Seite 2 Nr. 215

Ragolder TagblattDer Gesellschafter

Donnerstag. 13. September 1328.

Der Panzerkreuzer /V

Aus Stadl und Land

Der Panzerkreuzer ^ der demnächst auf Stapel gelegt werden soll, ist als erstes Schiff einer Reihe von wer oder fünf gleichartigen Schiffen gedacht. Da durch den Ver­sailler Vertrag die Grenzen für die Größe des Schiffs genau gezogen sind, hat man bei der Konstruktion dieses Kriegs­schiffs noch mehr als je bis dahin darauf bedacht sein müs­sen. die zur Verfügung stehende Wasserverdrängung bis aufs äußerste auszunutzen.

So hat man sich denn, nachdem entsprechende Versuche bei den zuletzt fertiggestellten kleinen Kreuzern günstig aus­gelaufen sind, entschlossen, die Verbindung der Platten und Spanten usw. nicht mehr wie früher durch Nieten, sondern lediglich durch Verschweißen herzustellen, ein Ver- fahren, das in diesem Umfang noch bei keinem gro­ßen Fahrzeug zur Anwendung gekommen ist. Daß unter diesen Umständen gegen frühere Verhältnisse außer­ordentlich viel Gewicht gespart wird, liegt auf der Hand, und es steht auch -uf Grund der bisher gemachten Er- fahrungen der Wilhelmshaoener Werft durchaus zu er­warten. daß derartig zusammenaelchweikte Schiffe keinerlei Nachteile gegenüber den genieteten Fahrzeugen in bezug auf Elastizität usw. haben werden.

Beachtenswert ist ferner, daß das neue Panzerschiff nicht wie bisher mit Turbinen ausgestattet, sondern statt dessen mit besonders durchkonstruierten Dieselmotoren aus­gerüstet wird, die sich im Verhältnis'zu ihrem Gewicht durch eine ganz besondere Leistungsfähigkeit auszeichnen werden; die beabsichtigte Geschwindigkeit soll den Panzerkreuzer in die Lage versetzen, sich der Verfolgung bzw. Beschießung

durch ein Linienschiff, das ihm artilleristisch ja überlegen ist, jederzeit zu entziehen.

Andererseits soll eine verhältnismäßig starke Artillerie, sechs 28-Zentimeter-Geschütze in zwei Dril­lingstürmen das Schiff befähigen, jeden Kreuzer der augen­blicklich im Gebrauch befindlichen Typen (6000/8000/10 000 Tonnen) in kurzer Zeit außer Gefecht zu setzen. Gegen die Einwirkung feindlicher Artillerie wird das Schiff durch eine im Verhältnis gegen frühere Fahrzeuge verstärkte horizontale Panzerung (Panzerdeck) sehr stark geschützt werden, während man auf eine vertikale Panze­rung im Hinblick auf die voraussichtlich' außerordentlich großen Schußweiten nicht mehr den Wert legt, wie man es früher getan hat. Daß die Unterwassereintei­lung des Schiffs in wasserdichte Abteilungen den vor dem Krieg gebauten und im Krieg erprobten Schiffen nicht nachstehen wird, dürfte als selbstverständlich vorausgesetzt werden.

Abschließend kann gesagt werden, daß der Panzerkreuzer gegen alle augenblicklich gebräuchliche Typen vorteilhafte Verwendung finden kann: das einzige Schiff, gegen das er ohne weiteres erheblich unterlegen ist, ist der moderne Panzer- oderSchlacht"-Kreuzer, gegen dessen überragende Artillerie (bis zu 40 Zentimeter), starke Panzerung und hohe Geschwindigkeit er unter keinen Umständen aufkom- 4ien kann. Für den gedachten Verwendungszweck: Küsten - schütz in Ost- und Nordsee, Sicherung der Verbindung mit Ostpreußen stellt er jedenfalls auch nach Auffassung englischer Fachkreise eine zweckmäßige Konstruktion dar.

rund 25 Millionen ermäßigt werde. Frankreich, Oesterreich, Holland und die Schweiz wandten sich gegen diesen Antrag mit dem Hinweis auf di«Entwicklung der Tätigkeit der technischen Organisationen" des Völkerbundes, vor allem auf wirtschaftlichem und finanziellen Gebiet.

Manöver der französischen Luftstreikkräfte

Paris, 12. Sept. Am 14. und 15. September werden bei Paris große Manöver der französischen Luftstreitkräfte statt- frnden, an denen 350 Flugzeuge teilnehmen sollen. Der englische Luftfabrtminister wird den Hebungen beiwohnen.

Der französische Skaatshaushaltplan für 1929 schließt mit einem Ueberschuß von 55,6 Millionen Franken ab. Die Ausgaben betragen 45 225 (im Vorjahr 42 445), die Einnahmen 45 280 Milsionen Franken-

Eine Verschwörung in Spanien

Madrid, 12. Sept. Eine Agentur meldet, in Spanien, besonders in Katalonien seien mehrere tausend Personen, darunter einige hundert Soldaten, wegen einer Ver­schwörung gegen die Diktatur verhaftet worden, darunter der Brigadegeneral Lopez Achao in Barcelona, einer der heftigsten Gegner des Generals Primo de Rivera.

Ivetten für Hoover

London, 12. Sept.Daily Telegraph" berichtet aus Neu- york. daß in Wallstreet die Wetten 2^:1 für Hoovers Erfolg bei den Präsidentenwahlen stehen. Der Korrespondent fügt hinzu, daß der Wettmarkt in Wallstreet in den letzten 50 Jahren nur dreimal nicht das richtige Wahlergebnis vor­ausgesehen habe Der demokratische Gegenkandidat ist bekanntlich der Gouverneur von Neuyork-Staat Smith.

Württemberg

Stuttgart, 12. Sept. Die staatlichen Rechnungs­ergebnisse für 1926. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Nachdem vor einigen Tagen die Rechnungs­ergebnisse des Württ. Staatshaushalts für 1926 im Druck erschienen sind, werden die darin nachgewiesenen Zahlen in einigen Zeitungen dazu benützt, um wieder einmal die würkt. Finanzpolitik der letzten Zahre in Grund und Bo­den schlecht zu machen. Zu diesem Zweck wird mit Fett­druck hervorgehoben, daß sich bei der Restverwaltnng für 1926 ein Ueberschuß von rund 31 Mill. RM. ergeben Habs- Es ist daher Anlaß gegeben, festzustellen, daß in den 31 Milk. RM. eine Reihe von Beträgen stecken, die gar nichts mit der Finanzgebarung des Jahrs 1926 zu tun haben, näm­lich: 1. Wie von jeher das Betriebs Kapital der württ. Skaatshauptkasse. Dieses Betriebskapital beläuft sich auf 16 Mill. RM. 2. Weitere rund 5 4 Mill. RM., die langfristige Forderungen des Staats aus früherer Zeit betreffen (in- der Hauptsache eine alte, in das Jahr 1816 zurückgehende Forderung an die Landeswasser- versorgung. 3. Endlich, wie ebenfalls seit Jahrzehnten, eine Summe zweifelhafter Posten in Höhe von rund 1Z Mill. RM., weil sämtliche Steuer- und sonstiaen Einnahmerückstände des württ. Staats in der Restverwal- kung mit ihrem vollen Nennbetrag laufen. Rechnet man diese Posten ab, so bleibt noch ein sog. freies Restvermägen von 8082182 RM. Darüber ist dem Landtag und der Oeffenklichkeit schon im Oktober vorigen Jahrs Nachweis gegeben worden. Der Betrag ist nach den Beschlüsien des vorigen Landtaos dazu verwendet worden, den gewaltigen Abmangel im Staatshaushaltsplan für 1928 herabzumin- dern. der sich sonst auf 15 Mill. . M. belaufen hätte-

Naturschuhtagung. Vom 16. bis 18. Oktober wird im Großen Hörsaal des Neubaus der Technischen Hochschule in Stuttgart, Kanzkeistr. 10, der 3. Lehrgang des Württ. Landesamts für Denkmalpflege abgehalten, der mit ver­schiedenen wissenschaftlichen Ausflügen nach der nahen Um­gebung Stuttgarts verbunden ist.

Autaffuag einer Beamtensredluugsgesetlschaft. Das In­nenministerium und bas Finanzministerium haben die Be­amtenbausparkasse, Heimstättengesellschaft der Deutschen Be­amtenschaft m. b. H. in Berlin-Grunewald, Siedlung Eich­kamp, Buchenweg 3 als Abtretungsstelle für die württ. Lan- desbeamten und für die Beamten der der Aufsicht des Lan­des unterstehenden öffentlich-rechtlichen Körperschaften auf Widerruf zugelassen.

Der »Graf von Brodi". Der ledige 2Hährige Metzger Otto Hehl von Gronau OA. Marbach, wollte .nun auch den Herren spielen und nicht länger Diener sein'. Er trat als .Graf v. Brodi' auf, rühmte sich seines Berlobtseins mit Damen von hohem Stand, was ihn aber nicht abhielt, sich mit Damen weniger hohen Stands zu verloben und ihnen einige tausend Mark Ersparnisse abzuschwindeln. Einen Motorradhändler prellte er um ein Motorrad. In Anerkennung feiner Verdienste schickte das Große Schöf­fengericht den Schwindler auf 2 Jahre ins Zuchthaus, außerdem verhängte es eine Geldstrafe von 600 Mark, bei SMrigem Ehrverlust.

^ Jeuerbach, 12. Sept. Die älteste Einwohnerin F e uerbachs gestorben. Gestern starb hier die älteste Einwohnerin, Frau Magdalene Ursula Killguß geb. Simon. Sie ist geboren am 9. August 1835 in Leipheim, Bez.-Amt Günzburg (Bayern) und war die Witwe des 1896 verstor­benen Fabrikarbeiters Johann Killguß.

Scharnhausen a. F., 12. Sept. Schwerer Unfall. Gestern abend verunglückte der etwa 70jährige Landwirt David Heim sch von Ruit. Er wollte von seinem mit Steinen schwerbeladenen Wagen steigen und blieb am Leit­seil hängen, so daß er vor das Vorderrad siürzke und vor diesem hergeschoben wurde. Eine Frau, die den Anfall be­merkt hakte, sprang rasch herzu und hielt die Pferde an, so daß der hochbetagte Mann aus seiner unglücklichen Lage befreit werden konnte. Der rasch von Ruit herbeigeholke Arzt legke ihm an dem sckweroerlehten Bein den ersten Nokverband an. Er mußte mittels Autos in ein Stuttgarter Krankenhaus verbracht werden.

Elkingen OA. Leonberg, 12. Sept. Zur Ortsvor- ste Herwahl. Gestern abend fand in der Turnhalle eine Wahlerversammlung wegen der bevorstehenden Schult­heißenwahl statt. Bei der Vorabstimmung erhielt der bis­herige Amtsoerwalter Beeb 373, dann Neuhaus 106, Kaim 44 Stimmen. Sie kommen in die engere Wahl. Der als Mitbewerber aufgetretene kommunistische Landtagsabg. Schneck erhielt 11 Stimmen.

AMchhäuschen auf der Plante. Auf dem kürzlich in London veranstalteten Welt-Milch-Kongretz war auch eine Abbildung des vom Württ. Landesverband des deutschen Vereins gegen den Alkoholismus aus der Planie in Stuttgart errichteten Milchhäuschens ausgestellt. Wie in zwischen dem Württ. Landesausschuß zur Förderung des Milchoerbrauchs mitgeteilt wurde, hat das Milchhäuschen in der Ausstellung allgemein Beifall gefunden. Üebrigens erfreut sich diese Milchausschankgelegenheit in Stuttgart eines wachsenden Zuspruchs.

Krauchenwies i. Hohenz.. 12. Sept. Gemeinde­skandal. Bürgermeister Heppeler hat für die Ge­meinde bei der Bank 500 Mark abgehoben, die nach seinen eidlichen Aussagen der Polizeidiener des Orts erhielt, um sie zum Gemeinderechner Boos zu bringen. Der Potizei- diener sagt gleichfalls unter Eid aus, daß er das Geld er­halten und weitergegeben habe. Der Gemeinderechner Boos seinerseits aber bekundet unter Eid daß er kein Geld er­halten habe.

Ulm. 12 Sept. 4. Landesschweineschau mit Versteigerung. Die Württ. Landwirtschaft-kammer veranstaltet vom 22.24. September in Ulm a. D. die 4. Landesschweineschau des weihen, veredelten Landschweins. Zur Ausstellung gelangen etwa 120 Eber und Sauen. Am Sonntag, den 23. Sept-, nachmittags 2 Uhr, ist eine öffent­liche Schweinezüchterversammlung mit Lichtbildervortrag von Universitätsprofessor Dr. S ch m i d t - Göttingen über Zeitgemäße Schweinezucht und -Haltung unter besonderer Berücksichtigung der Anforderungen des Markts" vor­gesehen. Am Montag, 24. Sept. findet vor vorm. 10 Uhr ab eine Versteigerung statt, bei der Eber- und Zuchtsauen der weihen, veredelten Landschweinrasse aus den ersten Zuchten des Lands zur Versteigerung gelangen.

Diberach, 12. Sept. Inbetriebnahme des SA.» Amtes. Das Biberacher Selbstanschlußamt wird in der Nacht aus 30. September 1928 in Betrieb genommen werden.

Kaltenberg OA. Tettnang, 12. Sept. 40jährige Jubiläumsfeier des Präsidenten Adorno- Kaltenberg. Der Präsident der Württ. Landwirt­schaftskammer, Adorno, konnte am 9. September auf eine 40jährige Berufstätigkeit als Landwirt zurückblicken. Dieses 40jährige Jubiläum wurde für Präsident Adorno ein besonderer Ehrentag, dem eine Reihe von Festgästen beiwohnten. Hunderte von Glückwunschschreiben und Tele­grammen waren eingelaufen. Hervorgehoben seien die Glückwunschschreiben des Deutschen Landwirtschaftsrats und der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft und der Handels­kammer Ravensburg.

Buttenhausen OA. Münsingen. 12. Sept. Selbst­mord des Schultheißen. Am Dienstag morgen hat sich der 61 I. a. Schultheiß Jakob Grät er durch einen Revoloerschuß getötet. Wie die Rundschau von der Alb hört, sollte gestern durchs Qberamt eine Überprüfung statt- findeu.

Oelkofen OA. Saulgau, 12. Sept. Eigenartiger Unfall. Ein Arbeiter glitt beim Strohheben aus und kam mit seiner Gabel dem Transmissionsriemen zu nahe. Hierbei wurde die Gabel erfaßt, herumgewirbelt, in zwei Stücke zerbrochen und fvrtgeschleudert. Das eine Stück traf den Landwirt Oswald Lacher mit solcher Wucht an den Hinterkopf, daß er eine bedeutende Verletzung davontrug und längere Zeit bewußtlos war.

Nagoro, weptemver 1928.

Häuslichkeit! Du schöner Abendstern! Du flini meist nicht eher, bis die brennende Jugendsonne im Meere der Leidenschaften erlöschte. Da»» scheinst du lieblich in jede Hütte, wo zwei gute Menschen wohnen, und wenn du unteraebkt wehe! dann ist es Nacht! Kotzebue

Einbruch

In der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch wurde in die Büroräume des Güterschuppens eingebrochen Der Täter drückte ein Oberlichtfenster ein und stieg mit Hilfe einer Leiter in das Innere. Seine Hoffnung auf Geld ging nicht in Erfüllung, denn, obwohl er beim Güter­beförderer Heß und in den amtlichen Räumen die Behälter aufbrach, fielen ihm nur 45 Mark in die Hände. Außer­dem hieß er noch einige Kleidungsstücke mitgehen. Vis jetzt ist man über die Person des Einbrechers noch im Un­klaren. Heute Nacht wurde im hiesigen Amtsgericht ein Fenster zerstört. Hierhinter ist wohl lediglich eine Büberei zu vermuten.

Eine neue 45 Pfennig-Briefmarke. Auf Anregung aus Wirtschastskreisen hat die Reichspost eine Freimarke für 45 Pfennig drucken lasten, die bereits bei den Postämtern aus­gegeben worden ist. Die Marke ist vor allem für die Fr«, machung von Einschreibebriefen in Deutschland bestimmt.

Haiterbach, 12. Sept. Abturne». Kinderfest. Das Ab­turnen des Turnvereins am Sonntag-Nachmittag hatte zahlreiche Gäste aus nah und fern angelockt. Um zwei Uhr setzte sich der stattliche Festzug, an dem sich die Vereine aus Altensteig, Altheim, Ebhausen, Pfalzgrafenweiler, Hochdorf, Horb, Rohrdorf, Salzstetten und llntertalheim beteiligten, in Bewegung. Auf demBuß" angelangt, eröffneten die Freiübungen der Turnvereine den Reigen der Vorführun­gen. Es folgten treffliche Leistungen an Reck und Barren, wobei wiederum der deutsche Sieger beim Luzerner Turn­fest, Franz Huck aus Sindelfingen, mitwirkte. Auch der Reigen der TurnerinnenRosestock, Holderblüt", sowie die volkstümlichen Uebungen und das Kürturnen gaben dem Verein das beste Zeugnis. Abends 8 Uhr trafen sich die Vereine beim Bankett in der Turnhalle, die in ihrem statt­lichen Gewand allgemeine Bewunderung erregte. Bei Reigenaufführung und Theaterstück nahm der Abend einen äußerst harmonischen Verlauf.

Der Montag brachte den Kindern ihr langersehntes Fest. Bangen Herzens schauten sie am Vormittag zu den drohenden Wolken am Himmel und manch einer prophei- zeite nichts Gutes. Aber es hielt, prächtig sogar. Unter den Klängen der Musikkapelle bewegte sich der Festzug, in einer bis ins einzelne feinsinnig durchdachten Aufmachung, durch die Straßen der Stadt. Was gäbe es da alles zu sehen u. zu lachen!. Voraus zwei stolze Germanen auf hohem Roh; ihnen folgten in friedlicher Harmonie der wildbärtige Riefe mit dem schmächtig» Zwerg (dargestellt von dem größten und kleinsten Schüler). Alle Klaffen waren gleichmäßig be­müht, etwas Schönes zu bieten; und so zogen sie denn vor­bei all die schönen buntfarbigen Bilder auf Wagten und zu Fuß. Da sah man zwischen den blumenbekränzten Mäd­chen, von Pferden gezogen und in schmucken Gewändern dargestellt, all die bekannten Märchen wie Schneewittchen, Dornröschen. Hansel und Eretel, Rotkäppchen u. a., eines schöner als das andere; selbst ein Wagen mit den schönsten lebenden Sommerblumen fehlte nicht. Und dazwischen spa­zierten die Kleinen mit den Puppenwägelchen, geführt von der Pflegerin. Erhobenen Hauptes schreitet der kleine Gerne­groß, der selbst vor dem Kaminfeger keine Furcht bezeugt. Unaufhörlich tanzt der Bär von seinem Treiber aufgemun­tert. Feierlich geht ein Hochzeitszug und dahinter (oder gar voraus) schon die Taufgesellschaft. Und kommt da nicht ein Wagen des Zirkus SarasaniVölker- und Raubtier- schau"; wahrhaftig ein Krokodil schnappt nach demwasch­echten" Neger im Wollhaar, dahinter mit erhobenem Rüffel der Elefant; behaglich rauchend der Chinese in Glatze und Wollkopf; wild fauchend zeigt der Kater sein Tatzen, wenig vertrauenerweckend gebärden sich auch die übrigen Wild­tiere; furchtlos in der Ecke hockt vor seinem Zelt der India­nerhäuptling.Lustig ists Zigeunerleben", ertönt es aus derfahrbaren Heimat". Bald darauf kommen die Blumen­mädchen mit den hübschen Körbchen. Den Schluß des impo­santen Zuges bilden die sieben Schwaben, die unermüdlich vor Schreck über den Haufen purzeln, sobald der Hase sein Mule" macht, und damit geizt er nicht, weiß er doch, daß er damit allen Zuschauern wahre Lachsalven entlockt. Auf dem Festplatz hatte sich bereits der größte Teil der Einwoh­nerschaft eingefunden. Nach Schülerchören, Ansprache und humoristischen Eedichtvorträgen gelangte das Märchenspiel Der gestiefelte Kater" zur Aufführung. Die sich anschlies­sende Vesperpause, die jedem Kinde die übliche Wurst mit Bretzeln bescherte, stärkte zu den folgenden Wettspielen. Klettern. Reigenspiele, Sackhopsen, Eiertragen, Wettlaus u. a. boten reiche Abwechslung. An Auszeichnungen fehlte es nicht, waren doch die Preise, die beim letzten Fest in der Inflationszeit mehrere Millionen Mark verschlungen hat­ten, heute im Preis wesentlich gesunken. Und mit zum Schönsten gehörte, daß sich die Alten so recht mit den Jun­gen freuten; das zeigten neben Worten die allseits ver­gnügten Mienen. Viel zu rasch kam die Dämmerung, die zum Sammeln nötigte. Stadtschulth. Bernhardt richtete noch herzliche Worte des Dankes und der Anerkennung cm die Lehrerschaft. Abermals ertönte die Musik und die fröh­liche Kinderschar zog zum Marktplatz, wo ihr Fest mit dem LiedNun danket alle Gott" einen würdigen Abschluß fand.

Alteusteig, 12. Sept. Gemeinderatsfitzung vom S. Sept. Nachdem die Gehälter der städt. Hauptberuf!. Beamten neu festgesetzt sind, werden heute die Bezüge der Angestellten enr- sprechend erhöht. Bei der Versteigerung der Feldgruao- stücke des Bäckers Wolf wurde ein 38 u großer Acker rm großen Turmfeld um 810 oL4! für die Stadtgemeinde gesmgerk- Es wird mit 2:11 Stimmen beschlossen, das Grundstück um den Preis nicht zu übernehmen. Anschließend hieran wtro der Voranschlag des Gemeindehaushattes skr das Recy-

«nugsjahr IVA beraten. Die Gesamteinnahmen betragen 418300 ^4! und die Ausgaben 516800 Kk, der Abmanger somit 98500 oLlll, welcher gedeckt wird durch: 12000 Restmittel, 5000 oT-e Biersteuer und den Ertrag der Gememoe- umlage. Bei der Abstimmung ergaben sich 6 Stinnmen r die Erhebung einer 18°/,igen und 7 Stimmen für 28 °/« « meindeumlage. Ungedeckt bleiben etwa it 500 oL6; es 1 versucht werden, einen Beitrag aus dem Ausgleichsstock, z« Lehrergehältern und einen Straßenunterhaltungsbertrag Z" . kommen. 1927 wurde eine Umlage von 21 «/. erhoben. Na^- stehend folgen die bedeutendste« Zahle« aus de« Voranschlag-