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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Freitag, 1K. November 1928

Reutlingen, 13. Nov. In den Ruhestand. Ober­bürgermeister Hepp tritt im kommenden Frühjahr, wo er das 65. Lebensjahr erreicht, in den Ruhestand. Mehr als 30 Jahre stand er an der Spitze der Stadt.

Ulm. 15. Nov. Die Kuh zwischen den Schnell­zügen. Auf der Station Burlafingen zwischen Neu-Ulm und Günzburg (Linie UlmMünchen) geriet eine Kuh zwi­schen die auf dieser Station kreuzenden Schnellzüge. Beide Züge erhielten kräftige Stöße und mußten anhalten. Der Münchner Schnellzug traf mit 20 Minuten Verspätung ein. Die Anschlüsse konnten nicht mehr erreicht werden.

Lrlenbach OA. Neckarsulm, 15. Nov. Hunde imSchaf- pferch. Gestern früh, als der Schäfer beim Essen war, sind in einen Schafpferch 2 Wolfhunde eingedrungen. Vier Schafe wurden derart zugerichtet, daß sie geschlachtet werden mußten. Weitere wurden verletzt. Die Hunde ließen erst von den Schafen ab, als sie von den in der Nähe arbeiten­den Personen verjagt wurden. Der Hundebesitzer konnte fest­gestellt werden.

Friedrichshofen, 15 Nov. Petri Heil. Einen Sand- felchen von ungewöhnlicher Größe fing der F-schermeistsr. Kreß aus Hagnau. Der Fisch war 68,5 Ztm. lang, hatte einen größten Umfang von 41,5 Ztm. und wog mit den Ein­geweihten 3825 Gramm, also reichlich 7,5 Pfund.

Au» Stadt vud Land

Nagold, 16. November 1928.

Das Bewußtsein, niemandem wirklich unent­behrlich zu sein; ist niederdrückend, es lähmt jede Lebensfreude.

Vom Werbetag des C. B. 3. M.

Man schreibt uns: Mit großen Gruppen evang. Jugend des deutschen Volkes rüstet der C. V. j. M., einen Werbetag zu halten. In den letzten Jahren trug jeder dieser Tage sein be­sonderes Gepräge:Christliche Mannhaftigkeit,Jugend mit der Bibel" undHeiligung des Werktags" u. a. Beim kommen­den Werbetag am nächsten Sonntag heißt die Losung:Auf der Seite des Sieges". Von dieser Seite aus berichtet Generalleut­nant a. D. Niethammer, ein im Krieg und Frieden be­

währter und beliebter Offizier. Nach dem Kriege war in ver­schiedenen Dienststellen der Reichswehr tätig u. a. Bat.- und Regimentskommandeur beim I. R. 13, bis er dann als General­leutnant seinen Abschied nahm. Auch während seiner militäri­schen Tätigkeit machte er aus seiner Elaubensstellung keinen Hehl und pflegte seine Untergebenen immer wieder auf Gottes Wort und Sonntagsheiligung hinzuweisen. Seine Name hat deshalb bei solchen, deren Herz warm für des Volkes Wohl schlägt, einen guten Klang. Da mag nun gerade am nächsten Sonntag Abend eine Jugend mit der Parole:Auf der Seite des Siegers" wohl auch in unserer Gemeinde Gehör finden. (Näheres siehe im Inseratenteil der Samstagnummer.)

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- Die 2 Mnkerausgabe 1928 29 des Reichs-Kursbuchs wird in der Zeit vom 10.-13. Dezember erscheinen. Die Züge, die nunmehr noch die 1. oder nur die 3. Klasse fuhren, sind durch besondere Zeichen hervorgehoben, so daß es letzt für die Benutzer des Reichs-Kursbuchs wesentlich leichter ist, sich über die bei den einzelnen Zügen geführten Wagenklassen zu unterrichten. Der Verkaufspreis für ein Reichs-Kursbuch mit Eisenbahn-Uebersichtskarte beträgt wieder 6.50 ^. Be­stellungen nehmen alle Postanstalten, die Bahnhöfe der Deut­schen Reichsbahn, sowie auch die Sortimentsbuchhandlungen und Reisebüros entgegen.

Starkes Auftreten von Feldmäusen. Allgemein hört man in jetziger Zeit Klagen über starkes Auftreten von Feld­mäusen, denen der heurige trockene Sommer anscheinend besonders gut bekommen ist. Daß diese überflüssigen Nager an Saaten ungeheuren Schaden anzurichten vermögen ist bekannt, und jeder Landwirt weiß das aus eigener Erfah­rung. Im eigensten Interesse ist es deshalb Pflicht aller Grund- und Bodenbesitzer, rechtzeitig Mittel gegen dies» Schädlinge anzuwenden.

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Freudenstadt, 15. Nov. Regierungsrat Dr. Vollmer gefun­den. Gestern früh wurde etwa 4 Kilometer vom Kurhaus Ruh­stein entfernt im Walde abseits des Wegs die Leiche des seit dem 4. November vermißten Regierungsrats Dr. Eugen Vollmer von wllrttembergischen Forstbeamten unter Umständen gefunden, die das Äorliegen eines Verbrechens ausschließen. In Ermangelung jedes anderen Beweggrundes steht fest, daß der Verstorbene ein Opfer seiner im Krieg erlittenen schweren Kopfverletzung ge­worden ist. Wie weiter berichtet wird, hat sich Dr. Vollmer durch Herzschuß das Leben genommen.

Die Schietinger Bluttat vor dem Schwurgericht

Tübingen, 15. Nov. Schwurgericht. Versuchter Mord. Die in ihrer Art rohe und grausame Bluttat in Schietingeu OA. Nagold, die der 24 Jahre alte Dienstknecht Ad. Glückler, gebürtig von Schwenningen, Amt Meßkirch, Baden, an seinem damaligen Dienstherrn Heinrich Gutekunst. Gastwirt in Schietingen, dessen Ehefrauund Mutterverübte es war in der Nacht des Sonntags am 8. Oktober ds Js. hat in der Nachmittagssitzung des Schwurgerichts ihre gerechte Sühne gesunden. Der Angeklagte ist, wie wir bereits berich­teten, wegen eines Verbrechens des versuchten Mords, wegen eines Verbrechens des versuchten Totschlags und wegen schwerer Körperverletzung zu der Eesamtzuchthausstraje von 13 Jahren verurteilt worden, abzüglich 1 Monat Untersuchungshaft, außer­dem 10 Jahre Ehrverlust.

Glückler war fast zwei Jahre zu gegenseitiger Zufriedenheit als Dienstknecht beim H. Eutekunst. Seit 1924 soll er für sein uneheliches Kind im Ueberlinger Bezirk Alimente bezahlen, kurz vor dieser Zeit erhielt er eine Aufforderung vom Jugendamt Ueberlingen zur Zahlung seiner Verpflichtungen. Er reiste dort­hin und hat seinen Urlaub zwei Tage überschritten. Bei der Rückkehr in seine Dienststelle wurde ihm vom Dienstherrn Vor­halt gemacht, außerdem wurde er noch des Diebstahl von Ge­treide im Hause des Dienstherrn bezichtigt und deshalb aus dem Dienst entlasten. Mehrere Male wurde er von den Land­jägerbeamten in Nagold und Haiterbach vernommen. All dies wirkte sehr aus den Angeklagten ein, der daraufhin in Hochdorf eine Stelle antrat. Zu Kameraden und zu Schietinger Be­wohnern soll er wiederholt gesagt haben, ihm sei das Leben entleibet, er tue sich etwas an. Bei Zerwürfnissen mit dem Mädchen, die von ihm ein Kind hatte, soll er geäußert haben: ins Zuchthaus gehe ich nicht, eher mache Dich tot. Früher war E. einmal in einer Anstalt zwecks Beobachtung seiner Geistes­verfassung. wurde aber als gesund entlasten. In der Schule habe er schlecht gelernt, Rechnen u. Schreiben fielen ihm schwer. An jenem Sonntag, den 8. Okt. ging er zwei Mal nach Schie­tingen, mittags und abends und hatte wieder hören müssen, daß der Verdacht des Fruchtdiebstahls immer noch auf ihm laste. Er hat dann weiter nach reiflicher Ueberlegung den Entschluß gefaßt, seinen Dienstherrn umzubringen. l

Glückler ging nun in die Scheune von Eutekunst, nahm dort ein Beil, begab sich durch den Stall hindurch und von dort aus in die im 2. Stock gelegene Wohnung des Eutekunst. Im 1. Stock ist die.Wirtschaft.

Ueber eine Stunde lang hielt er sich vor dem Schlafzimmer der Eheleute Eutekunst auf, immer noch mit sich kämpfend, was er tun soll; schließlich trat er aber nach 2 Uhr ein. und zündete das Licht an. an dem Lichtschein erwachte Frau Gutekunst und sah mit erhobenem Beil Glückler vor dem Bett ihres schlafenden Mannes stehen, entsetzt schrie sie diesem zu:Heinrich, der will Dich zu tot schlagen", sie sprang blitzschnell aus dem Bett, um ihren Mann zu schützen, schon hatte ihm Glückler aber einen schweren Schlag auf den Kopf versetzt. Die Frau warf schnell die Bettdecke über ihren Mann, doch Glückler rih diese weg und führte noch mehrere Schläge gegen den Kopf des Eutekunst, die dreser aber mit dem Arm parierte. Frau Eutekunst bot alle Kraft auf, um ihren Mann zu schützen, es gelang ihr auch, den Unhold aus dem Zimmer hinauszudrängen und zu riegeln, doch stieß er die Türe wieder ein und sprang mit erhobenem Beil auf sie zu. um zum Schlage auszuholen, er traf sie aber nur auf die Schulter, als sie dann in ihrer Verzweiflung zum Fenster hinaussprang 2 Stockwerke hoch stieß sie mit der Brust Atgen einen vor dem Hause stehenden Baum und vermochte des­halb, da ihr der Atem benommen war, als sie zu Boden gefal­len war, nicht mehr um Hilfe zu rufen.

Inzwischen war Eutekunst aus dem Bett gesprungen, flüch­tete in die Wirtschaft, wohin ihm Glückler folgte; im Gang war die inzwischen wach gewordene 88 Jahre alte Mutter des Gute- kuust, sie schlief im ersten Stock, ihr versetzte er, um sich freie Bahn zu schaffen, einen Schlag mit dem Beil gegen die Schulter.

Glückler hatte außer dem Beil noch ein Rasiermesser bei sich, mit dem er offenbar Eutekunst den Hals durchschneiden wollte, doch ging der Schnitt zu hoch, denn die ihm damit bei­gebrachte große Wunde verlief über den Mund.

vollbrachter Tat verließ er das Haus und flüchtete, stahl unterwegs ein Fahrrad, mit dem er nach Freudenstadt fahren wollte, wurde aber rechtzeitig verhaftet. Nicht weniger als 13 furchtbare Wunden hatte der Unhold dem Gutekunst bei­gebracht, die meistens vom Beil herrührten; die Wunden hatten zum Ten eine Länge von 25 Zentimeter. Kopf, Arm und Fiiße waren ihm ganz Übel zugerichtet; am rechten Vorderarm sind die Sehnen durchschnitten so daß er voraussichtlich steif bleiben w,rd. Das Gesicht ist entstellt. '

.... Im großen ganzen gibt Angekl., besten Eefichtszüge Vrutali- rat u. Jähzorn verraten, die Tat zu. Eine große Bewegung ent­stand im Eerichtssaal. als Hch. Eutekunst den Vorgang schilderte

selbstverständlich in hochgrädiger Erregung sprechend, so daß er, als er den neben ihm sitzenden Angeklagten mit Lumpen be- zeichnete, vom Vorsitzenden gewarnt werden mußte. Die sehr glaubhafte und sich mit den Angaben des Angekl. selbst deckende Darstellung hat auch jedes Gemüt tief bewegt.

Der Anklagevertreter, Oberstaatsanwalt Dr. Abegg be­gründete die Anklage u. a. damit, daß der Gedanke, G. umzu­bringen, mit Ueberlegung gefaßt und zur Ausführung gebracht worden sei. Auch während der Ausführung sei er lediglich an dem Dazwichenkommen der Frau etwas gehindert worden. Die überaus schwere Tat erfordere sehr hohe Strafen, auf diesem Verbrechen stehe Zuchthaus von 315 Jahren, er fordere die Höchststrafe von 15 Jahren. Die Verteidigung stellt vor ihrem Plaidoyer den Antrag, den sie schon vor der Verhandlung stellte, der aber abgelehnt wurde, den Angekl. der psychiatrischen Universitätsklinik zur Beobachtung auf seinen Geisteszustand zu überweisen. Im Hinblick darauf, daß der Gerichtsarzt Dr. med. Ulmer, Oberamtsarzt in Nagold, in dieser Richtung kein Bedenken an der Zurechnungsfähigkeit des Angekl., auch während der Tat, hatte, wurde dem Antrag keine Folge ge­geben. Daraufhin sucht die Verteidigung die Sache auf ver­suchten Totschlag ahzuheben, weil mindestens bei der Ausfüh­rung der Tat die Ueberlegung gefehlt habe. Das Gericht ist nur um ein geringes unter die Höchststrafe herunter gegangen, weil Gl. zugute gehalten wird, daß er geistig nicht voll auf der Höhe erscheine, seine DrohungIhr müßt alle hin sein", müßte immerhin ernst genommen werden. Daraus spreche, daß es ihm nicht allein um Verletzungen zu tun war.

Der Angeklagte nahm das Urteil ohne äußere Eemüts- erregung entgegen und wurde in Fesseln gelegt wieder ab- gefllhrt.

Versuchte Kindstötung

Tübingen, 15. Nov. Schwurgericht. Versuchter Mord. (Seelenqual der ledigen Mutter.) Angst, Furcht, Mißbehagen Unsicherheiten vor der Zukunft, zerstörtes Heimatglück gaben zusammen einen starken Niederschlag in dem Innern des Seelen­lebens des 26 Jahre alten ledigen Dienstmädchens Elisabeth Girrbach, von Schömberg OA. Neuenbürg, die einem zweiten unehelich geborenen Kind das Leben schenkte mit ungewisser Vaterschaft. Schon im Februar 1926 beim Erstgeborenen bekam sie mit ihrer Familie Schwierigkeiten, die wieder vor sie traten, als sie auf einer Rückreise von Pforzheim nach Neuenbürg am

з. August ds. Js. plötzlich gebar und ins Bezirkskrankenhaus Neuenbürg verbracht werden mußte. Ein, vielleicht doch nicht so ernst nehmender Ausspruch ihres Vaters, ein biederer Hand­werker von Eirrbach, der außer dieser Tochter noch 7 Kindei hat, er nehme sie zu Hause nicht auf und haue das Kind mit der Axt tot...", hat ihr eine zu schwere Sorge bereitet, daß sie als die Mutter selbst auf den Gedanken kam, das Neu­geborene wegzuschaffen. Nach etwa 8 Tagen seit der Geburt am 11. und 12. August drückte die Kindsmutter beim Stiller mit dem Daumen aus beiden Halsseiten auf die Kehle des Kin­des, um es zum Ersticken zu bringen. Unter heftigem Weiner beteuert sie aber, es sei ihr allemal gleich wieder leid geweser

и. das Kind habe sie gedauert, als es sich dann blaurot verfärbte

Und dieser Stimmung hat sie auch sofort nach dem ersten Ver such die Krankenschwester zu Hilfe herbeigerufen, die das Kini durch künstliches Atmungsverfahren wieder ins Leben zurück führte. Am folgenden Sonntag hat die Mutter wiederum schwer, innere Kämpfe durchgemacht, morgens und mittags den Versuck wiederholt und beim zweiten Versuch die Schwester wieder auf merksam gemacht, die es dann fortnahm und es der Eirrback "Mt gab. Als die Schwester beim Esten war und schor

befürchtete, daß die G- wieder was mit dem Kind machen werde ging die Schwester vom Tisch weg, und als sie in das Kranken zimmer eintrat, sah sie noch, wie die Eirrbach rasch die Hanl vom Kops des Kindes wegzog. Sie gestand dann dem Arz und den Schwestern, wie es um sie stehe und was sie mit den Kinde vorhatte, sie mußte das sogar schriftlich bekennen, worau von dem Krankenhaus aus dann Strafanzeige gegen sie erfolgte Das Kind lebt heute noch und ist bei den Großeltern, den Elter, der Angeklagten, die es sehr lieb haben, in Pflege.

Die Eirrbach wollte sich selbst zuvor das Leben nehmen, is aber, wie sie sagt, durch Zuschauende daran verhindert wordei und in die Schweiz gereist. Daß sie Angst hatte und Reue emp fand, wird nicht bestritten. Das Urteil des Schwurgericht lautet auf 3 Jahre Zuchthaus und zwar wegen eines Verbrechens de Mordversuchs, und 5 Jahre Ehrverlust, bedingt durch den ver werflichen Charakter der Mutter. Bei der Strafzumessung st 'hr sl>re Verzweiflung zugute gehalten worden, die Frage nac fahrt. Kindstötung, auf welche die Verteidigung plaidiertk wnnte dresfalls nicht bejaht werden, weil das Erfordernis eine Erregung während des Eeburtsaktes ja nicht mehr in Anwen düng kommen konnte.

kleine Nachrichten ans aller well

Kirchengeschenk Hindenburgs. Reichspräsident v. Hindm- burg hat für die evangelische Kirche in St Gvar, die als älteste der evangelischen Kirchen im Rheinland das 400- jährige Jubiläum feiern konnte, ein wertvolles Thorfenster gestiftet.

Der Nachfolger Fischers. Als Nachfolger des Geheimrats Theodor Fischer, unseres schwäbischen Lands,nanns, ist Stadtbaudirektor Abel in Köln auf den Lehrstuhl für Baukunst an der Technischen Hochschule in München berufen worden. Abel hat den Ruf angenommen.

Ein Meteor am Rhein niedergegangen. In Godes­berg ist in der Nacht zum Mittwoch um 11 Uhr zwischen den beiden Bootshäusern, die zwischen Godesberg und Meh­lem am Rhein liegen, am Rheinufer unter sehr starkem Knall einzweiZentnerschweres, anderthalb Meter im Geviert messendes Meteor niedergegangen. Es bohrte sich nur wenig in die harte Ufermauer ein.

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Laden m der Schutzenstraße in Ludwigshafen, der tür Be- setzungsangehörige eingerichtet ist, ist in einem Schaufenster eine hölzerne Figur ausgestellt, die einen Wolfskopf mit deutschem Helm hat und die frühere bayerische Uniform kagt mit der AufschriftSouvenir de Ludwigshafen" Derartige Verhöhnungen des deutschen Empfindens sind übrigens im französisch besetzten Gebiet an der Tages- ordnung. ^ ^

In Mombach bei Mainz überfiel ein französiscter Soldat ein 12jähriges Mädchen und bedrohte es mit dem Messer. Das kräftige Mädchen konnte sich glücklicherweise befreien und flüchten.

Berufung gegen das kyriher Urteil. Die 13 Landwirte, die vom Gericht in Kyritz (Mark) wegen Landfriedens- bruchs verurteilt worden waren, haben Berufung eingelegt. Die Verhandlung in 2. Instanz wird vor dem Landgericht Neuruppin zur Verhandlung kommen.

Unschuldig verurteilt. Am 18. Oktober 1919 wurde im Wald bei Horrem (Rheinprov.) ein Angestellter einer Bau- firma überfallen und der Lohngelder, die er bei sich trug, beraubt. Drei Arbeiter, Böhmer, Hppeler und Iöh- ges wurde unter dem Verdacht der Täterschaft festgenom­men. Alle drei beteuerten ihre Unschuld. Böhmer starb in der Untersuchungshaft» die beiden andern wurden vorn Schwurgericht zu fünf und sieben Jahren Zuchthaus verur. teilt. Der eine hat im ganzen schon fünf Jahre, der andere 6l4 Jahre abgebüßt. Jetzt, 9 Jahre nach der Tat, erfuhr ein Polizeibeamter durch Zufall, daß für den Raub zwei Einwohner von Kerpen in Frage kommen Sie wurden sestgenommen, und der eine hat die Tat zugegeben. Auch mehrere andere Personen, die an dem Raub durch Be­günstigung beteiligt waren, haben ein Geständnis abgelegt. Die unfchuldnig Verurteilten werden jetzt erneut die Wieder­aufnahme des Verfahrens beantragen.

Doppeltes Todesurteil. Das Schwurgericht Berlin ver­urteilte den 32jährigen Schlosser August Krauß, der Ende v. I. einen Gastwirt mit dem Beil erschlagen und zwei Tage darauf auf die gleiche Weise einen 70jährigen Fuhrherrn ermordet und dessen Frau lebensgefährlich verletzt hatte, zweimal zum Tode, 5 Jahren Zuchthaus und dauernden Ehrverlust.

Vereitelter Raubüberfall auf einen Geldkransport der Deutschen Bank. Anfang November stellte die Berliner Kriminalpolizei fest, daß ein Ueberfall auf ein Kassenautv der Deutschen Bank geplant war. Die Verbrecher hatten sich mit dem Führer eines Autos in Verbindung gesetzt und ver­einbart, er solle ihnen die von ihm gefahrene Tour und die Höhe des mitgeführten Gelds angeben. Der Ueberfall sollte am Donnerstag vormittag aüsgeführt werden. Auf einer Straße war der Ueberfall so geplant, daß das Auto mit den Verbrechern den Kassenwagen überholte, sich quer vor ihn stellte, um ihn so zum Halten zu bringen. Der Mitfahrer wußte von dem Plan nichts. Kriminalkommissar Werneburg und seine Beamten hatten von dem Plan Kenntnis erhalten und die Verbrecher beobachtet. Sie verfolgten sie unauffällig und konnten sie auf der Straße kurz vor Ausführung des Ueberfalls festnehmen. Der Chauffeur des Bankautos, sowie die Verbrecher wurden nach dem Polizeipräsidium gebracht. Der Chauffeur hat bereits ein Geständnis abgelegt. Ein Kaufmann Jahn hatte seinen Wagen zur Verfügung gestellt.

Großfeuer in Mannheim. In der Nacht zum Donners­tag brach in den Oelfabriken des Vereins deutscher Oel- faöriken ein riesiger Brand aus. An eine Rettung der Fa» briken und des Oel- und Kopralagers war nicht mehr M denken. Der Wind trieb die Flammen einem 100 Meter breiten Kanal zu, der den Neckar mit dem Jndustriehafen verbindet. Ein dort liegendes Lagerhaus der Rhencmia ist bedroht. Der Feuerwebrmann Schlecht, der vor der Hochzeit stand, wird vermißt. Der Schaden beträgt 23 Millionen. Er ist Lurch Versicherung gedeckt.

Auch der Vesuv wieder in Tätigkeit. Der Vesuv, der bereits seit einigen Tagen eine gewisse Unruhe zeigte, ist der Nacht zum 14. November in ziemlich lebhafte Tätigkeit getreten. Namentlich aus dem Krater, der sich in den ersten Augusttagen des Jahrs gebildet hatte, strömen Lava- masien hervor. Nach Auskunft der Sachverständigen ve- steht jedoch für die Bevölkerung im Gebiet des Vesuvs kein« Gefahr.

Die Ausbruchstätigkeit des Aetna hat weiter merkliw nachgelassen. Die einzelnen Lavaströme rücken nur nocy ganz langsam vor; immerbin richten sie an Gebäuden uno auf Aeckern noch einigen Schaden an.

Unterschlagung. In der Zinkblechfabrik Podkowa wur­den Unterschlagungen des Direktors in Höhe von 40i)vv" Zloty (188 000 Mark) fesigesteltt-

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Stuttgart

Hugo kletrger

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