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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Montag, 17. September 1828.

Klaffenkampf oder

In Deutschland wie in England tagten in voriger Woche die sozialistischen Gewerkschaften Von besonderem Inter­esse war die englische Tagung in Swansea, denn da ging es um Fragen, die für die allgemeine Gestaltung der Wirt­schaft, im Rahmen einer bestimmten Staatspolitik, von Be­deutung sind. Das Gedeihen der englischen Industrie auf nationaler Grundlage und im Zusammenhang des britischen Weltreichs ist das praktische Ziel, dem die Be­mühungen der Gewerkschaften genau so gewidmet sind wie die der Unternehmer. So standen im Mittelpunkt des dies­jährigen Kongresses der Trade Unions (Gewerkschaften) die Versuche, zwischen Arbeiterschaft und Unternehmertum an Stelle des Klassenkampfes eine friedliche Zusammenarbeit herbeizuführen: Versuche, die an den Namen des Magnaten der chemischen Industrie, Mond, anknüpfen.

Sowohl im englischen Unternehmertum wie in der Ar­beiterschaft gibt es eine Richtung, die vom Wirtschaftsfcieden nichts wissen will. Die Gewerkschaftler kommunistischer Färbung, unter Führung von A. I. Cook, dem Führer des letzten großen verlorenen Bergarbeiterstreiks, bekämpfen alles, was von der geraden Linie des Klassenkampfes bis zurWeltrevolution" ablenken könnte. Die große Mehr­heit der Gewerkschaftler aber betrachtet die Entwickelung mit Sorge. DieRationalisierung" der Betriebe hat alte Grenzen zwischen den einzelnen Gewerben und zwischen ganzen Industrien niedergelegt. Die alten Trade Unions bauen sich auf der seelischen Verbundenheit der g e - lernten Arbeiter bestimmter Gewerbe oder Industrien auf. Die Rationalisierung aber ersetzt den gelernten Arbei­ter, der sein Gewerbe von Grund aus, aber eben nur sein Gewerbe versteht, durch den Mann an der Maschine, der diese geschickt und geistesgegenwärtig bedient, einerlei, für welches Gewerbe oder in welcher Industrie diese Maschine arbeitet.

Alte Grenzen werden dadurch niedergelegt, und die Trade pnlons fühlen, wie ihre ehedem fest« Organlsaston sich allst zulockern beginnt. Es gibt nun eine Strömung im Unter­nehmertum, die diesen Zustand dahin ausnützen möchte, di» Trade Unionsknock out" zu schlagen, die also von ihrer- beite aus den Klassenkampf bis zum bitteren Ende vor- wärtstreiben möchte. Andere aber und das sind die

Heilbronn. 16. Sepl. Fünf Weinsorten an einem Stock. Eine Sehenswürdigkeit ist der voriges Jahr hier aufgetauchte Hermann Schäfersche Sortenweinstock, wohl der einzige seiner Art in Deutschland, der gegenüber zwei Sor­ten im Vorjahr Heuer fünf Sorten von Trauben zeigt, näm­lich schwarzen Muskateller, Malvesier, Troilinger, Jvrsters- edling und Picolik.

Deinsberg, 16. Sept. Als deutscher Lehrer nach Jerusalem. Am Donnerstag verließ Lehrer Karl Sch äff er seine Heimat, um eine Lehrerstelle für Mathe­matik, Physik und Musik am syrischen Waisenhaus in Je­rusalem anzutreten. Die Verpflichtung geht auf 5 Jahre.

Oehrmgen, 16. Sept. Tot aüfgefunden wurde beim Viadukt der 59 5. alte Jakob Schweikle von Mitklens- weiler OA. Freudenstadk. Der alte Mann, der abends schon in angetrunkenem Zustand bemerkt wurde, hat offen­bar im Freien genächtigt, wobei ihn der Tod ereilte.

Rechberg OA. Gmünd, 15. Sept. Einbruch. In letzter Nacht wurde bei Ochsenwirt Hofele und bei Bäckermeister Zeller eingebrochen und kleinere Geldbeträge sowie Lebens­mittel entwendet. Dem Täter ist man auf der Spur.

Reutlingen. 16. September. Meisterprüfungen. Im Handwerkskammerbezirk Reutlingen haben sich bis jetzt 300 Handwerker zur Meisterprüfung angemeldet.

Heidenheim, 16. Sept. 12 Jugendliche wegen Sachbeschädigung verurteilt. Vor dem Iugend- schSffengericht hatten sich 12 Jugendliche im Alker von 15 bis 16 Jahren, durchweg Lehrlinge von Giengen a. Br., Herbrechtingen, Bolheim und Mergelstetten, die in ver­schiedenen Zügen -er Brenzbahu fortgesetzt Sachbeschädig­ungen im Innern der Eisenbahnwagen verübt hakten, zu verantworten. Das Gericht erkannte auf Geldstrafen zwi­schen 10 und 20 -R. Auch haben die Täter der Reichsbahn Schadenersatz, zu leisten.

ep. Ulm. 16. September. Landestagung der In­neren Mission in Ulm. Die Innere Mission hat in Württemberg einen guten Boden gefunden. So sind z. Zt. cm den Landesverband für Innere Mission rund 180 An­stalten und Verbände mit annähernd 11000 Betten für Pflege der Gesundheits-, Erziehungs- und Wirtschaftsfür­sorge angeschlossen. Jedes Jahr treffen sich die Berufs­arbeiter der Inneren Mission auf einer Landestagung, die dieses Jahr vom 23.21. September in Ulm stattfindet. Die Festpredigt im Münster wird Stadtpfarrer Dr M. Hang-Tübingen halten: namhafte, in der Inneren Mission tätige Führer werden nach ihm sprechen. Am Montag beschäftigt sich die Tagung mit dem Landeswohl­fahrtsgesetz. Referent ist Stadtpfarrer Wüterich-Stutt­gart. Ferner stehen Fragen überFamiliennot und In­nere Mission" zur Debatte, die von Pfarrer Pfisterer »sm Evangelischen Bund eingeleitet werden.

Singen a. h 15. Sept. Das neue Krankenhaus. Das neue am Fuße des Hohentwiel gelegene Krankenhaus »ir'd nunmehr dem Betrieb übergeben werden. Das neue Krankenhaus verfügt über 153 Betten. In 20 Monaten wurde der große stattliche Bau fertiggestellt .

Äus Bayern, 16. Sept. (Der Weichenwärter von Dtnkelscherben. Als am letzten Iulitag das Dinkelscherbener Eisenbahnunglück eine Reihe von Menschen­leben dahinraffte und viele andere auf ein wochenlanges Schmerzenslager warf, da erhob sich eine Stimme der An­klage auch gegen den Weichenwärter Hübler, der durch Pflichtverletzung das entsetzliche Unglück verschuldet habe. Tatsache ist, daß Hübler schwer darunter gelitten hat, daß seine Frau zurzett des Unglücks schwer krank im Kranken­haus lag, und fünf Kinder, von denen das älteste 17 Jahre, das jüngste aber erst X Jahre alt ist, ohne Mutter waren. Run ist die 38 Jahre alte Frau, die zweifellos die Nachricht von der Anschuldigung gegen ihren Mann schwer getroffen und das Fortschreiten der Genesung erschüttert hat, von ihrem Leiden erlöst worden. Hübler selbst wurde zwar vom Weichenstelldienst entfernt, ist aber gegenwärtig bei der Bahnmeisterei Äinkelscherben als Maurer beschäftigt.

Wirtfchaftsfrieden

Mond-Leute" meinen, die englische Industrie als Gan­zes könnte dabei Wunden davontragen, von deren Folgen sie sich nur schwer erholen würde. Sie suchen also die Ver- ständigung mit den Trade Unions in einer Körper­schaft, die von den beiderseitigen Organisationen beschickt wäre, und die in erster Linie in allen Fällen, die bisher Anlaß zum Streik gegeben haben, den schiedlich-friedlichen Ausgleich zu vermitteln hätte.

Diesem Ziel stimmte auch die überwältigende Mehrheit der Trade Unions zu. Der Vorschlag Monds könnte nur also in absehbarer Zeit aus dem Stadium des grünen Tisches ins Stadium praktischer Ausführung eintreten. Es müßte einNationaler I n d u st r i e - R a t" gebildet werden» worin die Arbeiterschaft vertreten wäre durch den General­rat der Trade Unions und das Unternehmertum durch den Bund der britischen Industrien und die Nationale Bereini­gung der Unternehmerorganisationen vorausgesetzt, daß diese beiden großen Körperschaften des Kapitalismus bereit sind, mitzumachen.

Die Gefahr ist nur, daß der Industrie-Rat sich auswüchse zu einem schwerfällig arbeitenden, bureaukratischen Apparat, dem die Streitfragen zwischen Kapital und Arbeit zugescho­ben würden, nicht damit er- sie löse, sondern damit er ihre Lösung auf die lange Bank unfruchtbarer Erwägungen schiebe. Der Industrie-Rat wird den Klassenkampf nur aus­schalten und dem Wirtschaftsfrieden dienen können, wenn er eine handlungsfähige Körperschaft wird. Ein Debattierklub, etwa wie unservorläufiger Reichs­wirtschaftsrat", leider geworden ist, wird in jedem einzelnen Fall, wo er bemüht würde, mutmaßlich mehr Schaden als Nutzen stiften. Schließlich aber kann die Frage, ob es mög­lich wäre, den Klassenkampf auf absehbare Zeit in solch einer Körperschaft zu überwinden, nur durch den prak­tischen Versuch beantwortet werden. Schon deshalb verdient der Leidensweg, den jeder Versuch dieser Art zu gehen hat, bevor er zur Enttäuschung oder zur neuen wirt­schaftlichen Lebensform führt, die allgemeinste Aufmerksam­keit.

Es ist der Weg, an dessen Ende scharfmacherischer Ka­pitalismus und klassenkämpserischer Sozialismus sich selbst durch Erfüllung überwinden, indem sie die übergeordnete, dem Gemeinwohl dienende, alsonationale" Wirt­schaftsform entdecken.

Aus Stadt «>d Land

Nagold. 17. September 1928.

Freundschaft und Liebe bedürfen des Vertrau­ens, des tiefsten und eigentlichsten, aber bei groß­artigen Seelen nie der Vertraulichkeiten.

v. Humboldt.

Dienstnachrichte«

Die Reichsbahndirektion hat den Reichsbahnobersekretär Würth in Heilbronn Süd nach Altensteig als Vorsteher des Bahnhofs versetzt. ^

Ein Abschiedsfonntag

Am 16. September steht im Kalender nur16. Sonn­tag n. Dr.", aber am kommenden Sonntag, den 23. Sep­tember, da heißt es schonHerbstanfang". Langsam haben wir uns bereits mit dem Gedanken vertraut machen müs­sen, daß der Sommer zur Neige geht, die Wärme und die Durchschlagskraft der Sonnenpseile Nachlassen und der ein­ziehende Herbst der strahlenden Kugel eine immer kürzer werdende Bahn vorschreibt. Gestern war so richtig ein Tag des erbitterten Kampfes, an dem die Nachhut des Sommers mit der Vorhut des Herbstes um die Palme des Sieges kämpfte und an dem die Spuren des Kampfes, die huschen­den, raschelnden Blätter, deutlich sichtbar waren. Im übri­gen sind beide Feldherren gute Propagandisten für ihre Sache, der eine führt Wärme und strahlende Sonne, der andere ein prächtig Farbenspiel ins Feld. Wem wollen wir den Sieg gönnen und soll der Kampf bald entschieden sein? Die schönen Stunden locken besonders zum Wan­dern in frischer, würziger Luft und verleiten manchen Städ­ter zu einem Nachurlaub in unseren dunklen, geheimnisvol­len Tannenwäldern. Die Meldungen aus den benachbarten Bade- und Luftkurorten legen dafür Zeugnis ab. So kön­nen z. B. Freudenstadt und Wildbad noch eine ziemlich hohe Vesuchszifter aufweisen. Leider bleiben wir in unserem Nagoldstädtchen davon ziemlich verschont, wenigstens was Kurgäste" anbelangt. Touristen und Durchgangsreisende konnten auch wir gestern eine stattliche Zahl ausweisen. Am Nachmittag wiederholte der ArbeitergesangvereinFroh­sinn" seine Preciosa-Aufführung und er darf wohl mit dem Erfolg zufrieden sein, der von einer achtungsgebietenden und anerkannten Stellung des Vereins im Nagolder Ee- sellschaftsleben zeugt. An Stelle des abgegangenen Diri­genten, Herrn Ober-Lehrer Közle, hatte der neue Dirigent, Herr Haupt-Lehrer S ch m i d h u b e r-Hirsau, mit wohl­tuend berührender Sicherheit die musikalische Leitung des Stückes übernommen. Der Schützenverein Nagold hielt sein Ausscheidungsschießen zum Landesschietzen ab, wobei als höchste Ringzahl bei 9 Schuß, freihändig, 94 Ringe dem Gauleiter übermittelt werden tonnten. Doch nicht nur in Nagold hatten hiesige Vereine zu wirken, sondern auch außerhalb unseren Mauern. Der Eewerbeoereiu war be­reits am Samstag Vormittag zur Haupttagung der Ee- werbevereine nach Heidenheim mit einem Ausflugsauto geeilt und kehrte erst in den späteren Abendstunden zu­rück. Näheres hierüber konnten wir bis zur Stunde noch nicht in Erfahrung bringen.

Arbeiter, hütet euch vor der Fremdenlegion!

Das Landesarbeitsamt Rheinland teilt mit: Seit längerer Zeit schweben Verhandlungen über den Bau einer Tal- sperreinSüdfrankreich durch deutsche Unternehmer und deutsche Arbeiter zu Lasten der Dawes-Entschä- digungen. Ob es zu diesen Arbeiten kommt, steht noch nicht fest, da maßgebende französische Behörden bisher nicht bereit waren, ihre Zustimmung zu erteilen. Die Vorberei­tungen zur Aufnahme der Arbeite« sind getroffen. Insbe­sondere ist auch bereits ein Werbebüro bestellt, das mit Genehmigung des Landesarbeitsamts und im Einvernehmen mit den Arbeitsämtern die erforderlichen Arbeiter anwerben so«. Rur diese Stelle hat die zur Vermittlung deut­scher Arbeiter ins Ausland erforderliche Genehmigung des

Landesarbeiksamts erhalten. Anwerbung von Arbeitskräften nach dem Ausland ohne Mitwirkung der Arbeitsämter ist strafbar. Vor einigen Wochen sind zwe »Bauarbeiter durch einen unbekannt gebliebenen Agenten mit der Behaup­tung von ihrer Baustelle weggeholt worden, sie seien für den Bau der vorhin erwähnten Talsperre in Südfrankreich vorgesehen. Sie müßten sofort abreisen. Ihre Familien würden entsprechend benachrichtigt werden. Die beiden Ar- beiter sind daraufhin, ohne sich von ihren Familien zu ver­abschieden, sofort nach Frankreich abgereisi. Trotzdem in- zwischen vierzehn Tage verstrichen sind, haben ihre Fami- lien keinerlei Nachricht erhalten. Es besteht daher der Verdacht, daß die beiden Leute von Agenten zur fran­zösischen Fremdenlegion verschleppt worden sind.

Das Landesarbeiisamt Rheinland bittet dringend, in ähn­lichen Fällen sofort Anzeige bei de-, nächsten Polizeibehörde zu erstatten.

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Fiinfbronu, 16. Sept. Amtseinsetzung. Letzten Sams tag fand durch den Landrat Bai tinger-Nagold die feierliche Amtseinsetzung des von der Bürgerschaft so einmütig gewählten Schultheißen Schwemmte statt. Dem bisherigen Schultheißen dem Vater des neugewählten Schultheißen, wurde für seine mehr als 30 jährigen treuen und erfolgreichen Dienste von der Ge­meinde das Ehrenbürgerrecht verliehen. Sowohl den beiden Ortsvorstehern, wie der Gemeinde wurden eine Reihe von Glück­wünschen dargebracht: für die Kirchengemeinde Fünfbronn von Pfarrer Rehm-Simmersfeld, von Hauptlehrer Schock Füns- bronn für die Schulgemeinde, von Stadtschultheiß Maier- Nagold für die Ortsvorstehervereinigung, von OberamtsbaL meister K ö b e l e Altensteig für die Körperschaftsbeamten und von Schultheiß Metzger-Simmersfeld für die Nachbarkollegen. Ein gemütliches Beisammensein imAdler" beschloß die schön verlaufene Feier. Auch von uns aus sprechen wir beiden Herren herzliche Glückwünsche aus, stehen mit Hochachtung vor den vollbrachten Taten und Leistungen des einen und sehen hoffnungssreudig auf das noch zu Leistende des andern.

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Dom Reichsheer !

Die Herbstübungen des durch andere Truppenteile (Artil­lerie, Kavallerie, Krastfahr- und Fahrtruppen) verstärkten 13. (württ.) Infanterieregiments begannen am 14. Septbr. in der Gegend von Frommenhausen südwestlich Rot­tenburg. Sie führen dann durch Teile der Oberämter Her­renberg, Horb, Sulz und Oberndorf in die Gegend von Dunningen und Bösingen OA. Rottweil, wo sie am 21. September endigen. Am 22. September kehren die beteiligten Truppen wieder in ihre Standorie zurück. Die Hebungen wer­den von Oberst Schmidt, dem Kommandeur des 13. (württ.) Infanterieregiments und Landeskommandanten in Württem­berg geleitet.

Herrenberg. 15. Sept. Im Manöver. Unsere Soldaten, so schreibt derGäubote", die letzten Donnerstag zum Städtle hinauszogen, haben anstrengende Tage hinter sich. Das Starzel- und Eyachtal spielten eine Rolle bei der Kriegslage. Absicht und Zusammensetzung des Feindes ganz ungeklärt. Da erhält Blau", das 1. und 2. Bataillon Jnf.-Reg. 13, dm Auftrag, die aus Horb und Oberndorf vorgehends rote Kavallerie in der Gegend Tübingen-Rottenburg-Ofterdingen zu stellen und zu- rückzuwersen. Das Regiment ficht im Verband der nach Westen vormarschierenden S. Division. Durch zwei Batterien verstärkt, stieß das Regiment gestern vormittag über Frommenhausen- Mühringen auf Horb zu vor, um der roten Kavallerie in den Rücken zu fallen. Es kam zunächst zu einem Zusammenstoß zwischen der roten Schwadron und den Vortruppen der blauen Partei und dann zu einem Kampf in der Gegend Wachendorf, also zwischen Starzel und Eyach. Der Uebergang über die Starzel wurde unter erschwerten Umständen erzwungen. Um die Mittagsstunden wurde das Gefecht abgebrochen, die Trup­pen bezogen Friedcnsbiwak. Rot lag bei Schloß Hohenmüh- ringen, Blau (dieHerrenberger") bei Nienhaus. Heute früh 3 Uhr begann die allgemeine Kriegslage wieder. Die blauen Patrouillen werden seststelle« müssen, was der Gegner unter­nimmt. Die Brücke bei Jmnau ist gesprengt.

Im Biwak gestern abend herrschte großer Betrieb. Wir waren bei allen drei Bataillonen zu Besuch, um dann bei der 6. Komp., 2. Batl., kurze Zeit zu rasten. Die Lagerfeuer überall auf der Höhe ergaben ein eindrucksvolles Bild. Gesang zitterte von überall her durch die lauen Nachtwinde, in langen Reihen standen die Pferde angekoppelt und mit kräftigem Soldaten­humor gewürzt floß die Unterhaltung im Kreise rund ums Lagerfeuer. Es war wie einst.

Herrenberg, 15. Sept. Autounfall. Heute vormittag 9 Uhr fuhr ein von Stuttgart herkommendes, mit 3 Personen besetztes Auto in der Kurve beim Sägewerk Keck auf den da­selbst befindlichen Telefonmasten auf, welcher vollkommen ab­knickte. Das Auto wurde stark beschädigt. Eine Frau wurde durch Glassplitter im Gesicht verletzt, wogegen die übrigen In­sassen (2 Herren) mit dem Schrecken davonkamen.

Gräfenhausen, 16. Sept. Kindstötung. Durch eine Anzeige beim Landjägerstationskommando kam der VerdcM auf, daß die ledige Anna Hermann, Tochter der Friedrich Hermann, Steinhauers Witwe, sich der Abtreibung schuldig gemacht habe und die Spuren vergraben hätte. Die angesteu- ten Nachforschungen ergaben, daß ein Kind im Garten beim Haus vergraben war. Im Laufe der Vernehmungen machte das Mädchen das Geständnis, daß es das Kind schon vor einiger Zeit lebend zur Welt gebracht habe und dasselbe von ihrer Mutter getötet und im Garten vergraben wurde. Mutier und Tochter wurden verhaftet und an das Amtsgericht em- gelicfert.

Gerichtssaal

Tübingen. 15. Sept. Strafkammer. Fahrlässige, Körp"- erletzung. Schreinermeister Friedrich Groß mann m Uebcrverg )A. Nagold wurde vom Schöffengericht Neuenbürg wegen sayrm,,- er Körperverletzung zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt, lege a Zerufung dagegen ein. In der gestrigen Hauptoerhandlung non atzender Tatbestand sestgestellt werden: Großmann fuhr mit n weisttz. Personenkraftwagen am 28. Febr gegen abend naw Hi » eim, bemerkte aber schon in Unterreichenbach, daß sem Lllyl .rannte: dies fiel ihm sehr auf. da er erst eine Woche zuvor o» lichtanlage an seinem Wagen hatte neu richten lasten. Da e . geworden war, wollte er. da er auf freier Streck- nicht na-hley-n wnnte, an einem Bahnwatthaus halten und Nachsehen, "wv Sforzheim gingen links vor ihm zwei Psorzheimer tzerre« a I Straße. Um mit ihnen nichi in Berührung zu kommen, wm ^ echts überholen und fuhr auf den Gehweg mit 1 Rad. str n .ennüch einen der Herren, es war Bolksschulrettor Schuhm ck . ^ . er zu Boden geriffen wurde und sehr schwere^/mesie m deren Folgen er heute noch krank dEiederttegt, mög ck ich überhaupt nicht mehr davon erholt. Das Urteil der S t

autete: Das Urteil des Schöffengerichts Neuenburg wird daym a^

geändert, daß der Angeklagte zu 2 Monaten T-sangn's u ^ oird, das Urteil von 4 Monaten war zu hart. Immerhin p