Seit: 2 Nr. 225

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Dienstag, 25. September 1828

Amtsversammlung vom 24. Sept. 1928 in Nagold / Einweihungsfeierlichkeiten anläßlich des Krankenhaus-Neu- u. Umbaues und der Vollendung der Nagold- u. Waldachverbefserung

Anläßlich des hohen Festtages des Bezirkes und der Stadl Nagold hatte die Amtskörperschaft eine Amtsversammlung in das Rathaus in Nagold anberaumt, um dringliche Fragen zu erledigen. Nach Verlesung der Anwesenheitsliste, wodurch das Fehlen der nichtstimmberechtigten Mitglieder Schultheiß Calm- bach-Beuren und Schultheiß Theurer-Schietingen festgestellt wurde, begrüßte der Vorsitzende, Landrat Baitinger, die Amtsversammlung unter Erinnerung an den Freudentag des Bezirks und der Stadt Nagold und wies darauf Sie neuen Amtsversammlungsmitglieder Schultheiß Kehl e-llnterschwan- dorf und Eemeindepfleger Schöttl e-Ebhausen auf ihren Dienst­eid hin. Weiter wurde der Vertreter eines verhinderten Alten­steiger Mitgliedes Buchdruckereibesitzer L a u k-Altensteig als neues Mitglied vereidigt.

Die Tagesordnung wies außer einer bitteren Pille, Hilfs­maßnahmen für die Stadt Wildberg, schnell und ohne Reibung zu erledigende Punkte auf.

1. Aenderung der Messungsgebührenordnung.

Die Messungsgebühren werden zum Angleich an die neue Gehaltsordnung erhöht und zwar rückwirkend vom 1. Okt. 1927 bis 31. Juli 1928 von 2.55 Mark auf 2.80 Mark. Ab 1. Aug. d. Js. erfolgt die Anpassung an den staatlichen Tarif auf 3.05 Mark.

2. Ausbau des Jugendamtes durch Feststellung der Satzung und Wahl der Mitglieder.

Wie bereits bekannt, wird in Nagold für den Bezirk ein Jugendamt eingerichtet. Die Satzungen hierzu wurden auf Grund und unter Vorlage der allgemeinen hierfür in Frage kommenden Satzungen ausgearbeitet und verlesen. Als Mit­glieder müssen sechs Beamte und vier hinzugewählte Personen bestimmt werden. Es werden ernannt: als Vertreter des Bezirkes der jeweilige Oberamtsvorstand, als Geschäftsführer Oberamtspfleger K i l l i n g e r-Nagold, als Vertreter der Schulen Schulrat K n ö d l e r-Nagold, für die Geistlichkeit Dekan Otto-Nagold und Stadtpfarrer Dr. Mag er-Nagold. Die hinzugewählten Mitglieder sind Stadtschultheiß Bern- h a r d-Haiterbach und Sparkassenbuchhalter Armbruster- Altensteig und als deren Stellvertreter Kaufmann Maier- Rohrdors und Oberlehrer R e n t s ch l e r-Wildberg. Als Ver­treter der Jugendorganisationen werden gewählt: Inspektor Vauer-Rötenbach und Schwester Caroline-Nagold und als deren Stellvertreter Pfarrer E ö tz-Ebhausen und Frau Landrat Baitinge r-Nagold.

3. Wahlen.

Es werden bestellt:

a. Als Vertreter zum Landesverband der Württ. Amtskörper- schasten der jeweilige Oberamtsvorstand, Stadtschultheiß Maier-Nagold, als Vertreter Stadtschultheiß Pfitzen- m a i e r-Altensteig und Stadtschulheiß V e r n h a r d-Häiter- bach.

b. Als Abgeordnete der Verbandsversammlung des W. Spar­kassenverbandes der jeweilige Oberamtsvorstand, Spar­kassendirektor Ott-Nagold, als Stellvertreter Stadtschult­heiß Maie r-Nagold, Stadtschultheiß Bernhar d-Haiter- bach.

c. Als Mitglieder der Anleihekommission der Oberamtsspar­kasse Landrat B a i t i n g e r-Nagold, Eemeinderat und Sattlermeister Braun-Nagold, als Stellvertreter Ver- waltungsattuar Schwarzmaier-Nagold, Kond. Gauß- Nagold.

d. Als Mitglieder des Fürsorgeausschusses Stadtschultheiß Maie r-Nagold, Stadtschultheiß Pfitzenmaie r-Alten- steig, als Stellvertreter Stadtschultheiß Bernhar d-Haiter- bach, Schultheiß W i e d m a n n-Eültlingen.

4. Besoldüngssatznng der Amtskörperschaft.

Entsprechend der neuen Eehaltsregelung durch den staat­lichen Tarif haben die Amtskörperschaftsbeamten eine ent­sprechende Eingruppierung zu erfahren. So werden einge­reiht in: 4a Dr. Ulmer, 6 Rechnungs-Rat Rieger, Sparkagendirektor Ott, Oberamtsbaumeister Schleicher und Oberamtsbaumeister Köbele. Oberamtsgeometer Klein und Maurer, Verwaltungsaktuare Schwarz­maier, Mutschler und Kalmbach. (Für die Herren Killinger (Oberamtspfleger), Kalmbach, Schleicher, Klein, Maurer und Schwarzmaier wurde per­sönliche Vorrückung nach Gruppe 5 stattgegeben.) 8 b Die Bezirksfürsorgerin Schwester Haering, Gegenrechner Bul­mer, 18 Hausverwalter Zipp er er und in 18 sämtliche Straßenwarte.r

S. Sonderbelohnung der beiden Oberamtsbaumeister.

Für besondere Arbeitsleistung beim Vezirkskrankenhaus wer­den dem Oberamtsbaumeister Schleicher 2Ü0Ü Mark und Oberamtsbaumeister Köbele für die Stellvertretung und teilweise Erledigung der laufenden Geschäfte des Oberamts­baumeister Schleicher 1VÜÜ Mark verwilligt.

K. Hilfsmaßnahmen für die Stadtgemeinde Wildberg.

Wie bereits erwähnt, war dieser Punkt der Tagesordnung die bitterste, oder besser gesagtd i e bittere Pille". Ueber die finanzielle Lage Wildbergs gäbe es nichts mehr zu saAn, denn das, was wir bereits wiederholt an dieser Stelle durch Bezirks­ratssitzungsberichte usw^ behandelt haben. Der Voranschlag für den Ausbau des Schlosses Wildberg belief sich s. Z. auf 70 909 Mark für den Bau u. 40 000 Mark für die Inneneinrichtung. Dieser wurde jedoch bei weitem überschritten, sodaß heute die Stadt Wildberg, die nunmehr vor einigen Monaten gezwungen war, das Sanatorium in eigene Regie zu übernehmen, hier­durch eine Schuldenlast von ca. 640 000 Mark zu tragen hat. Die hohe Summe ergibt sich auch durch die Sanierungsspekula­tion des ehem. Stadtvorstandes d'Argent und des Besitzers Dr. Reinöhl durch den Kauf des Schlosses Hohenbuchau bei Wiesbaden. Als man im vergangenen Jahre den Ortsvor­steher d'Argent ob seines oft eigenmächtigen Handelns, mit­unter im Gegensatz zu den Beschlüssen des Eemeinderates, zur Rechenschaft ziehen wollte, legte dieser sein Amt nieder. Die Schulden verlangen eine ganz horrende Verzinsung, ent­sprechend dem damaligen hohen Zinssatz von durchschnitt­lich 10 Prozent. Durch die Üntragbarkeit dieser Zinsenlast in Anbetracht der 50 000 Mark Umlage bei einem Umlage­satz von 20 Prozent wandte sich die Stadt, die numehr ein Aktiv-Vermögen von 900 000 Mark (Schloß 300 000 und 211 Hektar Wald 600 000) und ein Pagiv-Vermügen von 640 000 Mark besitzt um ein Staatsdarlehen an die Regierung. Dieser wurde in Höhe von 200 000 Mark zu 41L ^ bewilligt falls die Amtskörperschaft zum gleichen Prozentsatz die Hälfte eben­falls übernähme. Dieser Betrag soll durch einen Holzhieb von 3000 Fmst. zur Hälfte im laufenden Jahr wiederum abge- gedeckt werden. Der Staat stellt dies Verlangen an die Amts­körperschaft, andernfalls durch Eesetzesmatznahme in diesem Sinne ein Zwang ausgeübt würde. Unter diesem Gesichts­punkt fühlt sich die Amtsversammlung bewogen, dem Beschluß des Bez.-Rates auf Darlehengewährung zuzustimmen. Schlag und Wald werden für diese Darlehen verpfändet, der Ertrag für den außerordentlichen Holzhieb geht von der Forstverwal­tung direkt an die Amtskörperschaft. In Anbetracht der drin­genden Notlage der Stadt, hat der Staat sein Darlehen in Höhe von 200 000 Mark bereits ausgezahlt. Durch Ausspra­chen, an denen sich Schultheiß Wagner-Spielberg, (der übri­gens eine Ersatzpflicht der Eemeinderatsmitglieder in Er­wägung zieht), Fabrikant R a u-Wildberg, Stadtschultheiß Sch metzle-Wtldderg, Schulthe.ß Wt d m a nn-Gültlingen uns Siadtschultheiß Maier-Nagold beteiligen, wird zum Ausdruck ge­bracht, daß die Stadt Wildberg, d.h. jeder Bürger sich der schwierigen Lage bewußt sein sollte, bis zum Möglichsten der Leistungsfähigkeit herangezogen werden müsse, aber auch, daß der Gemeinderat für dir Handlungen des ehem. Stadtoorstandes nicht voll haftbar ge­

macht werden könne, da dieser Herr sehr vieles einfach .auf seine Kappe" genommen hatte und sich dabei eine Amtsunterschlagung, in deren Folge er verhaftet aber wieder srrigelassen wurde, zu Schulden kommen ließ. Ein Antrag aus. der Mitte des Wild­berger Gemeinderates auf Herabsetzung der Gemetndeumlage dürfte dabei lächerlich wirken und sollten von einem denkenden Menschen gar nicht in Erwägung gezogen werden. Der Amtskörperschaft wurde die Zahlung des Kredites insosern erleichtert, als die Re­gierung der Amtskörperschaft eine außerordentliche Abschlags­zahlung des zu erwartenden Staatsbe trages zum Krankenhaus­bau von 15000 Mark geleistet hat. Bon Schultheiß Wagner- -Spielberg wurde zum Schluß noch von demGroßmanns- getst" der Wildberger, der nun nunmehr in Anbetracht des Ernstes der Lage schwinden sollte, gesprochen und ausdrücklich betont, daß diese Hilfsaktion für Wildberg kein Vorgang für andere Gemeinden bilden dürfe.

7. Abkör von Rechnungen der Oberamtspflege, Oberamtsspar­kaffe, des Jugendamtes und der Beztrksfürsorgebehörde und anschließend eine Unterstühungssrage einer Beamtenwttwe aus Calw wurden reibungslos erledigt.

Auf die vorgesehene Minwe konnte die Amtsversammlung ge­schlossen werden, um sodann durch ihre Mitglieder an den Einweih­ungsfeierlichkeiten des Krankenhauses und der Korrektion teilzunehmen.

Flaggenschmuck an einem hellichten Werktag, Gehröcke und Zylinder, dazu freudige Gesichter, dies alles mußte zu denken geben und den Beweis dafür liefern, daß irgend etwas Beson­deres für unser Heimatstädtchen bevorstand. Und wirklich, die beiden Werke, die Bezirk und Stadt vollendet haben, sind Ta­ten, ob denen wir stolz und dankbar sein dürfen. Der Wür­digung wurden bereits in unserer Festnummer genügend Worte gesprochen und wir wollen uns heute lediglich auf eine kurze Beschreibung der Feierlichkeiten beschränken. Wie wesentlich die Errungenschaften sind, beweist schon allein die Tatsache, daß eine Reihe prominenter Persönlichkeiten zu'diesem Tage das Versprechen ihres Besuches eingelöst haben. So durfte der Herr StaatspräsidentDr. Bolz, die Herren Min.-Dir. Neus­ter, Landtagspräsident a. D. Körner, M. d. L. Schultheiß Rath, Staatsrat u. Staatspräs. a. D. R au Wirtschaftsminist-, Landtagspräsident Pflüger, Min -Rat von Scheuerten vom Jnnenminist,. Oberrechnungsrat Nothweiler von der Landesversichsrungsanstalt, Sanitätsrat Dr. von Noorden, Oberamtsarzt Dr. Huwald, Pfarrer Ris vom Diakonissen­haus Stuttgart u. a. begrüßt werden. An den Feierlichkeiten nahmen außer der gesamten Amtsversammlung, des hiesigen Ge­meinderats, der Bamtenschaft der weltlichen und kirchlichen Be­hörden auch die Gesamtheit der Aerzteschaft vom Nagolder Bezirk teil. Den Auftakt nahm die Feierlichkeit durch die Schlüsselübergabe am Hauptportal des Krankenhauses. Der Architekt und Erbauer, Oberamtsbaumeister Schleicher, der sich durch sein Werk ein bleibendes, unvergängliches Denkmal gesetzt hat, dankte bei der Schlüsselübergabe dem Bezirk für das Vertrauen, dem Chefarzt Dr. Ulmer für seine Mitarbeit, den Schwestern, seinem Mitarbeiter Baumeister Walleitner, den Unternehmern, Arbeitern und allen, die Hand an den Bau mit angelegt haben. Oberamtsvfleger Killinger übernahm als Krankenhausverwalter den Schlüssel und sprach im Namen der Amtskörperschaft dem Baumeister für das gute Gelingen des Baues den Dank aus, freute sich ob der schnellen Bauausfüh­rung, hob vor allem auch die hohen Verdienste des Oberamts­vorstandes, Landrat Baitinger, hervor, würdigte die Leistung des Architekten und Baumeisters, ist dankbar der Mitarbeit des Chefarztes und der Schwestern,unter ihrer Oberin und schloß mit dem Wunsche, daß dies Haus zum Segen der Menschheit erstellt sein und in ihm stets der Geist der christlichen Nächsten­liebe walten möchte. Im ersten Stock des Hauses, an der Schwelle des Alt- und Neubaues fand der eigeniliche Ein­weihungsakt statt. Der Schülerchor unter Leitung seines Diri­genten, Hauptlehrer Ri cht, sang einen Begrüßungschoral, wo­rauf Landrat Baitinger in einer Festrede ungefähr folgen­des ausführte:

Sehr verehrter Herr Staatspräsident,

hochverehrte Festversammlung!

Im Namen der Amtskörperschaft habe ich die hohe Ehxe und Freude, Sie alle, insbesondere unsere verehrten Gäste, an ihrer Spitze die Vertreter der Württ. Staatsregierung und des Landtags, in unserem neuen Bezirkskrankenhaus, das heute eingeweiht werden soll, herzlich zu begrüßen. Ein besonderer ehrerbietiger Willkommgrutz gilt dem Herrn Staatspräsidenten Dr. Bolz, der trotz der Fülle der Arbeit und Verantwortung, die auf ihm lastet, die Zeit zur Teilnahme an unserer Ein­weihungsfeier gefunden hat. Der Bezirk weiß diese Ehre dank­bar zu würdigen, umsomehr als ihm die Auszeichnung eines Be­suchs des Württ. Staatsoberhaupts seit langen Jahren nicht mehr zu teil geworden ist.

Meine Frauen und Herren!

Die Amtskörperschaft war sich einmütig darüber klar, daß die glückliche Vollendung unseres neuen Bezirks-Krankenhauses ein so wichtiges und so bedeutungsvolles Ereignis sei, daß sich die Abhaltung einer Einweihungsseier in bescheidenem Rahmen durchaus rechtfertige. Wir wollen uns heute nicht nur im enge­ren Kreis der Bez.-Verwaltung, sondern im Kreis aller derer, die zum Gelingen des Werks beigetragen haben, freuen und Ihnen allen für Ihre Mitarbeit und die reiche Unterstützung, die wir gesunden, herzlich danken. Zugleich haben wir das Be­dürfnis, vor der Öffentlichkeit Rechenschaft abzulegen, wie die von der Allgemeinheit aufgebrachten Mittel verwendet worden sind.

Ich glaube, wir brauchen das Urteil der Öffentlichkeit nicht zu scheuen.

Wer diesen Bau so stolz und machtvoll ins Nagoldtal herabgrüßen sieht, ahnt wohl kaum, welche Summe von Arbeit und Mühe sein Aufbau mit sich gebracht hat."

Anschließend gibt der Redner einen kurzgehaltenen Ueber- blick über die Geschichte des Krankenhauses, über sein Entstehen und Werden, über die finanzielle Seite und noch manches an­dere, das unsere Leser aus dem Aufsatz des Herrn Landrates in der Festschrift entnehmen wollen. Alsdann fährt Herr Land­rat Baitinger fort:

Ich habe die angenehme Pflicht, allen denen, die durch treue und hingebungsvolle Mitarbeit zum Gelingen dieses Werks beigetragen haben, in erster Linie unserem Oberamtsbaumeister Schleicher, aber auch seinem Mitarbeiter Baumeister Wal­leitner, sowie den Meistern, Handwerkern, Arbeitern und Lifranten herzlich zu danken. Dieser Dank gilt auch unseren: Oberamtspfleger Herr Killinger, der über die Bauzeit so manche bittere Pille zu schlucken u. ein zu schweres Päckchen Sor­gen mitzutragen hatte.

Ein besonderes Lob hat sich unser Krankenhausarzt Herr Dr. Ulmer, namentlich aber auch die Schwestern und das übrige Personal dafür verdient, daß sie die Schwierigkeiten und Umständlichkeiten, welche die Fortführung des laufenden Betriebs während der Bauzeit mit sich gebracht hat, mit phil. Gleichmut und mit christlicher Geduld getragen haben. Es war wohl ein täglicher Kleinkrieg mit der Tücke des Objekts, den sie alle siegreich bestanden haben.

Ich darf noch erwähnen, die treue Mitarbeit und das knr manische Zusammenspiel, das in der Krankenhauskommitzim,' festzustellen war, in zwanzig Sitzungen wurden folqenre ck- schwerwiegende Entschlüsse, nahezu immer einmütig gefaßt '' Ich danke den Ausschußmitgliedern herzlich für ihre Dienste Unser Krankenhaus ist nun zwar fertig, es fehlt aber mi» Sie bei der Besichtigung sehen werden noch so manches' K e werden noch so manche kahle Ecke, so manche glatte entdecken, die des Schmuckes bedarf. Auch wäre es erwün6§/ wenn die Bücherei durch neue Bücher, die Radioeinei»/, durch Stiftung der Apparate ergänzt würde. Endlich aUt °E noch die Freibettstiftung, die ein Opfer der Geldentwertung^ worden ist, allmählich wieder aufzubauen. Sie sehen es dißs für Freunde und Gönner noch reiche Gelegenheit mm den Glanz und den Schimmer zu fügen. ^ "En

An die Herren Aerzte habe ich die dringende Bitte tt- mögen, das freundliche Wohlwollen, das sie schon bisher 'd-m Krankenhaus gegenüber bewiesen haben, das aber über d «> Zeiten der Not und des Umbaues in den Hintergrund getreten sein mag, dem Hause auch in Zukunft wieder in vollem Maße zuwenden. "

Meine Frauen und Herren!

Das neue Haus, das wir heute seiner Bestimmung über­geben, möge dienen der leidenden Menschheit, es möge in sei­nem Teil die uralten Gegensätze zwischen Gesunden und Kran­ken überbrücken helfen und eine Quelle des Segens sein Voll Vertrauen legen wir die ärztliche Leitung in die Hände des bewährten Meisters, der schon seit Errichtung des Baus in ihm tätig ist, seit zwei Jahrzehnten als Leiter seine hohe Kunst hier ausübte. Wir übergeben die Pflege der Kranken unfern wohlbewährten Diakonissen, die wirtschaftlichen Aufgaben dem übrigen Personal, die Rechnungsführung und Verwaltung der Oberamtspflege.

Wir hoffen und wünschen, daß in diesem Bau, der mit allen neuzeitlichen Einrichtungen versehen ist, wieder ein Muster­betrieb sich entfalte zu Nutz und Frommen des ganzen Bezirks!

Das walte Gott!"

Nunmehr wandte sich der Chefarzt Dr. Ulmer an die Festversammlung, dankte für die anerkennenden Worte des Land­rates, bessern zielbewußten Streben insbesondere das neue Werk zu verdanken sei und versicherte, daß er getragen vom allseitigen Vertrauen die Verantwortung erleichtert übernehmen werde. Insbesondere dankte er auch dem OA.Baumeister Schleicher für das Eingehen auf alle ärztlichen Wünsche und den Schwestern für ihre Treue und Unermüdlichkeit während der schweren Zeit des Umbaues. Fräulein Killinger trug sodann ein Bestall erheischendes, selbstverfaßtes Gedicht vor, das mit dem Schluß­satz endete:Möchte das Haus zum Wohle gereichen dem ganzen Oberamtsbezirk".

Alsdann trat Stadtpfarrer Presse! an das mit Blumen und Grün geschmückte Rednerpult:Als Seelsorger des Hauses und zugleich im Namen der Pfarrer und der Kirchengemeinden des Bezirks darf ich auch unsere herzlichsten Glück und Segenswünsche zum wohlvollbrachten Werke aussprechen. Wenn wir heute mit Dank gegen Gott und Menschen diesen schönen und zweckmäßigen Neubau einweihen, so nehmen wir zugleich grüßend und dankend Abschied von dem allen Bau, der nun so viele Jahre hindurch treu gedient hat. Wieviele Kranke haben doch darin all die Jahre hindurch leibliche und seelische Genesung gesucht und gefunden! Eine unabsehbar große Schar zieht da an unserem inneren Auge vorüber. Das sind all die, die einst mühselig und beladen, in Not und Schmerzen hier­hergekommen sind. Es ist die große Brüderschaft der vom Schmerz Gezeichneten. Viele haben Genesung oder Linderung finden dürfen und sind dankbar und beglückt heimgezogen, manche aber sind stille Leute geworden. Sie haben alle eine äußere Krankheitsgeschichte, die wohl in diesem Hause nieder­gelegt ist sie haben aber alle noch eine andere, innere Krankheilsgeschichte, in die wir Menschen aber nur ein wenig schauen durften, die aber in ihrer Tiefe und Weite dem All­wissenden ganz offenbar ist. Sie ist uns die Wichtigere. Da haben viele eine Begegnung mit dem lebendigen Gott ge­habt. Mögen wir alle, die wir schon in diestm Hause in Nor und Schmerzen gelegen, die wir hier mit Gottes Hilfe dank ärztlicher gewissenhafter Hilfe und dank aufopfernder Pflege der Schwestern Genesung gefunden haben, über dem Dank ge­gen Menschen nie den Dank gegen den barmherzigen Gott ver­gessen. Mögen wir üllerall und immer verkünden die großen Taten Gottes:Der Herr hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich!" Und nun wird heute dieser schöne Bau seiner Bestimmung übergeben. In aller Freude stimmt uns diese Feier auch wieder ernst. Wieder tritt vor unser, in die Ferne schauendes Auge ein unabsehbarer langer Zug von Mühseligen und Beladenen, die hier in den kommenden Jahren zusammen­strömen werden. Wieviel Schmerz und Not werden seine Mauern aufnehmen und barmherzig verhüllen. Es wird ein Mittelpunkt menschlicher Not werden. Welches Riesenmaß von Verantwortung wird damit auf die Schultern des gewissen­haften und bewährten Arztes und unserer treuen Schwestern wieder gelegt werden, welche Anforderungen werden da an sie gestellt werden müssen. Da geht unser Blick empor zu dem großen Menschenfreund und Arzt, Jesus Christus, von dem allein Hilfe und Genesung kommt. Wo er hinkommt, da wer­den die Blinden sehend, die Lahmen gehend, die Tauben hö­rend und den Armen wird das Evangelium aepredigt. Wir wissen, daß alle ärztliche Kunst, alles menschliche Vermögen nur Werkzeug in der Hand, im Dienste des Höchsten ist. Auch von diesem Dienste gilt:Ohne mich könnt ihr nichts tun". Das erinnert an die Unzulänglichkeit unseres menschlichen Tuns, zeigt uns aber auch, mit ihm, die Größe dieses Dienstes. seiner Gnade, mit seinem Beistand wird dieses Haus der Not ein Bethesda, ein Haus der Hilfe werden. Darum falten wir die Hände und bitten: Er möge dem vielbelasteten Arzt und den Schwestern neue Kraft und Freudigkeit schenken, er möge sein Antlitz freudig leuchten lassen über diesem Hause, uver den Gesunden und den Kranken. Er möge es auch h>er Gnaden in Erfüllung gehen lassen:Alle, die Jh" anruyr- ten, wurden gesund!" ^

Nach den tiefbewegenden, aus dem Herzen .kommen , Worten unseres Stadipjarrers sprach Pfarrer Ris im Aufir g der evang. Diakonifsenanstalt Stuttgart. Er versicherte dre ye z- lichste Anteilnahme des Mutterhauses an dem heutigen ir^uoe^ tag, denn Not, Sorge und Befriedigung während 28 Jay Dienstleistung an einer Stelle ketten aneinander. Den «ärmst Dank sagte er für alle vertrauensvolle Förderung und uni - stützung der Schwestern. Sie würden auch in Zukunft au einsetzen, um ihre Pflicht zu erfüllen und das Mutterhaus w weiter bereit sein, die benötigten Schwestern jederzeit zur -v fügung zu stellen. .. . , , ^

Das Finale der Feierlichkeit bildete ein Schlußchor ö Schülerinnen. Anschließend wurde eine eingehende Bestchirgu g des Neubaus mit seiner neuzeitlichen Einrichtung vorgenommen, die alle Besucher aufs höchste befriedigte.