Seite 2 Nr. 290

Ragolder TagblattDer Gesellschafter"

Montag, 10. Dezember 1828.

Aus Stadt uud Land

Nagold, den 10. Dezember 1928.

Manche Menschen gleichen totem Gestein, aus dem Funken zu schlagen nie gelingt.

Dienstnachrichtea.

Der Herr Staatspräsident hat je eine Lehrstelle an der Evangelischen Volksschule in Gärtrin gen OA. Herrenberg dem Hauptlehrer Hettich in Sechselberg OA. Backnang und dem Hauptlehrer Klaiber in Unlerjettingen OA. Herrenberg. Liebelsberg QA. Calw dem Lehrer Friedrich Reuweiler in Weissach OA. Vaihingen, Schmieh OA. Calw dem Lehrer Max Bracher in Calw. Söhn­stetten OA. Heidenheim dem Lehrer Otto Müller in Freuden st ad 1 übertragen.

Die Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschafts­verwaltung hat die Wiederwahl des Schultheißen Hermann Kinkels in Rexin gen. Oberamts Horb, zum Ortsvorsteher dieser Gemeine bestätigt. ^ ,

Mit Ablauf des 28. Februars k. Js. tritt krafi Gesetzes in Ruhestand: Bezirksnotar Feucht in Calw.

Durch Entschließung des Herrn Kirchenpräsidenten ist die Pfarrei Frommern, Dek. Balingen dem Pfarrer Dr. Wein- hetmer in Schwarzenberg, Dek. Freudenstadt übertragen worden.

Borweihnachtszeit Wahltag

Der 2. Adventssonntag im Kirchenjahr und derkup­ferne Sonntag " in der Geschäftswelt ist vorüber. Man kann es förmlich jedem Tag ansehen, wie nah es schon auf das Weihnachtsfest zugeht. In den Auslagen der Lä­den und Geschäfte unserer Stadt sind schon all die tausend Herrlichkeiten ausgebreitet, mit denen das Christkind seine großen und kleinen Freunde erfreuen will. Da sehen wir der Kinderwelt ganze Märchenträume auferstehen, da gibt es ungezählte Dinge, die den Wunsch und das Be­gehren wecken, die zum Freundemachen und Beschenken anregrM, die gewissermaßen den Leitfaden und Wegwei­ser für den Weihnachtseinkauf bilden. Selten wohl gibt sich der Geschäftsmann solche Mühe, durch seine Auslage auf das Publikum anziehend zu wirken, wie in den Wo­chen vor dem Weihnachtsfest, wo ja nicht bloß ein einge­bildeter Bedarf besteht, sondern wo auch der weniger Ve- Bemittelte lang aufgeschobene und zurllckgehaltene Be­dürfnisse und Notwendigkeiten zu bestreiten trachtet. Die Mutier zu Hause hat es jetzt allmählich mit den Kindern nicht mehr leicht. Was die doch jetzt den ganzen Tag nicht alles fragen, wieviele Bitten und Wünsche an das Christ­kind laut werden, wieviel Lebhaftigkeit und Ungestüm die kleinen Wichte heimbringen, wenn sie vor den vielen schö­nen Schaufenstern gestanden haben. Vorweihnachtszeit!

Daheim: ein Wispern und Raunen u. Flüstern schwebt in der Lust. Alle guten Geister des Hauses, des Herzens und der Liebe sind geschäftig am Werk. Geheimnistuerei bei den Alten u. bei den Jungen. Burschikos wird manch­mal einem plötzlich Heimkommenden die Türe vor der Nase zugeschlagen und er muß draußen warten, bisdie Ordnung wieder hergestellt", d. h. das Christkind ver­schwunden ist. Ueberall gilt es, den heiligen Christ würdig zu empfangen, ist doch der Wille vorhanden, unheilige, menschliche Gedanken und Alllagssorgen zurückdrängen und all dem Göttlichen Raum zu geben, das die Advents­wochen zur schönsten Zeit im Menschenleben gestaltet. Ad­ventszauber !

Vorweihnachtsstimmung und Adventszauber lag auch über der Natur, als wir gestern morgen die Augen öffne­ten. Leise rieselten die Schneeflocken zur Erde hernieder und bedeckten alles mit ihrem silbernen Gewand. Das dunkle Grün der Tannenwälder lugte zwischen dem Weiß hervor und die verstreuten Laubbäume wirkten dazwischen wie ein feiner, unendliches! zarter Hauch. Im Tal mußte jedoch der Schnee bald wieder sein Feld räumen, n,ur die unser Tal umgebenden Höhen und unser Schloßberg, be­hielten ihr winterlich Kleid. Daß die Wintersportplätze unseres Schwarzwaldes gute Schneeberichte gegeben hat­ten, bewiesen auch die vielen Nagold durchfahrenden Kraftwagen, auf deren Seitenbrettern die Schier aufge­schnallt waren. Hoffentlich wird auch unseren Nagolder Wintersportlern die Freude bald auf den heimatlichen Hängen vergönnt sein.

Diesem Sonntag ging in Tag voraus, der nicht gerade die friedliche Seite der Menschen zeigte: Wahltag. Die Schlacht ist nun geschlagen und wenn man Vergleiche zieht, so darf man sagen, daß es diesmal etwas friedli­cher zugegangen ist. Die Wahlbeteiligung war wohl etwas geringer wie vor 3 Jahren, doch ist sie mit 77,1 Prozent als rege zu bezeichnen. Auf den Straßen, in den Gasthäu­sern und auch daheim war ein Rätselraten um die Ergeb­nisse und doch kommt es, wie gewöhnlich, anders als man denkt, wenigstens für einen Teil. Des Gegners Wünsche Müssen schließlich dann erfüllt werden. In den Abend­stunden des Sonntags konnten wir das Ergebnis durch Extrablatt bekanntgeben. Die Wahl hat einen kleinen Ruck nach rechts getan, denn die Sozialdemokraten haben einen Sitz verloren (Hühner) dafür konnten die bürgerli­chen Parteien einen weiteren Sitz gewinnen. Auch die WählervereinigungVolksgemeinschaft" hat sich wacker geschlagen und ist mit dem nationalsozialistischen Spitzen­kandidat Vätzner zum Zug gekommen. Von den alten Ee- meinderäten mußten Fabrikant Haar, Schreinermeister Gabel und Schreiner Hahner ausscheiden, dafür kommen Schreinermeister Bätzner. Kaufmann Paul Schmid und Inspektor Bauer als neue Gemeinderäte auf das Rathaus. Wir gratulieren! Wenn man nun ein­mal die ganze Wahl genauer betrachtet, so darf man ruhig und mit dem besten Gewissen sagen, daß das Proportio­nalsystem für Gemeinden von unserer Größe der größt­möglichste Unsinn ist. Beweis: es wurden im ganzen nur 20 unabgeänderte Wahlzettel abgegeben, d. h. es haben nur 20 Wähler nach der Partei gewählt. Alle anderen gaben dem Mann ihres Vertrauens die Stimmen. Kandi­daten der Bürgerpartei standen friedlicher neben Sozial­demokraten, diese wieder mit Nationalsozialisten zusam­men usw.. alle auf einem Zettel. Wer will da etwas von parteilichen Wahlvorschlägen wißen. Ungül­tig waren 42 Stimmzettel und eine unverhältnismäßig große Zahl mußte durch den Wahlvorstand richtig gestellt werden. Es war nähmlich dabei vergessen worden, nur 8 Stimmen auf dem Wahlzettel zu belaßen. So wurden die letzten Namen gestrichen, dafür erhielten die an den ersten Stellen stehenden Kandidaten die Stimmen zugeschrieben. Auch dies ist ein Beweis der Unmöglichkeit der Verhält­niswahl, denn sie wird von den meisten nicht verstanden.

Ergebnis der Gemeinderatswahl in Nagold

am 8. Dezember 1928

Namen der Kandidaten*)

Zahl der auf die einzelnen Kandidaten entfallenen Stimmen

A bis L Sitzungssaal

M bis Z Grund

buchamlszimmer

Zusammen

Nr. 1

SozisldemkratW Partei

(Ortsgruppe Nagold)

' * 3tg, Josef, Lagerist, seither. Gdrt.

697

609

1306

2 * Walz, Jean, Malermeister, seither. Gdrt.

424

361

785

Hahner. Wilhelm, Schreiner, seither. Gdrt.

134

82

216

^ Schorpp, Kaspar, Stalionsschaffner a. D.

194

186

380

Köfsig, Jakob, Steinbildhauer

173

164

337

2 Kächele, Wilhelm, Holzhauer

301

H244

545

? Schwarzkopf, Thristia«, städt. Arbeiter

34

83

117

Schneider, Fritz, Schreiner.

29

40

69

zusammen

3755

Nr. 2

MhlnoereiviWg

.LolkMMillschast'

(Nat.->sozialifttsche DeutscheArbeiterpartei

^ und Bolksrechtpartei Sparerbund)

Baetzner, Philipp, Schreinermeister

377

326

703

Klein, Adolf» Oberamtsgeometer

124

102

226

Ratsch, Karl, Polizeiwachtmeister

151

155

306

Rauser, Friedrich, Bäckermeister

69

87

156

Besch» Hermann, Schreinergeselle

5l

46

97, '

Psohmann, Albert, Kraftwagenführer

34

49

83

zusammen

1571

Nr. 3

WWttvmiaiWg ü

* Strenger, Heinrich, Konditoreibesitzer, seither. Gdrt.

53 l

487

1018

Harr, Wilhelm, Fabrikant, seith. Gdrt.

384

285

669

* Schmid, Paul, Kaufmann

477

356

833

Jäger» Hermann, Malermeister

343

264

607

Wieland, Oskar, Präzeptor

119

105

224

Bienz, Hermann, Blldhauermeister

146

95

241

Heß, Ludwig, Güterbeförderer

137

108

245

Grüuinger» Ludwig, Sattlermeister

78

56

134

zusammen

3971

Nr. 4

MlttvmiviWg I

Sabel, Friedrich, Schreinermeister, früher. Gdrt.

297

354

651

* Baisch, Ludwig, Landwirt, seither. Gdrt.

498

514

10>2

* Weitbrecht, Wilhelm, Tuchfabrikant, seither. Gdrt.

408

, 397

805

* Bauer, Gottlieb, Inspektor

564

671

1235

Günther, Christian, Kupferschmied

179

191

370

Rente, Johannes, Baumschulbesitzer

229

196

425

Wölber Gustav, z. .Schwane'

51

44

95

Theurer, Wilhelm, Sägwerksbesitzer

74

113

187

zusammen

4780

*) Die Namen der Gewählten sind mit * bezeichnet

Von insgesamt 2352 Wahtvecechiigten haben 18 >4 avgestimm!, alst, 77,1

Nicht der bekommt einen Sitz, der die meisten Stimmen hat, sondern die Partei erhält die Sitze proportional ihrer Stimmenzahl.

Nachstehend das von vielen nicht verstandene Rechen- eßempel:

S P D. Bolksgem. Wähl.-Bg. I Wähl. Bg. Il

verbunden

3758 (3) 1871 (8) 3971 4780

8751 (1)

: 2 --- 1877 (6) 785 4357 (3)

:3--125l 523 2917 (4)

:4 --- 938 2187 (5)

.5 --- 751 1750 (7)

:6 --- 625 1455

Die Sitze werden also in den Klammern angege­bener Reihenfolge verteilt. Innerhalb des Wahlvorschla­ges erhalten die Kandidaten mit den meisten Stimmen die Sitze. Ein Rechenexempel ergibt, daß bei inem Ver­bundensein aller drei bürgerlichen Parteien und auch bei einem getrennten Marschieren die Sitze ebenso gefallen wären. Hätte die Volksgemeinschaft weniger denn 1455 Stimmen erhalten, so wäre dieser Sitz dem Wahlvorschlag II (Fabrikant Harr) zugefallen. Wie üblich hat auch Verslesfabrikant sich auf einem Stimmzettel wieder ver­ewigen müßen und spitzte auf die in unserer Stadt so prächtig funktionierende Müllabfuhr! Ob Derartiges wohl einen Zweck hat? Unserer unmaßgeblichen Meinung nach eine ernsthafte Wahl und ein richtig abgegebener Stimmzettel viel wichtiger und angebrachter.

Wollen wir nun hoffen, daß die Wahl zum Wohl und Segen unserer Vaterstadt ausgefallen sein möchte!

Rohrdorf, 9. Dez. Schultheißenwahl. Die gestrige Schultheißenwahl hat dem seitherigen Ortsvorstand aufs neue das Vertrauen ausgesproch. Nach dem amltichen Wahlergebnis erhielt Schultheiß Schmid 240 Stimmen Herrmann Erieshaber 129 Stimmen. 2 Stimmen waren ungültig. Wahlberechtigt waren 408, demnach ha­ben 91 Prozent abgestimmt.

Emmingen, 9. Dez. Eemeinderatswahl. Bei der am 8- Dez. stattgefundenen Eemeinderatswahl haben von 381 Wahlberechtigten 284 Wähler abgestimmt. Ungültig waren 6 Stimmzettel. Stimmen erhielten: Joh. Georg Weitbrecht, seith. Eemeinderat 217; Eottlieb Weit­brecht, seith. Eemeinderat 213; Eottlieb Müller seit­heriger Eemeinderat 209. Für den freiwillig ausgeschiede­nen Eemeinderat Joh. Georg Betsch wurde Christian Wettbrecht. Wagner mit 191 Stimmen gewählt. Die übrigen Stimmen wurden, zerspittert. Die Wahl nahm

einen außerordentlich ruhigen und friedlichen Verlauf. Wir hoffen und wünschen nun, daß die Gewählten ihre ganze Kraft für das Wohl der gesamten Gemeinde ein- setzen und ihr Raten und Taten mit Erfolg gekrönt sein möge.

Pfrondorf, 9. Dez. Eemeinderatswahl. Wahlergebnis Von 176 Wahlberechtigten stimmten 141, also 80 Prozent, ab. Die seitherigen 4 Eemeinderäte wurden wieder ge­wählt. Es erhielt 1. Friedrich Bihler 109 Stimmen; 2. Johann Georg Dingler zum Hirsch 88 Stimmen; 3. Jakob Brenner 83 Stimmen; 4. Joh. Hartmann, 68 Stimmen. Weiterhin erhielten Johann Renz 60 Stim­men; Christian Schuhmacher 31 Stimmen.

Effringen, 9. Dez. Bei der Eemeinderatswahl am Samstag haben rund 68 Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt. Mit fast gleicher Stimmenzahl und überwie­gender Stimmenmehrheit wurden, die vier seitherigen Ee­meinderäte Friedr. Dürr, Chr. Eeigle, Jakob Huber und Johann Georg Nikolaus wiedergewählt. Für den wegen Wegzugs aus dem Eemeinderat ausgeschiedenen Philipp Röhm wurde Karl Bihler, Hirschwirt, gewählt.

Schönbronn, 9. Dez. Ergebnis der Eemeinderatswahl. Die seitherig. Eemeinderäte wurden mit großer Mehrheit wiedergewählt. Es erhielten Stimmen: Nestle, Michael, seith. Eemeinderat 205, Schwarz, Jakob, seith Eemeinde­rat 198, Joh. Kempf, seith. Eemeinderat 144. Von dem eingereichten Wahlvorschlag erhielt Gottlob Mayer 138 Stimmen.

Walddorf, 10. Dez. Eemeinderatswahl. Sitz u. Stimme im Eemeindrat erhielten: Chr. Stickel (152 Stimmen), A. Stickel (143 Stimmen); Otto Walz (111 Stim­men); Jakob Walz, Rechner (90 Stimmen). Wilhelm Brenner (68 Stimmen) und Jakob Schüttle (52 Stimmen.

Oberschwandorf, 9. Dez. Die Eemeinderatswahl fand am letzten Samstag, den 8. Dez., statt. Gewählt wurden die seitherigen Eemeinderäte: Eottl- Müller, Schrei­ner, Jakob Brenner, Bauer, Christian Krauß. Bauer und Fritz Schumacher, Bauer. Die Wahlbetei­ligung war nicht gerade rege.

Obertalheim. 9. Dez. Eemeinderatswahl. Am Sonntag den 9. Dezember fand hier die Eemeinderatswahl statt. Stimmberechtigt waren 312, abgestimmt haben 209. Wahlvorschlag war keiner eingereicht worden. Die seit- ivm? n usqrom nhvmsö isqsrar gutz isqsiMirK usöirsh Josef Joachim mit 177 Stimmen. Josef Kuon mit 177 Stimmen, Josef Kreidler, 161 Stimmen und Martin Ade mit 154 Stimmen. Die Wahl ist ruhig ver­laufen.