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Nagolder TagblattDer Eeiellschafter"

Dienstag, 13. November 1g28

Landwirtschaft, ftattsindet. Bas eigene Interesse Der Industrie fordert sie. Die Entwicklung des inneren Marktes ist bei der Lage, in der Deutschland sich befindet, die Zauber­formel, mit der ungeheure Sorgen aller Art überwunden werden könnten. Sie würde auch einen Teil der Daweskrise- lüsen. Es fehlt nicht der Weg, sondern der Dille. Die Nöte Deutschlands brauchten trotz allem nicht halb so groß zu sein.

wie sie sind, wenn wir das einfache, vernünftige wirtfchast- tiche Denken nicht unter dem Einfluß der Sozialdemokratie so weitgehend verlernt hätten, und wenn wir uns entschlie­ßen könnten, das Gegebene und Einfache zu wollen.

Ich bin gewiß, daß die Landwirtschaft sich heute darüber klar ist, wie weit sie in ihrem Schicksal von der Politik abhängig ist, und wie sehr es darauf ankommt, diese Politik so zu gestalten, daß ein wirklich rettender Umschwung statt­findet. Sie ist sich auch darüber klar geworden, in welchem Umfange es das System ist, das ihr heute entgegensteht. Es hat sich gezeigt, daß es nicht immer richtig ist, das zu tun, was wirtschaftliche Augenblickserwägungen eingeben.

Sie kröinmgsseier in ki«l«

Am 10. November haben in der alten japanischen Kaiserstadt Kioto die großen Krönungsfeierlichkeiten für den Mikado Hirohito in der Thronhalle des kaiserlichen Palastes begonnen. Der Kaiser erhob sich um 7 Uhr mor­gens und begab sich in weißem Seidenkleid mit riesigem Gefolge zu der Stelle, wo die kostbaren Kronabzeichen auf­bewahrt werden. Diese wurden ihm unter großen Zere­monien überreicht. Um 9 Uhr wurde die feierliche Mitteilung der Thronbesteigung des Kai­sers an seine Ahnen vorgenommen, woran sich die eigentliche Zeremonie der Thronbesteigung schloß, die bis 3 Uhr nachmittags (7 Uhr morgens mitteleuropäische Zeit) währte. Sämtliche Kriegsschiffe feuerten im Augenblick der Thronbesteigung den kaiserlichen Salut, während die Be­satzungen ein dreifaches Banzai ausbrachten. Vor dem Palast hatte sich eine ungeheure Menge versammelt, die stundenlang ausharrte. Bei Beginn der Feierlichkeiten zeigte sich über den Bergen bei klarem Himmel einRegen- bogen, der als günstiges Zeichen betrachtet und allgemein mit größter Freude begrüßt wurde. Die Massen, die skh schon in den Vormittagsstunden versammelt hatten, warm in Feiertagsstimmung, aber trotz des Fehlens aller polizeilichen Vorkehrungen vollkommen in Ordnung.

Die Festlichkeiten werden nahezu drei Wochen dauern. Der Mikado wird daher erst Ende November in die Haupt­stadt Tokio zurückkehren.

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Es ist dem europäischen Geist nahezu unmöglich, sich die Wichtigkeit vorzustellen, die das japanische Volk den Feiern beimißt. Wir denken gewöhnlich nur daran, daß Japan sich weit der westlichen Zivilisation geöffnet und daß es sich alle unsere modernen Erfindungen mit staunens­werter Schnelligkeit angeeignet hat. Wir vergessen über alledem allzuleicht, daß der japanische Geist in einem ur­alten Kulturboden wurzelt, der mit dem europäischen so gut wie gar nichts gemeinsam Hot. Fester als in jedem andern Staat ist die Monarchie in Japan gegründet durch die Vorstellung, daß die Familie des Kaisers unmittelbar von den Göttern abstamme. Ist er also auf der einen Seite ein konstitutioneller Herrscher mit politischen Pflichten und Verantwortlichkeiten, so ist er doch gleichzeitig auch eine religiöse Persönlichkeit, die jedem Japaner in­stinktiv Ehrfurcht einflößt, solange er nicht den Ahnenkult aus seinem Denken und Empfinden gänzlich ausgemerzt hat, was selbst heute wohl nur von wenigen Japanern gesagt werden kann. Man kann im Gegenteil feststellen, daß die Verehrung der Ahnen in den Kultformen, in denen sie in Japan erfolgt, geradezu als eine moderne Religion gilt, der selbst ein überzeugter Freidenker anhängen könne. In fast jedem Hause befindet sich ein kleiner Schrein, der den Ahnen geweiht ist und ihre Namen enthält. Der Kaiser aber ist das Haupt des Volkes, seine Ahnen sind die Ahnen der ganren Nation, und in deren Namen bringt er ihnen jetzt in Kioto nach uraltem Zeremoniell seine Huldigung dar.

Im Hauplqartier am S. November

Die .Kreuzzeitung' veröffentlicht folgende Erklä­rung Hindenburgs: In dem Aufsatz .Im Hauptquar­tier am 9. November' der Nummer 531 des .Berliner Tage­blatts' vom 9. November ds. Is. hak leider ein ehemaliger preußischer Offizier behauptet, daß Seine Majestät der Kai- er und König in fluchtartiger Hast und lediglich der Sorge einer Umgebung für seine Person nachgebend', nach Hol­land abgereist sei. Ich verweise demgegenüber auf die in Nr. 348 der .Kreuzzeitung' vom 27. Juli 1919 veröffent­lichte gemeinsame Erklärung des Generaloberst von Pessen, des Staatssekretärs von Hintze, der Generale Frecher«- von Marschall und Graf von Schulenburg, sowie von mir. Aus dieser Erklärung geht einwandfrei hervor, daß der Ent­schluß des Kaisers auf meinen und anderer Nat erstnachqualvollenSeelenkämpfen vom Kaiser gefaßt und ausgeführk wurde, um die Fortsetzung des Krieges oder einen Bürgerkrieg zu vermeiden, und dadurch dem Bakerland Not und Elend zu ersparen.

gez. von Hindenburg.

Der Lohnkampf

Der Feststellungsklage vor dem Duisburger Arbeitsgericht stattgegeben

Duisburg, 12. Nov. In der heutigen Verhandlung über die Feststellungsklage des Arbeitgeberverbands der nord­westlichen Gruppe der Eisen- und Stahlindustrie gab das Arbeitsgericht Duisburg dem Klagebegehren in materieller »ie in formaler Beziehung statt und verkündete folgenden Spruch: Es wird festgestellt, daß ein T a r i s v e r t r a g auf Grund -es gestellten Schiedsspruchs vom 26. Oktober nicht besteht. Die Kosten des Verfahrens, die 500 Mark betragen, Nachdem als Wertobjekt eine Million eingesetzt worden war, haben die Beklagten (Gewerkschaften) zu -tragen.

Eine Erklärung der Firma Krupp

Essen, 12. Nov. Die Firma Krupp hat an die noch im Betrieb befindlichen Angestellten und Arbeiter des Essener Werks ein Merkblatt verteilen lassen, in dem sie die Be­teiligung an der Aussperrung begründet:Nachdem die Firma Krupp ihre Monopolstellung in der Herstellung von

Kriegsmaterial verloren hat, sind ihre Produktionsbedingun­gen nicht andere wie für jedes sonstige Stahlwerk oder jede Maschinenfabrik: sie liegen eher noch ungünstiger, namentlich hinsichtlich der geographischen Lage des Werks. Für die Gußstahlfabrik würde bei einer Lohnsumme von 57,3 Millionen Reichsmark in den letzten 12 Monaten sich bei Einhaltung des Schiedsspruchs eine Erhöhung der Unkosten um rund 3 Millionen Reichsmark jährlich er­ben. Nachdem die Gußstahlfabrik im verflossenen Ge- äftsjahr erstmalig seit Kriegsende ohne Verlust gearbeitet hat, wird man verstehen, was diese Ziffern bedeuten: die Wiederkehr der Verlust Wirtschaft. Eine lange Dauer des Arbeitskampfes würde nicht nur den einzelnen Arbeiter jetzt schwer treffen, sondern auch künftig durch Verlust der Kundschaft die Beschäftigungsmöglichkeit für viele Werksangehörige vernichten."

Die Unterstützung in Essen

Essen, 12. Nov. Die Stadt Essen will am Dienstag in den Räumen von 25 Volksschulen die Unterstützungsanträge der Ausgesperrten entgegennehmen. Für diesen Zweck sind 350400 Beamte notwendig. Man rechnet mit etwa 25 000 Unterstützungsanträgen. Die der Stadt erwachsenden Kosten werden bei vierwöchiger Dauer der Aussperrung auf zwei Millionen Mark geschätzt.

Der Kreisausschuß des Landkreises Düsseldorf will zur Deckung der durch die Unterstützung der ausgesperrten Ar­beiter notwendigen Mittel einen vorläufigen Kredi* von 500 000 Mark aufnehmen.

Bei einer kommunistischen Kundgebung in Essen am Samstag kam es zu argen Ausschreitungen. Ein Polizeimajor und 6 Beamte wurden durch Steinwürfe verletzt.

Regierungspräsident Bergemann vermittelt

Düffeldorf, 12. Nov- Regierungspräsident Berge- mann hat von sich aus die am Tarifvertrag der nordwest­deutschen Eisenindustrie beteiligten Arbeitgeber und Arbeit­nehmer, zunächst getrennt, die Arbeitgeber vormittags und die Arbeitnehmer nachmittags, für Dienstag, den 13. Nov., zu einer unverbindlichen Aussprache eingeladen. Berge­mann war selbst Mitglied der freien Gewerkschaften.

Der Christliche Mekallarbeikerverband erklärte sich mit den Vermittlungsverhandlungen einverstanden. ^ -

neueste Nachrichten

Das deutsch-rumänische Abkommen

Berlin, 12. Nov. Am 10. November ist das deutsch­rumänische Abkommen in Berlin unterzeichnet worden. Da­nach bezahlt Deutschland an Rumänien 75,5 Millionen Goldmark in vier Jahresraten, während Rumänien den Rest des deutschen Privateigentums, soweit er nicht schon längst zwangsweise verkauft worden ist, zu­rückgibt und für die in deutschem Besitz befindlichen rumä­nischen Vorkriegsanleihen wieder Zinsen bezahlt. Die Deutsche Reichsbank und deutsche Privatbanken werden sich nunmehr an der großen Anleihe beteiligen, die Rumänien zur Befestigung seiner Währung aufnehmen will.

Der gewinnende Teil bei diesem Abkommen ist vor allem Rumänien. Die Banca Generale in Bukarest batte uner­hörterweise (ähnlich wie Belgien) für die von der deutschen Heeresleitung während des Kriegs in Rumänien ausgege­benen Geldnoten einen Ersatz von einer Milliarde Mark verlangt und Rumänien erhielt diese Forderung auch dann noch aufrecht, nachdem im Dawesvertrag ausdrücklich fest­gesetzt worden war. daß in der Dawes-Regelung alle Ent­schädigungsverpflichtungen Deutschlands inbegriffen feien. Die Reichsregierung hat dem Drängen Rumäniens schließ­lich nachgegeben und dieses hat den weiteren Vorteil, daß es außer der Abfindungssumme von 75,5 Millionen noch Millionen von deutschen Banken erhält, um seine gänzlich zerrüttete Währung wiederherzustellen. (100 rumänische Lei oder Franken in Noten Hallen heute einen Kurswert von 2,55 Mark.) Der verhältnismäßig bescheidene Rest des in Rumänien noch faßbaren deutschen Eigentums besteht in der Hauptsache aus Anteilen deutscher Banken oder Finanz- gesellschaften an Erdöl-Unternehmungen.

Ehrung Hans Delbrücks durch den Reichspräsidenten

Berlin. 12. Nov. Der Reichspräsident hat dem Universi­tätsprofessor Geh. Regierungsrat Dr. Hans Delbrück zu seinem 80. Geburtstag mit einem Glückwunschschreiben den Adlerschild des Reichs verliehen.

Antrag der Zenkrumsfrakkion

Berlin, 12. Nov. Die Zenkrumsfraktion hat im Reichstag noch den Antrag eingebrachk, die Reichsregierung zu er­suchen, schon jetzt von sich aus Maßnahmen zu ergreifen, di« geeignet sind, einer Wiederholung von Auseinandersetzungen, wie sie in der nordwestlichen Gruppe der Eisen- und Stahl- industriellen eingetreten sind, bei künftigem Ablauf von Tarifverträgen von ähnlicher Bedeutung vorzubeugen.'

Zusammenlegung der deutschen Zeitungen in Nordschleswig

Apenrade, 12. Nov. Am 1. Februar 1929 wird eine Zu­sammenlegung der in Nordschleswig (jetzt dänisch) bestehen­den deutschen Zeitungen zu einem gemeinsamen Organ er­folgen. Diese deutsche Einheitszeitung, die in Apenrade heremsgegeben wird, wird den Namen «Nordschleswigsche Zeitung' führen.

Der Ausbruch des Aetna

Der gegenwärtige Ausbruch des Aetna soll nach dem Urteil der Sachverständigen der schrecklichste sein seit dem­jenigen des Jahres 1669. Bis jetzt ist ein Gebiet von 50 Geviertkilometern vollständig verwüstet. Der Schaden wird aus etwa 220 Millionen Mark geschätzt. Der Hauptstrom der Lava hat eine Höhe von 30 Metern und fließt jetzt in Kilo­meter-Breite dem Meer zu. An einer Stelle stürzt er 150 Meter tief kerzengerade ab. Die Eisenbahnlinie Catania Messina ist bereits unterbrochen.

Ein Dampfer mir 14Ü Reisenden in höchster Seenot

Neuyork, 12. Nov. Der amerikanische DampferVestris" ist auf dem Weg von Neuyork nach Barbados und den süd­afrikanischen Häfen in der Nähe der amerikanischen Küste, etwa 300 Meilen von Hampton Roads, in einen schweren Sturm geraten. Die Ladung verschob sich und der Dampfer erb-ielt eine Schlagseite von 32 Grad (er ging also schief) und außerdem ein großes Leck. Das Deck auf der einen Seite war bereits unter Wasser. Auf die drahtlosen Hilferufe

eilten 10 Dampfer zu Hilfe: das Marineamt gab Befehl, daß sofort auch einige Kriegsschiffe Hilfe leisten. Ob die Schiffe noch rechtzeitig eintrafen, darüber fehlen die Nachrichten. Nach dem letzten Funkspruch sind die Mannschaften bei hohem Seegang in die Rettungsboote aeaanaen. Die Vestris" hat 140 Reisende an Bord, die Bemannung beträgt 210 (?) Mann- Das Schiff gehört der Vestris Lampord Nolt-Linie. Es wurde im Jahre 1910 gebaut und hat 10 494 Tonnen. _...

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Stuttgart, 12. November.

Vom Landtag Der Finanzausschuß erledigte den Be- amkengesetzentwurf bis Art. 182 mit unwesentlichen Ab­änderungen. Der Verwalkungs- und Wirtschaftsausschuß ist in der Gemeindeordnung bei Art. 141 angelangt. Be­züglich der Vereinigung von Weil im Dorf mit Feuer­bach wurde beschlossen, daß die bisherigen emeinderäte von Weil im Dorf ihr Amt ohne Neuwahl bis zur Vereinigung beider Gemeinden fortzuführen haben.

Amtsniederlegung. Oberregierungsrat Prof. Dr. K. O. Hartmann, der verdienstvolle Leiter des württemb-r- gischen Gewerbe- und Fachschulwesens in 25 Jahren, hat sein Amt niedergelegt und wird Vorlesungen an der Tech­nischen Hochschule in Stuttgart haften.

Silberhochzeit. Stadtpfarrer Leyrer an der Paulus- kirche feierte am Samstag die silberne Hochzeit. Der Kir- chenchor brachte unter Leitung von Direktor Metzgerdem Jubelpaar ein Abendständchen.

Stuttgarter Lichlfest. Das große Ereignis der Lichtschau am Sonntag abend war das Feuerwerk, das auf den die Stadt umgebenden Höhen Kriegsberg, Kaclshöhe, Schiller­eiche und Uhlandshöhe von der Deutsche Pyrotechnische Fa­briken AG., Werk Cleebronn, um 6 Uhr abgebrannt rru/de. Das Feuerwerk, das die neuesten Erzeugnisse der Pyro­technik vorführte, bot allenthalben einen prächtigen Anblick.

Stuttgarler Weihnachtsmesse. Die Messe beginnt Heuer am Montag, 17. Dezember, und endet Montag, 24. Dezem­ber, nachmittags 2 Uhr. Die Möbelmesse ist auf 3 Tage be­schränkt und findet von Mittwoch, 19.. bis Freitag, 21. Dez., in der Gewerbehalle statt.

Ungetreuer Krankenkassenverwalker. Das Schöffen­gericht hat den früheren Verwalter der Zufsenhauscnsr Ortskrankenkasse, Christian Frank von Ruppertshofen, wegen Veruntreuung von 6000 -4t zu 3 Monaten Gefäng­nis verurteilt.

Aus dem Lande

Ludwigsburg. 12. November. Vergrößerung des Zuchthauses. Am Samstag wurde ein moderner Schlaf­zellenbau vom Bezirksbauamt der Justizverwaltung über­geben. Landesstrafanstaltsdirektor Dr. Weißenrieder wies in seiner Ansprache darauf hin, daß dieser Bau für ganz Württemberg eine Neuerung von grundsätzlicher Be­deutung darstelle. Der neue Bau ist 83 Meter lang und fast 14 Meter breit, dreistöckig mit hohem Untergeschoß, mit Ergehungshöfen, günstigem Oberlichteinfall usw. Er ent­hält 208 Einzelschlafzellen, einschließlich von 4 Arbeitszellen, dann 6 Gemeinschaftszellen für je 6 Gefangene. Baurat Jeremias gab folgende Erläuterungen über den neuzeit­lichen Schlafzellenbau: Nach zweijähriger Bauzeit wurde der Schlafzellenbau für 240250 Gefangene (meist Einzel­schlafzellen) unter folgenden Gesichtspunkten geschaffen: Un­terbringung in gefunden, gut gelüfteten, trockenen, nach den Vorschriften belichteten Schlafräumen von ausreichender Größe, dabei Ausbruch- und Feuersicherheit.

Ehingen a. D., 12. Nov. Der Zusammenbruch von Erbach. Zur Erledigung des Konkursverfahrens gegen die Mühle-, Bezugs- und Absahgenossenschaft Erbach waren viele Landwirte aus Erbach und Umgebung ein- getroffen, die sich um ihre Haftsummen und zum Teil auch noch um Darlehen, die sie der Genossenschaft gewährt hatten, geschädigt sehen. Ihr Unmut war begreiflich. Sie brachten, als Haupteinrede vor, daß die Genossenschaft von dem Geld nichts erhalten habe, die ganze Angelegenheit sei ein großer Betrug. Am Schluß der stürmisch verlaufenen Sitzung er­öffnet« das Gericht, daß der Gerichtsbeschluß über die vor­gebrachten Einreden in der kommenden Woche verkündigt werde. Die Verkündigung hat - inzwischen stattgefunden. Sämtliche Einreden« mit Ausnahme derjenigen der Ge­meinde, die von ihrem Amksverweser Boxler vorgebrachl wurde und derjenigen einer Witfrau wurden verworfen und die Haftsummen für vollstreckbar erklärt. Dem Konkurs­verwalter bleibt nun nichts mehr übrig, als die Haftsum­men, von denen etwa 140 000 Mark in die Gemeinde Er­bach und etwa 135 000 Mark in die umliegenden Gemeinden entfallen, beizutreiben. Im ganzen werden etwa 170 Ge­nossen betroffen. Den meisten davon wird die Bezahlung

ihrer oft mehrere tausend Mark betragenden Haftsumme nur durch Aufnahme einer Hypothek möglich sein.

Tettnang. 12. Nov. Beschwerde gegen das Ar- beitsamt. Die christlichen Verufsverbände haben beim Landesarbeitsamt Beschwerde erhoben gegen die Verfügung des Arbeitsamts Ravensburg, daß die Arbeitslosen >m oberen Bezirk Tettnang sich täglich bei dem zuständigen Ar­beitsamt in Ravensburg, wo auch die Unterstützungen aus­bezahlt werden, zur Kontrolle zu stellen haben. Die Arbeits­losen verlangen, daß die Kontrolle und Auszahlung einer Behörde in Tettnang übertragen werde.

Friedrichshafen. 12. Nov. Das Luftschiff kann besichtigt werden. Das LuftschiffGraf Zeppelin kann von heute ab an allen Tagen, an denen es re' Fahrten unternimmt, wieder besichtigt werden, und Zw werktags in der Zeit von 24 Uhr, Sonntags in der v) von 14 Uhr nachmittags. Das Eintrittsgeld betrag»

Deufringen OA. Böblingen, 12. Nov. AngesHssss ^ Als der ledige Bauer Wilhelm Schneider im Gememoe in kniehohem Pflanzenbestand Besenreisig schnitt, wuroe von dem Jagdaufseher angeschossen und leben-gety cy verletzt. Der Jagdaufseher sagte aus, er habe Schneider l einen Rehbock gehalten.

Böblingen. 12. Nov. Wiedereröffnung des Sanatoriums. Das Sanatorium Schönbuch bei A ' lingen wird als Tuberkulofenkrankenhaus des Wurtt. desverbands zur Bekämpfung der Tuberkulose am ^ ^

wieder eröffnet werden. Die Anstalt ist nach den P a von Architekt Richard Stahl erweitert worden; die Leitung bleibt in den Händen von Dr. Brühl.