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die 2,5 Milliarden Mark als Bürde der Gesamtheit eine untrennbare Einheit.

Bon dieser Riesensumme macht man sich kaum ein an­schauliches Bild. Rechnen wir sie vom Jahr aus auf die Mi­nute um, so sind esinjederMinute4800Mark. die wir an Reparationen zahlen, in einer Stunde 288 000 Mark, an einem Tage annähernd sieben Millionen Mark. Verteilen

wir die Jahreslast auf die 63 Millionen Einwohner Deutsch­lands, so ergibt sich pro Kopf eine Reparations­last v o n 38,75 Mark jährlich, aber nicht nur für die eigentlichen Steuerzahler, sondern auch für Frauen, Kinder und Invaliden. Die Not der 900 000 Familien, die heute in Deutschland noch wohnungslos sind, wäre beseitigt, wenn die ReparationsVasse nur für ein Jahr auf den Tribut verzichten und die 2,5 Milliarden für den Wohnungsbau zur Verfügung stellen würde. So aber werden mit unserem Geld Untersee­boote in Frankreich, Eisenbahnen aus Madagaskar und Gou­vernementsgebäude am Senegal gebaut, während bei uns das Wohnungselend Hunderttausende gesundheitlich und sittlich bedroht.

2,5 Milliarden Mark im Jahr, das sind in zwanzig Jahren fünfzig Milliarden. Vor dem Krieg kam das ganze deutsche Bolksvermögen aus 300 Milliarden Mark, während der jähr­liche Arbeitsertrag des deutschen Volks, dasVolkseinkom­men", etwa 50 Milliarden betrug. Heute ist das Volsvermö- gen nur noch ein Bruchteil der damaligen Summe. Um so schwerer die Belastung! Schon zehn oder zwanzig Jahres­zahlungen genügen vollauf, um unsere Wirtschaft so weit zu- rückzuwerfen, daß sie die Konkurrenzfähigkeit mit dem Aus­land niemals wieder erreicht.

Die bisherigen deutschen Iahreszahlungen

Dawesjahr 1924/25: Deutsche Amerika - Anleihe 1924 800 Mill. Goldmark. Verzinsung der deutschen Reichsbahn­schuldverschreibungen 200 Mill. Goldmark, zusammen 100S Millionen Goldmark.

1925/26: Beitrag aus dem Reichshaushalt 250 Mill., Be­förderungssteuer 250, Verzinsung der deutschen Industrie- Schuldverschreibungen 125, Verzinsung der Rsichsbahn- schuldverschreibungen 595, zus. 1220 Mill. Goldmark.

1926/27: Ergänzungsbeitrag aus dem Reichshaushalt 300, Reichshaushalt 110, Beförderungssteuer 290, Industrie- Schuldverschreibungen 250, Reichsbahn 550, zus. 1500 Mill. Goldmark.

1927/28: Reichshaushalt 500. Beförderungssteuer 290. Industrie-Schuldverschreibungen 300, Reichsbahn 660, zus.

1750 Mi«. Goldwark.

1928/29 und folgende st.Normaljahre"): Reichshatzshalt 1250. Beförderungssteuer 290. Jndustrie-Schuldversibreibun- gen 300, Reichsbahn 660. zus. 2500 Mill. Goldmark.

Die haben wir bisher gezahlt?

Wenn es mit den Reparationen wirklich so schlimm ist, wie ist es dann bisher gegangen? Wir stehen heute sm fünften Dawesjahr. Aber schon vor Beginn des Da­wes plans haben wir Reparationen gezahlt, mit Auslandsguthaben, mit Heeresbedarf, mit Eisenbahn­material, mit Kohlen, mit Handelsschifien, mit Vesatzungs- lasten. Die Quittung dafür war der Niedergang der Pavier- mark. der Zusammenbruch der Volkswirtschaft im Kata­strophenjahr 1923, der durch die Aufwertungsgesetzgebung besiegelte fast restlose Verlust des gesamten deut­schen Spar- und Rentenvermöaens. Diese Art der Reparationszahlung ist nun mit dem Dawesplan durch ein verfeinertes Verfahren abgelöst worden. Die ersten vier Dawesjahre brachten eine abgestufte Belastung, insge­samt 5470 Millionen Mark. Wie haben wir diese gezagt? Erstens dadurch, daß wir im Herbst 1924 vom Aus­land die Dawesanleihe von 800 MMonen Mark er­hielten, zweitens dadurch, daß uns seit 1924 Jahr für Jahr Ausländsanleihen lang- und kurzfristig zuflossen, mit denen wir, geldwirtschaftlich betrachtet, sowohl unseren Einfuhrüberschuß als auch die Darvesraten bezahlten. Wir haben also, um die drängenden Schulden des Tages zu be­zahlen. neueSckuldenfürdieZukunftgetnacht. Das ist kein Kunststück, solange man Kredit hat. Durch die­ses Kreditmannöver ist aber die Auswirkung der Reparatio­nen vollkommen verschleiert worden. Dennoch, ein Wechsel, ob prolongiert oder protestiert, bleibt Wechsel: jede Prolon­gation bringt neue Zinsenlast, und der Verfallstag kommt doch einmal. Wird uns das Ausland immer bereitwillig Kredit geben? Wir befinden uns da in einer schrecklichen Abhängigkeit. Die Konjunkturschwankungen, die Lohnkämpfe, die Preisbewegungen der Gegenwart weisen bereits heute auf schwere Krisen bin, die unvermeidlich sind, wenn Milliarden gezahlt werden sollen, für die es keine Deckung gibt. Selbst aber, wenn wir Am-lcmdsk>-edit zur Genüge er­halten, ist unsere Laae nicht gebessert. Die Kreditgeber wer­den natürlich das Recht beanspruchen, unsere Wirt­schaftentsprechendzu kontrollieren. Wir wür­den im eigenen Haus kaum noch viel zu sagen haben.

Selma Lagerlöf

sZu ihrem 70. Geburtstag am 20. Nov. 1928.)

Von Dr. Hans Hillebrand.

Schneeweiß ist sie geworden, Schwedens bedeutendste Dichterin. Ein Leben in der Stille gereifter Erfolge liegt hinter Selma Lagerlös, das so erdhaft-transzendent anmutet wie der schwedische Mensch und seine Landschaft. Fest im heimatlichen Boden wurzelnd, hat mit überzeugen­dem Einfühlungsvermögen die Seele ihrer Umwelt aus­zudeuten gewußt in ihren. Sagen, Märchen und Romanen. Schon der NameEösta Berling" besagt hier alles. Ehrun­gen sind ihr, der einst völlig unbekannten Lehrerin aus Värmland, im Laufe ihres dichterischen Aufstiegs zuteil ge­worden fast wie Sand am Meer. Sie ist seit 1914 das erste weibliche Mitglied der schwedischen Akademie, Trägerin des Nobelpreises für Literatur und korrespondierendes Mit­glied zahlreicher in- und ausländischer Kunstverbände und dennoch ständig das geblieben, was alle Welt an ihr so rückhaltlos bewundert: die bei aller Schlichtheit ihres Wesens und ihrer Ausdrucksmittel ungemein fein kulti­vierte, nordische Erzählerin.

Wer es hört, welch gediegen-anspruchsloses Leben sie aus Morbacka, ihrem Landsitz in der Nähe des herrlich ge­legenen Frykensees, führt, merkt bald, wie sehr die Dich­terin sich in ihre eigenen Ideen- und Sagenwelt immer mehr hinein zu spinnen versucht. Was hat auch schließlich ihr, der gütigen. Greisin, das sinnlos wirre Treiben unserer Zeit an Werten noch zu bieten, denen nachzuspüren sich für

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Neuesle Nachrichten

Me Wahlreform

Berlin, 19. November. Bei bem Wahlreform­gesetzentwurf, den das Reichsministerium des Innern ankündigt, handelt es sich um den bekannten Kaisen- bergschen Vorschlag: Festhalten am Proporz, verklei­nerte Wahlkreise, verkürzte Reichsliste durch Zusammen­fassung der Reststimmen in Wahlkreisverbänden. Die Einwendungen, die bisher gegen den Entwurf erhoben wurden, z. B. völlige Abschaffung des Proporzes, sind nicht berücksichtigt worden.

Berliner Kirchenwahlen

Berlin, 19. Nov. Bei den Wahlen zu den kirchlichen Körperschaften im Bereich der altpreußischen Landeskirche war die Beteiligung zum Teil außerordentlich lebhaft. Zn Groß-Berlin stieg sie in etwa 10 Gemeinden auf über 50 Prozent. Auffällig stark ist die Zahl der gewählten Frauen. In einer Reihe von Gemeinden, besonders des Berliner Nordens, gehören auch Arbeiter den neuge- wählken Körperschaften an. Nach den bis zur Stunde vor­liegenden Ergebnissen sind, in 118 von insgesamt 138 Groß- Berliner Gemeinden gewählt: Positive 3701, Volkskirch- liche-evangelifche Bereinigung (Mittelpariei) 460, Freunde -er Freien Bolkskirche (Liberale) 1242 und für Deutsche Kirche 39 und Ueberparleiliche 1694.

Räumung, aber keine neue Gesamlbelastung

Trier, 19. Nov. Der Kreistag des Landkreises Trier, des­sen Bezirk in der vertragsmäßig erst im Jahre 1935 zu räumenden dritten Zone des besetzten Gebiets liegt, nahm unter Bezugnahme auf die Genfer Verhandlungen folgende Entschließung einstimmig an: Wenn irgendein Kreis an der Räumung ein großes Interesse hat, so ist es der Landkreis Trier. Trotzdem bittet der Kreistag die Neichs- regierung, keinem Ilebereinkomnrm zuzustimmen, durch das das gesamte deutsche Bolk mit neuen Opfern belastet würde. Wenn unsere Befreiung nicht anders erreicht werden kann als durch neue Opfer des deutschen Volks, dann ist die Be­völkerung des Landkreises Trier bereit, die Besehungs- last auch weiterhinbis zum Jahr 1935 zu tragen.

Die 53. Ratstagung

Genf, 19. Nov. Zu der 53. Tagung des Bölkerbunds- rats, die am 10. Dezember unter dem Vorsitz Brian d's beginnen wird, werden auch Lhamberlain und Stresemann erwartet, da voraussichtlich die Be­sprechungen über die im September aufgenommene Re- parations- und die Abrüstungsfrage fortgesetzt werden soll.

Oberst Bauer in Schanghai

Schanghai, 19. Nov. Der deutsche Oberst Bauer ist in Schanghai eingekroffen und von Vertretern Tschiang-

kaischeks ehrenvoll empfangen und begrüßt worden. Der Oberst ist gebeten worden, bei den Beratunnen über den allgemeinen Wiederaufbau Chinas milzuwirken. Oberst Bauer, der im letzten Winter Südchina bereist und das Land und General Tschiangkaischek liebgewonnen hat, soll nach englischer Meldung erklärt haben, China müsse vor allen Dingen seine Industrie organisieren, denn ohne organisierte Industrie sei die Bildung eines G e - neralskabs nach deutschem Muster unmöglich.

Die chinesischen Handelskammern haben die Regierung in Nanking ersucht, am 1. Januar nur die volle Zollhoheit Chinas zu erklären und die bisherigen Zolltarife vorläufig beizubehalten, später aber den endgültigen Tarif rechtzeitig zu verkünden.

Das Stuttgarter Handwerk gegen die Erweiterung der SelbsthilfegeseUschaft

Stuttgart. 19. November. Die Vereinigten Innungen von Gtoß-Stuttgart veranstalteten am Sonntag im Konzect- jaal der Liederhalle eine öffentliche Kundgebung des gesamten Stuttgarter Handwerker- und Eewerbestcnds gegen die von der Stadt Stuttgart geplante Erweiterung der Selbsthilfe-Gesellschaft mir städtischen Mitteln. Der Plan der Stadtverwaltung geht dahin, die jetzt vom Arbeitsamt losgelösteSelbsthilfe der E^werbsbeschränkten G.m.b.H.", au; die Stadt zu übernehmen und ihr ein unverzinsliches Darlehen im Betrag von 100 000150 000 Mark zu geben, um ihren Betriebauszvbauen". Der Vorsitzende der Handwerkskammer, Gemeinderat Rebmann gab nähere Ausführungen über die Entwicklung und die künftigen Pläne der im Jahr 1921 gegründeten S e l b st h i l f e - Ge­sell s ch a f t, die den Zweck hac, Erwerbsbeschränk­ten, die in der Wirtschaft nur schwer, oder überhaupt nicht

. eine dem Irrationalen zugewandte Natur wie Selma ! Lagerlöf überhaupt verlohnt?

In fast allen Kultursprachen sind Werke ihres Geistes mehr oder weniger gut übertragen erschienen, seit sie zu den köstlichsten Perlen der Weltliteratur gehört. Freilich, den überwältigenden, Erfolg ihresEösta Berling" hat sie mit keiner ihrer späteren Schöpfungen erreichen können. Die kuriose Geschichte Göstas und der Kavaliere auf Ekeln, ist ein Ausschnitt unverfälschten Schwedentums, bei aller barocken Fabelseligkeit herb, heldisch und durch­aus männlich anmutend. Wir Deutschen denken unwill­kürlich an. die Droste und Ricarda Huch, mit denen die große Schwedin manches gemein hat. Und ob wir nun zu dem rembrandtartig ins Hell-Dunkle getauchten Bekennt­nisromanJerusalem", zu der das Weib-Erlösungs- motiu behandelndenHerrenhofsag e", zuNils Hol- gerßons wunderbarer Reise", zuHerrn Arnes Schatz" oder gar zumRing des Generals" oder der Erweiterung des Eösta,Lilliecronas Heimat" und ihren, traulichen Kind­heitserinnerungen inMorbacka" greifen immer wieder umweht uns der Atem einer nordischen Frau, die als aus­gereifte Persönlichkeit das Evangelium weltumspannender Liebe und Erlösung wie eine geheimnisvolle Krone köst­lichster Erkenntnis durch alle Geschehnisse der von ihr ge­schaffenen Phantasie- und Sagenwelt trägt. Sie blendet nie, sondern bestrickt durch ihre Natürlichkeit. Form, In­halt und ein künsterisches Ethos, das man aus allen Schöp­fungen Selma Lagerlöfs, selbst aus den kleinsten, deutlich und dennoch unaufdringlich herausfühlt, find hier zu jener höheren Einheit verschmolzen, die jeden, echten Dichter erst für die Kündung höchster Menschheitsziele begnadet er­scheinen läßt.

_Dienstag, 2V. November 1928

unlerkommen, Arbeit und Ve-dicnst zu schaffen. Geplant ist jetzt, die derzeitige Arbetterzabl von 74 auf 169 zu erhöhen. Da Stuttgart aber gar nichi so viel Erwerbsbefchrönkre hat, Nliißien V o l l e r w e r b s f ä h i g e eingestellt werden. Da­gegen wendet sich das selbständige Handwerk, da d:e Be­schäftigung von voll erwerbsfähigen Personen mit d-m Sinn der Selbsthilfe in Widerspruch steht. Der Redner be­dauerte. daß das städtische Wohlfahrtsamt den Antrag beim Gemeinderat eingebracht und die soziale Abteilung ihm bereits Zugestimmt hat, und gab der Aossnuna Ausdruck, daß die bürgerlichen Parteien diesen Antrag a b- lehnen werden. Bei der Abstimmung werde man dann sehe.n, welche Parteien ein Herz für das Handwerk haben Bäckerobermeister Gemeinderat Schwarz wandte sich ebenfalls scharf gegen eine solche Neuanschaffung städtischer Regiebetriebe. Bedauerlich sei, daß ausgerechnet das städti­sche Wohlfahrtsamt, das jährlich 10 Millionen Mark ver­schlinge, einen solchen Betrieb, der alle Gewerbetreibenden schädige, aufziehen wolle. In der Aussprache stimmten die Gemeinderäte Fink (BP.) Krämer (DVP.), Kau- derer (Dem.) sowie verschiedene andere Redner den Aus­führungen der Referenten zu, wobei sie auch übereinstim­mend dem Wunsch Ausdruck gaben, daß für die kommenden Gemeinderatswahlen eine Listenverbindung sämt­licher bürgerlichen Parteien zustande kommen möge.

Zum Schluß wurde einstimmig eine Entschließung angenommen, die entschiedenen Einspruch gegen das gemein­gefährliche Vorhaben auf öffentliche Kosten erhebt und die bürgerlichen Parteien auffordert, gegen übertriebene soziale Forderungen und gegen die Förderung jeglicher, auch ver­steckter Sozialisierungsversuche eine geschlossene Einheits­front zu bilden.

Ernennung. Das Staatsministerium bat den Ministe­rialdirektor im Kultministerium, Dr. M e y d i n g. zum außerordentlichen Mitglied des Disziplinarhofs für Staats­beamte für die Dauer seines Hauptamts ernannt.

Der Staatspräsident hat die Stelle des Direktors der Landesbibliothek in Stuttgart dem Oberbibliothekar Prof. Dr. Schmid daselbst übertragen.

Erweiterung der Wasserversorgung Stuttgarts. Das

Wasserwerk Stuttgart hat beim Gememderat beantragt, den Plan einer Erweiterung der Wasserversorgung zur Zu­leitung von Schwarzwaldwasser aus dem Eyach tat weiter zu verfolgen und zwar a) bei einer Versorgung von Stuttgart allein mit 15 Mill. cbm. mittlerer Jahresleistung, 75 000 cbm höchster Tagesleistung und 19,1 Millionen Ä Gesamtkosten, b) bei einer Mitversorgung der übrigen Ab­nehmer der Landeswasserversorgung mit 20 Millionen cbm Jahresleistung, 160 000 cbm höchster Tagesleistung und 26 Millionen -4t Gesamtkosten. Weiter wird beantragt der Ausbau des Seewasserwerks in der Nähe Stuttgarts als Zwischenlösung mit einem Kostenaufwand von 3,2 Mill. -4t. Eine Schädigung der Wildbader Warmwasserguellen soll nach den Sachverständigen-Gutachten ausgeschlossen sein. Die Unterlieger an der Enz werden für den Wasserentzug angemessen entschädigt. Jedes große Neubauprojekt erfor­dert mindestens 3 Jahre Bauzeit. Als eine Zwischen­lösung bis zur Fertigstellung des großen Neubaues be­absichtigt die Stadt Stuttgart, ihre Wasserversorgungs- anlagen um 40 000 cbm Spitzenleistung durch Ausbau des Seewasserwerks in der Nähe Stuttgarts zu erweitern. Da­mit würde Stuttgart seinen Bedarf bis zum Jahre 1935 decken können.

Ehrenmal für die württ. Armierer. Die württ. Armie­rungsbataillone Nr. 59, 131, 144 und 192 haben ihren im Weltkrieg gebliebenen 162 Kameraden bei den Gedenkzeichen für die württ. Feldtruppenteile im Ehrenhain des Wald­friedhofs Stuttgart eine Ehrentafel mit Stahlhelmsrnnbol und Gedenkaufschrift errichtet, die am Sonntag, den 16. De­zember, 10.30 Uhr, feierlich geweiht werden soll. Nach­mittags 3 Uhr wird sich ein Armierertag mit Familien im Mozartsaal der Liederhalle anschließen. Armierer und An­gehörige der Straßenbaukomp. 71, insbesondere aber die Hinterbliebenen der Toten sind zur Teilnahme herzlich ein­geladen.

Der Verband würlk. Industrieller hält am 28. November in Göppingen eine Mitgliederversammlung ab. Vorträge werden halten Generaldirektor Dr. Heilner über die deutsche Wirtschaft und den europäischen Zusammenschluß, sowie Finanzminister a. D. Schall über Auslandskredite und Auslandsverschuldung.

Tübingen. 19. Nov. T h e o l o g i e st u d e n t i n n e n. Im letzten Semester studierten 140 Frauen in Deutschland evang. Theologie: in Tübingen 34, in Berlin 18. in Mar­burg 15, Erlangen 12, Greifswald 9, Heidelberg und Münster je 8, Kiel 7, Jena und Rostock je 5, Göttingen, Halle und Königsberg je 4, Leipzig 3, Bonn und Breslau je 2. Die Zahl ist in dauernder Zunahme begriffen. Im Sommer­semester 1927 zählte man erst 95 weibliche Studierende der evang. Theologie.

Grotzfeuer in Schwaigern

Zehn Wohnhäuser und acht Scheuern abgebrannt Schwaigern OA. Brackenheim, 19. Nov-

Binnen wenigen Stunden brannten in vergangener Nacht zehn Wohnhäuser und acht Scheuern nieder, darun­ter das bekannte GasthausZum Ochsen". Eine dort unter­gebrachte werkvolle alte Fahne des Kriegervereins konnte in Sicherheit gebracht werden. Der Ortsfeuerwehr gelang es, im Verein mit den Feuerwehren von Heilbronn und Bückingen, in der achten Morgenstunde dem Flammen­meer Einhalt zu tun und das stark bedrohte Wohn- und Geschäftshaus der Eisenhandlung Haege, sowie das frühere Stadtpfarrhaus vor dem Niederbrennen zu schützen. Im ganzen sind 220 Menschen obdachlos geworden. Der Ge' bäudeschaden wird auf mehr als 100 000 Mark geschätzt. Vieh und Mobiliar konnten gerettet werden. Die Brand­stätte liegt unweit von jener Gegend, in der kürzlich das Armenhaus abbrannte. Da es sich um den vierten Brano- fall in kurzer Zeikfolge handelt, vermutet man Brano- siiftung.

Ravensburg, 19. Nov. Sturmschaden. Furchtbar gewütet hat der Sturm in der Freitagnacht auf dAN Post­platz. Die sehr leichten Bretterbuden wurden wie ein Spiel- ball in die Höhe gehoben und umgestülpt. Die Planen wurden abgerissen und weit fortgeweht. Nur mit vieler Mühe gelang es den Iahrmarkthändlern, ihre Buden wieder notdürftig aufzustellen.

Vom Schrvarzwald, 19. November. Schnee fall im Schwarzwald. Im Verlauf des Samstagabends, der Nacht und des Sonntagmorgens hat es in den böheren Lagen des Schwarzwaldes bis etwa 1000 Meter hinab geschneit.