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NagolLer TagblattDer Gesellschafter

Dienstag, 27. November 1828

nannr wuroe, ging er sofort Daran, Sie Tauchbootwafse aus­zubauen und zum entscheidenden Werkzeug des Kriegs zu machen. Aber jetzt war es zu spät. Gänzlich über­raschend kam für Scheer am 29. September die Erklärung der Obersten Heeresleitung, daß sofort Friedensoerhandlun- gen eingeleitet werden müßten. Erbittert, aber vergebens, rang Scheer mit dem Reichskanzler, dem Prinzen Max von Baden, um Beibehaltung des U-Bootkriegs als Faustpfand für den Waffenstillstand. Da gab der Admiral noch einmal den Befehl zum AuslaufenderHochsee- flotte gegen England aber dje Matrosen ver­weigerten den Gehorsam. Das Unheil nahm seinen Lauf. Blutenden Herzens nahm Admiral Scheer im Dezember 191? seinen Abschied und lebte seitdem zurückgezogen in Weimar.

MM NMkWon

Das Reichsarbeitsgericht

Berlin. 26. Noo. Das Reichsarbeitsgericht, das nun­mehr die endgültige Entscheidung über den Scl'^dsspruch für die nordwestliche Gruppe fällen wird, ist beim Reichs­gericht in Leipzig errichtet. Den Vorsitz führt ein Se­natspräsident des Reichsgerichts. Der Senat besteht aus dem Vorsitzenden und zwei richterlichen Beisitzenden und je einem Beisitzer der Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Die Deutschnakionalen gegen den Luther-Bund

Berlin, 26. Nov. Die Landtagsfraktion der Deutsch­nationalen Volkspartei hat zu den Vorschlägen des Bundes ur Ermmening des Reichs eine Entschließung gefaßt, in er sie die Vorschläge dieses Bundesrückhaltlos als nicht ausbauend, soni-en weiter niederreißend" ablcbnt. Partei­leitung und Rcichstagefraktion werden ersucht, in der Öf­fentlichkeit Klarheit darüber zu schaffen, daß Dr. Luther und sein Bund auf diesem Weg und mir solchen Plänen ni 'N auf die Zustimmung der Deulschnationalen Volkspartei und ihrer Fraktion rechnen können.

Das Saaraebict soll den Bahnschuh bezahlen

Saarbrücken. 26. Noo. In den Bölkerbunddeschlüssen über die Einrichtung einer Babuschutztruppe (ein anderer Name für die nach d m Versailler Vertrag unzulässige feind­liche Besatzung) im Smirmbiet war ausdrücklich mllgNeat. daß der Der,"'?-> ung aus der Anwfm'-eit dieser Trupp:« keinerlei K'sten erwachsen dürfen. Ob die völkerkundlich' Sear-Neoierungskrmmission sich an diese Abmachungen gehalten hat, konnte bisher bei der Undurch­sichtigkeit der gan'm Finmizgebaruug nicht festgestellt wer­den. Jetzt aber erscheint aus einmal im Haushaltplan des Saargebiets ein Betrag von 290 090 Franken für die Unter­bringung dieser Truppen. Diese Kosten müßten von Frank­reich. England und Belaien bezahlt werden. Diese Tatsache ist ein neuer Beweis dafür, wie wenig die Regierungskom- missicn die Beschlüsse des Völkerbundrats glaubt beachten zu müssen.

Württemberg

Rottendurg. 26. Non. Rinderfinne. In diesem Monat wurden bei zwei Rindern im hiesigen Schlachthaus Rinderfinnen festgestellt und das Fleisch 21 Tage lang in der Kühlhalle zurückbehalten. In dieser Zeit starben die Finnen ab, während sich sonst aus der von Menschen genossenen Rinderfinne der 48 Meter lange gemästete Bandwurm entwickelt. Durch strenge Handhabung der Fleischbeschau wird die Bevölkerung vor dieser Wurmkrankheit geschützt, die früher keine Seltenheit war.

Reutlingen, 26. Nov. Das Selbstanschlußamt Reutlingen wird am 1. Dezember in Betrieb genommen werden.

Tübingen. 26. Noo. Widersetzung eines Unter­feldwebels. Der Unterfeldwebel Anton Köhl im 2. Batl. bad. Jnf.-Regts., das in Tübingen liegt, war von seinem Hauptmann gerügt worden, weil er einen Kame­raden fälschlich eines Vergehens bezichtigt hatte. Darauf drohte er dem Hauptmann mitallerlei Veröffentlichungen", wenn er (Köhl) nicht zum Feldwebel befördert werde. Das Schöffengericht verurteilte Köhl wegen Widersetzung zur Mindeststrase von 3 Monaten Gefängnis.

Gönningen OA. Tübingen, 26. Nov. 34 Personen zusammen 2848 Jahre alt. Am Fuß des Roßbergs linat die Gemeinde Gönningen mit nicht ganz 1800 Ein­wohner, von denen die meisten einen bedeutenden Samen­handel betreiben. In diesem Ort leben nun 34 Einwohner, die 80 Jahre alt und darüber sind. Es sind 10 Männer von 8087 Jahren, von denen die meisten noch sehr rüstig sind, darunter 5 Altveteranen von 1866 und 187071. Frauen sind es 24 im Alter von 8094 Jahren. Diese 34 bringen also die hohe Zahl von 2848 Jahren zusammen. Ausfallen muß, daß die Zahl der Frauen mit 70 v. H. überwiegt.

Schwaigern. 26. Nov. Der Brandstifter von Schwaigern ermittelt. Den Bemühungen der Heil- bronner Kriminalpolizei ist es' gelungen, festzustellen, daß das letzte große Schadenfeuer, dem 11 Wohnhäuser und 13 Scheuern zum Opfer fielen, durch Fahrlässigkeit des 20 Jahre alten Schmiedgesellen Emil Kieß von hier ver­ursacht worden ist, der gestanden hat, durch Wegwersen einer brennenden Zigarette den Brand verursacht zu haben. Der Betroffene wurde in Hart genommen, lieber die Urheber­schaft des früheren Brantüalles in der Wassergasse (2l Juni) und des Armenhauses (21. Oktober) verdichten die Beweise sich ebenfalls. Den Brand in der Wassergasse lall der Fabrik­arbeiter Philipp Beck auf Anstiften seiner Frau gesteckt haben zum Zwecke des V rsicherungsbetrugs. B ide befinden sich ebenfalls in Haft. D^e man im übr-i-n kört, wird der Mobiliarscha^-en ' Mort und der Gebäude-

schcden am

Schwai e..:. . . . v. D a s g c o ß e B r a n d u n g l ü ck.

Die Obdachlosen sind jetzt vorläufig untergebracht. Stiftungen in Geld, Naturalien. Bekleidungs- und Ausstattungsgegen­ständen wurden gemacht. So haben die hiesigen Landwirte 75 Ztr. Weizen, 8 Ztr. Gerste, 12 Atr. Hafer, 250 Ztr. Stroy und 150 Ztr. Heu gestiftet- Eine auswärtige Firma stiftete Porzellan in großer Zahl, andere gaben Wollsachen, Hüie und Mützen, getragene Kleider und Schuhe, Bettladen u. a. mehr. An Bargeld sind bis jetzt beim Stadtschulkheißenamt etwas über 1700 Mk. eingegangen, darunter von einer Firma allein 500 Mk-, dreimal 200, dreimal 100 und Be­träge von 50 Mk- usw.

Spaichingen. 26. Nov. Segelflug auf dem Drei­faltigkeitsberg. Am Freitag vormittag startete Prinz Eugen zu Schaumburg-Lippe, Ludwigsburg, auf dem Segel­fluggelände am Dreifaltigkeitsberg zu einem Dauersegelflug mit dem SegelflugzeugPeterle" der Fluggruppe Ulm des Württ. Luftfahrtvervands. Der Flieger war 5 Stunden 28 Minuten in den Lüften und hat damir für Württe nberg einen Rekord im Segelflug ausgestellt.

Heilbronn, 26. Nov. Skurmunglück. Der Sturm nachts in der äußeren Aosenbergstraße von der Bachschen Kupferasbestfabrik das ganze riesige Dach ab und trug es über Scheunen und Häuser hinweg in die äußere Rosenbergstraße und auf sechs anliegende Häuser. In die­sen Häusern wohnen eine ganze Anzahl Familien, die zu Tode erschrocken aus ihren Betten stürzten. Die genannten Häuser sind zum Teil sehr stark beschädigt.

Ulm, 26. Nov. Württembergische Schafe nach Klein asien. Gestern wurde hier unter Leitung der Landwirtschaftskammer ein Wagen württ. Zuchtschafe nach Kleinasien verladen. Der Transport geht über Salzburg, die Tauernbahn, Südslawien, Bulgarien, Konstantinopel. Er wird bis dahin annähernd eine Woche unterwegs sein.

Ulm, 26. Nov. Seltenes Frachtgut. Ein wert­volles, seltenes Frachtgut passierte den Bahnhof Neu-Ulm, nämlich für ca. 300 000 Mark Silberfüchse aus Alaska (Nord­kanada). Sie gingen mit Extrawagen weiter nach Jllertissen und Kempten. Von den Tieren, die als Zuchttiere und Stamm für die Silberfuchsfarm gelten, hat nur ein einziges den langen und weiten Transport über Land und Meer nicht ausgehalten.

Aus Stadt «ad Laad

Nagold, 27. November 1928.

Für das Gute schwärmen, stellt sich billiger, als Gutes tun.

Aufstehen!

Das ist mit einem Schlage ein bitteres Wort geworden. Als der Junker Lenz ins Land zog und der taufrische Morgen ins Zimmer lachte mit Vogelgezwitscher und hel- lemSonnenjchein, da war dasAufstehen eine luftige Ange­legenheit, da erhob man sich aus den Federn mit Jugend- frische und Fröhlichkeit, oft lange vor der Zeit und ging wie ein rechter Maienmensch an seine Arbeit. Und als der Sommer sich erfüllte, als die Felder zur Ernte sich rüste­ten, wie oft ging man da dem Morgen entgegen in hah­nenkrähender Frühe, wie leicht und beschwingt sprang man da mit 25-karätiger Seligkeit aus dem Bett.

Aber jetzt, wenn morgens der Wecker klingelt, den man mit einem Male wieder als ein. sehr nützliches Instrument entdeckt hat, dann stöhnt man und legte sich am liebsten noch einmal auf die andere Seite, weil kaum die erste Morgendämmerung ins Zimmer gekrochen ist, weil Dunst und Nebel den verstohlenen Blick durch das Fenster trü­ben und die Straßen wie zerstört in das erste grauge­mischte Licht gähnen odercvielleicht weil draußen noch die stockfinstere Nacht das Regiment führt. Aufsteheni Das ist plötzlich ein unangenehmes Wort geworden. Natürlich schiebt man alle Schuld auf den Wecker, obwohl man von seiner Unentbehrlichkeit überzeugt rst. Man pfeift auf die Weisheit aller Sprichwörter. Morgenstunde hat Gold rm Munde? ?, so fragt sehr skeptisch eine innere teuflische Stimme. Aufstehen, wenn noch kein Feuer lustig im Ofen flackert, aufstehen, wenn der Nebel die Straßen verhängt, aufstehen, wenn der Regen gegen die Scheiben rieselt! Es ist plötzlich ein grauenhaftes Wort geworden, dieses kate­gorischeaufstehen!" Ein Wort, das sich verändert hat wie ein Chamäleon, ein Wort, das sich von einem Extrem ins andere gewandelt hat, ein Wort, dem man es nicht glau­ben will, daß es einst so hell, und fröhlich war für uns in seinem Klang. Aber es ist schon so. Mit der Relativität der Dinge allein ist es nicht getan. Auch solch kleines, harmloses Zeitwort will zuweilen unter dem Gesichtswin­kel der Relativität betrachtet werden. Es ist eben doch ein Unterschied, ob der Wecker im Winter oder im Sommer um 5,6 oder 7 Uhr anfängt zu rasseln. Und mit dem Aus­stehen hat es dieselbe Bewandnis. __ _

Körperschastsbeamten- und

Ortsoorstehervereinigung Nagold

Wie ans dem Anzeigenteil hervorgeht, hat, bestimmt durch den Todesfall eines Kollegen, die Vereinigung ihre Versamm­lung von Mittwoch auf Donnerstag, den 29. November, nachm. 2 Uhr in das Gasthaus z.Waldhorn" verlegt. Es stehen sehr wichtige Punkte auf der Tagesordnung, u. a. ein Vortrag des Reg.-Rates Huberich vom Finanzamt Altensteig, der über Vorbereitung für die Einheitsbewertung der Gewerbebetriebe nnd des Grund- und Gebäudebesitzes" sprechen wird.

Walddorf, 27. Nov. Eefallenen-Eeüenkseier. Aus An­laß des Totensonntags und Gefallenen-Edenktags wurde am Sonntag Abend im Saal des Gasthauses zumAdler" eine eindrucksvolle Eefallenen-Gedenkseier veranstaltet. Veranstalter waren Pfarrer Veil, die Hauptl. Grün­bauer und Funk, der Liederkranz und Militär- und Veteranen-Verein Walddorf. Schon am Vormittagsgot­tesdienst beteiligte sich der Militär- und Veteranen-Ver­ein mit umflorter Fahne, sowie der Liederkranz zahlreich. Herr, Herr, erbarme Dich" undMag auch die Liebe wei­nen", gaben dem Gottesdienst das trauerfeierliche Ge­präge. Abends um 7.30 Uhr versammelte sich eine große Gemeinde im Adlersaal, um unsere Gefallenen zu ehren. Mit einem gemeinsamen Gesang wurde die Feier eröffnet. Pfarrer Veil hielt eine Ansprache, in der er mit markigen Worten der Taten unserer Tapferen gedachte. Ergreifende Bilder verstand er mit Worten zu zeichnen, die dann, auch in Lichtbildern vorgeführt wurden. Eine besondere Eh­rung aber waren die Lichtbilder unserer einheimischen Ge­fallenen. Da konnte man sie alle in Lebensgröße sehen, wie sie einst als stramme Soldaten in den ersten Augustta­gen ausmarschicrten. Tief berührten die Bilder der jün­geren Gefallenen, die, kaum aus der Lehre entlassen, in Krieg und Tod ziehen mußten. Manche Träne wurde ver­gossen, als man, den Sohn, Gatten, Vater, Bruder oder Freund, mit dem man den Krieg mitgemacht hatte, wieder so vor sich stehen sah. Ehre ihrem Andenken? Schön vorge­tragene Chöre des Liederkranzes umrahmten die Feier., wofür dem Verein und seinem rührigen Dirigenten herz- I lichst gedankt sei. Dank aber auch allen, die diese schöne

würdige Feier veranstaltet haben, besonders Pfarrer Veil. Möge das Gedächtnis an unsere teuren Gefallenen auch in Zukunft in uns wach bleiben und ihnen der Dank zuteil werden, der ihnen gebührt.

Heute früh 6 Uhr ist Herr Schultheiß Rothfutz nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 60 Jahren von uns ge! schieden. Eine nichts Gutes verheißende Lungenentzün­dung, verbunden mit einem schon wiederholt aufgetrete­nen Leberleiden, hat ihn vor stark 14 Tagen aufs Kran­kenlager geworfen. Das ohnehin schon geschwächte Heiz ließ für den Arzt u. die Angehörigen von Anfang an we­nig Hoffnung aus Erhaltung seines Lebens übrig. Dcr Totensonntag hat seine Kräfte vollends gebrochen und in einer stürmischen Novembernacht hat nun der Entschlafene sein Leben ausgehaucht. Herr Schultheiß Rothfuß stand seit 1910 an der Spitze der hiesigen Gemeinde. Aus seiner Familie sind mit kurzer Unterbrechung nun drei Ortsvor­steher unserer Gemeinde hervorgegangen. Der Vater war Schultheiß von 18711892,' der Bruder von 1893igzu 1892/93 war der tödlich verunglückte Schulth. Spren­ger im ^ Während die Vorgänger des Dahinae- schiedenen m ihrer Amtszeit die Zeit des Friedens und des Ausstieges unseres Vaterlandes mit erlebten war eine Amtszeit eine Zeit der Unruhe und des Unheils für Volk und Staat Der Weltkrieg mit seinen vielen schwieri gen Ausgaben die Zwangswirtschaft, Karten- und Jnila- tionswesen und all die vielen Neuordnungen der letzten Jahre, brachten für den Ortsvorsteher Aufgaben mit weit D?? E in friedlichen Zeiwiufen. -

Die Arbe.t im Kirchengemeinde- und Ortsschulrat erfor­derten ebenfalls rmmer viel Zeit und Anteilnahme. Von ganz besonderer Bedeutung wurde die breits vor dem Krieg begonnene und in den letzten Jahren durchgeführte ^.eldbereimgung - Dabei blieben dem Da Hingeschiedenen

Familie nicht erspart. Nach einem Leben voll Muhe und Arbeit, sind die Augen unse­res Ortsvorstehers für immer geschlossen. So oft wir sei-' ner gedenken werden die schweren Not- und Krieaszeiten vor unseren Augen stehen, die unlöslich seiner ganzen Amtszeit in aller Gedächtnis weiterleben. Ha.

tZP**ingen. 26. Noo Krieger-MMtärverein. Im Anschluß an^ den Frühgottesdienst veranstaltete der hiesige Krieger-Mrlilarverein unter Mitwirkung des Gesangvereins seine Gedenkfeier für die Gefallenen. In der Aussprache wies der Vorstand daraus hin, daß Treue halten nicht allein Pflicht gegen die Lebenden sei, sondern sich nicht weniger auch an den Toten erweisen müsse. Das gelte in ganz besonderem Maße ^ ^ ^ den Schlachtfeldern gebliebenen Kameraden,

deren Leistungen heute so vielfach geschmälert und deren Opfer entwertet wird. Es möchte doch jedem, der daran gleichgültig vorüber geht, Gelegenheit geboten sein, in den ehemaligen Kriegs­gebieten selbst zu sehen, nicht bloß was der Krieg für ein Land bedeutet, auch nicht, wie andere Nationen ihre Toten ehren, nein, er müßte hineintrelen in einen schl'chten deutschen Sol datenfriedhof, wo sich aui noch schmucklosen Grabhügeln jene kleinen, schwarzen Kreuze erheben, deren Zahl ungezählte Tan- sende umfaßt. Würde dann nicht der Tod zu ihm sprechen: steh, die da unten ruhen, sie haben das Bitterste und Schwerste auf sich genommen, wohl täglich und stündlich sind sie auf ihrem Wege dem Tode begegnet und sind ihrer Pflicht treu geblieben. Was muß das für ein Glauben gewesen sein, dem sie dienten! Darum Treue um Treue, das müssen unsere gefallenen Brüder von uns fordern.

In der für den Nachmittag zu Kam. Heinrich Gutekunst e,«berufenen Versammlung konnte der Vorsitzende diesem, von schwerer Verletzung wiedergenesenen Kameraden die besten Glückwünsche überbringen. Anschließend hieran gab der Vereins­vorstand einen Bericht über seine Erlebnisse beim Besuch der ehemaligen franz. belgischen Kriegsgebie e, wobei er sich im Hinblick aus die Fülle der Erinnerungen zunächst auf die Schilderung jener Stätte beschränken mußte, um deren Be­sitz einst Nationen mit dem höchsten Einsatz würfelten. Verdun. Wohl nirgends sind die Erinnerungen an das furchtbare Geschehen in solcher Deutlichkeit noch lebendig, als gerade hier. Nach verläßlichen Angaben standen sich in dem verhältnismäßig engen Raume binnen weniger Monate etwa 6 Millionen Streiter gegenüber, und Frank­reich beziffert die Zahl seiner Toten dort wohl nicht zu hoch gegriffen auf 400 000; die des Angreifers kann nicht wesentlich anders sein. Die Zahlen mögen schon allein das oben Gesagte verdeutlichen, wo sie es nicht tun, da reden Landschaft, Panzerfort, Ruinen, Denkmäler und unübersehbare Friedhöfe ihre eigene Sprache. Wo es an­ging wurde auch versucht, aus Aufzeichnungen, die von Freund und Feind zur Verfügung standen, ein Bild von den Ereignissen, die sich an den wesentlichsten Punkten ab­gespielt haben, zu zeichnen. Die Darbietungen fanden bei der stattlichen Hörerzahl unverkennbares Interesse.

Unterjettingen, 26. Nov. Unseren Helden zum Ge­dächtnis. Ein grauer, regenschwerer Himmel grüßte uns in, der Frühe des gestrigen Sonntags, des Gedenktags un- rer Toten. Jst's nicht ein Symbol der Vergänglichkeit alles Irdischen, gerade den letzten Sonntag des Kirchen- jahrs in den weitesten Kreisen unseres deutschen Volkes den Toten, namentlich aber den im Weltkrieg Gefallenen zu weihn? Ebenso still und ruhig wie der Tag gekommen, geht er wieder zu Ende, frei vom Lärm des Alltags und dem Gejohle halbwüchsiger Burschen, ernst und stim mungsvoll, der großen Sache angepaßt. In feierlichem Zuge, in einiger Geschlossenheit schreiten die Vereine mit umflorter Fahne zum Vormittagsgottesdienst, wo der Ortsgeistliche in zu Herzen gehenden Worten an die gro­ßen Taten unserer Helden erinnert, derer, die ihre Begei­sterung und ihren Opfermut mit ihrem Herzblut bezahl­ten,.Gestern noch auf stolzen Rossen, heute durch die Brust geschossen" klingt's von meisterhaft geschulten Män­nerstimmen durch die Hallen unserer schönen Dorfkirche. Selbst der gefühlsarmste Mensch müßte mitgerissen wer­den, es ist ein inneres Erleben, das nicht in Worten wie- derzugeben ist. Wunden, die man geheilt wähnte, werden frisch und bluten, aufs Neue. Ein unnennbares Weh be­mächtigt sich vieler Herzen. Der ChorWie sie so saust ruhn, alle die Seligen", bildet den Abschluß der Gedenk­feier. Die Gedenktafel und -Blätter mit ihren rmmergru nen, unverwelklichen Kränzen legen das Trenegelubve ab, das wir bis zum Tod unseren Helden bewahren wol­len.

Unterjettinge«, 26. Nov. Eemeinderatswahl. Mit Ab­lauf des Monats Dezember scheiden folgende Herren au. dem Gemeinderat aus, find jedoch wieder wahlbar. Georg