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Nagolder TagblattDer uir,raichafter

Dienstag, 9. Oktober 1928

EbersVoch a. F.. 8. Okt. Diamantene Hochzeit. Am Samstag feierten die Eheleute Heinrich Geiger und seine Frau Magdalene, geb. Haidle hier das seltene Fest der diamantenen Hochzeit. Der Jubilar zählt 94. die Jubilarin 86 Jahre. Beide sind noch sehr rüstig.

Geislingen a. St., 8. Okt. Tödlicher Flugzeug­absturz. Am Samstag vormittag 9.30 Uhr stürzte bei Geislingen das Privatflugzeug D 858 vom Typ Schwalbe Raab-Katzenstein ab, wobei der 22jährige Besitzer, der Flug­zeugschüler Hartwig von Gotha den Tod fand und die Pilotin Irma Thomas, wohnhaft in Kassel-Waldau, geb. in Altona, schwer verletzt wurde. Das Flugzeug war in Böblingen in Richtung München abgeflogen und muhte in­folge Motorstörung bei Geislingen eine Notlandung vor­nehmen. Mit Hartwig am Steuer stieg das Flugzeug wie­der auf, verlor aber infolge starken Nebels die li htung und suchte anscheinend infolge neuerlicher Motorstörung beim Dorf Amstetten nach einem Notlandungsplah. Bei einer Wendung stürzte das Flugzeug auf emen Acker ob und grub sich in den Boden ein.

vöckingen OA. Heilbronn, 8. Okt. Erschossen und Ertrunken. Samstag früh hat sich am Ufer des Neckars bei den hiesigen Sportplätzen ein 32 Jahre alter verheirate­ter Angestellter der Eisenbahn erschossen und ist in den Neckar gefallen.

Aalen, 8. Okt. Schweres Motorradunglück. Gestern abend fuhren auf der Straße AalenWasseralfingen zwei Motorradfahrer je mit einem Beisitzer in scharfem Tempo aufeinander, wodurch alle 4 Personen schwer ver­letzt wurden. Ingenieur Feucht von Wasseralfingen ist im Städtischen Krankenhaus, wohin sämtliche Verletzte ge­bracht wurden, gestern abend noch gestorben.

Böblingen, 8. Okt. Todesfall. Ein hochbetagter acht- , barer Bürger, Veteran von 1866 und 1870/71, Schlosser Christian Stierte, ist im Alter von 84l4 Jahren ge­storben.

Dagersheim OA. Böblingen, 8. Okt. Brand. Freitag nacht brannte das Dopvelwohnhaus des Bäckers Friedrich Marquardt vollständig nieder. Das nur durch einen Giebel getrennte Wohnhaus und Mech. Strickerei des Karl Seitter konnte durch das energische Eingreifen der Feuerwehr, die auch durch die Daimler-Motorspritze Unterstützung fand, zum Teil gerettet werden. Der Maschinen- samt Trockenraum sind jedoch ein Raub der Flammen geworden. Vier Familien sind erheblich geschädigt.

Aas Stadt aad Land

Nagold. 9. Oktober 1928.

Das gibt sich, sagen schwache Eltern von den Fehlern chrer Kindern. O nein: es gibt sich nicht, es entwickelt sich.

. Freifrau v. Ebner-Eschenbach.

»

Der Winterfahrplan 1928

weist keine wesentlichen Veränderungen auf. Da wir heute noch nicht den Eesamtfahrplan desGesellschafter" unfern Lesern übergeben können, wollen wir einen kurzen Aus­zug der anliegenden Strecken und Linien vorläufig geben:

Richtung Calw: Nagold ab W 4.26, 5.58, 8.43, 10.31, 13.49, 17.25, W 18.22, S 18.44, 20.43, 22.16

Richtung Hochdorf-Eutingen: Nagold ab 7.23, 8.39, 11.04, 12.30, 15.02 (im Oktober), 16.09, 19.02, 20.22.

Richtung Altensteig: Nagbld ab W 7.57, S 8.44, 12.40, W 13.50. 17.15, 20.47. Nagold an S 5.51, W 7.08, W 10.09, S 10.28, W 12.04, 15.56, 20.12.

Richtung Haiterbach: Nagold ab Bahnhof 11.10, 20.45. Nagold an 7.10, 19.10.

Richtung Pfalzgrafenweiler: Nagold ab Bahnhof S 10.15, W 12.40, S 17.30, 20.45 Nagold an 7.10, S 12.20 W 18.10, S 20.10.

Richtung Herrenberg: Nagold ab W 4.50, 8.00, 12.10, Sa. 14.50, S 16.00, 18.10, S 20.35 Nagold an W 6.53, W 10.15, S 10.05. 14.30, Sa. 17.05, S 18.05, 20.15, S 23.00.

Richtung Bondorf: Nagold ab 7.15, S 7.45, 12.00, Sa 15.00, 18.10. Nagold an 8.40, S 9.15. 13.40, Sa . 16.40 20.10

Neuerungen im Fahrkartenwesen

Bei Gesellschaftsfahrten in Eilzügen wird ein um 25 Prozent ermäßigter Eilzugszuschlag angerechnet.

Sonntagsrückfahrkarten gelten soweit nicht einzelne Züge ausgeschlossen sind für Eilzüge mit vollem Eilzugszuschlag: Schnellzüge dürfen bis auf wei­teres nicht benutzt werden.

Auf Arbeiterwochenkarten, Kurzarbeiterwo­chenkarten, Teilmonatskarten, Arbeiterrückfahrkarten, Ar­beiterkarten für Binnenschiffer und Karten für Kleingärtner (sämtlich 3. Klasse) ist der Uebergang in Eil- und Schnell­züge ausgeschlossen.

Schülermonatskarten gelten grundsätzlich nur für Personenzüge.

Auf Schülerrückfahrkarten können Eilzüge gegen vollen Eilzugszuschlag benutzt werden, die Benutzung von Schnellzügen bleibt wie bisher ausgeschlossen.

Auf Militärfahrkarten dürfen Eilzüge von Sol­daten nicht von Offizieren und gleichgestellten Beamten gegen Zahlung des Eilzugszuschlags benutzt werden.

Die Fahrscheinbücher für 8 Fahrten im Stutt­garter Siedlungsverkehr bleiben erhalten.

Welche Wagenklasse wähle ich für meine Monatskarte?

Die wiederholten Hinweise auf die Verbilligung der Zeik- kartenpreise, besonders in der 2. Wagenklasse, seien durch folgende Beispiele erläutert:

Monatskarten

neuer Preis

bisberiger Preis

zwischen Stuttgart Hbf.

2. Klaffe

3. Klaffe

2. Klasse

mri»

Personenzug

AM.

RM.

RM.

StukkgarkCannstatt

6.

- 5.60

8.30

Feuerbach

7.

6.30

9.40

Zuffenhausen

9.80

8.80

13.20

StuttgartAntcrtürkheim

11.20

10.00

15.

Korntal und Kornwestheim

15.20

13.60

20.40

Eßlingen

18.60

16.60

24.80

Ludwigsburg

19.60

17.60

26.20

Baihingen (Filder)

20.60

18.40

27.60

Leonberg

25.80

23.

34.40

Bietigheim

27.20

24.20

36.20

Böblingen

28.40

25.40

38.

Nürtingen

35.40

31.60

48.

Schülermonatskarken kosten nach

wie vor

die Hälfte

der Monatskarten.

Die neuen Preise der in Eilzügen gültigen Monats­karten 2. und 3. Klasse entsprechen den bisherigen Preisen

2. und 3. Klasse.

Man ersieht hieraus, daß in Personenzügen die neuen Preise für Monats- und Schülermonatskarken 2. Klasse nur um ein geringes höher sind, als die bisherigen Preise

3. Klasse, und weit unter den bisherigen Preisen 2. Klasse bleiben. Wenn man dazu die erhöhte Fahrtbequemlichkeik in den gepolsterten Wagen berücksichtigt, wird wohl die Entscheidung über die Wahl der Wagenklasse nicht schwer fallen. Für ausreichende Einstellung von Polsterwagen hak die Reichsbahn vorgesorgt.

Am die Autolinie Wildberg-Herrenberg

Unter dem Vorsitz von Schultheiß Hennig, Sulz, wurde am Freitag auf dem Herrenberger Rathaus über die Autolinie Herrenberg-Sulz-Wildberg beraten. Der mehr- gliederige Verkehrsausschuß, befaßte sich zum wiederholten Male eingehend mit der Verkehrslinie bezw. mit deren Rentabilität. Wenn man die bei der Einführung seiner­zeit aufgewandten Bemühungen der Gemeindeverwaltung Sulz in Betracht zieht, hätte man der erwünschten Neue­rung einen besseren Erfolg gönnen mögen. Der aus der Dienstagsitzung des Herrenberger Eem.-Rats bekannt gege­bene Abmangel und das gegenseitige Verhältnis der ver­schiedenen Verkehrlinien (Herrenberg-Lalw; Herrenberg- Wildberg: Wildberg-Deckenpfronn-Gärtringen) lassen man­che Frage auch finanzieller Art noch offen. Daß die große Gemeinde Sulz mit allen Mitteln und nicht ohne bereiten Opferwillen ihren so schwer erlangtenAnschluß" an den Hauptverkehr erhalten will, ist durchaus verständlich. In wieweit sich die übrigen Gemeinden festlegen wollen und nach welchen Grundsätzen und wirtschaftlichen wie verkehrs­

technischen Gesichtspunkten man die bedeutsame Verkehrs­frage richten und regeln will, soll in einer Sitzung der Aus­schüße am 12. Oktober in Affstätt weiter beraten werden Bis auf weiteres verbleibt es ohne jegliche Minderung bei der seitherigen Verkehrsordnung.

Der Mensch ohne Zeitung

Da hat sich wieder einmal, wie wir in unserer Horber Nachbarzeitung lesen, ein gelungener Fall ereignet:: Fuhr da ein Mann aus der Mühldorfer Gegend im Sep­tember mit seinem Fahrrad nach München zum Besuch des Oktoberfestes, um dann in München zu erfahren daß er UM acht Tage zu früh daran sei. Ziemlich belämmert fuhr der Gute in seine Heimat zurück und meinte, jetzt werde er sich aber sofort die Zeitung, bestellen, denn er habe sich nur auf das verlassen, was er von Nachbarn gehört habe. Manch­mal meint man, der Mensch ohne Zeitung müßte eigentlich in unserem Zeitalter ausgestorben sein, oder als ein panop­tikumreifes Unikum eine ganz absonderliche Ausnahme dar­stellen. Aber immer wieder beweisen Einzelfälle daß die Zahl der törichten, zeitfremden, kurzsichtigen und unbelehr­baren Menschen, die ohne den täglichen Unterrichter und Berater, die Zeitung, auskommen zu können glauben gar nicht so gering ist. Vielfach gilt auch hier, daß man erst durch Schaden klug wird. Der Mensch ohne Zeitung ist nur ein halber Mensch, der von den großen und kleinen Dingen des täglichen Lebens nur vom Hörensagen weiß und der daher weder als Mensch, noch als Familienvater, noch in seinem Beruf sehend und wissend durch die Welt gehen kann Der Mensch ohne Zeitung versetzt sich selbst in das Aus­nahmerecht des Nichtwissens und des Nichtunterrichtetseins ja er macht sich, wie gerade der oben erwähnte Vorfall be­weist, vor seinen Mitmenschen geradezu lächerlich. Oft spricht man vom Sparen am falschen Fleck. Dieses Wort ist so recht für den Menschen ohne Zeitung gemacht. Uebri- gens jetzt beginnen wieder die langen Abende, die ohne Zeitung nicht vorstellbar sind. Wird der Mensch ohne Zei­tung, dieser lächerliche und unmögliche Zeitgenosse, nicht endlich aussterben?

Unsere Heimat.

In den Schwarzwald führt die heutige Nummer "Un­sere Heimat". Ein hochbedeutsames Kapitel soll aufgeschla­gen, werden, ein Kapitel über die Siedlungsgeschichte des Schwarzwaldes, das zugleich im Rahmen der württembergi- schen Siedlungsgeschichte von Bedeutung und Eigenart ist. Es soll die Rede sein von den Waldhufendörfern, die wir nirgends in Württemberg treffen als gerade im Schwarz­wald und zwar im Calwer Wald.

Schietingen, 9. Okt. Zu der schweren Bluttat erfahren wir nunmehr weiter: Der 24 Jahre alte Knecht Adolf Glückler war bis September ds. Js. bei Heinrich Eutekunst (Leichtssche Wirtschaft) 1 X Jahre lang be­dienstet und wurde von diesem wegen angeblicher Verun­treuung (Verkauf von Frucht) entlassen u. angezeigt. Gliick- ler ging darauf nach Hochdorf in Stellung. Wahrscheinlich um Rache zu nehmen, kehrte er in der Nacht von Sonntag auf Montag nach Schietingen zurück, stieg durch den Stall in das Wohnhaus des Gutekunst, drang in die auf der Bühne des Hauses eingebaute Schlafstube des Gutckunst' scheu Ehepaares und schaltete dort das Licht ein. Mit einem Rasiermesser und einer schweren Axt bewaffnet versuchte der Täter wahrscheinlich zuerst mit dem Rasiermesser dem Gutekunst den Hals abzuschneiden, bekam ihn Labei falsch zufassen, brachte dabei Gutekunst eine schwere Schnittwunde von Wange zu Wange bei und durchschnitt hierdurch die ganze Oberlippe. Durch den Lichtschein wachte nun auch Frau Gutekunst auf und wollte ihren Mann vor dem mit der Axt vor ihm stehenden Glücklcr dadurch retten, daß sie ihm die Decke über den Kopf zog. Der Wüterich schlug nun mit der scharfen Kante des Beiles wahllos auf Gutekunst ein und fügte ihm dadurch, wie die spätere Untersuchung ergab, im ganzen 24 m tiefe, klaffende Wunden bei. Diese Angabe allein genügt, um sich ein Bild von dem furchtbaren Verletzungen am ganzen Körper, besonders aber am Kopf des Gutekunst zu machen. Den vereinten Kräften der Ehe­leute gelang es nun, den Wüterich aus dem Zimmer zu drängen und abzuschließen. Doch schlug dieser mit der Axt das Fenster ein und ging von neuem auf seine Opfer los und brachte dadurch der Frau ebenfalls eine Verletzung am Schulterblatt bei. Frau Gutekunst sprang in ihrer Ver­zweiflung aus dem 4 bis 5 Meter hohen Dachstock heraus,

»Der Schmied von Murdach.

Roman von Leontine v. Winterfeld-PIaten.

Copyright by Ciremer L Comp.. Berlin W 20.

Nachdruck verboten.

46. Fortsetzung.

In den Häusern ringsum verglommen die Lichter hinter den Butzenscheiben, und auf den dunklen Straßen war kein Schritt mehr hörbar. Am Frühlingshimmel flim­merten und leuchteten die Sterne, so hoch und fern über Erdennot und Menschenweh. Nur im Dom waren die Fenster noch hell. Bruder Ebbo las Seelenmessen für die vielen, vielen Gestorbenen, und eine kleine Gemeinde sang mit schwerer, tränenerstickter Stimme:

Hilf uns, Herr Gott, . '

Aus unsrer großen Not!"

Der Jlmfelder atmete schwer. Ach, wer hatte denn die große Not hereingebracht in die arme Stadt? Wer hatte auf seinen eigenen Armen die Pest ins Siechenhaus getragen?

War er er es nicht ganz allein, der schuld war an all dem bitteren Sterben, den vielen, vielen Tränen, die Tag und Nacht flössen in Gebweiler? Aber das Furcht­barste von allem war doch das, daß er auch schuld war an Edula Grantners Krankheit. Oh, wie das quälte und peinigte, daß er die Ursache hatte sein müssen zum Siech­tum der stolzen Grantnertochter.

Der stolzen?

Der lieblichen, feinen, wundersüßen nach der es ihn zog mit allen Fasern seines einsamen Herzens.

Ach, wer war denn er, der arme Ulrich Jlmfelder? Ein fahrender Landsknecht nur und rauher Waffenschmied, dem vom Vater her ein Makel an seinem Namen an seiner Ehre hing. Der nichts hatte als seine stolze, junge Mannes- krast und seine eisernen Arme, die den Hammer schwingen konnten und das Schwert wie kein anderer. Was nutzte ihm nun all seine Kraft und sein junger, stolzer Mut? Konnte er damit der Grantnertochter helfen, die da obe« in ^.schwerem Fieber lag?

Ach, er war so ratlos so ratlos und so voll grenzenloser Unruhe. Wenn er doch nur jemand Hütte fragen können, wie es ihr ging! Aber es blieb alles so totenstill da drinnen so totenstill auch auf dem alten Marktplatz mit seinen spitzengiebeligen Häusern.

Nur aus der Kirche klang beschwörend der Chor der Gemeinde:

Hilf uns, Herre Gott!

Aus unsrer großen Not!"

Ulrich Jlmfelder fuhr hoch. Klangen da nicht Schritte im Haus? Schlugen-nicht irgendwo Türen?

Ach nein, nein, das war nicht hier gewesen, im Grantnerhause das kam von da drüben gerade gegenüber. Die Nacht war so still und trug den Schall so weit, da wurde das Ohr getäuscht.

Weit öffnete sich da im gegenüberliegenden Hause die schwere alte Tür. Man konnte es deutlich erkennen in ver dämmerigen Frühlingsnacht. Schatten huschten die Treppe hinab langsam lautlos wie Gespenster. Die trugen eine Bahre, mit dunklen Tüchern verdeckt. Fort über den Marktplatz schlichen sie die stillen Straßen entlang bis vors Stadttor hinaus. Ulrich Jlmfelder nickte vor sich hin. Wieder ein Toter, den sie einscharren wollten da draußen, wo schon so viele lagen. Lautlos schloß sich die große Haustür da drüben wieder.

Und Jlmfelder grübelte weiter. Würde man in wenigen Tagen hier im Grantnerhause auch so lautlos die schweren Türen öffnen und eine Tote hinaustragen?

Im rohen, schmucklosen Holzsarg, ohne Geleit und Gebet?

Da legte der große Jlmfelder beide Hände vors Ge­sicht und weinte bitterlich.

Von den Türmen hatte es lange Mitternacht geschlagen, als hastige Schritte die Holztreppe herabkamen. Jäh wurde die Haustür von innen entriegelt, und ein kleines, ver­trocknetes Männlein im dunklen Mantel trat rasch auf die Straße und sah sich suchend um. Es war der Medikus Agenta.

Als er den jungen Jlmfelder auf der Steintreppe sitzen sah, blickte er ihn forschend an mit seinen scharfen, durch- ckLrinaendssL,AenLleiy. ' ' >

Seid Ihr krank, Mann, oder was tut Ihr hier nachts aus der Straße?"

Jlmfelder war aufgesprungen und sah dem anderen frei ins Gesicht.

Ich will nur wissen, wie es der Grantnertochter geht, Herr."

Der Medikus zuckte die schmalen, hageren schultern.

Schlecht, schlecht. Sie bittet um einen Priester und um das heilige Sakrament. Es sind noch viele Kranke, die auf mich warten, ich habe keine Zeit jetzt, nach einem Priester zu suchen. Und die alte Magd ist von Sinnen und üaut sich nicht aus der Tür. So Ihr einen Priester wißt, so holt ihn eilend, denn sie hat nimmer lange Zeit."

Und fort hastete das kleine Männlein, in die Nacht hinaus. ,

Ulrich Jlmfelder taumelte. Dann preßte er beide Fauste gegen sein Herz und stürmte über den Marktplatz, dem Dome zu. Weit offen stand das hohe Portal. Scheu und gedrückt schlichen die Andächtigen wieder ihren Wohnungen zu. Die Kirche leerte sich allmählich die Totenmesse war aus. Die großen Lichter am Hochaltar flackerten im Zugwind, der durch die offenen Türen drang. Im roten Scheine der ewigen Lampe stand hoch und aufrecht der junge Priester Ebbo von Augreth, der eben seines Amte gewaltet hatte.

Er hatte die Hände über die Brust gefaltet und Haupt geneigt wie in stillem Gebet. ^ ^

Durch das Schiff der Kirche, zwischen dem » y ' geschnitzten Gestühl entlang, stürmte der Umielder.

Blick seiner stählernen, blauen Augen war wie ver zu Tode gehetzten Wildes. Auf der hohen, freien Wiirn perlten Schweißtropfen, und seine Hände ztrterren.

So stand er vorm Hochaltar und beugte em Kn

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sterbend, zu dem ich kommen soll?"

Der Jlmfelder nickte heftig. ^ ..

Ja, Bruder Ebbo, kommt sofort. Die Grantnertochter

will >daS heilige Sakrament." ... .

, (Fortsetzung folgt.).