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Mit den illustrierten Unterhaltungsbeilagen .Feierstunden- u. .Unsere Hei«nt-

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Mit der lnudwirtschaftlichen WocheubeUag»

Kneten- ». Lnndwirtschaft-

Bezugvpreise: Monatlich einschließlich TrLgerlohn -tt 1.60; Einzelnummer 16 L. Erscheint an jedem Werktage. Verbreitetste Zeitung im O.-A.-Bezirk Nagold. Echriftleitung, Druck und Verlag von G. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

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Nr. 290 Gegründet 1827 Montag, den 10. Dezember 1928 Fernsprecher Nr 2 » 102. Jahrgang

Lagesjpiegek

Die Reichsregierung wird gegen die willkürlichen Ver­haftungen von Deutschen in Mainz durch die französische .Sicherheitspolizei" wegen angeblicher Spionage, Dieb- stählen usw. Einspruch erheben und erklären, daß das Vor- ! gehen der .Sicherheitspolitei" im Reichsvermögensamk in > Main; Hausfriedensbruch und Verlehuna der deutschen Aeichshoheik darstelle. Die im Ludwigshafener Fabrik- : soionageprozeß so schwer blamierte ..Sicherheitspolizei " will eben mit allen Mitteln brutaler Gewalt ein Gegenstück ! .deutscher Spionage" hervorzaubern. ;

Entgegen den amtlichen Berichten über das Befinden des > Königs von England, die von einemunverändertem In- ! stand" oder einerleichten Besserung" sprechen, stellen her­vorragende Aerzke fest, daß bei dem kranken eine fort­schreitende Vergiftung des Bluts Platz gegriffen habe und daß er nicht mehr widerstandsfähig genug sei, um eine Operation zu überstehen.

Der Prinzs von Wales ist in Begleitung des britischen Oberkotnmissars Lqrd Lloyd in Kairo eingetroffen und hat sich, an Hdrd des KreuzersEnterprise" in Port» Said nach London eingeschifsl.

Präsident Ealles von Mexiko gab bekannt, daß er den Vorsitz der revolutionären Partei niederlege und sich ins Privatleben zurückziehe.

Der chinesische Skaatsrak in Nanking hak den neuen chinesischen Zolltarif angenommen. Der Tarif ist sofort ver- öffentlich! worden.

Wie steh! es mil unseren Wlan-sgeWsken?

Diese Frage, so schwer sie auch augenblicklich zu be­antworten ist, interessiert uns heute mehr denn je.. Haben doch seit einigen Tagen die deutsch-russischen Handelsvertragsverhandlungen, die eben eine neue und solide Grundlage für den Wirtschaftsverkehr beider Länder schassen sollen, begonnen.

Daß die russische Wirtschaft gegenwärtig nicht gerade auf Rosen gebettet ist, weiß man trotz aller Zensur, mit der die dortigen Machthaber die volle Wahrheit ver­schleiern, auch bei uns in Mittel- und Westeuropa recht gut. Es ist zwar nicht so schlimm wie in den Hungerjahren 1920/21, aber immerhin so, daß man von einer bedenklichen Teuerung in Sowjetrußland reden kann. Nur beruht diese wesentlich auf einer anderen Ursache als damals. Näm­lich weniger auf einem Fehlschlag der Getreidepro­duktion als vielmehr auf einem empfindlichen Mangel in der Methode der Getreidebeschaffung. Wohl hat in einigen Gegenden, so in der Ukraine, die man ehe­mals die Kornkammer Rußlands nannte, die Ernte versagt, aber so etwas ließe sich in einem Reich von der gewaltigen Ausdehnung Rußlands ausgleichen. Die Getreidebaufläche beträgt angeblich heute 92 Prozent des Vorkriegsstandes. Dem Rückgang der Getreideproduktion steht das starke An­wachsen der Viehhaltung, die Vermehrung des Anbaus von Hanf, Zuckerrüben, Oelsamen, Flachs und Baumwolle gegenüber. Fische, Fl«sch, Tierfette sind in überreichlichen Mengen auf dem Mamt, aber woran es fehlt, das ist das Mehl.

Und dieser Mißstand rührt her von der schlechten Organisation und von dem nach schlechteren Trans- p o r t wesen. Hier rächt sich das Sowjetsystem mit seiner rücksichtslosen Zentralisierung und Monovolisierung, mit seinem Ausschluß des Privathandels und der Privat­initiative. Alles besorgt der Staat und iminer und überall wieder d^ Staat. Beamte und nichts als Beamte in Han­del und Wandel. Das gibt eine Ueberorganisation, wo man vor lauter Baumen den Wald nicht sieht.Obwohl die Getrerdeproduktion fast den Vorkriegsstand erreicht, beträgt die Marktbelieferung kaum die Hälfte (!) des Vorkrieqs- verkaufs' (Dr. Max Fischer). Die russische Getreide­ausfuhr ist vollends so gut wie versiegt. Der Bauer kann nur durch Zwangseintreibung gerade noch bewogen werden, die Städte mit seinen Erzeugnissen zu beliefern. Dazu kommt noch seine Kriegsfurcht, die von der Regierung eher genährt als bekämpft wird und die ihn nötigt, sein Getreide zurückzuhalten. Endlich derselbe, aber noch weit arößere Mißstand als bei uns: nämlich, daß die Industrie- Produkte im Verhältnis viel teurer sind als die land­wirtschaftlichen Erzeugnisse. Um Moskau herum betragen die Getreidepreise durchschnittlich etwa 135 Prozent der Vorkriegszeit, während die Kosten kür die Erzeugunqsmittel. die der Bauer braucht, auf das Fünf- und Sechsfache ge­stiegen sind.

Der Warenhunger aber ist da. Ihn kann der russische Binnenmarkt nicht befriedigen. Der Russe muß einführen. Und unter den Einfuhrländern nimmt ?Eutschland als das nächste große Nachbarland begreiflicherweise den ersten Platz ein, und dies in zu­nehmendem Maße. Deutschlands Anteil am Sowjetaußen­handel ist von 25 Prozent im Wirtschaftsjahr 1926/27 auf -10 Prozent im Jahre 1927/28 gestiegen. Es war darum ganz natürlich, daß der seit Jahresfrist in Moskau be°

Die Rheinlandkommission befiehlt

Ludwigshafen, 9. Dez. Die Stadt Ludwigshafen hatte am Donnerstag aus Anlaß der 10jährigen Besetzung der Stadt durch die Franzosen einen Protestaufruf erlassen. Darauf hak die Rheinlandkommission nach längeren Ver­handlungen mit Bürgermeister Kleesoot nachstehenden Be­fehl, der erst auf ausdrückliches Verlangen des Bürger­meisters schriftlich erteilt wurde, dem Bürgermeister­amt übergeben:Auf Befehl der hohen Kommission und im Hinblick auf Paragraph 1 des Artikels 19 der Ordon­nanz 308 hat der Bürgermeister von Ludwigshafen die mit Kundgebung" betitelten und von Vertretern vier verschiede­ner politischen Parteien Unterzeichneten Plakate beseitigen zu lassen, die an verschiedenen Punkten der Stadl Lud­wigshafen angeschlagen sind. Die Entfernung muß bis zum 8. Dezember mitttags 12 Uhr beendet sein.

Bürgermeister Kleesoot hat die Besatzungsbehörden so­fort auf die rechtliche Unhaltbarkeit des Befehls hingewiesen. Allerdings mußte sich die Stadtverwaltung mit Rücksicht auf die Bestimmungen der Ordonnanz 308 dem förmlich gegebenen Befehl fügen. Sie hat ihren Einspruch ausdrücklich aufrecht erhalten.

Die französische Werbung um das Saargebiel

Paris, 9. Dez. In Frankreich besteht eineVereinigung für das Saargebiet", die als ersten Grundsatz hat: Das Saargebiet ist französisch und bleibt französisch. Gestern hatte die Vereinigung wieder eineTagung", in der u. a. folgende Forderungen aufgestellt wurden: Die französische Regierung soll die Rechte Frankreichs auf das Saargebiet nach dem Versailler Vertrag mit größter Entschiedenheit vertreten. Den deutschen Werbungen im Saargebiernst mit aller Strenge entgegenzutreten. Die bisherige Poli­tik im Saargebiet muß geändert werden, sie hat die Saarbevölkerung nicht gewonnen, und es ist Gefahr, daß Frankreich schließlich doch das Saargebiet verlieren könnte, was ein Unglück für Frankreich wäre. Man müsse eine starke Strömung in Frankreich für die Gewinnung des Saargebiets entfachen, große Geldmittel ansammeln und dann ein neues Programm der Saarpolitik aufstellen. DieTagung" ist an sich ohne Bedeutung, interessant ist aber das Geständnis, daß die bisherige Politik die Saar­bevölkerung nicht zu gewinnen vermocht habe und daß keine Opfer gescheut werden dürfen, ganz Frankreich in dieser Annexionsfrage" mobil zu machen.

stehendenHandelskammer für die westlichen Länder" nunmehr eine besondere deutsche Abtei­lung angegliedert worden ist. Allerdings gehören ihrem provisorischen Vorstand zurzeit 11 Russen und nur 5 Deutsch" an. Dieses ungleiche Verhältnis bedarf natürlich der Ver­besserung. Auch wir haben ja in Berlin einenRußland­ausschuß", der die Aufgabe hat, die am Sowjethandel interessierten Kreise zusammenzuhalten. Dabei brauchen wir. wie man essin Rußland gerne darzustellen beliebt, Amerika ßicht zu ftirchten/ Schon unsere geographische Lage begünstigt uns stark gegenüber amerikanischen Handels­gesellschaften. Wichtiger für uns ist unsere Beteiligung an russischen Messen, eine Frage, die hoffentlich in den bevorstehenden deutsch-russischen Handelsabmachungen befriedigend gelöst wird. Für alle Fälle aber hat Deutsch­land Interesse daran, daß seine Ausfuhr nach dem waren­hungrigen Rußland möglichst erleichtert wird.

Neueste Nachrichten

Aus dem Parteileben

Dreimännervorsih im Zentrum

Berlin, 9. Dezember. Für den zurückgetretenen bis­herigen VorsiAenden Dr. Marx hatte der Reichspartei­ausschuß des Zentrums einen neuen Parteivorsitzenden zu wählen. Der Vorschlag fiel auf den Abg. Sieger- wald, der dann mit knapper Mehrheit gewählt wurde. Gegen Stegerwald stimmte besonders die Beamtenschaft. Stegerwald machte zur Bedingung, daß er als Parteivor­sitzender zugleich Vorsitzender der Reichstagsfraktion sei. Mit.120 gegen 40 Stimmen lehnte aber der Ausschuß die Vereinigung beider Aemter ab. Darauf wurde Abg. Ioos als Parteivorsitzender vorgeschlagen. Er wollte sich ledoch erst mit den Vertretern der Christlichen Gewerkschaften be­sprechen, denn der Sturz Stegerwalds sei als ein Schlag gegen die Arbeiterschaft zu betrachten. Nach dieser Aus­sprache machte Abg. Ioos den Vorschlag, statt eines Partei­vorsitzenden ein Kollegium von drei gleich­berechtigten Mitgliedern aus dem neu zu wählenden Parteiausschuß zu wählen. Diesem Vorschlag wurde nach längerer Aussprache zugestimmt. Einer der Vorsitzenden wird Abg. Ioos sein.

Vertretertag der Denlschnationalen Volksparkei

Im Reichstagsgebäude ist die P a r t e i v e r t r e t u n g der Deutschnationalen Volkspartei zu einer Sitzung zusammengetreten, um die Verhandlungen, die vor einigen Wochen nach der Wahl des Parteivorsitzenden Ge­heimrat Hugenberg und der Trennung des Partei- und Fraktionsvorsitzes unterbrochen worden waren, sort- zusetzen. Es handelte sich um innere Angelegenheiten der Partei, wie Ergänzungswahlen des Vorstands, Satzungs­änderungen usw. Die beiden bisherigen stellvertretenden Parteivorsitzenden Schlange-Schöningen und Minister a. D. Wallraff haben ihre Aemter niedergelegt. Nach der von Hugenberg vorgeschlagenen Orgamsationsänderung sollen die leitenden Instanzen der Partei straffer zusammen­gefaßt und eine engere Verbindung zwischen Parteileitung und den Parteiorganisationen im Lande herbeigeführt werden.

Der amerikanischeReparationsjurist" ist da

Berlin. 9. Dez. Der amerikanische Rechtsberater in der Eachverständigen-Kommission, Leon Fraser, ist einge­troffen. Er erklärte, er werde Parker Gilbert bei den Beratungen unterstützen. Sie beide werden aber nur in privater Eigenschaft an der Konferenz teilnehmen, da die Vereinigten Staaten den Vertrag von Versailles nickt

unterzeichnet hätten und daher amtlich an den bevorstehen­den Beratungen nicht interessiert seien.

Bei seiner Landung in Le Havre soll Fraser aus die Frage eines französischen Aeitungsvertrekers geantwortet Huben, die Regelung der französischen Schulden bei Amerika werde ernstlich geprüft werden, er könne sogar erklären, daß im sinkeresse beider Länder Aenderungen an dem bisherigen Mellon-Berenger vorgenommen werden dürften.

Die Ländersihe bei der Reichsbahn

Berlin. 9. Dez. Nachdem Preußen ein Ländersitz in der Reichsbahngesellschafk zugestanden worden war, haben Baden und andere Länder gleiche Ansprüche an­gemeldet. Die badische Regierung hat eine einstweilige Ver­fügung in ihrem Sinn erwirkt. Das Reich hak darauf den andren Ländern den Streik verkündet.

Neue Lohnbewegung unter den Eisenbahnern

Köln, 9. Dez. Die Christliche Gewerkschaft deutscher Eisenbahner Gau Köln teilt mit: Die führenden Vertreter der Gewerkschaft deutscher Eisenbahner aus dem Reichsbabn- direktionsbezirken Trier, Frankfurt a. M., Mainz, Kassel, Elberfeld, Köln, Essen und Münster haben beschlossen, dem Gewerkschaftsvorstand die Einleitung einer Lohnbewe­gung zum frühest möglichen Zeitpunkt zur Ausgcche zu machen. Im Gegensatz zur Reichsbahnhauptverwaltung waren die Gewerkschaftsvertreter der Meinung, daß eine Lohnerhöhung ohne eine gleichzeitige Steigerung des Eiien- bahntarifs möglich sei.

Deukschnakionale Vorschläge zur Einkommensteuer

Berlin, 9. Dez. Die deutschnationale Reichstagssraktion legt eine Novelle zum Einkommensteuergesetz vor, wo­nach für die Einkommensteuer ab 1. Januar 1929 folgende Staffelung eintreten soll: für die ersten angefangenen oder vollen 10 000 Mark des Einkommens 10 v. H., für die weitern 5000 Mk. 11 v. H., für die weitern 5000 Mk. 12 v. H., für die weitern 10 000 Mk. 15, für die weitern 10 000 Mk. 20, für die weitern 20 000 Mk. 25, für die weitern 20 000 Mk. 30 und für die weitern Beträge des Einkommens 35 v. H.

Gegen die Kaufsparkassen

Berlin, 9. Dez. Ein Warenhaus hakte vor einiger Zcik eine eigene Sparkasse eingerichtet, in der die Spareinlage mO 12 v. H. verzinst werden sollen. Die Einlagen sollen aber nicht in bar zurückbezahlk werden, sondern es müssen dafür Maren entnommen werden, die Einzahlungen der Sparer sind also tatsächlich nichts als Vorauszahlungen für Maren. Die Rechtsparteien richteten im preuß. Landtag eine Groß« Anfrage an die Regierung. Diese Art Sparkasse sei Ver­führung der Sparer zu Ankäufen, die durch den angeblich hohen Zinsfuß angelockt werden. Diese Art von Wetkdewer- sei volkswirtschaftlich schädlich. Der preußische Hanbets- mmister bezeichnet in seiner Antwort die Einrichtung soge­nannter Kaufsparkasten als volkswirtschaftlich bedenklich und deshalb unerwünscht. Die Frage einer gleichmäßi­gen Behandlung dieser Angelegenheit wird von den Regierungen der Länder zur Zeit mit der Aeichsregie- rung crörlerl.

Die Lage in Afghanistan

London, 9. Dez. Englische Berichte stellen die Loge in Afghanistan als sehr bedrohlich dar. Kabul sei vom Ver­kehr durch die Aufständischen abgeschnitken. dik Verbindung mit sindien sei unterbrochen. Durch starke Schncefälle sei die Lage verschlimmert worden.