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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Mittwoch» 19. September 1928.

schweifendste Phantasie habe sich nicht ansdenken können, -orianr. einen solchen Erfolg mit nach Aause bringen wurde Denn niemand hätte vermutet, daß Deutschland so rasch seinen Widerstand aufgeben und so weitgehende Vor­schläge machen würde. Der deutsche Widerstand sei aber bekannte Uneinigkeit der Deutschen untereinander gebrochen worden, nachdem die Presse der Linken ein- gelenkt habe. DerExzelsior" berichtet, in der deutschen Abordnung in Genf selber herrsche Uneinigkeit. Der Justi­tiar des auswärtigen Amts, Gaus, bemühe sich, wie der * .uvre behauptet, den andern deutschen Mitgliedern be- greiflich zu machen, daß der neue Ueberwachungsausschuß nicht bloß bis 1935 tätig sein solle, da ja auch der Locarno- Vertrag nicht zeitlich begrenzt sei.

Rücktritt des Chefs der TNarineleikung

Berlin» 18. Sept. Der Chef der Marineleitung, Admiral Zenker, hat sein Rücktrittsgesuch eingereicht, das geneh­migt worden ist. Admiral Zenker verläßt sein Amt Ende September. Als Nachfolger ist der bisherige Chef der Ma­rinestreitkräfte der Ostsee, Vizeadmiral Dr h. c. Raeder, in Aussicht genommen. Admiral Zenker hat der Marine 39 Jahre angehört.

Admiral Zenker war zum Rücktritt bereits entschlossen, als er dem Reichstag in der sogenannten Lohmann-Sache Rede und Antwort stand, da er sich als Chef der Marine- leitung alter soldatischer Ueberlieferung gemäß für die Ver­fehlungen seines Untergebenen mitverantwortlich ühlte. Nur sein Pflichtgefühl hat ihn damals veranlaßt, bis zur Erledigung dieser Angelegenheit auf seinem Posten auszu- harren. Der Entschluß ist ihm dadurch besonders erleichtert worden, daß er den Wiederaufbau der Marine durch die endgültige Bewilligung der ersten Rate des Panzerschiffs K für gesichert ansieht.

Wasfenfunde bei Pirna

Dresden. 18. Sept. Das Presseamt des Polizeipräsidiums teilt mit: Als dieser Tage das Gras am Rande des sogenann­ten Lugteiches bei Pirna gemäht wurde, entdeckte man am Teichrande einzelne Waffen. Der zuständige Gendarmerie­beamte! ordnete daraufhin eine genaue Suche an und es konnten dann aus dem Teich 54 Jnsanteriegewehre und Karabiner, ein leichtes Maschinengewehr mit zwei Ersatz­läufen, drei Kasten mit je 1450 Schuß Munition, eine große Anzahl Gewehrschlösser, Seitengewehre, Stielhandgranate^ und Sprengkapseln geborgen werden. Die Waffen müssen schon vor mehreren Jahren in den: Teich versenkt worden sein.

Der Reichspräsident in Oberschlesien

Oppeln, 18. Sept. Nach dem amtlichen Empfang wurde gestern dem Reichspräsidenten v. Hindenburg eins großartige Huldigung aller Berufsstände dar­gebracht. Bei einem Empfang im Oberpräsidium sagte er, er habe mit Befriedigung feststellen können, daß trotz der ungeheuren wirtschaftlichen Schwächung in wenigen Jah­ren eine gewaltige Neuaufbauarbeit geleistet worden sei. Mit besonderer Befriedigung erfülle ihn der nationale Wiederaufbau in Oberschlesien. Der polnisch sprechende Teil der Bevölkerung kann ver­sichert sein, daß die deutsche Regierung es als ihre Pflicht betrachtet, nicht nur die gesetzlich verbürgten Minder­heitsrechte, sondern auch die allgemeinen Rechte anzu­erkennen und zu achten.

Von Oppeln begab sich der Reichspräsident v. Hinden- burg nach Hindenburg, um der Grundsteinlegung für ein Kinderkrankenhaus beizuwohnen, für dessen Einrichtung er 3000 Mark stiftete.

Dann begab sich der Reichspräsident nach Beuthen und Gleiwitz. Ueberall wurde er mit großer Begeisterung empfangen. Nach der Begrüßung in Gleiwitz hielt der Reichspräsident eine Ansprache, in der er u. a. sagte:

Wie kein anderer Teil Deutschlands ist diese Südostecke des Reichs durch den Versailler Vertrag und den allen Deutschen unverständlichen Genfer Spruch vom 20. Oktober 1921 betroffen worden. Wichtiges und unent­behrliches Hinterland ist den drei Industriestädten entrissen worden: zusammengehörige Unternehmungen, die hier ihren einheitlichen Mittelpunkt hatten, wurden willkürlich

I zerschnitten und dadurch aufs schwerste in ihrem Be- > stand erschüttert, die Verkehrswege, die diese Städte unter­einander und mit den benachbarten Produktionsstätten ver­banden, unterbrochen und zerrissen. Wirtschaftliche Schwie­rigkeiten und soziale Nöte waren die Folgen dieser Lösung. Die materiellen Ausstandsschäden und das Zuströmen von Flüchtlingen aus den entrissenen Gebieten verstärkten das Elend, und schwere Leiden kamen über Stadt und Land. Dennoch ist dies hart geprüfte Gebiet und seine Bevölkerung ohne Unterschied der Partei und des Berufs auch in der schwersten Notzeit niemals in seiner Treuezumgroßen deutschen Vaterland wankend geworden; es hat Liese Treue mehr als einmal in mannhafter Tat bewiesen. Die Grundlagen für die Erhaltung und den Ausbau des uns verbliebenen Teiles von Oberschlesien sind durch die harte und zähe Arbeit aller, die hier mit Kopf und Hand schaffen, gelegt, und es wird eine nationale Aufgabe Deutsch­lands sein, aus dieser Grundlage aus diesem Lande wieder das kräftige und gesunde industrielle Wirtschaftsgebiet des Ostens werden zu lassen."

Stuttgart, 18. September.

Todesfall. In Ueberlingen am Bodensee starb im Alter von 83 Jahren der frühere Vorstand der Württ. Kunst­gewerbeschule in Stuttgart, Direktor Hans v. Kolb.

Vom Tage. Am Sonntag fiel in einem Haus der Ear- tenstraße in Gaisburg eine auf einen Stuhl gestellte bren­nende Petroleumlampe beim Rücken des Stuhles um. Die 50 I» a. Wohnungsinhaberin versuchte die Lampe zu löschen. Hierbei fingen ihre Kleider Feuer, wodurch sie am ganzen Körper schwere Brandwunden erlitt.

TKagolsheim OA. Münsingen, 18. Sept. Wahl des Orts Vorstehers. Bei der am Sonntag stattgefun­denen Wahl für das durch den Rücktritt unseres langjähri­gen Schultheißen Jakob Heid ecker freiwecdende Amt eines Ortsvorstehers wurde Lehrer a. 2. Elsäßer mit 139 Stimmen gewählt.

Lustnau OA. Tübingen, 18 September. Motorrad­unfall. Ein Reutlinger Motorradfahrer fuhr mit der 21 I. a. Maria Kienle aus Pfullingen auf der Straße LustnauKirchentellinsfurt, als sein Rad ins Schleudern kam, wodurch das Mädchen vom Rad geworfen wurde und einen schweren Schädelbruch erlitt. Es wurde in die Klinik nach Tübingen verbracht, wo es bis jetzt nicht zum Be­wußtsein kam. Der Fahrer selbst erlitt nur einige Schür­fungen.

Ulm» 18- Sept. «Der schwarze Vere von Wilf­lingen nochmals vor Gericht. Franz Aaver Blumenschein, Schuhmacher von Wilflingen, genannt «Der schwarze Vere", wurde gestern nochmals in der zurück- gestellten Strafsache betr. den Diebstahl bei Frau Gier in Schofen Gde. Wilflingen vernommen. Das Gericht hielt die Beweise für eine Verurteilung nicht für ausreichend und sprach den Angeklagten frei.

Heidenheim, 18. Sept. Selbstmord. Gestern mor­gen nahm sich ein 18 I. a. Arbeiter von hier an seiner Ar­beitsstätte aus unbekannten Gründen durch Erhängen das Leben.

Vom bayrischen Allgäu. 18. Sept. Bestrafter Un­fug. Die 28 I. a. Kaufmannstochter Gertrud Wann er aus Ulm betrat in Begleitung des Kaufmanns Hermann Schädler von Oberstaufen und des vrakt. Zahnarztes Dr. Lex von Neuötting die katholische Kirche in Aach bei Oberstaufen, erstieg dort die Kanzel und ahmte einen Pre­diger nach. Das "Amtsgericht Jmmenstadt verurteilte dis Dame wegen Vergehens gegen § 166 zu 100 -Zi Geldstrafe.

Ariedrichshafen, 18. Sept. Diebstahl auf einem Bodenseedampfer. Aus dem Salon des Kurs­dampfersFriedrichshafen" wurde eine Handtasche, die 1 goldenen Ring mit einem mittleren Brillant, 2 länglichen Rubinen, etwa 16 kleine Brillantbruchstücke, 1 Paar Ohr­ringe, 1 unechte Perlenkette, 1 Busennadel mit kleiner Perle, 1 kleiner, mit einem Brillant besetzter Schmetterling, sowie Badekleider enthielt, gestohlen. Die Bestohlene ist Frau Rittmeister Emmy v. Jäger aus Ludwigsburg.

Aus Stadt und Land

Nagold» 19. September 1928.

Wer an der Kunst keinen Gefallen findet der hat auch den Sinn der Schönheit nie verstanden

Burlandt.

Zugend und Atter

Es ist eine häufige Erscheinung der Neuzeit daß Ju­gendliche sich im Ton und im Benehmen älteren Leuten gegenüber vergreifen. Es ist ja allerdings auch eine sehr schöne Sache, daß man heute die Jugend nach allen Kräften und mit allen Mitteln zu fördern sucht, aber das darf keineswegs auf Kosten ihrer Erziehung geschehen wie sich dies leider häufig zeigt. Bei der heute in manchen Kreisen gepflegten, sprunghaften Entwicklung ist das erklärlich- denn sehr oft lassen die Eltern ihren Kindern eine Schul­bildung angedeihen, die ihrer eigenen weit voraus ist so weit voraus ist, daß schließlich die Eltern nicht mehr in der Lage sind, zu unterscheiden, wo die Schulbildung ansänat und die Herzensbildung aufhört. Es fehlt ihnen schließ­lich jeder Maßstab..

Daraus ergibt sich ein Mißverhältnis, welches sich sehr bald in Rücksichtslosigkeiten, Ungehorsam, ja Mißachtung gegenüber den eigenen Eltern zeigt. Die wahre Bildung setzt sich zusammen aus Wissenschaft und Kinder­stube, d. h. sorgfältiger Erziehung, niemals aber aus nur einem dieser beiden Teile. Gerade in neuerer Zeit sieht man außerordentlich viele solcher halbgebildeten Leute, welche ihren lieben Mitmenschen durch die vielen Ecken und Kanten ihres Wesens auf die Nerven fallen, aber sehr pat­zig werden, wenn ihnen das durch einen älteren, erfahrenen Menschen zu Gemüts geführt wird. Täglich kann man auf der Straße zahllose Beispiele sehen, desgleichen in Lokalen, in den Verkehrsmitteln, besonders in der Eisenbahn. Es könnte da Manches besser sein, wenn nicht die Energielosig­keit der älteren Personen bei uns eine so ungeheuer große wäre! Aber die meisten von ihnen verkriechen sich bei der ersten schnodderigen Antwort eines Jugendlichen am lieb­sten in das nächste Mauseloch, ohne zu bedenken, daß es ihre Pflicht ist, auf Grund ihrer älteren Lebenserfahrung an der gesamten Volkserziehung mitzuarbeiten. Die meisten Jugendlichen sind ja ihres unrichtigen Verhaltens gar nicht bewußt, weil sie selbst und ja leider auch ihre Eltern teil­weise das gar nicht beurteilen können. Die urteilsfähigen älteren Personen haben der Jugend so unendlich viele Opfer gebracht, daß sie sicherlich ein Recht darauf haben, mit der nötigen Ehrerbietung von der Jugend angehört zu wer­den. Wie manche Berufsarten, so gibt es auch manche Sport­arten, die die Ausübenden verrohen, wenn nicht das nötige Gegengewicht in Gestalt von häuslicher Erziehung vorliegt. Insbesondere ist nicht jeder Sport für beide Geschlechter an­gebracht. Gerade heute kann man die Jugend nicht genug vor Größenwahn und Selbstüberhebung warnen; denn die Zukunft kann nur einer wohlgebildeten, nicht aber einer halbgebildeten Jugend gehören!

*

Der Süßmost

In den meisten obstbautreibsndsn Gegenden macht sich immer mehr eine Bewegung geltend, den abgepreßten Obst­saft, den Most, nicht mehr vergären zu lassen, sondern in süßem Zu st and zu konservieren. Derartige Süß­moste sind sehr angenehme und gesunde Getränke, da sie wertvolle Stoffe enthalten, die durch die Gärung voll­kommen verloren gehen, so z. B. die Vitamine und den Fruchtzucker. Es gibt eine ganze Reihe von Verfahren zur Haltbarmachung von Fruchtsäften, doch sind sie nicht alle gleich empfehlenswert. Am wenigsten ist es der Zusatz von Chemikalien, wie z. B. der Borsäure, Salicyl- und Benzoesäure oder deren Salze; man erreicht zwar gärungs­lose Säfte, allein sie sind nicht mehr naturrein und die Zu­sätze sind der Gesundheit nicht gerade sehr zuträglich.

Das beste Verfahren ist ohne Zweifel das Külte- verfahren, das darin besteht, die Säfte dauernd auf 1 Grad Celsius unter Null zu halten, was aber in wirt­schaftlicher Weise nur in großen Anlagen durchführbar ist. Jür den Äausöalt sowie die bäuerlichen Betriebe ist das

Der Schmied von Murvach.

Roman von Leontine w Winterfeld-PIaten.

Copyright by Gremer L Comp., Berlin W 30.

Nachdruck verbot»

33. Fortsetzung.

Tie kleineren Häuser, die nahe sm Wasser standen, jenseits der schützenden Stadtmauer, waren arg bedroht. Brausend und tosend schäumte hier die Lauch über ihre Ufer, denn an der Mühle hatte sich das Wasser gestaut und fand nicht genügend Abfluß, und der breite Tamm nach der Stadt zu war durchwühlt und gebrochen. Wie ein schwarzer, gurgelnder See schoben sich die Wasser über Wiesen und Felder, alles erbarmungslos nieder­reißend, was ihnen im Wege stand.

Sie hatten ihren Hausrat und die Kinder auf einen höher gelegenen Hügel gebracht, wo alte Kiefern ein wenig Schutz boten gegen Wind und Regen. Ein fahler Mond sah verstohlen zwischen zerrissenen Wolkenschleiern durch, sonst hätte man wohl nichts erkennen können hier draußen, denn der Wind duckte und löschte jede Fackel. Das Ge­rücht von der überschwemmten Lauch war schon weiter rn die Stadt gedrungen, und gutherzige Bürgerfrauen waren mit ihren Männern gekommen, Hilfe zu leisten und den Obdachlosen ein Asyl zu bieten. Sie hatten geholfen, den Hausrat aus einigen morschen Hütten zu schleppen, die schon ganz von Wasser umspült waren. In das Brausen der wilden Lauch und das Heulen des immer stärker werdenden Tauwindes mischte sich das ängstliche Schreien der Kinder, Rufen der Mutter und Blöken verwirrter Schafe. Tie große Brücke nach Murbach hinauf, über sie heute morgen Eiring Grantner und Ulrich Umfelder noch gegangen, war in der Mitte geborsten, und alle Pfeiler ächzten und schwankten im Anprall der Wogen.

Jenseits der Lauch gleich hinter der Brücke, lag ein kleines, unscheinbares Hüttchen. Ter Fischer wohnte darin mit seinen beiden mutterlosen Kindern. Er war zu Markt ezogen in die Städte ringsum und heute nicht daheim, tiemand hatte an die Kinder gedacht, denn jeder hatte so

viel mit sich selbst zu tun. Und nun stand das Wasser rings um das morsche Hüttchen und stieg und stieg bis zu den Fenstern hinauf. Der Hügel unter den alten Kiefern hatte sich allmählich geleert, denn die Obdachlosen waren von mildtätigen Mitbürgern in die Stadt geleitet worden. Auch Edula hatte sich eines armseligen Häufleins ange­nommen und wollte ihn gerade zum Grantnerhaus führen, als schwaches Weinen und Rufen wie ans weiter Ferne sie noch einmal zwang, stehenzubleiben und Umschau zu halten. Auf dem morschen Strohdach des baufälligen Hüttleins jenseits der Lauch sah man deutlich im Mond­licht die beiden Kinder kauern, angstvoll aneinander ge­klammert und mit den Händen winkend. Edula Grantner wies entsetzt mit ausgestrecktem Arm dorthin, denn die wenigsten hatten das Rufen vernommen bei dem starken Sturm und der Unruhe hier. Tie Männer schüttelten die Köpfe und zuckten die Achseln.

Es geht nicht, Jungfrau Grantner. Tie Brücke ist geborsten und wer sollte wohl anders durch das wilde Wasser kommen A-

Da kramvft sich der Grantnerstochter das Herz zu­sammen in Angst und Not um die fremden Kinder dort. Und sie tritt hart an die Brücke, um die schon die Wasser spülten, und mißt sekundenlang mit prüfendem Auge den Spalt, der in der Mitte klafft. Und fühlt deutlich, bei jedem neuen Stoß der Eisschollen, wie die noch stehenden Pfeiler schwanken und zittern in ihren Grundfesten.

O, daß sie ein Mann wäre und den Sprung wagen dürfte zur anderen Seite! Ter Riß ist ja nicht breit, wohl nur zwei Ellen bis zum nächsten Balken. Aber da­zwischen gurgelt und zischt die wilde Lauch, die heute ein Opfer fordern will.

Immer angstvoller tönt das Jammern der beiden Kinder auf dem niederen Dach. Immer höher steigen die Wasser, und immer tiefer sinkt die Nacht.

Da fühlt Edula sich fortgeschoben von starker Hand, beiseitegerückt wie ein Spielzeug. Und mit gewaltigem Sprung setzt ein Mann über den gähnenden Spalt, hin­über auf die andere Seite der Brücke. Aber als die Brücke zu Ende ist, wo sonst der Weg durch die stillen Felder

führt, flutet nur das ungeheure, endlose Wasser. Aber der Mann hat eine schwere Stange in der Faust, die stößt er vor sich in die Fluten und fühlt so, langsam tastend, nach Grund. Bis zum Gürtel geht ihm das Wasser er achtet es nicht. Gerade auf die morsche Fischerhiitte geht er zu aufrecht, langsam vorsichtig. Der Wind hat die Wolken alle verjagt, so daß das Mondlicht voll herniederscheinen kann. Es regnet und schneit nicht mehr, aber das Wasser steigt unablässig von all dem geschmolzenen Schnee in den Bergen. Edula Grantner steht und starrt. Sie hat den Atem angehalten, und ihre Seele schickt Stoß­gebete zum Himmel. Tenn die beiden Kinder da oben m ihrer Todesnot füllten ihr Herz mit unendlichem Erbarmen. Jetzt hat der Mann die Hütte erreicht. Das Wasser geä- ihm bis an die Schultern. Er schwingt sich von Lec Brüstung der niederen Fenster auf das Tach, und d:c Kinder schmiegen sich zitternd in seine starken Arme, -nw jede der Schultern hebt ec eins und will eben den Nun-' weg antreten, als die letzten Pfeiler der Brücke- mit wildem Getöse zusammenbrechen, und die schwarzen, tanzende^ Wasser alles unter sich begraben, Balken, Steine u>n Bollwerk. Und die Eisschollen springen knirschend daruoer hin und höhnen über der kleinen Menschlein machtto;c-^

Entsetzen.

Edula Grantner war erschrocken zurückgewichen, denn fast hätten die stürzenden Bohlen sie mit in die " ' gezogen. An eine der zerzausten Kiefern auf dem HS / klammerte sie sich, und ihr Auge suchte angstvoll späh die drei Menschen in weiter Wasscrwüste. .. -

Wie sollten sie nun den Rückweg finden über wer > brückenlose Lauch? ^

Der Mann da drüben legte die Hände an den 1 und schrie durch den Wind ein Wort. Sie versiano. erst nicht, aber dann wurde es ihnen plötzlich tiar- wollte einen Kahn! ,

Bei der heiligen Jungfrau, wer konnte indiesem^ru

_ bei der rasenden Strömung zwischen den stoß - '

schiebenden Schollen hindurch jetzt einen Kahn gu die Lauch führen? Das war ein Unding o

Möglichkeit! ... >

(Fortsetzung folgt)