Mussolinis Einfluß auf dein Balkan
Der Faschismus ist ein rein italienisches Erzeugnis — Die Diktatur nur ein zeitweiliges
Behelfsmittel
Bon Alexander Vaida Voevod, rumänische» Minister des Innern.
Ein Mann, der weit über die Mehrzahl seiner Zeit- darin liegt, daß die Machthaber diese Notwendigkeit erkennen
Bewohnern des Hauses ist em großer Teil ums Leben ge-' kommen bzw. schwer verletzt worden.
genossen hinausragt, wie dies bei Benito Mussolini der Fall ist, übt notwendigerweise einen gewaltigen Einfluß auf-die Welt aus. Selbst Nassen und Völker, die nicht in persönliche Berührung mit seiner Persönlichkeit und seinem Werke ge treten sind, stehen in gewissem Maße unter dem Eindruck seiner magnetischen Kraft und seines überragenden Genies. Insofern darf man demnach sagen, daß der Faschismus auf der Bühne Gesamt-Europas eine beherrschende Rolle spielt.
Der schnelle Aufstieg Mussolinis zu Ruhm und Glanz muß auch auf den stumpfsinnigen Geist eine Wirkung ausüben, und niemand kann all das Gute leugnen, das er dank seiner bei allen Gelegenheiten an den Tag gelegten ungewöhnlichen Tatkraft, seinem großen Organisationstalent und seiner seltenen intuitiven Kenntnis des italienischen Charakters seinem Lande erwiesen hat.
In der Theorie hat indessen der Faschismus meiner Ansicht nach keinen so dauernden oder tiefen Einfluß in unfern Ländern ausgeübt, einfach, weil er rein italienischer Herkunft ist und auch nur für sein Ursprungsland paßt.
Seit -em Mittelalter haben die Italiener stets faschistische Gesinnung an den Tag gelegt, -. h. eine unruhige Vorliebe für allerlei Neues, wodurch sie so häufig Gegner der tödlichen Eintönigkeit der „vollendeten Tatsache" oder bestimmter Theorien wurden. Da war einmal die Renaissance, das zuversichtliche Ringen weniger Auserwählter um eine vollendetere Ausdrucksform, jene Rückkehr zum Klassizisnrus, den man der nach dem Dunkel des Mittelalters westwärts vor- gebrungenen Gotik glaubte vorziehen zu sollen,- dann gab es ein ungeordnetes Streben nach Unabhängigkeit, das die mittelalterlichen italienischen Städte veranlaßt«, sich gegen jede Art von Unselbständigkeit zu wehren. Häufig führte dies zur Unterwerfung des Landes unter fremdes Joch, da jedes Fürstentum auf die Austragung seiner eigenen Händel zu erpicht war, als daß es an der Bekämpfung des gemeinsamen Feindes hätte teilnehmen können,- schließlich gehören hierher auch die von italienischen Patrioten im Laufe des letzten Jahrhunderts unternommenen krampfhaften Versuche, sich von der österreichischen Herrschaft zu befreien. Die völlig neue Regierungsform, die Mussolini seinen Landsleuten auferlegt hat, ist im Grunde ebenso ausgesprochen italienisch, wie es früher die Bemühungen Cavours, Mazzinis und Garibaldis waren, das Nationalgefühl zu entfachen und es anstelle des aufschäumenden Lokalpatriotismus zu setzen, der so lange Italiens Aufschwung zur Nation verzögert hatte. Und wenn der Duce der erste war, der den italienischen Gefühlen die Form einer Gemeinsamkeit der Ideale gab, so liegt der Grund wohl darin, daß er mehr als irgend ein Italiener seiner Zeit die lebendige Verkörperung und der lebendige Ausdruck der Seele Gesamt-Italiens war.
Zweifellos haben viele Länder gleich Italien infolge des zersetzenden Einflusses des Krieges zeitweise ihre Seele verloren, aber da die gleichen Ursachen nicht die gleichen Wirkungen zeitigten, so waren die in den einzelnen Fällen angewandten Mittel, sie wieder zu gewinnen, außerordentlich verschieden.
Unterziehe ich nun die einzelnen nationalen Bewegungen, die einen faschistischen Charakter zeigen, einer näheren Prüfung, so muß ich gestehen, daß ich wenig finde, was dem Faschismus ähnelt. In Ungarn war es weit mehr die Stärke der Reaktion, die zum Horthy-Negime führte, als ein sonstiger Faktor, und die von den Truppen des Reichsverwesers erzielten Erfolge bei der Errichtung seiner Herrschaft waren nicht so sehr der Ausdruck einer Rückkehr zur Vernunft, als der des Machtanspruchs einer starken aristokratischen Partei. Im übrigen wurde die faschistische Bewegung von wenigen ernst genommen, abgesehen von ein paar extremen Nationalisten, die vor einigen Jahren den Faschismus in der Tschechoslowakei einzuführen suchten, und der Staatsstreich vom 6. Januar 1929, der in Südslawien die Diktatur anstelle der bis dahin herrschenden parlamentarischen Regierungsform setzte, entsprang ausschließlich dem Wunsch König Alexanders, eine Krisis zu beendigen, welche die Einheit des Staates zu zerstören drohte.
Die übrigen diktaturähnlichen Regierungssormen, die seit -em Kriege in bisher demokratischen Ländern eingeführt wurden, wichen in ihren Zielen und Methoden sehr weit von -em faschistischen Umsturz ab, den manche für ihren Vorläufer halten; sowohl der verstorbene spanische Diktator Primo de Rivera als auch der polnische Marschall Pilsudski haben die Unterbrechung der konstitutionellen Regierungsform nur für vorübergehend gehalten.
In Rumänien hatte die unblutige Revolution keinen faschistischen Charakter. Sie bezweckte nur die Beendigung einer Mißwirtschaft, die das Land auf wirtschaftlichem und finanziellem Gebiete an den Rand des Abgrundes führte. Wir haben bi« politische Atmosphäre von Elementen gereinigt, die unseren nationalen Bestand bedrohten, und bas Land auf eine gesunde und verfassungsmäßige Grundlage gestellt
Ich bin daher der Ansicht, daß alle diese neuen, aus dem Kriege als Versuche hervorgegangenen Regierungsformen, einschließlich der verkappten Diktaturen von Horthy oder Pilsudski, der südslawischen Ein-Mann-Regierung und der verschiedenen Autokratien, die mir in der Türket, Albanien und Portugal finden, nur zeitweilige Hilfsmittel zur Beseitigung einer Notlage waren. Sollen sie von längerem Bestand sein, so werden die meisten von ihnen allmählich ihre Methoden ändern oder sich den neuen wirtschaftlichen und kulturellen Bedürfnissen ihrer Länder anpassen müssen. Ohne mich irgendwie als Prophet aufsptelen zu wollen, glaube ich, daß Sie einzige Hoffnung auf eine Dauer ihrer Herrschaft
und so den sonst unausbleiblichen Zusammenbruch vermeiden.
Was den Faschismus in seiner Heimat angeht, so Liegt die Sache mit ihm anders, denn er ist kein Experiment, sondern die Aeußerung der italienischen Seele. Daher mag er wohl von Bestand sein, nachdem Mussolini ihn jetzt in feste Form gegossen hat. Aus diesem Grunde betrachte ich jeden Versuch, ihn in anderen Ländern einzuführen, als eine Parodie oder eine Nachäfferei. Ein Mussolini wird nicht alle Tage geboren.
Die Erdbebenkatastrophe in Italien
Ein zerstörtes Haus in Neapel.
Von der entsetzlichen Erdbebenkatastrophe in Unteritalien, Sie etwa 2000 Todesopfer und über 4000 Verletzte gefordert Hat, ohne daß diese Zahlen als abschließend angesehen werden könnten, ist jetzt dieses erste Bild in Deutschland eingetroffen. Es zeigt die Zerstörungen, die an einem Wohnhaus in der Via Casanova zu Neapel angerichtet wurden, die bekanntlich von dem Erdbeben am schwersten betroffen wurde. Die Vorderfront ist buchstäblich abgcsackt, und unheimlich gähnen die vollständig bloßgelegten Wohnungen dem Beschauer entgegen, in denen, wie unser Bild zeigt, Betten und Einrichtungsgegenstände zu sehen sind. Von den
Die Landwirtschaft im Schwarzwald
Der Reichsausschuß zur Untersuchung der Erzeugungs- unö Absatzbedingungen Ser deutschen Wirtschaft, der sich unter anderem auch besonders eingehend mit den Betriebs- unö Jntensitätsverhältnissen in Württemberg beschäftigt hat, hat über die Landwirtschaft im Scharzwald, umfassend die Oberamtsbezirke Freudenstadt und Neuenbürg, sowie die westlichen Teile von Calw, Nagold und Oberndorf eine Reihe von interessanten Feststellungen getroffen, die nachstehend wiedergegeben seien.
Typische Betriebsweisen und Produktionsrichtnng
Im Schwarzwalögebiet ist der Boden in der Hauptsache ein Verwitterungsprodukt des Vuntsandsteins; in dem östlichen kleineren Teil findet sich Muschelkalk und Lettenkohle. Die Höhenlage bewegt sich zwischen 6üll und 880 Meter über dem Meeresspiegel und die Niederschlagsmenge beträgt 000 bis 1900 Millimeter im Durchschnitt der Jahre. Infolge des ausgedehnten Waldbaues beträgt das Wiesen- und Ackerland zusammen häufig unter 50 Prozent der gesamten land- und forstwirtschaftlich genutzten Fläche. Der Anteil der Wiesenfläche an der landwirtschaftlich genutzten Fläche beträgt im Mittel wiederum etwa 50 Prozent. Die engen Täler dienen fast ausschließlich dem Wiesenbau. Viehweiden sind nur in beschränktem Umfang vorhanden. Der Obstbau, in der Hauptsache in Form von Hochstämmen, findet sich sowohl als Straßenpflanzung als auch in geschlossenen Anlagen; er wird in mittlerem Umfang betrieben. Nach den letzten Zählungen kommen auf 100 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche im Schwarzwaldgebiet etwa 940 Obstbäume. In der vorherrschenden Vundsandsteinformation ist die gebräuchliche Fruchtfolge die Feldgraswirtschaft (Dinkel und Hafer, Kartoffeln, Roggen, Hafer und Gerste, Kleegras 4—6 Jahre). Dank dem regenreichen Klima, dem graswüchsigen Boden und der verhältnismäßig kurzen Vegetationsdauer ist ein Uebermiegen der Viehhaltung bedingt. Die Pferdezucht ist bedeutungslos. Landwirtschaftliche Kleinbrennereien, namentlich Obstbrennereien, sind vereinzelt vorhanden. Gelegenheit zu Waldarbeiten und Lohnfuhren ist in den ausgedehnten staatlichen, herrschaftlichen und gemeindlichen Forsten gegeben. Landwirte mit größerem Waldbesitz sind meist auch an Sägewerken, die im Schwarzwald zahlreich vorhanden sind, beteiligt. Haupteinnahmequelle ist die Viehhaltung; es findet Verkauf statt, von Zuchtvieh, Schlachtvieh und tierischen Produkten. Der Rohertrag aus der Viehhaltung dürfte 60 bis 70 Prozent des Gelamtrohertrages ohne Berücksichtigung der Einnahmen aus dem Wald ausmachen. Eine wesentliche Aenderung gegenüber der Vorkriegszeit kann nicht festgestellt werden; soviel jedoch steht jedenfalls fest, daß in der Kriegs- und Nachkriegszeit die Viehbestände vermindert und zum Teil verschlechtert worden sind.
Die Düngung baut sich in der Hauptsache auf dem verfügbaren Stallmist auf. Die Brachgewächse, zum Teil auch die Getreidefelder, erhalten ziemlich regelmäßig Stallmist. Auf die Stallmistbehandlung wirb wohl vermehrte, aber noch nicht genügende Sorgfalt verwendet. Im Schwarzwald- gebiet ist infolge der Kürze der Vegetationszeit Gründüngung als Zwischenbau nicht möglich und wird deshalb auch nicht durchgeführt. Die Verwendung von Kunstdünger tritt im Schwarzwalb etwas in den Hintergrund, neuerdings macht sich jedoch eine Steigerung des Kunstdüuger- verbrauchs bemerkbar. Kalkdüngung hat trotz der Kalkarmut der Böden bis jetzt wenig Eingang gefunden.
Das Grünland erhält meist alle 8 bis 8 Jahre eine reichlichere Stallmistdüngung, ab und zu auch eine Mischung von Thomasmehl und Kalisalz. Gegenüber der Vorkriegszeit ist ein Ansteigen des Kunstdüngerverbrauches zu beobachten; die verabreichten Mengen sind aber noch zu gering, um eine merkliche Steigerung der Erträge zu gewährleisten.
Die Bodenbearbeitung
läßt noch immer zu wünschen übrig. Das Stoppelstürzen unterbleibt vielfach, auch wird nicht überall die Saatfrucht im Herbst gegeben. Es ist dies wohl in erster Linie auf die späte Ernte und den frühen Eintritt des Winters zurück- zuführen. Saatgutwechsel findet bei Roggen, der im Bunt- sanbstein in verstärktem Maße angebaut wird, ziemlich regelmäßig statt; sonst müßte aber auf Sortenwaül «nd Saat-
gutwechsel noch mehr Wert gelegt werden. Die Saatmenge ist eine ziemlich reichliche, vor allem wegen der starken Auswinterungsgefahr in dem vorwiegend rauhen Klima. Drillsaat ist verhältnismäßig wenig verbreitet. Das Hacken des Getreides findet nur ganz vereinzelt statt; auch das Eggen der Saat ist noch nicht Allgemeingut geworden. Auf das Walzen des Getreides nach der Saat wird großer Wert gelegt. Die Bekämpfung des Unkrauts läßt noch sehr zu wünschen übrig; die Landwirte beschränken sich im großen und ganzen auf das Jähten des Unkrauts von Hand. Die Quecke wird aus diesen Gründen auch recht häufig an- getrvffen. Das Getreiöobeizen hat noch nicht die gewünschte Ausdehnung erfahren. Die Bekämpfung des stark verbreiteten Hederichs wird teilweise mit Kalkstickstoff und feingemahlenem Kainit durchgeführt. Die Pflege der Grün- landflächen beschränkt sich auf das Eggen. Von der Bewässerung der Wiesen wird ziemlich viel Gebrauch gemacht, aber oft zum Nachteil in bezug auf die Qualität des Futters, da häufig nicht gleichzeitig auch für die geordnete Ableitung des Wassers durch Entwässerung gesorgt wird. In de« letzten Jahren hat sich üeer Stand der Technik so wie der Kunstöüngerverbrauch im Vergleich zur Vorkriegszeit etwa- gehoben.
Die Bodenerträge haben diejenigen der Vorkriegszeit erreicht, doch sind sie beidem rauhen Klima immer unsicher und teilweise bei Getreide in der Qualität nicht voll- wärtig.
Ueber den
Stand der Tierhaltung
wird mitgetetlt: Die Pferdezucht spielt im Schwarzwaw eine untergeordnete Rolle. Die Hauptbedeutung kommt -er Viehhaltung zu; von regelrechtem Zuchtbetrieb kann jedoch nicht gesprochen werben. Gehalten wird das mittelgroße Höhenfleckvieh. 60 bis 70 Prozent der Ki'ihe werden zur Arbeit verwendet. Bet Vorhandensein von mehr Walwerden wegen der Waldarbeiten, die kräftigere Gespanne erfordern, da und dort auch Ochsen als Zugtiere gehalten. Die Ochsen werden dann nach gewisser Zeit auf Mast gestellt und an den Metzger oder Händler verkauft. Schweinezucht besteht nur in beschränktem Umfang. Die Ziegenhaltung frehfarbige Schwarzwalöziege) hat in einer Reihe von Gemeinden, vor allem bei den Waldarbeitern, eine ziemliche Bedeutung angenommen. Das der Ziegenzucht in den in den Kriegs- und Nachkriegsjahren entgegcngebrachte große Interesse flaut jedoch auch hier wieder erheblich ab. Bei Rindvieh ist Weidegang im allgemeinen nicht üblich, da größere, zusammenhängende Wetdenflächen fehlen. Es findet deshalb beinahe das ganze Jahr hindurch Stallfütterung statt. Den Sommer über wird Grünfutter verabreicht; Kraftfutterzukauf erfolgt nur in sehr beschränktem Umfange. Es werden in erster Linie die Erzeugnisse aus der eigenen Wirtschaft verfüttert. Für Jungviehaufzucht wird etwas Leinmehl und für Schweinemast Mais und Maismehl zugekauft. Nennenswerte Aenderungen gegenüber der Vorkriegszeit sind nicht eingetreten. Wo die Kühe nicht zu stark durch Arbeit in Anspruch genommen sind, wird mit einem Milchertrag von 1300 bis 1600 Liter je Kuh und Jahr gerechnet werden können.
Der Hauptmangel in der Betriebsorganisatton und der Technik liegt in der rückständigen Handhabung der Feld- graswtrtschaft vielfach mit wilder Berasung und zu langer Benützung alter Futterflächen. Die Bodenbearbeitung und Hand in Hand damit die Unkrautbekämpfung dürften noch besser sein. Kalkung sollte allgemein durchgeführt werden. Hinsichtlich der Entwässerung ist noch manche Verbesserung notwendig. Das Zuchtbullenmaterial sowie die Aufzucht und Pflege des Viehs ist da und dort noch mangelhaft. Die Verarbeitung der überschüssigen Milch läßt ebenfalls zu wünschen übrig; die Errichtung von Leistungsfähigen Molkereigenossenschaften wäre anzustreben.
Die Absatzverhältnisse sind, da sich im Schwarzwald verschiedene Industrie- und Kurorte befinden, in einem Teil der Gemeinden nicht ungünstig. Erschwert ist der Absatz in den vom Verkehr weit entfernten landwirtschaftlichen Betriebe«.