Seite 3 Nr. 304

Nagolder TagblattDer Gesellschafter

Freitag, 28. Dezember 1928

etwa 5 Millionen, die Sparbücher auf 9700. Die Oberämts- fparkaffe wir- -er Tuberkulosenfürsorge 1500, dem Bezirks­wohltätigkeitsverein 1000, der Heimatnothilfe 800, der Krippe 500, dem Altersheim, dem Wächterheim, dem Frauen­stift und der Paulinenpflege je 300 Mark überweisen. Eine Denkschrift von Direktor Einsele wird demnächst im Druck erscheinen.

Wurmlingen. OA. Rottenburg, 27. Dez. Das Kuh­sterben. Wie berichtet, gingen kürzlich drei Kühe im Ver­lauf weniger Stunden ein. Eine Untersuchung ergab, daß sich in den in der Krippe befindlichen Futterresten Salze be­fanden. Es handelt sich dabei um Chilesalpeter. Ein 15jäh- riger Bursche wollte den Kühen Salz verabreichen, sah auf der Bühne einen Rest in einem Sack stehen und gab den Kühm einen Teller voll auf das Futter in der Annahme, es sei Viehsalz. Tatsächlich aber war es Chilesalpeter, was den so schnellen Tod der Tiere herbeiführte.

Bietigheim, 27. Dez. Schadenersatz durch die Reichsbahn. Im Herbst 1927 verunglückte kurz nach ihrem Wegzug von Bietigheim Frau Segebrecht, die mit ihrem Mann den Abendzug Miltenberg-Walldürn benützte. Unterwegs wurde sie von Unwohlsein befallen und suchte am Wagenvorplatz Erholung. Die Treppenfperre war nicht ge­schlossen, so daß die Frau schwankte und unter den Wagen kam, wobei sie einen Arm verlor und auch am Fuß schwere Verletzungen daoontrug. Gegen ein halbes Jahr dauerte die Wiederherstellung. Eine Klage gegen die Reichsbahn wegen Schadenersatz wurde dieser Tage damit beendet, daß der Frau für Heilung und Erwerbseinbuße 15 000 zugesprochen wurden. Erschwerend für die Bahn war der Umstand, daß im betreffenden Zug kein Wagen mit einem Abort mitgeführt wurde.

An« Stadt and Land

Nagold» den 28. Dezember 1928

Mit den schlechten Instinkten hat eine Pseudokunst freilich immer Geschäfte gemacht. Es ist nur ein Glück, daß auch die schärfsten Reize sich abstumpfen und dann erst recht das Einfache, Gute und Klare in sei­ner ganzen Schönheit empfunden wird.

Kleinrentner-Unterstützung

2n, den beiden letzten Jahren hatte die Ortsgruppe Nagold des Württ. Sparerbundes mit sehr erfreulichem Erfolge Wohltätigkeitsveranstaltungen zugunsten der verarmten Kleinrentner, Sozialrentner usw. durchgeführt. Leider mutzte der Sparerbund in diesem Jahre aus ver­schiedenen Gründen davon Abstand nehmen, den Rentnern auf diesem Wege eine Weihnachtsfreude aus freiwilligen Gaben und Leistungen zu bereiten. Nachdem aber auch der Reichstag in diesem Jahr anscheinend nicht an diese Ver­armten gedacht hat, wäre gerade Heuer eine Weihnachts­gabe von anderer Seite sehr am Platze. Deshalb hat die Ortsgruppe des Sparerbundes in erster Linie an das Ve- zirkswohlfahrtsamt, aber auch an die Stadtgemeinde und an die Kirchengemeinde vor einiger Zeit Schreiben gerich­tet, in denen angeregt wurde, in diesem Jahre auf andere ! Weise diesen Unterstützungsbedürftigen zu zeigen, datz ! man sie auch diesmal nicht vergessen hat. Es ist zu Hof- ' fen, datz sich Mittel und Wege finden werden, um diesem berechtigten Wunsche Rechnung zu tragen, wenn es auch zu einer Weihnachtsfreude inzwischen zu spät geworden ist.

Unterschriftensammlung des Sparerbundes

Die Unterschriftensammlung gegen die innere Entschul­dung, gegen die Daweslasten usw. wird fortgesetzt wer­den. Es wird darauf aufmerksam gemacht, datz sich in ent­gegenkommender Weise die Herren Zaiser, Knödel und Christian Schwarz bereit erklärt haben, in ihren Geschäftsräumen Unterschriftsbogen zur Eintragung auf­zulegen.

Die Polsterklaffe der Nagoldbahn

Schon seit geraumer Zeit sind Klagen der Reisenden der Polsterklasse über die vorsintflutlichen Wagen der Na­goldbahn an der Tagesordnung. Ein Pforzheimer Ver­kehrssachverständiger nimmt nunmehr in zutreffender Weise zu dieser Frage Stellung. Er schreibt u. a.: Es ist nicht jedem Deutschen vergönnt, dem Verkehrsmuseum in Nürnberg einmal einen Besuch abzustatten,' dort findet man neben alten und ältesten Fahrzeugen auch solche neuerer Bauart, Zeugen der ganzen Entwicklungsge­schichte des deutschen beziehungsweise des bayerischen Ei­senbahnwesens. Wer sich für Fahrzeuge älterer Bauart interessiert, hat nicht nötig, so weit zu gehen,' er fahre le­diglich einmal auf der Nagoldbahn. Dort hat uns die sog. Tarifreform am 7. Oktober Gelegenheit gebracht, ein sol­ches Altertckm ohne Gewähr, es sei denn gegen Erstattung des Fahrpreises für die Polsterklasse, zu besichtigen. Die Nagoldbahn hat nämlich Wagen aus Bayern und zwar einer vor mehr als einem halben Jahrhundert hochbe­staunten Bauart erhalten. Drei Achsen war für jene Zeit etwas besonderes; geräumig sind die Bayern und sogar ein paar Jahre älter als die Nagoldbahn, die 1874 eröff­net wurde. Im Laufe des starken halben Jahrhunderts haben sie dann Gasbeleuchtung erhalten, auch Dampfhei­zung, sie waren wahrscheinlich sogar autzer Dienst gestellt, oder auf irgend einer Strecke in der Richtung hinter den Mond gelaufen. Aber als Anerkennung der Bestrebungen, die Nagoldbahn aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken, hat die Reichsbahn diese Kästen nach Calw geschickt, jetzt schon zur Freude der mehr als 50 Zeitkarteninhaber der Polsterklasse, und im Sommer als besonders zugkräftiges Werbemittel für die Kurorte. Eine besonders praktische Einrichtung besteht noch darin, datz man die Türen erst nach Oeffnen der Fenster von autzen und die Fenster manchmal gar nicht öffnen kann. 2m Ernst: Ist es nicht ein Skandal, datz die kaufmännisch geleitete Reichsbahn eine so gewichtige Umstellung wie die 3 Klassenreform durchführt, ohne vorher genügend einwandfreie Fahrzeuge zur Verfügung zu haben,? Welchem Kaufmann ist es ge­stattet, den vollen Preis für eine Ware zu verlangen, die man erst in einem oder zwei Jahren (nachdem man ja doch den Preis in der Zwischenzeit nochmals erhöht hat) in voller Güte liefern kann? Ich frage, und die Reichs­bahn bleibt mir die Antwort schuldig!

Weitere 9,3 Millionen Reichsmark Vaugeld für 658 Baufparer der Gemeinschaft der Freunde, Wüstenrot, Württ.

Mit der Baugeldzuteilung am 13. Dezbr. 1928 konnte die Bausparkasse der Gemeinschaft der Freunde, Wüsten- rot-Württ., mit weiteren 9,3 Millionen Reichsmark Bau­sparsummen insgesamt 658 ihrer Bausparer wohl die schönste Weihnachtsfreude bereiten; ist doch diesen die Er­füllung eines lang gehegten Wunsches in unmittelbare Nähe gerückt. Diese glücklichen Bausparer wissen, das i nächste Weihnachtsfest im eigenen Heim feiern zu können. Innerhalb von 4 Jahren hat damit die Gemeinschaft der Freunde für 5009 Bausparer insgesamt 76,4 Millionen Reichsmark Baugeld zur Verfügung gestellt. Mehr als die Hälfte hiervon, nämlich 2736 Vausparer mit 39,8 Millio-

Kaste«!«»

UsuptlüstslvK

44. Ausgabe, 112 Seiten mit fast allen Apparaten und Zubehörteilen, emhält 72 Schaltungen MM Gerüstbau usw. Abgabe gegen.30, Versand «ach auswärts ^.50 (Briefmarken).

? 8saaeui§6»e «s ar« - Zentrale

8 Hugo ücketrger

I Stuttgart ASuigstr. 12 u. S2

I Württembergs kükrsnckss ksekgescbükt

nen Reichsmark, entfallen davon allein auf das Jahr 1928; ein unvergleichlicher Erfolg, der wegen seiner stetig steigenden Zunahme noch Größeres erhoffen läßt. Die Ge­meinschaft der Freunde erweist sich mit ihrem rein gemein­nützigen, auf gegenseitiges Helfen eingestellten Wirken als eine tatsächlich segensreiche Einrichtung, die das ihr von mehr als 40 000 Bausparern entgegengebrachte Vertrauen rechtfertigt und die jede nur denkbare Förderung von allen, Seiten verdient.

Unter anderen erhielten ihr Baugeld zugewiesen: Karl Köhler jr., Hanfseilerei, Altensteig; Gottliev Oetinger, Kabinettmeister, Nagold; Schwester Christ. Walz, Bad Rötenbach; Fritz V r e y m a i e r. Gärtner, Wildberg.

Spielberg, 27. Dez. Bei der Gemeinderatswahl wur­den gewählt: Jakob Haizmann, seith. Eemeinderat, mit 98 Stimmen, Johs. Keller. Bauer, mit 83 Stimmen, Matth. Kalmbach, Schindelfabrikant, mit 51 Stimmen, Karl Burghardt, Bäcker, mit 47 Stimmen. In der Stim­menzahl folgte Gärtner Burghardt mit 41 Stimmen und Chr. Kienzle alt, Landwirt, mit 35 Stimmen.

Frcudenstadt, 27. Dez. Reichswehrminister Eröner mit Frl. Tochter verbringt seinen Weihnachtsurlaub in Freu­denstadt. Er hat im Hotel Waldeck Wohnung genommen.

Horb, 27. Dez. Hohes Alter. An Weihnachten feierte Herr Martin Schäfer, Weinhändler, seinen 93. Ge­burtstag. Herr Schäfer gründete 1878 in Horb sein Ge­schäft, das heute zugleich auf sein 50-jähriges Bestehen zuriickblicken kann.

Weihnachtsfeiern!

Jselshausen, 27. Dez. Der Krieger und Militärverein hielt am gestrigen Tage im Gasthaus zurLinde" seine alljährliche -Weih nachts- und Familienfeier ab. Der Vorstand, Herr Schultheiß Rauser, konnte eine stattliche Zahl von Gästen begrüßen, das Lokal war über­füllt. Die Feier war umrahmt von Vorträgen des Gesang­vereins Frohsinn, der hiesigen Musikkapelle und von sehr beifällig aufgenommenen Sologesängen des Herrn Haupt­lehrers Wolf. Die Begleitung am Klavier hatte Frl M. Gauß übernommen. Im Mittelpunkt der Veranstal­tung stand ein Vortrag von Herrn Stadtpfarrer P r e >- s e l über die Geschichte Jselshausens. In sehr interessau ter und anschaulicher Weise verstand es der Redner, die Vergangenheit vor unfern Augen lebendig zu machen. Mit dem Dank an all die Mitwirkenoen und dem Wunsch, weiterhin im Verein einig zu sein, konnte der Vorsitzende die gut gelungene Veranstaltung beschließen. Eine Eratis- Eabenverlosung unter den Mitgliedern brachte noch je­dem einen schönen und nützlichen Eebrauchsgegenstand.

Rotfelden, 27. Dez. Am Stephanus-Feiertag fand hier die Weihnachtsfeier des Sportvereins statt, die besonders von Jugendlichen sehr gut besucht war. Es ka­men zur Aufführung 3 schwäbische Einakter:Vom Rega en d'Dachtrauf",Der Sattler und Tapezier",Aelles wega re Gaitz". Die Spieler hatten ihre Rollen gut ein- j studiert und spielten gut. Zu wünschen wäre nur, datz bei ! derartigen Feiern unter dem Publikum mehr Disziplin ! herrschen, und datz schulpflichtigen Kindern der Besuch der-

> artiger Aufführungen verboten würde. Der Eesang- I verein hält an Stelle einer Weihnachtsfeier dieses Jahr

ein Kirchenkonzert ab. (Siehe Anzeige).

Wart, 25. Dez. Die Weihnachtsveranstaltung des hiesi­gen Kriegervereins war am letzten Sonntag Abend das Ziel eines großen Teils unserer Einwohnerschaft. So kam es, datz alle verfügbaren Räume der Wirtschaft zumAd

> ler" bald gefüllt waren. Nach einer Begrüßung durch den Vorstand Volz ergriff Hauptlehrer Reich das Wort, derselbe brachte in seiner Ansprache über Weihnachtsfric- den und Weltkrieg beachtenswerte Gedanken zum Aus­druck. Es wurde vom Redner eine Kriegsszene:Weih­nachtsfrieden an der Westfront" aus einem Kriegstage­buch verlesen. Darin wurde gezeigt, wie der Frontsoldat

König VlaksUsä

k 0 lAä -1 k k--6 äns dck ä.rr st c - 1 ?

4HULÜLLÜLLNIL2L8UIS SEI 2LE EL7SK MLlrvLO Lk.

(21 Fortsetzung.)

Ich bin von Neuyork gekommen, um Sie kennenzu, lernen, Mister Heyden," erklärte sie wie selbstverständlich nn reinsten Deutsch.

Ein bißchen weit." lautete die reservierte Antwort.War Ihnen der Weg nicht zu lang. Miß Astor?"

O nein! Ich habe Sie vor zwei Tagen in der Oper gehört. Es lohnt, einen Heyden aufzusuchen. Sie werden heute singen?"

Ich habe zugesagt."

Ich freue mich lehr darauf und hoffe ganz gewiß, daß Sie auch meinen Landsleuten die Freude machen werden. Amerika wartet auf Sie und wird Sie besser empfangen als ieden europäischen Potentaten."

Das ist's ja eben, was mir nicht paßt." sagte Heyden so offenherzig, datz Miß Astor ihn grenzenlos erstaunt ansah.

Sie sind nicht für Ehrungen?"

Ich Haffe die Verhimmlungssucht der Gegenwart, die ihren Ursprung nur nn Mangel der Persönlichkeit im Menschen hat."

Sie sind interessant, Mister Heyden!"

Nein," wehrte Heyden beinahe heftig ab.Ich bin gar nicht interessant. Ich will es nicht sein. Interessant . . . furchtbar! Ich will weiter nichts sein, als ein ganz einfacher, bescheidener Mensch, der mit seiner Stimme Freude bereitet, und der sich gottlob noch freuen kann. Weiter will ich nichts. Miß Astor, und drum sträube ich mich gegen jeden Wunsch, mich aus meinem Kreis herauszureißen."

Die Augen der Amerikanerin saugten sich förmlich cm seinem schönen, männlichen Antlitz fest. Renate Spranger spürte es, und Feindseligkeit gegen Miß Astor erwachte in chr.

Wolke diese Fra« auch um Willmar Heyden kämpfen?

Ich hörte noch nie einen Künstler so sprechen."

Bei mir kommt an erster Stelle der Mensch und dann der Künstler, Miß Astor, und ich kann Ihnen versichern, Latz ich mich wohl dabei fühle."

Wenn ich Sie bitten würde," begann Miß Astor wieder, in Newyork vor einem keinen exklusiven Kreis zu singe«.

der sich aus begeisterten Kunstfreunden zusammensetzt, also nicht vor einer Masse, die nur der Sensation willen kommt . . . würden Sie es tun?"

Heyden antwortete nicht sogleich, er schien zu überlegen. Dann sagte er:Das könnte möglich sein."

Ich will es hoffen, Mister Heyden!"

*

Heyden sang das wundervolle Liebeslied Wagners: Winterstürme wichen dem Wonnemond." und die Gesell­schaft hielt den Atem an. Selbst Menschen, die nichts für Musik übrig hatten, deren Seele der Kunst unzugänglich waren, lauschten ergriffen.

Denn Heydens Stimme war ein einziger Jubel voll elementarer Kraft und leuchtender Schönheit.

Renate stand befangen ob der Kraft und des Gefühls, das diesen göttlichen Gesang belebte. Etwas Neues, Unbekanntes erwachte in ihr. Es war diesem Mädchen, als wecke diese göttliche Stimme die Seele in ihr.

Sie sah ihn mit heißen, sehnsuchtserfüllten Augen an. Und sie spürte, wie das Gefühl der Zuneigung zu dem ein­fachen, großen Manne wuchs, wie es zur Liebe, zur stür­mischen. begehrenden Liebe wurde.

Sie war nicht die einzige, in deren Seele der göttliche Funke zur Flamme wurde. Noch andere Frauen und Mädchen im Saale sahen zu ihm in Leidenschaft und Liebe auf.

Das Lied verklang.

Der Saal zitterte von dem elementaren, gewaltigen Bei­fall, und die Hände ruhten nicht, bis Heyden sich zu einem neuen Lied aufraffte.

Was willst du singen?" fragte Grütz, der ihn am Flügel beglettete.

Das Preislied aus den Meistersingern, Karl."

Wieder trat atemlose Stille ein, und Willmar sang das Lied Walter Stolzings in wundervoller Klarheit. Die hohe Lage des Liedes beherrschte er wundervoll, sin Ton über­traf den anderen an Schönheit und riß den Sänger selber mit fort. Es war ein Schwelgen in Tönen.

Bulthing stand hinter Miß Astor.

Er sah auf das junge Weib und fühlte, daß in ihr eine Wandlung vorgmg, daß der große Sänger ihre Seele er­zittern ließ, und daß ein tiefes, menschliches Gefühl für Heyden in chr aufkam.

Und er fühlte richtig. Was Miß Astor in ihrem Leben noch nie gekannt hatte, die drängende, heiße Zuneigung zu einem Manne, erwachte in chr. Die männliche Schön­

heit Heydens, die abgeklärte Ruhe trotz seiner lachenden Jugend machte den stärksten Eindruck auf sie.

Aber. . . sie. die immer geglaubt hatte, daß sie kraft ihres Reichtums alles, auch einen Menschen, kaufen könne, fühlte zum ersten Male, daß hier einer vor ihr stand, de: ihren Reichtum mit einem Lächeln zur Seite schieben würde, wenn das Herz nicht sprach.

Würde das Herz dieses Mannes je für sie sprechen können?

Sie wagte nicht, sich diese Frage selber zu beantworten, aber der Wille, um den Mann zu kämpfen, war in ihr.

Noch ein drittes und viertes Lied gab Heyden zu. Dann aber trat er trotz des rasenden Beifalls ab.

» *

Ich habe nicht übertrieben. Miß Astor," sagte Bulthing. Haben Sie schon einmal ein solches Stimmwunder ge­hört?"

Nein!" sagte sie überzeugt und begeistert.Die Stimme ist unfaßbar schön. Wir müssen ihn für Amerika haben."

Ja, das müssen wir. Versuchen müssen wir es auf alle Fälle."

Miß Astor erhob sich plötzlich^ «Ich habe einen Gedanken ... ich will zu Heyden gehen."

Sie erhob sich und suchte den Sänger mit ihren Blicken.

Endlich entdeckte sie ihn in einer Gruppe.

Entschlossen schritt sie auf die Gruppe zu und ries:

Herr Heyden, darf ich Sie einen Augenblick stören.

Die Damen und Herren der Gesellschaft, die Heyden um­standen, traten zur Seite.

Ich bitte. Miß Astor," sagte Heyden zuvorkommend.

Ich will fünfzigtausend Dollar für den Zweck dieses Festes stiften, wenn Sie mir versprechen, ein einziges Mal vor einem kleinen ausgewählten Kreise in Neuyork zu singen."

Das glänzende Angebot löste stärkste Bewegung aus.

Aller Augen ruhten auf Heyden, der selber sehr überrascht war.

Man wartete gespannt auf seine Antwort.

Ich will diese Zusage geben. Nur müssen Sie mich den Tag bestimmen lassen.*

Ohne weiteres. Mister Heyden."

Heyden ging ihr entgegen und reichte ihr die Hand.

Haben Sic zlichen Dank. Miß Astor!" sagte er.

Und die kühl». Amerikanerin wurde unter dem Blick der braunen Männeraugen beinahe verlegen. Sie fühlte, wie ihr Blut rascher floß.

* (Forts, folgt.)