofortigen Operation unterzogen werden mußte.

Aus Stadt und Laub

Nagold, den 29. Dezember 1928.

Ueber Geschmack ist gewiß nicht zu streiten. Aber Geschmack kann nicht das Letzte und Höchste sein. Zn den Dingen der echten Kunst mutz es feste und un­umstößliche Werte geben, und diese Werte müssen die­selben wie im sittlichen Leben sein.

Vom Vergessen

Zum Sonntag

Langsam geht es dem Ende zu, das Jahr 1928 mit sei­nen Erfolgen und seinen Verlusten, mit seiner Wonne und seiner Pein. Vieles ist leider, oder glücklicherweise vergessen: vieles brennt noch mit heißer Glut im Herzen, um auch allmählich zu erkalten: vieles wird ewig weiter brennen. Am Ende eines Jahres kommt besonders deutlich die Lückenhaftigkeit menschlichen Gedächtnisses zum Bewußt­sein. Was noch an schwerem Leid oder seliger Wonne am Anfang des Jahres schlaflose Nächte bereitete heute brei­ten sich schon die Schleier der Vergangenheit und Vergessen­heit darüber und verwischen die scharfen Umrisse. Wie wird das erst am Ende unserer Tage sein, wo der ganze Inhalt des Erlebens in einen kurzen Augenblick zusammenfließen wird?

Ob das der Sinn unseres Lebens ist, daß es schließlich im Nebel menschlicher Gedächtnisschwäche dahindämmert? Ob es nicht doch ein anderes, besseres, ewiges Gedächtnis gibt, das fähig ist, die Dinge festzuhalten und festzustellen wie sie waren, ohne Lug und Verstecken, ohne Halb- oder Falschwissen?

Die Ergebnisse der neuesten Seelenforschung bejahen die letztere Frage. Sie erinnert uns daran, daß plötzlich schein­bar längst vergessene Geschehnisse blitzartig in voller Le­bendigkeit vor des Menschen Auge stehen, daß sie plötzlich aus demUnterbewußtsein" auftauchen und wieder wach werden, als ob sie nie vergessen gewesen wären, um viel­leicht bald wieder in das Dämmer desUnterbewußtseins" zu sinken. Damit gewinnen aber jene Worte wieder neue Bedeutung, die besonders am Ende eines Jahrs schwer aufs Herz fallen:Du mußt Rechenschaft van einem jeglichen Wort geben, das aus deinem Munde geht". Mit andern Worten: Es muß ein ewiges, besseres Gedächt­nis als das menschliche geben, etwa das, was schon die Bibel in ihrer Bildersprache mit demBuch des Lebens" meint, oder, was die menschliche Vernunft in dem Begriff Allwissenheit" zusammenpreßte. Vor diesem Forum wird auch einmal das Erleben dieses Jahrs und einst die Summe unseres irdischen Erlebens ausgebreitet sein in voller Wahr­heit. Es ist gut, daß der Mensch sich diese alte, durch die neueste Seelenforschung wieder neu ausgsgrabme Wahr­heit zu eigen mache: Es ist nichts vergessen, was geschehen ist, auch wenn wir es schon längst vergessen haben oder wenigstens gerne vergessen wollten. Aber vann erst werden wir uns mit allen Fasern unseres Herzens an den klammern, bei dem nicht nur das Nichtvergessen, dieAll­wissenheit" ist, sondern auch das Vergeben. F-H.

Vergessen Sie nicht, Ihr Abonnement zu erneuern"!

M. G. Saphir bringt in seinem 1851 in Wien er­schienenen Konversationslexikon für Geist, Witz und Humor einige höchst amüsante Zeitungsmahnungen aus Amerika, von denen wir einige Proben kosten wollen:

Wer seine Zeitung nicht bezahlt, möge in einer Wüste von Schießpulver vom Blitz getroffen werden!"

Möge er mit einer Handsäge von einem betrunkenen Friseur rasiert werden!"

Mögen ihn hungrige Druckerjungen alle Tage verfolgen und die Geister verarmter Verleger jede Nacht seinen Schlaf stören!" -

Möge er verdammt sein, eine Zeitung zu verlegen, deren Abonnenten sämtlich so gemein sind, wie er!"

Lokalbericht: Ein Gelehrter sagt, er sei in seinem Leben einem einzigen Gespenst um Mitternacht begegnet, und das sei der Geist eines armen Sünders gewesen, der gestorben ist, ohne seine Zeitung bezahlt zu haben.

Es ist eine höchst merkwürdige Erscheinung, daß noch niemals ein Mann, der seine Zeitung regelmäßig bezog, Selbstmord beging."

Wir haben die Erfahrung gemacht, daß das Nicht­bezahlen einer Zeitung der erste Schritt zum Verbrechen war. Mögen sich das unsere Leser zur Warnung dienen lassen."

Wir kennen einen Mann, der seine Zeitung immer aus ein Jahr voraus bezahlte. Er ist aber auch dafür in seinem ganzen Leben nie einen Tag krank gewesen, hat nie Hühner­augen, nie Zahnschmerzen gehabt, seine Geschäfte gingen gut, seine kleinen Kinder schrien nicht in der Nacht, und seine Frau war stets lieb und treu zu ihm. Lieber Leser, wünschst Du Dir nicht auch so ein Leben?"

Darum, o Leser des zwanzigsten Jahrhunderts, beachte die Mahnungen der alten Zeit. Vergiß nicht, das Abonne­ment zu erneuern!

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Autolinie Herrenberg-Sulz-Wildberg

Ab 1. Januar 1929 führt die Firma Benz L Koch in Nagold die obige Autolinie. Der Fahrplan ist folgen­der:

W. So. So.

Wilddera ab 7.15 12.20 14.20 18.50 19.05 20.10

Sulz ' ab 7.30 12.40 14.30 19,00 19.15 20.20

Herrenba. an 7.55 1 3.20 19.18 19.35

W. So. W. So.

Herrenberg ab 9.35 13.30 19.20 19.38

Sulz ab 6.45 10.10 13.50 15.30 18.20 19.40 19.50

Wildberg an 6.55 10.20 14.00 15.40 18.30 s.Anm. 20.00

Anmerkung: An dem Deckenpfronn>er Wasserhäusle, wo die Straße nach Eültlingen abzweigt, wird, wenn nötig, ebenfalls gehalten.

Die Fahrt ab Herrenberg, Werktags 19.20, wird im Bedürfmsfalle bis Wildberg durchgeführt: mit Rückfahrt in Wildberg ab 20.10 und Schlußstation in Sulz.